Donnerstag, Dezember 29, 2005

Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 4a. "...Paldis Weihnachten!" Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.




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1 Frejya in ihrem flaschengrünen Tailleur

2 Agga telefoniert

3 Björn Theodor und Frejya Guttsdottir





Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 4a. "...Paldis Weihnachten!" Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

Text: ignazwrobel



1 – 2 – 3 – Mord!

1 - Vor der Szene:

Björn Theodor war schon einmal in nüchternem Zustand bei Oma aufgekreuzt und hatte, -eingehüllt in elegant einschüchternde Pelzmantel-Pracht- versucht, seine Frau heimzuholen.



Er war ganz schnell an der versammelten Abwehr-Phalanx der Frauen, Oma, Dodo, Disa, Agga, Ninna und Kidda, die sich ihm in den Weg stellten, gescheitert.

- 2 - Heute werden wir Zeugen des zweiten Versuchs.

„...Paldis Weihnacht´n!!“

Winter.

Bei Oma daheim. Agga sitzt auf der Treppe und putzt den armlangen silbernen Fahnenständer, der an Weihnachten als Tischschmuck dienen wird. Ninna drängt sich mit dem Wasserschaff auf der engen Treppe an ihr vorbei. Die Frauen des Hauses sind mit groß Reinemachen beschäftigt, Festvorbereitungen für den Weihnachtsabend.

Auf einmal bummert jemand draussen gegen die Haustür – Klopfen kann man das nicht nennen.
Oma:

Mach´die Tür auf, Agga!

Schnitt auf Freyja. Die liegt in ihrem Bett im ersten Stock. Ihre Haarflechten sind wie bei Kaiserin Sisi hochgehängt, um die Kopfschmerzen zu lindern, die das enorme Gewicht der knielangen Haarfluten verursacht.

Aus dem Off die Stimme Björn Theodors.

Ich will mit meiner Frau rehn!!

Schnitt. Erdgeschoss im Flur. Björn Theodor drängt Agga zur Seite:

Wegda!

Er ist betrunken.

Von der Eleganz seiner äußeren Erscheinung, die uns am Anfang regelrecht eingeschüchtert hat, ist nichts mehr übrig.

Er trägt zwar seinen schwarzen Anzug und Hut, aber die Kleidung ist jetzt nachlässig verrutscht, Jacke und Hemdkragen offen, die Krawatte baumelt schlaff, sein Hemd ist labbrig faltig. Man riecht förmlich die Fuselwolke, in der er steckt.

Zu allem Überdruß hat er ein schmalkrempiges Jerry-Cotton Hütchen tief in die Stirn gedrückt, das ihn ein bisschen blöde aussehen lässt.

Künstlich selbstbewusst schlendert er mit den Händen in den Taschen den Hausgang entlang, schreit:

Freyja!

Agga lässt er einfach stehen. Sie sieht ihm verärgert nach. Er biegt um die Ecke zur Treppe in den ersten Stock.

Aus dem Wohnzimmer kommt in Unterhemd und Hosenträgern - der Großvater. Der Lärm stört ihn bei seiner heiligen Zeitungslektüre:

Was soll der Lärm verdammt noch mal!

Opa kratzt sich ratlos den Bart, als er den betrunkenen Ingenieur sieht.

Der dreht sich um, lallt:

Ichsucheeine Ehefrauuu!

Beim Umwenden schwankt Teddy gefährlich. Dann schafft er es doch, sich zu Opa hin einzujustieren.

Opa: Warst Du feiern?

Teddy erklärt sich:

Meine Frau is verschwunn. Ichwill wissen – wo sieiss.

Agga mischt sich ein, durch Opas wuchtig-körperlichen Schutz ermutigt. Sie imitiert Omas Ton:

Was fällt Dir eigentlich ein – sie ist längst nach oben ins Bett gegangen und – Du bist betrunken!!


Schnitt auf Teddy. Schwankend:

Ohhwnn!

Seine Gehirnwindungen verarbeiten die neue Information langsam. Teddy macht eine , - ja, wenn das so ist – Bewegung mit dem Kopf

Owen, .. nickt....ja!

Sein Körper kippt ein bisschen nach vorne in Richtung Treppe „ohwwn“ , die Beine holen rechtzeitig nach, um ihn in eine Laufbewegung zu versetzen.

(Kommentar: Die Betrunkenheit ist sehenswert lustig dargestellt. - wie Teddy´s große Augendeckel langsam auf – und zuklappen und die schwarzen Knopfaugen starr wie bei einer Käthe-Kruse-Puppe gläsern glotzen, - das verursacht beim Zusehen ständig ein kichernd glucksendes Ziehen im Magen.)

Teddy´s Gesichtsausdruck ist ganz schlaff, das letzte Restchen Gehirn bemüht sich um den Haupthandlungsfaden, hat aber massive Probleme, Außenimpulse zu verarbeiten.

Er versucht, den Eindruck zu erwecken, dass er der Herr in seinem Zuhause ist, der jetzt seinen ihm angetrauten rechtmäßigen Besitz heimholt. Agga rennt Teddy voraus und kauert sich auf den Absatz zwischen den Treppenläufen.

Teddy hat wild entschlossen schon vier Stufen erklommen, als Opa ihn mit fester Hand zurückhält.

Nein, hier geblieben! Du kommst mir da nicht mit dreckigen Schuhen hoch!

Opa dreht Teddy, der wie ein Blatt Papier im Wind schwankt, zu sich herunter.
Schnitt. Close up Hände und Schuhe von Teddy.

Er sitzt auf der Treppe und öffnet brav und folgsam seine Schuhbänder, um die Straßenschuhe auszuziehen. Papa befiehlt, Teddy folgt, er ist ja ein wohlerzogener Junge. Teddy beugt sich so weit über seine Schuhe, dass wir fürchten, er kippt gleich vorne über und knallt auf seine Nase.

Opa, der eingefleischte Sozialdemokrat, hat endlich mal einen Vertreter der Oberschicht am Wickel und nutzt die Pause für Informationsgewinn.

Stimmt es, dass die Reeder Arbeiter aus dem Ausland für die Fischerboote anheuern wollen?

Bin kein Reeder, lallt Teddy... bin Inschenöööhr!

Opa Dir gehören doch auch ein paar Boote, oder nicht?

Strumpfbesockt probiert Teddy noch einmal den Aufstieg über die Treppe, strauchelt jedoch sofort gegen den Großvater zurück. Der richtet ihn auf und legt ihm einen väterlich freundschaftlichen Arm um den Nacken.

Na, jetzt mal ganz langsam, junger Mann! Ich glaube, du gehst jetzt besser nicht nach oben.

Teddy tut sich schwer, überhaupt stehen zu bleiben, er ist kalkweiß und schwitzt. Nur ein Hirnrestchen hält den inneren Befehl aufrecht, seine rechtmäßige Frau jetzt da rauszuholen. Hauptsächlich ist er damit beschäftigt , nicht in Ohnmacht zu fallen oder zu kotzen.

Du kannst ja nicht gerade stehen!

Teddy ist taub. Er brüllt, da Opas bärenstarker Arm ihn in Position hält:

Freeyyja!

Schnitt. Bei Freyja.Wir hören Teddy aus dem Off, er schreit hoch:

Du packs-teine Sach´n un´ komms´ mitnachHause!

Paldis Weihnacht´n!!

Schnitt. Freyja, im Bett:

Ist Deine Mutter zu Hause?

Schnitt auf Teddy. Er hält sich am Geländer fest und schreit vor sich hin :

Na-türlich issieda wo sollsie´n sonssein?

Freyja. Entweder – sie bleckt wütend die Zähne – geht sie – oder ich!

Schnitt auf Björn Theodor:

Freyja Guttsdottir! Meine Mutter wird bei uns wohnen, so lange sie will und so lange sie lebt!!!

Wild gestikulierend: Hassudas vers-tandn??

Schnitt. Blick hinauf zum oberen Treppenende:

Dort materialisiert sich eine schwarze Silhouette, umwallt von Massen dunklen Haares. Seine Wellen und Locken umzüngeln den Körper wie die tausend Schlangenhaare der Medusa, deren Anblick augenblicks zum Tode führte.

Ich!!...

schreit Freyja,

...habe ganz allein das Sagen in diesen Haus!!!

Sie tritt ins Licht, in jeder Hand einen ihrer schwarzen Hausslipper. Im ersten Moment wirken sie wie Waffen.

Ich ...bestimme, wer sich dort aufhält und wer nicht!!!

Wir erschrecken. Ihr Gesicht ist wutverzerrt. Die Lippen zieht sie bei jedem Wort von den Zähnen ab, gefährlich fletschend.

...und wenn Du was dagegen hast,
dann schlag ich Dir vor....

Mit Verbannungsgebärde schießt ihr Arm nach vorn auf Teddy zu...

Dass Du zu Deinem Flittchen zurückkehrst!

Teddy glotzt die Rachegöttin einen Moment renitent mit zusammengepreßen Lippen unter seiner Hutkrempe hervor an, - dann wendet er sich wackelig und eingeschüchtert wieder zurück, die Treppe hinab.

Er versucht einen sehr unsicheren Schritt nach unten. Als er dann tatsächlich wohlbehalten dort steht, streckt er sich gerade wie ein Stock und fängt mit Vorwärtslaufen an, ungelenk und steif wie ein Zinnsoldat.

Opa weicht aus. Teddy stakst zur immer noch offenen Haustür und geht. Das heißt, er versucht, zu gehen, trifft die Tür aber nicht ganz und rammt beinahe mit der Schulter den Rahmen, bevor er endlich das Weite findet.

