Freitag, April 25, 2008

Filmszenen I ...und was wird mit meinen Leuten? ...in: Gefährliche Verbindung. Teil 2.

Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1993

Teaser Film Gefährliche Verbindung. Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1991

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF.

Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1993

...und was wird mit meinen Leuten? ...in: Gefährliche Verbindung. Teil 2. Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1993

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Vor der Szene.

Für den verstorbenen Uli Fenske wird Andy Fischer (Heino Ferch) für seine Schicht übergangsweise zum Vertrauensmann des Betriebsrates gewählt.

Andy ist zwar nur Chemiearbeiter in Wechselschicht, - aber er hat einen hellen Kopf. Einige Jahre war er auf dem Gymnasium. Daher hat er auch den Spitznamen Professor. Warum er vom Gymmi geflogen ist, erfahren wir nicht genau. Klar ist, dass es wohl nicht an den Noten lag.

Auf dem Gymmi war auch Regine Kiefer, die Tochter des Betriebsratsvorsitzenden der KOMEC AG. Die Jungs nannten sie damals Prinzessin.

Du warst unsere schöne Prinzessin.. sagt Andy.

Inzwischen hat Regine Chemie studiert, war ein Jahr in Amerika und macht jetzt ein Praktikum in den Labors der KOMEC AG.

Regine weiß, was sie will. Beruflich – und auch privat. Karriere in Stanford und einen ordentlichen Freund. Ihre alte Bekanntschaft mit Andy frischt sie schnell und zielbewusst auf. Sie will den jungen sympathischen Mann und bekommt ihn auch.

Gefährliche Verbindung Andy und Regine schwimmen (Heino Ferch Jennifer Nitsch)

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF

Man geht eine Kleinigkeit essen, fährt zusammen Motorrad, geht tanzen und nachts noch zum Schwimmen.

Anderntags muss Regine an der Seite ihres Vaters Repräsentationsaufgaben erfüllen.

Der Empfang der der neugewählten Betriebsräte plus Kiefer als wiedergewähltem Vorstand steht an. Regine fürchtet Tod durch Langeweile mit Deutschem Markensekt und bittet Andy, sie abends aus der Veranstaltung loszueisen.

Das lässt sich machen! meint Andy.

Gefährliche Verbindung Regine Kiefer, ihr Vater, Mitte Dr. Schwarz, der Konzernchef, hinten Andy (Heino Ferch)

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF

Zufällig steht Andy neben Regine, als diese von ihrem Vater dem Konzernvorstand Dr. Schwarz vorgestellt wird. Die Situation ist so geartet, dass es eine Notwendigkeit höflichen Benehmens ist, Andy ebenfalls Dr. Schwarz und Kiefer sen. vorzustellen.

Regine kann sich mit Andys Unterstützung aus der Veranstaltung absentieren und lädt ihn in dieser Nacht zum ersten Mal zu sich nach Hause ein. Regine geht, Andy soll nachkommen.

Als Andy wenige Minuten später in die Waschräume geht, um in einer WC-Kabine seine Kleidung von offiziell auf privat zu wechseln –wird er ungewollt Zeuge eines unglaublichen Gesprächs zwischen Dr. Schwarz und Kiefer.

Die Szene.

Wir sehen Andy von oben in der Kabine. Er hat eine Plastiktüte mitgebracht, der er die Wechselkleidung entnimmt. Er knöpft sein Oberhemd auf, zieht es aus. Wir hören, dass die Tür zu den Waschräumen geöffnet wird. Musik dringt aus dem Saal herein.

Schnitt. Wir vor den Waschbecken.

Wir sehen, wer hereingekommen ist. Dr. Schwarz und Betriebsratsvorsitzender Kiefer.

Dr. Schwarz ist gut gelaunt, hält Kiefer seine Zigarettenpackung hin.

Kiefer Ne, Danke.

Schwarz nimmt sich selbst eine Zigarette, Kiefer gibt Feuer.

Dr. Schwarz zieht Glut an, nimmt einen tiefen Zug aus der Zigarette und atmet den Rauch genießend aus.

Dr. Schwarz Danke!

Kiefer wartet. Dann:

…und?

…was is?

Dr. Schwarz

Herr Kiefer, - Schwarz wirkt, als hätte er etwas Unangenehmes mitzuteilen - nächste Woche kommt es ganz auf Sie an.

Kiefer begreift nicht. Lächelt ein wenig verständnislos.

Kiefer

Wieso auf mich?

Dr. Schwarz, sehr ernst:

Weil wir nur einstimmig über die Hexachlorphenolproduktion beschließen können.

Kiefers Lächeln erstarrt.

Kiefer

Sie wollen also ohne Katalysatoren weiter machen?

Schnitt

Wir sehen Andy. Er ist mit den Armen in ein weißes T-Shirt geschlüpft, will sich das Shirt gerade über den Kopf ziehen, hält aber inne. Wir verstehen, er hört jedes Wort, das da draussen vor den Spiegeln der Waschbeckenreihe gewechselt wird.

Wir lauschen mit ihm. Im off:

Dr. Schwarz

.. von Wollen kann keine Rede sein. Wir müssen.

Andy taucht mit dem Kopf in den Halsausschnitt, das Shirt gleitet über seine Schultern. Andy hält wieder inne. Er lauscht.

Dr. Schwarz:

..uns fehlen die Netze.

Kiefer ..aber es war doch von einer zweimonatigen Lieferfrist die Rede.

