Donnerstag, August 10, 2006

"... Die Zukunft, das ist Patricia. " In: Le Lion. Heino Ferch als Julien Keller. Teil 3B. Regie: José Pinheiro. 2002-03

Teaser Film Le Lion Heino Ferch - Julien Keller


"... Die Zukunft, das ist Patricia. " In: Le Lion. Heino Ferch als Julien Keller. Teil 3. Regie: José Pinheiro. Buch: Joseph Kessel. Drehbuch: Philippe Setbon, Image & Cie. für France 2 Cinéma, 2002-03



"... Die Zukunft, das ist Patricia." (Audio.wma (7,0 MB)<-dieses erste Audio hier links enthalt den Text des Beitrages Le Lion Teil 3A+3B, Sprecher: ignazwrobel) Impression: Tiere und Landschaft Audio.mp3 Audio.wma

Vor der Szene.

Julien Keller war bei den Bullits zum Dinner zu Gast gewesen.

Sybil Bullit hatte sich dem seltenen Besuch aus der alten Heimat mit besonderer Freude als kultivierte Gastgeberin gezeigt. Der Salon im europäischen Stil, Tafelsilber, Blumen, Kristall, Porcelaine und französische Spezialitäten brachten in die afrikanische Umgebung ein Stückchen occidentale Tisch – und Esskultur.

Nach dem Dinner hatten sich die Herren mit ihren kubanischen Partagas auf die Veranda zurückgezogen.

Patricia setzte sich dazu und zeigte Keller ein Fotoalbum der Familie, darin viele Bilder des jungen Löwen im Spiel mit Bullit und mit ihr selbst.

Der Marsch Audio.mp3 Audio.wma


Die Szene.

Der gemeinsame Abend ist vorüber.

Keller ist wieder in seinem Hemmingway-Resort. Es ist warm, Grillen zirpen.

Er will wohl zu Bett gehen, wir beobachten ihn einige Sekunden lang bei seiner spartanischen Abendtoilette, er steht im Unterhemd, wäscht und trocknet das Gesicht. Die Waschgelegenheit ist einfache eine weisse Email–Waschschüssel.

Als er an der Tür des Hauptraumes Klopfgeräusche hört, schlüpft er noch einmal in´s Oberhemd. Er will nachsehen, wer draussen ist.

Nicht nötig.
John Bullit steht schon im Türrahmen, eine volle Flasche Whiskey in der einen und zwei Gläser in der anderen Hand.

Es ist eine Vollmondnacht. Bullit ist hellwach und möchte sich gern weiter unterhalten.

Bullit
Kihoro ist gekommen, um mir zu erklären,, dass der Stammesführer krank ist. Eine Infektion.
...verursacht vom Kuhdung, den sie für den Bau ihrer Hütten verwenden.

Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, ich statte Ihnen einen Höflichkeitsbesuch ab.

Er setzt sich in einen der beiden mit Gazellenfell bezogenen Sessel, öffnet die Flasche, gießt ein und beginnt eine Unterhaltung…

Was meinen Sie, Keller, wird der Krieg bis hierher kommen ?

Keller Ich weiß es nicht, aber wenn er erst einmal angefangen hat, besteht die Gefahr, dass er lange andauert.

Er setzt sich ebenfalls.

Die Kikuyu werden die Waffen nicht niederlegen solange der weiße Mann auf ihrem Kontinent bleibt.

Keller nimmt mit einem Schluck aus dem bereitgestellten Glas die Einladung zur Unterhaltung an.

Keller Machen Sie sich Sorgen um Ihre Tiere?

Bullit, bedrückt: Vor allem um Patricia.

Keller nickt. Offensichtlich versteht er sehr gut die Sorge eines Vaters um sein Kind.

Nach einer Pause: Sie ist ein ganz außergewöhnliches Kind.



Bullit Denken Sie, daß ich verrückt bin, sie an meiner Seite festzuhalten? ....Ein egoistisches Monster?

Keller schüttelt verneinend den Kopf. Wir sehen, er meint: ganz und gar nicht.

Ich bin hier nur ein Fremder. Da ist es schwer, Stellung zu beziehen.

Bullit ist immer noch sehr besorgt, seine Unruhe lässt ihn vom Sessel hochfahren, im Raum hin und her gehen.

Bullit Haben Sie Kinder ? Ich habe ein Foto gesehen, einen kleinen Jungen.
Er steht jetzt vor Kellers Schreibtisch, deutet auf das Buch, das die beiden Kinderfotos enthält.

Close up Keller.

Was ist das?

Die angenehm ruhig interessierte Offenheit des Mannes, der klare Strom unbeirrter Selbstsicherheit – wo sind sie?

Keller ist zusammengesunken. Er wirkt mit einem Mal alt, verfallen, unbeschützt, geschwächt. Also doch eine, seine Geschichte.

Eine Erinnerung hat ihn getroffen und etwas berührt, das ihm –und uns- wehtut. Es tut uns weh, ihn so traurig zu erleben.
Sein Blick streift nach unten. Er sieht nichts. Doch, er sieht doch etwas.



Seinen Sohn.

Er sagt:


Sébastien. Er starb mit vier Jahren.

Jetzt kann er Bullit wieder anblicken, sich einem anderen Menschen mitteilen. Seine schönen schwarzen Augen glänzen einen Moment auf. Er wirkt unsicher, tastend, so als hätte er das, was er gerade sagt, selten oder nie erzählt.

Bullit ist entsetzt, wirklich entsetzt. Er kommt wieder näher, hört zu.

Keller nickt. Die Erinnerung. Ja, -- so war das.

Septicemie. (Blutvergiftung)

Bullit ist sich der Bedeutung dessen, was er hört, voll und ganz bewusst. Er fühlt mit Keller.

Ihre Frau ?

Julien hat gehört, was Bullit gefragt hat, er hebt den Kopf ein wenig, sagt

Mit Sébastien ist auch meine Ehe gestorben.

Sein abschließender Blick zu Bullit ist von einem Anflug von Bitternis begleitet. Wir spüren, er will nichts mehr weiter dazu sagen.

Bullit spröde, aber deutlich berührt: Es tut mir leid, das alles wieder aufzurühren.

Keller schüttelt den Kopf. Bullit gießt ihm nach. Julien wirkt wieder etwas gefasster.

Oh, es erleichtert, darüber zu reden.

. ..Von Zeit zu Zeit…

er wirkt einen Moment lang, als hätte er innerlich einen schweren Stein von sich zu rollen...

. ..dann lässt dann der Druck ein wenig nach.

Bullit hat sich wieder entfernt. Er steht in der Raummitte.

Diese Welt ist ein Zug, der dem Ende entgegenfährt, Keller.

Ich weiß nicht , wie es denjenigen gehen wird werden, die da mithalten und ich will es auch gar nicht wissen.

Keller, auf einmal fast wütend, sehr entschlossen:

Es lohnt nicht, über die Vergangenheit nachzudenken, John.

Und mit hartem Nachdruck:

Das bringt NICHTS!

Er unterstreicht seine Worte mit einer zornigen Kopfbewegung, die wirkt, als wolle er das Vergangene geradezu abschütteln.

Bullit Ich bin ein Teil der Vergangenheit. Die Zukunft, das ist Patricia. Ich werde alles tun, um sie glücklich zu machen.

Er hat sich wieder genähert. Jetzt lacht er trocken auf, wischt das Thema weg:

Lassen Sie uns nicht weiter reden, lassen Sie uns trinken.

Keller lacht und nickt zustimmend.

Bullit . ..und trinken wir weiter, bis zum Morgen.

Keller Und auf wessen Ehre ?

In diesem Moment dringt aus der heißen afrikanischen Nacht Löwengebrüll in die Hütte zu den beiden Männern. Bullit fährt auf, erfreut, deutet hinaus:

Auf die Ehre des Königs. Auf den Löwen.

Bullit gießt nach, die Männer stoßen an.

Keller Auf den König der Löwen, auf King!

Ende der Szene.

Und? Wie geht die Sache aus?

Sie endet, wie alle Abläufe, bei denen „Hommes“ ihre Hände im Spiel haben. Der junge Massai, der Bullits Tochter heiraten wollte, war von Bullit mit der Begründung abgewiesen worden, dass er erst „erwachsen“ werden müsse. Im Verständnis der Massai heißt das, einen Mutbeweis zu liefern. Traditionellerweise ist der Mutbeweis – wie könnte es auch anders sein – das Erlegen eines Löwen.

Bullit ist zugegen, als Oriunga, der junge Massai, vor King, Patricias Spielkameraden, steht und ihn angreift. Er will ihn erlegen, um Patricia zu gewinnen. John Bullit, ehemals ein berühmter Großwild-Jäger, greift noch einmal zur Waffe.

Oriunga überlebt, King ist tot.

Jetzt kann Sybil, die Mutter, ihren Wunsch durchsetzen, Patricia in einem Internat aufgehoben zu sehen. Patricia möchte jetzt selbst weg, verständlicherweise.

Sybil vertraut ihre Tochter Julien Keller an.


Der Mann nimmt das Mädchen mit in die Hauptstadt seines Landes, in der er seit fast zwanzig Jahren lebt, nach Paris.

(Happy) Ending.

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2002-2003 Heino Ferch - Julien Keller, der Mann; Anouchka Delon - Patricia, das Mädchen; Ornella Muti - Sybil Bullit, die Mutter; Alain Delon - John Bullit, der Vater

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