Donnerstag, Mai 22, 2008

Filmszenen I ..ich glaub´ ich gehöre nur mir allein...in: Marlene. Teil C.










Bildquelle und Bildrechte bei perathon Filmproduktionsgesellschaft

Heino Ferch - Carl von Seidlitz. Drehbuch: Christian Pfannenschmidt, Regie: Joseph Vilsmaier, 1999-2000
von: ignazwrobel


Hören statt Lesen: Audio.mp3-> zum Soforthören


....ich glaub´ ich gehöre nur mir allein...in: Marlene. Teil C. Heino Ferch - Carl von Seidlitz. Drehbuch: Christian Pfannenschmidt, Regie: Joseph Vilsmaier, 1999-2000

Vor der Szene.


Marlene ist aus Amerika zurück. Sternberg hat dort mit ihr und Gary Cooper „Marocco“ gedreht. Der Film wurde ein Kassenschlager.


Erste freudige Begrüßung der Familie in der Stadtwohnung in Berlin. Das Töchterchen Maria springt der Mama so froh an den Hals, dass die Berge von Geschenken zu Boden fallen.


Auch Probleme erwarten Marlene zu Hause. Das Kindermädchen Tammy ist schwanger von Rudi Sieber, Marlene´s Ehemann. Marlene weiß, dass ihr Gatte und das Mädchen sich ineinander verliebt hatten. Zu lange hatte sie die beiden allein in der Stadtwohnung gelassen, während sie Filme drehte, oft monatelang.


Schnitt.


Erfreulicheres.


Sonne. Nachmittag. Riesige grüne Linden, ein Englischer Garten.


Eine breite Kiesauffahrt - überwallt von grünen Baumriesen - führt von einem pfeilerflankierten Garten-Haupttor ganz hinten hierher zu uns. Hier parkt neben der niedrigen Eingangstreppe des Palastes ein kostspieliges offenes 30er Jahre Mercedes-Coupe . Große Stein-Akanter schmücken die Treppenbrüstung.


Die Kiesauffahrt befährt ein zweiter Mercedes mit Fahrer. Im Fond eine semmelblonde Frau: Marlene.


Plötzlich schießt ein schlanker Mann, circa 35, die wenigen flachen Stufen des Eingangsportals in schnellem Tempo herab, - schwarze Hose, weißes leger getragenes Hemd, die Ärmel bis zu den Ellenbogen aufgerollt.


Er springt auf die Fußtrittleiste des Automobils auf, hält sich am Rahmen des Wagendachs fest und küsst Marlene noch im Fahren. Marlene erwidert den Kuss, sie freut sich. Als der Wagen an uns vorbeifährt, springt der Mann ab, lacht Marlene zu.


Schnitt.


Wir erkennen die kannelierten Säulen des Eingangsportals: Es ist der Palast derer von Seidlitz. Marlene besucht Carl zu Hause.


Carl öffnet Marlene den Wagenschlag. Wir stehen auf der ersten Treppenstufe neben ihm und sehen den beiden zu. Sie umarmen sich so stürmisch, dass es fast aussieht, als wollte jeder den anderen in sich hineinziehen. Endlich läßt Carl sie los, hält sie nur noch leicht an der Taille, sie können sich jetzt ins Gesicht sehen. Carl:


Ich hab´ Dich vermisst.


Marlene lacht, berührt, erfreut:


Ich Dich…


Sie wischt die Rührung weg, tritt einen Schritt zurück. Sie zeigt sich. Sie musste in Amerika abnehmen, Sternberg hat sie neu erschaffen. Jetzt steht eine echte Filmgöttin vor Carl.


Er blickt an ihr herab, stößt einen Pfiff aus: Bewunderung. Auch Carl sieht nicht schlecht aus. Er ist braungebrannt, vital.


Marlene:


Wo ist Lotte?


Carl legt Marlene den Arm um die Schulter und führt sie ins Hausinnere. Carl:


Lotte sitzt mit Pommer in der UfA und denkt darüber nach, wie man Marlene zurückholen kann.


Wir sehen den beiden nach, wie sie im Haus verschwinden.


Schnitt.


