Donnerstag, August 10, 2006

"...Do it, Gens!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 4. Regie Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany Lithuania 2004-2006

"...Do it, Gens!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 4. Regie Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany Lithuania 2004-2006


Audio.mp3 (Sprecher: ignazwrobel)

<-<-zurück zu Teil 3

Do it, Gens!

Der voll besetzte Theatersaal.

Der Vorhang geht auf.

Mitten auf der Bühne vor dem Chor steht Kittel im grauen Wehrmacht-Offiziersmantel; Stiefel, Schirmmütze, Koppel, die rotweissschwarze Armbinde mit dem Hakenkreuz am Oberarm.

In der Hand hält er ein Feldherrnstöckchen oder einen Dirigentenstab.

Gens in der ersten Publikumsreihe erschrickt, wirft Dessler neben sich einen fragenden Blick zu. Dessler zuckt die Schultern, schüttelt den Kopf. Er weiss nicht, was das bedeutet.

Kittel:

Gens, your people complain that the theatre is not good enough. Let´s give them the real thing.
Come to the stage!

Kittel fordert Gens mit einer Bewegung des Dirigentenstabes auf, näher zu kommen.
Gens zögert, geht dann los, ein schneller Blick fragt schweigend seine Leute neben sich ... keine Reaktion....

Jetzt steht er am Bühnenrand.

Vordergründig ist sein Gesichtsausdruck, seine Miene, noch gefasst. Besorgtheit und angstvolle Anspannung kriechen aus den Schattenbereichen des Gesichts zusehends in die Augen, die Wangen, erfassen die Brauen.

Schnitt.

Wir blicken über Gens´ Schulter auf die Bühne.

Kittel markiert den Märchenerzähler:

Once upon a time a man and a women got married and they had one child.
Have they increased their race?

Schnitt ins Publikum, die Menschen sehen sich fragend an.

->Bild

Das kleine Mädchen mit dem Stoffbären meldet sich, sie hebt den Arm wie in der Schule.

Kittel dreht sich zu ihr hin, ein gütiger Lehrer. Yesson?

Die Kleine: No, they haven´t incleased. (increased)

Come here!

Die Kleine kommt willig und brav zu Kittel hin, der jetzt wie ein guter Onkel zwischen Knabe und Kind steht und beiden die Hände auf die Schultern legt.

Excellent! Kittel ist warmherzig, fröhlich.

Er nimmt seine Rolle als Erzähler wieder auf

A few years later they had a second child. Have they..

Schnitt auf auf Gens.

..increased? Gens´ Augen weiten sich, er scheint plötzlich erschrocken, dann lässt den Kopf sinken.

Wir verstehen, das ist der Moment, in dem er begreift, was Kittel vorhat. Im nächsten Moment fasst er sich, bereit für Argumentation. Er blickt wieder hoch, auf Kittels böses Spiel, angeekelt, widerwillig.

Kittel Have they finally increased their race?

Kittel dreht sich zum Chor. Dort meldet sich ein etwa zwölfjähriger Junge. Kittel nimmt die Wortmeldung an:

You there?

Der Junge: Two parents, two children. They have not increased.

Come here. Ok. Jetzt hat Kittel drei Kinder um sich geschart.

And now. Three children.

Wieder wendet er sich nach dem Chor um. Ein Mädchen meldet sich:

They have increased.

Kittel Right.

Schnitt auf Gens, er blickt noch immer hoch zu Bühne.

Gens´ Blick ist jetzt entschlossen, fest, als hätte er den Willen einzuschreiten, er steht unruhig, in Startposition. Er scheint zu glauben, dass er gegen dieses Spiel noch irgendetwas ausrichten kann.

Schnitt. Die Bühne.

Das Mädchen kommt aus der Chorreihe herab zu Kittel.

Der pädagogische Aufbau der Lektion, die Kittel vorführt, ist lehrbuchreif.

That´s true, children. They have.. increased.

Kittel kommt mit den Kindern zum Bühnenrand, wendet sich an Gens.
Now, we have a problem, Gens.

If the Führer ordered to stop propagation of the race, than the third child is.....ahhmm..

Kittel dreht sich pseudo-nachdenklich zur Seite..

Jetzt ist der Moment gekommen. Gens versucht es.

Das Mittel der Sprache muss Kittel beeinflussen, Gens will reden, Kittel wegreden von seinem Plan.

Er steht direkt unter dem Diktator, seine Augen auf Kniehöhe des Herrn über Leben und Tod.
Mister Kittel!.. To be....

Weiter kommt er nicht. Kittel fällt ihm ins Wort.

..or not to be! That´s the question!.. that´s right!

Ergänzt Kittel sarkastisch mit der ersten Zeile des shakespear´schen Hamlet-Monologes Gens´ begonnenen Satz.

Gens´ reagiert mit einem gequälten Lächeln.Sein kurzer Blick zur Seite sagt uns, er hält das, was hier vorgeführt wird, für ganz und gar irrsinning, inakzeptabel. Gleichzeitig entrutscht ihm mit diesem Blick zur Seite ein körpersprachlicher Ausdruck, der uns deutlich mitteilt, dass er Kittel am liebsten ohrfeigen möchte.

Kittel

Well, now let´s get on with it. The selection of the third child.

Kittel ist bester Laune. Er lächelt, lacht.

One father, one mother, one child - and two.

The third is......ahmmm..

Nachdenken.... gespieltes Bedauern von Kittel..

Pause, damit seine Strategie im Publikum ganz zur Wirkung kommen kann.

Dann schnippt Kittel die Finger.

Schergen rennen auf die Bühne und packen Kinder. Die Ergriffenen schreien gellend auf. Die anderen bleiben unbeweglich an ihren Plätzen stehen.

Schnitt.

Blick ins Publikum.

Frauen schlagen die Hände vor´s Gesicht. Unruhe. Füße trampeln. Wir sehen es nicht, aber scheinbar versuchen Menschen, das Theater zu verlassen. Gens wirkt entsetzt, starr. Das Schreien der Kinder wird leiser. Sie sind draussen.

Kittel tritt vor Gens, steht hoch über ihm. Er hält ihm den Dirigentenstab hin, Gens soll ihn nehmen.

Gens steht unbeweglich, starrt geradeaus. Jetzt hebt er langsam den Kopf.

Wir sehen, er kann nicht glauben, was ihm angetragen wird. Sein Zögern ist ein letztes Aufzucken der Weigerung, das tödlich Ekelhafte mitzumachen, das Mörderspiel mitzuspielen. Vergeblich. Mit dem Dirigentenstab muss er die Direktion dieser Aktion übernehmen.

Kittel:

Do it, Gens!

Gens nimmt endlich den Stab. Sein Blick huscht weg. Hierhin, dorthin. Nein. Kein Ausweg. Er erstarrt, sieht mehr und mehr aus, als fühle er sich auf einem eisernen Stab gepfählt.


Die Kamera steht jetzt hinter ihm. Wir blicken über seine Schulter mit ihm zusammen auf das kleine Mädchen mit dem Bären. Es steht im Profil, es weiss nichts.

Gens weiss, dass er sie töten lassen muss, dass er ihr Mörder sein wird.

Audio.mp3

2004-2006 Heino Ferch - Jakob Gens, Sebastian Hülk - Kittel, Erika Maroszan - Die Sängerin Haya, Jörk Lamprecht - Dessler, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, die ganz exzellente Musik(dramaturige), die sehr viel zur eindrucksvollen Wirkung des Films beiträgt, ist von: Anatolijus Senderovas.



(Kommentar zum Hamlet-Monolog: In m.E. drei Projekten Ferch´s werden Aspekte des Monologes thematisiert: 1. "Spiel um Dein Leben", Schluss-Szene (Aspekt: ..verschmäh´ter Liebe Pein das Herzweh und die Tausend Stöße ende.., 2. "Julius Caesar", Kerkerszene, Aspekt: Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel, Des Mächt´gen Druck, (...) des Rechtes Aufschub,..." 3. Ghetto: Aspekt: Denn wer ertrüg Des Mächt´gen Druck, des Stolzen Misshandlungen, des Rechtes Aufschub, Den Übermut der Ämter und die Schmach, Die Unwert schweigenden Verdienst erweist...")

Editorial zum 70.000 Visit

Editorial zum 70.000 Visit

von: ignazwrobel

Hallo, ihr Lieben!
Hören statt Lesen - Radio Comic statt Written Comic. Projekte wachsen, neue Features, neue Versionen.... Unser Redaktionsteam ist seit 2006 unter die Podcaster gegangen.
...und?
Gibts dafür denn überhaupt Publikum? "Film sehn", wie unser Müller aus Angst vor RotGelbBlau sagt, ist doch viel schöner! Aber: Hören malt Bilder im Kopf - Kino für die Ohren.
und was hört ihr besonders gern?
Statistik, Statistik wieder mal Statistik zum Siebzigtausendsten.

Gäähhn.

Ja, muss auch sein - immer mal wieder. Is´ doch ganz interessant, meint Frau Dito. Das glauben wir ihr, sie wandelt den Buchstabensalat, den Grauwert, die Buchstabenwüstenei ja um in

Kino für die Ohren.


Hier also die Podcasting- Top Ten.

Welches Podcast hat das größte Echo gefunden?

….es ist ..

…es ist….

Straight Shooter Szene auf dem Krankenhausflur. Der Vater, der sein totes Kind beweint.
Sterben heißt - sich trennen müssen.

Straight Shooter wurde in allen Monaten am häufigsten abgerufen. Keine leichte Kost. Our audience seems to be able to deal with mess. Audio.wma

Gefolgt von einer zweiten Großen Trennungsszene.


Der Mann, der seine Frau, sein Leben, verliert:
Marlene und Carl von Seidlitz.

…und Liebe hegt und Liebe trägt
… solang ihm noch ein ander´ Herz
…in Liebe warm entgegenschlägt. Audio.mp3
Beide Szenen sind mir auch nach einem Jahr Weblogging und Podcasting noch immer wie glühende Eisen.

Platz 3
Auf Platz drei eine der ganz ruhigen Szenen mit einem zarten Timbre, dem zarten Timbre ehelicher Vertrautheit. Todfeinde - Mortal Friends. Max Klausmann kommt von der Nachtschicht und sieht nach seiner schlafenden Frau. Ich liebe diese Szene auch sehr. Sie hat ein wunderbares Timing, eine implizite Zärtlichkeit. (Und die Vortragende hat es ausnahmsweise einmal geschafft, nicht mit viel zu kurzen Sprechpausen durch die Szene zu preschen. ) Audio.mp3

Platz 4
..hätte ich nie gedacht: Ganz was anderes: Tanz. Tango. Auch hier geht´s um Timing.. und um Eleganz, Ästhetik, Gleichklang. Roman und Mary in Comedian Harmonists. Sehr beliebt, wird sehr häufig abgerufen. Audio.mp3

Platz 5
Wieder ein thematischer Ruck:

Lucie Aubrac. Ein Mann prügelt, unmenschlich, sadistisch, in hilfloser Wut. Klaus Barbie prügelt Raymond Aubrac. Audio.wma

Platz 6
Gaius Julius Caesar im Dialog mit dem Arvernerfürsten Vercingetorix:

???Du glaubst,wir sind uns ähnlich, nicht wahr?
Deswegen quält es Dich , mich sterben zu sehen….“

Die Kerkerszene aus: Julius Caesar Audio.mp3

Platz 7
Mord am Meer Anton Glauberg und Paula Reinhardt in der Kneipe und danach auf der Straße. Das Oszillieren von Nähe und Distanz, das Aneinander-Vorbeidriften von Pragmatismus und Emotion, von Verschlossenheit und ganz leisem, ganz verstecktem Sich-Öffnen.

???Die Hand des Mannes … wie eine Blüte.“

Ich hör´s mir auch ganz gern immer mal wieder an. Paula ist so schön besoffen. Audio.wma


Platz 8
Wieder ein gefährlicher, ein unberechenbarer Charakter: Marc Bittner. Der Schutzengel Teil 1. Macht und Unterwerfung. Ein intellektuelles Kräftemessen zwischen Arzt und Patient, reaktionsschnell und fintenreich wie ein Florettkampf. Audio.wma

Platz 9
Es geschah am helllichten Tag. Verhörszene.
Empathie - und Grausamkeit, die aus Empathiemangel entsteht.
Homo homini lupus. Audio. wma

Platz 10
Buddies-Leben auf der Überholspur. Loader Weber. Ein cooler Hecht ..so cool, so ultra-cool, da gefriert sogar sein … zu einem glitzernden Bogen aus limettengelbem Wassereis. Audio.wma


(Ab hier das Editorial auch mit Ton: Audio.mp3)

So long, amici, neighbours, filmschaffende Mitleser & friends!