Opa schließt schnell die Tür, damit das Unheil nicht etwa noch mal kehrt macht und zurückkommt.

Freyja samt Schlangenhaarpracht zieht sich wütend in ihr Bett zurück.

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2000 – 2001 Heino Ferch (im Alter von 37, dargestelltes Alter ca. 30) .... Björn Theódór; Ugla Egilsdóttir.... Agga ; Margrét Vilhjálmsdóttir

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Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 3a. Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000-2001 „..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 3a. Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000-2001 „..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

Text: ignazwrobel

„..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

( Die Storyline für den allgemeinen Überblick.)

vor der Szene:

Björn Theodor ist Freyjas Erotik derart verfallen, dass er die schon Beinahe-Verlobung mit Birna, seiner Jugendfreundin, löst und Freyja heiratet.

Björns Mutter akzeptiert Freyja von Anfang an nicht, denn Freyja kommt, anders als Birna, aus kleinen Verhältnissen.

Da Björn nicht klar und deutlich zu Freyja steht, kann es zwischen seiner Frau und seiner Mutter zu einem Machtkampf um die Herrschaft im Hause Theodor kommen.

Björn stellt sich auf die Seite seiner Mutter - eine für alle Beteiligten fatale Entscheidung.


die Szene

„..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

Später Nachmittag. In der großen weißen Villa von Björn Theodor und seiner Mutter, der Arztwitwe.

Wir sehen Björn Theodor, offensichtlich sehr angeregt im Gespräch mit Birna, seiner Ex-Freundin.

Der Name Björn ist isländisch und heißt auf Deutsch: Der Bär. Der Name Birna bedeutet auf Deutsch: die Bärin.

Bär und Bärin lachen amüsiert, sie sind ganz ungezwungen und offenbar sehr vertraut miteinander. Sie befinden sich in Gesellschaft mehrer Damen des Schlittschuhvereins. Björns Mutter hat sie zum Kaffee geladen. Auch Birnas Mutter, die Frau des Landrats, Björns väterlichem Freund und Ratgeber, ist anwesend. Man ist bereits im Aufbruch, alle stehen.

Die Haustür geht auf, Freyja in damenhaftem Cape, Hut und Handschuhen tritt ein, gefolgt von Agga.

Freyja kehrt von ihrer Tagesarbeit im Geschäft, ihrem eigenen Kurzwarenladen, in ihr neues zu Hause in der Villa zurück. Unter ihrem Herzen wächst bereits ihres und Teddy´s Kind.

Sie sieht Teddy entsetzt und fragend an, als sie ihren Gatten in Gesellschaft der Bärin unvermittelt vor sich stehen sieht.

Wir hören aus dem off:

Ein ganz entzückender Nachmittag! ... und der Kuchen – ganz ausgezeichnet! Ja!
Die Unterhaltung verstummt.

Freyja tritt näher, geht zwischen Birna und Björn hindurch, blickt mit wutschwarzen Augen jedem Gast einzeln ins Gesicht.

Die Stimmung sinkt so schnell auf den Gefrierpunkt, als hätte jemand die Haustür offengelassen.

Die Frauen blicken betreten zu Boden, eine räuspert sich. Man hatte Freyja wohl noch nicht erwartet.

Freyja und Agga bahnen sich einen Weg durch die Gesellschaft und gehen ins Wohnzimmer.

Birna, ihre Mutter und die anderen Damen geben der Gastgeberin die Hand und verabschieden sich –

Auf bald, auf Wiedersehen!

Schnitt auf Mette, das schwedische Hausmädchen, die das Kaffeegebäck auf silbernem Tablett wegräumt.

Freyjas Schwiegermutter und Björn kommen ins Zimmer zurück, sie hatten die Gäste zur Tür gebracht. Björns Mutter trägt eine eisig harte Miene zur Schau, Teddy, der Bär, hat, wie es aussieht, ein schlechtes Gewissen, er ist todernst verstummt.

Freyja, noch im Cape, Hut und Handschuhen, steht jetzt vor dem großen Kamin des Wohnzimmers.

Sie eröffnet den Kampf:

Wer hat diese Weiber zu uns eingeladen?

Teddy: Liebe Freyja, der Schlittschuhverein feiert Jubiläum - und Mutter hat diese Damen eingeladen, weil sie dem Verein eine Spende zukommen lassen möchte.

Freyja: Ich möchte nicht, dass Deine Mutter Gäste einlädt, ohne die Dame des Hauses zu informieren und die - bin ich.

Schnitt auf Teddy´s Mutter:

Die ist verbiestert, schmallippig, die Augen zu bösen Schlitzen verengt, verkniffen:

Jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht. Da siehst Du, was sie sich anmaßt, was für Ansprüche sie stellt. Dass diese Frau, mich –

ihre Mundwinkel zerrt sie böse abwärts, hässliche giftige Falten zerfurchen ihre Wangen

– aus meinem eigenen Haus hinausjagt.

Teddy kommt mit der Situation nicht zurecht.

Was soll das?

echauffiert er sich.

Seine Augen blitzen wütend. Sein Kopf zuckt mit einer wütenden Bewegung weg von seiner Mutter hin zu Freyja.
Er schreit seine Frau an:

Warum stellst Du Dich so an? Wieso darf meine Mutter ihre Freunde nicht einladen?

Freyja

Jetzt kommt´s an´s Licht. Deine Mutter hat Deine ehemalige Freundin zu sich eingeladen - einzig und allein, um mich zu demütigen.

Schnitt auf Björns Mutter.

Die blickt verbittert und ertappt zu Boden. Man sieht ihr an, dass Freyja´s Worte genau ins Schwarze getroffen haben.

Teddy, der Bär, hat die Hände halb in die Taschen seiner Jeans geschoben. Jetzt kommt er näher, tritt beim Sprechen immer dichter an Freyja heran.

Freyja Guttsdottir! Birna und ich sind Freunde seit wir Kinder waren! Begreifst Du das endlich!!

Der Blick der Schwiegermutter verändert sich in Richtung Triumph. Sie hebt überheblich den Kopf und bohrt einen zutiefst bösen Blick in Freyja´s Gesicht.

Teddy steht jetzt zwischen seiner Mutter und seiner Frau.

Wir sehen ihn von hinten, wie er Freyja belehrt.

Ich kann Birna nicht ständig aus dem Weg gehen!

Jetzt brüllt er, zackensprühend, giftig, stachlig, wütend, zornig, grimassiert beim Sprechen mit kleinen abgehackten Bewegungen. Er ist sehr erregt.

Außerdem ist ihr Vater mein bester Freund und Ratgeber!

Zum Teufel...Freyja bleckt die Zähne.... mit Deinen Freunden – entweder
Freyja tritt auf Armeslänge an ihren Mann heran
– verschwindet Deine Mutter aus diesem Haus – oder ich.

Gegenschuß auf Björn Theodor.

Sein Gesicht ist jetzt verschlossen, eine tiefe Zornfalte spaltet seine Stirn, die Pupillen, schwarz und drohend, fixieren das Gesicht seiner Frau, seine Lippen ein fahler Strich, das Oberlippen-Grübchen ein böser schwarzer Punkt.

Plötzlich schnellt sein Arm nach vorne.

Er hat seiner Frau eine Ohrfeige versetzt.

Freyja gibt einen überraschten Klagelaut von sich, verbirgt ihr Gesicht und verlässt den Raum.

Wir sehen Björn Theodor ins Gesicht.

Sein Lidschlag flackert nervös, er ist innerlich irgendwie erschrocken, erstarrt darüber, was er gerade getan hat.

Er scheint dunkel zu ahnen, dass er soeben eine verbotene Grenze überschritten hat.
Im Hintergrund steht seine Mutter.

Sie sieht glücklich ihren Sohn an.

Ein schmallippiges Siegerlächeln zeichnet sich auf ihrem hart verbiesterten Gesicht ab.

Sie öffnet den Mund und schließt ihn wieder, als schmecke sie etwas besonders Köstliches.

Dann blinzelt sie einmal mit den Augen, in einer „richtig so“ Geste, bevor ihre Züge in ein selbstzufriedenes Grinsen schmelzen.

Scheinbar hat sie gewonnen.

Aber – mit diesem Schlag hat Björn Theodor ein Autogramm in das Gesicht seiner Frau geschrieben, das ihn eine Menge kosten wird.

- Wieviel? Sein - Leben.

Unseligerweise wird er sich auch noch hinreissen lassen, vor dem Konflikt in seinem Haus in Birnas warmes Bettchen zu fliehen. - Das bleibt nicht unbemerkt. Freyja erfährt es, alle Frauen in Omas Haus erfahren es, und Großvater auch und wer weiss noch wer alles. Wahrscheinlich einfach alle in dem kleinen Dorf.

Der Eklat eskaliert. Freyja zieht im Zorn aus der Villa aus und geht zurück zu Oma.

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2000-2001 Heino Ferch – Björn der Bär, „Teddy“ Theodor, Freyja – Margrét Vilhjálmsdóttir

Stil und Inhalt des Filmes läßt Bezüge zu "Antonia´s Welt" 1995, Niederlande, Belgien und UK, erkennen. Der Film Antonias Welt erhielt 1996 einen Academy Award in der Kategorie Bester Ausländischer Film. Zitat au dem Film:

"Schopenhauer hat nicht Recht. Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lindert nur den Schmerz und trübt die Erinnerung.
"

Min 60:00ff auf DVD.

Kristín Marja Baldursdóttir Roman Möwengelächter erschien im selben Jahr, 1995.