Die Szene.


Abend. Totale.


Ein lauer Sommerabend. Es ist Nacht, ein Biergarten. An Tischen mit blaukarierten Decken sitzen Sommerfrischler in heller Sommerkleidung, in der Mitte glühen Lampiongirlanden wie Glühwürmchen über einer großen Tanzfläche, viele Paare bewegen sich darauf in langsamem Walzerschritt.


Eine kleine Musikkapelle , die Musikanten mit Westchen und Matelotes , spielt einen der Schlager, den Marlene berühmt gemacht hat:


Ich weiß nicht, wohin ich gehöre, ich glaub´ ich gehöre…..


Inmitten der vielen Paare auf der Tanzfläche entdecken wir ein weißes Hemd: Carl. Er und Marlene tanzen den Walzer.


Carl von Seidlitz und Marlene Dietrich tanzen (Heino Ferch, Katja Flint)
Bildquelle und Bildrechte bei perathon Filmproduktionsgesellschaft


Schnitt. Nah. Wir sehen Carl nur einen Moment im Profil, einen Moment seinen Rücken und fühlen uns sofort angezogen. Seine Haltung, seine Ausstrahlung, äußerst viril, dabei die Haltung aristokratisch, elegant, wirkt er schmelzend, attraktiv. Er führt Marlene in eine Drehung:


Dein..Lied.. sagt er


Marlene, sehr glücklich, singt mit.


Wenn ich jetzt nur Dir Treue schwöre..wird wieder ein Anderer unglücklich sein.


Carl führt Marlene, er lächelt ihr leise zu, lässt seine Augen keinen Moment von ihr. Wir fühlen, wie die beiden glühen.


Als wir einen Blick auf sein Gesicht erhaschen, seine goldglänzende Stirn, als seine Schulter, sein braungebrannter Nacken, sein Rücken an uns vorbeigleiten, können wir verstehen, warum Marlene Carl nicht aufgibt, ihn als geheimen Liebhaber immer weiter besucht.


Er ist männlich, stark, attraktiv, dabei ganz unbewußt natürlich und ganz uneitel und: - voller Sehnsucht.


Er weiß gar nichts von seiner Belezza, seiner Schönheit, die in seiner Haltung, in seiner starken Emotion und: in seinem Genießen liegt.


Marlene gibt sich darüber wohl auch keine Rechenschaft ab, sie nimmt einfach den Abend, den Mann als Geschenk eines besonderen Augenblicks.


Ja soll denn etwas so schönes nur Einem gefallen?


Die Sonne, die Sterne, gehör´n doch auch allen! singt sie.


Carl lacht leise auf, als er Marlene´s Text hört. Er zieht sie mit seinem Blick an sich, Marlene scheint darin ganz zu schweben, zu schwingen wie auf einer großen Schaukel.


Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre,


ich glaub´ich gehöre nur Dir ganz allein…


Carl wird ernster, die Tanzbewegungen verblassen zu einer leisen Andeutung. Marlene:


Ich glaub´, ich hab´ mich in einen Soldaten verliebt..


Carl:


..einen Soldaten, der Kästner mag.


Die beiden küssen sich. Marlene legt eine Hand in seinen Nacken. Als sie ihn wieder loslässt, bewegt sich ihre Hand behutsam wach über seinen Arm, als berühre sie etwas sehr Wertvolles.


Carl ist scheinbar von irgend einer Stelle weiter weg irritiert, so als hätte er fremde Aufmerksamkeit auf sich gefühlt. Er sucht mit zwei schnellen Blicken in der Menschenansammlung. Marlene bemerkt nichts. Carl legt seinen Arm um ihre Schulter, die beiden flanieren ein paar Schritte zu einem Tisch.


Ach, Carl, alles is´ auf einmal so anders. Nun bin ich eine öffentliche Person, sagt Joe.


Carl gibt ihr einen Kuß auf die Schläfe.


Marlene:


Hier is´ eben doch mein zuhause. Nich´ da drüben.


Die sind meschugge, die Amerikaner – keene Kultur! Goethe, Schiller – nie gehört! Mozart, Brahms, Schubert – was issn´das?