Bleibt uns treu, ihr Lieben.

Große Themen warten, Freundschaft ???Auf immer und ewig…“ und Leidenschaft für eine Sache, einen großen Lebenstraum: ???Schliemann – a love for Troy“, zum Beispiel…

Bis zum 90.000 sten!

Euer Redaktionsteam

Foto

v.l.n.r.: Frau Wrobel, unser strenges Überich (in Pfadfinder-Uniformblau), Frau Ignaz, unser libidinöser Querschläger (zu den Kindern: schaut mal, ich kann auf dem Balken laufen! Kinder: das machen wir schon immer!)Frau Dito gefühlstief, romantisch und mit dem nötigen Ernst bei der Sache (in gräflichem Jägergrün , hehe)und ich. (es gibt auch vereinzelt Fotos von mir, auf denen ich NICHT esse) Ich ???halt den Mund und male“ ..wie man bereits dem Kinde riet, - vor vierzig Jahren. (Na ja, NACH dem Essen isauchnochZeit…)

"...schön, daß ihr uns mal besuchen kommt!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2B in: Das Baby der schwangeren Toten. 1993-1994



"...schön, daß ihr uns mal besuchen kommt!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2B in: Das Baby der schwangeren Toten. Buch und Regie Wolfgang Mühlbauer, Bavaria Film für RTL 1993-1994

Die Geschichte knüpft an eine tatsächlich stattgefundene Begebenheit an, das "Erlanger Baby" von 1991->

teaser
Bildquelle und alle Bildrechte bei Bavaria Filmproduktionsgesellschaft für RTL

<-<- zurück zu Teil 2A

Hören statt Lesen - Radio Comic statt Written Comic: Audio.mp3

Die Szene

Close up auf zwei Hände, aufgelegt auf den Bettrand. Die Arme stecken im blauen sterilen Kittel. Es sind Michas Hände.

Er drückt mit regelmäßigen langsamen Bewegungen einen blauen Beatmungballon zusammen, dessen Luft über den Tubus in Marinas Lungen gepreßt wird.

Micha beatmet Marinas Leib. Indirekt beatmet er damit auch sein Baby im Mutterleib. Aus seinen Händen kommt der Lebensatem für sein Kind, für den Körper seiner Freundin.

Eigentlich eine völlig unmögliche Extremsituation, die dem unvorbereiteten Beobachter die Schweißperlen auf die Stirn treiben könnte.

Hier im Krankenhaus ist das temporäre Beatmen des Komapatienten durch einen Angehörigen nicht viel mehr oder weniger als eine Methode, den Angehörigen mit einzubeziehen.

Wir hören das regelmäßige Piepsen des Pulszählers. Marinas Herzschlagfrequenz. Sie ist o.k.
Die Kamera fährt zurück.

Amerikanische.

Wir bekommen immer mehr zu sehen, Marinas Kopf und Körper, das Bett, Michas Gesicht. Er wirkt ein wenig traurig und ängstlich, aber auch konzentriert. Er will alles richtig machen.

Schwester Susanne, die ältere Schwester, tritt neben Micha und überprüft, ob er es gut macht.

Sr. Susanne Richtig, das gefällt ihr. Sie merkt, daß es von Ihnen kommt und nicht von einer Maschine.

Ein Blick auf den selbstgemalten Baby-Adventskalender an der Wand zeigt uns: noch zwei Wochen bis zum Geburtstermin.

Wir befinden uns auf einer Intensivstation, das heißt, das Zimmer ist mit Überwachungstechnik vollgestopft.
Am Kopf des Bettes ist mittlerweile ein kleiner Fleck Privatheit eingeflossen: eine Stoffgiraffe. Sie äugt über den Bettrand auf Marina herab.

Schnitt.

Blick zur Tür.

Von dort treten zwei Leute in blauen sterilen Kitteln näher.Ängstlich, steif.
Es ist das Nachbar-Ehepaar.
Die Frau hält ein Geschenk in der Hand.

Schwester Susanne nimmt die beiden in Empfang.

Die Zwei blicken geschockt, mit offenen Mündern auf das Bild, das sich ihnen bietet.

Da sitzt mitten zwischen Apparaten am Bette einer scheinbar schlafenden Frau ihr Nachbar Micha und – BEATMET die Schlafende.

Schwester Susanne bemerkt das Entsetzen der Beiden, sieht zu Micha hin und erkennt selbst die Situation für einen Moment mit den Augen der geschockten Besucher.


Die Nachbarin ängstlich zu Sr. Susanne. Dürfen wir?

Sr. Susanne bittet mit einer einladenden Geste, näher zu treten.

Komm´ Sie nur rein! und geht aus dem Raum.

Die Nachbarn schleichen geradezu näher. Micha blickt auf und lächelt beide an.

Hallo Helga, hallo Paul! Schön, daß ihr uns mal besuchen kommt!

Während er spricht, beatmet er weiter, bleibt sitzen. Er gibt sein Lächeln an die scheinbar schlafende Marina weiter.

Die Nachbarn sind so verängstigt, daß sie sich beim Näherkommen an der Hand festhalten wie Hänsel und Gretel im finstern Wald.

Michaels Lächeln soll Normalität signalisieren.

Er selbst ist seit Monaten in dieser Umgebung, für ihn ist sie eine Art zu Hause geworden.

Durch den geschockten Blick der Nachbarn werden wir mit Wucht wieder an das äußerst Extreme dieser Situation erinnert.

Die Nachbarin bemüht sich, Michas Versuch, Normalität zu signalisieren, aufzunehmen. Sie sagt, zwar etwas atemlos:

Sie sieht ja prima aus! Zu ihrem Mann: Ich hab´ mir das ganz anders vorgestellt.

Paul Sie sieht ja ganz lebendig aus, gar nicht, als wenn sie tot wär´. Sind die Ärzte da ganz sicher ?

Micha blickt, während er weiter pumpt, voller Missbilligung kurz zu Paul und dann wieder zu seiner Verlobten.

Ich weiß es nich... sagt er Jeder sagt einem was andres.

Langsam nehmen wir und auch alle im Raum Anwesenden neben dem Herzfrequenzpiepsen ein zweites Geräusch wahr.

Es klingt wie eine kleine eilige Uhr, deren Tictac durch ein Micro verstärkt wird.

Paul entdeckt den dazu gehörenden Monitor, beugt sich vor.

Das ist doch der Herzschlag von Eurem Baby!

Micha lächelt wieder: Theoretisch könnte es jetzt schon leben.

Helga Ja, das hamse bei mir auch gemacht - -s´hört sich an wie bei eim´ klein´ Vogel!

Wir sehen noch ein paar Augenblicke Micha, er beobachtet den Brustkorb und Marinas Gesicht im Wechsel, will sehen, ob seine Atemspende Wirkung zeigt. Er scheint froh. Seine Angst hat sich verwandelt. Zurecht.

Sein Kind ist jetzt auch dann überlebensfähig, wenn die Lebensfunktionen von Marinas Körper zusammenbrechen würden. Eine Kaiserschnitt-Frühgeburt wäre jetzt machbar.


---

1993/94 Heino Ferch – Michael Brauer, Anna Utzerath - Marina Ley , Rosel Zech - Betty Ley, Marinas Mutter , Schwester Susanne - Angelika Bender, Professor Stuck - Hans Zischler , Dr. Baumann - Udo Wachtveitl, Frau Professor Sutter - Eva Kryll

"..das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen, das mir je untergekommen ist !!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2A in: Das Baby der sch


"..das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen, das mir je untergekommen ist !!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2A in: Das Baby der schwangeren Toten. Buch und Regie Wolfgang Mühlbauer, Bavaria Film für RTL 1993-1994





Bildquelle und alle Bildrechte bei Bavaria Filmproduktionsgesellschaft für RTL



Vor der Szene

„Da lag ein großes weißes Schiff mit drei Masten. Ein einziges Segel nur war aufgezogen, denn es rührte sich kein Lüftchen und ringsumher im Takelwerk und auf den Rahen saßen Matrosen.
Musik und Gesang ertönte und als der Abend dunkler ward, wurden hunderte von Laternen angezündet, die sahen aus, als ob aller Nationen Flaggen in der Luft wehten.

Die kleine Seejungfrau schwamm gerade bis zum Kajütenfenster hin, und als sie die Kette berührte, die das Schiff mit dem Kai verband, mußte sie an all die frohen Menschen denken, die dort droben im Kapitänssalon just in diesem Augenblick....“

Das Krankenzimmer.
Michael sitzt am Bett seiner Verlobten, ein aufgeschlagenes Buch liegt auf Marinas Beinen, Micha hat seine Hand auf den schwangeren Bauch gelegt.

Er liest vor. Hans-Christian Andersen. Er liest seinem ungeborenen Kind vor.
Warum?

Dazu noch einmal Dr. Sutter:

Das Embryo nimmt Anteil am Leben der Mutter. Er hört ihre Stimme, reagiert auf ihre Gefühle, nimmt das Leben um sich herum sehr genau wahr. All das fehlt unserem Baby.
Es besteht die Gefahr, daß unser Embryo in einer Leere aufwächst. Ohne die notwendigen emotionalen Impulse und sensorischen Orientierungen.
Wir müssen alles tun, um die Situation für das Embryo so normal wie möglich zu gestalten.
Da müssen Stimmen sein, Musik, Geräusche, der Embryo muß Zuwendung erfahren. Er muß spüren, daß sie ihn gern haben - noch bevor er geboren ist.

Micha kümmert sich darum, er spielt im Krankenhauszimmer Tonbänder von Alltagsgeräuschen und von Musik, lässt das Kind seine Stimme hören.

Die zwanzigste Schwangerschaftswoche ist erreicht.

Micha ´s Leben konzentiert sich seit Wochen auf das Krankenzimmer. Er arbeitet nicht mehr.

Kommt er nach Hause, wird er Tag und Nacht von Sensationsreportern bedrängt.
Sie warten vor der Tür, springen Micha an wie Hyänen, wenn er parkt und ins Haus geht. Sie lauern im Garten und schießen Blitzlichtaufnahmen in die Wohnräume hinein.

Die Journaille nutzt die Sache für Sensationsberichterstattung, um zu polarisieren. Es kommt zu Demonstrationen vor dem Krankenhaus. Professor Stuck, der verantwortliche Arzt, wird als Drittes Reich – Experimentator beschimpft.

Vierundzwanzigste Woche.

Professor Lindhoff, der Chefarzt, nimmt vor versammelter Ärzteschaft im Beisein von Micha eine Ultraschalluntersuchung vor. Alle beobachten das Ultraschallbild.

Prof. Lindhoff.
Da.. es spielt mit der Nabelschnur, trinkt Fruchtwasser. Jetzt liegt´s auf´m Bauch. Da sehn´ Sie die Wirbelsäule, wie eine Perlenkette. Die Beine – der Bauch.. Das ist das Herz, sie sehen´s schlagen.

Also, - als Gynäkologie würde ich sagen, ein Embryo 500 Gramm 26 cm Kopfumfang.
Das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen das mir je untergekommen ist!!

Micha ist überglücklich, er will seine werdende Vaterschaft feiern. Betty, die Schwiegermutter, nicht. Sie denkt an den Preis dieser Schwangerschaft, daran, dass der Körper ihrer Tochter für ein Experiment künstlich am Leben gehalten wird, nicht in Würde sterben darf.

Sponsoren tauchen auf, eine halbe Million für die Vermarktung des Kindes, Kleidung, Babynahrung usw.

Micha freut sich, Vater zu werden.Trotzdem ist Marina für ihn immer noch anwesend. Bewußte Erinnerungen und unwillkürliche Flashbacks halten sie in seiner Nähe, so wie sie war, jung, naiv, glücklich.


Monate sind vergangen, fast ein halbes Jahr. Das Baby hat sich weiter gut entwickelt.

Michas Leben ist ein Krankenhausleben geworden. Er pendelt zwischen dem Krankenzimmer und seinem Haus, in dem er mit Betty , seiner Schwiegermutter, gemeinsamen wohnt wie Mutter und Sohn.

