Montag, Juni 04, 2007

Filmszenen I ..Sie erwarten von mir, dass ich alles aufgebe, wofür ich gearbeitet habe?...in: Schatz v. Troja. Teil 3

Teaser Film: Der geheimnisvolle Schtz von Troja. Schliemann - Michaela Neumann


Bildquelle und Bildrechte Stephan Rabold für ProSiebenSAT.1

....Sie erwarten von mir, dass ich alles aufgebe, wofür ich gearbeitet habe?...In: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Heino Ferch – Heinrich Schliemann. Regie: Dror Zahavi, Buch: Don Bohlinger und Martin Rauhaus, 2006-2007

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Die Szene.

Unter einem Kutschenboden blicken wir hinaus auf das kleine Trittpodest, das dem Aussteigenden das Überwinden der Höhendifferenz aus der Kutsche zum Erdboden erleichtert.

Wir hören: die Kutschentür wird geöffnet. Gleich darauf betritt ein zierlicher Frauenfuß in lederner Stiefelette das Trittpodest, ein zweiter gleitet vorbei, umschwebt von weissem Volant und lachsfarbenem Brokat.

Fokusverschiebung von Nah zu fern. Weit hinten sehen wir einen Grabungsabschnitt von Hissarlik.

Männer schaufeln, eine Leiter ragt zu uns herauf. Jetzt erscheint auf ihr die Gestalt Schliemanns. Er kommt aus einer tiefer gelegenen Ebene auf unser Niveau.

Den Englischen Cut hat er längst gegen einen zweckmäßigen – jetzt staubigen – grauen Anzug und einfache graue Jacke eingetauscht. Der steife Kragen und das korrekte Plastron mussten der Hitze ebenso weichen, wie Stock und Hut.

Nur auf seine Taschenuhr hat der korrekte Preuße auch hier im Ausgrabungslager auf dem Hellespont nicht verzichtet. Die goldene Uhrkette baumelt von Westenkopf zu Einstecktasche.

Schnitt.

Wir sehen die Besitzerin der zierlichen Füße, sie geht auf Schliemann zu, lächelt freundlich.

Ihr opulent korallenrotes Brokatkleid, die weissen Spitzen und Glacéhandschuhe scheinen so wenig in die staubige Lagerumgebung zu passen, wie der Stapel seidenbandumschlungener Bücher, den sie in ihrer Rechten vor sich her trägt, präsentationsbereit.

Schliemann hat sie erkannt, kommt auf sie zu.

Sein weisses Schnupftuch muss für eine flüchtige Reinigung der Handflächen - für den Gruss auf die Schnelle- genügen.

Die Dame blickt ihm entgegen. Erwartungsvoll.

Beide im Profil.

Schliemann steht jetzt vor ihr. Sie reicht ihm die Hand.

Schliemann ergreift sie - und:

Frau Neumann-

verbeugt sich formvollendet zum Handkuss.

Die Europäische Höflichkeitsgeste wirkt zwischen Zeltplanen, Fes-behüteten Grabungshelfern, Pferdekruppen, Versorgungsmaterial und Massen an Staub ein wenig fremd.

Schliemann nimmt nach der Höflichkeitsreverenz augenblicklich beide Hände auf den Rücken. Zurückhaltende, kühle Erwartung. Frau Neumann erklärt den Grund ihrer Anwesenheit:

Ich habe Ihnen die Bücher mitgebracht, um die Sie mich gebeten haben..

Als Schliemann zu antworten beginnt, fühlen wir verletzte Verärgerung, sehr bewusste Distanz und ... Stärke und Stolz unter der Fassade höflicher Korrektheit. Eine Fassade, die seine Zurückweisung abmildert:

Sie und ich wissen, dass ich Sie nie um etwas gebeten habe.

....Trotzdem – vielen Dank! Er nimmt ihre Bücher.

Schnitt.

Wir sehen die beiden durch die Ausgrabungsstätte flanieren.

Aus den wenigen Grabungslöchern zu Anfang ist inzwischen eine Großbaustelle geworden mit unzähligen Arbeitern auf Holzgerüsten und in verschiedenen Ausgrabungsstrassen auf mehreren Höhenniveaus. Die ganze Baustelle wirkt wie ein gigantischer Ameisenhaufen, in der jede Ameise die für sie vorgesehene Arbeit erledigt.

Die Ausgrabungsstätte des Hügels von Hissarlik
Bildquelle und Bildrechte Stephan Rabold für ProSiebenSAT.1

Schliemann: Wie geht es eigentlich Ihrem Mann?

Michaela: Er ist heute Morgen nach Konstantinopel gereist. Dann, erregt:


– hören Sie!
Michaela hält Schliemann am Arm auf und veranlasst ihn, sich ihr zuzudrehen. Beide bleiben stehen.

Michaela: Sie müssen Hissarlik verlassen!

Ihre Beschwörung unterstützt sie mit ihrer Hand. Sie berührt Schliemann mit den Fingerspitzen auf Magenhöhe. An Schliemann läuft diese Berührung ab, wie Wasser an einer Glasfläche. Er reagiert nullkommanull darauf.

Er: Sie erwarten von mir, dass ich alles aufgebe, wofür ich gearbeitet habe?

Ihre Hand verliert den Kontakt mit ihm, zögert in der Luft, sucht noch einmal... Er dreht sich weg, geht los. Sie folgt ihm.

Er: Dass ich ihm Troja überlasse? - Nein!

Sie: Die ganze Welt weiss, dass Sie es entdeckt haben.

Pause.

Ich werde ihn verlassen.

- Indirekte Botschaft, dass sie frei für Schliemann sein wird.

Sie geht jetzt neben ihm. Ihre Hände locker vor ihrem Leib, bei sich.

Sie fragten mich einmal, ob ich Sie zu Ihrer Grabung begleiten wolle, ich sagte nein.

Noch ein Versuch, in ihn zu dringen:

Heinrich Schliemann und Michaela Neumann (Heino Ferch und Claudia Michelsen)

Bildquelle und Bildrechte Stephan Rabold für ProSiebenSAT.1

Standphoto: Stephan Rabold.

Sie wendet sich ihm schnell zu, ihre Hände halten seinen Fortschritt auf.

Wieder drückt sie ihre Finger gegen seinen Leib. Wieder keine Reaktion seinerseits.

Michaela: Es gibt noch viele Orte zu entdecken.-

Schliemann sehr nachdrücklich und wie ein Fels:

Aber es gibt nur ein Troja.

Schliemann ist hoch aufgerichtet. Wir fühlen erneut seinen Stolz, seine Überzeugung. Er wird und will nicht auf Michaelas Werben eingehen.

Schnitt.

Schliemann begleitet Michaela zu ihrer Kutsche, wir blicken aus der Kutsche hinaus zu den Beiden.

Sie: Ich werde noch zwei Tage in Konstantinopel sein.

Michaela steigt ein, blickt ihn lange an:

Denken Sie über meine Worte nach. Ein Lächeln.

Schliemanns Antwortlächeln ist reine Höflichkeit. Alle weiteren Gesten, die jetzt folgen, sind von einer beleidigenden und beleidigten Schärfe, die sehr stark an einen saftigen Fusstritt für Michaela erinnern.