Schnitt. Wir wieder vor Kiefer.

Aus der Zigarette von Dr. Schwarz steigt weißer Rauchnebel vor Kiefer auf.

Kiefer zu Dr. Schwarz:

Die Zeit ist abgelaufen.

Dr. Schwarz:

Zwei Monate für den Fall, dass unsere Bestellung auch wirklich bearbeitet wird.

Sie wissen – Schwarz hebt die Hand, deutet auf Kiefer – nur die Japaner können Molybdännetze herstellen – und die wissen das auch.

Kiefer zieht die Brauen zusammen, presst die Lippen aufeinander. Er ahnt, was wohl kommt.

Dr. Schwarz

… ich habe nämlich heute erfahren, das Makachito Industries die gesamte Jahresproduktion geordert hat. Die ham nich geschlafen. ….und die steigen gerade in unsern Markt ein.

Tür geht auf, laute Musik schwallt herein. Kiefers Blick lauert zur Tür. Er wendet sich schnell ab. Dieses Gespräch zwischen Betriebsrat und Konzernvorstand existiert nicht.

Wir im Kabinenraum, sehen einen Mann auf uns zu zu den Kabinen gehen.

Andy kommt ihm entgegen, jetzt im weissen T-Shirt, Schal, Jacke.

Er presst sich an die Wandzunge zwischen Kabinen- und Waschbeckenraum. Lauscht. Nah. Er dreht sich vorsichtig nach hinten und wagt einen schnellen Blick auf die beiden Belauschten.

Dr. Schwarz duzt Kiefer jetzt. Beschwörend:

Heinz. Der Konzern verliert jeden Tag eine halbe Million, wenn wir nicht im alten Stil weiter produzieren. Wir müssen handeln.

Wir sehen die Beiden im Spiegel.

Kiefer

...was heißt das? Handeln?

Dr. Schwarz leise, nur für Kiefer:

Wir werden für eine begrenzte Zeit – bis wir neue Netze bekommen – das Nicht-Katalytische Verfahren weiter benutzen.

Kiefer scheint nicht glauben zu können, was er hört. Dann, pseudofreundlich – eigentlich ironisch:

Sag mal.. und was wird mit meinen Leuten?

Dr. Schwarz atmet genervt aus, springt innerlich zurück in Distanz, verschanzt sich hinter der Anrede in Sie-Form:

Für Ärger sind SIE zuständig.

Er stupst Kiefer mit der Zigarettenhand an. Wieder steigt Rauch auf.

Dr. Schwarz

Bis Mittwoch.

Schon ist er weg.

Kiefer

Moment Mal, ich…

Schwarz dreht sich zurück.

Schnitt auf Andy. Er lauscht hoch aufmerksam.

Dr. Schwarz wieder dicht vor Kiefer:

Die Geschichte von dem Jungen Mann eben, ich meine das mit den Schutzanzügen.

Beschwörend:

Das macht doch die Leute nur nervös…!!!.

Kalt:

Bringen Sie das wieder in Ordnung.

Schwarz öffnet die Tür und geht. Kiefer folgt.

Schnitt auf Andy.

Er denkt, begreift Zusammenhänge. Wirkt ziemlich bestürzt.

Wir erinnern uns: Hexachlorphenol erzeugt beim Erhitzen das in winzigsten Dosen tödliche Gift Dioxin.

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1992 – 1993 Heino Ferch (im Alter von 29) – Chemieschichtarbeiter Andy Fischer, Günter Lamprecht – Betriebsratsvorsitzender der KOMEC AG, Peter Sattmann – Vorstandsmitglied der KOMEC AG Dr. Schwarz, Jennifer Nitsch (+2004) – Regine Kiefer.

Kommentar 1:

s.a.Die nächtliche Schwimmszene, die das Paar erotisch zusammenführt, wiederholt sich in abgekürzter Form (indoor statt outdoor) in Winterschläfer (1997).

s.a. Wichtige Dinge, die lebensentscheidende Konsequenzen haben, werden im Waschraum eines öffentlichen Gebäudes "ausgeredet": s.a. Auf ewig und einen Tag: schicksals-entscheidendes Gespräch zwischen Vater und Sohn (Henry Hübchen und Fritz Karl) im Waschraum des Waldorf - Astoria.

Kommentar 2:

Ob der Film noch einmal gesendet wird? Unseres Erachtens auf gar keinen Fall. Erstens wird ausführlich gesetzwidriges Motorradfahren, nämlich ohne Helm, gezeigt, zweitens ist der Schnitt-Rhythmus aus vor-VIVA-Zeiten, also sehr langsam, man müßte schneller nachschneiden, dann allerdings wird der Film zu kurz, und drittens wirken einige Szenen, z.B. das Anleiern fröhlicher Stimmung in der Umkleide vor "der Fenske ist tot" wie Etüden eines Jung-Regisseurs, der noch Szenen-Dramaturgie übt. Zu seiner Zeit allerdings bekam der Film eine Adolph-Grimme-Preis-Nominierung (1994) .

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Season´s Opening Polo Heino Ferch Marie-Jeanette Ferch Polo


offtopic

Season´s Opening Polo Heino Ferch Marie-Jeanette Ferch Polo

Polo in Timmendorfer Strand->

"Zwei Spieler pro Team - TV-Star Heino Ferch spielt zusammen mit Ehefrau Marie Jeanette –demonstrieren hohes Können, Fairness, Teamgeist und Einigkeit zwischenMensch und Pferd."