Die Nachbarn, ebenfalls junge Eltern eines gesunden Kindes, haben an der ganzen Sache regelmäßig Anteil genommen.

Jetzt, da Micha weiß, daß das Baby gesund ist, keine Defekte hat, und er eine Party geschmissen hat, mit der er seinem Glück als werdender Vater Ausdruck gab, wagen die Nachbarn einen Besuch im Krankenhaus.

Die Szene:

Vorinfos zu "Auf der Jagd nach dem Schatz von Troja" - Schliemann und Sophie - A love for Troy. Heino Ferch als Heinrich Schliemann. voraussichtl. Sen

Vorinfos zu "Auf der Jagd nach dem Schatz von Troja" - Schliemann und Sophie - A love for Troy. Heino Ferch als Heinrich Schliemann. voraussichtl. Sendetermin Frühjahr 2007

von: ignazwobel

- Artikel aus "Die Welt" vom 9, August, Thema: Set Marwitz

-aus der Pressemeldung vom 28.7.2006:
"...Der erste Teil der aufwendigen Dreharbeiten auf Rhodos und in Kroatien ist bereits abgeschlossen. Nach dem Dreh der Innenaufnahmen in den Studios Babelsberg und Dreharbeiten in Sanssouci zieht die Produktion dann an den Hauptset zwischen Velten und Marwitz.
Bildquelle teamworx
Der Film erzählt vom Kindheitstraum Schliemanns von den Heldentaten von Achill und Hector und seiner festen Überzeugung, dass Troja wirklich existierte. Als er 1868 der Berliner Gelehrtenwelt seinen Plan, Troja zu entdecken, vorstellt, findet er nur bei Rudolf Virchow Unterstützung. Schliemann verkauft seinen gesamten Besitz, um die Ausgrabungen zu finanzieren, die schließlich von der Entdeckung des legendären Goldschatzes des Priamos gekrönt werden. Der Schatz kam erst auf die Berliner Museumsinsel und liegt heute als russische «Kriegsbeute» noch in Moskau.
Ferch will Schliemann «in all seinen Widersprüchlichkeiten und Brüchen» zeigen, wie er der dpa nach einem Dreh in Babelsberg sagte. So sei er auch ein «schlimmer, egozentrischer Mensch gewesen, aber vielleicht müssen das alle Großen irgendwie sein». Ihn habe die Rolle jedenfalls fasziniert.
Ganz nebenbei zeigt der Zweiteiler auch «eine der bedingungslosesten Liebesgeschichten», wie der Sender dazu betonte."
- - -
- die tageszeitung-Artikel zum Filmset in Marwitz - Meldung vom 1.August 2006
Bildquelle und alle Bildrechte bei Medienboard Berlin Brandenburg -> Bild vergrößern
" (..) ..die Schliemann-Grabungsstätte in der Türkei, nachgebaut auf dem Südzipfel einer geologischen Formation, der deutschen Tonstraße. Ab heute wird dort für fünf Wochen der zweiteilige Sat.1-Film über Heinrich Schliemann gedreht. Arbeitstitel: „Auf der Jagd nach dem Schatz von Troja“. Die Hauptrolle spielt Heino Ferch.
Baubeginn auf der Marwitzer Wiese war Ende Mai. Zehn Wochen schufteten „Construction Manager“ Grahlow und seine Leute, 30 bis 40 Mann waren beschäftigt. Was sie geschaffen haben, sieht täuschend echt aus – nur die Einfamilienhäuser, die knapp über die meterhohen Sandberge ragen, brechen das Bild. „20 000 Kubikmeter Erde haben wir herausgebaggert“, sagt Grahlow. Zum Vergleich: Auf einen Lkw passen zwischen fünf und sechs Kubikmeter. Das helle Erdreich wurde nicht abtransportiert, sondern um das längliche Loch, 135 Meter lang, 50 Meter breit, drapiert. Bis in sieben Meter Tiefe fraßen sich die Bagger vor.(..)Doch nicht das Ausbaggern war die Herausforderung. Die Besonderheit des Sets ist pure Handarbeit: In die feuchten, harten Lehmwände haben die Babelsberger Kulissenbauer nach Modell und Fotovorlagen der Ausgrabungsstätte in Troja insgesamt 1000 Quadratmeter Steine eingekratzt. „Das war ein extrem harter Job“, sagt Grahlow. Denn dabei, die Steine so zu formen, wie Schliemann sie einst freilegte, hilft keine Maschine..."(..)


- Pressemeldung vom 18.07.2006 - 11:35 Uhr, SAT.1. Berlin (ots) - Heinrich Schliemann (Heino Ferch) war schon als Kind besessen von Achills und Hectors Heldentaten und davon überzeugt, dass Troja wirklich existierte. Als er 1868 der Berliner Gelehrtenwelt seinen Plan, Troja zu
entdecken, präsentiert, findet er nur bei Rudolf Virchow Unterstützung. Mit allen Mitteln versuchen der profilierungssüchtige
Archäologe Oskar Neumann (Justus von Dohnány), ein Günstling des Kaisers, und seine Anhänger, Schliemanns möglichen Erfolg zu verhindern. Doch der von sich selbst und seiner Idee absolut überzeugte
Autodidakt Schliemann setzt alles auf eine Karte: Er will nicht nur Troja entdecken, sondern auch seine Helena finden. Er verkauft seinen gesamten Besitz, um die Ausgrabungen zu finanzieren und die schöne Griechin Sophia Engastromenos
(Melanie Doutey) zu ehelichen. Sie entspricht seinem Idealbild von Helena, undmit ihr will Schliemann sein Troja erobern. Dass Sophia ihn nicht liebt und die Ausgrabungen
in Hissarlik, wo er annimmt, Troja zu finden,
auf unterschiedlichste Widerstände und tödliche Probleme stoßen, schreckt Schliemann wenig. Eine der bedingungslosesten Liebesgeschichten nimmt ihren Lauf... Der erste Teil der aufwändigen Dreharbeiten in Rhodos und Kroatien(Insel Pag und Split) ist bereits abgeschlossen. Nach dem Dreh der Innenaufnahmen im Studio Babelsberg
zieht die Produktion zu ihrem sensationellen Hauptset in Marwitz,
der in zehnwöchigem Dauereinsatz unter historischer Anleitung von über 30 Mitarbeitern gefertigt wird:
Der Ausgrabungsort von Troja! Die größte in die Tiefe gebaute Filmkulisse Europas! Sie ist 135 m lang, 50 m breit und zwischen sechs und zwölf Meter tief. 15 Tonnen Gips/Beton und 2000 m² Stein- und Sand-Imitate wurden für die Basis gebraucht, fünf Kilometer Kanthölzer für die Holzkulisse. Produktionsfirma: teamWorx Television & Film GmbH Produzenten: Ariane Krampe ("Die Luftbrücke") und Dr. Jürgen Schuster Autor: Don Bohlinger ("Todfeinde") Regie: Dror Zahavi ("Die Luftbrücke") In weiteren Rollen:
Kostja Ullmann,
Matthias Koeberlin,
Max von Thun,
Claudia Michelsen
Merab Ninidze,
Aykut Kayacik,
Peter Gavajda,Rolf Kanies,
Adriana Altaras,
Erdal Yildiz u. a.


- Sat.1 im Internet: www.sat1.de und und www.presse.sat1.de - - - Heino Ferch geht als Schliemann
auf Schatzsuche
Neue Telenovelas und Serien bei Sat.1
von Christian Seel

Aber Sat.1 hat in der Wintersaison noch mehr in Petto. Nico Hofmanns Firma Teamworx, die mittlerweile fast alle deutschen Sender mit sogenannten Event-Mehrteilern
á la "Dresden", "Sturmflut" und "Luftbrücke" beliefert, macht sich auf die "Jagd nach dem Schatz von Troja". Wieder verkörpert Heino Ferch den Helden,
diesmal den Selfmade-Historiker Heinrich Schliemann.
zur Meldung


- Interview von 2004 zu Projekt Schliemann
(Interviewpartner Jessica Schwarz)Das Thema Projekt Schliemann wird im zweiten Teil des Interviews
angesprochen.

Interview von 2004 mit Heino Ferch zum Projekt Schliemann

Fernsehtipp "Auf immer und ewig und einen Tag." Heino Ferch, 11. und 13. 9. 2006 ZDF 20:15h

Fernsehtipp "Auf immer und ewig und einen Tag." Heino Ferch, Martina Gedeck, Fritz Karl, Claudia Michelsen, Juliane Köhler, Henry Hübchen Teil A Regie: Markus Imboden, Buch: Christian Jeltsch. 2005-06. 11. und 13. 9. 2006 ZDF 20:15h



von: ignazwrobel

weiter zu Teil B->->
Deutschland 2005-06 , 2 x 90 Min. (Sendetermin Fernsehen ZDF 11. + 13.9.2006, 20:15h)

Audio-Trailer aus dem ZDF Presseportal als .mp3 File Podcast


Regie: Markus Imboden Buch: Christian Jeltsch (Jeltsch erhielt für die Arbeit den Hessischen Drehbuch-Preis 2004; er schrieb auch das Drehbuch zu "Spiel um Dein Leben", 1997. )

Die Geschichte einer Freundschaft spannt sich mit ihren Höhen und Tiefen von 1974 bis ins neue Jahrtausend. In den zusammenstürzenden Türmen des World Trade Center findet sie ein scheinbares Ende, doch Broker Jan kann nicht glauben, dass sein Geschäftspartner Gregor hier gestorben ist: Er sucht weiter nach ihm. Erstmals wagt sich ein deutsches Ensemble in Starbesetzung auf Ground Zero.

Jan Ottmann - Heino Ferch

Gregor Luckner - Fritz Karl (Papa und Mama 2006, Jennerwein 2003, Schneemann sucht Schneefrau 2002)

Elsa Veltlin - Claudia Michelsen ( Hölle im Kopf 2005 (Filmpartner: Heino Ferch), Der Tunnel 2001 (mit Heino Ferch), Der Anwalt und sein Gast 2002 (Filmpartner: Heino Ferch), Maria an Callas 2005, Die wilden Kerle Teil drei 2006, Wer hat Angst vor RotGelbblau 1990 (mit Heino Ferch).


Paula Schmitt - Martina Gedeck ( Das Leben der Anderen 2006, Elementarteilchen 2006, Andreas Hofer 2002, Bella Martha 2001, Grüne Wüste 1999 (Filmpartner: Heino Ferch), Frau Rettich, die Czerny und ich 1998, Das Leben ist eine Baustelle 1997 (mit Heino Ferch), Adelheid und ihre Männer 1996, Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde 1995 (Filmpartner: Heino Ferch), Stadtgespräch 1995, Der bewegte Mann 1994)

Frau Luckner - Juliane Köhler (Der Untergang 2004 – als Eva Braun, mit Heino Ferch), Nirgendwo in Afrika 2001, Pünktchen und Anton 1998, Aimée und Jaguar , Koma - lebendig begraben 1997 (mit Heino Ferch)

Herr Luckner - Henry Hübchen (Alles auf Zucker 2004, Sass – die Bank zahlt alles 2001, Sonnenallee 1999, Der König von St. Pauli 1998)

Inhalt long version (Quelle d.i.e. Film Gmbh Filmproduktionsgesellschaft) www.diefilmgmbh.de
Eigentlich hätte der Broker Jan Ottmann (Heino Ferch) an diesem strahlend blauen Herbsttag in den Aufzug des World Trade Centers in New York City steigen und den Termin im einundachtzigsten Stock wahrnehmen sollen.

Doch statt Jan tut das sein bester Freund, Jugendfreund und heutiger Geschäftspartner Gregor Luckner (Fritz Karl).
Jan ist zu Hause bei seiner hochschwangeren Frau Paula geblieben.
Er hat Gregor die Verhandlung überlassen, da dieser dringend einen beruflichen Erfolg braucht.

Gregor ist im Gespräch mit Colin Bradshaw, als um 08:45h Ortszeit eine Boeing 767 mit siebenundachtzig Menschen an Bord in den Nordturm des World Trade Centers rast.

Fast zwanzig Stockwerke über ihnen, auf Höhe des einhundertfünften Stocks, reißt die Maschine ein gigantisches Loch in die gläserne Fassade und explodiert.

Es ist der 11. September 2001.