Er klopft schnell und fordernd an die Glasscheibe für den Kutscher. Er soll losfahren. Und die Art, wie er für Michaela die Hand zum Gruss erhebt, sieht fast aus wie ein „haub´ ab“!

Die Kutsche entfernt sich. Schliemann blickt ihr nach, unbewegt.


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2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen – Michaela Neumann, die Gattin von Schliemanns archäologischem Widersacher .


Kommentar 1:

Die Entwicklung der Grabungsstätte von einigen wenigen kleinen Grabungsstellen auf einer Ebene, die nicht sehr tief ging, zu einem gigantischen Projekt, einer Baustelle mit vielen verschiedenen Höhenniveaus und Bedeutungen, unzähligen Arbeitern, die ihren verschiedenen Aufgaben nachgehen und der Komplikation einer Großbaustelle kann als Karrieresymbol gelesen werden. Von den unscheinbaren Anfängen hat sich die Karriere des Hauptrollenträgers zu einem gigantischen und aspektreich verflochtenen und Riesenprojekt mit erheblichem Managementaufkommen vergrößert und verkompliziert. Hierzu gehört auch die (Taschen-) uhr: Zeit, Pünktlichkeit, Selbstorganisation, Termine,...Dinge, die der Darsteller wiederholt in neueren Interviews thematisiert.

Kommentar 2:

Szenenbeginn mit Close Up - Verfolgen eines schönen Frauenfusses der einem Transportmittel entsteigt. s.a. Erste Szene in "Möwengelächter" Vorstellung Frejya.

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Filmszenen I...ich habe keine Angst vor intelligenten Frauen... Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Teil 2.

Teaser Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja

Filmszenen I...ich habe keine Angst vor intelligenten Frauen.. Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Teil 2. In: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Buch: Don Bohlinger, Regie: Dror Zahavi. 2005-2007

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Frau Neumann Teil 2

Insert. Close Up:

Ein prachtvolles Weinglas, in das rubinroter Wein gegossen wird. Eine Frauenstimme:

Übrigens herzlichen Glückwunsch...... wie ich hörte, haben Sie wieder geheiratet....

Schnitt.

Schliemann nah im Profil, im Hintergrund des herrschaftlichen Salons: Michaela Neumann in einem royalblauen bodenlangen Seidenkleid.

Schliemann:

Vielen Dank!

Michaela ist vor ihn getreten, er blickt ihr direkt ins Gesicht.

Seine innere Haltung wirkt sehr verändert seit ihrem letzten Zusammentreffen - sie ist von einer höflich ruhigen Distanziertheit, die ihn sehr ritterlich, männlich erscheinen lässt. Wir ahnen eine Gefühlsmischung aus leiser Verletztheit – er hat ihren „kleinen Scherz“ mit ihm nicht vergessen – und dem Wunsch objektiv zu sein. Dennoch fragen wir uns, ob sein Satz

Ich weiss, es kommt von Herzen.

nicht Ironie, leiser Sarkasmus, ist.

Michaela tastet die Situation ab. Flirtend:

Warum ist Ihre Frau nicht mit Ihnen gereist?

Schliemann ohne emotionalen Impact, aber offen:

Wir haben uns getrennt.

Am Satzende forscht sein Blick. Ihre Reaktion interessiert ihn.

Michaela sofort, in hohem Ton und kaum in der Lage, ihre Freude in höflichem Mittelton zu halten:

Ah! So rasch!

Wie lange waren Sie nochmal zusammen?

Schliemann Nur ein paar Monate.

Langsam, klar: Wir haben erkannt, dass wir beide von falschen Voraussetzungen ausgegangen sind.

Wieder forscht sein Blick in einem eigenartig mit männlichem Ego durchsetzten Interesse.

Michaela prostet ihm mit ihrem Glas zu. Schliemann stößt an, beide nehmen einen Schluck.

Ihre erste Frau war Russin, nicht wahr?

Ja.

Pause.

Interessiert: Warum?

Michaela:

Weil manche Dinge recht einfach sind. Ein deutscher Mann braucht eine deutsche Frau.

Schliemann lässt sich Zeit. Als er ihr antwortet

...Sie meinen eine Frau wie Sie?

hören wir ganz und gar keine Ironie. Nein, im Gegenteil, seine Stimme prickelt angenehm über unsere Haut, wie die Berührung einer Vogelschwinge.

Michaela lacht. Aber nein. Ich wär´ Ihnen viel zu kompliziert.

Wieder lässt er sich Zeit.

Falls sie mit kompliziert ... intelligent meinen, ...

Schnell, klar, unmissverständlich – ein Kompliment an Michaela:

...ich habe keine Angst vor intelligenten Frauen.

Eifersucht drängt sie zu einem stilistischen Ausrutscher. In pseudo-schmeichelndem Ton:

..zumindest nicht, wenn Sie zwanzig Jahre jünger sind als Sie, nicht wahr?

Sie kritisiert implizit seine Wahl einer deutlich jüngeren Gefährtin.

Schliemann sieht einen Moment an ihr vorbei, öffnet den Mund, sagt jedoch zunächst nichts.

Es ist ihr nicht gelungen, ihn zu beleidigen. Dann, - er fixiert sie durch seine Augengläser- :

Was ist mit Ihrem Mann?

Michaela:

Ich bin eher seine Assistentin, als seine Frau. – Frustriert: Und für seine anderen Bedürfnisse hat er diverse Damen.

Pause.

Schliemann:

..und Ihre Bedürfnisse?


Während seiner Frage bleibt sein Gesicht ganz ruhig, nur die rechte Gesichtshälfte spiegelt Erregung, er hebt er eine Augenbraue..

Sie nähert sich ihm.

Ihre Lippen suchen, dann küsst sie ihn fragend und flach auf den Mund. Er bewegt sich fast nicht. Ein wenig, wenig spiegelt er den Impuls, seine Kopfbewegungen wirken zwar wie eine Antwort, aber auch wie das leise Hin und Her für ein „Nein.“.

Das ist eine Botschaft. Michaela gibt auf und tritt wieder einen Schritt zurück:

Schliemanns Gesicht – er wünscht sich einen Moment noch den Kontakt mit Michaela. Aber sie:

Sie lieben sie noch.

Er hört ihre Worte – zögert-

Dann dreht er entschlossen den Kopf zur Seite. Hart:

Nein.

Armer Mann – sagt Michaela sehr sarkastisch - Ihr Leben ist nicht weniger tragisch als das Ihrer großen Helden.

Schliemann geht weg, ohne ein weiteres Wort. Er nimmt Hut und Stock.

Michaela fühlt sofort Bedauern für ihren letzten Satz.

Michaela Neumann (Claudia Michelsen)
C Stephan Rabold

Das hätte ich nicht sagen sollen, ich wollte Sie nicht verletzen.

Schliemann rettet sich in die höfliche Distanz. Sein Gesicht ist wieder so verschlossen, ja fast verkniffen, wie wir ihn anfangs kennen gelernt hatten.

Er:

Reservieren Sie mir einen Platz in Ihrem Museum.

– Für das Gold von Troja.

Eine knappe Verbeugung, er wendet sich zum Gehen.

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2005 – 2007 Heino Ferch ( im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen – Michaela Neumann.