Bildquelle und Copyright: Timmendorfer.de Click auf das Bild, um es im Originalzusammenhang zu betrachten.

Quelle: Timmendorfer.de

Beach-Polo am Timmendorfer Strand erstes Maiwochenende:

www.beachpolo-timmendorfer-strand.de

C Homepage Beachpolo Timmendorfer Strand

Die Teams->

5.5.2008 Spielergebnisse:

Fotostrecke Spiel ->

Foto Heino Ferch auf stern.de->



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Filmszenen I Fernsehtipp Heino Ferch 'Filmfestival' 2008: Winterschläfer, Der Unhold, Marlene, Das Konto, Comedian Harmonists, Es geschah am hellicht

von: ignazwrobel

Jupiter Filmpreis

Bildquelle und Bildrechte www.jupiter-filmpreis.de /Cinema


Samstag, 26. April 2008:

Das Konto

ARD Teil 1: 01:40h - 03:10h

ARD Teil 2: 03:15h - 4:45h



Samstag, 26. April 2008:

Winterschläfer

BR Fernsehen 23:15h - 01:10



Donnerstag, 01. Mai 2008

Marlene

ZDF 23:15h - 01:15 h



Freitag, 02. Mai 2008:

Der Unhold

3SAT 22:25h - 0:15h




Montag, 12. Mai:

Es geschah am hellichten Tag

rbb 22:45h - 00:10h


Heino Ferch erhielt den Filmpreis "Jupiter" als bester TV-Darsteller 2008 der Filmzeitschrift Cinema für seine Rolle des Hans Kuhlke in "Die Mauer".

Der Film hatte 2008 eine Emmy Nominierung, den Prix Europa 2007
Int. TV Award (Silver Olive), Montenegro 2006, den International Television Broadcasting Award 2008:
World Medal
erhalten. Die Verleihung war 18. April 2008 in Berlin.

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Montag, April 21, 2008

Filmszenen I ...Du hast Verantwortung für das, was Du Dir vertraut gemacht hast...in: Das Wunder von Berlin. Teil 5A.

Heino Ferch - Jürgen Kaiser. Regie: Roland Suso Richter 2007-08

ZDF Trailer Das Wunder von Berlin

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...Du hast Verantwortung für das, was Du Dir vertraut gemacht hast...in: Das Wunder von Berlin. Teil 5A. Heino Ferch - Jürgen Kaiser. Regie: Roland Suso Richter 2007-08

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Das junge Mädchen Anja, Krankenschwester in Ausbildung und Freundin von Marco, dem Sohn der Kaisers, hat den Großvater ohnmächtig im Garten gefunden. Herzinfarkt. Sie leistet Erste Hilfe, holt den Krankenwagen.

Die Szene

Wir kommen hinzu, als die Tragbahre mit dem Großvater gerade in den Krankenwagen geschoben wird. Der Rettungswagen parkt vor dem Haus der Kaisers am Straßenrand.

Ein dunkelblauer Lada nähert sich von rechts, hält direkt hinter dem Krankenwagen.

Kaiser entsteigt dem Lada. Staubgrauer Kurzmantel über dunklem Anzug.

Schnitt.

Wir sind im Rettungswagen bei Großvater. Wir blicken hinaus.

Draußen sehen wir Jürgens Ehefrau Hanna und Anja. Anja weint. Hanna hält Anjas Kopf, küsst und streichelt das verstörte Mädchen, damit es sich beruhigen kann.

Plötzlich schießt ein Gesicht dicht an die Glasscheibe des Krankenwagens. Das Gesicht von Jürgen Kaiser. Er blickt zu uns herein.

Zögert. Schaut. Irgendwie verstört.

Der Wagen gibt Gas, wir fahren los. Sehen durch die große flache Heckscheibe des Krankenwagens Hanna, Anja und Jürgen in der Straße stehen. Sie werden kleiner, bleiben zurück.

Schnitt.

Wir wieder auf der Straße direkt vor Hanna und Anja. Der Rettungswagen verschwindet in der Bildtiefe.

Hanna drückt das Mädchen an sich.

Kaiser steht etwas weiter entfernt. Blickt dem Krankenwagen nach. Dann dreht er sich langsam uns zu.

Er scheint ratlos. Irgendwie starr. Nein, nicht besorgt. Besorgt wirkt er nicht. Nur starr.

Anja löst sich nun langsam ein wenig von Hanna, will irgend etwas sagen, schüttelt den Kopf. Das Mädchen ist so außer sich, dass es keine zusammenhängenden Sätze bilden kann.

Hanna hält das Mädchen an der Hand. Wir sehen Hannas Besorgnis, den Versuch, zu verstehen, was sie artikulieren will.

Jürgen steht jetzt vor den beiden.

Man kann nicht direkt behaupten, dass Jürgen Kaiser traurig aussieht. Nein, traurig ist er nicht. Ein wenig ratlos vielleicht. Er soll wohl jetzt etwas und weiß nicht recht was und wie.

Wir sehen, dass er schnell auf etwas hinunterblickt. Das Etwas ist wohl in seiner Hand.

Anja und Hanna fahren herum. Sie haben schon gesehen, was dieses Etwas ist.

Schnitt.

Wir hinter dem Mädchen. Das Mädchen und der Mann stehen sich gegenüber, dazwischen die Frau, Hanna.

Hanna ist sehr groß, viel größer als Anja und auch größer als Kaiser.