Auf der anderen Seite der Welt, in Frankfurt, starrt Jan fassungslos auf die Fernsehbilder der brennenden Türme, hinter deren Fassade Menschen gerade um ihr Leben kämpfen.
Verzweifelt ruft Jan Gregor immer wieder an, doch Gregor geht nicht ran.

Der Nordturm kollabiert eine Stunde und dreiundvierzig Minuten nach dem Einschlag, - und begräbt alles Leben unter vierhundertelf Metern Glas und Stahlbeton...

Tage später gibt es immer noch keine Spur von Gregor.

Nur ist da eine Videoaufzeichnung mit diesem Mann, der sich aus dem Fenster stürzt. Der vielleicht so aussieht wie Gregor. Was aber doch nicht sein kann. Oder? Jan will nicht glauben, daß sein bester Freund tot sein soll. Freunde für immer und ewig, das hatten sie sich doch geschworen damals....

weiter zu Teil B->->
0 Kommentare
15.07.2006 um 23:07 Uhr
Fernsehtipp "Auf immer und ewig und einen Tag." Heino Ferch, Martina Gedeck, Fritz Karl, Claudia Michelsen, Juliane Köhler, Henry Hübchen Teil B Regie: Markus Imboden, Buch: Christian Jeltsch. 2005-06. 11. und 13. 9. 2006 ZDF 20:15h
von:
Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München

<-<- zurück

Audio-Trailer aus dem ZDF Presseportal als .mp3 File Podcast

1974. Unterschiedlicher hätten sie nicht sein können, als sie sich kennenlernen – der stille Außenseiter Jan und das Großmaul Gregor.

Der fünfzehnjährige Jan ist gerade mit seiner Mutter in die Kleinstadt gezogen und lebt mit ihr und seiner dicken Tante in ärmlichen Verhältnissen.
Gregor ist der Sohn des reichen Spielautomatenfabrikanten Luckner, um dessen Anerkennung Gregor so hart wie vergeblich kämpft.

Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München

Jan träumt vom Fliegen und baut mit Gregor zusammen einen Flugdrachen, mit dem Gregor schließlich den Jungfernflug wagt, der Beginn einer großen Freundschaft. Fortan kann Jan und Gregor nichts mehr auseinanderbringen:
Weder Gregors Vater, der die Freundschaft mißbilligt, noch die schöne Elsa, in die sich beide verlieben.


Elsa Veltlin, Gregor Luckner, Jan Ottman im Alter von 15 Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München

Doch dann verschwindet Gregor plötzlich in ein Internat – ohne ein Wort des Abschieds. Was tatsächlich dahintersteckt, erfährt Jan erst Mitte der Achtziger Jahre, als sich die beiden – und Elsa- wieder sehen.


Eine [genussvolle] Menage á trois entspannt sich dort, wo sie vor Jahren aufgehört hat. ...
Während sich Elsa entscheidet, in Deutschland eine Journalistenkarriere aufzunehmen, zieht es die Jungbanker Gregor und Jan an die Wall Street, zum richtig großen Geld.

Elsa Veltlin und Gregor Luckner (Claudia Michelsen, Fritz Karl) Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München


Aber auch wenn sich Gregor und Jan dort gegenseitig Karrieresprünge vorflunkern, ist New York alles andere als ein Traum.

Gregor und sein Vater Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München

Denn trotz seines Erfolgs verkraftet Gregor die fortdauernde Ablehnung seines Vaters nicht. Aus Rache beginnt Gregor einen gefährlichen Machtpoker gegen seinen Vater, den er verliert. Gregor wird wegen Insiderhandel verhaftet.

Jan Ottmann 40 Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München

Währenddessen verliebt sich Jan in die charmant- verrückt Modedesignerin Paula Schmitt. Die Freunde verlieren sich aus den Augen und begegnen sich erst bei Paulas und Jans Hochzeit wieder: Paula hat Gregor als besondere Überraschung für Jan eingeladen.


Die Freunde Gregor Luckner und Jan Ottmann im Alter von 35Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München


Jan hilft seinem gestrauchelten Freund und läßt ihn in seine Firma einsteigen. Gregor kann gleich einen Termin für ihn in New York übernehmen – am 11. September...

2002: Obwohl Familie und Freunde bei einer Trauerfeier Abschied von Gregor genommen haben, glaubt Jan immer noch nicht, daß Gregor tot, daß Gregor gesprungen ist.

Und obwohl ein halbes Jahr vergangen ist, recherchiert Jan, geradezu besessen von der Idee, daß sein Freund noch lebt.

..Schaut immer wieder das Video an, sucht nach Zeugen. Gregor hätte Zeit gehabt sich zu retten. Aber Colin Bradshaw ist und bleibt der einzige, der Jan sagen kann, was in den letzten Minuten vor dem Einsturz wirklich passiert ist.

Nur - Bradshaw liegt im Koma. Zunehmend beginnt Jans Ehe mit Paula daran zu zerbrechen.

Jan Ottmann 40 und Paula
Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH München

Paula, die inzwischen ihren gemeinsamen Sohn bekommen hat, erträgt das alles nicht mehr und [nimmt sich und dem Baby eine Auszeit im Landhaus der beiden, dem Haus am See.]

Doch dann erwacht Bradshaw. Jan reist sofort zu ihm und Bradshaw erzählt ihm von den letzten Minuten mit Gregor. Aber tatsächlich ist dann doch alles ganz anders, als es scheint.

Text: d.i.e. Film GmbH

Drehorte Landshut, München, New York, für ZDF. Redaktion Günter von Endert. (Text in Klammern: ignazwrobel)

...Nichtsein? .. oder: Sein! - Handlungsstrukturen Ferch´scher Filmfiguren

...Nichtsein? .. oder: Sein! - Handlungsstrukturen Ferch´scher Filmfiguren

von: ignazwrobel

Handlungsstrukturen Ferch´scher Figuren in the course of time.

Täter - Opfer, Sad Ending – Happy Ending, Schuld – Sühne:

Ende der Neunziger Jahre ist die Freiheit in der Wahl und Gestaltung der Stoffe wohl aufgrund des nun hohen Bekanntheitsgrades und der großen Publikumsgunst – so weit gewachsen, dass der Darsteller nun offensichtlich die Erzähl-/Regiemacht hat, Handlungsstrukturen seiner Figuren deutlich mitzugestalten. Ein interessanter Vorgang wird jetzt m.E sichtbar.

Eindruck: Der Vergleich von Handlungsmustern von Figuren, die der Darsteller verkörpert hat, lässt projektübergreifend über die Zeit hinweg ein Phänomen erkennen, das so etwas wie Handlungs“korrekturen“ darzustellen scheint.

Täterfiguren früher Projekte sind in der Paraphrase der Handlung, im „Nochmal“ eines (u.U. viel) späteren Projektes, - das natürlich in ganz anderem Setting, anderem thematischen Zusammenhang spielt – aber, und darauf heben wir hier ab: in Bezug auf eine bestimmte Handlung, ein bestimmtes essenzielles Thema, eine identische Handlungsstruktur deutlich wieder erkennbar zeigt, nun Opfer.
Unsere Blickrichtung dreht sich um 180 Grad.Die Täterfigur zog unseren Focus auf den Vorgang der Destruktion, die Opferfigur zieht unseren Focus auf die Auswirkung der Destruktion.

Handlungen, deren Entscheidung in Projekten der Neunziger Jahre zum Tod führten, führen nun, in der Paraphrase, in Projekten nach der Jahrtausendwende, im „Nochmal“, zum Leben; aus Kampf gegen (das Böse, die Anderen, die Feinde) wird Einsatz für (die Gerechtigkeit, das Leben).

Beispiel 1:

Projekt: Deutschlandlied 1996 – Projekt Die Luftbrücke 2005:
Deutschlandlied 1996:Die Frau, mit der die Figur des Protagonisten (Hanno Schmidbauer) verbunden ist, entscheidet sich in „Deutschlandlied“ gegen das Ins-Leben-Treten des (seines) ungeborenen Kindes .
Die Luftbrücke 2005: Die Frau, mit der die Figur des Protagonisten (Philipp Turner) verbunden ist, entscheidet sich in „Die Luftbrücke“ für das Ins-Leben-Treten des (seines) ungeborenen Kindes.

Beispiel 2:

Straight Shooter 1999 – Hunt for Justice 2004:
Straight Shooter 1999:
Die Figur, die der Darsteller verkörpert (Volker Bretz, der Shooter) nimmt Rache an den Schuldigen, funktionalisiert sich als Rächer (und wird dadurch selbst schuldiger Täter), um der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Kurz: Rache für Gerechtigkeit.
Hunt for Justice 2005: Die Figur, die der Darsteller verkörpert (Thomas Keller) funktionalisiert sich als derjenige, der dafür arbeitet, dass die Gerechtigkeit, die ein Gericht (eine objektive Instanz) spricht, verwirklicht werden kann, anstelle von Rache, anstelle von Schlag und Gegenschlag mit Waffen, anstelle von Kriegsfortsetzung. Kurz: Gerechtigkeit statt Rache.

Beispiel 3:

Lucie Aubrac 1997 – Ghetto 2004-2006
Lucie Aubrac: Die Figur, die der Darsteller verkörpert (Klaus Barbie, historischer Beinname "Der Schlächter von Lyon") ist sadistischer Täter.
Ghetto: Die Figur, die der Darsteller verkörpert (Jakob Gens) ist letztlich Opfer.
Hier ist der Vergleichspunkt so offensichtlich, dass wir sogar dieselbe Bildsprache wieder erkennen:

Bild 1 Die Stiefel des Täters neben dem Opfer, das blutüberströmt am Boden liegt

Oben: Raymond Aubrac (Daniel Auteuil) am Boden vor Klaus Barbie (Heino Ferch) in Naziuniform. Unten: Jakob Gens (Heino Ferch) am Boden vor Bruno Kittel (historischer Beiname: "Der Schlächter von Wilna" . Darsteller:Sebastian Hülk) in Naziuniform.

Bild 2: Das blutüberströmte Opfer.

Oben: Raymond Aubrac (Daniel Auteuil), niedergestreckt von Klaus Barbie (Heino Ferch)
Unten: Jakob Gens (Heino Ferch) niedergestreckt von Bruno Kittel (Sebastian Hülk)

Es sieht ein bisschen aus wie Schuld (Lucie Aubrac: Klaus Barbie) und Sühne (Ghetto: Jakob Gens), gelebt von den Figuren des Darstellers im Universum der Filme des Darstellers.

Beispiel 4:

Der Unhold 1996 – Der Untergang 2005

Der Unhold:
Die Figur, die der Darsteller verkörpert (der Napola-Kommandant Raufeisen) führt die Kinder (die Napola-Schützlinge) bei der Verteidigung der Napola-Burg in den Tod,
Der Untergang:
Die Figur, die der Darsteller verkörpert (Albert Speer) zeigt im Zusammenhang des Films eines: die Figur versucht, die Kinder (der Goebbels) vor dem sicheren Tod in der Bunker-Burg zu retten, zum Leben zu führen (durch geheime Flucht).

Ferchs Figuren bewegen sich, ganz besonders nach der Jahrtausendwende, häufig in Richtung Leben.

Ein kleiner, aber ganz entscheidender Unterschied zu „herkömmlichen“ Actionhelden (und hier sehen wir auch den Hauptgrund, der den allfälligen Bruce Willis Vergleich hinken macht: Willis´ Figuren ballern standardmäßig unhinterfragt im Dauerfeuer ihrer Bleispritze alle nieder, die bei drei nicht auf den Bäumen sind):

Diese Actionhelden sind gegen das Böse und führen einen gewalttägigen Kampf gegen die Feinde, das Böse, die Anderen.
Ferchs Figuren/Helden bewegen sich in Richtung „Gutes“. Sie streben nicht gegen den Tod, sondern setzen sich ein für das Leben.