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Kommentar 1:

Wie immer, ist in „Filmszenen“ ist unser erster Arbeitsschritt das Aufzeichnen des Dialoges. Und gerade bei dieser Szene hier ist sehr deutlich spürbar, dass ein Dialog ohne die schauspielerische Kreation der Darsteller ist: ein Gerippe, eigentlich fast banal und langweilig.

Erst die emotionalen Kreationen von Ferch und Michelsen bringen den Kick.

Die innere Haltung Schliemanns, die Spannung zwischen Mann und Frau, der Stolz des Mannes, dessen Verletzung immer mehr aufgedeckt wird, die Einsamkeit der Frau, das Aufladen der Situation mit Wunsch, Gegenwunsch und Nichterfüllung, die beinahe in einer offenen Beleidigung mündet und schlussendlich die Rückkehr zum offiziellen Ton, der die beiden wieder auf eine gesellschaftlich übliche Distanz bringt.

Das ist spannend, das ist interessant.

Kommentar 2:

Claudia Michelsen als Besetzung für Michaela Neumann war für eine komplette Abrundung des Subtextes, der Symbolbotschaften des Filmes, unabdingbar. Claudia Michelsen ist Katja (Der Anwalt und sein Gast), ist Sarah (Hölle im Kopf) ist der Topos Exfrau.

Groß, deutsch, älter, intelligent, von ähnlichem Beruf wie Schliemann (Archäologin) und wie wir hören werden, verlassen, möchte sie gerne immer wieder Anschluß an „unseren Mann“, an Schliemann (Heino Ferch).

Und Schliemann reagiert: Sein Körper bleibt ihren Versuchen gegenüber , ihn zu öffnen, glatt, uneindringbar, verschlossen. Ihre Hände gleiten an ihm ab, finden keinen Halt, ihr Kuss gleitet an ihm ab, bis auf eine minimale kaum wahrnehmbare Sehnsucht, die eigentlich eine alte Erinnerung ist. (wir erinnern uns an andere Projekte: Wellers furchtbarer Lauf gegen die Wand, der unglaubliche heißer Schmerz des am Boden Liegenden, Marc Hofmanns verletztes Vertrauen, die Richtstatt, kalte Rache, und Schliemanns Undurchdringbarkeit, Glätte, nur noch ein leises, ganz leises Gefühl von "Nein.")

Alle Dialoge und auch Michaelas erstaunlich befriedete Haltung am Ende des Films bedeuten mehr als nur die Unterstützung der Film-Storyline.
Die ältere Frau freut sich am Ende der Geschichte über das Glück und den Erfolg des Mannes, der mit seiner jungen Frau seinen Seelenfrieden gefunden hat.

Die alten Konto-Debiti scheinen ausgeglichen.

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Filmszenen I ...Mein Name ist Schliemann. Teil 1A

in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Regie: Dror Zahavi. 2005-2007

Teaser Film Der Geheimnisvolle Schatz von Troja

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stephan Rabold für teamworxx und ProSiebenSAT.1

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...Mein Name ist Schliemann. Heinrich.. Schliemann.
in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja.
Heino Ferch - Heinrich Schliemann.
Buch: Don Bohlinger. Dialogregie: Martin Rauhaus.
Regie: Dror Zahavi. 2006-2007

zur historischen Person Heinrich Schliemann: Kurzbiografie

Frau Neumann Teil 1A

Vor der Szene.

Ein kleiner Junge rennt durch einen lichtdurchfluteten grünen Laubwald. Er hat sich mit einem Holzschild und einem Holzschwert bewaffnet.

Wir folgen seiner Phantasie.

Der Junge sieht sich selbst als erwachsenen Mann, als griechischen Krieger. Behelmt und bewaffnet durchreitet er den Wald, sprengt auf eine grüne Lichtung hinaus.

Norddeutschland. Wir wissen: Ankershagen, der Geburtsort von Heinrich Schliemann, dem Jungen, dessen Phantasie sich eben noch als griechischen Helden kämpfen sah.

Dort muss er sein, fabuliert der Junge, der Ort, an dem die schöne Helena gefangen gehalten wird…Doch der heldenhafte Achilles wird sie den Trojanern entreißen.

Der Knabe misst seine Kraft im Spiel mit einem zweiten Jungen, wieder folgen wir seiner Phantasie: Zwei große griechische Krieger mit goldenen Helmen und purpurner Helmzier kreuzen die Schwertklingen im Zweikampf.

Blick zum Himmel. Über grünen Laubbaumkronen zieht ein großer Raubvogel seine Kreise.

Close up das Gesicht des Knaben.

Die Kamera nähert sich den Pupillen seiner Augen, in ihnen lodert die Spiegelung von Flammen auf.

Überblendung in die brennende Stadt Troja.

Achilles hat es geschafft..
hören wir den Jungen
…. Und seine Männer eilen durch die brennenden Straßen Trojas…

..und Pfeile vom Himmel regnen auf sie herab.

Wir sind mitten in der brennenden Stadt, sehen die Panik ihrer Bewohner, hier versuchen Menschen zu fliehen, hier sammeln Hände Schmuckstücke und verstecken sie in einer Truhe.

Flammen lodern, dazwischen Reiter, Fliehende, Frauen weinen. Es wird kein Entrinnen geben.

Odysseus und seine Krieger sind dem Trojanischen Pferd entstiegen und haben die Stadt in Flammen gelegt.

Schnitt.

Die Szene. Frau Neumann.

Berlin 1868.

Eine Hand. Sie hält eine Lupe. Der Besitzer betrachtet sehr genau die Details der Linienführung einer hellenistischen Porträtbüste. Wir treten neben die Büste und können so dem Mann ins Gesicht sehen.

Er ist circa Mitte Vierzig, ovale Drahtgestellbrille, kurzes, der Wuchsrichtung nach gekämmtes blondes Haar, flache Koteletten fast bis zu den Ohrläppchen herab, Vatermörder-Kragen, dunkles Seiden-Plastron , dunkler Gehrock.

Der Mann wirkt, als hätte er eine harte Schale um sich, hart, wie die Schale einer Pekanuss. Angespannte Oberlippe und Wangen, über den Mundwinkeln ein fast unangenehmer verhärtet-säuerlicher Zug.

Der auf den ersten Blick nicht sehr anziehende Mann versucht sich an einer Datierung der Statue.

Jetzt hören wir das Ergebnis seiner Taxierung. In bestimmtem, sehr bestimmten, ja fast rechthaberischen Ton:

Siebtes Jahrhundert vor Christus.

Bevor Argos von den Dorern eingenommen wurde, würde ich sagen.

Er teilt seine Meinung einer Frau, - einer Dame - mit, die während seiner Betrachtung näher getreten ist. Sie scheint offensichtlich fasziniert von der Exaktheit der Datierung. Der Mann wendet sich zu ihr um. Ein wenig überheblich:

Ich habe schon bessere gesehen.

Er tritt vom Figurenpodest herab, wir sehen den ganzen Raum. Ein klassizistischer Saal, Gebälkdecke von ionischen Säulen getragen. Überall griechische Marmorstatuen, offenbar Originale.

..aber Sie haben hier die Anfänge einer recht beachtlichen Ausstellung.

Wir sehen jetzt auch, dass der Mann Stock und Zylinder in der Rechten hält. Er ist wohl gerade erst herein gekommen.