„...Sie sind sehr charmant..." in: Möwengelächter. Teil 2b. ( Heino Ferch - Björn Theodor "Teddy") Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

„...Sie sind sehr charmant..." in: Möwengelächter. Teil 2b. ( Heino Ferch - Björn Theodor "Teddy") Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

Text: ignazwrobel

„...Sie sind sehr charmant..."

Die Göttinnen trinken Brause.

Björn Theodor wird endlich auf Freyja aufmerksam gemacht. Jemand deutet zu ihr hinüber.

Wir werden Zeugen eines Meteoriteneinschlags.
Eine unsichtbare Wucht reißt Teddy den Kopf in Freyjas Richtung, dann schaut er und kaut, offensichtlich völlig hirnleer, an ein paar Nüssen, starrt, bewegungs- und denkunfähig, die Leinwandgöttin im brandroten Kostüm an.

Als ihn jemand mit Handschlag begrüßen will, muß der Andere ihn richtiggehend aus der Trance seiner Erstarrung aufwecken.

Björn Theodor fährt erschrocken herum und gibt dann brav die Hand.

Kaum ist er mit seiner Reverenz fertig, reißt die unsichtbare Macht ihm wieder den Kopf in Freyjas Richtung.

Björn Theodor hat angebissen. Der Herr Ingenieur schaut und schaut und schaut und.....

Schnitt.

......schon schleicht er sich von schräg hinten an, als das Beutetierchen einen Moment die Herde verlässt und eine Sekunde frei steht.

Wir sehen beide von hinten, Freyja in ihrer atemberaubenden signalroten Robe.

Björn Theodor schlendert möglichst locker heran, die Hände in den Hosentaschen. Beide tun so, als beobachteten sie das Seilziehen des örtlichen Burschenvereins.

Pause.

Björn Theodor steht dicht neben und einen Schritt hinter Freyja. Beider Schultern berühren sich beinahe.

Jetzt beisst er zu, reisst Freyja, das Lämmchen.

Säuselnd, mit einem silbernen Rasseln in der Stimme, das seine Erregung decouvriert:

Wachsen Veilchen in Amerika?

Freya: Keine außer mir.

Björn Theodor: Wo haben Sie sich versteckt, eine so schöne Frau?

Freya: Sie sind sehr charmant.

Pause.

Björn Theodor: Wieso kann ich mich nicht mehr an Sie erinnern, - war ich blind - oder Sie unsichtbar?

Freya: Ich weiß nur, dass mein Körper Ihnen die Sicht versperrt hat.

Freyja blickt ihm über ihre Schulter ins Gesicht, lächelt feenhaft und entschwebt.
Ihre Hüften schwingen verführerisch.

Die Wirkung auf Björn Theodor ist die eines Zauberspruchs, er ist gefesselt, incantato, verzaubert.

Nach ein paar wirkungsvollen Schritten schenkt sie ihm noch einen Blick.

Timber!!!
Achtung, zur Seite! Hier fällt ein baum(starker Mann)!

Uff. Die isländische Tanne ist rauschend zu Boden gegangen. Björn Theodor ist festgenagelt, er klebt auf der Honigrute, er zappelt in der Lustfalle.
Der Pegel seinesTestosteronspiegels zeigt Hochwasser, ach was: Sturmflut.

Schnitt.

Der Nachmittag nimmt seinen Lauf.

Volksmusik, Tanzbelustigung, Björn Theodor und Freyja tanzen, Nachts gehen sie spazieren unter den Trockengestellen für den Stockfisch ....

Freyja:...und dann wurde Björn Theodor sehr hungrig.

Und wann war Freyja zu Hause? Um fünf Uhr! Um Fünf Uhr dreizehn!!

Freyja:

Oh ja die Nacht.

Die Nächte sind in feinstes Leinen gewebt,

das violett wird im Morgengrauen.

Wenn die Sonne sich im Osten erhebt .

..und sofort ist alles in Bewegung.

Die Goldregenpfeifer stelzen eilig durch das Gras,

die Fliegen summen Dir um die Ohren

.....und die Steine...

.. rollen in der Brandung hin und her...

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2000 – 2001 Heino Ferch (im Alter von 37, dargestelltes Alter ca. 30) .... Björn Theódór; Ugla Egilsdóttir.... Agga ; Margrét Vilhjálmsdóttir.... Freyja ; Hilmir Snær Guðnason.... Magnús ; Kristbjörg Kjeld.... Oma ; Edda Björg Eyjólfsdóttir....Dodo ; Guðlaug Ólafsdóttir....Ninna ; Eyvindur Erlendsson.... Opa ; Halldóra Geirharðsdóttir.... Birna ; Jónína Ólafsdóttir.... Freyja´s Schwiegermutter; Dilja Mist.... Emilía Sigurlaug Jónsdóttir.... Kidda; Bára Lyngdal.... Dísa.

"....ich kann mich sehr gut an Teddy erinnern. Er sagte ....Dickmops zu mir." in: Möwengelächter. Teil 2a. ( Heino Ferch - Björn Theodor "Teddy") Regi

"....ich kann mich sehr gut an Teddy erinnern. Er sagte ....Dickmops zu mir." in: Möwengelächter. Teil 2a. ( Heino Ferch - Björn Theodor "Teddy") Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

Text: ignazwrobel

Der komplette Film auf www.youtube.de->

Der komplette Film auf youtube.de->

Clip 1 - 11:

Teil 1:

http://www.youtube.com/watch?v=UJV7PH_OC5c&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=0&playnext=1

Teil 2:

http://www.youtube.com/watch?v=uRYneU8u99w&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=1

Teil 3:
http://www.youtube.com/watch?v=QyMgVoJ1wR4&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=2

Teil 4:
http://www.youtube.com/watch?v=QFZAcGzAccc&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=3

Teil 5:
http://www.youtube.com/watch?v=2Elcz-JJweY&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=4

Teil 6:
http://www.youtube.com/watch?v=l7gh1n-HLH4&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=5

Teil 7:
http://www.youtube.com/watch?v=YVjJ0_-Q4dE&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=6

Teil 8:
http://www.youtube.com/watch?v=AX8u_8e70Xc&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=7

Teil 9:
http://www.youtube.com/watch?v=BjdQPXkZw74&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=8



Teil 10:
http://www.youtube.com/watch?v=v3Vz_6-Jj34&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=9


Teil 11:

http://www.youtube.com/watch?v=mvMx8oJoW0s&feature=PlayList&p=1A5493AAB0715EC3&index=10



"...ich kann mich noch sehr gut an Teddy erinnern. Er sagte...Dickmops zu mir."

Vor der Szene.

Frühe 50er Jahre. Winter. Island.

Eine C-54 landet.

Schnitt. Close up auf

zwei Füße. Die Füße, sie gehören offensichtlich einer schönen Dame, tänzeln mit eleganter, aber auch entschlossener Vorwärtsbewegung in hochhackigen Straßenpumps Schritt vor Schritt.
Die schwarzen Lederbänder und Schnallen der Pumps setzen die eleganten Bögen ihrer formvollendet geschwungenen Fußriste auf´s Schönste in´s Licht.

Schnitt.

Jetzt sehen wir die Dame, die zu den Füßen gehört.

Es ist eine hochelegante Lady.

Sie trägt einen einen Straßentailleur, flaschengrün, mit schwarzen Zierknöpfen. Das Kostüm überzeichnet geradezu ihre atemberaubende Sanduhrfigur.

Ihre Garderobe ergänzt ein breitrandiger schwarzer Chiffonhut, Lederhandschuhe, Schmetterlingssonnenbrille und Schminkköfferchen in der Hand:

Es ist: Freyja Guttsdottir.

Sie war in Amerika mit einem Offizier verheiratet und kehrt nun, genau an Ostern, als fröhliche Witwe in ihren Geburtsort zurück zu Oma, Opa, (der meist mit seinem Fischtrawler auf Hoher See unterwegs ist), Tante Kidda und den drei Kindern von Omas verstorbener Tochter, Agga (11) , Ninna (circa 19) und Dodo (circa 25).

Nach dem Auspacken von Freyjas Koffern, die in etwa den Umfang einer mittleren Damen-Boutique haben, vielen Ah´s und Oh´s angesichts der traumhaften Garderobe, der Schmink- und Pflegeutensilien und dem Ausprobieren von Duftwässerchen und Kleidern kommt das Gespräch auf die ortsansässige unverheiratete männliche Bevölkerung.

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Oma: Kannst Du Dich noch an Teddy erinnern? Den Sohn vom Arzt?

Freyja: Ich kann mich sehr gut ....an Teddy erinnern. Er sagte... Dick-Mops zu mir. Vor zwölf Jahren.... beim Schlittschuhlaufen.

Ich kann mich auch gut an.... Birna [Teddy´s Verlobte] erinnern. Ich wurde von ihr und ihren Freundinnen ....auf dem Schulhof in eine... Ecke gejagt. Sie sagten,.... dass ich aussehe, wie .....eine Qualle.

Die Szene. Das Sommerfest.

Später im Jahr. Bäume und Sträucher sind jetzt wunderbar saftgrün, der Himmel ist klar, es ist nicht kalt, wir besuchen das dörfliche Sommerfest.

Im Freien ist aus Brettern ein einfaches Bühnenpodest zusammengezimmert.

Eine Gruppe von sechs jungen Frauen trappelt im Laufschritt auf die Bühne. Sie tragen äußerst unkleidsame weiße Jersey-Turnkleidchen mit knapp knielangen ausgestellten Röckchen und kurzärmeligen Rundhalsausschnitt-Labberhemdchen.

