Freitag, Juli 31, 2009

Filmszenen I ….….Hey! Romeo! Du Narr! Ich ruuuuufe Dich! …….Teil 1. Romeo und Julia von William Shakespeare. Heino Ferch – Mercutio.

Alle Bilder unter Copyright-Schutz.

Heino Ferch – Mercutio.

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Dies ist eine szenische Besprechung der Mercutio-Rolle nach der Verfilmung von Renato Castellani. Heino Ferch spielte die Rolle an der Freien Volksbühne Berlin unter der Regie von Christof Nel, wahrscheinlich 1990 im Alter von 27. Hiervon besitzen wir keine Filmaufzeichnung.

Heino Ferch – Mercutio.


Der Text in Castellani´s Film ist wesentlich gekürzt und modernisiert. Shakespeare´s Text ist ungefähr fünf Mal so lang, voller Geistesblitze und Anspielungen. Das war eben noch in Zeiten vor MTV und dem Schnittgewitter von Stirb langsam 4.

Vor der Szene.

Romeo ist ein sehr junger Adliger aus bestem Hause, dem Hause der veronesischen Familie Montague. Er ist ziemlich verliebt in eine junge edle Dame namens Rosalinde. Richtig liebeskrank ist er. Das gibt natürlich seinen besten Freunden, Benvolio und vor allem dem witzigen Mercutio genügend Anlass, über Romeos Liebeskrankheit freundschaftlich zu spotten. Mercutio läßt´s, was seine Wortwahl unter den Freunden angeht, ziemlich krachen. Mercutio ist zwar grob, aber auch fantasievoll und lustig und deshalb mögen wir ihn.

Benvolio, Mercutio und Romeo schleichen sich auf einem Fest der Fürstenfamilie Capulet ein. Gefährlich, gefährlich. Die Capulet sind traditionell – keiner erklärt wieso – mit den Montagues verfeindet. So verfeindet, dass der kleinste Anlass zu neuen Waffenhändeln führt.

Romeo verliebt sich auf dem Fest augenblicks in ein schönes blutjunges Fräulein und kann auch mit ihr sprechen, ja sie sogar berühren. Sie ist ebenfalls sofort entflammt.

Blöderweise muss Romeo Montague kurz danach erfahren, dass seine Liebeswahl ungünstiger hätte nicht sein können:

die Schöne ist die Tochter des Hauses. – Julia Capulet. Und das Fest hatte zu dem Zwecke stattgefunden, ihren Zukünftigen kennenzulernen.

Ausgesucht hatten ihre Eltern einen Edlen, der vollkommen o.k. ist – wenn jemand Paris heißt, kann er ja wirklich schlechterdings keine Kröte sein. Ein bisschen alt vielleicht – Julia ist vierzehn, damals das Alter, erstmals Mutter zu werden, Paris scheint so Ende dreissig zu sein.

Die Szene

Nacht. Nach dem Fest.

Die Jungs wollen nach Hause gehen. Benvolio, Mercutio und noch ein paar Andere. Man wollte sich vor dem Hause der Capulets treffen und gemeinsam heimgehen. Romeo kann aber nicht. Er ist derartig vom Liebeswahn erfasst, dass er zu Julia zum Fensterln einsteigen will. Als die Freunde in der Straße ankommen, hat Romeo bereits die Mauer erklommen und steht, heimlich versteckt, auf der Mauerkrone.

Die Jungs rufen ihn:

Wo zum Teufel steckst Du? Romeo! Romeo!

Einer:

Ich hab ihn eben noch gesehen. Hier ist er hin.

Weg ist er! Er ist fort!

Mercutio:

Er ist gescheit. Hat sich wahrhaftig heimlich nach Haus gestohlen und ins Bett…

Benvolio:

Wir wollen ihn rufen! Ruf´ Du ihn doch , Mercutio.

Mercutio zieht jetzt eine richtige Show ab. Er unterhält die Anderen.

Er pfeift, wie man einem Hündchen pfeift, damit es herkommt, er schnippt mit den Fingern.

Mercutio:

Nein – her- zaubern – will ich ihn.

Hey!

Er tut als suche er überall, deklamatorisch, dramatisch:

Hey! Romeo! Du Narr! Verliebter! Schwärmer!

Die anderen lachen.

Mercutio beschwört den Freund mit großen Gesten eines Magiers.

Erscheine in der Wolke eines Seufzers! Sprich einen Vers nur und ich bin zufrieden!

Kein Erfolg. Er lässt die Arme sinken. Die anderen lachen.

Noch einmal will er den Freund aus der Luft herbeischnippen.

Hey hey hey!

Er pfeift. Gelächter.

Mercutio springt auf eine Balustrade und beginnt eine neue Zaubernummer. Er rührt in einem imaginären Topf, zieht ein imaginäres Tuch heraus.

Ich ruuuuufe Dich!

Läßt das Tuch im Nichts verpuffen.

Bei Rosalindes Blicken, bei.. ihrer hohen Stirn, und… roten Lippen, bei . ihrem zarten Fuß und langem Schritt und schmalen Hüften und…

Er zeigt an seiner Leibesmitte herunter..

Der Region, die sonst noch da ist.

Allgemeines Gelächter.

Mercutio springt von der Balustrade und genießt den Applaus.

Benvolio:

Wenn er Dich hört, so wird er zornig werden.

Mercutio, er setzt sich

Das kann er nicht. Denn meine Beschwörung ist wahr und ehrlich. Das Bild von seiner Liebsten dient zur Freude.

Und zum Leben.

Eben.

Gelächter.

Ach.

Er hat keine Lust mehr.

Lasst uns gehen.

Benvolio

Ja, los, hier finden wir ihn nicht.