…und wer sind Sie, falls ich fragen darf.. möchte die Dame, die wohl hier Hausrecht hat, nun doch gerne wissen.

Selbstbewußt und selbstverständlich sagt er mit einer knappen Verbeugung.

Mein Name ist Schliemann.. Heinrich .. Schliemann.

Er löst ein erkennendes Lächeln bei der Dame aus.

Heinrich Schliemann im Gespräch mit Michaela Neumann (Heino Ferch - Claudia Michelsen)

Ach!! Ihr Blick flirtet.

Sie kokettiert: Dann wundert mich allerdings nichts mehr.

Schliemann versteht ihre Antwort als Kompliment.

Ah - Sie kennen meine Arbeit.

Sie, fleißig:

Ich habe Ihr Buch gelesen.

Schliemann scheint geschmeichelt, auch ein wenig schüchtern, aber zuversichtlich:

Tja, da gehören Sie – bisher noch – zu einem… recht kleinen Kreis.

Die Dame: …was Sie nicht daran hindert, ziemlich radikale Ansichten zu vertreten, Herr Schliemann.

Schliemann geht auf diese Aufforderung zur Selbstverteidigung aus Höflichkeit nicht ein. Er senkt den Blick, steckt seine Lupe in die äußere Brusttasche seines Gehrockes und sucht dabei einen Themawechsel:

Werden Sie den Vortrag von … Professor Virchow besuchen?

Seiner Frage unterliegt eine deutlich wahrnehmbare Aufregung, die auf ein Ja hofft.

Die Dame:

Vortrag? Nach allem, was ich höre, verspricht es eher, eine Hinrichtung zu werden.

Daher also Schliemanss Erregung, der Vortrag ist ein heißes Eisen.

Schliemann lächelt ihr zu, fast ein wenig schelmisch.

Erstaunt bemerken wir, dass unser anfänglicher Eindruck von harter Kühle, die uns eher ein „Nein“ denken ließ, plötzlich umschlägt in Sympathie für den Mann. Da leuchten für Augenblicke Qualitäten auf, die wir ihm anfangs nicht zugeordnet hätten.

Der Nachklang seines Lächelns hat einen Hauch von Siegesgewissheit.

Schnitt.

Großer Hörsaal der Universität. Die Professoren- und Gelehrtenschaft ist versammelt.

Schliemann im Großen Hörsaal der Universität Berlin

C Stephan Rabold

Es folgt eine erregte Diskussion der Lager Schliemann-Virchow pro Hissarlik als historisch existentem und als geografisch korrektem Suchort nach Troja und Lager Neumann contra Hissarlik und Schliemanns Thesen.

Oskar Neumann (Justus von Dohnany)

C Stephan Rabold

Kein Ergebnis. Verhärtete Fronten.


2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen- Michaela Neumann, Justus von Dohnanyi – Oskar Neumann

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Kommentar 2:
Reaktionen meines -weiteren- Umfelds über den Film sind deutlich in zwei Lager geteilt. Alle, die eine stilistische Genrezuordnung für unabdingbar halten, schimpfen, alle, die sich nur einfach ganz naiv der Erzählung hingeben, sind begeistert.

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Filmszenen I ..Sie haben sich einen kleinen Scherz mit mir erlaubt... Teil 1B

in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Teil 1B. 2005 - 2007

Teaser Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja

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Frau Neumann Teil 1B

Der leidenschaftlich geführte Diskurs des Plenums ist vorbei.

Der Hörsaal – er ist während der offiziellen Diskussion selbstverständlich nur für Männer zugelassen - hat sich vollständig geleert. Jetzt, nach dem Ende der Veranstaltung, darf auch eine Frau den Saal betreten. Es ist die Dame von vorhin. Sie kommt über den Seitengang die Treppe zu den vorderen Reihen herab.

Schliemann im Hörsaal der Akademie der Wissenschaften Berlin

C Stephan Rabold

Schliemann sitzt allein in einer dieser untersten Bänke des Auditoriums, er hat ein Exemplar der Ilias vor sich.

Die Dame hat ihn erreicht, sie hält zwei Champagnerschalen in Händen. Ihr Wunsch, mit ihm anzustoßen, signalisiert, dass sie ihn für den Sieger des Diskurses hält.

Wir sehen Schliemanns Hand, die das Buch mit Achills Porträt in Goldprägung auf dem Avers vor sich auf das Pult legt und hören seine Stimme. Er ist seinem Helden Achill sehr verbunden, fühlt sich ein:

…zehn Jahre in der Ferne… weit weg von seiner Familie und von seinem Hof…er schläft auf nassem Sand…

Was Schliemann sagt, sich vorstellt, ist keine hysterische Emphase, es ist Identifikation. Schliemann selbst hat härteste Zeiten hinter sich. Auch er hat – nach einem Schiffbruch – auf nassem Sand geschlafen.

..er muss miterleben, wie seine Freunde sterben.

Schliemann weiß, wie sich das anfühlt.

Wir können ihm nicht ins Gesicht sehen, wir stehen mit der Dame hinter ihm, sein Kopf ist verschattet, eine dunkle Silhouette.

Trotzdem sind wir ihm sehr nahe. Er nimmt uns mit in sein Gefühl von Bedauern und Trauer - allein durch seine Stimme.

..einer nach dem Anderen…

Schnitt auf die Dame. Seine Stimme wirkt auch bei ihr. Sie ist nachdenklich geworden.

…Trotzdem hält er durch.

Schliemann sagt das mit fast wütender Entschlossenheit.

..er wartet….

..bis sie die Stadt erobert haben..

Wir treten zurück. Totale.

Zwei Menschen in einem leeren Hörsaal. Die Dame reicht Schliemann eine der beiden Champagenerschalen..

Ich dachte, das könnten Sie jetzt brauchen…

Schliemann steht auf, dreht sich ihr zu, jetzt sehen wir sein Gesicht. Entschlossen:

Ja, Sie haben Recht.

Präsent:

Trinken wir!

Die beiden stoßen an.

Warum - fragt die Frau, jede ihrer Bewegungen flirtet, Schliemann ignoriert das.

- hat ein kleiner Junge aus Mecklenburg solch eine Liebe für das alte Griechenland entwickelt?

Er: Meine Eltern schenkten mir Homers Bücher, als ich noch ein Kind war.. und Troja schien mir immer ein Stück aufregender zu sein als Mecklenburg.

Sie: ..für einen kleinen Jungen sicherlich zutreffend.

Er: Irgendwann sollte ein Mann erwachsen werden, meinen Sie?...

Im weiteren Verlauf des Gespräches signalisiert sie ihm Solidarität mit seiner These und erhält prompt eine Einladung zur Teilnahme an seiner Hissarlik-Expedition.

Sie hat sein Vertrauen gewonnen.

Just in diesem Moment kommt Oskar Neumann in den Saal und schnell wird klar, dass die Dame Michaela, die Gattin von Schliemanns Gegner ist. Neumann verlässt den Saal wieder, nicht ohne Schliemann verdeckt gedroht zu haben, seiner Frau nicht zu nahe zu kommen.

Die Tür fällt ins Schloß.

Schliemann blickt Michaela Neumann interessiert an, wartet auf ihre Stellungnahme.

Michaela blickt zu Boden, schuldbewusst .

