"....I remind you that this party is not for fun!" Heino Ferch als Jakob Gens in: Ghetto. Teil 2B Regie: Audrius Juzenas, Buch: Josuah Sobol, Germany
von: ignazwrobel
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Vor der Szene.
Kittel, der Nazikommandant von Wilna (Vilnius) hat die Verwaltung des Ghettos durch einen Judenrat abgesetzt und die gesamte die Verwaltungsmacht in die Hände von Jakob Gens, den Chef der Ghettopolizei, gelegt.
Gens hat somit maximale Handlungsfreiheit.
Er sorgt dafür, dass möglichst viele Ghettobewohner in Weißkopfs Werkstätten arbeiten können, dort reaprieren sie zerschossene beschädigte Wehrmachtsuniformen für den erneuten Einsatz und schneidern neue Uniformen.
Damit sind diese Menschen für die Nazi-Kriegsmaschinerie produktiv und bekommen den „blauen Arbeitsschein“, der – zumindest zeitweises – Überleben sichert. Gens versucht mit allem Nachdruck, Weißkopfs Werkstätten soweit zu vergrößern, dass weitere fünfhundert Menschen als dort arbeitend deklariert werden können.
Despite alle the signs of the approaching of the liquidation of the ghetto Gens´es plan for expanding the industry went ahead.
Kittel muss seiner Obrigkeit regelmäßig Liquidationszahlen vorweisen, also die “Fortschritte” in der Vernichtung der Ghettoinsassen durch Erschießung im nahen Wald von Ponar oder durch Abtransport in die Vernichtungslager Auschwitz und Majdanek.
Die Kommandantur will von Kittel Bericht über zweitausend liquidierte Menschen, genannt „Einheiten“. Das Nachbarghetto Oschmany, dort sind viertausend Menschen eingepfercht, soll durch Selektionen, Aussonderung nicht produktiver Menschen und Liquidationen, Tötungen, auf die Zahl von Zweitausend reduziert werden.
Während einer bacchanalartigen Orgie der Wehrmachtssoldaten im Theater benutzt Gens die Betrunkenheit Kittels, um mit Hilfe von Hayahs Körper Kittel auf fünfhundert „Einheiten“ herunterzuhandeln.
Gens entblöst Hayah vor Kittel und ermuntert ihn, Hayahs Brüste zu berühren. Der von Erregung und Betrunkenheit betäubte Kittel geht auf den Deal ein. Fünfhundert statt zweitausend.
Rassenschande ist das große „Nein!“, das Kittel abhalten muss, Hayah zu beschlafen.
Rassenschande bedeutet auch für einen hohen Offizier der Wehrmacht Todesstrafe.
Das Fest, das unter den Massen genossenen Alkohols zur infernalischen Orgie entartet, findet hinter dicken Mauern in einem geschlossenen Bezirk statt. Rassenschande gibt es hier und heute Abend für die Soldaten nicht. Niemand wird nach draussen tragen, was hier gerade geschieht.
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2004-2006 Heino Ferch - Jakob Gens, Sebastian Hülk - Bruno Kittel, Erika Marozsan - Hayah, Jörg Lamprecht - Dessler, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, Andrius Zebrauskas - Srulik, der Bauchredner. Musik(dramaturgie) - Anatolijus Senderovas
"...Tell the actresses to keep the Germans happy!"
Die Szene
Wir folgen einem Wehrmachtsoffizier, der mit einer Handkamera Impressionen der Feier festhält. Immer wieder blicken wir mit dem Amateurfilmer durch dessen Objektiv.
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Einzelne blitzlichtartig kurze Eindrücke in schwarzweiss reihen sich aneinander. Das Orchester spielt einen Tango.
Eine Hand zeigt uns eine Cognacflasche, ---dieselbe Hand stübert einen schwer betrunkenen Soldat am Kopf, ---wir sehen nackte Frauenbeine auf dem Schoß eines Soldaten, -Schwenk nach oben-, der Soldat ist Kittel, ---eine Blondine küsst und umarmt ihn, „p i ss off „ schreit er,---- eine Hand packt eine dunkelhaarige Frau im Gesicht und zwingt sie, in die Kamera zu blicken...
Jetzt streift die Kamera über eine Szene, die wir nicht sofort begreifen.
Ist das eine Tanzfigur? Eine knapp bekleidete Frau wird von ihrem Tänzer soweit nach hinten überbeugt, dass sie kopfunter hängt, nur an der Taille festgehalten. Die Amateurkamera bedrängt das Paar, eine Männerhand benutzt die exponierte Position der Frau, um ihre Brust zu betasten. Mit zwei Fingern untergräbt die Hand den Dekolletérand und drückt die Brust, wie man Knetgummi oder Blumenerde drücken würde. Die Frau lacht.
Schnitt auf Gens. Er steht an einem Pfeiler, raucht Zigarre, beobachtet und wirkt (pseudo-) wohlgelaunt. Haya beginnt das Solo des Tangos zu singen. Die Kamera blickt umher - überall küssen Männer und Frauen einander, enthemmt, betrunken.
Dessler, Gens unterstellter Ghettopolizist und der Mann für´s Grobe, sieht Hayah mit fast irre gierig runden Augen an.
Dass Gens´ Wohlgelauntheit Fassade ist, sehen wir im Zwischenschnitt, als er den Bauchredner, der beginnen will, sich mit Cognac zu betrinken, hart zügelt, ihm die Flasche vom Mund wegdrückt und ihm zuraunt.
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I remind you that this party is not for fun. We need permission to opening a factory. Tell the actresses to keep the Germans happy.
Er wendet sich im Getümmel an Weißkopf, : This is the moment, Weißkopf . Go and speak to him.
Kittel ist schwer betrunken. Drop your pants ! Zuerst Dessler, dann alle anderen Soldaten, müssen ihre Hosen „runterlassen“. Heiterkeitsanfall von Kittel.
Der Exzess wird enthemmter. In kurzen Streiflichtern sehen wir, dass in jeder Ecke Soldaten Frauen auf sich reiten lassen. Man vögelt. Im Stehen, im Sitzen. Rassenschande – vergessen. Hayah auf dem Orchesterpodest singt ihren Tango.
Gens will Hayah. Er ist nicht brutal zu ihr, er ist verliebt. Er leidet am Kontaktverbot.
Weißkopf erredet sich die Zusage, die Werkstatt zu eröffnen. Er steigt auf ein Fass und malt der versammelten Gesellschaft ein Bild des zukünftigen Erfolges.
Zwischenschnitt.
Männer packen eine blonde Frau und schleppen sie in eine Ecke.
Während Weißkopf seine Rede hält, sehen wir das hier:
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Einer hält sie fest, einer hat seinen Spass.
Die Frau schreit bei jedem Stoß gequält auf, wie ein Badewannenentchen, das man zusammendrückt.
Totale. Weißkopf auf seinem Fass, die Umstehenden applaudieren.
Schnitt auf den Paravent, hinter dem sich die beiden Männer gerade vergnügt haben.
Eine Frauenhand, schwach, kraftlos, blutbeschmiert, tastet am Paraventrand entlang.
Schnitt. Halbtotale.
In den Applaus der Umstehenden hinein taumelt die Blondine in die Raummitte.
Die Reste ihrer Kleidung sind zerrissen, die ruinierten Strümpfe entstellen ihre Beine, als wären sie mit Narben übersäht, die Kleidung bedeckt nicht mehr das Nötigste.
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Sie taumelt, fällt Weißkopf und Gens direkt vor die Füße.
Die Bedienerinnen mit den Tabletts sind entsetzt, dürfen ihre Position jedoch nicht verlassen. Sie weinen.
Der jüdische Ehemann der vergewaltigten Frau, ein Orchestermusiker, stürzt herbei, nimmt seine über und über beschmutzte bewußtlose Frau auf seine Arme, er weint verzweifelt, versucht, sie wegzutragen. Die Frau liegt leblos wie eine große Gliederpuppe in den Armen ihres Mannes.
Eine einzelne Frauenstimme singt ein Lied, laut gequält, anklagend: ...we´ll live forever....we will survive......
Gens zeigt keine Reaktion. Er darf es nicht. Er blickt über die Frau hinweg, deren Kopf fast seine Schuhspitzen berührt, hinauf zu Weißkopf, zu dem Mann, dessen blaue Arbeitsscheine ein paar hundert Menschen das Überleben sichern werden.
Schnitt.
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2004-2006 Heino Ferch – Jakob Gens, Sebastian Hülk - Bruno Kittel, Dessler – Jörg Lamprecht, Hayah- Erika Marozsan, Vytautas Sapranauskas - Weisskopf, Andrius Zebrauskas - Srulik, der Bauchredner. Musik(dramaturgie) - Anatolijus Senderovas
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(siehe auch: Bernd Eichinger. Letzte Ausfahrt Brooklyn. Vergewaltigungsszene der blonden Prostituierten. Vielleicht auch nicht. Vielleicht können Sie die Szene nicht ansehen, weil Ihnen dabei Ihr Frühstück noch einmal durch den Kopf geht.).
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