Dieses Argument kommentiert ein Zitat, das unser Weblog in "Credits" überspannt:
Leo Tolstoi (1828 – 1910) in “Krieg und Frieden“.
"The most difficult thing - but an essential one – is to love Life, to love it even while one suffers, because Life is all. Life is God and to love Life means to love God. "
- - -
"Sag´nich: ich liebe Dich – tu´s einfach. " Charlotte Mühlhausen zu ihrem Mann Michael in: Das Konto.

obigerInhalt ist intellectual property of ignazwrobel

"... Die Zukunft, das ist Patricia. " In: Le Lion. Heino Ferch als Julien Keller. Teil 3B. Regie: José Pinheiro. 2002-03

Teaser Film Le Lion Heino Ferch - Julien Keller


"... Die Zukunft, das ist Patricia. " In: Le Lion. Heino Ferch als Julien Keller. Teil 3. Regie: José Pinheiro. Buch: Joseph Kessel. Drehbuch: Philippe Setbon, Image & Cie. für France 2 Cinéma, 2002-03



"... Die Zukunft, das ist Patricia." (Audio.wma (7,0 MB)<-dieses erste Audio hier links enthalt den Text des Beitrages Le Lion Teil 3A+3B, Sprecher: ignazwrobel) Impression: Tiere und Landschaft Audio.mp3 Audio.wma

Vor der Szene.

Julien Keller war bei den Bullits zum Dinner zu Gast gewesen.

Sybil Bullit hatte sich dem seltenen Besuch aus der alten Heimat mit besonderer Freude als kultivierte Gastgeberin gezeigt. Der Salon im europäischen Stil, Tafelsilber, Blumen, Kristall, Porcelaine und französische Spezialitäten brachten in die afrikanische Umgebung ein Stückchen occidentale Tisch – und Esskultur.

Nach dem Dinner hatten sich die Herren mit ihren kubanischen Partagas auf die Veranda zurückgezogen.

Patricia setzte sich dazu und zeigte Keller ein Fotoalbum der Familie, darin viele Bilder des jungen Löwen im Spiel mit Bullit und mit ihr selbst.

Der Marsch Audio.mp3 Audio.wma


Die Szene.

Der gemeinsame Abend ist vorüber.

Keller ist wieder in seinem Hemmingway-Resort. Es ist warm, Grillen zirpen.

Er will wohl zu Bett gehen, wir beobachten ihn einige Sekunden lang bei seiner spartanischen Abendtoilette, er steht im Unterhemd, wäscht und trocknet das Gesicht. Die Waschgelegenheit ist einfache eine weisse Email–Waschschüssel.

Als er an der Tür des Hauptraumes Klopfgeräusche hört, schlüpft er noch einmal in´s Oberhemd. Er will nachsehen, wer draussen ist.

Nicht nötig.
John Bullit steht schon im Türrahmen, eine volle Flasche Whiskey in der einen und zwei Gläser in der anderen Hand.

Es ist eine Vollmondnacht. Bullit ist hellwach und möchte sich gern weiter unterhalten.

Bullit
Kihoro ist gekommen, um mir zu erklären,, dass der Stammesführer krank ist. Eine Infektion.
...verursacht vom Kuhdung, den sie für den Bau ihrer Hütten verwenden.

Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, ich statte Ihnen einen Höflichkeitsbesuch ab.

Er setzt sich in einen der beiden mit Gazellenfell bezogenen Sessel, öffnet die Flasche, gießt ein und beginnt eine Unterhaltung…

Was meinen Sie, Keller, wird der Krieg bis hierher kommen ?

Keller Ich weiß es nicht, aber wenn er erst einmal angefangen hat, besteht die Gefahr, dass er lange andauert.

Er setzt sich ebenfalls.

Die Kikuyu werden die Waffen nicht niederlegen solange der weiße Mann auf ihrem Kontinent bleibt.

Keller nimmt mit einem Schluck aus dem bereitgestellten Glas die Einladung zur Unterhaltung an.

Keller Machen Sie sich Sorgen um Ihre Tiere?

Bullit, bedrückt: Vor allem um Patricia.

Keller nickt. Offensichtlich versteht er sehr gut die Sorge eines Vaters um sein Kind.

Nach einer Pause: Sie ist ein ganz außergewöhnliches Kind.



Bullit Denken Sie, daß ich verrückt bin, sie an meiner Seite festzuhalten? ....Ein egoistisches Monster?

Keller schüttelt verneinend den Kopf. Wir sehen, er meint: ganz und gar nicht.

Ich bin hier nur ein Fremder. Da ist es schwer, Stellung zu beziehen.

Bullit ist immer noch sehr besorgt, seine Unruhe lässt ihn vom Sessel hochfahren, im Raum hin und her gehen.

Bullit Haben Sie Kinder ? Ich habe ein Foto gesehen, einen kleinen Jungen.
Er steht jetzt vor Kellers Schreibtisch, deutet auf das Buch, das die beiden Kinderfotos enthält.

Close up Keller.

Was ist das?

Die angenehm ruhig interessierte Offenheit des Mannes, der klare Strom unbeirrter Selbstsicherheit – wo sind sie?

Keller ist zusammengesunken. Er wirkt mit einem Mal alt, verfallen, unbeschützt, geschwächt. Also doch eine, seine Geschichte.

Eine Erinnerung hat ihn getroffen und etwas berührt, das ihm –und uns- wehtut. Es tut uns weh, ihn so traurig zu erleben.
Sein Blick streift nach unten. Er sieht nichts. Doch, er sieht doch etwas.



Seinen Sohn.

Er sagt:


Sébastien. Er starb mit vier Jahren.

Jetzt kann er Bullit wieder anblicken, sich einem anderen Menschen mitteilen. Seine schönen schwarzen Augen glänzen einen Moment auf. Er wirkt unsicher, tastend, so als hätte er das, was er gerade sagt, selten oder nie erzählt.

Bullit ist entsetzt, wirklich entsetzt. Er kommt wieder näher, hört zu.

Keller nickt. Die Erinnerung. Ja, -- so war das.

Septicemie. (Blutvergiftung)

Bullit ist sich der Bedeutung dessen, was er hört, voll und ganz bewusst. Er fühlt mit Keller.

Ihre Frau ?

Julien hat gehört, was Bullit gefragt hat, er hebt den Kopf ein wenig, sagt

Mit Sébastien ist auch meine Ehe gestorben.

Sein abschließender Blick zu Bullit ist von einem Anflug von Bitternis begleitet. Wir spüren, er will nichts mehr weiter dazu sagen.

Bullit spröde, aber deutlich berührt: Es tut mir leid, das alles wieder aufzurühren.

Keller schüttelt den Kopf. Bullit gießt ihm nach. Julien wirkt wieder etwas gefasster.

Oh, es erleichtert, darüber zu reden.

. ..Von Zeit zu Zeit…

er wirkt einen Moment lang, als hätte er innerlich einen schweren Stein von sich zu rollen...

. ..dann lässt dann der Druck ein wenig nach.

Bullit hat sich wieder entfernt. Er steht in der Raummitte.

Diese Welt ist ein Zug, der dem Ende entgegenfährt, Keller.

Ich weiß nicht , wie es denjenigen gehen wird werden, die da mithalten und ich will es auch gar nicht wissen.

Keller, auf einmal fast wütend, sehr entschlossen:

Es lohnt nicht, über die Vergangenheit nachzudenken, John.

Und mit hartem Nachdruck:

Das bringt NICHTS!

Er unterstreicht seine Worte mit einer zornigen Kopfbewegung, die wirkt, als wolle er das Vergangene geradezu abschütteln.

Bullit Ich bin ein Teil der Vergangenheit. Die Zukunft, das ist Patricia. Ich werde alles tun, um sie glücklich zu machen.

Er hat sich wieder genähert. Jetzt lacht er trocken auf, wischt das Thema weg:

Lassen Sie uns nicht weiter reden, lassen Sie uns trinken.

Keller lacht und nickt zustimmend.

Bullit . ..und trinken wir weiter, bis zum Morgen.

Keller Und auf wessen Ehre ?

In diesem Moment dringt aus der heißen afrikanischen Nacht Löwengebrüll in die Hütte zu den beiden Männern. Bullit fährt auf, erfreut, deutet hinaus:

Auf die Ehre des Königs. Auf den Löwen.

Bullit gießt nach, die Männer stoßen an.

Keller Auf den König der Löwen, auf King!

Ende der Szene.

Und? Wie geht die Sache aus?

Sie endet, wie alle Abläufe, bei denen „Hommes“ ihre Hände im Spiel haben. Der junge Massai, der Bullits Tochter heiraten wollte, war von Bullit mit der Begründung abgewiesen worden, dass er erst „erwachsen“ werden müsse. Im Verständnis der Massai heißt das, einen Mutbeweis zu liefern. Traditionellerweise ist der Mutbeweis – wie könnte es auch anders sein – das Erlegen eines Löwen.

Bullit ist zugegen, als Oriunga, der junge Massai, vor King, Patricias Spielkameraden, steht und ihn angreift. Er will ihn erlegen, um Patricia zu gewinnen. John Bullit, ehemals ein berühmter Großwild-Jäger, greift noch einmal zur Waffe.

Oriunga überlebt, King ist tot.

Jetzt kann Sybil, die Mutter, ihren Wunsch durchsetzen, Patricia in einem Internat aufgehoben zu sehen. Patricia möchte jetzt selbst weg, verständlicherweise.

Sybil vertraut ihre Tochter Julien Keller an.


Der Mann nimmt das Mädchen mit in die Hauptstadt seines Landes, in der er seit fast zwanzig Jahren lebt, nach Paris.

(Happy) Ending.

----------

2002-2003 Heino Ferch - Julien Keller, der Mann; Anouchka Delon - Patricia, das Mädchen; Ornella Muti - Sybil Bullit, die Mutter; Alain Delon - John Bullit, der Vater

Labels:

Ghetto - Heino Ferch als Jakob Gens - Teil 1B - Kommentar

Ghetto - Heino Ferch als Jakob Gens - Teil 1B - Kommentar

von: ignazwrobel


"...Feuer!"

Was muss ein Mensch fühlen, der soweit geht, den Befehl zum Auslöschen seines eigenen Lebens selbst abzugeben. Welchen immensen Druck muss ein Mensch fühlen, dass für ihn der finale Schuß Erlösung ist, dass das Vorgehen, vor dem eigenen Leben selbst den Schlußvorhang zu senken, Erleichterung bedeutet.

„Deshalb bin ich mehr der Mann fürs Dramatische oder der Mann mit Druck von allen Seiten...“ Heino Ferch zum Thema Genres in einem Interview für BestLife im Feb. 2005.

So wie das hier aussieht, ist die Rolle ein filmbiografischer Höhepunkt für diese Art Figur mit „Druck von allen Seiten“. Das Kräftefeld widersprechender Interessen ist äußerlich und innerlich so stark, dass es tötet.

(s.a. der Anwalt und sein Gast Schlußszene)

"My life is finished."

Natürlich ist ein extrem berührender Höhepunkt der Figur der Moment, in dem Gens sich selbst erschießen will.
Die rau brechende Stimme, die kleinen Bewegungen des Körpers, die wirken wie minimale Schaukelbewegungen, die den Mann zwischen Ja und Nein, zwischen Abdrücken und Nicht-Abdrücken hin- und herzerren, die seinen Herzschlag spiegeln, Bewegungen, die fast nicht vorhanden sind und weil sie es doch sind, so tief treffen,
die uns sagen, es geht um Sekundenbruchteile, der Mann wird abdrücken.
Die Ahnung von Trauer und untröstlichem Schmerz auf der Licht-Schattengrenze der Augenbrauen,- nur dort, wir sehen die Augen nicht, sie liegen im Dunkeln.

Das Aufflammen des Willens und der Angst vor dem furchtbaren Schmerz, den er in nächsten Sekunde fühlen muss, als er sich entschließt, abzudrücken – und der Moment, in dem die Frau ihren Kopf gegen den seinen presst- mitten in den Schusskanal – die völlige Unvorhersagbarkeit, ob uns die nächste Sekunde zwei tote Menschen zeigen wird, die zu Boden sinken, oder….

Es beginnt schon vorher, als die welken Herbstblätter über den Boden wehen, etwas wegwehen, verwehen, ein Topos des Vergänglichen, Vergangenen, Begrabenen, ..wer jetzt kein Haus hat, …Blätter fallen, fallen wie von weit…. Und sich am Spielzeug des todgeweihten Kindes verfangen, der Stoffbär, der bei der Abtransportaktion am Boden liegengeblieben ist…

Ja…
„The Germans wanted two thousand I gave them fourhundredsixty old and sick people..“
„..yes yes go away wash your hands clean..go go save your sad souls…you survive you´ll say we´ve kept our conscious spotless clean…“

aber die Erwiderung von Gens auf die Vorwürfe der Ghettobewohner, -der Monolog- , ist m.e. ein zweiter darstellerischer Höhepunkt, unglaublich intensiv für die nahsichtige Filmkamera umgesetzt. Meine Güte.