Sie weiss, dass sie ihre Identität weit früher hätte enthüllen müssen. Sie weiss auch, dass ihre fortgesetzten Flirtsignale unangebracht waren.

Das findet auch Schliemann. Nur ein Hauch von Verärgerung schwingt in seiner Stimme mit, als er sagt:

Sie haben sich einen kleinen Scherz mit mir erlaubt…

Kunstpause. Jetzt sarkastisch: FRAU NEUMANN.

Er sieht sie an. Sein Wille hat die geschmeidige Härte einer stählernen Blattfeder.

Es sieht ganz so aus, als hätte sie ihn beschämen wollen, ihn verlocken wollen, ihr zu vertrauen, - nur, damit er zu viel von sich und seinen Plänen preisgebe.

Aber er ist nicht beschämt. Und er verliert nicht die Contenance.

Er klagt ihr Tun zwischen den Zeilen seiner gesprochenen Worte an, ohne sein Verletztsein ihrem Zugriff auszusetzen.

Michaela versucht klarzustellen:

Sie irren sich, Herr Schliemann, bitte…

Er schneidet ihr das Wort ab. Rasch, ironisch:

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Er dreht sich weg. Signal, kein einziges weiteres Wort reden zu wollen.

Michaela fühlt, dass jetzt nichts auszurichten ist, und geht weg. .. nicht ohne ihn doch noch einmal zu ermutigen, nach Troja zu suchen. Auch ohne den Rückhalt der Akademie.

2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen- Michaela Neumann, Justus von Dohnanyi – Oskar Neumann

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Unser virtuelles Redaktionsteam: Die Damen Ignaz Wrobel Glaser und Dito

Dem Frühjahrs-Betriebsausflug 2007 unseres Redaktionsteams in die

Bremerhaven Wesermündung

heimatlichen Gefilde unseres Hauptdarstellers
(an der obigen Stelle, dem Hafen, begnete er uns auch dann tatsächlich, nämlich dort, wo ein Kinostar hingehört : auf der Kinoleinwand, der Leinwand des Kinos im Deutschen Auswandererhaus im Hafen Bremerhaven - und sprach über unser Weblog-General-Thema: Aufbruch und Abschied.)

und den damit verbundenen Eindrücken folgte ein kreativer Schub in Form von Assoziationen und Erinnerungen an Settings von Filmszenen, die wir dann auch gleich eingelesen haben.

(- An dieser Stelle auch ein herzlicher Dank an die entspannte und weltoffene hanseatische Gastlichkeit des Hauses Thiemt Platjenwerbe -)

Filmszenen I ...liebst Du mich noch?... Heino Ferch - Max Klausmann 1997-98

Filmszenen I ..eine Vogelscheuche,Sir! In: Napoléon. Heino Ferch – Marquis de Caulaincourt 2001-02

Filmszenen I ..Film sehn! In: Wer hat Angst vor RotGelbBlau. Heino Ferch - Müller 1989-90

Filmszenen I ...Los komm! Einsatz! ...in: Wedding. Heino Ferch - Klaus Asmus. 1988-89

Filmszenen I ....Sie müssen sich das nicht ansehen..... in: Das Baby. Heino Ferch - Micha. 1993-94

Filmszenen I...Papa? Kannst Du schweigen? ... Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen. 2003-04

Filmszenen I ...ein Platz zum Atmen!.. Heino Ferch - Christian Weller 2002-03

Filmszenen I Spießbürgerprobleme. in: Der Anwalt... Heino Ferch - Christian Weller 2002-03

Viel Vergnügen beim Anhören wünschen die Damen Ignaz, Wrobel, Glaser und Dito.

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Filmszenen I ...Der bringt mich um!...in: Lola rennt.

Heino Ferch - Ronnie. Buch und Regie: Tom Tykwer, 1997-98

Logo Deutscher Filmpreis - die LOLA
Verleihung
des
Deutschen Filmpreises 2007, der "Lola"

am Freitag, den 4. Mai 2007
Der mit 2,845 Millionen Euro dotierte Filmpreis wird in insgesamt 15 Kategorien vergeben. Er gilt als der bedeutendste deutsche Kulturpreis.

Teaser Film Lola rennt.

...Der bringt mich um!...in: Lola rennt. Heino Ferch (im Alter von 34) - Ronnie. Regie: Tom Tykwer, Buch: Tom Tykwer, 1997-98

Hören statt Lesen - Kino für die Ohren Streaming Audio.mp3 auf Filmszenen.podspot.de >->

Die Story Line:

Manni (Moritz Bleibtreu) ist als Kurier für seinen Gangsterboss Ronnie (Heino Ferch) unterwegs.

Punkt 12 Uhr Mittags soll er eine Tüte mit 100.000 DM zu einem vereinbarten Treffpunkt bringen.

Auf der Fahrt dorthin vergisst Manni bei der Flucht vor den U-Bahn-Kontrolleuren die Plastiktüte mit dem Geld im Zug.

Er sieht gerade noch vom Bahnsteig aus, wie ein Penner (Joachim Krol) die Tasche nimmt, als auch schon die U-Bahn ihre Fahrt fortsetzt.

Lola rennt Der Penner mit der Geldtüte (Joachim Król)

Verzweifelt ruft Manni seine Freundin Lola (Franka Potente) an, die ihm helfen soll. Sollte er bis 12 Uhr das Geld nicht haben, will er einen nahegelegenen Supermarkt überfallen, da er ohne die 100.000 DM so gut wie tot ist.

Lola rennt - Manni in der Telefonzelle (Moritz Bleibtreu)

Es ist 11.40 Uhr, also nur noch 20 Minuten Zeit. Seine Freundin Lola hat zwar noch keinen Plan, will aber alles versuchen um Manni zu helfen.

Lola (Franka Potente) rennt

Sie legt also den Hörer auf und rennt los...

Die Szene

Rückblende, währenddessen Voice Over des Telefongesprächs zwischen Manni in einer öffentlichen Telefonzelle - Er weint vor Streß - und Lola, seiner Freundin.
Lola: Himbeerrotes Haar, ärmelloses T-Shirt, Hundehalsband als Halskette, Hose, Gürtel, Bauchnabel-Tatoo - ihr zu Hause eine große Altbauwohnung, die Eltern sind offensichtlich gut situiert.

Manni berichtet. Der Inhalt dessen, was er sagt, rast in immer kürzeren Film-Cuts an uns vorbei.

..aber zu spät, die war längst weg, die Scheißtasche..
...ich weiß auch genau, wer sie hat, dieser Penner hat sie, dieser Plastiktütenfreak und der sitzt jetzt schon im nächsten Flieger nach Florida..
...oder Hawaii, oder Kanada oder Hongkong oder Bermudas oder was weiß ich denn....

Rasende Abfolge von Postkartenansichten. In Schwarzweiss mischt sich immer wieder das Bild eines glatzköpfigen Schlägertypen ein: Ronnie.

Die Stand-Bildabfolge der Postk
artenidyllen hält an.

Ronnie, Manni´s Boss (Heino Ferch)

Wir stehen mit Ronnie Aug´in Aug´: Schwarze Motorradlederjacke, darunter Zuhälterhemd. Hinter ihm eine Wand. Ronnie starrt uns frontal in die Pupille.

Und Ronnie?