Sie steht nah bei Anja und sieht mit ihr zusammen nach dem Gegenstand, den Kaiser in Händen hält.

Jetzt streckt Kaiser seinen Arm aus. Er hält dem Mädchen etwas hin.

Geld.

Jürgen Kaiser hält dem Mädchen, das seinen Vater gerade geistesgegenwärtig vor einem einsamen Tod in einem menschenleeren Garten bewahrt hat, einige Geldscheine hin.

Anja löst sich ganz von Hanna und sieht Kaiser entsetzt ins Gesicht.

Kaiser nah.

Sein Ausdruck verändert sich nicht. Er wehrt nicht innerlich ab, aber er sagt auch nichts.

Er sagt nichts, weil er nicht versteht. Noch nicht.

Anja schüttelt den Kopf.

Ogott.. hören wir.

Sie geht ganz schnell zur Seite, als müsse sie sich übergeben.

Jetzt steht Kaiser frei.

Wir sehen ihn mit seiner Geldbörse, mit seinen Geldscheinen in seiner ausgestreckten Hand.

Wir sehen seine Frau neben ihm. Zuerst sieht sie zu Boden, dann ihm ins Gesicht.

Sie sagt nichts.

Dazu gibt es nichts zu sagen. Ihr Blick: Verachtung.

Auch sie verlässt die Stelle.

Wir hören sie rufen.

Anja…?

Da steht er. Mit seinem Geld.

Allein.

Der Herr.


Jetzt versteht er.

Er wirkt beschämt.

Er tut uns leid.


Er kann uns Leid tun.

Bare Münze ist eben doch nicht immer die passende Valuta

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2007-2008 Heino Ferch (im Alter von 44) – Jürgen Kaiser, Karoline Herfurth - Anja, Veronika Ferres - Hanna, Michael Gwisdek - Großvater Walter

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Kommentar 1:

So kurz diese Szene ist, sie ist großartig. Sie zeigt, wie Film erzählt.
Film erzählt durch Figuren. Figuren handeln und offenbaren uns dadurch Geschichten – ganz ohne Worte.
Diese Szene erzählt über den Charakter von Jürgen Kaiser mehr als ein hundertseitiges Exposé. Über seine Verhärtungen, seine Unfähigkeiten, seine Sicht der Dinge. Eine einzige Geste offenbart ein ganzes Weltbild.
Es heißt: mit Geld ist jede Schuld zu begleichen. (Im übrigen sehr kapitalistisch im real existierenden Sozialismus…) Und gleichzeitig erzählt uns die Szene, wie unwahr diese subjektive Realiät ist, wenn wir sie mit der Elle der Empathiefähigkeit messen… Großartig inszeniert. Regie: Roland Suso Richter Drehbuch: Thomas Kirchner .

Kommentar 2:

Magere Münze zur Bezahlung eines viel höheren Wertes: s. a. Der geheimnisvolle Schatz von Troja: Schliemann hält dem Landbesitzer 40 Francs hin, - mehr hab´ ich nicht , nehmen Sie es, es gehört Ihnen – eine Lächerlichkeit.

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Montag, April 14, 2008

Filmszenen I ..was einem besonders zu schaffen macht...in: Das Wunder von Berlin, Teil 4B.

Heino Ferch - Jürgen Kaiser. Regie: Roland Suso Richter 2007-08

ZDF Trailer Das Wunder von Berlin

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Das Wunder von Berlin Teil 4B

Aussen. Nacht.

Das Haus der Kaisers. Alles dunkel.

Nach ein paar Sekunden geht im ersten Stock ein Licht an.

Voice over, während der Überblendung in die Küche der Kaisers.

Fernsehsprecher:

Ich freue mich jetzt hier, liebe Zuschauer, wir haben jetzt hier die sechsfache Goldmedaillengewinnerin der letzten Olympischen Spiele…

Wir lugen aus der Küche hinter der halb geöffneten Tür mit Anja zusammen in das Wohnzimmer der Kaisers. Wir sehen das bunte Bild der Farbfernsehers, über die Lehne des Fernsehsessels hinweg. Jürgens Hinterkopf überragt ein wenig die Lehne.

….Kristin Otto

Wir folgen Anja in die Küche zurück. Sie geht zum Kühlschrank,

gießt sich ein Glas Milch ein. Trinkt, wischt sich den Mund mit dem Handrücken ab.

Im Hintergrund erinnert der Sprecher an Kristin Ottos Ergebnis in 4 x 100 m Freistil: … 3:40,63 , das ist schneller als der Weltrekord…

Der Sprecher berichtet weiter:

..noch führt sie -Kristin Otto liegt in Front – kann sie es schaffen, kann sie es halten…kann sie eine großartige Karriere damit krönen...?? das sieht so aus…!!

Wir werfen mit Anja noch einmal einen vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer.

Jürgen Kaiser soll Anja nicht hören. Er mag sie nicht.

Kaiser – er trägt einen alten blauschwarz karierten (!) Bademantel – steht mit dem Rücken zum Bildschirm, die Hände in den Taschen des Mantels vergraben und:

---weint!

Der Fernsehsprecher:

…sie hat es geschafft…!!! Sechsfache Goldmedaillengewinnerin..wann hat es das je gegeben….

Der Bildschirm nah.

Auf ihm glänzen sechs Goldmedaillen, hinterfangen von der Flagge der DDR.

Anja starrt Kaiser verständnislos an.

Kaiser dreht sich dem Bildschirm wieder zu.