Die beiden haben einen Gartentisch erreicht. Carl ist Marlene beim Platznehmen behilflich, er bleibt hinter ihr, auf die Stuhllehne gestützt, beugt er sich leicht über sie…


Marlene:


Und das Essen erst! – naja , ich darf ja sowieso nich´..


Carl, nah, über Marlene:


Warum machst Du´s dann?


Marlene:


Weil ich berühmt werden will.


Carl:


Das bist Du doch längst.


Jetzt nimmt auch er Platz. Er nimmt Marlene´s Hand in beide Hände, ein wenig so, als wolle ihr einen Handkuß geben, ein wenig so, als wolle er sie nicht mehr loslassen. Er ist sehr ernst. Er hofft.


Carl:


Pommer wird Dir ein gutes Angebot machen und Du kannst in Berlin bleiben – wo Du hingehörst.


Marlene:


Ich gehe zurück, Carl.


Wir sehen, wie Carls Gesicht mehr spiegelt, als Enttäuschung. Wir sehen, dass er begreift, etwas loslassen zu müssen, das er schon als einen Teil seiner selbst gefühlt hatte.


Marlene:


Ich habe einen Vertrag über vier Filme. Joe und ich bereiten den nächsten schon vor.


Carl versucht, sich abzutrennen. Seine Augenlider flackern. Langsam legt er Marlenes Hand zurück in ihren Schoß.


Marlene senkt den Blick. Ihn jetzt anzusehen, wäre....


Schnitt.


Hören statt Lesen: Audio.mp3-> zum Soforthören


1999-2000 Heino Ferch (im Alter von 36) - Carl von Seidlitz, Marlene Dietrich´s geheimer Geliebter, Katja Flint - Marlene Dietrich; Herbert Knaupp - Rudi Sieber, Marlene´s Ehemann; Christiane Paul - Tammy, das Kindermädchen, Theresa Vilsmaier - Maria Sieber, Marlene´s Töchterchen


Kommentar 1: Die Szene spielt mit der Liedzeile "ich glaub, ich gehöre nur mir allein.." als Marlene das Lied für Carl singt, variiert sie den Text dieser Zeile auf "ich glaub´, ich gehöre nur Dir allein..." Die Trennung am Ende der Szene bestätigt eher den Originaltext. Marlene gehört nur sich allein.


Kommentar 2: Lotte ist Carls Schwester. Ein Projekt später, in "Der Tunnel", wird der Name der Schwester Protagonisten, (den dort ebenfalls HF spielt), derselbe sein: Lotte.



www.marlenedietrich-filme.de: Hervorragende, umfassende Homepage über Marlene Dietrich mit einer fantastischen Quellensammlung->

- - -









Labels:

Sonntag, Mai 18, 2008

Filmszenen I ...fass´ ihn nicht an!!! in: Gefährliche Verbindung Teil 3.

Heino Ferch - Andy Fischer. Buch und Regie: Uwe Janson, 1990-91

Teaser Film Gefährliche Verbindung. Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1991

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF.

Vor der Szene

In der Produktion.

Wir erinnern uns. Das Nicht-Katalytische Verfahren wird weiter benutzt. Nicht katalytisch bedeutet: die chemische Reaktion kann nur unter Zufuhr hoher Temperaturen ablaufen. Hohe Temperatur entsteht nur unter hohem Druck. Hohe Temperaturen erzeugen tödliches Dioxin.

Die elektronischen Temperaturanzeiger an den Druckkesseln wurden zurückgetauscht gegen – ungenauere – mechanische.

In der Nachtschicht zuvor war improvisiert worden. Die Materialausgaben hatte Bolzen mit Linksgewinde geschickt. Unbrauchbar. Die Schicht muss produzieren. Also waren die Druckkessel mit Bolzen verschlossen worden, deren Rechts-Gewinde provisorisch in Handarbeit geschnitten worden waren.

Die Szene

In der Produktion. Kessel, ein Gewirr aus Rohren, Steigleitungen, Anzeigeuhren, Lärm, eine halboffene Galerie, Boden aus Metallgittern.

Ein Arbeiter überprüft den Druck an den Kesseln.