Ronnie dreht leicht den Kopf. Jetzt starrt er uns mit einem Clockwork-Orange-Mörderblick ins Gesicht, der Lidrand des Auges, das uns näher ist, flackert. Es wirkt, als würde sein Blick ein Loch in unser Gesicht brennen.

Der bringt mich um, Lola!

Du musst es ihm erzählen!

Ach Quatsch, vergiß es! Ey! Der bringt mich um!

Ja warum denn!

Weil er mir kein Wort glaubt, niemals!

Rückblende in Schwarzweiss.

Ronnie und Manni im Profil an einem Werkszaun, Straße im Hintergrund. Ronnie steht dicht vor unserem Jungen. Er ist gut einen halben Kopf größer als sein Kurier.

Rasierter Glatzkopf, Ohrring, schwarze gesteppte Klingonen-Motorradlederjacke, hochgestellter Kragen, bedrohliche Body-Building-Wucht, Manni ist ein Häuflein gegen ihn, körperlich und psychisch.

Ronnie hat Manni eine Hand leicht an´s Gesicht gelegt. Er wirkt wie ein Tiger, der mit seinem Opfer noch ein bisschen spielt, bevor er ihm mit einem Prankenschlag das Genick bricht.

Ich hab´nur einmal.. hab´ich ´ne Stange Zigaretten behalt´n, ein, ein, ein einziges Mal.. hat er sofort gemerkt. Er glaubt keim.

Die Kamera umfährt die beiden Männer. Untersicht.

Ronnies einschüchternde Schultern türmen sich vor uns auf wie ein schwarzes Gebirge. Das Klingonenlogo der Motorradjacke zieht an uns vorbei. Wieder Profil, jetzt von der anderen Seite. Ronnies Hand schwebt über Mannis Halsschlagader, der Zeigefinger gestreckt wie ein gezücktes Stiletto, dicker Brillantring am Mittelfinger.

Wir sehen, dass Manni den Kopf schüttelt. Ronnie hatte ihn wohl nach dem Diebstahl gefragt.

.....Dass ich die ganze Nummer machen durfte mit den Diamonds

Ronnie dreht sich während Mannis Antwort weg, er scheint von ihm abzulassen.

Aus dem Wegdrehen wird ein Ausholen mit dem Kopf. In Robert de Niro-Art knallt Ronnie Manni seinen Schädel gegen den Kopf.

Es kracht, als zerplatze eine Kokosnuss.

Manni sinkt betäubt in die Knie, rutscht am Zaun herab.

Ronnies Gesicht ist völlig unbeweglich geblieben.

Close up

Jetzt erst dreht er sich weg, sein Kopf verschwindet aus dem Bildausschnitt. An den hochgestellten Kragenspiegeln zwei Totenköpfe, zwei Warnungen....

.. das war wie ´ne Art Prüfung oder so..Vertrauenstest... verstehst Du...Scheiße.

Manni am Boden, Ronnie hat sich dicht über ihn gebeugt.Der Stiletto-Zeigefinger jetzt dicht über Mannis Auge.

Ronnie scheint dem Jungen etwas zuzuflüstern. Zwei Zentimeter vor dessen Gesicht. Kurzes Nachhalten, wie bei einem Hund, dem man "Platz!" anbefohlen hat.

Dann richtet sich Ronnie auf, seine goldene Panzerkette am Hals zieht durch´s Bild. Er versetzt Manni mit der flachen Hand einen Klaps ins Gesicht.

Ronnie (Heino Ferch) bedroht Manni (Moritz Bleibtreu)
Die Wirkung ist die einer Morddrohung. Manni zuckt zusammen, wie vor einem Pistolenschuss.
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1997-98 Heino Ferch (im Alter von 34) - Ronnie, Moritz Bleibtreu - Manni, Franka Potente - Lola, Ludger Pistor - Herr Meyer (laut Autogramm am Anfang, im Abspann Herr Meier )

Storyline auf tomtykwer.com

Filmtrailer Lola rennt (Quicktime)

Filmkritik Filmportal.de

Awards

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Kommentar 1:

Die Figur des Gangsterbosses Ronnie muss jeden Gedanken daran, dass vielleicht mit ihm zu reden, zu verhandeln ist, a priori ins Reich der Märchen verbannen. Das heißt, er MUSS skrupellos tödlich gefährlich wirken, um die Motivation für Lola´s Wettlauf mit der Uhr um Manni´s Leben glaubhaft zu machen.

Kommentar 2:

Interessant ist, dass diese beiden Darsteller, Heino Ferch und Moritz Bleibtreu, zwei Mal im Zeitraum von zehn Jahren in Rollen zusammentreffen, die sie beide in einer identischen Grundsituationen zueinander führt:
Hier in Lola rennt und zehn Jahre später in Vom Suchen und Finden der Liebe.

In beiden Situationen ist HFs Figur - zuerst Ronnie - später Hermes Aphroditus- mächtig, übermächtig, allmächtig, auch bedrohlich und MB´s Figur (Mimi Morgenstern) abhängiges Opfer. Manni in Ronnie´s "Reich" - Mimi in Hermes´ Reich, dem Hades.
Hier sehen wir auch wieder ein Beispiel für "Handlungskorrektur" (siehe Beitrag dort .) War Ronnie eine Machtfigur, die seine Macht nutzt, um sein "Opfer" mit dem Tode zu bedrohen, ist zehn Jahre später Hermes Aphroditus eine Allmachtsfigur für Mimi, die zwar immer noch machtvoll vorschreibt, was geschehen wird, der aber nun mitleidende Aspekte aufgenommen hat. Hermes, der Machtvolle, tröstet Mimi.

 Hermes Aphroditus in seinem Reich tröstet Mimi Morgenstern

Hermes Aphroditus tröstet Mimi, er reicht ihm vom Wasser des Vergessens, der Lethe (siehe: das goldene Gefäß in Hermes`linker Hand)

Filmszenen I ...Raus raus raus raus raus!!!!!!..4B

Samstags wenn Krieg ist Teil 4B. Heino Ferch - Wolf. Regie: Roland Suso Richter 1993-94

Teaser Film - Samstags, wenn Krieg ist Polizeiruf 110

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Während er noch Anlauf nimmt, gefährlich böse zu wirken, hat sie, die zierliche Frau, den gut einen halben Kopf größeren Wolf an der Jacke gepackt, ihn gegen die Schrankwand gezerrt und ihm mit dem Unterarm den Kopf an die Wand gedrückt. Ihr Ellbogen presst seinen Kehlkopf.

Die Kommissarin und Wolf

Du glaubst, Du darfst alles, was?

Die Kommissarin

Für Dich gibt es keine Regeln und keine Gesetze. Du darfst Leute beleidigen, Sie verprügeln ihre Gräber schänden, ihre Häuser anzünden…

Wolf lacht Zähne zeigend, und lässt sie nicht aus den Augen, obwohl sie ihn gegen die Wand drückt, dass er den Kopf nach oben weit überstrecken muss.

…dieses Mal seid ihr zu weit gegangen.

Sie lässt ihn los.

Er: …Mann gehst Du ´ran, Mutter….!!

Wolf lacht, saugt sofort wieder an seiner Zigarette. Seine kaltschnäuzige Frechheit löst bei ihr einen Schlagreflex aus.

Sie knallt ihm eine.