Im Trab hoppeln sie, ihre formlosen Brüste wippen, in Positur und bilden eine Reihe. Die Jung-Frauen sind bestens im Fleisch, Oberarme wie U-Boot Torpedos, Schenkel wie Schinken, absolut taillenlos, viereckig, vierschrötig, Kugelstoßerinnenfiguren, walkürenhaft.
Das Publikum klatscht frenetisch.

Nahaufnahme Oberkörper. Die Mädels stehen aufgereiht, Busen an Busen, ungeschminkt, strenge Frisuren, düster militärisch angespannte Mienen.

Die mittlere Walküre erhebt ihre Stimme. Im Feldwebelton macht sie die Ansagen für die Figuren der Gymastikgruppe:

„..uuuund vor!“

Im Publikum. Eine zur anderen: Guck mal, Birna!

Die Vorturnerin in der Mitte, Birna, wirft lächelnd einen triumphierenden Blick in´s Publikum zu einem der Ehrengäste in der ersten Reihe.

Dort unten sitzt unter den anderen Männern interessiert aufgerichtet ein junger Herr um die Dreißig, der sofort aufgrund seiner bestechenden Eleganz in Kleidung und Haltung in´s Auge fällt: Der Ingenieur Björn Theodor „Teddy“ , der Sohn der Arztwitwe.

Björn Theodor trägt schwarzblauen Nadelstreif, weißes Hemd und dunkle Krawatte.
Anders als die Männer neben ihm hält er sich sehr gerade. Seine Rechte liegt mit einer lässig eleganten Geste auf dem Oberschenkel, die Linke stützt er in Feldherrnmanier auf dem anderen Schenkel ab.

Obwohl er die Krawatte nicht fest gebunden hat, - der Kragenknopf ist nicht geschlossen - tut dies der Eleganz seiner Erscheinung keinerlei Abbruch. Es gibt ihm vielmehr etwas jugendlich leger Verwegenes.

Er wirkt vital und straff, wach, interessiert und intelligent.

Die tadellose Fasson seines braunen, scheinbar seidenweichen Haares hat etwas abperlend Glattes und die scharfe Rasur wirkt respekteinflößend diszipliniert und förmlich.

Er scheint antiseptisch sauber. Eine Sauberkeit, die selbst einzelnen Staubkörnern verbietet, sich auf Schultern oder Kragen seines maßgeschneiderten Anzuges niederzulassen.

Man strafft sich unwillkürlich bei seinem Anblick, um im Vergleich mit diesem übervollen Maß exakt abgezirkelter Eleganz nicht zerknitterte Mutlosigkeit zu verfallen.

Die Männer um ihn herum wirken gegen ihn unordentlich, ungebügelt, undiszipliniert, willensschwach und schlapp.

Schnitt.

Während Birna Befehle schnarrt

„Dreeehht!“

kommen drei Frauen die Stufen zum Zuschauerbereich herab, die wie Märchentraume genuiner Weiblichkeit wirken.

Weiß, rot, blau, drei herrliche Frauen in hyperschicken hochgeschlossenen Etui-Kostümen, die eng auf Wespen-Taille geschnitten sind.

Der figurbetonte Schnitt nützt hier etwas, die drei haben auf den ersten Blick Marylin-Monroe Formen. Busen, Hüften und Beine stechen wohlgeformt in´s Auge.

Sie wirken wie drei amerikanische Filmgöttinnen, die sich in ein isländisches Fischerdorf verirrt haben. Hier laufen die Leute normalerweise in formlosen Mänteln, Wollhandschuhen, Pudelmützen, Karohemden, Pullovern und Schlammschlacht-Stiefeln herum.

Die drei, Dodo, Disa und Freyja, genießen vergnügt ihren spektakulären Auftritt.

Schnitt auf die Gymnastikmädels auf dem Podest.

Brrrr. Schreck!

Birna kräht in stumpfsinnigem Befehlston:

Und.. die Fliege!

Die handfesten jungen Frauen heben je zwei ihrer turmgleichen Gließmaßen, Bein und Arm.
Sechs schwere Brustpaare schwingen nach vorne, sechs gebärfreudige Becken mit Stampferbeinen heben sich zu unbeholfenen Waagen.

Der übergroße Ernst, mit dem sie ihre Übungen durchführen, wirkt grotesk und reizt zum Kichern.

Schnitt auf die drei Filmgöttinnen.

Die halten uns jetzt bestimmt für verschwenderisch!,

gibt die ängstliche Disa zu bedenken.

Die wissen doch, dass wir uns nichts leisten können ! – (Die Kleider stammen aus Freyjas Fundus.)

Diese ewige Kriecherei hat jetzt ein Ende , sagt Dodo, lasst die feinen Herrschaften hier doch glotzen!

Ja, auch wir kleinen Leute können uns sehen lassen!

Schnitt auf Birna.

Die zeigt, wie sie hat.

Hopp, hopp, hopp!

befiehlt sie und breitet die Arme aus, dass sie aussieht wie ein Grizzly in Angriffsstellung. Ihre Elevinnen haben wieder ein steifes Bein – dieses Mal nach vorne.

Hilfe!

Jetzt entblößen die Walküren auch noch Oberschenkel, die aussehen wie Nachbarhofs Hinterschinken nach geglückter Schweinemast.

Applaus! – Pause! Brause! Poooh!

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2000 – 2001 Heino Ferch (im Alter von 37, dargestelltes Alter ca. 30) .... Björn Theódór; Ugla Egilsdóttir.... Agga ; Margrét Vilhjálmsdóttir.... Freyja ; Hilmir Snær Guðnason.... Magnús ; Kristbjörg Kjeld.... Oma ; Edda Björg Eyjólfsdóttir....Dodo ; Guðlaug Ólafsdóttir....Ninna ; Eyvindur Erlendsson.... Opa ; Halldóra Geirharðsdóttir.... Birna ; Jónína Ólafsdóttir.... Freyja´s Schwiegermutter; Dilja Mist.... Emilía Sigurlaug Jónsdóttir.... Kidda; Bára Lyngdal.... Dísa.

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"...was machst Du denn für n´ Mist, Du Idiot!" in: Winterschläfer. Teil 5a, Porträt Marco ( Heino Ferch ) . Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Py

"...was machst Du denn für n´ Mist, Du Idiot!" in: Winterschläfer. Teil 5a, Porträt Marco ( Heino Ferch ) . Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1997

Text: ignazwrobel

"...Was machst Du denn für n´Mist, Du Idiot!"

Neujahrsnacht.

Marco konnte nicht mitgehen, da er die Partyüberreste seiner Vögelei mit der Skischülerin im hauseigenem Pool seines Arbeitgebers Gerd verschwinden lassen muß, bevor der Hausherr zurückkommt.

Inzwischen im Sleepers.

Die Disco ist voll, brechend voll. Aprés-Skibetrieb plus Neujahrsnacht. Laura und René, die inzwischen ein frisch verliebtes Paar sind, harmonisch frisch verliebt. Sie haben Rebecca mitgenommen, damit sie nicht allein daheim rumsitzen muss.

Laura und René tanzen einen langsamen Discofox. Am Ende des Stückes geht Laura was trinken, ihr ist heiß. René redet in der Zwischenzeit ein bißchen mit Rebecca, die allein, traurig und gelangweilt am Rand der Tanzfläche so vor sich hindümpelt.

Er stellt sich an die Wand neben Becki, verschränkt die Arme vor dem Leib, Zeichen innerer Distanz.

René Kommt Marco noch?

Becki Scheint so.

Becki legt nach ein paar Sekunden René rein freundschaftlich den Arm um den Nacken und bittet ihn im Kleinmädchenton:

Tanzt Du wenigstens mal mit mir?

Sie schaut ihn frustriert und enttäuscht an.

René ist freundlich, lieb, er schlägt ihr den Wunsch nicht ab. Ein langsamer Tanz.

Becki, die viel kleiner ist als René, legt wie ein Kind den Kopf an seine Brust und läßt sich von ihm führen.

Sie motiviert die Geste:

Ich bin total erschöpft.

Wie ein kleine Schwester an der Brust des großen Bruders lehnt sie an ihm. Ihre Ausstrahlung hat nicht Sexuelles, seine auch nicht. Er genießt freundlich und ruhig den Kontakt mit dem warmen Körper, mehr nicht.

Schnitt auf den Eingang.

Dort kommt die Treppe herunter: Marco.

Er schaut sich zunächst wohlgelaunt im Raum um, die Wunde an seinem Hals ist überpflastert. – Schwamm drüber, sozusagen.

Nach ein paar Blicken friert sein Gesicht auf einmal ein.

Er hat René und Becki entdeckt.

Sie tanzen, dem Schmuselied entsprechend, weiter auf Körperkontakt. Becki lehnt immer noch an René´s Brust.

René bewegt die müde junge Frau eigentlich nur ein wenig sanft auf der Stelle, mehr nicht.

Marco drängt sich durch die tanzenden Paare und bleibt mit versteinerter Miene direkt vor den beiden stehen.
Er blickt Becki an, ohne sie anzusprechen. Als Rebecca ihn bemerkt, ist ihre spontane unschuldige Reaktion echte Freude über sein Hiersein.

Hei!

Sagt sie froh und wendet sich ihm zu,

Ich dachte, Du kommst gar nicht mehr!

René löst sich sofort von Becki und dreht sich Marco ebenfalls zu.

Zack!

Ohne Vorwarnung hat ihm Marco explosionsartig die Faust ins Gesicht gerammt, mit solch brutaler Wucht, daß René seitlich fällt und zu Boden stürzt.

Gläser fallen um, klirren.

Augenblicklich packt Marco Rebecca am Arm und zerrt die überraschte junge Frau Richtung Ausgang.

Wir erinnern uns: Marco hat gerade seine Freundin nicht in irgendeiner, sondern in der Sylvesternacht, in der er als Partner gefordert ist, allein gelassen, weil er die Überreste seiner Untreue wegräumen muss. Als er endlich kommt, schlägt Lauras Freund ins Gesicht, der sich zusammen mit Laura um die alleingelassene Becki gekümmert hat. Er schlägt ihn, weil seine krankhafte Eifersucht zwischen Freundlichkeit und Begehrlichkeit nicht unterscheiden kann.
Marco schubst Becki die Treppe hoch.

Schnitt.

Draussen. Wir sind auf der Straße.

Die Discotür geht auf, die Zwei laufen in hartem Tempo die Straße entlang, halb rennend. Becki ist noch im Kleid, hält ihren roten Lackmantel in der Hand. Marco zerrt sie am Arm.

Er hat sie wütend gemacht.

Du bist ein ganz toller Typ!

sagt sie sarkastisch, unter starkem Druck.

Da drin,

antwortet er atemlos,

ist das auch n´ganz toller Typ oder was?

Er zerrt Becki immer noch am Arm, dirigiert sie auf die stille Straße hinaus.

Becki schreit unterdrückt:

Gott, Du armes Schwein! Du tust mir leid!

Die beiden sind jetzt mitten auf der Straße. Links und rechts parkende Autos, kein Verkehr. Dorfstraße.

Becki reißt sich los, wird lauter:

Was machst Du denn für Mist, Du Idiot, was ist denn mit Dir los?

Jetzt schreit sie aus vollem Hals.

Beide halten ruckartig an. Marco steht mit dem Rücken zu uns. Er beugt sich aggressiv vor, feuert patzig, maschinengewehrhaft schnell:

Immer muss ich erklären, was mit mir los ist, ja?

Er schubst sie grob rückwärts.

Au!

Schreit sie,

Du tust mir weh!

Sie stößt ihn vor die Brust, rennt an ihm vorbei, wir bleiben bei Marco und sehen Becki zu, wie sie wegläuft, zu ihrem Auto.

Du dummer Idiot! weint sie

Du machst alles kaputt!

Er, frech, patzig: Ja?

Sie dreht sich zu ihm hin, beugt sich weit vor, um ihn richtig anzuschreien.
Du hast alles kaputtgemacht!!

Er kennt diese Streittechnik gut, wahrscheinlich von zu Hause, er steigt ein, wie auf sicherem Terrain. Redet dabei rasend schnell.

So, was mach´ich denn kaputt, Deine süße kleine Affäre?

Kleine, abgehackt patzige Bewegungen aus dem Nacken:

oh das tut mir aber leid!
(Foto Marco)


Er drängt stark nach vorn, wirkt sarkastisch wütend, giftig stachlig.

Becki ist ganz verzweifelt, sie wendet sich hilflos wütend zu ihm zurück.
Jetzt geht sie wieder auf ihn zu.

Ihr Gesicht ist ganz verkrampft.

Bist Du dumm!

Schnitt auf Marco.

Er schaut trotzig, irritiert, atemlos, sehr aufgebracht, als stünde er kurz vor den Tränen.
Da steht ein junger Mensch, der furchtbar erregt ist, weil er sich ungeliebt glaubt.

Er geht ein paar Schritte rückwärts, während Rebecca näherkommt.

Jetzt schluckt er ein ganz kleines unsicheres Schlucken, das ganz plötzlich zeigt, wie tief verunsichert er eigentlich ist. Er versucht, seinen Gesichtsausdruck davon abzuhalten, schwach und verloren auszusehen, aber wir erkennen überdeutlich in seinen Bewegungen den kleinen Jungen, der da eigentlich steht:

Ein verunsichertes Kind, das seiner Mama gerade zugeschrien hat:

ich hasse Dich!

und eigentlich nicht ausdrücken kann:

ich brauch´ deine Liebe´, bitte halt´ mich fest, hab´mich doch lieb!

Während Rebecca auf ihn zugeht, spüren wir deutlich, daß er so gerne umarmt, gestreichelt werden möchte.

Aber das geht jetzt nicht mehr. Er hat Becki schon zu sehr aufgeregt. Er hat eine zu dicke Trennmauer des Mißverständnisses zwischen sich und seiner Freundin aufgemauert, Becki schlecht behandelt.

Jetzt steht sie direkt vor ihm. Fragt verständnislos:

Was für eine Affäre denn?

Bist Du blöd?

Er, patzig, hastig:

Ne.

Total verletzt:

Eben nich.

Seine Gesichtszüge sind ganz traurig, verletzt, sein patziger Text paßt gar nicht dazu.
Schnell, beleidigt:

Ganz im Gegenteil.

Leise, er muß leise reden, damit sie seine Tränen in der Stimme nicht hört. Er kann die Worte fast nicht aussprechen, weil ihm aus Traurigkeit und Verletztheit die Stimme beim letzten Wort versagt.

Jetzt ist sein Mund zugenäht, zubetoniert, er bekommt den Kiefer nicht mehr auseinander. Sein Gesicht ist eingefroren, tief verletzt.

Seine Augen bitten, flehen, sind schwarz und flehen, erbarmungswürdig Orientierung suchend; sein Mund hat patziges Zeug geredet.

Becki sieht ihn sehr erregt und traurig, fast weinend, an. Sein Verhalten hat jeden weiteren Dialog unmöglich gemacht.

Beide stehen da, sehen sich bedrückt in die Augen, lange, sprachlos, ratlos.


Schnitt.
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1996-97 Marco Skilehrer- Heino Ferch, René – Ulrich Matthes Filmografie Ulrich Matthes Agenturseite Ulrich Matthes, Laura – Marie-Lou Sellem Filmografie Marie-Lou Sellem Agenturporträt Marie-Lou Sellem, Rebecca (Becki) – Floriane Daniel Filmografie Floriane Daniel, Agenturporträt Floriane Daniel

"..ich hab´an Dich gedacht, die Tage...." in: Winterschläfer Teil 4, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, T

"..ich hab´an Dich gedacht, die Tage...." in: Winterschläfer Teil 4, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1997

Text: ignazwrobel

„..ich hab´an Dich gedacht, die Tage...“

Rebecca ist furchtbar traurig wegen Oma.

René, der zufällig im Berghaus ist, weil er auf Laura wartet, muss sie trösten. Was kann er auch anderes tun, als sie so völlig zusammenbricht.

Marco ist jetzt nicht da.

René ist da.

Er ist ein eher ruhiger Typ, anders als Marco ganz ohne prominenten Sexappeal.

Älter als die beiden, im großen Ganzen in sich ruhend. Unaggressiv, freundlich, fürsorglich, lebt in einem viel langsameren Takt als Marco.

Er hat. Er kann geben, denn er hat.

Marco will haben, er kann nichts geben, er ist innerlich mittellos.

René sitzt gerade an Beckis Liege, als Marco zurückkommt.

Der ist sofort eifersüchtig. René geht weg, Kaffee machen, er gibt den Platz an Rebeccas Seite frei. Marco nimmt jetzt diesen Platz an der Liege ein.

Als Becki weint:

Mutter war wirklich knallhart, die hat sofort alles verkauft, das Haus, und das Grundstück ..
fällt ihm keine andere Antwort ein als:

....für wieviel denn?

Er meint das nicht böse, aber er ist unfähig, seine Freundin zu trösten. Rebecca ist konsterniert, sie erkennt seine Unfähigkeit, sieht ihn einen Moment lang fassungslos an. Als ihr klar geworden ist, dass Marco nicht kann, gibt sie ihm eine sachliche Antwort.

Ich weiß nich, Marco. Teuer.

Wendet sich ab, weint leise und allein weiter.

Marco spürt, dass da etwas ist, was er tun, was er jetzt bringen sollte, was er aber nicht bringen kann.

Er rutscht unruhig auf seinem Platz hin und her, wendet sich auch ein wenig ab und sieht halt- und bodenlos ratlos aus.

Fürchterlich.

Wir fühlen durch seinen Blick, wie sein Inneres sucht, einen Haltepunkt in der inneren Haltlosigkeit sucht, wieder wirft er einen so ne Scheiße Blick an die Decke.

Er möchte weit weg sein, die Situation nicht erleben müssen.

Er ist so unglaublich unfähig, seiner Freundin beizustehen, ihr auch nur irgendeine tröstende Geste zu geben.

Er sitzt jetzt ganz abgewendet von ihr. Das einzige, was er schafft, ist ein:
Ich hab an Dich gedacht, die Tage.

Aber dann gleich wieder die fordernde Frage, ob sie auch:

Du nicht?

Gott sei Dank kommt René mit dem Kaffee, er kann geben, z.B. eine Tasse Kaffee und Becki lächeln machen.

Neben René´s Fülle sitzt Marco abgeschlagen, eingekapselt, sieht zu Boden. Sein Blick ist immer und immer wieder ratlos, suchend, Halt suchend, ohne Verankerung, ohne die Antwort, die er ständig und ständig hören will:

dass er, er, er, liebenswert ist.

Wenn ein anderer etwas braucht, versagt er, sogar bei seiner Freundin. Er schweift immer wieder in einen abgekapselten Raum ab, getunnelt, abgespalten.

René geht wieder nach Hause. Laura kam nicht.

Marco Ihr geht noch wohin?

Becki Ja, zu der Party im Sleepers. Kommst Du nich´ mit?

Marco Ne, ich muss noch aufräumen bei Gerd.

Er brütet schon wieder.

Becki Ja, kommst Du nach?

Marco, in schon völlig beleidigtem Ton, knetet seine Hände, unruhig, presst die Lippen zusammen. Beleidigt:

Ja, wenn Du willst. ..aber vielleicht willst Du aber lieber mit René alleine sein.

Jetzt ist es Rebecca, die genervt zur Decke schauen muss.

Er ist anstrengend.

Sprachlosigkeit zwischen beiden. Jeder in seinem eigenen Raum.

Pause.

Ende der Szene.
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1996-1997 Heino Ferch (im Alter von 33) – Marco Skilehrer, Floriane Daniel – Rebecca, Marie-Lou Sellem – Laura
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Kommentar:
Marco, an der Oberfläche glänzend und anziehend, ist leider eine tragische Figur.
Die Tragik ist versteckt, verdeckt, unsichtbar zunächst.
Sie liegt in seinem seelischen Innenraum. Dort ist es isoliert einsam, kalt und dunkel, dort fehlt etwas, Wärme, Licht, Fülle, etwas, das ihn hätte nähren können, damit er nähren kann.
Er wird seine Erfüllung, seinen Tod in einer Gletscherspalte finden, die aussieht, wie der Geburtskanal, durch den er in die Welt trat.

Er wird durch diesen Kanal dorthin zurückkehren, woher er kam, in den Bauch der Mutter, die hier die Mutter Erde ist.

Vielleicht gibt es Wiedergeburt. Vielleicht hat dann sein Ich, seine Seele, eine neue Chance, vielleicht wird es einen neuen Versuch geben, bei einem „nochmal“.

Der Film deutet dies an, einen Moment nach Marco´s Tod hören wir das Krähen eines neugeborenen Baby´s. Tod und (Wieder-)geburt.
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Homepage Tom Tykwer Thema Winterschläfer
Interview mit Tom Tykwer über den Film WinterschläferTom Tykwer über das Deutsche Kino

"..weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst!" in: Winterschläfer. Teil 3, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer 1997

"..weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst!" in: Winterschläfer. Teil 3, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1997

„..weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst!“

Szene Eifersucht 1

Ausläufer eines der vielen Streits:

Rebecca Weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst.

Marco Wieso denn nicht, ich hab´ ihn doch auch voll gemacht.

Marco sitzt auf dem großen Spielwiesen-Bett von Rebecca, stiert vor sich hin, haltlos, unruhig. Er sitzt direkt vor uns, wir blicken ihm ins Gesicht. Hinter ihm, über seine Schulter hinweg, sehen wir Becki auf dem Bett.

Marco Du willst ja gar nicht, dass ich hier wohne!

Becki Glaubst Du denn wirklich, dass das ´ne gute Idee is?

Marco Na klar!

Becki Warum ?

Marco Warum, warum...

Becki Ja, warum!

Marco Warum nich? ....Warum nicht?

Becki Warum denn!

Marco Is doch gut , wir wär´n zusamm. (..)

Becki Wir streiten uns doch dauernd.

Marco Is doch gar nich wahr.

Becki Bist Du wirklich gern mit mir zusamm`?

Marco Na klar, Du nich?

Becki...nö.

Sie lächelt dabei, glaubt, dass er ihre Ironie hören wird. Er tut es nicht, wir sehen seine tiefe Schockiertheit und den Versuch, sie durch äußere Bewegungslosigkeit zu kaschieren.

Szene Vergeltung

Abend. Beide liegen im Bett.

Marco starrt in den Fernseher. Rebecca wird zärtlich, langsam, leise, lieb. Er bleibt liegen wie ein Stein. Als ihre Küsse sein Gesicht erreichen, weicht er mit einer unwilligen Bewegung aus, zieht sein Gesicht weg.

Marco Du willst doch nur mit mir vögeln, sonst nichts. Stimmts?

Becki ...spinnst ja.

Marco Ja?

Sie rollt sich auf ihre Seite hinüber, frustriert, zurecht beleidigt.

Becki O Mann, bist Du anstrengend.

Er starrt weiter teilnahmslos bockig in den Fernseher.

Becki schaut böse zu ihm hin, zerrt die Bettdecke über sich und dreht sich weg. Er lässt sich die Decke ein Stück wegziehen, verschränkt die Arme dann über dem Reststück, das ihn noch ausreichend bedeckt, damit er nicht frieren muss und starrt weiter in den Fernseher.

Schnitt. Im Büro von Gerd.

Marco telefoniert mit Alexa, Gerds Frau, der Mitbesitzerin des gestohlenen Wagens. Dabei wird klar, dass er ein Verhältnis mit ihr hat und ihr Treue geschworen hat.

Marco fängt mit einer seiner Skischülerinnen was an.
Er verführt sie planvoll, kaum dass Rebecca mal kurz verreist ist.

Szene Eifersucht 2: In der Küche.

Marco steht im Türrahmen, genervt, aggressiv: Deutet mit dem Kopf ins Nebenzimmer, wo René steht:

Findest Du ihn gut?

Becki sitzt am Küchentisch - ißt Chips aus einer Tüte. Sie versteht erst gar nicht, wovon er redet.

Bitte? Wie meinst´n das?

Er noch aggressiver, drängend, zappelig:

Na, wie soll ich das schon meinen. Findest Du ihn gut, nett, attraktiv?

Becki antwortet ganz ruhig, sachlich, überlegt. Hakt seine Frage listenartig Punkt für Punkt ab.
Attraktiv – nö.

Nett - na ja,

Sympathisch. Ja.

Schnitt. René im Gang.

Wir hören Marcos und Beckis Stimme. Wir lauschen zusammen mit René. Was wir hören, ist der typische Streitton eines Paares.

Marco Wieso musst Du ihn gleich so anhimmeln?

Rebecca Wieso anhimmeln, spinnst Du, ich hab doch nur hallo gesagt?

Marco gepreßt hastig, aggressiv: ja, ja, genau.

Becki schiebt sich weiter einzelne Chips zwischen ihre Rosenlippen, ärgerlich:

Bist ja nicht ganz dicht.

Marco schnell: nee, ich mach´ nur meine Augen auf.

Je untreuer er Rebecca ist, desto bohrender wird seine Eifersucht. Was er selbst tut, unsolidarisch sein plus lügen, unterstellt er selbstverständlich auch seiner Partnerin.

Sein mangelndes Selbstbewusstsein, seine mangelhafte Verortung in einer inneren Heimat zwingt ihn in eine Jagd nach Selbstbeweisen, in die Jagd nach sexueller Bestätigung aus verschiedenen Quellen.

Dass Rebecca eventuell ihrerseits so eine Jagd nach Selbstbestätigung gar nicht nötig haben könnte, kann er sich nicht vorstellen. Er schließt von sich auf sie. Er kann ihre Bereitschaft zur Solidarität mit ihm und das damit verbundene Glück nicht erfassen, nicht greifen, nicht genießen.

Ihn treibt und quält ein unstillbaren Hunger.

Marco starrt Becki an, nervös. Sein Blick fällt auf ein schönes Kleid auf dem Bügelbrett.
Becki Mein Sylvesterkleid für heut´Abend.

Schnitt.

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Oma ist tot.

Rebecca bekommt im Büro von Papa den Anruf, dass Oma gestorben ist.

Becki muß zur Beerdigung fahren. Sie weint, sie hat Oma geliebt.

Gerd muss auch weg. Marco soll sich um Gerds Haus kümmern.
Sofort nutzt er das Haus als Liebesnest für ein Schäferstündchen mit einer seiner minderjährigen Skischiülerinnen. Das Mädchen ist vielleicht sechzehn.

Als Becki wieder nach Haus kommt am anderen Morgen, ist Marco natürlich nicht da, weil er immer noch im Vögelnest bei Gerd hockt.

Marco zieht sich dort an der komplizierten italienischen Kaffeemaschine eine Verbrühung aus dem Dampfstrahler zu, genau über der Lebensader, der Halsschlagader. – Der erste Vorbote der Todesnähe.

Die Wunde hat sich bereits entzündet, ist verschmutzt, als er sie im Krankenhaus endlich von Laura, -sie ist Krankenschwester-, versorgen lässt. (Foto Marco Laura)

Hier im Krankenhaus wird er persönlich und körperlich mit dem Tod konfrontiert: ein komatöses Kind liegt im Nebenraum.

Er betrachtet es und meint: vielleicht ist es besser, drei schöne Jahre gehabt zu haben, anstatt einfach nur lange so dahinzuleben.

Marco wird sterben, ohne diese drei Jahre geschenkt zu bekommen.

1996-1997 Heino Ferch (im Alter von 33) – Marco Skilehrer, Floriane Daniel – Rebecca, Marie-Lou Sellem – Laura

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Donnerstag, Dezember 15, 2005

"..ich liebe Dich - wenn Du willst.." in: Winterschläfer Teil 2a Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. 1997

"..ich liebe Dich - wenn Du willst.." in: Winterschläfer Teil 2 Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1997

Text: ignazwrobel

"...ich liebe Dich --- wenn Du willst...!"

Vor der Szene: bei Marco

Marco´s Apartment im nahegelegenen Skiort.

Marco liegt – angezogen – (ja, das muß hier erwähnt werden, häufig ist er nackt) - auf seinem Bett. Die Kamera schwebt über ihm und blickt auf ihn hinunter.

Marco wählt Rebecca´s Telefonnummer.

Säuselt testosterontrunken mit sexy aufreizender Stimme ins Telefon:

Hallo Schatz! ...weißt Du was, Baby?

Du steckst mir echt so tierisch in der Birne.

Ich vermisse Dich..

Ja. Ehrlich.

....liebst Du mich überhaupt? Ja?

..dann komm´doch schnell mal rüber, jetzt.

Ja. Jetzt.

...ich zieh Dich aus... Du ziehst mich aus.....

-abrupter Tonartwechsel ins Ungeduldige:

... ja sag´mal gehst Du mal ran?..

Becki: Hallo?

Marco, trocken, sachlich: Ich bin´s, was machst Du? [...]

Becki wird in´s Theater gehen, Marco will nicht mit in´s Theater, er darf aber zu Becki kommen und fernsehen. Er will nicht gerne allein sein. Er will in Beckis Nähe rumhängen, will ihren Nestgeruch schnuppern, will sie nur für sich ohne andere Leute dabei.

Becki. Ich sag´ Laura, Du bist krank. Bis gleich.

Szene Laura und Rebecca auf einer Parkbank, Rauchpause.

Becki und Laura sprechen über Männer. Laura und René , Becki und Marco.

Becki: Du kannst Marco nich leiden, stimmt´s?

Laura: Doch! Ich weiß nicht. Ich versteh´ ihn nur nicht so richtich, was er eigentlich will.

Becki. Von uns?

Laura Nein, überhaupt, ganz allgemein. (-das weiss Marco selbst eben auch nicht.)

Becki. Manchmal weiß ich auch nich – ob er ehrlich is. Ob ich ihm trauen soll.

(Ach, Becki, Dein Gefühl trügt Dich nicht. Dein süßer Marco hat leider außerdem eine Affäre mit der Frau Eures Arbeitgebers Gerd. Ihr gehört zu allem Unglück auch noch die Hälfte des gestohlenen Autos.)

Laura Du brauchst Zeit. Ihr kennt Euch doch gerade erst

Becki. O.k. Mutti.

Laura streckt Becki die Zunge heraus.

Schnitt.

Becki und Laura fahren die Landstraße entlang, wir sehen das Auto langsam immer näher kommen, hören ihre Stimmen im Voice Over.

Links und rechts verschneite Hügel, einzelne Bauerhöfe. Himmel gräulich milchig.

Becki. Ich wüsste gerne ob das... Liebe is mit mir und Marco. Weißt Du?

Laura: Woher soll ich das wissen!

Jetzt fährt der Wagen an uns vorbei.

Schnitt.

Die Szene:

Marco und Rebecca

Marco hängt bei den Mädels rum.

Er will bei Rebecca einziehen, bei ihr wohnen. Marco entscheidet über ihren Kopf hinweg, dass sie auch als Skilehrerin für Gerd arbeiten soll. Sie hat aber keine Lust. Sie lässt ihn auflaufen. Sie ist Übersetzerin und will das auch bleiben.

Marco kennt seine Ziele nicht, seinen Weg nicht.

Statt für sich selbst eine Zukunft, einen Sinn und Weg zu suchen, projiziert er die Sinnsuche auf Rebecca und will sie auf einen Lebensweg zwingen, den er selbst für gut hält.

Becki lehrt ihn, zwischen sich und ihr zu unterscheiden, sie nicht zu gängeln.

Dazu muss gestritten werden. Marco bricht den Streit vom Zaun, Becki wehrt sich.

Weißt Du, was wirklich krass is? sagt sie.

Daß du Deinen Vater nicht ausstehen kannst, aber genau dieselbe Scheiße redest wie er.
Marco zeigt ungeduldig geladenen Frust.

Was weißt Du schon von meinem Vater?

Rebecca liegt auf dem Bett, glatt, leuchtend, lebensprall, anregend. Marco sieht dieses Glück nicht, ist in seine Probleme eingetunnelt.

Rebecca Ich brauch´ Dich nur anzugucken, dann weiß ich alles.

Marco starrt sie an, mit zusammengepresstem Mund. Guckt nach unten, pickt etwas auf und wirft es nach ihr. Es ist eine Zeitung.

Sie trifft Rebecca am Kopf. Becki wehrt sich, geht auf die Knie, explodiert, ruckartig springt sie vom Bett auf, knallt ihm die Zeitung zurück in´s Gesicht.

Schnitt.

Marco hat sich auf Rebecca und sie auf´s Bett geworfen. Er liegt auf ihr, drückt ihr die Arme auf´s Bett, dass sie sich nicht bewegen kann.

Schnauft hektisch.

Er Du bist ja nicht ganz dicht oder was is los?

Erregt weinerlich wütend: Du willst mich nur verletzen, ha...? rasend, hektisch, gewalttätig.

Rebecca, leise: Na, dann heul´ doch!

Marco: Ja, stimmt doch, Du willst mir nur weh tun.

(Marco verwechselt die Adressaten, Becki ist es nicht, die ihm weh tun will, weh getan hat ihm jemand anderer, sein Vater.)

Er merkt nicht, dass er, der Verletzte, gerade zum Täter wird, Rebecca die Gewalt antut, die ihm angetan wurde. (Der Echo – Effekt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. ) Er ist zu sehr damit beschäftigt, seine Frustration zu fühlen. Immer noch drückt er Rebecca mit Macht auf´s Bett. Jetzt presst er noch mal nach. Atemlos, hektisch. Er tut ihr richtig weh.

Aua! schreit Becki Spinnst Du?

Er macht endlich den Mund zu, noch ein Blick, dann geht er in Sitzposition, lässt sie los.
Er atmet schwer, bekommt sich kaum in den Griff.

Zuletzt wirft er einen Himmel noch mal hilf – Blick an die Decke.

Schnitt.

Wir sehen Becki daliegen, Marco sitzt auf ihrem Becken. Rebecca trägt nur einen roten BH und Hosen. Ihre glatte goldfarbene Haut schimmert im gedimmten Lampenlicht. Sie ist wunderschön, prall, körperlich. Sie sieht ihn ruhig an, legt eine Hand unter ihren Kopf, verführerisch, weiblich. Er gefällt ihr, sie greift nach seinem Hemd.

Du bist hübsch, wenn Du Dich aufregst.

Er wirft einen Gott noch mal so ne Scheiße-Blick an die Decke. Becki´s Hand knöpft sein Hemd auf.

Ich liebe Dich, sagt sie leise und hell, - wenn du willst.

Er immer noch spröde, sarkastisch: Ach – ja?

Rebecca Aber ich will nicht von Dir erzogen werden.

Er murmelt heiser, schluckt frustriert nervös: Ich will Dich auch gar nicht erziehen.

Sie Na, dann lieb´ mich doch einfach.

Sie ist ganz weich, warm , schön, bereit.

...und hör´auf , mich zu ärgern.

Sie zieht ihn zu sich herab, er gibt nach.

Direkt vor ihrem Gesicht, sie dachte, er wird sie jetzt küssen, aber er sagtDann lieb´Du mich doch endlich mal!

Marco verwechselt immer noch Rebeccas sehr wohl vorhandene Liebe zu ihm mit der nie existenten und von ihm schmerzlich vermißten Liebe seines Vaters.

Er kann nicht sehen, dass sie ihn mit ihrer Liebe beschenkt, beschenken kann.

Er ist blind dafür, taub, kreiselt in sich selbst und seiner ihn ganz erfüllenden Erfahrung, nicht von denjenigen geliebt zu werden, deren Liebe er dringend gebraucht hätte, um den sicheren und ruhigen Raum zu bekommen, den er für einen guten inneren Weg brauchen würde.

Dieser Mangel wird ihn töten, bald schon, in den nächsten 90 Minuten.
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1996-1997 Heino Ferch (im Alter von 33) – Marco Skilehrer, Floriane Daniel – Rebecca, Becki, Marie-Lou Sellem – Laura.

...Zeitung lesen, Blumen trinken, Kaffee gießen – und das alles gaanz alleine!, Porträt Marco Teil 1 Regie: Tom Tykwer.

“…Zeitung lesen, Blumen trinken, Kaffee gießen – und das alles gaanz alleine!“, Porträt Marco Teil 1 Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora,Tom Tykwer 1997

Text: ignazwrobel



Ort:
Berchtesgadener Alpen im Winter, meterhohe Schneewehen flankieren die unzureichend freigefrästen Hauptstraßen, alles dick verschneit, hohe Berge, tiefe Täler, Bergwelt, gigantisch, Skiort mit Disco, Skischaukel, Berghütten, ein Winterwunderland. Wetter: mäßig, diesig, neblig, Himmel milchig trüb.

Laura kündigt Rebecca ihre Ankunft an. Rebecca wohnt in Laura´s Berghaus.

Ein nicht unteures Cabrio mit HH-Kennzeichen fährt eine Autobahn entlang, Richtung Süden. Am Steuer: Marco. Jung (ca.26), Smart - very smart. Hübsch. Blond. Braungebrannt.

Laura, auch jung, schwarze Locken, kommt mit dem Zug. René, Fotograf, zuerst mit dem Schiff und dann, viel später auf der langen Reise vom Meer zum Gebirg´ mit seinem alten VW. Durchfährt den Zielort.