Wir sehen: 5 bar.

Andy ist in der Nähe, er bringt gerade Material.

Insert auf ein Druckventil. Es platzt. Giftgelbe Flüssigkeit spritzt massenhaft heraus.

Wir hören einen mörderischen Schrei. Dann Halbnah.

Der Arbeiter, der die Druckanzeige abgelesen hatte, steht genau unter dem Ventil. Die giftgelbe Flut, kochendheiss, überschüttet ihn wie der Strahl eines Wasserwerfers. Der Mann schreit und schreit.

Andy nah. Panik. Hölle Hölle.

Thomas!

Schreit er.

Blick zu Thomas. Die giftgelbe Flut schwallt weiter über den Mann.

Andy rennt zum Steuerbord und dreht den Durchlaufdruck herunter.

Wir sehen Thomas, wie er sich unter der kochenden Flut windet, schreit und schreit. Immer noch überflutet die giftgelbe Brühe Gesicht und Körper.

Jetzt liegt er am Boden. Verliert das Bewusstsein.

Die Alarmsirene gellt schrill.

Andy rennt heran, zieht Thomas am Arm aus dem kochendheissen Giftwasserfall.

Er packt ihn unter den Achseln und schleift ihn zur Notwaschstelle. Der Vorarbeiter und ein zweiter sind herbeigerannt. Wir hören Warnungen. Andy soll irgendwas.

Jetzt ist er unter der Notdusche angekommen, zieht an der Kette. Kühles Frischwasser duscht auf Andy und den Bewusstlosen herab.

Wir hören von Andy:

Lass mich!

Stephan ist herbeigerannt, der Vorarbeiter Storck ruft über Funkgerät Hilfe herbei. Stephan starrt entsetzt auf Andy und den schwer Verletzten, will sich herunterbeugen, helfen.

Der Vorarbeiter reisst ihn zurück, brüllt:

Neiin – fass sie nicht an!

Fass sie nicht an!!!

Er reisst Stephan hinter sich zurück und starrt atemlos auf die grausige Pietá vor ihm.

Andy - das Wasser schwallt in dickem Strahl auf ihn herab – fährt hoch:

Warum soll ich ihn nich´ anfassen?

Keine Antwort.

Nochmal:

Warum nich´??

Der Vorarbeiter, er brüllt:

Mensch, das weißt Du doch ganz genau!!

Andy:

Was ist überhaupt mit euch los? - - Machs Maul auf, Du feiges A…ch!

Storck steht versteinert, die Augen weit aufgerissen.

Er starrt auf Andy ´s Hand. Andy folgt dem Blick, hebt die Hand. Er sieht etwas, das ihn erschreckt. Wir fühlen dass er etwas ahnt, das furchtbar ist, lebensbedrohlich.

Der Wasserschwall von oben nimmt ihm beinahe die Luft, er muss um Atem kämpfen.

Er blickt zum Vorarbeiter. Sein Blick fragt, ängstlich.

Gelborange Lichtblitze der Alarmanlage zischen über Storcks Gesicht. Starr aufgerissene Augen. Entsetzen. Keine Antwort.

Schnitt.

1992-93 Heino Ferch (im Alter von 29) – Chemiearbeiter Andy Fischer, Joachim R. Iffland – Thomas, Tayfun Bademsoy - Stephan Heinz-Werner Kraehkamp - Storck, der Vorarbeiter.

- -

Kommentar:

Das Thema Chemieunfall nimmt HF jetzt, in 2008, sechzehn Jahre später, zusammen mit Julie Delpy wieder auf in
"Bhopal- a Prayer for Rain."