Er weiter, dicht über ihr:

..na los,… stehst auf S ad oM a so, was?
...habt ihr hier im Revier auch ´npaar Led er pei tsch en oder sollen wir gleich zu Dir nach Hause gehen….??

Endlich hat sie sich wieder im Griff. Sie tritt zurück.

Kalt. Ruhig:

Ich sag´ Dir, ich kann Dich hier für ´ne Weile festhalten.

Er, süffisant-lasziv langsam:

…Tag ..und ...Nacht?...

Der Mann, der draußen gewartet hatte und Ohrenzeuge der Szene war, kommt herein.

Wolf zu ihm: Gut dass Du kommst, Knut, die Mutter macht mich ferrrtichchch…

Der Mann: Ich bin der Anwalt von Herrn Kleinhaupt.

Hier.- Meine Vollmacht.

Die Männer stehen direkt vor der Kommissarin. Wolf saugt Rauch und trinkt sofort weiter Bier.

Die Kommissarin lächelt sarkastisch.

O.k. Eins zu Null für Sie. Dreht sich weg.

Der Anwalt:

Ist das hier üblich, dass unbescholtene Bürger mit heißem Kafee verbrüht und dann verprügelt werden..?

Beifälliges Nicken von Wolf.

Die Kommissarin setzt sich, setzt die Brille auf und liest die Vollmacht.

Der Anwalt:

Ich werde Herrn Kleinhaupt jetzt mitnehmen und sie hören von uns.

Eine Dienstaufsichtsbeschwerde ist das Mindeste…

Wolf grinst, saugt..

Der Anwalt: Von einer Anzeige wegen Körperverletzung können wir vielleicht absehen…

Wolf spuckt wieder einen Krümel, dabei lässt er seine Zunge zwischen den Lippen hervorschnellen, dass es wirkt, als strecke er Vera Bilewski die Zunge heraus.

Das ist endgültig zu viel.

Raus raus raus raus raus!!!!!!

schreit sie.

Die beiden Männer lächeln siegesfroh sarkastisch – und gehen.

Die Kommissarin ist so wütend, dass sie sich wegdrehen muss.

Ende der Szene.

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Achtung Spoiler HTR (der folgende Text kann nur in markiertem Modus gelesen werden)

Wolf spielt auch seinem besten Kumpel, seinem „Stellvertreter“ in der Gang, Siggi, die Geschichte von Gino als Mörder vor.
Yogi aber, der Augenzeuge des Mordes, bringt Siggi durch sein Verhalten unzweifelhaft Beweise, dass Wolf der Täter war.
Im Steinbruch kommt es zum Showdown zwischen Wolf und Siggi.
Wolf geht den eingeschlagenen Weg gerade weiter. Totschlag folgt auf Totschlag.

Mit beiden Händen hat der den Steinhammer, der im nächsten Moment auf Siggis Kopf niedergehen sollte, hoch über sich erhoben, als Vera Bilewskis Schuss aus ihrer Dienstpistole ihn in den Rücken trifft.

Er, der Graue, der Schattenmann, er fällt - wie eine Säule aus Stein.

Siggi überlebt.

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1993-94 Heino Ferch ( im Alter von 30 ) – Wolf Kleinhaupt, Angelika Domröse – Vera Bilewski.

Filmszenen I …..daß iss´n Fehler, glaub´ mir… 4A

in: Samstags, wenn Krieg ist. Teil 4A. Heino Ferch – Wolf Kleinhaupt. Regie: Roland Suso Richter. 1993-94

Teaser Film Samstags wenn Krieg ist. Regie: Roland Suso Richter

…..daß iss´n Fehler, glaub´mir…in: Samstags, wenn Krieg ist. Teil 4A. Heino Ferch – Wolf Kleinhaupt. Regie: Roland Suso Richter. Buch: Klaus-Peter Wolf, 1993-94

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Die Szene. Provokation.

Die Kommissarin Vera Bilewski hat Wolf Kleinhaupt ins Kommissariat einbestellt.

Ein holzgetäfeltes Büro, modern sachlich, Holzpaneele, schwarze Ledersessel.

Bei uns vorne am Schreibtisch die Kommissarin Vera Bilewski (Angelika Domröse), circa fünfzig, dunkles glattes Haar, Kaschmirpullover. Wir stehen hinter ihr und blicken durch die geöffnete Bürotür nach draussen in´s Vorzimmer.

Dort macht gerade Wolf Kleinhaupt einige Schritte auf das Büro der Kommissarin zu, erreicht die Tür.

Auf dem Kommissariat

Er ist in voller „Wichs“: Springerblouson mit Tarnmuster, Springerstiefel, ja sogar pseudomilitärisches Lederkoppel von der Schulter quer über die Brust zum Gürtel - Braunhemd.

Am Handgelenk ein Chronometer, groß wie eine umgebaute Kirchturmuhr. Er hat die Ärmel seiner Springerjacke lässig bis zu den Ellenbogen hochgeschoben, Zigarettenstummel im Mundwinkel, hebt den Kopf, blickt auf alles, was ihm begegnet, von oben herab.

Aus der Gesäßtasche seiner Jeans zückt er eine Bierdose, lehnt sich gelangweilt gegen die Türzarge und zappt die Dose in Richtung Kommissarin auf. Das aggressive Zischen zeigt Wirkung. Vera Bilewski fährt erschrocken von ihrer Schreibarbeit hoch ins´ Stehen.

Können Sie nicht anklopfen?

Wolf bleibt lasziv breitbeinig coglionehaft in den Türrahmen gegossen. Seine Jeans beult aus, als hätte er eine Ratte in der Hosentasche.

Er pocht nebensächlich lässig, aber aufreizend lasziv dreimal an die Holzpaneele des Zimmers, in dem er jetzt eigentlich schon steht.

Die Bierdose schwebt zwischen drei Fingern. Er saugt an seinem obligaten Zigarettenstummel und pufft eine Wolke ins Zimmer.

Ich hab´ ne Einladung.

Ein sofortiger Schluck aus der Dose signalisiert, dass ihn höfliches Benehmen nicht die Bohne interessiert. Er nimmt die Dose herunter und spült das Bier durch die Backen, bevor er sich dem nächsten Zug an seiner Zigarette widmet.

Die Kommissarin deutet auf den leeren Lederbürohochlehner vor Ihrem Schreibtisch, einladende Geste.

Wolf kommt näher. Eine Hand hat den Türflügel hinter sich soweit zugestoßen, dass von draussen kein Blickkontakt mehr möglich ist. Er geht breitbeinig, spuckt dabei mit einer kleinen verächtlichen Spuckbewegung einen Krümel Tabak seiner Selbstgedrehten von der Lippe.

Dabei lässt er die Kommissarin keine Sekunde aus den Augen, als wäre sie eine unberechenbare Gefahrenquelle.

Die Kommissarin schützt sich, sie dreht sich weg, streift ihr dunkles offizielles Jacket über.

Wo waren Sie samstag Nacht zwischen dreiundzwanzig Uhr und zwei Uhr morgens?

Sie setzt sich wieder, ein Knie ragt über die Tischkante. Aus dem Off hören wir Wolf kurz trocken auflachen.
Dann Halbtotale auf Wolf:

…..Mutter! Du hast mich doch nich´ eingelad´n um das rauszufind´n!...

