Donnerstag, August 10, 2006

"..das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen, das mir je untergekommen ist !!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2A in: Das Baby der schwangeren Toten. Buch und Regie Wolfgang Mühlbauer, Bavaria Film für RTL 1993-1994

"..das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen, das mir je untergekommen ist !!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2A in: Das Baby der schwangeren Toten. 1993-1994
von: ignazwrobel


Bildquelle und alle Bildrechte bei Bavaria Filmproduktionsgesellschaft für RTL



Vor der Szene

„Da lag ein großes weißes Schiff mit drei Masten. Ein einziges Segel nur war aufgezogen, denn es rührte sich kein Lüftchen und ringsumher im Takelwerk und auf den Rahen saßen Matrosen.
Musik und Gesang ertönte und als der Abend dunkler ward, wurden hunderte von Laternen angezündet, die sahen aus, als ob aller Nationen Flaggen in der Luft wehten.

Die kleine Seejungfrau schwamm gerade bis zum Kajütenfenster hin, und als sie die Kette berührte, die das Schiff mit dem Kai verband, mußte sie an all die frohen Menschen denken, die dort droben im Kapitänssalon just in diesem Augenblick....“

Das Krankenzimmer.
Michael sitzt am Bett seiner Verlobten, ein aufgeschlagenes Buch liegt auf Marinas Beinen, Micha hat seine Hand auf den schwangeren Bauch gelegt.

Er liest vor. Hans-Christian Andersen. Er liest seinem ungeborenen Kind vor.
Warum?

Dazu noch einmal Dr. Sutter:

Das Embryo nimmt Anteil am Leben der Mutter. Er hört ihre Stimme, reagiert auf ihre Gefühle, nimmt das Leben um sich herum sehr genau wahr. All das fehlt unserem Baby.
Es besteht die Gefahr, daß unser Embryo in einer Leere aufwächst. Ohne die notwendigen emotionalen Impulse und sensorischen Orientierungen.
Wir müssen alles tun, um die Situation für das Embryo so normal wie möglich zu gestalten.
Da müssen Stimmen sein, Musik, Geräusche, der Embryo muß Zuwendung erfahren. Er muß spüren, daß sie ihn gern haben - noch bevor er geboren ist.

Micha kümmert sich darum, er spielt im Krankenhauszimmer Tonbänder von Alltagsgeräuschen und von Musik, lässt das Kind seine Stimme hören.

Die zwanzigste Schwangerschaftswoche ist erreicht.

Micha ´s Leben konzentiert sich seit Wochen auf das Krankenzimmer. Er arbeitet nicht mehr.

Kommt er nach Hause, wird er Tag und Nacht von Sensationsreportern bedrängt.
Sie warten vor der Tür, springen Micha an wie Hyänen, wenn er parkt und ins Haus geht. Sie lauern im Garten und schießen Blitzlichtaufnahmen in die Wohnräume hinein.

Die Journaille nutzt die Sache für Sensationsberichterstattung, um zu polarisieren. Es kommt zu Demonstrationen vor dem Krankenhaus. Professor Stuck, der verantwortliche Arzt, wird als Drittes Reich – Experimentator beschimpft.

Vierundzwanzigste Woche.

Professor Lindhoff, der Chefarzt, nimmt vor versammelter Ärzteschaft im Beisein von Micha eine Ultraschalluntersuchung vor. Alle beobachten das Ultraschallbild.

Prof. Lindhoff.
Da.. es spielt mit der Nabelschnur, trinkt Fruchtwasser. Jetzt liegt´s auf´m Bauch. Da sehn´ Sie die Wirbelsäule, wie eine Perlenkette. Die Beine – der Bauch.. Das ist das Herz, sie sehen´s schlagen.

Also, - als Gynäkologie würde ich sagen, ein Embryo 500 Gramm 26 cm Kopfumfang.
Das ist das hübscheste und gesündeste kleine Mädchen das mir je untergekommen ist!!

Micha ist überglücklich, er will seine werdende Vaterschaft feiern. Betty, die Schwiegermutter, nicht. Sie denkt an den Preis dieser Schwangerschaft, daran, dass der Körper ihrer Tochter für ein Experiment künstlich am Leben gehalten wird, nicht in Würde sterben darf.

Sponsoren tauchen auf, eine halbe Million für die Vermarktung des Kindes, Kleidung, Babynahrung usw.

Micha freut sich, Vater zu werden.Trotzdem ist Marina für ihn immer noch anwesend. Bewußte Erinnerungen und unwillkürliche Flashbacks halten sie in seiner Nähe, so wie sie war, jung, naiv, glücklich.


Monate sind vergangen, fast ein halbes Jahr. Das Baby hat sich weiter gut entwickelt.

Michas Leben ist ein Krankenhausleben geworden. Er pendelt zwischen dem Krankenzimmer und seinem Haus, in dem er mit Betty , seiner Schwiegermutter, gemeinsamen wohnt wie Mutter und Sohn.

Die Nachbarn, ebenfalls junge Eltern eines gesunden Kindes, haben an der ganzen Sache regelmäßig Anteil genommen.

Jetzt, da Micha weiß, daß das Baby gesund ist, keine Defekte hat, und er eine Party geschmissen hat, mit der er seinem Glück als werdender Vater Ausdruck gab, wagen die Nachbarn einen Besuch im Krankenhaus.

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