Die Nacht hat ihn verschluckt. Er ist ja blind, da ziemt ihm wohl die Nacht.

Mercutio:

Ein heißer Blick hat ihn so blind gemacht.

Im Gehen ein letztes Mal:

Ich rufe Dich! Herbei!

Wir sehen Romeo hoch über den Köpfen der Freunde auf der Mauerkrone stehen, versteckt angelehnt an einen Vorsprung.

Schnitt.

1954 – Romeo: Laurence Harvey, Mercutio: Ubaldo Zollo; Benvolio: Bill Travers; Regie und Drehbuch: Renato Castellani

Kommentar:

Heino Ferch spielte den Mercutio, wenn wir den Angaben seiner Künstleragentur folgen, an der Freien Volksbühne. (evtl. 1990). Für uns interessant ist der Charakter der Rolle als frühe Impression, Freunde zu verkörpern. Mercutio ist ein treuer Freund, der seinen Freund Romeo sofort schützt, als Gefahr droht. Leider hat Mercutio wenig Glück, ein Dolchstoß trifft ihn tödlich, aber davon mehr nächsten Samstag.

1991 in Wer hat Angst vor RotGelbBlau? Sehen wir hf zum zweiten Mal in der Rolle des guten Freundes. Müller, der Akademiestudent, steht so lange zu seinem Freund Banuscher, bis dieser die Freundschaft verrät. Andi Fischer in Gefährliche Verbindung 1993 ist sowohl Freund des verstorbenen Uli Fenske, als auch Verteidiger und Vertrauensmann der Kollegen seiner Schicht, 1995 in Küss mich! ist die Rolle des Johannes eine Freundesrolle. Johannes ist vor allem Freund. Und seine se xu elle Abonnement-Beziehung kann nur funktionieren, weil sie von freundschaftlicher Grundstimmung getragen ist.

1997 in Spiel um Dein Leben! Ist das Thema Freundschaft, Plato ist enger Freund von Nick (Ben Becker), Auslöser des dramatischen Konflikts um die Frage freundschaftlicher Loyalität. 1998 in Todfeinde – Troopers ist das Hauptthema die Belastung von Solidarität und Loyalität von Max (hf) zum Freund Nico (Tobias Moretti) durch die Veränderung der Persönlichkeit des Freundes bis zu einem nicht mehr tragbaren Punkt. 2001 Harry Melchior in Der Tunnel ist Kopf und Teil einer verschworenen Freundesgruppe.

Und 2005 sehen wir eine Freundesrolle, die die u.E. die engste Beziehung zur Mercutio-Rolle hat. – Auch durch die vorgestellte historische Zeit, dem 17. Jh. – Mercutio und friends lebten im 16. Jh.D´Artagnan und die drei Musketiere: Athos. Mercutio und Athos, beide sind Teil eines Freundes-Kleeblattes, beide Rollen sind Mantel – und Degenrollen. Mercutio hier ist ein junger Heißsporn, Athos in Die Musketiere ist der Älteste des Triumvirats, der bereits gesetzte Freund, auf dessen Erfahrung Verlaß ist.

Bildquelle und Bildrechte Beta Film.

2006, in Auf ewig und einen Tag, sehen wir die aktuellste Freundesrolle eines Kleeblattes: Jan Ottmann (hf), Gregor Luckner (Fritz Karl) und Elsa Veltlin (Claudia Michelsen) bilden ein Freundeskleeblatt, deren Schicksal wir über zwanzig Jahre hin verfolgen. In einer Szene sagt Elsa direkt: …bist ein guter Freund.

Ente gut alles gut.






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Sonntag, Juli 26, 2009

Filmszenen I .. Anzünden!!!! An allen vier Ecken!!!!!!... in: Schloß Königswald. Teil 3. Heino Ferch - Funker. Regie: Peter Schamoni 1987 - 88

Bildquelle und Bildrechte bei Allianz Filmproduktion, Peter Schamoni Film, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

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zu Kasimir und Karoline Fernsehtipp Mittwoch 21:55 auf Arte Aufführung vom Festival Avignon!!

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Vor der Szene

Die Damen sind doch tatsächlich zur Tat geschritten.

Die Milka Piontek aus Schlesien-Ober und der Hallhuber (Wolfgang Fierek), der Adjutant von Hauptmann Kolk, haben sich verliebt.

Deshalb geht alles ganz leicht.

Hallhuber wird ver- und entführt in ein süßes Liebesversteck im Keller. Und Karl (Wolfgang Greese), der Diener, überbringt Hauptmann Kolk die Forderung der Damen. Unverzüglicher Abzug der Haubitze samt Bedienungspersonal gegen Herausgabe der Geisel Hallhuber.

Die Wehrmacht soll das Weite suchen und bitte schnellstens auch finden.

Szene Angst.

Der kleine Jagdsalon, die Damen diskutieren ihren Coup. Alle sieben sitzen auf roten Biedermeiersofas, über ihren Köpfen schweben Gwichtl und das ausgestopfte Haupt eines veritablen Achtenders. Manche der Damen sind dafür, die Geisel zu behalten, andere fürchten sich.

Sieben schwarzgewandete Damen sitzen am Kaffeetischerl, das mit blütenweisser Brüssler Spitze überworfen ist.

Gerade hatte man die Forderung von Hauptmann Kolk auf Rückgabe des Hauptfeldwebel Hallhuber entgegengenommen – wortlos. Die Damen diskutieren nicht. Kolk wird mangels Dialog zum Gehen genötigt.

Die junge Fürstin über den Hauptmann:

Ich habe Angst. Habt ihr seine Augen gesehen? Wie eine Ratte, die in der Falle sitzt.

Er ist zu allem fähig.