Die Bar im Ort heißt Sleepers. (Jetzt haben wir beides gesehen: Winter und Sleepers: Winter-Sleepers. Winterschläfer. )

In Lauras Berghaus herrscht noch Chaos. Nix aufgeräumt, solange Rebecca allein da war. Gesamteindruck: Kuschelhöhle, Mutterbauch. Dazu Sammelsurium, Trödel, Erinnerungsstücke, Millionen kleiner geliebter und unverzichtbarer Krimskrams-Gegenstände, alles in Rot, überall gedämpftes Licht aus gedimmten Lampenschirmen, bordellmäßig gemütlicher Seidenkitsch. Weihnachtszeit. (Für unser Thema heißt das: Alarmstufe rot. Beziehungsalarm. In Ferch-Filmen eskaliert nicht selten zur Weihnachtszeit das Beziehungschaos. S.a. Mord am Meer, Der Anwalt und sein Gast, Möwengelächter. )

Draussen vor der Tür die kissenweich und puderweiss verschneite Bergwelt Berchtesgadens.

Wir blicken auf die Haustür, ihre Bretter bilden auf dem Türblatt einen schönen großen grünen Stern. Die Tür geht auf. Ein zweiter Stern erscheint: Rebecca, Becki.

Beglückend schön, Haut wie Milch und Honig, vollbusig, ihre Lippen zwei Rosenblätter, goldener Lockenkopf, frisch, eine knospende Blüte, die junge Frau, circa 23, lieb. Freut sich wie irre, als sie Marco sieht. Sofortiger Kuss mit unverzüglichem Durchstarten ins Bett. Marco kann gerade noch herauspressen: Neues Auto. Der Rest ist Schweigen, jedenfalls für uns. Das Auto bleibt unverschlossen draußen stehen, der Zündschlüssel steckt.

Stunden später.

Kamerafahrt über Becki´s Bett. Marco und Becki liegen nackt und schlafend, erschöpft vom Sex, jeder auf seiner Seite. Ihre Körper leuchten glatt und golden.

Hupp!!
Marco fährt hoch in Sitzposition, erschrocken, hellwach, als hätte er einen Knall gehört, Mund offen, atmet heftig.

Sein Blick sucht, sucht in seiner Erinnerung.

Scheiße! schnauft er.

Schnitt. Draussen.
Blick auf die grüne Stern-Haustür. Sie klappt auf, Marcos Kopf und Oberkörper schnellen ins Bild. Er ist im rotkarierten Morgenmantel, sucht, sucht noch mal zur anderen Seite.

Er vermisst etwas.

Macht ein paar Schritte vor´s verschneite Haus, knirscht gummigestiefelt und badebemäntelt durch den Schnee.

Schaut noch mal, hastig.
Dreht sich um sich selbst, - vielleicht hinter dem Schuppen…?

Nichts.
Er knurrt: scheiße, scheiße.

Kickt wütend und hektisch irgendwas am Boden zur Seite. Hilft alles nix. Der neue teure Wagen ist und bleibt weg.

Schnitt.

Marco in Beckis und Lauras Haus am Telefon.
Marco´s Redefluß ist gewehrsalvenmäßig ratternd, schnell.

Er redet nicht, er feuert Satzsalven.

Seine Bewegungsdynamik ist auch irre schnell, nervös, von ständiger innerer Ungeduld angefeuert.
Er macht tausend rasche kleine blitzartige Bewegungen, die wirken, als hätte er Hummeln im Hintern. Wirkt oft angenervt, unter ungeduldig ungnädig dunkelgrauem inneren Druck.

Seine innere Hektik und Ungeduld sind zwar anstrengend, aber wir vergeben ihm.
Warum?
Er ist hübsch.
Gute Figur, super gebaut mit langen Beinen, Knackarsch, Windhundhüften, keilförmiger Rücken, braungebrannt, blonde Stirnfransenfrisur (ja, tatsächlich: volles Haupthaar…;-))


Seine Stimme ist hell, hat einen nervös gepresst hochgepitchten Oberton, der surrt wie ein Schwarm Wespen.

Marco am Telefon

…waswaswaswaswas soll´n das überhaupt heiß´n , wer denn überhaupt „die“?

.. ..ach Sie sind ganz alleine!

Ja, das muß ja furchtbar sein, so ganz alleine!

Wirft einen pseudoverzweifelten Blick zur Decke.

Ja, wie schaffen Sie´n das den ganzen Tag?

Er stützt eine Hand lässig in die Hüfte. Die Kamera umfährt ihn. Im Hintergrund sehen wir Laura und Rebecca am Küchentisch sitzen. Sie hören zu. Marco feuert ins Telefon.

..Bütterchen essen, Zeitung lesen, Blumen trinken, Kaffee gießen, n´bißchen Nase popeln – UND ALLES GAAANZ ALLEINE, das is….

Klack.

Der andere hat aufgelegt.

Er reißt sich den Hörer vom Ohr. Stiert einen Moment mit zusammengepressten Lippen, knallt dann den Hörer auf die Gabel und knattert halbleise vor sich hin:

…ich brech´zusamm`!
Das kann doch alles nich´wahr sein, warum bin ich bloß eingeschlafen.

Hechtet gleich zum Kühlschrank, um sich mit irgendwas abzureagieren. Ein Sandsack wäre jetzt ideal. Gibt´s aber nicht. Reißt die Kühlschranktür auf und stopft sich das Vorratssück Emmentaler in den Mund. Beißt ab, kaut wütend darauf herum. Knallt die Kühlschranktür. Ist zu.

Die Mädels sitzen quasi schon fast geduckt am Tisch, kauen und verkneifen sich ein Kichern, decken ihr Grinsen vor ihm ab.

Er ist einfach komisch in seiner Wut.

Er merkt es nicht, ist nur geladen und wütend. Seine teure nagelneue Karre ist geklaut. Schnauft kiefermahlend Wut ab.
Jetzt fühlt er endlich auch, dass er komisch wirkt.

Todernst, fixiert die Mädels: Ha. Ha.



Rebecca Jetzt wart´s doch erstmal ab! Vielleicht hat nur n´Spinner ´ne Runde gedreht und das Auto dann irgendwo stehn´ lassen.

Marco kaut hektisch.

Laura Was war´n noch in dem Auto?

Marco angestaut, sarkasmus-geladen, nickt:

Mm wahrscheinlich.
Klamotten.... Weihnachtsgeschenke, alles mögliche.

Er wirkt wie adrenalingeboostert, als hätte er zwei Finger in der Steckdose.

Zu sich selbst:
Ich muss da hin, der Typ steht unter Valium!

Er schmeißt das Käsestück auf den Tisch, rennt zur Küchentür raus.

Von draußen zu Becki: ich nehm´ Dein Auto, ja?

Becki, noch frühstückend: ich muss doch gleich zur Arbeit!

Marco kommt zurück in Jacke. Dann mach´ schnell. Komm, komm, ..
Becki lässt sich scheuchen. Sie nimmt den letzten Bissen im Aufstehen, rennt geduckt startend zur Tür, um sich anzuziehen.

Laura, allein mit Marco, Becki ist in der Diele. Nach einem Moment Pause:

Warum hast´n Schlüssel eigentlich stecken lasssen?

Marco wollte schon raushechten, dreht sich zurück, starrt Laura vernichtend an.
If looks could kill, she were dead right now. Feuert einen wieso-denn-wohl, ich-Tarzan- Becki-Jane- Blick …. kapiert? nach der armen Laura.

Schnitt. Szene in der Skischule.

Rebecca und Marco arbeiten beide für Gerd´s Skischule, Becki als Disponentin im Büro, Marco als Skilehrer.

Dienstbeginn.

Vier Schüler warten, Becki muss sie hinhalten, Marco ist nicht da.

Tür auf.
Marco in Skilehrerklamotten und Sonnenbrille.

Tschuldigung Tschuldigung Tschuldigung, Tschulding,

Becki: Und?

Marco reißt – zack – seinen Dienstplan vom Klemmbrett.

Wenn einer auf die Piste pinkelt, gibt´s ne Großfahndung!
Aber n´geklauter Wagen – das is für die wie..wiewie…

Schaufelt seine Skistiefel aus dem Spind ..wie ne Ufolandung .

Schnitt.
Blick auf Becki. Sie steht an die Wand gelehnt und hört ihm zu, ernst.

Marco aus dem Off zitiert einen bayerischen Polizisten, in kollerndem Urbayerisch:

Wos host g´sogt, a Auto, wia, wia, wos a Aauto mied via Reedan oda woos? (alle Achtung, well done - inclusive rollendem Zungen-R!)

Becki ist wachsweich. Er kann sie zum Lachen bringen.
Er hastet an ihr vorbei, wieder in staubtrockenem Hochdeutsch, getrieben, schnell:

Die Schlüssel!

Er hält ihr seinen Körper hin, in beiden Händen seine Skistiefel. Rebecca greift tief in die Taschen seiner Jacke und ergräbt sich die Autoschlüssel.

Er täuscht blitzartig und sehr charmant einen Luftkuss für Becki an, die Schüler stehen direkt hinter ihm jenseits der Theke. Er taucht unter der Theke durch und:

So, auf geht´s! lässt seine Skischüler hinter sich hertrappeln.

Sweet sweet seducing young man, könnte alles so schön sein.
Is aber nicht. Warum? Kommt noch.

Vorgriff:

Rebecca ist Übersetzerin von Romanen.
Wir dürfen ein Stückchen Text mit anhören, das sie an einem ruhigen Nachmittag, als sie allein in der Wohnung ist, übersetzt.
Der Text zeichnet ihre Gefühle für Marco und lässt bereits anklingen, dass sie und er auseinandergerissen werden:

As the moisture flowed into droplets on the glass
and her own eyes were dry
she knew that she had loved him.

She had loved him for the smell of the sun
and the salt on his body
and the smoothness of his skin.

But she had also loved him for himself.
Fallible and guilty.
And it was this self which was now lost.

There was an ache in the back of her throat,
needing moisture
but remaining dry.

So ist sie: Rebecca.