Wie sich aus der lauten Empörung heraus die Verbitterung des Mannes mehr und mehr Bahn bricht, während er zuerst schreit, dann immer leiser wird, spricht, zuletzt rau belegt fast flüstert, eine tiefe Bitternis, die so sehr trifft, weil er so sehr betroffen ist, weil wir in seinem Herzen kein Staubkorn von Hass fühlen, er haßt nicht, er ist nur verbittert, das fordert uns auf, uns zu schämen.

Wir haben nicht die Möglichkeit, einen Hassenden gegenzuhassen, denn da ist nichts in der Art. Da ist zutiefstes Getroffensein. Der Mann wirkt rau, wütend, bitter - und dann der Tränenglanz in den Augen.

„To lead some to freedom I had to lead others to death.“

Kein Selbstmitleid, er heult nicht.

„It was my choice.“

Auch hier bekommen wir keine Möglichkeit, ihn zu disqualifizieren. Keine Träne kippt über die Lidränder, kein Weichling, der in Selbstmitleid zerfließt.

Und diese immer rauer werdende Stimme, die aus lautem wütenden Schreien immer mehr in Tonlosigkeit gleitet, dann das verächtliche Aufschnaufen

„A clean conscience for Jakob Gens? Well, I couldn´afford it.“
Packend. Es ist wie ein unerwarteter Dammbruch. Spätestens ab jetzt müssen wir für ihn, mit ihm fühlen.

Es wird uns weh tun, wenn wenig später Kittel ihm die Pistole an den Hinterkopf halten wird, es wird uns das Blut aus dem Gesicht pressen, wenn wir mit ihm, dem Todgeweihten, seine letzten Minuten erleben müssen, er muss mitspielen bis zur letzten Sekunde, es muss still dasitzen und die letzte Vorstellung der Schauspieler mitansehen, während Kittel neben ihm ausgelassen fröhlich lacht und ihn in die Rippen stößt, er solle doch mitlachen, -wie absurd, grotesk-,


wir werden traurig sein, als Kittels Stiefel seinen toten Körper umdreht und wir die milchigweißen Glanzlichter der leblosen Augen sehen.

<-<- zurück zu Teil 1A weiter zu Teil 2A ->->





-----------
zur Darstellung:


















Chapeau.

"..das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen, das mir je untergekommen ist !!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2A in: Das Baby der schwangeren Toten. Buch und Regie Wolfgang Mühlbauer, Bavaria Film für RTL 1993-1994

"..das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen, das mir je untergekommen ist !!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2A in: Das Baby der schwangeren Toten. 1993-1994
von: ignazwrobel


Bildquelle und alle Bildrechte bei Bavaria Filmproduktionsgesellschaft für RTL



Vor der Szene

„Da lag ein großes weißes Schiff mit drei Masten. Ein einziges Segel nur war aufgezogen, denn es rührte sich kein Lüftchen und ringsumher im Takelwerk und auf den Rahen saßen Matrosen.
Musik und Gesang ertönte und als der Abend dunkler ward, wurden hunderte von Laternen angezündet, die sahen aus, als ob aller Nationen Flaggen in der Luft wehten.

Die kleine Seejungfrau schwamm gerade bis zum Kajütenfenster hin, und als sie die Kette berührte, die das Schiff mit dem Kai verband, mußte sie an all die frohen Menschen denken, die dort droben im Kapitänssalon just in diesem Augenblick....“

Das Krankenzimmer.
Michael sitzt am Bett seiner Verlobten, ein aufgeschlagenes Buch liegt auf Marinas Beinen, Micha hat seine Hand auf den schwangeren Bauch gelegt.

Er liest vor. Hans-Christian Andersen. Er liest seinem ungeborenen Kind vor.
Warum?

Dazu noch einmal Dr. Sutter:

Das Embryo nimmt Anteil am Leben der Mutter. Er hört ihre Stimme, reagiert auf ihre Gefühle, nimmt das Leben um sich herum sehr genau wahr. All das fehlt unserem Baby.
Es besteht die Gefahr, daß unser Embryo in einer Leere aufwächst. Ohne die notwendigen emotionalen Impulse und sensorischen Orientierungen.
Wir müssen alles tun, um die Situation für das Embryo so normal wie möglich zu gestalten.
Da müssen Stimmen sein, Musik, Geräusche, der Embryo muß Zuwendung erfahren. Er muß spüren, daß sie ihn gern haben - noch bevor er geboren ist.

Micha kümmert sich darum, er spielt im Krankenhauszimmer Tonbänder von Alltagsgeräuschen und von Musik, lässt das Kind seine Stimme hören.

Die zwanzigste Schwangerschaftswoche ist erreicht.

Micha ´s Leben konzentiert sich seit Wochen auf das Krankenzimmer. Er arbeitet nicht mehr.

Kommt er nach Hause, wird er Tag und Nacht von Sensationsreportern bedrängt.
Sie warten vor der Tür, springen Micha an wie Hyänen, wenn er parkt und ins Haus geht. Sie lauern im Garten und schießen Blitzlichtaufnahmen in die Wohnräume hinein.

Die Journaille nutzt die Sache für Sensationsberichterstattung, um zu polarisieren. Es kommt zu Demonstrationen vor dem Krankenhaus. Professor Stuck, der verantwortliche Arzt, wird als Drittes Reich – Experimentator beschimpft.

Vierundzwanzigste Woche.

Professor Lindhoff, der Chefarzt, nimmt vor versammelter Ärzteschaft im Beisein von Micha eine Ultraschalluntersuchung vor. Alle beobachten das Ultraschallbild.

Prof. Lindhoff.
Da.. es spielt mit der Nabelschnur, trinkt Fruchtwasser. Jetzt liegt´s auf´m Bauch. Da sehn´ Sie die Wirbelsäule, wie eine Perlenkette. Die Beine – der Bauch.. Das ist das Herz, sie sehen´s schlagen.

Also, - als Gynäkologie würde ich sagen, ein Embryo 500 Gramm 26 cm Kopfumfang.
Das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen das mir je untergekommen ist!!

Micha ist überglücklich, er will seine werdende Vaterschaft feiern. Betty, die Schwiegermutter, nicht. Sie denkt an den Preis dieser Schwangerschaft, daran, dass der Körper ihrer Tochter für ein Experiment künstlich am Leben gehalten wird, nicht in Würde sterben darf.

Sponsoren tauchen auf, eine halbe Million für die Vermarktung des Kindes, Kleidung, Babynahrung usw.

Micha freut sich, Vater zu werden.Trotzdem ist Marina für ihn immer noch anwesend. Bewußte Erinnerungen und unwillkürliche Flashbacks halten sie in seiner Nähe, so wie sie war, jung, naiv, glücklich.


Monate sind vergangen, fast ein halbes Jahr. Das Baby hat sich weiter gut entwickelt.

Michas Leben ist ein Krankenhausleben geworden. Er pendelt zwischen dem Krankenzimmer und seinem Haus, in dem er mit Betty , seiner Schwiegermutter, gemeinsamen wohnt wie Mutter und Sohn.

Die Nachbarn, ebenfalls junge Eltern eines gesunden Kindes, haben an der ganzen Sache regelmäßig Anteil genommen.

Jetzt, da Micha weiß, daß das Baby gesund ist, keine Defekte hat, und er eine Party geschmissen hat, mit der er seinem Glück als werdender Vater Ausdruck gab, wagen die Nachbarn einen Besuch im Krankenhaus.

----
Neues Podcast - Audio (Sprecher: ignazwrobel): Hölle im Kopf Schlusszene Sarah - Marc Audio.mp3

"....I remind you that this party is not for fun!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 2B Regie: Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany

"....I remind you that this party is not for fun!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 2B Regie: Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany Lithuania 2004-2005/06

von: ignazwrobel

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih


Hören statt Lesen Audio.mp3 Audio.wma





Vor der Szene.

Kittel, der Nazikommandant von Wilna (Vilnius) hat die Verwaltung des Ghettos durch einen Judenrat abgesetzt und die gesamte die Verwaltungsmacht in die Hände von Jakob Gens, den Chef der Ghettopolizei, gelegt.

Gens hat somit maximale Handlungsfreiheit.

Er sorgt dafür, dass möglichst viele Ghettobewohner in Weißkopfs Werkstätten arbeiten können, dort reaprieren sie zerschossene beschädigte Wehrmachtsuniformen für den erneuten Einsatz und schneidern neue Uniformen.

Damit sind diese Menschen für die Nazi-Kriegsmaschinerie produktiv und bekommen den „blauen Arbeitsschein“, der – zumindest zeitweises – Überleben sichert. Gens versucht mit allem Nachdruck, Weißkopfs Werkstätten soweit zu vergrößern, dass weitere fünfhundert Menschen als dort arbeitend deklariert werden können.

Despite alle the signs of the approaching of the liquidation of the ghetto Gens´es plan for expanding the industry went ahead.

Kittel muss seiner Obrigkeit regelmäßig Liquidationszahlen vorweisen, also die “Fortschritte” in der Vernichtung der Ghettoinsassen durch Erschießung im nahen Wald von Ponar oder durch Abtransport in die Vernichtungslager Auschwitz und Majdanek.

Die Kommandantur will von Kittel Bericht über zweitausend liquidierte Menschen, genannt „Einheiten“. Das Nachbarghetto Oschmany, dort sind viertausend Menschen eingepfercht, soll durch Selektionen, Aussonderung nicht produktiver Menschen und Liquidationen, Tötungen, auf die Zahl von Zweitausend reduziert werden.

Während einer bacchanalartigen Orgie der Wehrmachtssoldaten im Theater benutzt Gens die Betrunkenheit Kittels, um mit Hilfe von Hayahs Körper Kittel auf fünfhundert „Einheiten“ herunterzuhandeln.

Gens entblöst Hayah vor Kittel und ermuntert ihn, Hayahs Brüste zu berühren. Der von Erregung und Betrunkenheit betäubte Kittel geht auf den Deal ein. Fünfhundert statt zweitausend.

Rassenschande ist das große „Nein!“, das Kittel abhalten muss, Hayah zu beschlafen.
Rassenschande bedeutet auch für einen hohen Offizier der Wehrmacht Todesstrafe.

Das Fest, das unter den Massen genossenen Alkohols zur infernalischen Orgie entartet, findet hinter dicken Mauern in einem geschlossenen Bezirk statt. Rassenschande gibt es hier und heute Abend für die Soldaten nicht. Niemand wird nach draussen tragen, was hier gerade geschieht.

<-<- zurück zu Teil 1B weiter zu Teil 2B->->

2004-2006 Heino Ferch - Jakob Gens, Sebastian Hülk - Bruno Kittel, Erika Marozsan - Hayah, Jörg Lamprecht - Dessler, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, Andrius Zebrauskas - Srulik, der Bauchredner. Musik(dramaturgie) - Anatolijus Senderovas

"...Tell the actresses to keep the Germans happy!"
Die Szene
Wir folgen einem Wehrmachtsoffizier, der mit einer Handkamera Impressionen der Feier festhält. Immer wieder blicken wir mit dem Amateurfilmer durch dessen Objektiv.

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih

Einzelne blitzlichtartig kurze Eindrücke in schwarzweiss reihen sich aneinander. Das Orchester spielt einen Tango.

Eine Hand zeigt uns eine Cognacflasche, ---dieselbe Hand stübert einen schwer betrunkenen Soldat am Kopf, ---wir sehen nackte Frauenbeine auf dem Schoß eines Soldaten, -Schwenk nach oben-, der Soldat ist Kittel, ---eine Blondine küsst und umarmt ihn, „p i ss off „ schreit er,---- eine Hand packt eine dunkelhaarige Frau im Gesicht und zwingt sie, in die Kamera zu blicken...

Jetzt streift die Kamera über eine Szene, die wir nicht sofort begreifen.

Ist das eine Tanzfigur? Eine knapp bekleidete Frau wird von ihrem Tänzer soweit nach hinten überbeugt, dass sie kopfunter hängt, nur an der Taille festgehalten. Die Amateurkamera bedrängt das Paar, eine Männerhand benutzt die exponierte Position der Frau, um ihre Brust zu betasten. Mit zwei Fingern untergräbt die Hand den Dekolletérand und drückt die Brust, wie man Knetgummi oder Blumenerde drücken würde. Die Frau lacht.