Karl, er lehnt – wie immer in korrekter Dienerbekleidung, Weste, Hemd, Fliege, weiße Handschuhe am Chopin-Karaoke-Flügel. Sorgenvoll:

Ich weiß, wie die das machen. Jede halbe Stunde wird einer an die Wand gestellt.

Freifrau von Böhme (Marika Rökk) in perfekter Körperhaltung:

Also in meinem alten Ungarn wäre das undenkbar!

Die junge Fürstin steht an der Tür. Sie trägt als Einzige Reitkleidung:

Also ich bin dafür, die Geisel sofort freizulassen.

Milka, hinter ihr, mit Waschfrauenkopftuch, Karohemd und warmem Wollgilet:

Wir können den Franz… sie korrigiert sich..den Hallhuber nich ausliefern..

Nich an diesen … Schweinehauptmann.

Die alte Fürstin (Camilla Horn), ganz Grande Dame mit französischer Erziehung:

Mesdames das wäre auch nicht comme il faut. Denn wir alle haben von der Entführung dieses Hallhuber oder wie er heißt, gewusst und wir alle haben es gebillicht. .. und uns alle werden sie doch nicht auf einmal erschießen….

Milka

Nein, bestimmt nich….die können doch nicht eine Fürstin Wetterstein erschießen. Nich eine Gräfin Posadowski,… eine Hohenlohe,…. nich einmal Milka Piontek aus Schlesien-Ober.

Freifrau von Böhme toppt die Aufzählung:

Und auch nicht die international berühmte Diva Annadore Dannilla.

Gräfin Dohna (Carola Höhn):

Ich wusste gleich, dass das nicht gut geht. Die sollen doch samt und sonders abziehen und uns mit dem Hallhuber in Ruhe lassen….

Die junge Fürstin trifft eine Entscheidung:

Wir werden Hallhuber ausliefern.

Die Damen sind entsetzt.

Schnitt. Hallhuber wird nicht ausgeliefert. Er wird nicht einmal aufgefunden. Milka gibt ihn nicht her.

Szene Beschießung.

Der kurze Hauptmann mit dem Rattenblick schreitet wild entschlossen die Treppen vom Eingangs-Torturm herunter. Offener Mantel über den Schultern, Uniform, Schirmmütze, Lederhandschuhe, alle Insignien seiner Macht am Leibe. Posaunen tröten.

Hinter ihm her hasten die Funker mit ihrem Geraffel. Funker Zwo (Heino Ferch) musste seinem Hauptmann „Herr Hauptmann, eine sehr wichtige Nachricht..“ (hähähähä, gipsjanich – doch gieps.) die Nachricht vom Tode des F üh r er s in Form eines Zettels übergeben. Von diesem Momente gabs kein Halten mehr. Der Hauptmann ist wild entschlossen. Zu allem.

Nicht genug Benzin. Die Pferde sollen die PAK ziehen bis Bayreuth.

Die Fürstin blickt aus dem Fenster. Ihre Reitpferde Sylvester und Senta werden abgeführt zur Maloche vor der PAK.

Der Hauptmann, schreit sich in Harnisch, Stil H tl errede Volksempfänger, glühende Augen, Zähne knirschen, Kiefer beisswütig, Lefzen gesenkt, knurrt:

Der Hallhuber is abgehauen, von wegen, die Weiber ham den entführt.–

Der is abgehauen, desertiert, das Schwein. Ich Idiot fall auf die alten Adelsschabracken rein!!

Er fährt herum, Blick hinauf zum reizenden Schlösschen, das da liegt in aller Unschuld.

Kolk brüllt:

Anzünden! !!!An allen vier Ecken. Wegradieren!!!!! Dem Erdboden gleich machen!!

Schnitt.

Blick aus einem Fenster des Schlosses in den Hof.

Unten hastiger Aufbruch, die Wehrmacht packt ein, um Abzuziehen. – Glauben die Damen.

Leider ist Hauptmann Kolk systemtechnisch linientreu. Ist ein kurzgewachsener kleiner grauer Niemand erstmal ein Jemand, dann fehlt die Bremse. Seine Mannen müssen die Haubitze auf die Burg richten und die Restmunition verballern. Ein Kronleuchter wird zerstört und der Flügel beschmutzt. Aber wenigstens zieht der letzte Ausläufer des Gro ß deut sche n Reiches dann endlich weiter.

Nicht lange, und die neuen Herren rücken an: Die Amerikaner. Mit denen wird´s wesentlich lustiger. Aber das ist nicht mehr unser Thema. Leider. Die DVD allerdings ist im Handel zu haben.

Kommentar 1:

Figur Kolk s.a. Figur Raufeisen in: Der Unhold: Die Figur Raufeisen ist im Habitus ähnlich, übersetzt ins Genre Drama: die stufenweise Veränderung von freundlich – zu despotisch – zu völlig durchgeknallt inklusive der finalen Schreierei. Vergleichspunkt z.B. obige Szene hier – dort die Aufpeitschszene in Winteruniform als Raufeisen die Schüler zur Verteidigung der Burg aufruft. Auch die Kostümierung Raufeisens ähnelt an entsprechender Stelle der dramatischen Entwicklung der Figur Kolk. Dort der Auftritt im großen Mantel mit Uniform und Lederhandschuhen zum Abführen von Graf Kaltenborn zur Exekution.

s.a. Detail: Die Fürstin, also die Seniorchefin, erklärt ziemlich indigniert, welche hohe und höchste Adelsprominenz Gast auf Schloß Wetterstein war. s.a. Krupp. Die alte Bertha Krupp, also die Seniorchefin des Schlosses, erklärt in ziemlich verärgertem Ton (vor sich hin), wer alles an hoher und höchster Adels und Kirchenprominenz Gast auf ihrem Schloss Villa Hügel war. In Krupp wirkt der Monolog eigenartig desintegriert, gedrechselt. Vielleicht, weil er hier ein strukturelles Vorbild hatte, das dann in die Krupp-Spielhandlung eingefügt wurde.


s.a. Detail das Schwenken der Weissen Fahne für die Eroberer vom Schloß herab in der Spielhandlung etwa an selber STelle wie in Der Unhold. Dort: Hier nur Kinder hier: Hier nur Frauen.

Kommentar 2:

Die Künstleragentur unseres Hauptdarstellers ist seit mindestens vier Jahren in der Online-Vita von hf der Ansicht, dass letztgenannter in diesem Film eine Hauptrolle spielt. Auch wenn der erwartungsfrohe Käufer der DVD diesbezüglich doppelt enttäuscht wird „Jawoll Herr Hauptmann!“ ist der Kauf doch nicht ganz vergebens, die Handlung ist charmant.

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Schloss Königswald Ikonografie (Theorie)->


offtopic

..gestern Abend Kinotag. Vier Minuten Quintessenz des Films: Talent enthält die Verpflichtung, die Gabe zur Fähigkeit auszubauen. ..mit Hannah Herzsprung, Monica Bleibtreu. Musik: Anette Focks. Großartig gemacht. So ausgesucht und eingespielt, dass beim Zuschauer die Emotion ausgelöst wird, die der Film braucht. Das Klavierspiel des Mädchens löst tatsächlich Tränen aus. Brava Anette Focks!!!

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Wir werden im August zwei Episoden pro Woche einstellen.

In der Woche jeweils eine Filmepisode am Wochenende jeweils eine Episode aus einem der Theaterstücke, die hf gespielt hat.

Wozu das Theater?

Wir brauchen die Bilder im Kopf - alle. Auch die, die am Theater erworben wurden. Warum? Viele Darsteller haben ihre Rollen im Kurzzeitgedächtnis, vergessen sofort nach der Szene den Text. hf u.E. nicht. Alles bleibt als Spielmaterial im Gedächtnis vorhanden. Alles, was je auf Bühne oder im Film miterlebt wurde. Auch wenn die Rolle klein war. oder nur Projektassistenz vorlag.

Wir werden für die Besprechung von Romeo und Julia (Rolle Heino Ferch: Mercutio.) die Verfilmung von Renato Castellani benutzen.

Und was sehen unsere erstaunten Augen in der Auftrittsszene Romeo und Freund. Ein sonniger Nachmittag. Romeo sitzt auf einer griechischen Metope, sein Freund tritt von der linken Bildseite an ihn heran und.. pfeift. Romeo schreckt auf und gleich stellt sich heraus, weshalb Romeo so gramerfüllt da sitzt. Der Freund: Verliebt? Romeo, (seufz!!) : S´ist aus... Freund: Mit der Liebe? Romeo: ...mit ihrer Gunst. Da ich doch liebe.
Freund: Ach dass die Liebe uns so mild erscheint und dann so grausam sich erprobt..

Ja, und.

Ja, sehn Sie denn nicht, das ist die Auftrittsszene Hermes Aphroditus in Vom Suchen und Finden der Liebe. Auch Mimi ist gramerfüllt. S´ist aus mit der Gunst von Venus....da er doch liebt .

Ja, aber die Geschichte ist doch von Helmut Dietl. ... der kein Hehl daraus gemacht hat, die klassischen Autoren und Mythen zu benutzen. Die bekannteste: Orpheus und Euridike...




Samstag, Juli 18, 2009

Filmszenen I ..auf Knall und Fall!... in: Schloss Koenigswald. Teil 2. Heino Ferch – Obergefreiter, Funker. Regie: Peter Schamoni 1987-88

Bildquelle und Bildrechte bei Allianz Filmproduktion, Peter Schamoni Film, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

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..auf Knall und Fall!... in: Die letzte Geschichte von Schloss Königswald. Teil 2. Heino Ferch – Obergefreiter, Funker. Regie: Peter Schamoni 1987-88


Die Szene

Der Obstgarten des Schlosses. Es ist April, wahrscheinlich der 29. April 1945.


Uns entgegen kommen unter den Apfelbäumen entlang quer über den Rasen Gräfin Hohenlohe (Marianne Hoppe) und Milka (Anja Kruse), ihre Krankenschwester und Betreuerin. Milka schiebt den altmodischen hohen Roll-Lehnstuhl der Gräfin. Man schnappt etwas Luft, gesunde Vor-Frühlingsluft.


Milka:


Schön atmen ! Tief durchatmen!


Die Gräfin entdeckt etwas:


Ja sehn Sie, was ist denn das?


Schnitt. Wir blicken zusammen mit Gräfin Hohenlohe zur Straße, die durch das Obstgartengezweig hindurch sichtbar wird. Dort steht etwas Graues.


Hohenlohe im off:


Versuch doch mal, etwas näher an dieses .. Ding da ranzukommen!


Die Kamera fährt mit dem neugierigen Blick unserer Damen zusammen näher an das Vorkommnis auf der Straße heran. Wir erkennen eine Haubitze, die, von zwei Soldaten bewacht, nach Osten zielt.


Milka


…das ist eine PAK!


Wir sehen Milka und die Gräfin jetzt nah. Die hochwohlgeborene Dame trägt Turban, Persianer, Shawl, Handschuhe, eine englische Woll-Decke über den Beinen, Milka hinter ihr ist im braunen Wintermantel. Beide blicken aufmerksam zur Straße. Hohenlohe, sarkastisch:


Am Ende sind wir hier der letzte Posten, der…. Noch den Traum vom Gr o d eu tsch en Re ich verteidigt…


Milka


Hallhuber sagt, sie wollen das Schloß gar nicht verteidigen. Sie wollen nur den Rückzug decken.