Aus dem Augenwinkel nimmt er Anja wahr, wirft ihr einen Blick zu, schaltet dann den Fernseher aus. Kristin Otto mit sechs Goldmediallen um den Hals erlischt.

Kaiser laufen noch immer die Tränen übers Gesicht. Er lächelt hilflos.

Anja starrt weiter.

Die Pause dehnt sich ins Peinliche.

Kaiser, - endlich sagt er etwas - :

Da könnte mein Marco stehen.

Er versucht, sich vor dem jungen Mädchen zu fassen.

Noch einmal blickt er zum Fernsehschirm.

Pause. Dann, bitter:

..da zeigt sich ja wohl eindeutig, welches das überlegene System ist…

Er wirft noch einen unsicheren Blick zu Anja.

Ein hartes „Tja.“ fegt alle seine Träume Hoffnungen und Wünsche weg.

Er geht.

Anja beeilt sich, auch von diesem Ort der Peinlichkeit wegzukommen.

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2007-08 Heino Ferch (im Alter von 44) – Oberstleutnant der Stasi Jürgen Kaiser, Kostja Ullmann – Marco Kaiser, Jürgens Sohn, Veronika Ferres – Hanna Kaiser, Jürgens Gattin, Karoline Herfurth – Anja, Marco´s Freundin, Hermann Beyer – Der Professor.

Kommentar 1:

(just for the records:

s.a. Der Tunnel. Wir sind dort Zeugen, wie sich der Protagonist Harry Melchior (Heino Ferch) die Nationalmeisterschaft der DDR erschwimmt…Hier und heute beobachtet der Protagonist Jürgen Kaiser (wieder Heino Ferch) erneut einen Schwimmsieg der DDR. Die Auswahl des Schwimmsports, szenarisch besetzt mit demselben Schauspieler in diesen beiden Roland Suso Richter Filmen, ist m.E. ein gewollt reminiszenter Bezug mit einem Augenzwinkern - ähnlich wie der Name Scholz für Fritzi in „Der Tunnel“ für die Bubi Scholz-Story (Regie: Roland Suso Richter) und die Besprechung der Tunnelbauer in einer Kneipe namens Der Boxer mit Bubi Scholz-Fotos an den Wänden gewollt reminiszente Cameo-Bezugnahmen sind.)

Kommentar 2:

Mehrmals über die Jahre tragen Filmfiguren, die HF verkörpert, in einer bestimmten Situation geradezu kanonisch - ein blauschwarz kariertes Hemd. Dieses blauschwarz karierte Kleidungsstück, ist eine Chiffre und ein Topos. Momentan glauben wir, es diese Chiffre ist mit einem emotionalen Status von tiefer, tiefster Verbitterung und Tränen der Enttäuschung der Figur verknüpft. Drei Beispiele:

Hölle im Kopf: Die Abrechnungsszene von Marc Hofmann mit seiner Gattin. Seine Emotionen wenden sich rückwärts in die Vergangenheit, an das, was Verbitterndes passiert ist. Das Hemd ist so beleuchtet, dass es blauschwarz kariert wirkt.
Mord am Meer: Anton Glauberg allein im Hotel, als er die Fotos seines toten Bruders betrachtet. Ihn überwältigt die Trauer und Verbitterung über das Geschehene. Er weint.
Hier in Das Wunder von Berlin: Verbitterung, innerer Blick zurück, Tränen.

HF hat das Requisit des karierten Hemdes einige Zeit in der Frühzeit seiner Filmkarriere als nicht negativ besetztes Erkennungs- und Markenzeichen in Beziehungsstories getragen, z.B. in Küss mich!, z.B. in In Spiel um Dein Leben!

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Freitag, April 11, 2008

Filmszenen I …Was einem besonders zu schaffen macht, ist die Dummheit….In: Das Wunder von Berlin. Teil 4A.

ZDF Trailer Das Wunder von Berlin

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…Was einem besonders zu schaffen macht, ist die Dummheit….In: Das Wunder von Berlin. Teil 4. Heino Ferch - Oberstleutnant im MFS Jürgen Kaiser. Regie: Roland Suso Richter 2007-08

Positionen: Marco - Hanna und Anja - Jürgen

Marco:

Marco war bei einer Gefechtsübung seinem Vorgesetzten gegenüber widersetzlich geworden.

Ein Soldat hatte sich beim Tritt in ein tiefes Loch einen offenen Beinbruch zugezogen.
Marco erkannte, anders als sein Zugführer, eine schwere Notlage. Das Abschießen der entsprechenden Signalrakete zwang er handgreiflich herbei. Ergebnis: Arrest.

Die Szene. In der Zelle

Insert auf zwei ineinandergelegte Hände. Die Knöchel der rechten Hand sind dick blau geschwollen.

Wir blicken durch das Sichtfenster der Zellentür nach innen.

Die Tür wird geöffnet.

Ein Soldat hält die Tür auf, salutiert. Ein hagerer Uniformierter tritt ein.

Marco fährt hoch, als er den Offizier erkennt.

Marco, vorschriftsmäßig:

Arrestzelle zwei belegt mit Soldat Marco Kaiser.

Die Tür wird geschlossen. Der Offizier, es ist Major Wolff bleibt ruhig stehen.

Blickt kurz weg, überlegt, sieht wieder Marco in die Augen.

…was einem besonders zu schaffen macht, ist die Dummheit, Genosse Kaiser…

Eine Kopfbewegung bedeutet Marco, dass er sich setzen soll.