Schnitt auf Gens. Er steht an einem Pfeiler, raucht Zigarre, beobachtet und wirkt (pseudo-) wohlgelaunt. Haya beginnt das Solo des Tangos zu singen. Die Kamera blickt umher - überall küssen Männer und Frauen einander, enthemmt, betrunken.

Dessler, Gens unterstellter Ghettopolizist und der Mann für´s Grobe, sieht Hayah mit fast irre gierig runden Augen an.

Dass Gens´ Wohlgelauntheit Fassade ist, sehen wir im Zwischenschnitt, als er den Bauchredner, der beginnen will, sich mit Cognac zu betrinken, hart zügelt, ihm die Flasche vom Mund wegdrückt und ihm zuraunt.

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih

I remind you that this party is not for fun. We need permission to opening a factory. Tell the actresses to keep the Germans happy.

Er wendet sich im Getümmel an Weißkopf, : This is the moment, Weißkopf . Go and speak to him.

Kittel ist schwer betrunken. Drop your pants ! Zuerst Dessler, dann alle anderen Soldaten, müssen ihre Hosen „runterlassen“. Heiterkeitsanfall von Kittel.

Der Exzess wird enthemmter. In kurzen Streiflichtern sehen wir, dass in jeder Ecke Soldaten Frauen auf sich reiten lassen. Man vögelt. Im Stehen, im Sitzen. Rassenschande – vergessen. Hayah auf dem Orchesterpodest singt ihren Tango.

Gens will Hayah. Er ist nicht brutal zu ihr, er ist verliebt. Er leidet am Kontaktverbot.

Weißkopf erredet sich die Zusage, die Werkstatt zu eröffnen. Er steigt auf ein Fass und malt der versammelten Gesellschaft ein Bild des zukünftigen Erfolges.

Zwischenschnitt.

Männer packen eine blonde Frau und schleppen sie in eine Ecke.
Während Weißkopf seine Rede hält, sehen wir das hier:


Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih

Einer hält sie fest, einer hat seinen Spass.

Die Frau schreit bei jedem Stoß gequält auf, wie ein Badewannenentchen, das man zusammendrückt.

Totale. Weißkopf auf seinem Fass, die Umstehenden applaudieren.

Schnitt auf den Paravent, hinter dem sich die beiden Männer gerade vergnügt haben.

Eine Frauenhand, schwach, kraftlos, blutbeschmiert, tastet am Paraventrand entlang.

Schnitt. Halbtotale.

In den Applaus der Umstehenden hinein taumelt die Blondine in die Raummitte.

Die Reste ihrer Kleidung sind zerrissen, die ruinierten Strümpfe entstellen ihre Beine, als wären sie mit Narben übersäht, die Kleidung bedeckt nicht mehr das Nötigste.


Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih

Sie taumelt, fällt Weißkopf und Gens direkt vor die Füße.

Die Bedienerinnen mit den Tabletts sind entsetzt, dürfen ihre Position jedoch nicht verlassen. Sie weinen.

Der jüdische Ehemann der vergewaltigten Frau, ein Orchestermusiker, stürzt herbei, nimmt seine über und über beschmutzte bewußtlose Frau auf seine Arme, er weint verzweifelt, versucht, sie wegzutragen. Die Frau liegt leblos wie eine große Gliederpuppe in den Armen ihres Mannes.

Eine einzelne Frauenstimme singt ein Lied, laut gequält, anklagend: ...we´ll live forever....we will survive......

Gens zeigt keine Reaktion. Er darf es nicht. Er blickt über die Frau hinweg, deren Kopf fast seine Schuhspitzen berührt, hinauf zu Weißkopf, zu dem Mann, dessen blaue Arbeitsscheine ein paar hundert Menschen das Überleben sichern werden.

Schnitt.


------------------------

2004-2006 Heino Ferch – Jakob Gens, Sebastian Hülk - Bruno Kittel, Dessler – Jörg Lamprecht, Hayah- Erika Marozsan, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, Andrius Zebrauskas - Srulik, der Bauchredner. Musik(dramaturgie) - Anatolijus Senderovas

--
(siehe auch: Bernd Eichinger. Letzte Ausfahrt Brooklyn. Vergewaltigungsszene der blonden Prostituierten. Vielleicht auch nicht. Vielleicht können Sie die Szene nicht ansehen, weil Ihnen dabei Ihr Frühstück noch einmal durch den Kopf geht.).

"... Die Zukunft, das ist Patricia." In: Le Lion. Heino Ferch als Julien Keller. Teil 3A.

"... Die Zukunft, das ist Patricia." In: Le Lion. Heino Ferch als Julien Keller. Teil 3A. Regie: José Pinheiro. Buch: Joseph Kessel. Drehbuch: Philippe Setbon, Image & Cie. für France 2 Cinéma, 2002-03


von: ignazwrobel


Bildquelle und alle Bildrechte bei Image & Cie. für France 2 Cinéma.

"... Die Zukunft, das ist Patricia." (Audio.wma (7,0 MB)<-dieses erste Audio hier links enthalt den Text des Beitrages Le Lion Teil 3A+3B, Sprecher: ignazwrobel) Impression: Tiere und Landschaft Audio.mp3 Audio.wma

Vor der Szene.

Julien Keller war bei den Bullits zum Dinner zu Gast gewesen.

Sybil Bullit hatte sich dem seltenen Besuch aus der alten Heimat mit besonderer Freude als kultivierte Gastgeberin gezeigt. Der Salon im europäischen Stil, Tafelsilber, Blumen, Kristall, Porcelaine und französische Spezialitäten brachten in die afrikanische Umgebung ein Stückchen occidentale Tisch – und Esskultur.

Nach dem Dinner hatten sich die Herren mit ihren kubanischen Partagas auf die Veranda zurückgezogen.

Patricia setzte sich dazu und zeigte Keller ein Fotoalbum der Familie, darin viele Bilder des jungen Löwen im Spiel mit Bullit und mit ihr selbst.

Der Marsch Audio.mp3 Audio.wma


Die Szene.

Der gemeinsame Abend ist vorüber.

Keller ist wieder in seinem Hemmingway-Resort. Es ist warm, Grillen zirpen.

Er will wohl zu Bett gehen, wir beobachten ihn einige Sekunden lang bei seiner spartanischen Abendtoilette, er steht im Unterhemd, wäscht und trocknet das Gesicht. Die Waschgelegenheit ist einfache eine weisse Email–Waschschüssel.

Als er an der Tür des Hauptraumes Klopfgeräusche hört, schlüpft er noch einmal in´s Oberhemd. Er will nachsehen, wer draussen ist.

Nicht nötig.
John Bullit steht schon im Türrahmen, eine volle Flasche Whiskey in der einen und zwei Gläser in der anderen Hand.

Es ist eine Vollmondnacht. Bullit ist hellwach und möchte sich gern weiter unterhalten.

Bullit
Kihoro ist gekommen, um mir zu erklären,, dass der Stammesführer krank ist. Eine Infektion.
...verursacht vom Kuhdung, den sie für den Bau ihrer Hütten verwenden.

Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, ich statte Ihnen einen Höflichkeitsbesuch ab.

Er setzt sich in einen der beiden mit Gazellenfell bezogenen Sessel, öffnet die Flasche, gießt ein und beginnt eine Unterhaltung…

Was meinen Sie, Keller, wird der Krieg bis hierher kommen ?

Keller Ich weiß es nicht, aber wenn er erst einmal angefangen hat, besteht die Gefahr, dass er lange andauert.

Er setzt sich ebenfalls.

Die Kikuyu werden die Waffen nicht niederlegen solange der weiße Mann auf ihrem Kontinent bleibt.

Keller nimmt mit einem Schluck aus dem bereitgestellten Glas die Einladung zur Unterhaltung an.

Keller Machen Sie sich Sorgen um Ihre Tiere?

Bullit, bedrückt: Vor allem um Patricia.

Keller nickt. Offensichtlich versteht er sehr gut die Sorge eines Vaters um sein Kind.

Nach einer Pause: Sie ist ein ganz außergewöhnliches Kind.



Bullit Denken Sie, daß ich verrückt bin, sie an meiner Seite festzuhalten? ....Ein egoistisches Monster?

Keller schüttelt verneinend den Kopf. Wir sehen, er meint: ganz und gar nicht.

Ich bin hier nur ein Fremder. Da ist es schwer, Stellung zu beziehen.

Bullit ist immer noch sehr besorgt, seine Unruhe lässt ihn vom Sessel hochfahren, im Raum hin und her gehen.

Bullit Haben Sie Kinder ? Ich habe ein Foto gesehen, einen kleinen Jungen.
Er steht jetzt vor Kellers Schreibtisch, deutet auf das Buch, das die beiden Kinderfotos enthält.

Close up Keller.

Was ist das?

Die angenehm ruhig interessierte Offenheit des Mannes, der klare Strom unbeirrter Selbstsicherheit – wo sind sie?

Keller ist zusammengesunken. Er wirkt mit einem Mal alt, verfallen, unbeschützt, geschwächt. Also doch eine, seine Geschichte.

Eine Erinnerung hat ihn getroffen und etwas berührt, das ihm –und uns- wehtut. Es tut uns weh, ihn so traurig zu erleben.
Sein Blick streift nach unten. Er sieht nichts. Doch, er sieht doch etwas.



Seinen Sohn.

Er sagt:


Sébastien. Er starb mit vier Jahren.

Jetzt kann er Bullit wieder anblicken, sich einem anderen Menschen mitteilen. Seine schönen schwarzen Augen glänzen einen Moment auf. Er wirkt unsicher, tastend, so als hätte er das, was er gerade sagt, selten oder nie erzählt.

Bullit ist entsetzt, wirklich entsetzt. Er kommt wieder näher, hört zu.

"...Only twelve months have passed - and look at our theatre!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 3. Germany Lithuania 2004-2005/06

"...Only twelve months have passed - and look at our theatre!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 3. Regie: Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany Lithuania 2004-2005/06



von: ignazwrobel

Hören statt lesen: Audio.mp3 ( Text exkl. Dialoge und Sprecher: ignazwrobel)


Only twelve months have passed - and look at our theatre!

Kurz vor Vorstellungsbeginn. Das Theater ist voll besetzt.

Die Gäste tragen zwar festliche, aber warme Kleidung. Der Saal scheint unbeheizt. Totale aus dem Publikum zur Bühne.

Der Bühnenvorhang ist geschlossen und dekoriert mit großen weissen Ziffern und einem Bild. Die Jahreszahlen 1942 und 1943 umrahmen eine Holzschnitt-Grafik, die ein Gässl des Ghettos zeigt, vor dem sich ein roter Theatervorhang öffnet.

Gens betritt die Bühne. Schwarze Uniform mit Koppel und Reitstiefeln, Revers mit Hemdkragen und schwarzer Krawatte, Pistole, die weisse Armbinde mit dem blauen Sechszackstern am Oberarm, die ihn als Juden kennzeichnet.

Applaus. Gens scheint hochgestimmt, freudig erregt. Mit einer Geste bringt er den Beifall zum Verstummen. Er setzt zu seiner Rede an:

Ladies and Gentlemen, One year ago, when we opened this place, some people said that you don´t play theatre in a graveyard. Only twelve months have passed, - and look at our theatre!

Schnitt.

Blick ins Publikum, man hört gespannt zu. In der ersten Reihe sitzen Funktionäre, Weißkopf, Dessler jeweils mit Frau, Kittel, Gens´ Platz ist frei.

One hundred and ten performances - more than thirtyfive thousand tickets were sold in the Ghetto with a population of only fiveteen thousand people.

Tosender Applaus.

All our shows are sold out weeks in advance!

Ladies and Gentlemen - I am proud to announce the song which won the competition launched by the Ghetto-Council for this special occasion.

The price-winning song was written by the eleven year old composer Alex Wolkowitzky and will be performed by the Ghetto Children´s Choir.

Seine letzten Worte gehen im lautstarken Beifall unter. Gens gibt die Bühne frei, der Vorhang hebt sich.

Der Bühnenraum ist verschlossen durch einen zweiten Vorhang, der aus Kleidern mit gelben Judensternen, den Kleidern von Toten besteht. Unwille im Publikum.

We don´t want this kind of theatre! We want good Theatre!