semi offtopic

Aus den Wikipedia-Besucherzählern (Artikel Marlene Dietrich, Marlene (Film), Heino Ferch am 2.5.) ist zu entnehmen, dass die erneute Sendung des Films Marlene großes Publikumsinteresse erzeugt hat. Gerade haben wir den Film "gezogen" und sind bei der Qualitätsprobe in die kleine Szene des Walzers von Carl von Seidlitz und Marlene gestoßen. Die beiden tanzen gemeinsam, eng, zusammen, wir hören im Hintergrund jedoch das Lied "ich weiss nicht zu wem ich gehöre - ich glaub´ich gehöre nur mir allein..." - Subtext für Marlene.
Himmel, Himmel, dieser Vilsmaier, wie zärtich der inszenieren kann. Es ist immer eine ganz besondere Stimmung, die Vilsmaier jenseits von Text und Handlung erzeugen kann, eine Stimmung, die den Film überglänzt und ihn schön und zärtlich macht, den X-Faktor erzeugt. Wie - altmodisch? Ja, auch altmodisch, aber altmodisch wie ein schönes altmodisches Schmuckstück aus Aquarinen, Markasiten und Altsilber von Tiffany. Also nächste Woche eine Szene aus Marlene "Ich glaub, ich gehöre nur mir allein."

Labels:

Sonntag, Mai 11, 2008

Filmszenen I ...ein Brief von meiner Frau...in: Scheidung á la Carte. Teil 1.

Heino Ferch - Jungkoch Walter. Regie: Konrad Sabrautzky 1991

Teaser Film Scheidung a la Carte 1991
Bildquelle und Bildrechte SWR Südwestfunk

…ich muss noch mal schnell weg…

weiter zu Teil 2->->

Vor der Szene

Sommer, Sonne, Südfrankreich. Ein putziges altes Bahnhofhäuschen mit Terrasse. Das Häuschen ist zu einem Restaurant umgebaut.

La rêve de ma vieDer Wunschtraum meines Lebens lesen wir auf dem Wirtsschild.

Die Terrasse ist gut besetzt, in hoher weißer Chef de cuisine-Mütze und weißer Chef-Jacke steht der Koch vor einem der Restauranttische und nimmt die Lobeshymnen seiner hoch zufriedenen Gäste entgegen.

Schnitt.

Erwachen. Wir sehen, wo sich unser Träumer (Vadim Glowna) wirklich befindet. Die Chef-Mütze ist verschwunden, Dampf rundherum, man hört, wie das Gemüsemesser einer geübten Hand schnell repetierend auf dem Schneidebrett rattert, gigantische Stahltöpfe für Großportionen auf dem Herd und den Ablagebrettern....

Kein kleines feines Restaurant – eine Kantine. Die Uhr an der Wand sagt: zwanzig vor zwölf, Mittagsstreß.

Der Jungkoch Walter (Heino Ferch) kippt einen containergroßen Topf Sauce in den Stahl-Dämpfer von der Größe einer Kommode.

Er wirft einen Blick herüber zu unserem Träumer. Scheinbar kocht gerade etwas hoch. Walter eilt herbei und dreht das Gas runter.

Paul, unser Chefkoch, blickt unbeeindruckt von dem Beinahe-Überbrodeln auf seine Armbanduhr:

Ich muss noch mal schnell weg.

Walter:

Was..- jetzt?

Paul:

Die Post macht um zwölf Uhr zu.

Stracks verlässt Paul die Küche, vorbei an den Kaltmamsells und Gemüseschnipplerinnen.

In der Post. Am Schalter.

Der Beamte schiebt einen Brief unter der Glaswand hindurch. Paul sieht sich den Absender an. Zum Schalterbeamten, verständnislos:

Von meiner Frau???

Im Auto. Er öffnet den Brief:

Wir hören die Stimme seiner Frau:

Paul!

Ich habe die Absicht, mich scheiden zu lassen.

Mit dem heutigen Datum leben wir getrennt.

Alles weitere regeln unsere Anwälte.

Monika.

Entsetzter Blick auf ein Polariod seiner Frau. Es ist am Armaturenbrett angeklebt. Wir sehen eine schöne Frau, schwarze Locken, strahlendes Lächeln. Unterschrift: Bitte anschnallen – mir zuliebe!

Paul schluckt.

Monika lässt sich inzwischen von ihrer Freundin, einer Anwältin beraten. Scheidung nach einem Jahr nur bei strenger Trennung der geistigen Gemeinschaft und Haushaltung. – Obwohl beide im selben Haus wohnen!!