Die Hohenlohe


Na, das isses ja. Wenn die eine einzige Granate auf den Feind abfeuernwird das ganze Schloß in Schutt und Trümmer gelegt…


Milka


Ja. Wenn diese Kanone hier bleibt, sind wir verloren


Die Hohenlohe, entschlossen:


Wir müssen was unternehmen.


Milka, beugt sich näher an die Gräfin:


Auf unsere Bitten werden sie das Ding kaum wegschaffen.

Wir müssen sie…. Irgendwie… dazu zwingen. – Auf Knall und Fall.


Der Obstgarten des Schlosses

Schnitt


Im Jagdsaal. Die Truppe hat sich dort eingerichtet. Ein leicht Verwundeter liegt bequem auf einer Matratze am Boden, liest, ein Pinup-Foto hat er neben sich auf die Fensterbank gestellt. Ein Anderer putzt sein Gewehr.

Wir hören die Funker.

Funker 1:

Hier Taube, hier Taube Sperber für Taube.

Wir bleiben auf Bodenhöhe und sehen einen dritten Soldaten in unseren Bildausschnitt laufen, - allerdings nur von den Fussknöcheln bis zur Schulter. Er geht durchs Bild, ein Handtuch auf der Schulter.

Die Kamera fährt hoch und löst das Rätsel. Das Handtuch gehört zur Rasierprozedur. Hauptmann Kolks Gesicht ist weiss von Rasierschaum, den Rasierpinsel und Seife hält er in der Hand und schlägt noch mehr Schaum, den er sich dann auf den Wangen verteilt. Er tritt vor einen Spiegel. Der Spiegel ist behelfsmäßig am Stativ eines TP-Messers aufgehängt.

Aus dem off:

Ich zähle zu Ihrer Abstimmung.

Schnitt auf die beiden Funker. Einer versucht, auf einer Skala die passende Wellenlänge einzustellen. Der zweite sitzt vor einem Morsegerät.

Eins, zwo, drei, vier, fünf, sechs. Sperber, bitte kommen. Sperber bleiben Sie auf Empfang.

Bildquelle und Bildrechte bei Allianz Filmproduktion, Peter Schamoni Film, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)

Der zweite Funker (Heino Ferch): Herr Hauptmann?

Kolk, aus seinem Seifenschaum heraus: Ja?

Funker 2:

Wir haben das Batallion.

Hauptmann Kolk begibt sich zum Funkgerät, drückt Funker 2 Rasierpinsel und Rasierseife in die Hand, setzt sich, stülpt den Kopfhörer über. Funker 1 reicht ihm das Mikro.

Hier Hauptmann Kolk, mit wem sprech ich, bitte kommen!

Ah, ja, Major Nemitz, verstehe, verstehe, bitte kommen.

Hinter Hauptmann Kolk sehen wir die dienstlich bereitstehenden Seifenhände von Funker 2.

Kolk:

Wie soll ich denn mit drei Schuß Munition irgend jemand den Rücken frei halten?

Die andere Seite brabbelt irgendwas. Schnitt auf einen anderen Soldaten. Der verleibt sich von blauweiss kariertem Sacktuche langsam kiefermahlend eine Brotzeit ein.

Kolk:

..a ja, verstehe, verstehe. Ach übrigens... hat Ihnen Oberstleutnant Dörr irgendwas über meine Meldung zum Ritterkreuz gesagt?

Antwort erhält er zunächst nicht. Die Verbindung ist gestört. Könnte knapp werden mit dem Eichenlaub am Ritterkreuz mit Schwertern und Brillanten für den halskranken Hauptmann…das Dritte Reich atmet gerade seinen letzten Atemzug….

Aha. Drei Schuss Munition. Wenn die verschossen ist, ist die Gefahr seitens der PAK gebannt. Da muss sich doch irgend etwas machen lassen...

1987-88 Heino Ferch (im Alter von 24) - Funker 2, Jockel Tschiersch - Hauptmann Kolk, Marianne Hoppe - Gräfin Hohenlohe, Anja Kruse - Milka.


Kommentar:


s.a. Der Unhold Schlußszene: Eine einzige Granate war es nicht, die abgefeuert wurde, sondern ein einziger Revolverschuss, -aber der war der Auslöser, dass die ganze Burg in Schutt und Asche gelegt wurde....

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offtopic

Warum wir eigentlich von soviel verschiedenen Themen periphere aber gesunde Halbbildung besitzen? U.a. auch durch unsere mannigfaltigen Lebensabschnittspartner. Die waren beschäftigt:

in einem Panzer, mit der Geschichte, im Hotelrestaurant, in der Betriebswirtschaft, im Zoo, an der Uni (ua. 3 Profs 2 Geschichte, 1 Mathe), im Marketing, in der Softwareentwicklung, in Konzernen, in der Pharmabranche, beim Militär, mit der Architektur, im sozialen Bereich, beim Eishockey (2), beim Leistungsturnen, beim Klettern, bei Bergexpeditionen (Gasherbrum II), mit Aquarien, mit Mittelformatfotografie, beim Taek-won-Do, beim Aikido, mit Gemälden, Skupturen, Töpferwaren, leider auch beim Fussball, bäh, beim Dudelsackspielen, beim Running (1 Ebene, 1 Berg), beim Motorradfahren (2), beim Florettfechten (Tauberbischofsheim), beim Gitarrespielen (3), Basstubasspielen, beim Schlagzeug spielen, Volleyball, Schwimmen, Theaterschauspiel (1 unbegabt, 1 begabt), Rafting, Segeln, Mountainbiking, Sportklettern (Halle), Käfer sammeln in Afrika und Madagaskar im Gefolge von Charly Werner ( + 2009 an einem afrikanischen Virus, hurregottneja, ich seh Charly noch bei uns am Küchentisch sitzen, damals, vor 20 Jahren, mit seiner Zöpfchenfrisuer, in die bunte Perlen eingeflochten waren... ) Gesellschaftstanz (ächz, sechzig Figuren, goldenes Tanzabzeichen....) uvm...




