Mittwoch, Juni 01, 2011

Filmszenen I ,,die meisten der Angeklagten... Teil 1B. in: Hunt for Justice. Heino Ferch - Thomas Keller R. C. Binamé

Teaser Hunt for Justice auf www.huntforjustice.com

Bildquelle und Bildrechte http://www.huntforjustice.com/

dpa Meldung vom 26. Mai 2011->


Meldung vom 01. Juni 2011 Ratko Mladic, Der Schlächter von Srebrenica, endlich gefasst und angeklagt:->

Arte TV Beitrag "Auf der Jagd nach Mladic"->


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Szenenfolge 1B

Louise zusammen mit ihrer Assistentin Tina im Gebäude des Tribunals in Den Haag auf dem Weg zu ihrem Büro. Das Gebäude scheint voller Menschen, auf diesem Gang hier jedenfalls wimmeln Angestellte hin und her.

Louise zu Tina:

Karten, militärische Aufzeichnungen aller Art und alle Neuigkeiten, die unseren Ermittlungen nutzen könnten. Kriminologische Erkenntnisse, Zeugenaussagen. Überwachungsbänder.

Louise und Tina haben das Büro erreicht. Louise öffnet die Tür. Das Büro liegt im Halbdunkel, Umzugskartons stehen noch am Boden, auf den Tischen überall Akten. Ein Strauß weißer Lilien in Cellophan begrüßt die Richterin. Wir hören Telefone läuten.

Louise weiter zu Tina

Klageschriften. Auch die, die noch in Arbeit sind.

Tina (Claudia Ferri), die Assistentin:

O.K.
Das meiste habe ich Ihnen schon besorgt.

Tina und Louise bleiben vor einem Tisch mit Akten stehen. Tina deutet darauf.

Sieht aus, als wäre für dieses Verfahren jede Kleinigkeit dokumentiert worden.

Louise geht zu ihrem Schreibtisch, an einer blauen Couch vorbei. Das Büro scheint bequem eingerichtet.

Louise

Hm. Hm.

Tina

Soll ich Ihnen eine Tasse Kaffee machen?

Louise, scherzhaft:

Wie wär´s denn mit einer Kanne?

Tina lacht, geht.

Louise liest die Willkommenskarte, die dem Blumenstrauß beigelegt ist, stellt den Strauß ans Fenster und wirft einen Blick hinaus. Gegenüber barocke und moderne Häuser-Fassaden.


Abend.

Es ist dunkel. Louise hat offenbar den ganzen Tag das Material gesichtet. Jetzt betrachtet sie Videobänder.

Hunt For Justice Bilder eines Fernsehberichtes über Milosevic

Ausschnitt histor. Fernsehbericht - Slobodan Milosevic

Bildquelle und alle Bildrechte bei: ARTE-TV und ctv.ca



Voice over Stimme über dem Video:

As Serbian president Milosevic enjoyed a dictatorial role over his country, despite insisting he had been voted into the job democratically.

11. Juli 1995. Im serbischen Srebrenica sagt General Mladic vor laufender Kamera: die Zeit sei reif, um Vergeltung an den Moslems zu üben.

Er verspricht, dreissig Busse zur Verfügung zu stellen, um Frauen und Kinder nach Gladany in Sicherheit zu bringen.

Louise macht sich Notizen. Von hinten nähert sich ein junger Mann. Er kommentiert ohne weiteres die Worte des Videosprechers.

Er hat den Menschen meiner Heimatstadt Srebrenica gesagt: Bleibt ruhig hier, ihr habt mein Wort, es wird Euch nichts passieren.

Das ist General Mladic.

Er ist ein Lügner.

Louise schaltet per Fernbedienung das Video ab. Der Mann spricht weiter:

Zehntausend dieser Menschen wurden getötet. Und weitere dreiundzwanzigtausend sind vor ihm geflohen. Überwiegend Frauen und Kinder.

Endlich können wir den Mann sehen, er ist groß, schmal. Sein Gesicht hat die hohen Wangenknochen der Menschen aus dem Osten.

Der Mann gibt Louise die Hand. Louise steht auf. Der Mann stellt sich vor:

Pasko Odzak – Ihr Dolmetscher.

Louise.

Ich hoffe, Sie kennen auch die Sprache der UN. Das könnte ich gebrauchen.
Ganz schön arrogant, seine Verbrechen von einem Fernsehteam aufzeichnen zu lassen.
Offenbar halten die sich für unantastbar.

Pasko

So isses ja auch.