Das Wunder von Berlin. Marco Kaiser in der Arrestzelle. (Kostja Ullmann)

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Der Offizier kommt langsam näher, Schritt für Schritt, bleibt direkt vor Marco stehen. Wir sehen Marcos vor Angst weit aufgerissene Augen.

Major Wolff positioniert sich fest vor Marco.

Tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten.

Das geht vor´s Militärgericht.

Weicher, Privatmeinung:

Sie ham dieser Pfeife richtich eine reingedonnert…

..Kiefer gebrochen…

..und bei Ihnen die Knöchel…

Pause.

Sie wollten einem Genossen helfen, das kann Sie auch qualifizieren, mehr zu wollen, Verantwortung zu übernehmen.

Marco senkt den Blick.

Major Wolff:

Etwas Besonderes zu sein. Eine Elite.

Marco wagt es, dem Offizier in die Augen zu sehen.

Pause.

Major Wolff:

Weitermachen.

Marco schießt von seinem Sitz hoch. Nimmt Haltung an. Die beiden Männer, der Alte und der Junge, sehen sich in die Augen. Der Major wendet sich ab und verlässt die Zelle.

Schnitt.


Der Großvater vor dem Fernseher.

Fernsehsprecher:

„Gorbatschow äußerte sich auf einer Sibirienreise in Krasnojarsk: Die Perestrojka ist doch kein Spiegelei, das man serviert bekommt. Jeder müsse mitmachen bei der Veränderung. Der Generalsekretär fordert eine Veränderung von Grund auf. (…) Jetzt ist die Zeit der Taten.“

Schnitt.

Dezember 1988

Hanna und Anja. In der Kirche

Die Szene

Kircheninneres einer spätgotischen Backsteingotik-Kirche

Blick hoch zur Sängerempore.

Ein Chor hat sich neben der großen Orgel postiert, die Sängerinnen und Sänger stehen dicht an dicht. Wir hören zwei Liedzeilen aus Johann Sebastian Bach BWV227 „Jesus meine Freude

Jesus meine Freude,

Meines Herzens Weide..

Kameraschwenk herunter zu den Kirchenbänken.

Die Bänke sind bis auf den letzten Platz besetzt. Beinahe sofort entdecken wir unter den Anwesenden Hanna Kaiser, neben ihr Anja und auch der Großvater ist dabei.

Hanna lächelt. Ihr Lächeln grüßt einen Bekannten.

Wir folgen Hanna´s Blick auf die linke Seite der Bankreihen hinüber.

Dort dreht sich gerade der Professor (Hermann Beyer) nach Hanna um, er scheint sie im Moment entdeckt zu haben, grüßt, erfreut. Auch der Professor ist nicht allein gekommen. Neben ihm sitzt seine Lebensgefährtin.

Schnitt.

Ende der Veranstaltung. Abends.

Auf der Straße.

Wir sehen durch eine Kameraoptik. Der Kircheneingang und alle Besucher des Konzerts werden beim Verlassen der Kirche gefilmt und fotografiert. Verzitterter Zoom auf Hanna und Anja.

Jetzt wissen wir, dass die Stasi Hanna´s und Anja´s Anwesenheit auf dieser friedlichen Protestveranstaltung – denn nichts anderes ist ein Konzert mit BWV227 – in ihre Stasi-Akten Aufnahme finden wird. – Mit unabwägbaren Folgen für sie und für Jürgen, der selbst Stasi-Funktionär ist.

Text BWV 227, Motette (der Text ist im übertragenen Sinne auf aktuelle politische Verhältnisse in der DDR transferiert zu verstehen)

Jesu, meine Freude

Jesu, meine Freude,
Meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier,
Ach wie lang, ach lange
Ist dem Herzen bange
Und verlangt nach dir!

Gottes Lamm, mein Bräutigam,
Außer dir soll mir auf Erden
Nichts sonst Liebers werden.

Es ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.

Unter deinem Schirmen
Bin ich vor den Stürmen
Aller Feinde frei.
Laß den Satan wittern,
Laß den Feind erbittern,
Mir steht Jesus bei.
Ob es itzt gleich kracht und blitzt,
Ob gleich Sünd und Hölle schrecken:
Jesus will mich decken.
Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Trotz dem alten Drachen,
Trotz des Todes Rachen,
Trotz der Furcht darzu!
Tobe, Welt, und springe,
Ich steh hier und singe
In gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Abgrund muss verstummen,
Ob sie noch so brummen.


Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

Weg mit allen Schätzen!
Du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust !
Weg ihr eitlen Ehren,
Ich mag euch nicht hören,
Bleibt mir unbewusst!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
Soll mich, ob ich viel muss leiden,
Nicht von Jesu scheiden.

So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen; der Geist aber ist das Leben um der Gerechtigkeit willen.

Gute Nacht, o Wesen,
Das die Welt erlesen,
Mir gefällst du nicht.
Gute Nacht, ihr Sünden,
Bleibet weit dahinten,
Kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Dir sei ganz, du Lasterleben,
Gute Nacht gegeben.


So nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat, eure sterbliche Leiber lebendig machen um des willen, dass sein Geist in euch wohnet.

Weicht, ihr Trauergeister,
Denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
Muss auch ihr Betrüben
Lauter Zucker sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
Dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

Textquelle Zit.n.: www.cs.ualberta.ca

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geht immer noch weiter, wir schreiben noch...