Mittwoch, Juli 15, 2009

Filmszenen I ..ein Gefangener – wie Du… in: Heilige Kühe Teil 3 (Neues Deutschland 1993) Heino Ferch – Gero. Buch: Oliver Czeslik. Regie: Uwe Janson 1

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Die Szene

Drängend treibende Musik, bedrohlich.

Es hat zu schneien begonnen. Die Landschaft ist weiss. Der Zug fährt, wir sehen ihn aus der Vogelperspektive. Links und rechts der schnurgeraden Gleise Birkenwälder, vom Horizont her bis zu uns.

Schnitt auf einen Tunnelausgang.

Ein grauer Mann stolpert die Gleise entlang dem Zug entgegen. Er läuft wie ein Mensch, der seine letzten Kräfte aktiviert, um sich vorwärts zu schleppen.

Ulli Nah.

Sie sitzt auf dem Frontpuffer des ersten Waggons. Zufrieden. In Lederjacke, Schottenkaroröckchen, schwarze Handschuhe, die blonden Haare zu Jun gmä de l zö pfen geflochten. Pfeifft.

Blickt nach unten :

Los…… los…… Carl Clementi…… Glubscher auf!!

Schnitt auf den Angesprochenen. Er liegt vor dem Zug quer über den Schienen. Er steckt bis unter die Achseln in einem deutschen Postsack. Der Sack ist verschnürt und f es se lt Clementis Arme.

Ulli, beugt sich vor, flüstert verächtlich:

Was für ein Filmer bist denn Du?

Totale. Der graue Mann hat Clementi erreicht.

Schnitt. Clementi und der Mann nah.

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Der graue Mann ist Gero. In einem alten Wehrmachtsmantel. Er ist völlig verändert. Abgehärmt. Ausgelaugt. Bleich wie ein Toter. Vom Ertragen großer Kälte gezeichnet, er at met schwer, erschöpft, wie kurz vor einer Ohnmacht. Er hält Clementi in den Armen, stützt ihn. Clementis Kopf liegt an Geros Brust. Gero hält sich fest an Clementi, an dessen Kleidung, an dem Str ick, der Clementi ge fe sse lt hält.

Clementi, ohne ihn anzusehen:

Wer bist Du?

Gero, ängstlich, als hätte er gerade geweint:

Ein Gefangener.

…wie Du!

Atmet schwer.

Leise und zärtlich zu Clementi:

…was für einen Film machst Du?

Clementi wirft einen Blick nach oben zu Geros Gesicht, das über ihm schwebt. Die beiden sehen sich an. Clementi lässt sich wieder zurücksinken, denkt nach. Dann, langsam, nachdenklich:

Über den Krieg.

Gero wirkt wie ein Flüchtling am Ende seiner Kräfte, wie jemand, der zu viel erlebt hat, um noch Willenskraft aufzubringen, jemand, von Hunger geschwächt und ausgelaugt ist, der fast keine Kraft mehr hat, sich aufrecht zu halten. Er nickt schwach. Weich und sanft, freundlich:

…schön…

Gero atmet erschöpft, schwer.

Clementi

Das heißt: der Krieg dient eigentlich nur als Vorwand.

Während Clementi spricht, atmet Gero wie ein Mensch, der gleich das Bewusstsein verlieren wird vor Schwäche. Leise, schwach.

..aber für einen Kriegsfilm….

Er pausiert, um Kraft zu schöpfen

…brauchen wir noch was…

…den Feind.

Clementi, sinnierend, ruhig:

Natürlich ! Den Feind!

Beide blicken vor sich hin, sehen sich dann an.

Ulli aus dem off:

Bald.

Sind wir in Cottbus.

Ulli Nah.

Lächelt. Schuldenfrei, rein.

Ein Kind fast, ein makelloses reines Gesichtchen.

Schnitt

Der Zug rollt.

Clementi wird aus dem Zug hinaus geworfen. Es ist nicht mehr Winter.

Gero, in seiner Hunter-Uniform, sitzt in einer offenen Tür. Singt. Hält die Kamera in der Hand. Wirft sie Clementi zu, der fängt.

Clementi will mit Rücksicht auf sein Bein aufstehen. Merkt erstaunt, dass er unverletzt ist, das Bein ist wieder vollständig.

Clementi findet sich kaum zurecht.

Er blickt herum, um sich wieder zu orientieren.

Das Stations-Ortsschild: Börnicke. Der Ort, an dem der Zug startete. Er ist nirgendwo hin gefahren. Alles war ein böser Traum.

Wir hören die Waggons vorbeirattern.

Ulli auf dem Dach des Zuges. Achtung, schreit sie, das ist Filmmaterial.

Hinter ihr taucht Gero auf, in Chevignonjacke und Baseball-Cap. Gesund und frech wie am Anfang.

Clementi will ihn filmen. Hält ein. Blickt seine Kamera an, wie einen fremden Gegenstand. Wirft sie angeekelt von sich. Die Kamera zerbricht. Ihr Innenleben kehrt sich nach aussen.

Im Hintergrund hören wir einen alten Adalbert Lutter-Tanzorchester Schlager:

Küss mich! Bittebitte küss mich! Eh die letzte Bahn kommt, denn ich muss nach Hause! Küss mich ohne Pause….

Der Zug mit Ulli und Gero auf dem Dach rauscht davon. Beide winken fröhlich.

Clementi blickt durch eine Kameraoptik. Wir hören gefährliche Musik.

Standbild. Clementi im Fadenkreuz.

Ende des Films.

1992-1993 Heino Ferch (im Alter von 29) – Gero von Wilfenstein und Figurenmasken Arzt, Oberst, Richter, Dörte Lyssewski – Ulli und Figurenmasken Investigativjournalistin Friederike Kummer, OP-Schwester, Bodenschrubberin, Soldatin, Quizmasterin, Ulrich Muehe – Investigativjournalist Carl Clementi.


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offtopic

..gutes Buch gelesen. Michael D. Eisner und Tony Schwartz: Von der Mickey Maus zum Weltkonzern. Klappentext " Der Rückblick des Disney-Chefs auf die Stationen siner Karriere ist zugleich ein spannender und informativer Bericht über mehrere Jahrzehnte der amerikanischen Film - und Unterhaltungsbranche. Von den frühen Jahren unter dem legendären Walt Disney über die größten Erfolge und Flops bis zum Hollywood des Quentin Tarantino reicht der Boden, den der Autor spannt.
578 Seiten HEyne TB ISBN: 9 783453 172630

Zitat S. 576-577 im Abspann: " ..Tony Schwartz, der (..) dieses Buch gemeinsam mit mir verfasst hat. Im Jahr 1984 hat mich Tony erstmals wegen dieses Projekts angesprochen und seinen Wunsch dann bis 1989 jedes Jahr wiederholt. 1990 begann er, mir seine Ideen hinsichtlich des Buchs vorzustellen, und 1993 machte er Vorschläge, wie man es aufbauen sollte. Im Jahr 1994 begann er, sich ganz den notwendigen Gesprächen und dem Schreiben zu widmen. (...) über die Walt Disney Company weiß er [heute] mehr als irgendjemand sonst wahrscheinlich sogar mehr als ich selbst. " [Ein Jahrzehnt]" bis dieses Buch in Druck ging".


Dienstag, Juli 07, 2009

Filmszenen I Fernsehtipp auf Das Vierte, 20:15h, 7.7.2009: Das Wunder von Lengede Heino Ferch - Franz Wolbert







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Sonntag, Juli 05, 2009

Filmszenen I ..für Sie immer noch HERR Richter!..in: Heilige Kuehe. n. Theaterstück v. Oliver Czeslik 1992-93.Heino Ferch – Gero v. Wilfenstein

Bildquelle und Bildrechte bei COLON, Dok Film Babelsberg, FOOL , Gemini Film, Neue Sentimental Film, Philip-Gröning-Filmproduktion für Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Rezension des Theaterstückes in der Fachzeitschrift Theater Heute Heft 4, 1992 S. 47-48. Rezensent: Michael Merschmeier

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Vor der Szene.


Clementi (Ulrich Muehe) ist im Zug ange b und en, er filmt, was er erlebt. Sukzessive werden seine Möglichkeiten immer weiter beschnitten.


Szenisch umgesetzt ist dieser Vorgang der fortschreitenden Einschränkung in pseudo-komödiantische Szenen im Monty Pyton Flying Circus – Stil schwarzen Humors.

Gero und Ulli schlüpfen in Figurenmasken, die fröhlich ihrer eigenen Logik folgen.


Ähnlich wie im Epischen Theater Brechts kommentieren die Figuren für Clementis Kamera sich selbst und ihr Tun in humorigem Ton.


So sind sie gleichzeitig Täter und Berichterstatter ihrer Tat. Leider sind die Figurenmasken Fo lt er er.


Clementi wird beim Filmen davon überrascht, dass Gero ihn in den Fuss schießt.


Die Logik, dass diese Wunde versorgt werden muss, veranlasst immer neue Figurenmasken, Clementi immer weiter zu verl e tz en und schlussendlich zu ver st ue mm eln.

Zuerst operieren Arzt und Schwester den Verletzten, sie entfernen das Projektil.


Später geben ein Weh rma chts ob erst und eine So lda tin dem Ver letz ten zu ess en. Sie kommentieren Clementi´s verzweifelte Situation mit Wohlwollen, wie gut er´s doch habe, im Vergleich mit einem Hund. Der Oberst lenkt Clementi´s Kameraauge auf dessen eigenes Bein – wieder durch die Kamera muss Clementi erkennen, dass man es ihm abgenommen hat.


Clementi versucht immer noch, sich mit der mittlerweile lebensgefährlichen Situation zu arrangieren, er fährt seine Ansprüche auf freien Willen und körperliche Unversehrtheit analog zum zunehmenden Druck auf ihn immer weiter zurück.


Er liegt nun tllanhcsegna auf einer Bahre und schläft.


Neues Szenenbild.


Man fährt immer noch im Güterzug nach Kottbus, wo Clementi einem Willkü rge ric ht, einem sogenannten fohsthciregskloV, vorgestellt und zum Tode verur t e ilt werden soll.


Altmodische Tangomusik aus einem Lautsprecher. Man befindet sich in einer Bahnstation am Weg, der Zug draussen ist durch´s Fenster zu sehen.


Gero trägt die rote Robe eines Hohen Richters eines sfohsthciregskloV.


Er hebt die Bah re Clementis am Fußende an und lässt sie mit einem Knall fallen.


Freundlich:


Aufwachen!


Schnitt auf Clementi


Er schreckt hoch. Hinter ihm sehen wir Ulli verkleidet mit heller Seidenbluse und Damenjacket, schön gestriegeltes Blondhaar, Make Up, rote Lippen.


Aufwachen!


Der Richter stellt sein Lächeln ein, geht in Distanz. Hoch aufgerichtet:


Angeklagter - sind Sie bereit für das Vorverhör?


Clementi verständnislos.


Wie bitte?


Der Richter nimmt sein Barett ab, verschränkt die Hände. Zu der Dame:


Würden Sie ihm bitte die Spielregeln erklären?


Fernsehquiz-Musik, die Dame mit holländischem Quizmaster Lou van Burg – Akzent. Wir sehen sie durch die Videokamera durchkreuzt vom Fadenkreuz der Optik:


Doll, Doll, Doll, hallo, was für ein spontaner Applaus!!


Das ABC Assoziationsspiel - Ganz einfach. Wir nennen eine Buchstabe und Du fünf Begriffe, die Dich irgendwie charakterisieren!


Sie hebt ihre Hand mit fünf langen roten Fingernägelkrallen.


Sie zwinkert dem Kandidaten zu.


Der Richter:


Für jeden Fehler wird Dir ein Finger gebrochen.


Clementi, er liegt mit geschlossenen Augen auf der Bahre:


Ich bin müde -


Der Richter beugt sich ruckhaft nach vorne über Clementi, zischt ihn an:


Für Sie immer noch HERR Richter!


Clementi, ohne aufzublicken, aber sofort gehorsam:


Ich bin müde, Herr Richter.


Der Richter.


Wir fangen jetzt an. Also: A.


Clementi wirft einen müden Blick nach dem Spielleiter und seine Antwort ist wohl auch seine Meinungsäußerung:


Arschloch.


Er schließt wieder die Augen.


Der Richter verändert seinen Ausdruck unnatürlich schnappschussartig zwischen verschiedenen Gefühlen, jetzt hart. Er geht um die Bahre herum, blickt seine Assistentin in Erwartung an. Sie ruhig und sachlich:


Der Ringfinger.


Durch die Kamera zu uns, sie kommentiert, was geschehen wird:


Ein müdes Knacken…


Wir sehen den Richter in Nahaufnahme, er lächelt selbstgefällig.


Insert auf die Hände. Wir sehen durch die Kamera, sehen, wie der Richter Clementi mit einem Ruck einen Finger b r ich t.


Clementi schreit auf.


Aua!


Clementi sieht sich ungläubig und hilfesuchend zu der Quizmasterin um.


Der Richter, wieder am Fussende, nimmt das Thema wieder auf. Sachlich:


Wir waren bei A.


Nochmal von vorne.


Clementi wütend.


Antifaschist.


Richter, gierig:


Weiter, weiter.


Clementi:


Antifaschist. Antifaschist.


Quizmasterin in die Kamera, begleitet von Quizmusik:


Es müssen fünf Begriffe sein.


Clementi schreit:


Antifaschist.


Der Richter, jetzt wütend:


Begriffstreu oder Begriffsstutzig?


Die Quizmasterin kommentiert:


Der Mittelfinger . Knack.


Der Richter bricht Clementi den Mittelfinger.


Clementi schreit auf.


Richter, wieder auf Position, fröhlich:


Wir waren bei A, es fehlen noch vier Begriffe.


Clementi, unter Schmerzen:


Aktionseinheit, Arbeiter, Anti… wir sehen im Hintergrund die bekrallte Hand der Quizmasterin mitzählen ….these, Atheist.


Richter:


Na also, es geht doch. B.


Bourgeois, Bolschewik,


Der Richter nickt erfreut.


Antifaschist.


Der Richter bedauert, macht sich sofort ans Werk.


Ein Geräusch wie blob, wenn eine Quizrunde verloren ist.


Die Quizmasterin in die Kamera:


Knickerdiknack. Der Ringfinger der Rechten Hand.


Der Richter fröhlich bei der Sache, bricht Clementi den dritten Finger.


Wieder am Fussende:


Und jetzt: K.


Clementi atmet mittlerweile schwer vor Schmerzen, weint:


Karl Marx, Klass en stan dpunkt, Klassenzugehörigkeit. Ko mm unistis ch es Ma nif est.


Der Richter beugt sich vor, reisst die Augen auf, begeistert:


Der Kandidat hat Hundert Punkte.


Clementi:


Luxem burg. Lenin.


Der Richter brüllt dazwischen:


Ich gebe die Buchstaben vor!!!


Clementi hört nicht, schreit weiter Worte:


Mao Tse Tung. Mehrwert.


Der Richter, brüllt im Feldwebelton:


Schnauze haltään!!!!


Clementi immer schneller, immer verzweifelter:


Kapi tal ism us, Ne gation der Ne gation ,


Clementi gerät in Raserei, schreit ausser sich:


…Mehrwert, Naturrecht, Natio nali smus, Na z i, izaN, izaN, izaN, izaN …..

izaN , izaN ……


Der Richter nimmt ein dnabimmuG und tlebenk Clementi.


Schnitt.


1992-1993 Heino Ferch (im Alter von 29) – Gero von Wilfenstein und Figurenmasken Arzt, Oberst, Richter, Dörte Lyssewski – Ulli und Figurenmasken Investigativjournalistin Friderike Kummer, OP-Schwester, Bodenschrubberin, Soldatin, Quizmasterin, Ulrich Muehe – Investigativjournalist Carl Clementi.


Wann endlich mal wieder a Buidl von einer Filmfigur kommt? Wir haben seit geraumer Zeit hier einen doppelten Adlerblick (Der Falkner Franky aus dem Film Koma-zwischen Leben und Tod) herumliegen, dessen erste zarte Farbschicht heute aufgelegt wurde. Der Scan des unfertigen Bildes ist eine Sicherheitskopie, falls wir auf dem Weg zuur finalen Bildversion einen so grauenhaften Bock reinhauen, dass nichts mehr zu retten ist,. Dann wird der Sicherheitsscan zum neuen Original an dem weiter gearbeitet wird, bis uns dieFigur fertig, bunt und plastisch ins Auge springt…. Porträt nah

Porträt



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