Voice Over . Das Kriegsverbrechtertribunal in Den Haag hat 1995 zwei Anklagen gegen Radovan Karadžić
und
Mladic. erhoben. Ihnen werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und Verstöße gegen die Genfer Konvention vorgeworfen.

Schnitt. Aussen.

Eine verkehrsreiche Hauptstraße bei Nacht. Überblendung in Louises Wohnung. Louise ist mit Mutter und Tochter angereist.

Man steht in der Küche, bereitet ein gemeinsames Abendessen vor. Die Küche scheint schön eingewohnt, normale Küchenmöbel, kein Luxus.

Louise in hellblauer Bluse, die Ärmel hochgekrempelt. Zu ihrer Mama:

Die meisten der Angeklagten wohnen noch in denselben Häusern wie vor dem Krieg. Sie stehen im Telefonbuch, Journalisten filmen sie, aber für die ganze NATO sind sie unauffindbar. Das ist nicht zu fassen.

Die Tochter, vielleicht sechzehnjährig, rotes Haar, Jeans, kommt heran:

Beim Essen wird nicht über die Arbeit geredet!!!

Louise küsst ihre Tochter zur Begrüßung.

Hast Recht. Wie war´s in der Schule?

Schnitt.

Später.

Dem Tribunal ist es gelungen, zwei verantwortliche Kriegsverbrecher, Kovacevic und Dokmanovic, zu fangen, festzusetzen und Anklage zu erheben.

Wir betreten den Gerichtssaal, während Thomas Keller, der Staatsanwalt der UN, die Anklage gegen Kovacevic begründet.

Im Gerichtssaal

Der Gerichtssaal ist voller Menschen. Auf erhöhtem Podest in roter Robe drei Richter, Thomas Keller in Großer schwarzer Robe mit weissem Fichu.

Er steht in der Raummitte vor den anwesenden Zuhörern.

Wir haben vorher Zeugenaussagen über Folter, Vergewaltigung und Mord gehört, Männer und Frauen.

Es ist der dreiundfünfzigste Tag der Verhandlung.




Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF

Keller über Kovacevic:

Er beteuert, dass er unschuldig ist. Dass Angst ihn getrieben hat. Die Pflicht.

Schnitt ins Nebenzimmer. Dort verfolgt Louise die Verhandlung über einen Bildschirm. Wir sehen Keller auf dem Schirm, Louise steht davor.

Keller

Propaganda.

Für uns ist das unwesentlich.

Wir müssen uns nicht mit seiner Gedankenwelt beschäftigen

und auch nicht seine Motive verstehen.

Nein…

Schnitt zurück in den Saal, wir stehen direkt vor Keller können seine Gestik sehen.

..all das wird in den Hintergrund gedrängt und übrig bleiben allein seine Taten.

Keller deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Angeklagten Kriegsverbrecher Kovacevic.

Kovacevic nah. Er trägt Kopfhörer. Kellers Worte werden verdolmetscht. Kovacevic ist völlig verschlossen. Die Anklage scheint ihn nicht zu berühren.

Keller

Und es gibt zwei maßgebliche unumstößliche Wahrheiten.

Unschuldige Zivilisten sind tot.

Und er ist verantwortlich.

Das sind die Fakten.

Noch einfacher geht´s nicht.



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2004-05 Heino Ferch (im Alter von 41) – Thomas Keller, Staatsanwalt des Kriegsverbrechertribunals der UN,
Wendy Crewson - Richterin Louise Arbour, Leiterin des UN-Tribunals zur Verfolgung der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, Stipe Erceg - Louise´s Dolmetscher Pasko Odzak, Claudia Ferri - Louise´s Assistentin Tina

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Filmszenen I "...was war mit Frauen? …. und Kindern?" in : Hunt for Justice - Teil 3A - Jagd nach Gerechtigkeit - Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Kelle









Bildquelle: www.huntforjustice.com

"...was war mit Frauen? …. und Kindern?" in : Hunt for Justice - Teil 3A - Jagd nach Gerechtigkeit - Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Keller) Regie: Charles Binamé, Deutschland/Canada 2004-2005

von: ignazwrobel

The International Criminal Court->
"...was war mit Frauen? …. und Kindern?"

Homepage des Films Hunt for Justice - The Louise Arbour Story

Szene Das Verhör. Totale von oben:
Eine graue Gefängniszelle, zwei große vergitterte Fenster, Tageslicht strömt ein, Steinboden, Betonwände. In der Mitte der Zelle ein Besprechungstisch, Unterlagen und Fotos darauf.

Wie sehen vier Personen am Besprechungstisch sitzen:
Auf der einen Seite Keller und Richterin Arbour, auf der anderen Kovacevich und sein Anwalt.

Nahaufnahme Milan Kovacevich

Ich bin nicht wie die Anderen, die Sie hier wie Tiere eingepfercht haben. Ich bin ein Mann mit Kultur.

Keller: Tatsächlich!

Insert auf den Tisch.
Kellers Hand legt ein großes Foto vor Kovacevich. Der reibt sich unruhig die Hände. Die Geste wirkt, als wolle er seine Hände reinwaschen.

Das Foto zeigt zerlumpte, bis zum Verhungern abgemagerte Männer hinter Gitterzäunen im Gefangenenlager von Priedo/Omarska.

Kovacevich Krieg macht Männer zu Wilden.

Richterin Arbour Close up:

Männer machen sich selbst zu Wilden, Doktor. Krieg ist das Ergebnis, nicht die Ursache.

Kovacevichs´s Anwalt: Ist das ein Verhör? Oder eine Metaphysische Vorlesung?

Richterin Arbour: Sie waren verantwortlich für Organisation, Bau und Leitung der Gefangenenlager Tronapolie, Keraterm und Omarska.

Close Up Keller. Er hört sehr aufmerksam zu, bereit, zu sprechen.

Close up Kovacevich: Sein Gesichtsausdruck ist verschlossen, kalt, rentitent.

Richterin Arbour: Ja oder nein?

Kovacevich: Ich wurde in einem KZ geboren. Wußten Sie das? Zweiter Weltkrieg. Mehr als eine halbe Million Serben wurden von Kroaten und Nazis getötet. Wo blieb Ihre moralische Entrüstung? Wo war Ihr Tribunal für uns?

Keller instistiert. Sachlich:

Sie leiteten Omarska. Ja oder nein, Doktor?

Ein langer Blick von Kovachevic zu Keller:

Diese Nazis – und Kroaten… die haben nur darauf gewartet, uns wieder abschlachten zu können.

Keller sieht, dass er mit Worten nicht weiter kommt. Na schön. ..

Er legt ein Foto vor Kovacevich. Es zeigt gefangene Frauen, eine Frau am Maschendrahtzaun, sie weint.

Keller Was ist mit Frauen?

Ein zweites Foto fliegt darüber. Ein totes Kind am Boden zwischen Dreck und Schmutz, die Kleidung halb heruntergerissen.

…und Kindern?

Kovacevichs Hände daneben. Er reibt wieder die Handflächen.

Keller Haben sich Ihre Männer auch vor denen gefürchtet?

Kovacevich blickt auf die Fotos, lauert kurz zu Richterin Arbour und starrt wieder stur auf die Fotos. Er will nicht reden. Er schluckt nervös.

Richterin Arbour In Omarska fand eine der größten organisierten Massenvergewaltigungen des Krieges statt.

Wollen Sie das leugnen?

Der Anwalt schüttelt den Kopf, zu Kovacevich:

Antworten Sie nicht darauf. Kovacevich verbirgt sein Gesicht in seinen Händen, er atmet schwer. Dann richtet er sich wieder auf.

Bedauerliche Vorkommnisse. Ich habe eine Frau, reizende Töchter… Diese Frauen habe ich nie angerührt.

Richterin Arbour lauscht, sieht dabei auf die Fotos auf dem Tisch.

Kovacevich: Wie erklär´ ich das am besten…?

Er schüttelt den Kopf: Ich hatte meine Anweisungen.

Keller beugt sich vor, sehr aufmerksam, sofort: .. und die waren von wem?

Der Anwalt: Ihre Frage zielt darauf ab, andere hineinzuziehen. Legen Sie uns ein Angebot vor?

Keller verharrt einen Augenblick, dann, entschieden mit einem Kopfschütteln: …nein…..

Richterin Arbour: Keine Deals.

Kovacevich verbirgt das Gesicht wieder in seinen Händen. Er möchte der Situation gerne entrinnen.
Schnitt.
Szene der Prozeß: Der Prozeß beginnt.
Sehr viele Leute im Gerichtssaal. Die Zeugen werden während ihrer Aussagen gefilmt und erscheinen überall im Saal auf Bildschirmen, die vor den Prozeßbeteiligten stehen.

Thomas Keller führt als Vertreter der Anklage des Menschenrechtstribunals die Zeugenbefragungen durch.

Er trägt die große schwarze Zeremonialrobe mit weißem Kragen und Halsbinde und hat, wie alle anderen Prozessbeteiligten, Kopfhörer aufgesetzt. Durch sie kann er die simultane Übersetzung der Zeugenantworten hören.
Der Prozeß dauert über hundert Tage.




Wir sehen punktuell einzelne Zeugenaussagen.

29. Tag
Kovacevich wird herein- und zu seinem Platz geführt. Anders als Dogmanovich, der während seines Prozesses überheblich und siegesgewiß dasaß, hat Kovacevic Angst. Seine Augen sind schwarz vor Angst.

Keller zu einem Zeugen, ein etwa Fünfzigjähriger Mann: Können Sie uns sagen, was Sie damals im Omarska-Lager erlebt haben.

Der Mann Wir waren drei Monate in einem Raum mit Hundert anderen Menschen. Es war so eng, dass wir nur stehen konnten…. (…)

127. Tag.
Eine junge Frau, vielleicht einundzwanzig: Sie nannten es: das weiße Haus.

Keller: Können Sie uns sagen, was dort geschehen ist?

Die junge Frau: Viele Männer kamen. ..wählten aus…
Die Frau ist zornig, tränennah:

….Tag und Nacht…
…TAG und NACHT…

Sie blickt zu Kovacevich. Der kann dem Blick nicht standhalten, versteckt sich durch Absenken des Kopfes, starrt zu Boden.

Die Übersetzerin für eine andere Frau, vielleicht fünfundvierzig, mit Kopftuch:
Als ich gefangen genommen wurde, waren meine Töchter bei mir, Fatima und Aischa.

Wir sehen das Gesicht dieser Mutter vielfach wiederholt auf allen Bildschirmen.

Die Erinnerung macht die Vergangenheit zu einer Gegenwart, die soeben noch einmal stattfindet.

Die Frau weint immer mehr, versucht trotzdem weiter zu sprechen.

Nach mir kamen Sie zu Aischa.
In der ersten Nacht.

Ein Soldat trat nach mir. Mit Gewalt hat er sie mir aus den Armen gerissen. Ich konnte fühlen, wie jeder kleine Muskel unter ihrem Kleid gezittert hat.

Ich sagte: Wehr´ Dich nicht gegen Sie, mach ´einfach die Augen zu.
Schließ´ einfach die Augen.


Und dann war sie weg.

Pasko Odzak, der simultan übersetzt, hält es nicht mehr aus, er wirft den Kopfhörer weg und verläßt die Dolmetscher-Kabine und den Saal.

Richterin Arbour verfolgt im Nebenzimmer die Zeugenaussage der Frau.

Wir sehen am Bildschirm, wie die Frau sagt: Sie kamen nicht zurück.

Ende der Szene.

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2004 – 2005 Heino Ferch - Thomas Keller, Filmographie Heino Ferch, Wendy Crewson – Richterin Louise Arbour, Stipe Erceg – Pasko Odzak- - - - -

Kommentar: Krieg.

Für Maria Gertrud Helene Rita Cieplik,
geboren 1924 in Oppeln, Deutschland.

Als das Naziregime begann, war sie neun Jahre alt, als sie elf war, starb ihr Vater an einem wandernden Steckschuss aus dem ersten Weltkrieg,
als die Allierten der Naziherrschaft ein Ende setzten, war sie einundzwanzig.
Beide Brüder bei der Wehrmacht, Georg Matrose auf einem U-Boot der Kriegsmarine, Hanns Pilot bei der Luftwaffe.

Gerade volljährig musste sie zusammen mit ihrer Mutter fliehen,
der Russe direkt hinter ihnen, das Geschützfeuer der Frontlinie in Hörweite.

Die Flucht nach Schwaben gelang.

Der Russe hat die streng im katholischen Glauben erzogene
jungeFrau trotzdem erreicht, irgendwann, irgendwo,
auf dem Weg nach Westen.

Danach verlor sie die Fähigkeit, die Süße des Lebens zu fühlen.

Der Versuch, ihren Schmerz zu beseitigen, ließ sie - viel später - Heilpraktikerin werden.
Ihre Bemühungen, zu heilen waren bei anderen erfolgreich, sie hatte Patienten bis in die VAR. Sich selbst konnte sie nicht heilen.

1991 starb sie an der Zuckerkrankheit.


Für meine Mutter.

Filmszenen I ...die meisten der Angeklagten wohnen noch in denselben Häusern wie vor dem Krieg. in: Hunt for Justice.

Originalteaser aus www.huntforjustice.com Heino Ferch - UN-Staatsanwalt Thomas Keller

Bildquelle ctv.ca, alle Bildrechte bei: ARTE-TV und ctv.ca

Mehr Bilder aus dem Film unter http://www.huntforjustice.com/1-photos-en.php

...die meisten der Angeklagten wohnen noch in denselben Häusern wie vor dem Krieg. in: Hunt for Justice. Gestern und Heute. Teil 1A. Heino Ferch - Staatsanwalt des Kriegsverbrechertribunals der UN Thomas Keller. Regie: Charles Binamé. 2004-05

Hören statt Lesen: Audio.mp3->

Louise Arbour ist aus Canada angereist.

Ihre Assistentin Tina, freundlich, resolut und loyal, nimmt sie im Dienstgebäude in Empfang.

Louise erfährt, dass sie gleich mittags eine Besprechung mit ihren engsten Mitarbeitern hat.

Die Szene.

Nahaufnahme eines Serviertisches aus weißblauen Delfter Kacheln.

Die Kacheln zeigen Vignetten von alten Windmühlen und sommerlichen Flusslandschaften: Friede.

Darauf ein Teller mit Obst. Apfel, Nüsse, Johannis- und Brombeeren, Birnen. Dahinter Glaskaraffen, nah bei uns blütenweiße Servietten, sorgfältig gerollt, und eine ziseliert silberne Vorlegeschale, fein durchbrochen wie Brüssler Spitze, - aus Silber auch die Dessertlöffel darin, die auf ihren Gebrauch warten.

Die Lichtspiegelung von Wasser spielt auf den Kacheln und verklärt diese kleinen Zeugen von Wohlstand und Tradition zu einem Stilleben von Cornelis de Heem´scher Pracht .

Hunt for Justice - Erstes Treffen Louise Arbour mit ihrem Stab in einem Restaurant in Den Haag. Stilleben mit Äpfeln, Delfter Kacheln, Kristallgläsern und fein ziselierter Silberschale: Tradition, Kultur.

Bildquelle und alle Bildrechte bei: ARTE-TV und ctv.ca

Aus dem off eine Männerstimme:

Stellen Sie sich Jugoslawien als den Nahen Osten von Europa vor. Ein...

Wir sehen Louise aus nächster Nähe. Sie scheint dem Mann schon länger zuzuhören.

Der Mann weiter:

…religiöses Pulverfass. Serben, Kroaten und Moslems lebten ursprünglich in einem Land...

Schnitt auf den Mann. Dunkelblauer Anzug, weisses Hemd, Krawatte. Anfang Vierzig. Diszipliniert moderner Kurzhaarschnitt. Seine Intonation gibt uns das Gefühl, einem Menschen zuzuhören, dessen Geist etwas von der Schärfe einer Messerklinge hat. Wir fühlen, er ist schon seit längerer Zeit unter ärgerlichem Druck.

Angeschnitten sehen wir die Lehne seines Stuhles - ein lederner Hochsessel, goldnietenbeschlagen, der Gediegenheit und Traditionsbewusstsein ausstrahlt.

Der Mann ist Thomas Keller, Staatsanwalt des Tribunals der vereinten Nationen. Er wird ab sofort zu Louises Stab gehören.

Louise:

..und als Slowenien und Kroation ihre Unabhängigkeit erklärten, begann der Krieg.

Halbnah. Wir sehen den ganzen Tisch, Louise, Keller und ein zweiter Mann.

Ein großes Buchregal, angefüllt mit Folianten, hinter Keller, nah bei uns wartet auf gestelzter Servierplatte ein Boterkoek, daneben Bone China Kaffeetassen, Dessertteller.

Der Kellner serviert Louise Obst.

Louise:

...aahhhh! fantastisch! Danke!

Louise weiter:

Unser Aufgabengebiet sind Kriegs-Verbrechen. Können wir solche beweisen?

UN-Staatsanwalt Thomas Keller schildert die Situation im Kosovo (Heino Ferch)

UN-Staatsanwalt Thomas Keller (Heino Ferch)

Bildquelle und alle Bildrechte bei: ARTE-TV und ctv.ca

Keller:

Auf jeder Seite. Leider.

Keller stellt die Funktion seines Kollegen vor:

Odon (Neville Edwards) leitet unserern Ermittlungsstab. Das gesamte Ausmaß überblicken wir noch nicht. Aber hier sind..... ein paar Zahlen.

Odon, er ist etwa im gleichen Alter wie Keller, wirkt besorgt, fast resigniert:

Zwei Millionen vertrieben und eine Viertel Million systematisch vergewaltigt, ermordet, gefoltert. Die meisten waren Zivilisten.

Louise, sie nimmt einen Schluck aus ihrem Gran Cru Glas, blickt über den Pokalrand zu Keller:

Wie entwickelt sich die Sache?

Keller:

Wir haben vierundsiebzig Anklagen zur Zeit.

Louise:

Oh.
Und wie viele Verurteilungen?


Keller, sein Unterton zeigt uns Missbilligung, trockenen Sarkasmus:

Sieben.

Hunt for Justice - Richterin Louise Arbour im Erstgespräch mit UN-Staatsanwalt Keller  (Heino Ferch)

Richterin des UN-Tribunals Louise Arbour (Wendy Crewson)
Bildquelle und alle Bildrechte bei:
ARTE-TV und ctv.ca


Louise legt Gabel und Messer beiseite:

Ist das ein Scherz?

In drei Jahren sieben Verurteilungen?

Keller wechselt einen Blick mit Odon, dann, zunehmend ärgerlich:

Weder Serben noch Kroaten liefern ihre eigenen Leute aus. ...und wir haben keine Polizei, um sie zu zwingen.

Louise:

Ich bitte Sie, in einer Hälfte des verdammten Landes wimmelt es von UN-Friedenstruppen. Warum werden die Leute nicht von uns verhaftet? Offiziell ?

Keller:

Die NATO behauptet, die Verdächtigen nicht finden zu können.

Louise, erbost, sie nimmt ihre Brille ab, wehrt den Servierversuch des Kellners, Rotwein nachzugießen mit flacher Hand kurz ab, beugt sich vor:

Und inoffiziell?

Hunt for Justice. Odon, der Leiter des Einsatzstabes des Tribunals schildert Eckdaten (Neville Edwards)

Odon, Leiter der Einsatzmannschaft des UN-Tribunals (Neville Edwards)

Bildquelle und alle Bildrechte bei: ARTE-TV und ctv.ca


Odon:

Alle fürchten sich vor dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević

Der Krieg beginnt vielleicht von Neuem, wenn er sich rührt.

Keller, er ist wieder ruhiger, leise, aber eindringlich:

Sehen Sie, - das gesamte Tribunal begann eigentlich als PR-Manöver.

Die UN läßt ihre Muskeln spielen.

Aber die NATO möchte verhindern,
dass wir Präzendenzfälle schaffen,
die ihre Kriege beeinflussen.

Wir haben das nur so lange überlebt, weil wir schön still gehalten haben.

Wir haben zu wenig Leute, zu wenig Geld...


Louise:

... und jagen Kriminelle, die wir nie vor Gericht stellen.
Das ist lächerlich.


Keller:

Das ist Politik. Willkommen bei der UN.

Ende Szene. 1A

2004-05 Heino Ferch (im Alter von 41) – Thomas Keller, Lawyer at The Hague,
Wendy Crewson - Richterin Louise Arbour Leiterin des UN-Tribunals zur Verfolgung der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, Neville Edwards - Odon, Ermittlungsleiter des UN-Tribunals.

s.a. der erste Spielfilm in Deutschland nach dem Hitlerregime: Wolfgang Staudte: Die Mörder sind unter uns.

s.a. Gerechtigkeit statt Rache.

- - -


offtopic:

Interview mit Heino Ferch Berlinale 2008-> auf ZDF.de Es erscheint eine Zwischenseite. Wähle hier Menuepunkt "Mediathek", dann Verbindung Windows Mediaplayer und DSL. Der Film startet im Anschluß. ->

58. Berlinale 2008 Video Streaming Photo Calls, Press Conferences->

58. Berlinale 2008 Special auf Berliner Morgenpost->

58. Berlinale 2008 auf ARTE TV Video Podcasts->

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Filmszenen I "...übrigens: Es tut mir leid." in : Hunt for Justice - Teil 2A - Jagd nach Gerechtigkeit - Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Keller) Regie:




Bildquelle und Bildrechte: www.huntforjustice.com

"...übrigens: Es tut mir leid." in : Hunt for Justice - Teil 2A - Jagd nach Gerechtigkeit - Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Keller) Regie: Charles Binamé, Deutschland/Canada 2004-2005
von: ignazwrobel


„….übrigens: Es tut mir leid.“


Vor der Szene

Mittels verdeckter Haftbefehle, von denen nur Arbour, Odon, Keller, der Special Air Service-Offizier John Tanner und der Richter des Landes wissen und wußten, können zwei Kriegsverbrecher gefasst werden.

Anfänglich stößt Richterin Arbour bei Keller auf massive Zweifel. Keller ist ängstlich linientreu und deshalb ablehnend.

Keller: Geheime Haftbefehle?

Louise. M-hm.

Keller: Nein! So läuft das bei uns nicht.

Louise: Verdeckte Haftbefehle sind völlig legale Mittel.

Wir geben diese Haftbefehle nur an Leute weiter denen wir vertrauen.

Ich kenne jemanden von den SAS. (Captain John Tanner).
Wir lassen die Kommandoebene aussen vor.
So haben die Generäle keine Zeit mehr, uns aufzuhalten.

Keller: Wenn da irgend etwas schief geht, dann werden wir alle verdammt viel Ärger bekommen!

Louise: Aber wenn´s funktioniert, dann wird das für uns der Durchbruch sein!

Odon und Keller nennen Richterin Arbour die Namen der Kriegsverbrecher, deren Gefangennahme primäre Wichtigkeit hat.

Odon: Dogmanovich.

Keller nennt seinen Kanditaten aus der Britischen Zone: Milan Kovacevich.

Keller: Er ist der Leiter der Folter- und Gefangenenlager in Priedo.

Schnitt.

Close up Keller. Er tippt in den Computer, Louise diktiert:

Gemäß Artikel 18 der Genfer Konvention von 1949 …

Schnitt. Totale.

Nacht.

Regenwetter, eine ruhige Straße, der Asphalt glänzt nass.
Eine Prachttreppe zu einem großen historischen Gebäude.
Wir sehen zwei Personen, sie steuern über den Gehsteig auf das Haus zu. Ein Mann und eine Frau.

Der Mann hält einen Schirm über die Frau. Es sind Thomas Keller und Richterin Arbour.

Schnitt, Amerikanische.

Keller klingelt an der Tür. Er hält noch immer den Schirm über sich und Louise, die eine Aktenkladde in den Händen trägt. Die Kladde enthält die Haftbefehle gegen Dogmanovich und Milan Kovacevich.

Voice over Richterin Arbour :

…werden Milan Kovacevich Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen die Genfer Konvention vorgeworfen.

Der Richter öffnet im Morgenmantel. Louise übergibt ihm die Haftbefehle. Keller steht hinter Louise und beschirmt sie immer noch.

Schnitt. Weitere Szenen.

Wir erleben nacheinander zwei Hubschrauber – Sondereinsätze. ( Foto oops! - falsch! , also nochmal Foto - schon wieder der -Falsche - . o.k. ich meine natürlich: Foto ) Maskierte Soldaten, es sind Captain John Tanner und seine Männer, fangen zuerst Milan Kovachevich auf einem Feld und dann Dogmanovich direkt aus seiner Limousine heraus.

Tanner telefoniert mit Louise unmittelbar nach dem Fang neben seinem Einsatzhubschrauber, um ihr die gute Nachricht sofort zu überbringen. Als Louise den Hörer abnimmt, hört man den Hubschrauberlärm im Hintergrund durchs Telefon.

Louise und das Team freuen sich:

Glückwunsch! Glückwunsch! Glückwunsch!

Schnitt.

Die Szene. Audio.wma (Text und Sprecher exkl. Dialog: ignazwrobel)

Abend nach dem großen Fang.
Nacht. Totale des Verwaltungsgebäudes in Den Haag. Überall in den Büros brennen noch die Neon-Lichter.

Schnitt.

Louises Büro in gedämpfter Beleuchtung. Die großen Neonröhren sind ausgeschaltet, warmgoldenes Licht aus Stehlampen setzt den Raum in Halbdämmer.

Louise und Keller sind allein, es ist das Ende dieses sehr langen, wichtigen und ereignisreichen Arbeitstages. Keller sitzt in Hemdsärmeln auf der Couch, die Krawatte gelockert, einen Arm auf der Couchlehne weit von sich gestreckt.

Louise hat in einem bequemen Sessel Platz genommen. Im Vordergrund angeschnitten sehen wir ihren Schreibtisch mit einem Bild ihrer Tochter darauf.

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2003-2005 Heino Ferch - Thomas Keller, Vertreter der Anklage des Kriegsverbrechertribunals der Vereinten Nationen; Wendy Crewson - Louise Arbour, Chefanklägerin des Kriegsverbrechertribunals der vereinten Nationen; John Corbett - Captain John Tanner SAS Britische Zone in Bosnien



Audio.wma (Text und Sprecher exkl. Dialog: ignazwrobel)

Louise und Keller feiern noch nach. Eine Flasche Wein ist geöffnet, vor beiden steht je ein Glas Rotwein.

Keller: Hören Sie das?

Wir treten wohl herzu, nachdem sich Louise und Keller schon länger unterhalten haben. Die Weingläser sind fast geleert.

Louise dreht den Kopf und lauscht. Ihr Gesichtsausdruck fragt „….?“

Keller:


Stille.

Louise sieht Keller klar, ruhig und willensstark an.

Keller Der Tag ist fast zu Ende, keine Vergeltungsschläge von Milochevich und wir haben zwei starke Prozesse vor uns.

Die Welt schaut auf uns, Louise. Nicht einmal die Generäle halten uns jetzt noch auf.

Louise Für Siegesfeiern ist es zu früh, wir müssen erst vor Gericht gewinnen.

Keller in scherzendem Unterton, während er sein Glas nimmt:

Kleinigkeit!

Louise lacht.

Sie wollte auch noch einen Schluck aus ihrem Glas nehmen, hatte das Glas schon fast zum Mund geführt, überlegt es sich aber anders. Sie ist müde und will ins Bett. Sie lächelt noch, lässt die Emotion ausklingen.

Dann stellt sie das Glas weg.

Na gut!

Sie macht sich zum Aufstehen fertig.

Ich sollte nach Hause gehen, solang mich meine Familie noch wieder erkennt.

Sie schlüpft in ihre Schuhe.

Keller hat noch etwas auf dem Herzen.

…übrigens….



...Es tut mir leid.

Louise sieht sehr aufmerksam und interessiert zu Keller hin. Sie weiß nicht, was ihm leid tut. Ihr Blick enthält ein leises Fragen.

Keller

Daß ich an Ihnen gezweifelt habe.

Louise forscht kurz in Kellers Gesicht, dann dreht sie den Kopf weg, wie um nachzudenken. Als sie dann zu ihm hinsieht, überhuscht ein Sekundenbruchteil lang ein sehr erfreutes Lächeln ihr Gesicht, bevor ihr Blick fest und ruhig wird.

Wirklich?

fragt sie.

Sie glaubt ihm noch nicht ganz.

Ihr „wirklich“ zeigt ihm, dass sein Verhalten in der Vergangenheit nicht so leicht mit einem Sätzchen der Entschuldigung auszulöschen ist.

Man sieht ihm an, dass er gerne noch mehr erklären würde, er setzt auch dazu an. Dann entscheidet er sich anders.

Sein Blick zu ihr sagt:

Ja wirklich, ich war ein Dummkopf, ich habe mich geirrt, ich war wohl zu ängstlich. Mein Glaube an Sie und unsere Sache war nicht stark genug…. ich würde gerne erklären. Es wäre zu viel zu sagen. Missverständnisse könnten aufkommen.….

Seine Stimme ist aufgerauht und leise, als er sich selbst zensiert.

Ich sollte jetzt besser gehen.

Während dieser Worte steht er schon auf, stellt sein Glas auf den Beistelltisch.

Ich hab´ vielleicht nur zu viel Wein getrunken.

Er geht die wenigen Schritte zum Durchgang ins Nebenzimmer, sein Schritt ist unsicher, die Wirkung des Weines ist deutlich sichtbar. Aber: In vino veritas. – im Wein liegt Wahrheit. Er meint wirklich, was er sagt.

Jetzt hören wir zum ersten Mal Kellers Vornamen.

Louise Arbour spricht ihn aus und Richterin Arbour wird die ganze Zeit die einzige Person bleiben, aus deren Mund wir Kellers Vornamen hören werden.

Louise sagt.

Gute Nacht, Thomas.

Ihre Stimme hat einen versöhnlichen Beiklang.
Daß sie beim Gute-Nacht-Gruß Keller bei seinem Vornamen nennt, wirkt begütigend, einlenkend, persönlich, freundlich, so als würde sie ihm verzeihen.

Thomas, Thomas - der ungläubige Thomas!


2003-2005 Heino Ferch - Thomas Keller, Vertreter der Anklage des Kriegsverbrechertribunals der Vereinten Nationen Filmografie Heino Ferch; Wendy Crewson - Louise Arbour, Chefanklägerin des Kriegsverbrechertribunals der vereinten Nationen; Stipe Erceg - Pasko Odzak, Dolmetscher und Louises Sekretär; John Corbett - Captain John Tanner SAS Britische Zone in Bosnien; William Hurt - General Mortimer Kommandant der Britischen Zone in Bosnien; Biografie William Hurt (Oscar-Preisträger, Best Actor awards der British Academy und des Cannes Film Festival.)