2007-08 Heino Ferch (im Alter von 44) – Oberstleutnant der Stasi Jürgen Kaiser, Kostja Ullmann – Marco Kaiser, Jürgens Sohn, Veronika Ferres – Hanna Kaiser, Jürgens Gattin, Karoline Herfurth – Anja, Marco´s Freundin, Hermann Beyer – Der Professor.

Kommentar 1:

(s.a.: Gefechtsübung mit schwerer Verletzung, Ruf nach dem Sanitäter: s.a. Der Unhold. Gefechtsübung, schwere Verletzung, Ruf nach Sanitäter: ähnliche Struktur. s.a. Variante davon in "Die Luftbrücke" -> Flugzeugbrand)

s.a. Dialog in der Arrestzelle zwischen Machthaber (Major Wolff) und mutigem, aber unterlegenem Gegner /Oppositionellen (Marco): Diskussion über Motivation, Vision "Sie wollen mehr": s.a. Julius Caesar . Julius Caesar sucht Vercingetorix in dessen Arrestzelle auf, Diskussion über die Vision "..schaffst Du es, Deine Vision beizubehalten..".

Wir sind ehrlich gesagt, ratlos, wie es zu diesen strukturellen Ähnlichkeiten kommt. Liegen sie nur im Auge des Betrachters oder fand da irgendeine Diskussion um die Dramatisierungsmöglichkeiten bestimmter Inhalte statt...)

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siehe auch Relaunch von
www.filmszenen.net,
www.filmszenen.podspot.de

und französische Version Wikipedia-Eintrag

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Samstag, April 05, 2008

Filmszenen I ...der Fenske ist tot... in: Gefährliche Verbindung.

Teil 1. Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1992-93

Teaser Film Gefährliche Verbindung. Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1991

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF.

...der Fenske ist tot... in: Gefährliche Verbindung. Teil 1 Heino Ferch - Andi Fischer. Buch: Mechtild Heckmann, Regie: Uwe Janson 1992-93

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Story Line des Films->

Vor der Szene

Eine glänzend grüne Laubhecke. Die Kamera fährt daran entlang. Wir hören Vogelgezwitscher. Durch das dichte Blättergrün erspähen wir weiße Gartenstühle, einen blaugestreiften Sonnenschirm, der Busch vor unserer Nase blüht hübsch gelb.

Erste Dissonanz: Eine Frauenstimme, sie keift lauthals. Offensichtlich im Streit mit ihrem Ehemann.

Der Gartenzaun ist nur drei Schritt von der grünen Haus-Eingangstür entfernt. Ein junger Mann mit Lederjacke und Aktentasche kommt heraus, sperrt ab.

Der Ehestreit scheint von den Nachbarn zu kommen. Die beiden werden lauter.

Totale,

als der junge Mann auf sein gelbes Mountainbike steigt:

Eine Reihenhaus-Zeile für arme Leute.

Gräuliche Mauern, Haustüren mit gelben Riffelplastikwindfängen dicht an dicht. Bauweise Typ Papierwand ohne Schallisolierung.

Die Straße eine Sackgasse, das Gegenüber der Reihenhausfront eine alte verfallene Fabrikhalle. Aufgelassene Laderampe, man sucht unwillkürlich nach Ratten, die hin- und herhuschen. Asphalt schadhaft.

Den jungen Mann stört´s scheinbar nicht. Er ist gut gelaunt. Seine Welt. War schon immer so.

Normal.

Wir begleiten ihn auf seinem Weg zur Arbeit, er fährt am Fluß entlang, am jenseitigen Ufer sehen wir die Produktionsanlagen von Chemiefabriken. Auf der Hauptstraße erkennt er eine junge Frau in ihrem Auto, scheinbar sind die beiden schon lange miteinander bekannt.

Er:

Regine!

Und noch mal, er winkt:

Regine!

Regine hat´s zwar gerade eilig, ruft ihm aber ihre Telefonnummer zu, er soll sich melden.

Wir sehen ihn in ein Werksgelände einfahren. Im Hintergrund ragen Kamin- und Gas-Abfackelungstürme auf. Ein großes Schild am Schlagbaum des Geländes nennt uns den Firmennamen.

Komec AG.

Auf dem Weg in die Umkleide sieht unser Mann, er heißt übrigens Andreas Fischer (Heino Ferch im Alter von 29), die Frau seines Kollegen und Freundes Uli Fenske mit ihrem Söhnchen an der Tür des Betriebsratszimmers.

Sein Versuch, mit ihr zu sprechen, wird vom Betriebsrat verhindert. Der Mann drückt Andy mit der Hand von Pia weg.

Lass man.. sagt er, is schon gut, Fischer..

Und verschwindet mit Pia Fenske im Betriebsratszimmer.

Andy reagiert besorgt auf das, was er da sieht. Ist der Arbeitsplatz seines Kollegen in Gefahr? Uli Fenske scheint jetzt schon zum dritten Mal wegen Krankheit auszufallen.

Später.

Andy und sein Kollege Stephan und ein Dritter bei der Arbeit. In der Fabrik wird Pflanzenschutzmittel (s.a. Chlorphenole . Wenn Chlorphenole erhitzt werden, entsteht Dioxin) produziert.

Die drei schaufeln giftgelbes Pulver in Abfalltonnen.

Der gelbe Staub wirbelt dabei in Wolken hoch. Die Atemschutzmasken bleiben an der Wand. Man setzt sie nicht auf, weil man sich unterhalten will.

Plötzlich muss Stephan heftig husten, der Husten ist fast schon ein Erstickungsanfall. Die beiden anderen gehen mit einem Scherzchen darüber hinweg.

Die Szene

Nach der Schicht. Im Umkleidebereich. Wände aus –zig grünen Metallspinden. Andy hat wohl gerade geduscht, er steht mit nacktem Oberkörper an seiner geöffneten Spindtür.

Schaut im Rasierspiegel nach irgendetwas in seinem Auge, er zieht die Lider weit auseinander.

Man sieht das saubere Augenweiss. Keine Verfärbung, etwa durch eine Leber- oder Nierenbelastung.

Die Jungs blödeln herum, nehmen sich gegenseitig auf den Arm, spielen unbeschwert wie junge Hunde.

Andy schnappt seinem Kollegen eine Hippie-Glitzer-Sonnenbrille aus dessen Spindtür, setzt sie auf.

Als der Kollege es bemerkt und sie ihm wegnehmen will, taucht Andy mehrmals so blitzschnell zwischen den Händen des Anderen durch, dass man sich unwillkürlich fragt, woher er dieses Reaktionstempo hat.

Wir erfahren es später: Andy trainiert, wie seine Arbeiterkollegen hier, einen typischen Arbeiterklassensport: Boxen.

Andy rubbelt sich mit dem Handtuch die Haare trocken.

Zum Anderen:

Gib´mal´ n´Kaugummi.

Der Andere nimmt seinen Kaugummi aus dem Mund und bietet ihn Andy an. Der will ihn nicht. Komisch. Also steckt der Kollege ihn sich wieder zwischen die eigenen Kauleisten.

Einer der vier erwischt Uli Fenskes Werksfahrrad, ein zweites taucht auf, man fährt ein Wettrennen zwischen den Spinden hindurch.

Die Zuschauer schreien ohrenbetäubend, um die Rennradler anzufeuern.

Endlich fällt einer hin.

Die gute Laune ist immer noch nicht weg

Andy, fröhlich: ÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜben!

Der Gestürzte steht auf.

Man will sich gerade für ein Fußballspiel verabreden, da geht die Tür zum Gang auf.

Der Vorarbeiter kommt herein. Er ist bedrückt. So bedrückt, dass die laute Laune der Anderen ganz schnell in sich zusammenfällt.

Der Vorarbeiter nimmt die Mütze ab dreht sie verlegen in den Händen. Er kommt langsam ein paar Schritte näher.

Jetzt sehen ihn alle an. Sie warten, was er zu sagen hat.

Der Vorarbeiter:

…der… Ulrich…

Schnitt. Wir vor Andy. Er steht immer noch mit nacktem Oberkörper da, ein dickes grünes Handtuch um den Nacken. Wir sehen, dass er nichts Gutes ahnt. Wir treten näher an ihn heran.

Man hört das Rauschen der Produktionsanlagen.

Schnitt auf den Vorarbeiter. Er sieht Andy ins Gesicht.

…der Fenske ist tot.

Sagt er.

Andy sieht den Vorarbeiter mit schwarzen Augen an, dreht sich dann mit einem Ruck weg. Er hat die Worte gehört, aber nicht begriffen.

Jetzt, Sekunde nach Sekunde, beginnt er zu verstehen. Sein Körper bewegt sich ein wenig rückwärts, als wolle er vor etwas zurückweichen, was ihn bedroht.

Film Gefährliche Verbindung. Heino Ferch - Andy Fischer

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF.

Er steht direkt neben Fenskes Spind. Sein Blick fällt auf Ulis Namen auf der Tür. Er hebt die Hand nach dem Namen.

Unruhe. Seine Hand beginnt unruhig an einem Aufkleber zu knibbeln, der unter Ulis Name auf die Tür geklebt ist.

Die Unruhe verstärkt sich, bis sie sich in einem hilflosen Faustschlag gegen die Tür entlädt.

---Hören statt Lesen Audio.mp3-> zum Soforthören

1992-1993 Heino Ferch ( im Alter von 29) – Der Chemiearbeiter Andy Fischer, Günter Lamprecht – Betriebsratsvorsitzender Kiefer, Jennifer Nitsch (+ 2004) – Regine Kiefer, die Tochter des Betriebsratsvorsitzenden, Tayfun Bademsoy – Kollege Stephan, Peter Sattmann – Dr. Schwarz, Geschäftsleitung Komec AG.

Kommentar 1:

Unserer Meinung nach spielt HF hier, 1992 noch meistenteils „streaming“, normal, extrovertiert.
Sofort ins Auge fällt der Stil von Jennifer Nitsch.
Ihre Figur „Regine“ scheint sehr viel zu fühlen, ein nicht abreissendes Band von starken und changierenden Emotionen scheint sie innerlich zu erfüllen,
Emotionen, die an der Außengrenze ihres Körpers Halt machen und durch ihre Gesichtszüge zart „hindurchdiffundieren“ ohne dabei sehr stark ihre Mimik in muskuläre Bewegung zu versetzen.

Dieses Gefühl von Emotionen, die direkt hinter ihrer Haut in ihrem Inneren stehen und durch ihre Mimik nur in Spuren hindurchtreten, gibt ihrer Darstellung unseres Erachtens etwas sehr sehr Intensives, das unsere Empathie stark aktiviert. Eine Darstellungsart, die wir bald auch bei HF finden werden und die er u.E. über die Jahre zu einer atemberaubenden Niveau gesteigert hat.


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