"...schön, daß ihr uns mal besuchen kommt!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2B in: Das Baby der schwangeren Toten. 1993-1994
"...schön, daß ihr uns mal besuchen kommt!" Heino Ferch als Michael Brauer. Teil 2B in: Das Baby der schwangeren Toten. Buch und Regie Wolfgang Mühlbauer, Bavaria Film für RTL 1993-1994
Die Geschichte knüpft an eine tatsächlich stattgefundene Begebenheit an, das "Erlanger Baby" von 1991->
teaser
Bildquelle und alle Bildrechte bei Bavaria Filmproduktionsgesellschaft für RTL
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Die Szene
Close up auf zwei Hände, aufgelegt auf den Bettrand. Die Arme stecken im blauen sterilen Kittel. Es sind Michas Hände.
Er drückt mit regelmäßigen langsamen Bewegungen einen blauen Beatmungballon zusammen, dessen Luft über den Tubus in Marinas Lungen gepreßt wird.
Micha beatmet Marinas Leib. Indirekt beatmet er damit auch sein Baby im Mutterleib. Aus seinen Händen kommt der Lebensatem für sein Kind, für den Körper seiner Freundin.
Eigentlich eine völlig unmögliche Extremsituation, die dem unvorbereiteten Beobachter die Schweißperlen auf die Stirn treiben könnte.
Hier im Krankenhaus ist das temporäre Beatmen des Komapatienten durch einen Angehörigen nicht viel mehr oder weniger als eine Methode, den Angehörigen mit einzubeziehen.
Wir hören das regelmäßige Piepsen des Pulszählers. Marinas Herzschlagfrequenz. Sie ist o.k.
Die Kamera fährt zurück.
Amerikanische.
Wir bekommen immer mehr zu sehen, Marinas Kopf und Körper, das Bett, Michas Gesicht. Er wirkt ein wenig traurig und ängstlich, aber auch konzentriert. Er will alles richtig machen.
Schwester Susanne, die ältere Schwester, tritt neben Micha und überprüft, ob er es gut macht.
Sr. Susanne Richtig, das gefällt ihr. Sie merkt, daß es von Ihnen kommt und nicht von einer Maschine.
Ein Blick auf den selbstgemalten Baby-Adventskalender an der Wand zeigt uns: noch zwei Wochen bis zum Geburtstermin.
Wir befinden uns auf einer Intensivstation, das heißt, das Zimmer ist mit Überwachungstechnik vollgestopft.
Am Kopf des Bettes ist mittlerweile ein kleiner Fleck Privatheit eingeflossen: eine Stoffgiraffe. Sie äugt über den Bettrand auf Marina herab.
Schnitt.
Blick zur Tür.
Von dort treten zwei Leute in blauen sterilen Kitteln näher.Ängstlich, steif.
Es ist das Nachbar-Ehepaar.
Die Frau hält ein Geschenk in der Hand.
Schwester Susanne nimmt die beiden in Empfang.
Die Zwei blicken geschockt, mit offenen Mündern auf das Bild, das sich ihnen bietet.
Da sitzt mitten zwischen Apparaten am Bette einer scheinbar schlafenden Frau ihr Nachbar Micha und – BEATMET die Schlafende.
Schwester Susanne bemerkt das Entsetzen der Beiden, sieht zu Micha hin und erkennt selbst die Situation für einen Moment mit den Augen der geschockten Besucher.
Die Nachbarin ängstlich zu Sr. Susanne. Dürfen wir?
Sr. Susanne bittet mit einer einladenden Geste, näher zu treten.
Komm´ Sie nur rein! und geht aus dem Raum.
Die Nachbarn schleichen geradezu näher. Micha blickt auf und lächelt beide an.
Hallo Helga, hallo Paul! Schön, daß ihr uns mal besuchen kommt!
Während er spricht, beatmet er weiter, bleibt sitzen. Er gibt sein Lächeln an die scheinbar schlafende Marina weiter.
Die Nachbarn sind so verängstigt, daß sie sich beim Näherkommen an der Hand festhalten wie Hänsel und Gretel im finstern Wald.
Michaels Lächeln soll Normalität signalisieren.
Er selbst ist seit Monaten in dieser Umgebung, für ihn ist sie eine Art zu Hause geworden.
Durch den geschockten Blick der Nachbarn werden wir mit Wucht wieder an das äußerst Extreme dieser Situation erinnert.
Die Nachbarin bemüht sich, Michas Versuch, Normalität zu signalisieren, aufzunehmen. Sie sagt, zwar etwas atemlos:
Sie sieht ja prima aus! Zu ihrem Mann: Ich hab´ mir das ganz anders vorgestellt.
Paul Sie sieht ja ganz lebendig aus, gar nicht, als wenn sie tot wär´. Sind die Ärzte da ganz sicher ?
Micha blickt, während er weiter pumpt, voller Missbilligung kurz zu Paul und dann wieder zu seiner Verlobten.
Ich weiß es nich... sagt er Jeder sagt einem was andres.
Langsam nehmen wir und auch alle im Raum Anwesenden neben dem Herzfrequenzpiepsen ein zweites Geräusch wahr.
Es klingt wie eine kleine eilige Uhr, deren Tictac durch ein Micro verstärkt wird.
Paul entdeckt den dazu gehörenden Monitor, beugt sich vor.
Das ist doch der Herzschlag von Eurem Baby!
Micha lächelt wieder: Theoretisch könnte es jetzt schon leben.
Helga Ja, das hamse bei mir auch gemacht - -s´hört sich an wie bei eim´ klein´ Vogel!
Wir sehen noch ein paar Augenblicke Micha, er beobachtet den Brustkorb und Marinas Gesicht im Wechsel, will sehen, ob seine Atemspende Wirkung zeigt. Er scheint froh. Seine Angst hat sich verwandelt. Zurecht.
Sein Kind ist jetzt auch dann überlebensfähig, wenn die Lebensfunktionen von Marinas Körper zusammenbrechen würden. Eine Kaiserschnitt-Frühgeburt wäre jetzt machbar.
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1993/94 Heino Ferch – Michael Brauer, Anna Utzerath - Marina Ley , Rosel Zech - Betty Ley, Marinas Mutter , Schwester Susanne - Angelika Bender, Professor Stuck - Hans Zischler , Dr. Baumann - Udo Wachtveitl, Frau Professor Sutter - Eva Kryll
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