Dieser zweite Vorhang geht jetzt ebenfalls hoch. Dahinter hat der Chor der Kinder Aufstellung genommen.

Im Zuschauerraum wird es still.

Sehr still.

Man blickt gebannt zur Bühne.

Der erste Ton eines einzelnen Knabensopran durchbohrt diese Stille wie ein gläserner, ein goldener Pfeil, durchschwebt den Saal wie schimmernde schwebende Seide.

Der junge Komponist singt ein Solo.

Die Stimmen der anderen Kinder, eine Faubourdon-Quint über dem melancholischen Melodiebogen des Solos, lassen an eine Glasharfe denken, an eine Windharfe, deren Saiten ein zarter Windhauch durchstreicht.

Am Ende des Solos nimmt eine Geige die Melodie auf, dramatisch, expressiv, klagend.
Blick ins Publikum. Sehr ernste Gesichter, traurige Gesichter, mutlose Gesichter.
Schnitt. Nahaufnahme Chor.

Die Kinder, unterschiedlichen Alters, von vier bis vierzehn etwa, singen. Alle schwarzweiß gekleidet, alle mit Judensternen. Ganz vorne in der ersten Reihe fällt uns ein kleines Mädchen auf. Es hält einen braunen Stoffbären an sich gepresst, zwei aufmerksame Kinderaugen glänzen über dem Kopf des Bären. Sie hört zu, singt selbst nicht, dazu ist sie noch zu klein. Sie ist vier, vielleicht fünf.

Sie scheint nicht zu wissen, an welch furchtbarem Ort sie ist, sie kennt es ja nicht anders.
Man hat sie hier hingestellt, die anderen Kinder singen, sie wiegt sich ein wenig zur Musik, für sie scheint es nur schön.

Den Text begreift sie noch nicht. Sie weiss nichts von vorher oder nachher, von Guten und Bösen, von Mördern und Gemordeten. Sie macht willig mit.

Unschuld.

Die Erwachsenen wissen mehr. Einzelne Frauen weinen.

Das Lied ist zu Ende. Blick ins Publikum. Niemand bewegt sich. Gens, der in der ersten Reihe sitzt, ist, wie die anderen, aufgewühlt, betroffen, aber zu keiner Bewegung in der Lage.

Da steht in einer der rückwärtigen Reihen eine Frau auf und beginnt unter Tränen zu applaudieren.

Die Versteinerung im Publikum ist augenblicklich gelöst, Bravorufe, die Menschen erheben sich von den Sitzen und klatschen im Stehen. Die Stimmung gleitet mehr und mehr in gelöste Begeisterung. Jetzt erheben sich auch die Funktionäre. Gens, immer noch sehr bewegt, applaudiert demonstrativ.

Der Vorhang fällt. Wenn er sich in einigen Augenblicken wieder hebt, wird Kittel, der "Schlächter von Wilna", die Bühne nutzen für sein Spiel.

- - -
2004-2006 Heino Ferch - Jakob Gens, Sebastian Hülk - Bruno Kittel, Erika Marozsan - Hayah, Jörg Lamprecht - Dessler, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, Andrius Zebrauskas - Srulik, der Bauchredner. Musik(dramaturgie) - Anatolijus Senderovas
- - -

Das Lied von Ponar (->zu den Noten)

Still, still, lasst uns schweigen, Gräber wachsen hier. Die Feinde haben sie gepflanzt, wachsen sie grün ins Himmelblau

Still, mein Kind, weine nicht, Schatz, es hilft kein Weinen. Unser Unglück werden die Feinde Ohnehin nicht verstehen

Frühling ist ins Land gekommen,. hat uns den Herbst gebracht. Ist der Tag heute auch voller Blumen, uns sieht nur die Nacht.

Die Finsternis zerrinnt, aus dem Dunkel leuchten Sonnen.Reiter, komm´ geschwind, dich ruft dein Kind.

Es führen Wege nach Ponar hin, kein Weg führt zurück. Ist der Vater dort verschwundenUnd mit ihm das Glück.

Selbst die Meere haben Grenzen, die Lager haben Zäune, nur unsere Qual nimmt kein Ende.
Vergoldet der HerbstSchon die Zweige,blüht in uns der Schmerz.

Eine Mutter bleibt vereinsamt, ihr Kind muss nach Ponar.


Die Finsternis zerrinnt, aus dem Dunkel leuchten Sonnen.Reiter, komm´ geschwind, dich ruft dein Kind.

Stiller, stiller, es brodeln QuellenIn unseren Herzen. Doch solange die Tore nicht fallen, müssen wir stumm bleiben.

Freu´ dich nicht, Kind, dein Lächeln ist jetzt für uns Verrat. Der Feind soll den Frühling Erleben wie das Blatt den Herbst.

Lass die Quelle ganz leise fließen, sei still und hoffeMit der Freiheit kommt der Vater, schlaf doch, mein Kind, schlaf.

Wie die eisbefreite Wilja, wie die grün erblühenden Bäume, so leuchtet bald das Freiheitslicht auf deinem Gesicht.

"...Fire!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 1A Regie: Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany Lithuania 2004-2005/06

"...Fire!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 1A Regie: Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany Lithuania 2004-2005/06

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih Download Filmheft als .pdf (dauert ein paar Sekunden)

".....Fire!!!"

Im Zuschauerraum des Theaters.

Halbdunkel.

Alle Saal- und Bühnenlichter sind ausgeschaltet, stahlblaues Tageslicht strömt durch die offenen Seitentüren ein. Kittel hat den Befehl gegeben, die gesamte Schauspielermannschaft auf der Bühne antreten zu lassen.

Jetzt wartet er im Zuschauerraum. Gens ist bei ihm.

Gens, Kittel, Kittels Adjutanten:

Die beiden haben Haltung angenommen und warten auf Kittels Befehle.

Kittel zu Gens:

Look at those two Clowns. They follow me wherever I go.

Kittel lächelt Gens an.

Dann, hart, zu den beiden:

Close the curtain an stay behind it.

Die beiden salutieren und verschwinden. Gens wirft ihnen unauffällig einen lauernd angstvollen Blick nach. Er wirkt wie ein Mann, der unkonkrete Todesangst hat.

Er erwartet alles, das Schlimmste. Kittel fixiert ihn, er steht einen Schritt hinter Gens. Gens fühlt den Blick, ist nervös. Kittel tritt neben ihn. Gens folgt zögernd der nonverbalen Aufforderung Kittels, ihn anzusehen.

Kittel:

Now to more serious matters.

Wir hören das weiche Rauschen einer großen Stoffbahn und verstehen, dass Kittel und Gens am Bühnenrand standen. Der Vorhang fällt direkt vor uns und löscht den letzten Lichtstrahl.

Schnitt Totale.

Zwei schwarze Silhouetten gehen am Rand des Zuschauerraums an den hellen Türausschnitten vorbei, Kittel voraus, Gens folgt mit Abstand. Kittel deutet in eine Sitzreihe. Wir sehen nur seinen Arm im Gegenlicht. Gens folgt zögernd der Aufforderung und setzt sich.

Schnitt. Gens und Kittel im Close up.

Kittel beugt sich vor:

You are invited to the Gestapo.

This afternoon at four o´clock.

Gens zeigt kein Erschrecken. Er wendet sich zu Kittel

What´s on the agenda?

Close up Gens. Ernst. Ruhig. Er blickt Kittel in die Augen.

Kittel:

You. One: An armed underground was organized in the Ghetto. With your consent.

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih


Gens sieht zu Boden, blickt weg. Wir sehen ihn im Profil. Er hört zu. Ab sofort weiß er, er ist Todeskandidat. Seine verbleibenden Lebens-Stunden sind an den Fingern zweier Hände abzählbar.

Kurz hatte er in den vergangenen Tagen die Hoffnung auf Rettung gehabt, die Front ist nur noch 200 km entfernt. Die Anklage jetzt bedeutet Standgericht.

Kittel

Two: You allowed contacts between them and the partisans in the forest.

Three: You volunteerted to organise transports of people to the council[?] of Estonia because you wanted us to stay out of the Ghetto to avoid an open clash between your underground and our forces.

Four: thus you saved four hundred of your bandits and covered their exitus to the forests.
Conclusion:

You deceived us deliberately.

Gens hat während der Anklagerede weggesehen.

Während Kittel spricht, fasst er sich immer mehr. Die Angst verläßt seine Züge. Sein Gesicht nimmt einen konzentrierten Ausdruck an, hart, bewusst, wach. Er weiß, die Anklage reicht für eine sofortige Exekution. Jetzt sieht er Kittel in die Augen. Leiser Hass härtet seinen Blick. Nach einer Sekunde:

Exactly.

Kittel hat die Antwort nicht erwartet. Überrascht:

Exactly?!

Is that all you´ve got to say?

Gens:

Yes.

Wir sind so dicht vor ihm, dass unser Atemhauch ihn streifen würde. Er dreht den Kopf weg, senkt den Blick. Die Oberlippe spannt sich.

Das Gesicht hat diesen Ausdruck angenommen, der uns zeigt, dass da ein Mensch alle Waffen gestreckt hat, sich in die Situation ergeben hat. Es ist eine gefasste Traurigkeit, die nur noch eines erwartet: das Ende.

Kittel:

You´ve got six hours to vanish..... Go!

Gens dreht sich zu Kittel. Er deutet ein sarkastisches Lächeln an. Seine Trauer ist plötzlich so vollständig weggewischt, dass wir glauben, uns gerade geirrt zu haben.

To give you an excusion to finish off the last ten thousand jews of the Ghetto?

Hart:

No.

Wie ein Sieger:

Think.

Gens steht mit einer schnellen Bewegung auf und verlässt die Stuhlreihe. Er geht zwei Schritte.
Kittel, ihm nach:

If you prefer to die [?by another hand], I´ll do it for you.

Gens zieht sofort seine Dienstpistole aus dem Gürtelhalfter, packt sie am Griff, hält sie Kittel hin: Sarkastisch:

I couldn´t care less.

Kittel fährt hoch, packt die Waffe, lädt durch und...

...setzt sie Gens an den Hinterkopf. Gens erstarrt in der Bewegung. Schwarze Augen. Angst. Er lauscht nach hinten. Der Knall. Jetzt.

Jetzt.

-

Schnitt. Der Bühnenvorhang.

Dessler lugt aus den Falten hervor: The actors are ready.
Schnitt auf Kittel und Gens.

Gens lauscht immer noch nach Kittel.

Gens plötzlich, laut:

Fire!!!

Er selbst hat Kittel den Befehl gegeben, abzudrücken. Er rechnet damit, dass ein Soldat aus Gewohnheit, aus soldatischer Gewohnheit und eingedrillter Militärdisziplin sozusagen unterbewusst auf den Befehl Fire! mit dem Abdrücken des Triggers reagiert.

Kittel hat sich im Griff. Er drückt nicht ab. Süffisant:

Pleasure before business.

Er nimmt die Waffe weg, wir hören das Einschnappen der Abzugssicherung.

Gens´ Golgatha beginnt.

Er weiß, er ist tot. Aber er darf nicht sofort gehen. Er muss auf das Aus warten, er muss die Todesangst durchstehen, das Gefühl durchstehen, dass sein Blut wie flüssiges Blei durch seine Adern rinnt, dass sein Schädel dröhnt und dröhnt und das Prickeln der Todesangst über seine Gesichtshaut gleitet.

Er muss fühlen, wie der bittere Geschmack der Furcht seinen Rachen weitet, wie das Blut aus den Händen weicht, wie der Felsblock auf seiner Brust den Atem abdrückt, wie seine Muskeln erstarren.

Das sehen wir in den nächsten Minuten.

Einen Kittel, der sich während der Theateraufführung köstlich amüsiert, unbeschwert lacht und Gens vertraulich in die Rippen stößt, er solle doch mitlachen.

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stardust-Filmverleih

Gens sitzt daneben, lebt noch und ist doch schon wie tot, aschfahl, starr, eingefroren, wachsbleich, totengrau.


---
2004-2006 Heino Ferch - Jakob Gens, Sebastian Hülk - Kittel, Erika Maroszan - Die Sängerin Haya, Jörk Lamprecht - Dessler, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, die ganz exzellente Musik(dramaturige), die sehr viel zur eindrucksvollen Wirkung des Films beiträgt, ist von: Anatolijus Senderovas.

Porträt des historischen Jakob Gens: