Freitag, September 21, 2007

Filmszenen I ...ich hab´ kein´ Bruder....in: Der Tunnel. Heino Ferch - Harry Melchior. Buch: Johannes W. Betz, Regie: Roland S. Richter, 2000-2001




Bildquelle und Bildrechte bei teamworx Filmproduktionsgesellschaft für SAT.1

Fritzi (traurig): "..ich hab´kein´Bruder..." (Pause) "Harry (tröstend):..Bruder macht viel Arbeit!" in: Der Tunnel.
Heino Ferch - Harry Melchior. Buch: Johannes W. Betz,
Regie: Roland S. Richter, 2000-2001


Hören statt Lesen Audio.mp3 zum Soforthören-->

Vor der Szene.

Abend. Die alte Etagenwohnung von Mutter und Tochter Scholz in Berlin West. Fritzi Scholz, die als einzige Frau unter den Männern beim Tunnelbau unter der Berliner Mauer hindurch nach Berlin Ost mitgräbt – sie will ihren Verlobten, Heiner, zu sich in den Westen holen – kommt nach anstrengender Tagschicht nach Hause.

Küche. Fritzi kommt herein. Die Beleuchtung ist eigenartig. Das Deckenlicht ist ausgeschaltet, aber der Wasserkessel steht bei voller Gasflamme auf dem Herd.

Fritzi: Mama?

Fritzi will den Kessel vom Feuer nehmen, verbrennt sich fast die Finger am Bügelgriff. Der Kessel ist überhitzt, alles Wasser längst verdampft. Fritzi dreht das Gas ab.

Sie spürt, dass sie hier etwas erwartet, was sie nicht wahr haben will.

Leiser, noch einmal:

Mama?

Sie macht ein paar Schritte auf uns zu, zum Durchgang ins Wohnzimmer. Sie erblickt etwas, bleibt ruckartig stehen. Wir ahnen, - wir wissen, was passiert ist. Frau Scholz kann nicht antworten.

Sie wird nie wieder antworten.

Das Herz. Ihr Herz hat aufgehört, zu schlagen. Frau Scholz war krank gewesen. Fritzi und sie hatten gewusst, dass dieser Moment zu erwarten war. Jetzt ist er da.

Fritzi erstarrt, weicht einen Schritt zurück. Sie bleibt stehen, atemlos.

Schnitt.

Ein hohes Bogenfenster, einen Moment glauben wir, ein Kirchenfenster zu sehen, weisses Licht strömt herein. Alte dicke Fensterlaibung, die anstoßende Wand holzverschalt. Alle Falllinien diagonal, wir sehen den Raum, als würden wir liegen. Vor dem silberweissen Licht des Kirchenfensters ragt schwarz hoch und schlank die Silhouette einer jungen Frau auf. Sie wirkt wie eine Erscheinung.

Die Perspektive dreht, so, als würden wir uns langsam aufsetzen, die Falllinien rücken immer weiter in die Vertikale.

Schnitt. Gegenschuß auf eine Liege. Wir sind in Melchiors Wohnung. Unter grüner Filzdecke liegt – im Unterhemd - Harry. Er schläft. Seine Gesicht glänzt, das Hemd ist bis auf Magenhöhe durchgeschwitzt, er wälzt sich unruhig.

Vor seinem Bett steht ein Mensch im Mantel und sieht auf ihn hinunter. Wir sehen durch Harrys Augen nur die Hand einer jungen Frau, die schüchtern ihren eigenen Arm festhält.

Close up Harry.
Wir begreifen: er hört eine Stimme. Eine junge Frauenstimme sagt fragend:

Harry?

Es ist die Stimme von Lotte, Harrys Schwester, und es ist die zarte Silhouette von Lotte.

Lotte, die ihn damals in der DDR aus dem Staatsgefängnis geholt hatte, die er mit allen Fasern seines Seins vermisst, für deren Rückkunft er seit Monaten bis zur Erschöpfung Tag und Nacht arbeitet, gräbt, einen hundertfünfundvierzig Meter langen Tunnel gräbt, für deren Rückkunft in seine Nähe er am Existenzminimum lebt, steht plötzlich hier in der alten Küche neben seinem Lager - und ruft ihn.

Das ist unmöglich.

Lotte kann nicht hier sein, sie ist doch im Osten.

Harry´s Bewusstsein hat das begriffen. Trotzdem steht sie hier.

Sein Oberkörper schnellt hoch, er stößt einen Schreckenslaut aus. Wieder sehen wir durch seine Augen.
Die Silhouette hat sich ein wenig verändert. Lottes Locken sind nicht mehr zu sehen, statt dessen eine Kurzhaarfrisur.

Licht von vorn erhellt das Gesicht.
Es ist Fritzi mit ihren schwarzen Augen und ihrem alten Pfeffer-und Salz-Tweedmantel.

Schnitt auf Harry. Er atmet schwer, ist total schweissdurchnäßt, wie nach einem Alptraum. Fritzi blickt er an, ängstlich, wie eine völlig Fremde, einen Eindringling. Fritzi wirkt ein bisschen erschrocken.

Jetzt ist Harry wach. Ort und Zeit. Die Zeit, der Zeitpunkt, abends, ist in sein Bewusstsein zurückgekehrt. Er reißt den linken Arm vor seine Augen und liest die Uhrzeit von seiner Armbanduhr ab. Er weiss wieder wo er steht.

Der Griff an seinen Kopf ist noch ein wenig ungesteuert, er beginnt, die ganze Situation zu begreifen, stammelt:

Entschuldigung.

In atemlosen Flüsterton:

Ich dacht´... Du bist..... ... meine Schwester.

Fritzi setzt sich ohne Umstände auf die Liege, mit dem Rücken zu Harry. Harry atmet immer noch schwer, Schweißperlen stehen auf seinen Wangen. Er muss innerlich sehr weit weg gewesen sein.

Ein leicht verunsicherter Blick geht von ihm zu Fritzis Hinterkopf. Sie sitzt dicht vor ihm.

Er lässt sich mit einem großen Aufatmen auf die Liege zurückfallen.

Wischt sich mit den hohlen Händen den Schweiß vom Gesicht. Fritzi sieht ihm zu. Close up Fritzi.

Leise, fast stimmlos.

Ich hab´nie ´n Bruder gehabt...

..wollt´immer gerne wissen, wie des is...

Fritzi´s Kraft scheint ganz verebbt, wie die Bewegung eines Pendels zum Stillstand kommt, wenn er alle Energie ausgeschwungen hat.

Wir können ihre Stimme fast nicht mehr hören...

...so´n Bruder.....

Harry reibt sich noch einmal über´s Gesicht, als wolle er den Blutfluss in seine Haut zurückholen.

...Bruder...

sagt er..

leise..

..Bruder macht viel Arbeit....

Fritzi lässt sich umkippen, mit dem Rücken zu Harry, nimmt sie sich ein Stückchen seines Kopfkissens und sinkt im Mantel auf die Liege. Zusammengekrümmt, wie ein Embryo im Mutterleib.

Harry macht ihr ein bisschen Platz.

Er lauscht.

Keine Bewegung. Fritzi liegt still da, Harry wartet, lauscht.

Dann ein Blick von ihm nach ihr. Er merkt, dass bei ihr etwas nicht in Ordnung ist. Close up Fritzis Gesicht.

Nichts geschieht.

Nichts Auffälliges.

Nur eine Träne.

Sie ist plötzlich auf dem Kissen unter Fritzi´s Gesicht.

Harry, leise:

Sehnsucht nach Heiner?

Fritzi reagiert nicht unmittelbar. Pause. Wir warten. Dann.

Leise, verweint:

Meine Mama ist tot.

Harry versteht.

Zwielicht. Der Bildausschnitt sieht aus, als läge Harry in einem engen Raum, wie in einem Sarg. Sein Gesicht im Halbdunkel, das Hemd leuchtet weiss.

Fritzi flüstert:

Hat sich nen Kaffee gemacht........ und is einfach umgekippt. ...

Pause.

Dunkelheit.

Was kann er tun? Zumindest kann er seine Hand ein bisschen auf ihren Rücken legen. Die Wärme, der kleine Kontakt, - tröstet.

–vielleicht.

Schnitt.

Ende der Szene.

-

2000 - 2001 Heino Ferch (im Alter von 37) – Der Fluchthelfer Harry Melchior (fiktive Figur nach dem Leben des Fluchthelfers Hasso Herschel), Nicolette Krebitz – Fritzi Scholz, Alexandra Maria Lara – Lotte Lohmann, Harry Melchior´s Schwester.

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offofftopic. ganz was anderes: bei uns als Hinweis:

Topschauspieler Ulrich Tukur endlich mal in einem langen Interview-Divertimento mit SWR1 Leute anläßlich der Premiere von "Ein fliehendes Pferd " nach Martin Walser und von "Die Seerose im Speisesaal " Geschichten aus Venedig.

Warum bei uns immer wieder nur Ferch Ferch Ferch, warum nicht auch mal Tukur? Tukur ist ein Beschenkter, der mit federleichtem Schritt, ein Sohn der Lüfte, einen Funken Selbstironie an der Schläfe mit glänzender Sprachkraft alles Nötige an sich heranzieht, ein Schauspiel-Midas, der in Gold verwandelt, was er berührt.
Ferch ist dagegen ein Berserker, der aus der Tiefe emporbrodelt, ein Gestalter who is rolling around in the mud, bis der Schlamm Gestalt annimmt, Tukur berührt ab und an mit unangestrengter Geste den tiefen Grund, Ferch gestaltet aus der Tiefe dunkler Gefühle heraus nach oben ins Licht. Wenn Tukur ein Leonardo ist, ist Ferch ein Michelangelo.

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Kommentar: Namensbezüge: Roland Suso Richter gibt Fritzi den Namen Scholz. Leicht läßt sich , auch zusammen mit der Motiv der Berliner Kneipe "The Boxer" erkennen, dass Richter den Namen Scholz hier als Cameo-Anspielung auf seinen Film "Die Bubi-Scholz-Story" verwendet.

Eine ähnliche Bezugnahme legt der Name Lotte für Harry´s Schwester nahe, der - spinnen wir fort und fort - evtl. von HF angeregt sein könnte. Harry Melchior war Deutscher Meister im Schwimmen. HF, - Bremerhaver- , persönlich kannte laut Interviewaussage Jacques Cousteau und Hans Hass von Kindheit an. Mit Schwimmen hatten Harry Melchior und Hans Hass natürlich in ihrem Beruf, ihrer Berufung, zu tun.

Auch die Ehefrau von Hans Hass war immer aktiv mit dabei, es gibt sensationelle Unterwasseraufnahmen von ihr, wie sie die Schwanzflosse eines Pottwals berührt oder auf einem Stachelrochen reitet.

Der Name der Lebens-Gefährtin von Hans Hass...Na?... Genau:

Lotte. Lotte Hass



Originalbildquelle Radiobremen ->



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offoffoff topic und dann doch immer wieder die Frage warum? warum das Projekt "Filmszenen"? - Neugier! gelernt von Professor Dr. Hermann Bauer meinem Prof. - höchste Intellektualität und tiefe Menschlichkeit. - Sie dürfen das Zitat das Sie unter dem Link finden, gerne auf das Projekt Filmszenen übertragen....

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Freitag, September 14, 2007

Filmszenen I “…...to life!.....to death!” in: The Unscarred Teil 5. Heino Ferch – Johann. Regie: Buddy Giovianzzo. 1998-99






Bildquelle und Bildrechte Mercent Entertainment für Arclight Films

<-zurück zu Teil 4

Achtung, Spoiler!!

Die Szene.

Ein Glas, eine Flasche Dom Perignon. Unverkannbar Johanns Hand mit dem breiten goldenen Ehering, dem Symbol jetzt wieder unbedrohter Verbundenheit mit seiner Frau Rafaella. Johann gießt das perlende Nass in eine Champagnerflöte.

Die Kamera fährt zurück. Wir sehen Travis, Rafaella und Johann, wohl gelaunt, entspannt, sie stoßen an.

Travis lächelt: To life!

Johann er lächelt ebenfalls: To death!

Plattenspieler, Musik, sorgloser Hotelbar-Combo Rythmus. Raf und Johann tanzen. Raf sieht sehr glücklich aus.

Es hat geläutet, Travis bringt die Gäste herein.

Es sind:

das totgeglaubte Mädchen und ihr Bruder, der Bartender.

Sie sind gar nicht tot. Sie sind sehr fröhlich und kerngesund.

Man hatte Mickey eine schwarze Komödie vorgespielt.

Das Mädchen: Did he really believe it?

Die Rückblende zeigt uns die visuelle Auflösung des Hörspiels, das Mickey in seinem Schlafraum zwei Tage vorher weckte:

Der Schlag gegen die Balustrade der Galerie, der markerschütternde Schrei aus der Kehle des Mädchens, das berstende Glas des Tisches, Blut überall, das Mädchen tot am Boden – das alles war eine Inszenierung. Gestellt.

Schnelle Bühnenarbeit von Travis, Johann und dem Mädchen. Als Mickey aus seinem Zimmer stürzte, sah er das Endergebnis und ergänzte den Vorgang aus der Imagination.

Jetzt lacht man, ist erleichert. Endlich ist der Vorhang gefallen, der ungeliebte Zuschauer hat das Theater verlassen. Die Bühne des Lebens für Johann, Travis und Rafaella steht bereit für freundlichere Stücke.

Später.

Man feiert schon länger, Travis und das Mädchen spielen miteinander, Johann und der Bartender unterhalten sich. Johann ist schon ein wenig mehr als entspannt, er schwimmt auf dieser Woge weicher Malt-Whiskey-Betäubtheit, die der Welt einen wohlig vernebelten Weichzeichner vorsetzt.

Rafaella bringt den Kaffee. Noch etwas später: Man verabschiedet sich, das Mädchen und ihr Bruder gehen nach Hause.

Travis möchte sich frisch machen. Er nimmt im ersten Stock eine Dusche. Nur ganz schnell, in fünf Minuten ist er wieder da, sagt er zu Johann.

Der Weisswein ist leer, Johann kann der dritten Flasche, die auf dem Cocktailtisch steht, nur noch ein paar Tropfen entlocken. Rafaella sieht das, sie wird in den Keller gehen, um noch eine Flasche heraufzuholen.

Johann ist zwar noch in diesem Shakespear´schen Zustand which provokes the desire, but wine and whiskey already have weakened his ability, größere Strecken zu gehen. Raf geht.

Schnitt.

Wir sehen Travis in der Dusche. Die Kamera fährt langsam näher an ihn heran. Eigenartig. Es sieht irgendwie gefährlich aus.

Schnitt.

Wir bei Rafaella im Keller zwischen den Weinregalen. Es ist dunkel. Schwache Kellerlampen. Raf besieht das Etikett einer Flasche.

Oben.

Johann wundert sich. Wo Raf wohl bleibt?

Er ruft: Raf everything all right down there?

Nein.

Mickey hat Raf gepackt, hält sie von hinten fest und drückt seine Hand auf ihren Mund. Raf kann nicht laut schreien. Mickey geht mit seiner Geisel den Kellergang entlang, zum Aufzug nach oben.

Johann war aufgestanden, um nach Raf zu sehen. Die Aufzugtüren gehen auf. Mickey, seine Geisel von hinten im Klammergriff, steht plötzlich vor Johann. Er geht auf Johann zu, Rafaella hat er an den Haaren gepackt, würgt sie und drückt sie nach unten.

Johann weicht zurück: What are you doin´ there?

Hinter Johann steht ein großer, mit weissem Leder bespannter Hocker, Johann will reden, Mickey brüllt ihn an:

Sit down!

Johann setzt sich nieder.

Mickey will Geld. Cash. Now. Rafaella hält er im Würgegriff fest, fügt ihr Schmerz zu. Sie bekommt kaum Luft, röchelt.

Johann versucht, ruhig zu bleiben:

Let Rafaella go, Mickey.

You are not going to get anything like that.

Mickey zerrt Rafaella durch den Raum

Cash - jewelry, I want it now!

Johann fährt hoch.

Mickey wirft Rafaella Kopf voran auf den Glastisch nieder. Flaschen und Gläser fallen zu Boden. Plötzlich hat Mickey eine Pistole, die Waffe muss auf dem Tisch gelegen sein. Er hält sie Rafaella an die Schläfe.

Er brüllt Johann an: I said sit down!

Johann muss nachgeben, setzt sich wieder.

Geld – sagt er is not here.

Jetzt brüllt Mickey nach Travis. Er dreht sich nach oben: Moore!

Johann versucht einen Trick: He is not here, Mickey! Und: Put the fuckin´gun down.

Mickey ist zu allem entschlossen, nachdem er doch als zweifacher Mörder gilt.

Johann versucht noch einen Haken: They are not dead.

Mickey: What are you talking about?

Johann:

The girl. Anke. She´s not dead. The bartender is not dead. He isn´t even her brother. They´re actors. They´re still alive, Mickey!

Mickey begreift: Shit!!

Johann, nah, beschwörend, wütend:

It was a play. We played to get you out of our lifes.

Mickey halt Raf so am Haar gepackt, dass sie kein Gleichgewicht aufbauen kann. Sie stürzt beinahe. Trotzdem schreit sie.

He´s telling the truth!!

Johann ist wieder vom Sitz hochgefahren. Wieder befiehlt Mickey: Sit down. Ein Warnschuss gibt seinem Befehl Nachdruck. Es knallt ohrenbetäubend, eine Rauchwolke verbreitet sich im Raum.

The next one goes in her fuckin´head.

Mickey halt Rafaella die Pistole an den Kopf.

Johann breitet die Hände aus, mit den Handflächen nach unten, zu einer Come-Down-Geste. Er bewegt sich langsam wie in schwerem Öl, um Mickey aus seiner Erregung herunterzuholen.

Schnitt.

Blick von oben, von der Galerie auf die Situation. Mickey mit seiner Geisel, drei Meter vor ihm Johann, die Hände ausgebreitet.

Close up Mickey, er lächelt.

Focusverschiebung von nah zu fern, an Mickeys Kopf vor bei: Oben auf der Galerie erscheint Travis.

Versteht die Situation.

Fuck!

Erstaunlicherweise packt er schnell eine schwere Eisenholzstatuette und spurtet die Treppen herunter.

Mickey schießt sofort auf Travis, lässt dabei Rafaella los.

Mickey schießt, ein, zwei, drei, vier Mal, er schießt das Magazin leer. Travis rennt weiter auf Mickey zu. Unverwundet. Die Waffe enthielt Platzpatronen. Travis überrennt Mickey, beide stürzen zusammen in den Glastisch. Der zerbirst.

Johann und Rafaella retten sich zur Seite.

Travis, viel größer und schwerer als Mickey, hat keinen allzu schweren Stand, Mickey fast k.o. zu schlagen.

Doch dann bekommt Mickey die Eisenholzstatuette zu fassen und schlägt sie Travis über den Kopf. Johann, der in vollem Tempo herankommt, um sich auf Mickey zu werfen, fällt geradezu frontal in den zweiten Schlag Mickeys, geht zu Boden.

Close Up Mickey. Sein Gesicht ist zerschnitten, Blut läuft aus dem Mundwinkel, er glotzt starr, knallt die Schlagwaffe in die Hausbar. Scherben überall. Wir folgen Mickey, der wutentschlossen auf Rafaella zugeht, sie wieder im Haar packt.

Insert auf ein kleines Jagdmesser. Es ist eines dieser extrem scharfen Klappmesser mit sechsfach geschmiedeter Klinge, die kurz und spitz ist. Travis erwacht, bewegt sich auf das Messer zu. Er schiebt sich über den Boden langsam an die Waffe heran.

Mickey hat ihn gesehen, kommt her, tritt ihn in den Bauch, immer wieder. Travis kniet auf allen Vieren. Der dritte Fußtritt dreht ihn um, er liegt auf dem Rücken.

Johann ist erwacht. Ruft: Raf! Er kann nicht aufstehen, zieht sich über den Boden.

Mickey nimmt die Eisenholzstatuette und geht zu Johann hinüber. Wir fühlen Mickeys Wut. Er will zermalmen, zerstören, rächen. Er wird so hart zuschlagen, dass er mit dem kantigen Gegenstand Johanns Schädel zertrümmern wird. Wir sehen, wie Mickey ausholt.

Schnitt.

Travis:

Er brüllt: Nooo!

Mickey hält tatsächlich ein, dreht sich nach Travis um. Travis schafft es, Mickey wieder zu sich herzubrüllen. Er nimmt Schuld auf sich.

It was me. Leave them alone. I wanted to get rid of you.

Mickey hört nicht mehr, was Travis brüllt.

Travis´ Schreie verhallen, wie weit entfernt, mischen sich mit anderen Stimmen, Schreien aus Mickeys Vergangenheit, wütend - Drohungen.

Mickey scheint unter diesen ohrenbetäubenden Chor innerlich zusammenzubrechen. Er beginnt zu zittern.

Als er mit der Statue in der Hand auf Travis zugeht, spüren wir, er will all diese fordernden wütenden Stimmen seiner Vergangenheit auslöschen, indem er Travis auslöscht.

Im Reflex pakt Travis das Jagdmesser neben sich auf dem Boden und schwingt es in einem weit ausholenden Sensenschwung über Mickeys Körper.

Er hat die Kehle getroffen.

Mickey weicht zurück, Blut pulsiert aus dem Schnitt quer über seiner Kehle.

Er greift danach, Blut quillt zwischen seinen Fingern hervor. Kein Schrei, nur leises Pressen, das Messer hat die Kehle zerschnitten.

Mickey, steht, steht, würgt, fällt auf die Knie. Travis, Johann, Rafaella müssen zusehen, wie Mickey, quälend langsam, blau anläuft, erstickt, fällt.

Blick von oben auf den Schauplatz.

Dort, wo vorher der Tod des Mädchens inszeniert worden war, am Glastisch, liegt jetzt Mickey. So, wie das Mädchen in einer Blutlache lag, liegt jetzt Mickey in seinem Blut. Der rote Fleck unter seinem Körper wird rasch größer.

Mickey ist tot.

Schnitt.

Nacht. Aussen. Am Kanal bei der Fabrik.

Wieder sind die drei am Wasser. Wieder fällt eine verpackte Leiche ins Wasser. Wieder blicken die drei Menschen Mickey nach. Verstört. Erschrocken. Wieder verlässt ein Wagen das betonierte Ufer. Die Rücklichter des Wagens verglühen im Dunkel.

Ende des Films.

1998-99 Heino Ferch (im Alter von 36, gespieltes Alter ca. 40) - Johann, Ornella Muti – Rafaella, Steven Waddington – Travis Moore, James Russo - Mickey Vernon

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Kommentar:

Der Filmplot mit drei überraschenden Kehrtwendungen ist m.E. im Kern hervorragend konstruiert. Die Musik von Rick Giovinazzo gibt dem Film deutliche Färbung, wagt sich aus der Mittellage heraus und versetzt uns in eine kahle kühle Welt. Hervorragend die Untermalung der Showdown Szene am Ufer, als die Drei ihre Abrechnung mit Mickey vorbringen. Die Musik läßt uns Mickeys Herzschlag hören.

Der Subtext-Plot über Johann, seine Frau Raf und den Sohn Alex erzählt unter dem Thriller-Plot eine Geschichte über die Bedrohung von Familienfrieden von aussen -durch Mickey- und von innen-Vertrauensbruch zwischen Partnern; Familiengeheimnis, die Existenz einer wichtigen Tatsache darf nicht thematisiert werden - und seine Folgen.



Kleines unwichtiges „Beiseite“: HF und die Darstellung von Betrunkenheit. – ist fast ein eigenes Kapitel. Alle Schauspieler können gut „betrunken“ spielen, iss ne leichte Übung. Nein. Ist oft ne stereotype Übung. Bei HF natürlich wieder mal nicht. Wie haargenau jede Stufe und jeder Ausdruck verschiedener Grade der alkoholischen Betäubung beobachtet ist, einfach unglaublich.

Es stimmt tausendprozentig bis in kleinste Nebenbewegungen wie die Stellung der Füße, wenn das Hirn keinen Datenhighway mehr dorthin hat. Er ist immer ein bisschen anders, besonders, in der Darstellung – und das in allen Graden, vom leichtesten Hauch nach Genuss eines Gläschens bis zum schon ohnmachtsähnlichen Totalsuff.

Beispiele: Trinkt, bleibt nüchtern: Athos in Die drei Musketiere.

Ganz leicht angesäuselt: Thomas Keller in Hunt for Justice,

Angesäuselt: Johann hier bei der Party.

Akut betrunken: Schliemann vor der Kneipe.

Verstärkende Nachwirkung des Alkohols: Schliemann im Hotelzimmer.

Schnellalkoholisierung mit Kontrollverlust über angemessenes Verhalten: Georg Meier in Kollegen-Feinde.

Totaler Vollsuff mit Gefahr ohnmächtig zu werden. Björn Theodór in Möwengelächter. (Exzellent, ein Feuerwerk!)

Kontrast dazu die Debutdarstellung: konventionelle „Betrunken“-Darstellungen: Müller - KeineAngstvorRotGelbBlau – im Atelier, in der Kneipe (Die Möpse - „Aus dem wird nie ein Deutscher Schäferhund.“) und last not least die

Enthemmung der dunklen Seite: in „Samstags..“

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Montag, September 10, 2007

Filmszenen I "...mein Helfersyndrom und meine Sparsamkeit!" Heino Ferch - Georg Meier Teil 2









Bildquelle und Bildrechte Multimedia Gesellschaft für Audiovisuelle Information mbH für ZDF ARD

"...mein Helfersyndrom und meine Sparsamkeit!" Heino Ferch - Georg Meier in: Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde .Teil 2. Regie: Martin Enlen 1994-95
Vor der Szene
Der Chef des Bergdorf-Konzerns, Axel Wertmann, über Georg Meier:
Meier ist eine der kreativen Potenzen in unserem Haus.
Was wir brauchen, sind neue Ideen! Träumer! Träumer mit Augenmaß. Erfinder! Besessene, Verrückte!
Mark Heller über Meier:
Meier ist ausgebrannt.
Helga, Meiers Assistentin zu Meier:
Ohne Kreative, das wird nicht gehen!
Sylvie Schmidtbauer ist von der Konzernleitung als Innenrevisor bestellt. Sie glaubt, der Strauss Rosen, den sie am Morgen ihres ersten Arbeitstages auf ihrem Schreibtisch vorfindet sei von Georg Meier. Der hat direkt daneben seine Erfinderklause – sein Büro. Er winkt ab:
Von mir? Ne. - Je grösser der Strauss, desto dubioser die Absichten.
Die Szene
Ein Großraumbüro, Alles in Silbergrau, Glaswände, wandhohe Fensterflächen nach draussen, die bürograuen Schreibtische im Klassenzimmer–Stil hintereinander gereiht.
Mehrere Damen und wenig Herren sitzen in Kostüm oder Anzug und Krawatte an ihren Plätzen.
Meier hat ein eigenes Büro, durch Glaswand und Glastür akustisch abgeschirmt. Er trägt blaues Karohemd offen über der Hose und Jeans. Schon per Outfit widersetzt er sich dem büroüblichen Kleidercodex.
Von hinten kommt ein Kollege herbeigerannt: Frau Schmidtbauer!
Der Mann deutet über seine Schulter nach hinten -
Ich glaube, das iss´ ihr Wagen, der da gerade abgeschleppt wird!
Sylvie Schmidtbauer steht auf. Sie begreift. Macht einige Schritte Richtung Ausgang und versucht dann, staksend und stakelig auf ihren Manolo Blahnik Kothurnen zu rennen. Sie wirkt, wie ein Teenager, der erste ungelenke Gehversuche mit den Insignien erwachsener Weiblichkeit probiert.
Sexy und ein wenig hilflos. Ellbogenwedelnd bekommt sie gerade noch die Kurve durch den Türausschnitt.
Schnitt.
Unten vor dem Haupteingang der Firma Bergdorf.
Ein silber-anthrazitgrauer Dreier-BMW mit Speichenfelgen und Weisswandreifen bewegt sich langsam auf der Laderampe eines Tiefladers nach oben. Dahinter ein ehrwürdig ergrauter Herr vom Werkschutz, korrekt in dunkelblauem Jacket und Krawatte:
Wir hatten gesagt – zehn Minuten.
Sylvie Schmidtbauer steht buchstäblich händeringend daneben:
Ja, ich weiss, es war ´ne halbe Stunde – aber deswegen müss´n Se doch nich´gleich den Abschleppdienst rufen.
Der Herr:
Ja stell´n Se´ sich vor, hier würde jeder parken!
Sylvie verlegt sich auf´s Bitten:
Das lässt sich doch irgendwie anders regeln...Ich zahl´ die Anfahrt.
Der werkgetreue Schutzmann, deutsch:
VORSCHRIFT!
Er schüttelt den Kopf.
Doch was sehen da unsere entzückten- äh entzündeten Augen aus dem Hintergrund herbeieilen? Mhm-hhmm-jaja-Leckerlecker...
Inzwischen:
Sylvie stürzt aus dem Bild, auf Ihr Silberstückchen zu:
Passen Sie auf, Sie machen den ganzen Wagen kaputt!
Georg Meier, das Goldstück, ist jetzt neben unserem Herrn vom Werkschutz angekommen. Zum Herrn:
...noch dazu von unserer wichtigsten Geschäftspartnerin!
Der Herr vom Werkschutz grüßt Meier mit aller Ehrerbietung, erschrocken:
Morgen Herr Meier!
Meier antwortet:
Morgen Herr Weber!
.. und verfügt sich zu Frau Schmidtbauer, die ratlos mit den Autoschlüsseln in den Händen vor ihrem Liebling steht, der auf der Lade-Rampe schon zum Abschied winkt.
Meier entschlossen:
Geb´n Se mir mal den Schlüssel –
Mit der Rechten gräbt er in seiner Hosentasche - und wendet sich den Abschleppern zu.
Morgen, die Herren!
Er hat einige Geldscheine hervorgezaubert, die Herren nehmen sie gerne.
Meier:
Die Rechnung schicken Sie an mich persönlich (eine TYPISCHE Heinz Rühmann-Szene!) Das is für Sie, -
zwischen Zeige- und Mittelfinger klemmen einige Scheinchen, die er in die Brusttasche des Monteurs gleiten lässt.
Kameradschaftlich – souverän – abwiegelnd, während er sich schon wegdreht:
Fahr´n Se wieder ab..
Meier besteigt das Luxusprodukt der Bayerischen Motorenwerke und fährt den Wagen von der Rampe - aus dem ersten Stock beguckt und bekichert von den Damen Sekretärinnen.
Herr Weber versucht, sich zu entschuldigen:
Warum ham Se dass denn nicht gleich gesacht – das kann Unsereins ja nicht wissen, dass Sie...so´n hohes Tier sind. (Immer noch Heinz Rühmann-Szene).
Schnitt. Georg Meier am Steuer, Sylvie steht draussen und stützt einen Arm am Türholm auf.
Georg blickt hoch zu Sylvie: Mit Ihnen hat man ja nur Ärger!
Sylvie, glücklich: Sie ham´ mich gerade noch gerettet!
Nein, er ist natürlich kein moderner Ritter, und nett ist er schon gar nicht, seine Begründung:
...mein Helfersyndrom und meine Sparsamkeit! – Päuschen.
Dann: Wolln Se´mit?
Sylvie nickt.
Man fährt in die Tiefgarage ein, parkt. Während der Fahrt Heino Ferch – äh, Quatsch, Georg Meier natürlich, im Voice Over:
Das hätte Sie nämlich genau zwohundertfünfmarkfuffzich gekostet. Plus ein´ Bußgeldbescheid in Höhe von Fuffzich Mark und wenn Se´ die Taxe noch dazurechnen, macht das insgesamt zwohundertfunfundziebzichmakfuffzich.
Soweit dies.
Meier hat die Karre zügig platziert, man steigt aus, er:
Ja, ich bin wirklich ein viel zu netter Mensch.
Er sperrt ab. Ohne die kleinste Vorwarnung hat er rasch aus der Hüfte Sylvie den Autoschlüssel zugeworfen.
Sylvie hat schnelle Reaktionen, fängt.
Schon ist er auf dem Weg zum Treppenhaus D, im Tempo eines Sport-Gehers der Olympiamannschaft.
Sie hechtelt und stöckelt hinterher. Ihr Minirock ist zu eng, ihre Schuhe zu hoch und ihr Pulli zu heiss. Sie schiebt den Ärmel hoch.
Meier ist schon weg, Sylvie nimmt ihre unpraktischen Schuhe in die Hände, rennt ihm in Silk Stockings hinterher, treppauf.
Am Aufzug. Meier verschwindet gerade darin. Sylvie kann sich schnell noch hineinzwängen, bevor die Türen schließen.
Beide im gläserenen Lift.
Sylvie schnauft noch. Insert auf ihre wirklich atemberaubenden Marlene Dietrich Beine, sie zieht die Blahniks wieder an.
Meier: Das richtige Schuhwerk ist am Arbeitsplatz ziemlich wichtich. – Für eine Frau wie Sie.
Sie, sauer: Und ich hab´also immer die falschen an, ja?
Georg offenbart sein Evangelium, salbungsvoll:
An seinen Schuhen erkennt man Wesen und Charakter eines Menschen....!
Sylive hebt die Brauen und senkt ihren Blick – auf Meiers Schuhe. Irgendwann einmal in grauer Vorzeit waren das (– braune!- ) Oxfords, jetzt sind es zwei salzranddurchtränkte Alt-Schuhwerk-Für-den-Afrika-Container-Ruinen.
Georg folgt ihrem Blick, sieht wohl zum ersten Mal den Zustand seiner Schuhe – sehr unsexy.
Schon schießt sein Blick zurück in ihr Gesicht.
Vorsicht!
warnt er in low voice.
....ich hab´eine hoch-empfindsame Seele!
Wir übersehen nicht den kleinen Biss in die Luft, der seine Worte begleitet und wie ein love bite auf Distanz wirkt...
Abgang mit Schulterblick. Der Lift ist da.
Sylvie steht noch und lächelt. Er ist aber auch...so...so...so was von.....ein..ein charmanter Frechdachs.

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1994-95 Heino Ferch (im Alter von 31) – der Spracherkennungs-Software-Erfinder Georg Meier, die nachmalige Oscar-Co-Preisträgerin Martina Gedeck – Innenrevisorin Sylvie Schmidtbauer, Hans-Werner Meyer – Marc Heller, Dieter Mann - Konzernchef Axel Wertmann
(s.a. Meier lädt seinen Sohn Maxi vor dem Kindergarten ab: gibt ihm sein Pausebrot und: Gibste mirn Kuss? Schmatz! S.a. Szenenstruktur in „Die Luftbrücke“ Louise gibt ihrem Sohn Michael an der Tür das Pausebrot – er geht in die Schule – sie ruft ihn zurück: Gibste mir´n Kuss? Schmatz.
s.a. Die Scheine mit wichtigem Inhalt klemmen zwischen hocherhobenem Zeige- und Mittelfinger s.a. Napoleon: Szene Madrid
s.a. der intrigante Kollege bremst Meier von der wichtigen Vorstandssitzung aus. "die Vorstandssitzung findet für Sie nicht statt!" s.a. Das Konto. die Vorstandssitzung fand für Dr. Mühlhausen nicht statt - ausgebremst von einem intriganten Kollegen.)

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the new first address will be:
http://film-szenen.blogspot.de/2006/02/los-komm-einsatz-was-machen-sie-hier.html





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Donnerstag, September 06, 2007

Filmszenen I „We are here to give you a choice.” Teil 4. Heino Ferch – Johann. in: The Unscarred.



We are here to give you a choice.” In: The Unscarred. Teil 4. Regie: Buddy Giovinazzo, 1998-99. Heino Ferch – Johann

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Die Vier fahren los zu dem Ort am Kanal, an dem Johann und Travis die Leichen der beiden Geschwister, des Mädchens aus der Disko und ihres Bruders, dem Bartender, im Wasser versenkt hatten.

Nacht. Im Auto. Johann fährt, Rafaella sitzt auf dem Beifahrersitz. Hinten Travis und Mickey.

Raf blickt Johann an. Johann erwidert den Blick. Rafaellas Hand gleitet in die von Johann, er drückt ihre Hand. Es wirkt, wie eine Absprache. Uns überrascht seine Stimmung. Die Verzweiflung, die ihn gerade noch zu Boden drückte, ist völlig weggewischt. Sein Blick ist gut gelaunt, freundlich, kameradschaftlich unterstützend und – siegessicher. Siegessicher. Was hat das zu bedeuten?

Travis hingegen ist den Tränen nahe. Er erinnert sich:

You remember when you were a kid. Standing beside a Merrygoround.

Johanns Blick in den Rückspiegel ist fast triumphierend. Das passt alles nicht.

It was movin´ so slowly, you reach out your hand and slide right upon an horse….

Johann blickt in den Rückspiegel, beruhigt Travis:

You´re almost done, Travis.

I promise.

Travis hängt seinen Gedanken weiter nach.

But it´s not. It´s going to fast and you are to young to die. You wanna go home, but....

Mickey versteht das alles nicht. Er hält Travis für verrückt:

This is crazy. You will stop that, will you?

Travis blickt Mickey an, als würde er aus einem Traum erwachen.

Wieder sehen wir im Rückspiegel Johanns Blick. Er forscht nach Mickeys Stimmung, nach Mickeys Reaktion. Der blickt zum Fenster hinaus, absentiert sich innerlich.

Man kommt an. Die Vier steigen aus. Am Wasser. Bei einer Fabrik.

Mickey: You got the chains?

Johann, Travis und Raf bleiben am Auto, Mickey geht auf die betonierte Wasserkante zu.

Johann ruft ihm nach:

Lets make sure they came up first.

Mickey sucht an der Kante nach etwas, was im Wasser schwimmen könnte. Er steht mit dem Rücken zu den drei anderen.

Can´t see a goddamned thing.

Schuss auf Johann. Er greift in seine Jacke, zückt eine Pistole, legt auf Mickey an sagt dann weich und leise:

Just turn around.

Mickey dreht sich um, sieht die Pistole. Er bleibt stehen:

What are you doin´?

Johann:

I cleaned it up. I wore gloves. You picked up the pieces (of the broken table) with your bare hands.

In Rückblende sehen wir Johann, mit Gummihandschuhen, wie er die Überreste des toten Mädchens, ihr Blut beseitigt. Wie Mickey ein Glasstück des beim Sturz des Mädchens zerborstenen Tisches findet, anfasst, aufhebt.

Mickey: What the hell you are talking about?

Travis, ganz ruhig, besonnen, erwacht:

Your fingerprints are everywhere, Mickey.

Very slobby.

Wir sehen in der Rückblende, wie Mickey den Bruder des Mädchens mit Klebeband an einen Stuhl fesselt.

Johann:

You took the gun, - the murder weapon – and your prints are all over it, you arrogant bastard...That wasn´t even part of the plan.

The other way, the camera only films the back of the lift.

Johann zückt eine VHS Kassette. Wir sehen, was auf ihr aufgezeichnet ist. Das Innere des Lifts, wie Mickey eine verpackte Leiche hineinzerrt und ablegt.

Johann: You´re the only one on this tape.

Close Up Johann, die Waffe, Rafaella.

On Friday night I left the club and drove my wife in the country.

Raf zu Johann: It was a wonderful night, wasn´t ist, honey?

Johann erzählt Mickey eine andere Version der Vorgänge, eine Version, die Mickey zum Mörder des Mädchens macht.

Johann fährt fort:

The brother arrived. You shot him and came here to dispose the body. Immer noch zielt er auf Mickey.

Travis über die beiden Leichen: They aren´t here, are they.

Johann: They are somewhere save.

Close up Mickey. Er ist starr ungläubig.

Johann: Just in case.

Mickey in case of what?

Nahaufnahmen der Gesichter von Travis, dann Raf, dann Johann, alle unbewegt.

Mickey: You wanna kill me?

Raf: No Michael. We are here to give you a choice.

Wir sehen alle drei im Profil. Alle drei blicken Mickey an. Alle drei haben Rechnungen mit ihm offen.

Mickey: What s that`?

Johann. Raf told me about Alex half a year ago.

Noch immer blickt Mickey in die Mündung der Pistole.

Flüstert:

You son of a bitch.

Raf halt ein Flugticket hoch.

Johann:

It´s a ticket home. To New Jeresy.

Raf steckt das Ticket in eine Reisetasche.

Johann: Use it.

Travis wirft Mickey die Tasche zu.

Here is your stuff. You gonna need it.

Mickey macht einen letzten Versuch: What if I tell the police the truth?

Johann, leise: Who do you think they will believe ?

Travis: Works out perfectly for every one.

You get to live – we get you out of our lives forever.

You didn´t know when to stop.

Johann, rauh, mit wutbelegter Stimme:

And if you ever try to contact Alex

- rascher Zoom auf sein Gesicht, damit wir genau sehen können, was er fühlt

I will kill you as you stand.

Let´s go – Travis , you drive.

Die drei bringen Mickey direkt zum Flughafen Tempelhof. Die Vier durchqueren die Abflughalle.

An der Schleuse zum Rollfeld wiederholt Johann die Alternative:

O.k. Mickey. Your choice: Through that gate is freedom – your life. Or you stick around here and go to jail. Forever.

Wir sehen Mickey, er steht da, dumpf brütend.

Johann, Raf und Travis kennen nur die halbe Wahrheit. Through that gate – wartet eben nicht freedom auf Mickey, sondern der Tod.

Kein Geld, um die Spielschulden zu zahlen, heißt: Game over in einer Plastikfolie im Kofferraum eines Autos.

Mickey lächelt. Dreht sich um. Geht durch die Schleuse. Die Drei blicken ihm hinterher.

Schnitt.

Ende der Story?

Keineswegs.

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1998-99 Heino Ferch (im Alter von 36, gespieltes Alter ca. 40) - Johann, Ornella Muti – Rafaella, Steven Waddington – Travis Moore, James Russo - Mickey Vernon

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Filmszenen I ...wir haben alle Mist gebaut... Teil 5. In: Straight Shooter.

Heino Ferch als Volker Bretz 1998-99

Teaser Film Straight Shooter

“.. ...wir haben alle Mist gebaut..“ In: Straight Shooter. Teil 5. Heino Ferch als Volker Bretz, Buch und Regie: Thomas Bohn 1998-99. Produktion Joseph Vilsmaier, Perathon.

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Die Szene

Wir treten mit Bretz in das Wohnzimmer. Paufler hebt gerade einen Gegenstand vom Boden auf. Er sieht den Eindringling und richtet sich auf.

Gegenschuss auf Bretz, wir stehen hinter Paufler. So können wir in aller Deutlichkeit die langsame bewusste und unnachgiebige Bewegung sehen, mit der Shooter die Les Baer Monolithe aus der Verwahr- in die Anschlagposition am gestreckten Arm bringt. Shooter läßt Paufler direkt in die Mündung der Waffe blicken.

Wir haben auch alle Zeit der Welt, den Ehering und den Schmetterlingsanhänger an Shooters Hand zu sehen, der Hand, die jetzt den töten wird, der am Tod der beiden Menschen Mitschuld hat, an die die beiden Schmuckstücke erinnern.

Straight Shooter Aug in Aug mit dem Staatssekretär

Wir können Shooter direkt in´s Gesicht sehen.

Das Gesicht ist bewegungslos, ruhig, ohne Verzerrung durch Wut, Aggression oder Hass. Der Blick ist nicht einmal kalt, auch nicht triumphierend.

Er ist von einer bleiernen Entschlossenheit, die keinen noch so schmalen Spalt einer Schwäche, einer Unsicherheit zeigt, in der Paufler das Messer seiner Überredungskunst einspannen und ein Aufhebeln der Psyche des zum Mord entschlossenen versuchen könnte.

Paufler, er steht nur zwei Schritte von Shooter entfernt, hat die Arme hoch erhoben.

Er ist Politiker. Überzeugen durch Reden ist sein Job. Reden ist jetzt auch seine einzige, letzte Chance.

Er sagt:

Hören Sie, ich weiss, wie Sie sich fühlen müssen...

Pause. Vogelgezwitscher von draussen.

... ich kann Ihnen helfen...

Pause.

Er wartet auf eine Reaktion. Shooter bewegt nichts, nicht die Waffe, nicht sich selbst, seine Miene bleibt völlig unverändert.

...wir haben alle Mist gebaut...

Insert auf die Waffe.

Shooters Zeigefinger am Abzug krümmt sich langsam, wir hören ein leises Vorclicken..

..das Ministerium, .....die Wirtschaft....

...ich..

Der Zeigefinger am Abzug bleibt in Position..

..und dadurch auch Sie...

Jetzt sehen wir bei Bretz einen Lidschlag. Wir glauben, Paufler hat ein paar Millimeter gewonnen.

Paufler wartet mit offenem Mund.

Dann:

....man hat Ihnen sehr weh getan, Herr Bretz, aber....

Paufler deutet ein Kopfschütteln an...

..das .... können Sie nicht ungeschehen machen, indem Sie anderen genauso wehtun.

Paufler lässt das Kopfschütteln nachklingen, es sieht jetzt aus, wie ein Flehen.

..mein Gott, Herr Bretz, ich kann Sie doch verstehen.

Insert auf die Waffe.
Shooter lässt die Spannung seines Zeigefingers nach, wir hören, wie die Feder sich streckt.

..ich versteh Sie sehr gut.

Jetzt geben wir Paufler eine über 50% Chance.

..aber auch viele Ihrer Opfer hatten.....Kinder.

Eine einzige und erste seelische Bewegung in Shooters Miene.

Er zieht die Augen zusammen. Kein gutes Zeichen.

Wieder Nahaufnahme der Waffe. Der Zeigefinger krümmt sich schnell.

Schnitt.

Totale durch das garagentorgroße Wohnzimmerfenster auf die Szene im Raum.

Wir hören den pfeifend dumpfen Knall, den der Schalldämpfer beim Abdruck erzeugt,
sehen, wie Paufler von der Wucht des Projektils rückwärts gegen die Bücherwand geschleudert wird und zusammensackt.

Während er fällt, verfolgt Shooter sein Ziel ruhig wie ein Sportschütze und gibt regelmäßige gezielt verfolgende Schüsse auf sein Opfer ab, als stünde er in einem Trainingsschießstand.

Schnitt. Innen.

Wir stehen vor Bretz. Er nimmt nach dem letzten Schuß ruhig die Waffe aus dem Anschlag nach unten.

Halbtotale.

Sein Gesicht zeigt jetzt eine Veränderung, die wir fast übersehen hätten.

Aber: Sein Gesicht wirkt entladen –

alt,
leer, ausgelöscht, einsam.

Wie Asche.

Das leise Glühen seines Hasses ist verschwunden.

Schnitt.

Von aussen ins Zimmer. Shooter dreht sich langsam weg und geht. Er entkommt per Fahrrad.

Ende der Szene.

1998-99 Heino Ferch – Volker Bretz, der Straight Shooter; Dennis Hopper - Frank Hector, Shooter´s Ausbilder; Ulrich Mühe- Staatssekretär Markus Paufler.

- - -

Kommentar 1:

Die Figur des Straight Shooter zeigt einen Mann, der rücksichtslos Selbstjustiz übt.

Sie zeigt auch einen Mann, der durch das Übermaß an Traumatisierung durch Krieg und privates Schicksal psychopathisch wird.

Der Regisseur Thomas Bohn erklärt im Audio-Kommentar, dass ein Finanzier des Filmes die Bedingung stellte, dass die Figur am Ende des Filmes nicht als psychisch normal dargestellt werden darf und die Filmhandlung auch die Unschädlichmachung des Schädlings zeigen muss.

Also schießt Frank Hector am Ende auf Straight Shooter.

Wir sehen den allerletzten Moment vor dem Schuß und ergänzen, dass Hector Shooter trifft.

Dr. Frankenstein (Hector) löscht das Ungeheuer, das er mit eigenen Händen (als Ausbilder von Bretz) erschaffen hat, mit eigener Hand auch wieder aus.

Kommentar 2:

Kurz nach diesem Mord werden wir Zeugen, wie Volker Bretz die psychische Borderline überschreitet.

Er fordert sich bis an die Grenze mit Klimmzügen in der stillgelegten Fabrik, in der er sein Lager aufgeschlagen hat. Als er am Ende seiner Kräfte loslassen muss, stürzt er auf einen scharfen Gegenstand. Der schneidet seinen Oberarm auf. Bretz blutet heftig aus einer großen Schnittwunde.

Der Anblick seines eigenen Blutes ist der Auslöser, der Bretz aus dem Grenzbereich der psychischen Normalität in den Wahnsinn kippen läßt.

Äußerlich zeigt sich dies durch zunehmend zwanghaft überkontrollierte roboterhafte Bewegungen, gepaart mit einem Austicken, einem Tic. Der seelische Bogen ist überspannt. Bretz kann die Mittel, die er benutzt, nicht mehr einordnen. Die Folge: er richtet ein Blutbad unter Frauen an.

Kommentar 3:

Zwei Figuren in zwei Filmen ,Straight Shooter 1998 und Athos in „Die Drei Musketiere“ 2004, stehen thematisch zueinander in Verbindung.

Beiden Männern wird gewaltsam ihr Erstgeborenes entrissen. Beide Männer machen Schuldige, Verantwortliche dieses Verlustes aus und beide Männer reagieren mit Selbstjustiz.

Shooter stirbt am Ende an seiner Selbstjustiz. Gewalt erzeugte Gegengewalt.

Athos, ein Mann, der zehn Jahre reifer ist als Shooter, blickt auf diese seine Selbstjustiz zurück und macht dazu zwei Aussagen.

1. „ich war dieses Ungeheuer“ – Athos bewertet sein Verhalten von damals, die Lynchjustiz, als ungeheuerlich.

Und

2. Diese (verantwortliche Person) muss gerichtet werden – nicht ermordet.

Athos, der Ältere, lehnt Selbstjustiz jetzt ab. Gerechtigkeit nicht mehr durch Rache, wie Straight Shooter und er selbst vor Jahren, sondern durch Verurteilung durch eine richterliche Instanz.

Setzt man beide Figuren in Beziehung, so ergibt sich, das dass die zweite Figur uns das Thema des gewaltsamen Kindsverlustes und der darauf folgenden Reaktion noch einmal in Rückblende vor Augen stellt und dann eine andere Lösung vorstellt.

Eine Lösung, die das Pendel von Gewalt und Gegengewalt durch Richterspruch, durch eine objektive Instanz, stoppt.

Shooter und Athos der Jüngere gingen aus der Selbstjustiz als Verlierer hervor.

Athos der Ältere gewinnt durch eine gerechte Lösung seine Zukunft.

Methoden: Audio.mp3 (Victor March/McGulloch -Pierre Besson - zu Katharina von Strahlberg - Iris Berben - in "Afrika - Mon Amour")

Zur Rechtslage des Filmzitats : Hinzuziehung von kurzen Filmtracks sind in einem eigenen Werk ,welches das "Original überstrahlt" zur Unterstreichung einer eigenen Argumentationslinie erlaubt.

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Lisl

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