Bildquelle und Bildrechte SWR Südwestfunk
Die Anwältin, Beate:

Also: alles schön getrennt!

weiter zu Teil 2->->

1990-91 Heino Ferch (im Alter von 27) - Jungkoch Walter, Vadim Glowna - Ehemann und Chefkoch Paul, Elisabeth Trissenaar - Monika "Kikki", seine Frau, Karin Baal- Monikas Freunding und Anwältin Beate.

Story line auf spiegel.de->

- - -
Kommentar 1: Keine Angst, liebe LeserInnen, wir werden nicht monatelang mit Paul, Kikki und Walter die Gesetzestexte zur Trennung der geistigen Lebensgemeinschaft durchdeklinieren, es kommt noch eine Szene, und einige Worte (Theorie-Kommentar), dannisgutt.

HFs Rolle -er steht hier ja noch ganz am Anfang seiner Karriere als Filmschauspieler, - ist nicht groß, er ist der männliche Part des zweiten Paares.

Es gibt in Beziehungsgeschichten-Filmen immer, wie schon seit Mozart (.zB. Tamino-Tamina (Hauptpaar) Papageno-Papagena (komisches zweites Paar), und noch früher (z.B. in der Commedia dell´arte ), ein Hauptpaar (aktuelles z.B.: Schliemann und Sophia, das Ernstes und Dramatisches erlebt und ein zweites allermeist lustiges Paar (z.B. Yannakis und Lydia), das eine zweite Art der Beziehung vorstellt.

Der Verlauf ihrer Geschichte kann gerne mal die Gegenrichtung des Hauptpaares erleben. Hier in Scheidung a la carte trennt sich das Hauptpaar Paul - Monika ("Kikki" ) immer mehr und das zweite Paar - Walter plus Freundin- verbindet sich immer mehr.



- - -
offtopic

...nach Jaah-ren endlich mal wieder einen warmen Sonnentag am See auf der Liegewiese einfach nur so vertrödelt....->

sogar hier haben sich die Dinge geändert. Wußten Sie, dass man jetzt Kite-surft? Windsurfing ist was für alte Leute über 30.
Fotos Heino Ferch: Nr. 7,10,13,18,19,27,42.
Foto Marie-Jeanette Ferch Foto Nr. 19.

Labels:

Sonntag, Mai 04, 2008

Filmszenen I ...´s läßt sich nich´mehr aufhalten...in: Das Wunder von Berlin,Teil 6. Heino Ferch - Jürgen Kaiser. Regie: Roland Suso Richter 2007-08

Teaser Film Das Wunder von Berlin. Heino Ferch - Jürgen Kaiser 2007-08

Bildquelle und alle Bildrechte bei teamworx für ZDF

.....´s lässt sich nich´ mehr aufhalten…... in: Das Wunder von Berlin, Teil 6. Heino Ferch - Jürgen Kaiser. Regie: Roland Suso Richter 2007-08

Vor der Szene.

Hören statt Lesen Audio.mp3->

Impressionen:

Nachrichten im Fernsehen. Wir sehen viele Menschen schnell in Richtung West laufen. Der Sprecher im Voice Over:

Die Welle von DDR-Flüchtlingen die von Ungarn aus über Österreich in die Bundesrepublik Deutschland kommen, ist offenbar größer, als zunächst angenommen.

Wir hören Anjas Stimme, die Marco in sein Ausbildungslager bei der NVA einen Brief schreibt:

Lieber Marco! In letzter Zeit versuchen immer mehr, abzuhauen. Ich hab´echt Angst, dass Du an die Grenze musst und vielleicht auf die schießen….

Ein Friedensgebet in der Kirche. Die Kirche ist brechend voll. Wir sehen die Lebensgefährtin des Professors am Mikrofon, Juliana spricht, sie liest ein Schriftstück vor:

Die nächsten Wahlen sollen unter UN-Kontrolle stattfinden. Um unser Land politisch zu verändern, bedarf es der Beteiligung und der Kritik aller. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger der DDR auf, an der Demokratischen Erneuerung mitzuwirken.

Tosender Applaus.

Juliana (Anna Loos), die Lebensgefährtin des Professors, regt Hanna an, auf der Kopiermaschine des Buchladens den Leipziger Aufruf zu kopieren. Papier besorgt der Professor. Hanna willigt ein.