Der Blick der Kommisssarin ist kalt, eisig.

Wolf ganz souverän überheblich, Boss, hat sich in Rücklage in den Sessel hineingegossen, Kopf dominant lasziv erhoben, Zigarettenhand hoch auf der Armlehne aufgestützt, macht er beim Reden kleine freche Schnippbewegungen mit den Fingern.

…außerdem habt ihr doch schon ´n Mörder…

Nimmt lasziv locker einen weiteren Schluck aus seiner Dose.

Schuß auf die Kommissarin. Bilewski:

Frau Kommissarin bitte und dann Sie….!

Sie nimmt ihre Kaffeetasse, stützt die Ellbogen auf den Tisch und versteckt ihr Gesicht hinter der Tasse, die sie mit beiden Händen hochhält.

Filmszenen I ... is´ doch Einer wie der Andere – alles Pfeifen…3B

in: Samstags, wenn Krieg ist. Teil 3B. Heino Ferch - Wolf. Regie: Roland Suso Richter 1993-94

Teaser Film Samstags, wenn Krieg ist

...is doch Einer wie der Andere - alles Pfeifen....in: Samstags, wenn Krieg ist. Teil 3B Heino Ferch - Wolf Kleinhaupt. Regie: Roland Suso Richter. Buch: Klaus-Peter Wolf, 1993-94

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Ein anderer Morgen. Wieder Mal zu Hause.

Der Mann, Rolf, der "Freund" von Wolfs Mutter Gisela, meckert:

Gisela, der Kaffee ist alle.

Die Mutter zieht den Morgenmantel über, kommt her, greift die Kanne. Wolf steht in der Küche am Buffett. Als sich Gisela herumdreht, stehen er und seine Mutter wieder voreinander, Auge in Auge.

Seine Mutter lächelt ihn an.

Ihr linkes Auge ist blau unterlaufen, ein Hämatom.

Close Up Wolf.

Er sieht sie an – schwarze runde Augen klicken wach in ihr Gesicht. Ekel, Frustration. Wut.

Ach…. Is es mal wieder soweit.

Sie: Ich bin gefallen.

Close up Wolfs Gesicht im Profil, dahinter das Gesicht seiner Mutter.

Wolf blickt nackenstarr auf das Brett, auf dem er etwas schneidet. Giselas Ton war laut, forsch, unterwürfig Frieden suchend.

Wolf: ja…ja…

Er geht weg . Wir sehen, sie blickt ihm nach.

Wolf am Tisch. Zigarette im Mundwinkel, Kopf angehoben, schweigt, halb geschlossene Augen, lasziv.
Er weicht mit dieser Kopfbewegung dem aufsteigenden Rauch aus. Aber sie sieht so gefährlich aus, dass wir sofort weglaufen möchten.

Seine Arme fahren mit schnellen, unberechenbar giftig wirkenden Bewegungen nach vorne aus, ein Messer blitzt auf. Wolf schmiert sich zwar nur eine Stulle. Trotzdem: Jede Bewegung - eine Drohgeste.

Als sein Messer auf dem Brot tanzt, nimmt er der die Kippe aus dem Mundwinkel, öffnet die Augen und fixiert Rolf mit einem langen Killerblick.

Schnitt auf Rolf am Tisch, Wolf gegenüber. Rolf:

..Du glaubst wohl, ich war das…

Noch zwei drei Streichbewegugen. Dann hat der Mann ganz plötzlich das Brotmesser unter der Kinnspitze.

Wolf ist über den Tisch gehechtet und – leise:

Wenn Du sie noch einmal anpackst, schneid´ ich Dir die Eier ab, kapiert?

Starrer Angstblick von Rolf. Die Mutter kommt dazu, versucht abzuwiegeln. Zu Rolf:

Er meint es nich´ so.

Die Mutter setzt sich dazu.

Wolf: Oh doch. Er meint es genau so.

Wolf schmiert weiter, wutgeladen. Er wirkt wie eine Handgranate mit gezogenem Sicherungsstift.

Plötzlich:

Er knallt das Messer in die Butter, dass sie aufspritzt, fährt mit einer blitzartigen Bewegung hoch und schreit den Mann an, dicht vor dessen Gesicht.

Du sollst Deine stinkende Schei..e zuammenpacken und Dich verpissen!!

Wolf umkreist den Tisch.

Jetzt dicht von hinten an Rolf, beugt sich über dessen Schulter. Leise drohend.

Wir stehen hinter Wolf, sehen seine muskelbepackte Schulter von oben: Die Drohung ist alles andere als leer.

Wir umrunden mit Wolf den Tisch. Schnitt von oben auf den verängstigten Mann. Wolf aus zwei Zentimeter Entfernung direkt in das Gesicht des Mannes, ganz ruhig:

Sonst zieh ich dich mit den Füßen voran aus der Bude hier….

Der Mann schluckt.

Wolf starrt ihn noch eine Sekunde drohend in die Pupille, dann richtet er sich auf, wirft seine Kippe in die Kaffeetasse des Mannes. Es zischt.

Schnitt.

Wir hören Wolf weggehen. Blick nach draußen durch die Glaseinlage der Wohnungstür. Wolf rumpelt die Haustreppe hinunter.

Die Mutter hat ihrem Lover beruhigend ihre Hand auf seine Hand gelegt.

Als Rolf Tage später an Wolfs Tür klopft und eine Konfrontation probiert, wirft Wolf ihn kurzerhand endgültig aus der Wohnung.

Er ist dem Mann haushoch überlegen an Kraft, Schnelligkeit , Wut und Intelligenz. Rolf geht tatsächlich. Er wagt kein weiteres Widerwort.

Seine Mutter will nicht allein leben. Lieber irgendwen, als ganz alleine. Sie steht da, im Morgenmantel, weint. Zu ihrem Sohn:

Warum tust Du das?

Sie weint immer mehr. Krümmt sich an der Brust ihres Sohnes zusammen, schluchzt.

Wolf und seine Mutter

Wolf legt den Arm um seiner Mutter. Drückt sie an sich. Wir sehen seinen Arm, den erhobenen Kopf, dazwischen eingekuschelt der dunkle Haarschopf seiner Mutter, die sich an seiner Schulter festhält wie ein hilfloses Äffchen.

Er tröstet sie

Ha? – is´ doch einer wie der Andere – alles Pfeifen…die Mutter weint jetzt laut,

Wolf nimmt sie jetzt ganz fest in den Arm, drückt ihren Kopf an seine Schulter, umfasst sie, wiegt sie wie ein kleines Kind.

Die Rollen sind vertauscht. Das Kind tröstet den Elternteil, als wäre die Mutter seine Schutzbefohlene.

Seine Stimme ist plötzlich ganz verändert. Ganz und gar.

Es ist die Stimme eines lieben Kindes, eines Jungen, der seine Mutter beschützen möchte und seine Mutter beschützen muß, weil ihr Partner, Walter, Wolfs Vater, dessen Aufgabe das eigentlich gewesen wäre, sich seiner Pflicht entzogen hat.

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1993-94 Heino Ferch – Wolf Kleinhaupt, Wolf-Dietrich Sprenger – Rolf, der Geliebte von Wolfs Mutter, Isolde Barth – Gisela, Wolfs Mutter.