Die Szene.

Wir treten hinzu, als Hanna, Juliana und Anja im Hinterzimmer des Buchladens an der Kopiermaschine arbeiten.

Nahaufnahme Kopiergerät.

Hanna:

Wieviel hamwerdenn jetzt schon?

Juliana:

Hundertzehn

Anja:

Dafür könn´se uns alle verhaften, oder?

Hanna:

Das hamse mich auch schon gefragt. M-m.

Hanna erinnert sich:

Gemäß Artikel..

Sie geht zu einem Bücherregal, holt ein Buch, schlägt es auf, liest vor:

Warte mal, ich glaub neunundzwanzig, hier ist Artikel neunundzwanzig, Die Verfassung der DDR. Über Gründung und Tätigkeit von Vereinigungen… …ist es zulässig.
Die könn´ ja wohl schlecht ihren eigenen Gesetzen widersprechen…

Anja :

.. und wer soll desalles unterschreiben?

Juliana:

Na überall wird unterschrieben im ganzen Land.

Ja, aber nich hier.

hören wir. Am Durchgang zum Laden steht Jürgen. Sein Gesicht ist unsichtbar, im Schatten. Er tritt heran, wird sichtbar.

Stille.

Alle sehen ihn verängstigt an.

Jürgen nimmt ein Blatt von einem der kopierten Stapel.

Blick auf die Anderen, atemlose Anspannung im Raum. Die Frauen wissen, dass die Staatssicherheit den Raum betreten hat.

Halbnah Jürgen. Er setzt seine Lesebrille auf. Die Brillenbügel klicken leise. Er liest das Blatt vor

..es kommt in der jetzigen gesellschaftlichen Entwicklung darauf an, dass eine größere Anzahl von Menschen am gesellschaftlichen Reformprozess mitwirkt….

Jürgen sieht seiner Frau ins Gesicht. Nimmt die Lesebrille ab.

Juliana wirft das Buch hin, das sie in Händen hält. Zu Jürgen:

Wir müssen reden. Sie geht auf ihn zu.

Jürgen zu Juliana, leise drohend:

Sie sollten verschwinden, so lange Sie noch Zeit dazu haben.

Die leise Drohung schreckt Juliana. Sie dreht ruckartig den Kopf in Kaisers Richtung.

Juliana zu Jürgen: ..s lässt sich nich mehr aufhalten…

Jürgen, leise:

Das werden wir sehn.

Juliana blickt zu Hanna. Die nickt ihr zu. Sie möchte doch bitte gehen, wie Jürgen gesagt hat.

Juliana packt die kopierten Blätter zusammen, drückt sie sich an die Brust und drängt an Jürgen vorbei. Anja geht Juliana hinterher.

Jürgen und Hanna allein.

Das Ehepaar sieht sich in die Augen. Hannas Blick zeigt, dass sie zu kämpfen bereit ist.

Jürgen, dicht vor uns, geht in dem engen Raum langsam ein paar Schritte an Hanna vorbei, direkt auf uns zu. Wir fühlen, wie von Jürgen eine Aura ausgeht, die einem schnellen Druckanstieg in einem geschlossenen System gleicht. Wir ahnen, dass dieses System in wenigen Sekunden explodieren wird.

Jürgen dreht sich um, setzt sich. Sein Gesichtausdruck wirkt eingefroren, steinern.

Er verschränkt die Arme.

Hanna, nicht laut, beim Sprechen scheint ihr Mund wie durch große Kälte gelähmt:

..Du machst Dir nichma mehr die Mühe, ihren Geruch abzuwaschen..

Jürgen, elektrisiert wütend:

Wassollndasjez?

Er flüstert.

Lenk doch nich´ab.

Hanna

Wie lange geht das eigentlich schon? Nachdem ich Marco von der KJS genommen hab´ - oder schon vorher?

Wir treten näher an Hanna heran, sie wird wütend. Wir hören, wie sie beim Sprechen Kiefer und Zähne verbeißt:

.. und wie lange, glaubst Du, seh´ ich mir das Ganze noch mit an?

Jürgen fährt hoch, wir blicken ihn über Hannas Schulter an.

Jürgen hebt die Hand, sein ausgestreckter Zeigefinger sticht auf Hanna zu:

Du riskierst alles, ja?, was wir uns aufgebaut haben.

Schnitt. Die beiden im Profil. Explosion. Jürgen schreit. Seine kleinen abgehackten Bewegungen zeigen, dass sein Adrenlinspiegel exzessiv hoch ist. Sein Atem schnappt.

Was glaubst Du was die Genossen mit mir machen, wenn rauskommt, dass meine Frau, ja?, das Neue Forum unterstützt.

Hanna steht stumm da.

Jürgen atmet durch. Blickt weg. Dann, plötzlich: er schreit, er schreit heraus, was er immer noch dachte, wollte, hoffte:

Wir wollten eine gemeinsame Zukunft aufbauen.

Hanna immer noch unbewegt. Jürgen hebt die Arme gegen Hanna. Die Geste fragt und umrahmt Hanna.

Warum lässt Du mich jez im Stich?

Hanna spuckt ihm ihre Worte hin:

Du lässt uns im Stich, - merkste das denn nich?

Getroffen. Jürgen atmet überrascht ein. Er dreht sich weg, als verstehe er nicht und als suche er gleichzeitig etwas.

Hanna

Du lebst vollkommen an der Realität vorbei.

Er fällt ihr ins Wort:

Ich habe meine Befehle.

Hanna

Die hatte Dein Vater auch.

Wir sehen gerade noch, wie Jürgens Augen weiß aufblitzen,

dann schlägt er Hanna schon mit voller Wucht ins Gesicht. Er hat sogar ausgeholt, um dem Schlag vernichtende Wucht zu geben.

Hanna strauchelt und stürzt nieder.

Sie liegt ausgestreckt seitlich am Boden vor dem Bücherregal.

Sie setzt sich langsam auf, blickt ihn an.

Er ist vorgebeugt, streckt den Zeigefinger aus, deutet auf Hanna. Jedes seiner Worte begleitet ein hackender Schlag in die Luft:

Du .. s t e l l s t.. n i c h t ..W a l t e r ..u n d.. m i c h auf eine Stufe, ist das klar, NIEMALS STELLST DU WALTER UND MICH AUF EINE STUFE!

Hanna bleibt unten. Sie hat Angst vor ihrem Mann. Wir sehen, wie sie wie erschöpft atmet, schluckt.

Schnitt.

Hören statt Lesen Audio.mp3->

2007-08 Heino Ferch (im Alter von 44) – Oberstleutnant der Stasi Jürgen Kaiser, Veronika Ferres – Hanna Kaiser, Jürgens Gattin, Karoline Herfurth – Anja, Marco´s Freundin, Hermann Beyer – Der Professor, Anna Loos – Juliana, die Lebenspartnerin des Professors.

- -

Kommentar 1: s.a. Film Deutschlandlied, 1996. Gleiche Situation am Übergang von einem alten zu einem neuen Staatssystem: Deutschlandlied: das Faschistische Nazideutschland - die neue Demokratische Staatsform. In beiden Fällen ist der Vater ein Ewiggestriger: Deutschlandlied: Hermann Sternke (Matthias Gnädinger) der Vater ist auch in der jungen Demokratie immer noch Nazi, Jürgen Kaiser ist auch in der heraufziehenden jungen Demokratie immer noch Kommunist, in beiden Fällen haben die Ehefrauen den Schritt in die neue Staatsform mit vollzogen. In Deutschlandlied Gertrud Sternke (Suzanne von Borsody) in Wunder von Berlin Hanna (Veronika Ferres ). In beiden Fällen eine laute Auseinandersetzung, in beiden Fällen schreit der Vater, er wollte etwas aufbauen für die Familie und hat der alte Staat nicht immer gut für uns gesorgt?...

Kommentar 2

We proudly present auf wikipedia:

Artikel: Die Mauer - Berlin ´61

Artikel: Die Luftbrücke - Nur der Himmel war frei

Artikel: Meine schöne Bescherung

Labels: