Freitag, Februar 10, 2006

"...Jetzt wird´s aber Zeit, Dr. Mühlhausen!" in: Das Konto. Teil 1A(Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden. Buch: Martin Pristl,

"...Jetzt wird´s aber Zeit, Dr. Mühlhausen!" in: Das Konto. Teil 1A (Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden. Buch: Martin Pristl, M. Imboden, 2003-2004

Text : ignazwrobel

Bildquelle: http://www.daserste.de/, Bilder: Boris Laewen

Erste Szenen porträtieren unseren Mann, Dr. Michael Mühlhausen, in den verschiedenen Rollen seines Alltags, beruflich und privat: als Manager, als Ehemann, als Vater.

Jetzt wird´s aber Zeit, Doktor Mühlhausen!

Nacht. Wir verfolgen den Weg eines Security-Mannes durch Räumlichkeiten der Olson AG:

Empfangshalle, Kantine. Totalen vermitteln uns einen ersten Eindruck der Firma.
Es ist offensichtlich ein Konzern. Der Blick in die Empfangshalle mit zwei Rolltreppen und Deckenlichtermeer scheint groß wie eine amerikanische Shopping- Mall.

Eine zweite Totale in die Kantine, in die der Wachmann geht, um sich sein Pausenbrot zu schmieren, zeigt uns Räumlichkeiten, die weit über Hundert Angestellten Platz zu bieten scheinen.

Der Wächter kehrt zurück in den Überwachungs-Leitstand in der Eingangshalle, setzt sich, beißt in sein Pausenbrot.

Eine Bewegung auf einem der drei Kontrollbildschirme zieht seine Aufmerksamkeit an. Wir verfolgen zusammen mit dem Wächter via Bildschirm den Weg einer Person über die Gänge, per Knopfdruck wechselt der Securitymann die Beobachtungskameras.

Der nächtliche Überstundenschieber, ein Mann in grauem englischen Zwirn, Mitte Ende dreißig, kann auf jedem Meter seines Weges bis in die Tiefgarage beobachtet und gehört werden.

Mit Aktenkoffer und Mantel in der Hand tritt er aus einem Büro auf den breiten Flur. Das Geräusch der Tür, als er sie ins Schloß zieht, verrät uns durch ein leises distinguiertes Klicken, daß es sich um einen leichte Tür aus echtem Holz handelt, wie sie nur in der Management-Etage zu finden ist, also nicht um eine normale DIN ISO Büro-Kunststofftür. Der Mann ist offensichtlich Manager.

Wir verfolgen seinen Weg über die Gänge.

Er macht eine ausgleichend ziehende Bewegung des Kopfes erst gegen die eine, dann gegen die andere Schulter. Die Bewegung zeigt uns, dass er - wohl von langem starren Sitzen am Schreibtisch - verspannt ist, durch die Bewegung die Verkrampfung zu lösen versucht. Er hat offensichtlich bis tief in der Nacht gearbeitet.

Ein paar Bildschirmausschnitte der Überwachungskameras später sehen wir seine Ankunft an der Lifttür. Er drückt den Liftknopf und wartet.

Schnitt.

Wir im Lift. Die Türen schnellen auf. Wir werden unfreiwillig Zeuge der Geste, mit der sich der Mann gerade noch die Müdigkeit aus dem Auge gewischt hat. Er tritt dicht an uns vorbei in den Lift. Während der Liftfahrt, der Mann steht ruhig da und wartet das Ende der Fahrt ab, können wir ihn genauer betrachten.

Frischer exakter Haarschnitt, schlank, wirkt gesund und prinzipiell optimal leistungsfähig.

Zu dieser späten Stunde hat er den Hemdknopf seines White-Collar Hemdes geöffnet, die Krawatte etwas gelöst. Er atmet durch, sein Lidschlag ist müdigkeitsbedingt langsam. Er erlaubt sich, kurz die Augen zu schließen, senkt dabei einen Moment den Kopf.

Wir sehen, er kämpft mit der Müdigkeit, versucht erneut, sich den Schlaf aus den Augen zu zwinkern.

Das hat der Wächter via Überwachungskamera der Liftkabine auch gesehen. Er spricht den Mann über die Notfall-Sprechanlage an.

Jetzt wird´s aber Zeit, Doktor Mühlhausen!

Mühlhausen erschrickt nicht, er ist sich offensichtlich des Umstandes bewußt, im Lift beobachtet zu werden.

Er deutet in Richtung der Sprechanlage, aus der er die Stimme des Security-Mannes gehört hat, ein schwaches Lächeln an und sagt, ein wenig eitel:

Irgendeiner muss den Laden ja schließlich am Laufen halten.

Schnitt auf den Wächter im Leitstand.

Haben Sie mal wieder einen Tipp für einen armen Nachtwächter, der seine lausige Pension aufbessern will?

Wir blicken zusammen mit dem Nachtwächter auf den Beobachtungsbildschirm und sehen Mühlhausen jetzt aus der Überwachungs-Kameraperspektive schräg unter uns im Lift stehen, abgewandt.

Er spricht wieder in die Sprechanlage neben der Tür:

Ich warne Sie, Heinz ( er hat den Wächter an der Stimme erkannt und kennt ihn offensichtlich schon so lange, daß er ihn beim Vornahmen nennen kann).

Sie entwickeln sich noch zum Zocker,

…aber ich warne Sie, - das macht süchtig.

Der Wächter: Ich hab´ mich im Griff!

Wir beobachten wie Voyeure Mühlhausen durch die Kamera in den Lift hinein. Mühlhausen hebt den Kopf, lacht, ist jetzt wacher.

Wer das sagt, bei dem ist es schon zu spät!

Der Lift ist angekommen, die Türen öffnen sich.

Mühlhausen verläßt den Lift. In der Tür bleibt er noch einmal stehen, dreht sich schnell um, - blockiert die Tür mit dem Ellenbogen - und blickt klar, gerade und exakt mit einem Blick in die Kamera, der nicht suchen muss.

Er kennt die Position des Überwachungsauges offensichtlich genau und sieht in das Objektiv. Scheinbar blickt er damit uns, die wir am Leitstandmonitor stehen, direkt ins Gesicht.

Kaufen Sie Olson AG. Wenn die Leute wie uns beide beschäftigen, kann´s mit den Aktien nur bergauf gehen.

Er begleitet seine Worte mit gezielten Gesten, die zeigen, daß er weiß, wo und wie er gesehen wird. Er hebt warnend den Zeigefinger gegen uns.

Keine Zeit!

Kaufen Sie diese Woche!

Er dreht mit einer abschließenden Bewegung weg, ist draussen. Während die Lifttüren sich schließen. wendet er sich noch einmal gegen uns, sein Zeigefinger schießt kurz an seine Lippen. Verschwörerisch:

--und schscht! Klappe halten!

Die Drehung gegen den Gang hin, von uns weg, mit der er das Gespräch von seiner Seite aus beendet, ist lässig, selbstbewußt, überlegen, selbstzufrieden.
Der Spalt zwischen den Türen verringert sich auf Null, die Lifttüren sind zugefahren.

Der Wächter verfolgt den weiteren Weg Mühlhausens in die Tiefgarage über die Leitstandbildschirme. Irgendwann sagt er halbleise:

Arschloch.

Na!

Er mag ihn nicht.

Mühlhausen steigt in seine silbergraue 7er Cabrio-Panzerkarosse und zerrt mit quietschenden Reifen aus der Tiefgarage.

Schnitt


-------------------------------
„…Frühstück ist fertig!“

Tiefe Nacht. Ein Wohnzimmer.

Die Einrichtung angenehm zeitloses Wiener Werkstätten Wohnambiente, unauffällig gediegen, nervenberuhigendes Licht aus zwei Vasen-Stehlampen mit Papierschirmen.

Im Vorübergehen nehmen wir am Fensterbrett eine kleine afrikanische Skulptur und Grünpflanzen wahr, kurz darauf den Stoffbezug der großen Couch mit afrikanisch anmutenden Tiermotiven.


Mühlhausen ist zu Hause. Er hat das Jacket schon abgelegt.

Jetzt streckt er sich auf´s Sofa, das direkt unter einem großen, mit weißen Stegen kassettierten Garten-Fenster steht, öffnet den Hemdkragen noch ein wenig.

Zeitliche Überblendung –aus Dunkel wird hell -Tageslicht strömt jetzt durch das Fenster, der fleißige Workaholic war auf der Couch eingeschlafen.

Überarbeitet.

Schnitt.

Close up auf Mühlhausens Gesicht im Profil. Er schläft tief und fest.

Unser Blick auf ihn wird von einem Rücken unterbrochen, der sich zwischen ihn und uns ins Bild schiebt:

weiche farbenfrohe Missoniwolljacke, eine braune Haarflut, eine Frauenhand mit Ehering legt sich zart und zärtlich auf Mühlhausens Wange. Gegenschuß auf die Frau.

Sie hat sich schon vorgebeugt, um ihn zu küssen. Wir sehen nur noch gerade einen Moment ihre Stirn und Augen. Sie küsst ihn sanft und genießend auf die Wange, auf die Stirn.

Bei der Berührung zuckt er ein wenig, erwacht aber nicht.

Wir sehen, dass dieser Mann zärtlich und behutsam geliebt wird. Wir sehen das ruhige klare Gesicht der Frau, angenehm.

Sie legt ihm zwei, drei Küsse auf die Wange. Jetzt reagiert er ein wenig deutlicher..

Ein leiser gequälter Laut, der per Reflex in seine Kehle gesteuert ist, zeigt uns, dass er zu früh geweckt wird, dass sein Unterbewußtsein ihn gerne in Morpheus Armen festhalten würde.

Die Frau richtet sich wieder auf, sagt leise:

Frühstück ist fertig.

Mühlhausens Wille reißt ihn in den Wachzustand, er bekommt die Augen noch nicht auf, quält sich ein halbleises

..guten Morgen..

ab.

Er drückt seine Hände auf sein Gesicht, stöhnt.

Als er die Hände herunterzieht, lugt endlich ein wach werdender Blick unter den Fingern hervor, er schaut herum, wie um sich zu orientieren.

Sein erster ganz erwachter Blick entdeckt seine Frau, ein zweiter, zum Fenster hinaus – den Tag.

Die freundlichen großen Augen von Charlotte Mühlhausen beobachten ihren Mann dabei zärtlich und geduldig.

Ein Blick auf seine Armbanduhr.

Gott, warum hast Du mich denn nicht geweckt?

Er ist sofort hektisch, robbt sich auf der Couch an ihr vorbei ans Fußende, um von dort aufzustehen. Ihr enttäuschtes und vorwurfsvolles Gesicht – ich hab´ dich eben geweckt – quittiert er mit einem ungeduldigen

Na vielen Dank!

Greift nach seinen Schuhen.

Frau Mühlhausen: Frühstückst Du mit mir?

Er: Du weißt doch genau, was ich im Moment um die Ohren hab!

Sie legt eine Hand auf seinen Rücken, probiert noch ein letztes Mal, sein Tempo zu drosseln.

Das ist nicht die Antwort auf meine Frage!

Er sofort ungeduldig, springt auf und rennt weg:

Ich kann nich´!

Die Frau ist allein auf der Couch sitzen geblieben, er aus dem Bild geflüchtet. Wir sehen ihre Enttäuschung.

Bildquelle: http://www.daserste.de/ / DEGETO / Boris Laewen

Das ist die Situation, so geht es kontinuierlich weiter, er hetzt herum, ungeduldig, in hohem Tempo, hektisch.

Schon ist er die Treppe hinaufgerannt.

Seine Frau ruft ihm nach:

Kannst Du Hannah heute trotzdem vom Tennis abholen?

Von oben Wasserpritscheln.

Sie geht zur Treppe, ruft nach oben:

Michael!

Er aus dem off:

ja, ja, mach ich!

Sie ist sehr frustriert, wendet sich ab.

Schnitt.

Wir blicken gerade nach oben zur Decke, sehen das Geländer der Treppe ins Obergeschoß. Plötzlich schnellt Michaels Kopf ins Bild - er schaut zu uns herunter.

Wo is´ sie überhaupt?

Seine Frau blickt überrascht nach oben.

Sie hat bei Ute übernachtet.

Schuß auf Michael: Kurzes Überlegen – Aha – der Kopf verschwindet wieder.
Minuten drauf eilt er fliegenden Schrittes, - neu eingekleidet – die Treppe herunter, nimmt sich keine Zeit, zu essen.

Stattdessen klaut er seiner Frau ihr Brötchen aus der Hand und einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse. Ein hastiger Kuss auf die Wange soll sie versöhnlich stimmen. Es funktioniert nicht, sie bleibt enttäuscht.

Er hastet zur Haustür, greift nach dem Aktenkoffer, reißt die Tür auf, eiliger Abgang,

Tschüss!

Frau Mühlhausen bleibt allein am eingedeckten Tisch zurück, der Teller ihres Ehemannes ist unberührt.

2003-04 Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen, Julia Jäger – Frau Charlotte Mühlhausen, Nadine Fano – Hannah Mühlhausen, die Tochter---------------

(Szenenstruktur s.a. Todfeinde Teil 2, Szene Klausmann kommt von der Nachtschicht, Rollenverteilung bei identischer Besetzung gegengleich.)

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"....wir können sie doch jetzt nicht allein lassen." Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen in: Das Konto. Szene Hotel Regie: Markus Imboden 2004

"....wir können sie doch jetzt nicht allein lassen." Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen in: Das Konto. Szene Hotel ; Regie: Markus Imboden, Buch: Markus Imboden, Martin Pristl. 2003 - 2004
von: ignazwrobel
Quelle: www.daserste.de, Bilder: Boris Laewen

„Du, das is´so lange her…ich denk´ da gar nich´ mehr dran.“


Szene Nachts im Hotelbett in einem Hotel in Zürich, Vater und Tochter sind auf der Flucht.

Charlotte, Mama, ist tot. Sie wurde aus dem dritten Stock aus einem Fenster des Hotels Atlantic in Hamburg gestoßen. Der Mord ist erst wenige Stunden her, beide, Vater und Tochter (das Mädchen ist vierzehn), sind noch unter dem ersten lähmenden Schock, trauern, weinen immer wieder.


Es ist kein Licht angeschaltet im Raum. - Halbdunkel.

Vom Fenster her ein wenig mattes Streiflicht über den Gesichtern, den Bettdecken. Kaum Farben. Kein Raum des Sehens, ein Raum des Lauschens, des Sprechens.

Das Kind schläft. Mühlhausen liegt auf dem Rücken, bewegt sich ein wenig, wir bemerken, er ist wach. Er trägt Reste seiner Tageskleidung, ein grünes kurzärmeliges T-Shirt. Schnitt auf das Kind, wir sehen seine großen schwarzen Augen weit geöffnet. Hannah ist aufgewacht.


Papa?

Mühlhausen liegt noch eine Weile reglos, mit offenen Augen. Sieht in Richtung Fenster, dann dreht er ein paar Zentimeter den Kopf. Er blickt zur Decke. Er muss seiner Tochter jetzt nicht ins Gesicht sehen, er hört und fühlt nur halbwach in ihre Richtung.


Ja.


sagt er leise.


Hannah: Du wolltest doch links schlafen. Die Beiden liegen genau anders herum, er rechts.

Er hebt mit einer sich in die Fakten ergebenden Geste ein wenig die Hände, lässt sie auf die Bettdecke zurückfallen.

Ja..


sagt er, leise, freundlich



Pause.

War Mama die erste Frau mit der Du zusammen warst?

Mühlhausen sieht weiter zur Decke, er liegt ganz flach auf dem Rücken, die Bettecke deckt seinen Brustkorb auf. Sein Körper wirkt ein wenig, wie aufgebahrt.

Er bewegt sich ein bißchen, wie man sich im Bett räkelt, wendet den Kopf noch etwas mehr in die Richtung seiner Tochter, sieht aber weiter zur Decke.


Pause.


Nein..
leise


Pause.

Warst Du der erste Mann für Mama?

Der Ton des Kindes wirkt ganz klein. Winzigkleine Wörtchen. Fast unwirklich. Die Szene ist eine Szene „zwischen der Zeit“ „ohne Zeit“ in einem eigenen kleinen Raum. Eine zart schillernde Seifenblase ernster Fragen und Antworten, die nur jetzt, im Kokon der Trauer, entstehen kann.

Nein, auch nich´…

Wie is´ das, wenn Du an eine von diesen Frauen denkst?

Das Kind ist ganz unter die Decke geschlüpft, nur der Kopf ist sichtbar. Die Gesichter der beiden sind kaum zu erkennen. Mageres Streiflicht von der Fensterseite her..

Hannah: …von früher mein ich..?

Pause.

Mühlhausens Stimme ist, als er antwortet, verschattet, überhaucht von einem melancholischen Schleier, der schwerelos über seinen Worten liegt, sich seiner Stimme anschmiegt, wie ein Foulard aus Chiffon.


Du, das is so lange her…


Er scheint zu überlegen


…ich denk´ da gar nich´ mehr dran.
Hannah insistiert: …aber wenn…

Er atmet durch, dann setzt er noch einmal an.

Wir sehen sein Gesicht ganz nah, zwischen Halblicht und Dunkelheit ein ruhiges, ernstes Gesicht. Augen, die absichtslos nichts fokussieren.

Er versucht, sich zu erinnern. Seine Stimme ist leise, ganz leise, beinahe alterslos, als spräche ein junger Mensch. Wir können die Stimme gerade mal so hören, manchmal bricht der Ton.

Er denkt nach, … seine Züge wirken ein wenig, wie eine Totenmaske. Dann:

Ich dachte jedes Mal, es ist die Richtige.

Im Halbdunkel schimmern die schwarzen Pupillen gläsern, tief, wie man es manchmal bei Tieren des Waldes sieht. Als wäre dort ein Raum, ein Fühlen, ein Sein, ein Wissen, das wir nur ahnen, aber nicht greifen können.


Mühlhausen: Ich war immer verliebt…..

Aber dann , -nach und nach, - merkt man….

…dass es doch nicht so läuft.


Die Stimme wird noch leiser, bedauernd.

Hannah: Ich kenn nur, dass es nich so läuft.

Sie hat ihn mit diesem Satz ganz aufgeweckt.

Er sieht zu ihr hin.

Mühlhausen, tröstend:
Das kommt schon noch.
Er redet so leise, dass die Stimmbänder nicht mehr ansprechen.

Pause.

Er blickt wieder weg.

Wechselnde Close ups in Mühlhausens Gesicht und das seiner Tochter.

Hannah: Hat bei Mama alles gepaßt, gleich so, alles? … von Anfang an?

Mühlhausen: Na ja, weißt Du, sie hat es mir nicht leicht gemacht.

Seine Stimme streichelt. Sie streichelt in der Erinnerung seine Frau. Drin und draussen oszillieren, verweben sich, es ist wie ein Hauch, der zwischen innen und aussen hin- und herstreicht.

Mühlhausen:

Wenn ich zu den anderen Mädchen gesagt hab: „Ich liebe Dich!“ haben die immer geantwortet: „Ich liebe Dich auch.“ Oder: „Oh, wie schön.“

Bei ihr war das ganz anders.

Seine Stimme ist traurig.

Sie hat gesagt: Mir haben das schon so viele gesagt. Die sind alle weg.
Sag´nich: ich liebe Dich – tu´s einfach.

Wir blicken Mühlhausen so dicht ins Gesicht, als lägen wir direkt neben ihm.
Wir sehen seinen sanften Wildtier-Blick. Der Blick glänzt dunkel. Ein Widerschein wie fernes Licht in tiefem Wasser. Da scheint ein Raum, der nur zu ahnen, aber unbetretbar ist. Wir folgen diesem Blick aus einem ganz privaten Damals in unser Hier und Jetzt.

Mühlhausen: So hat sie gelebt.

Hannah:

Und Du? …hast Du sie mal…..?


Mühlhausen: …meinst Du , ob ich sie betrogen hab´? Nicht so, wie Du das jetzt meinst, aber es gab mal eine Zeit, da wußt´ ich wohl nich´ so richtig, was ich an ihr hab´ und auch nich´, wie wertvoll mir so eine Freundschaft is´.

.. und wie ernst ihr alles is´.


Hannah: … und wenn sie Dich betrogen hätte…?


Mühlhausen: Weißt Du, eine Liebe is´ nich´ gleich zu Ende, wenn einer von Beiden mal einen Fehler macht…..

Er sieht jetzt klar und wach zu seiner Tochter hin, die aufmerksam zugehört hat.

Hannah: Können wir zu ihrer Beerdigung fahren?
Wir können sie doch jetzt nicht allein lassen…


Nein, sagt er, das könn´ wir nich`.



Ende dieses traumhaften Hauches einer wunderbaren, leisen Szene, die ihre Wirkung besonders als ruhiger Kontrapunkt im Gesamtfluss der vorher und nachher schnellen aufgeregten Filmhandlung entfaltet.
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2003- 2004 Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen, Julia Jäger – Charlotte Mühlhausen Filmographie Julia Jäger, Nadine Fano – Hannah Mühlhausen. Buch : Markus Imboden wikip. Markus Imboden ; filmportal.de Markus Imboden ; Internet Movie Database Markus Imboden
(Szenenstrukturen s.a. Winterschläfer: Szene: Rebecca: …ich liebe Dich …wenn Du willst; und: Der Tunnel: Szene Wohnung: Harry tröstet Fritzi, die weint, weil ihre Mama gerade verstorben ist. )
Storyline Haupthandlung
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"...Halt! Stehenbleiben!" in: Wedding. Teil 2. ( Klaus Asmus - Heino Ferch ) Regie und Buch: Heiko Schier, 1989

"...Halt! Stehenbleiben!" in: Wedding. Teil 2. ( Klaus Asmus - Heino Ferch ) Regie und Buch: Heiko Schier, 1989
Text : ignazwrobel

Halt, stehen bleiben!

(Quelle:filmportal.de)

Klaus rennt aus dem Wohnblockgelände hinaus auf die Straße. Der junge Polizist schreit ihm zu:

Halt, stehen bleiben!

Klaus ist auf der Straße, legt Tempo zu, der Polizist versucht hinterherzukommen, verliert ihn aber zunächst aus den Augen.

Wir blicken mit dem Polizisten zusammen suchend umher.

Unser Blick fällt auf ein offenes Maschendraht-Gittertor in einem Draht-Zaun, dahinter ein verlassenes Werksgelände, Hühner haben den Hof erobert, bevölkern ihn in Tornähe, watscheln herum, picken.

Der Polizist betritt langsam, lauernd, das Gelände, wartet, blickt suchend nach links und nach rechts, wir folgen ihm. Weit weg bellt ein Hund, der Polizist erschrickt ein wenig, sieht weiter suchend herum.

Wir stehen am Eingang und sehen ihm zu, wie er tiefer in das Gelände hinein geht. Die Hühner gluckern im Vordergrund, picken, gucken, ruckeln.


Schnitt.
Perspektivwechsel, der Polizist kommt auf uns zu.

Die rechte Bildhälfte füllt der Blick auf die Rückwand eines Holzschuppens, links sehen wir den Hof. Der Polizist nähert sich langsam.

Klaus steht an der Schuppenwand, erregt, lauert.
Er ist unter Hochspannung, pumpt noch heftig vom Rennen, lauscht, den Kopf in die Richtung gewandt, aus der der Polizist zu erwarten ist.

Als der Polizist noch zwei Schritte entfernt ist, spurtet Klaus wieder los. Der Polizist schreit ihm augenblicklich nach:

Stehenbleiben!

Die beiden jagen weiter, zwischen gelagertem Baumaterial hindurch, Klaus´ Gesicht spiegelt extreme Anstrengung, er rennt und rennt.

Die Kamera folgt dem schnellen Takt seiner fliegenden Schritte, dem hohen Tempo. Schnitte auf Klaus und den Polizisten im Wechsel, Klaus sieht sich gehetzt um, der Polizist fällt zurück, seine Kondition kann mit der von Klaus nicht mithalten.

Close up auf Klaus´ Schultern, den Kopf, wieder reißt er gehetzt den Kopf herum, schätzt ab, wie weit sein Verfolger herangekommen ist.

Close up auf den Polizisten, wir sehen die Dienstwaffe am Gürtel.

Klaus hat immer noch das Messer in der Hand, sein Tempo ist beachtlich, er lässt nicht nach. Anders der Polizist, der kann nicht mehr.


Wir bleiben bei ihm und bemerken, dass er Klaus verloren hat. Der Polizist verlangsamt sein Tempo, läuft aus, ist jetzt im Schritttempo, bleibt vor dem offenen Tor einer leeren Wellblech-Lagerhalle stehen, sieht hinein.

Drin ist es stockdunkel, bis auf ein quadratisches Fenster am hinteren Hallenende. Dort sehen wir eine kleine hastige Bewegung, erkennen Klaus, wie er das Fenster aufreißt, um hinauszuspringen. Er muß begreifen: das Fenster ist von aussen vergittert, kein Ausweg.

Schnitt. Wir in der Halle.

Amerikanische auf den Polizisten. Seine dunkle Silhouette, umrahmt vom hellen Ausschnitt des Sommmerhimmels draußen, wird größer, er kommt näher. Wir hören ihn schwer atmen, sein Gesicht glänzt. Er bleibt stehen, schaut, atmet, orientiert sich.

Schnitt auf Klaus. Noch immer hat er die Hand am Außengitter. Er starrt den Polizisten an. Nach einer Sekunde reißt er sich vom Fenster weg und rennt zum zweiten Hallentor. Er schreit. Der Schrei gellt durch die leere Halle, ohrenbetäubend.

Das zweite Tor ist abgeschlossen. Trotzdem versucht er, sich über die Klinke und den Türholm hochzukatapultieren, das Oberlicht der Halle zu erreichen.

Der Versuch ist nicht das Ergebnis von Überlegung, sondern das kopflose Ausbrechen eines Menschen, dessen Adrenalinschub seinen Körper durchflasht.

Klaus und der Polizist haben die Situation so verengt, dass beide jetzt in direkter Konfrontation stehen.

Klaus wirft sich mit dem Rücken gegen die Wand und reißt an den gestreckten Armen das Messer hoch, droht, verteidigt sich selbst, angststarr.

Der Polizist hat seine Dienstwaffe gezückt und hält sie beidhändig gestreckt vor sich, zielt auf Klaus.


Klaus schreit, er schreit mit jedem Atemzug, er schreit, bis er keine Luft mehr hat, neu Atem einsaugt und wieder schreit. Die beiden umkreisen sich, Klaus bewegt sich seitwärts und zwingt den Polizisten so in eine spiegelgleiche Gegenbewegung.

Die beiden umtänzeln einander, beide mit der gezückten Waffe, beide zielen an ausgestreckten Armen aufeinander, beide in höchster Erregung. Jedes Wort des Polizisten geht im nächsten Schrei von Klaus unter.

Die gellenden Schreie verängstigen den jungen Polizisten immer mehr. Klaus hört nichts mehr, er schreit nur noch.

Der irre Tanz setzt sich fort. Klaus entsetzliche Schreie, die in der leeren Halle ohrenbetäubend hallen, bringen den Polizisten auf ein extremes Erregungsniveau.

Klaus` Brüllen und im Kreis tänzeln ist Ausdruck letzter Hilflosigkeit und der junge Polizist wird dadurch, dass er die Situation durch Zurufe nicht ändern, bannen, besänftigen kann, immer erregter, panischer.

Klaus´ Augen sind bis zum Anschlag aufgerissen, die Pupille steht rund und frei, die Augäpfel treten aus dem Kopf, er brüllt mit weit aufgerissenem Mund, die Schreie durchzittern, durchrütteln uns, sie sind unerträglich und haben keine Ende. Sie durchzucken alle Muskeln, alle Nerven, aufhören, aufhören, wann, wann, wann ist endlich Ruhe?

Gar nicht. Klaus schreit und schreit, der Polizist wird lauter, endlich schreit er auch, panisch, am Limit, er schließt die Augen….



Schnitt.


Die Halle von Außen.

Ein Knall.


Dann Stille.


Wir sehen die weiße Stirnwand der Halle, das dunkle Maul des Hallentor-Eingangs,

Nichts passiert. Wir warten.


Schnitt. Wir sehen Susanne, sie hat das Gelände erreicht und läuft langsam zwischen gelagertem Baumaterial hindurch.


"...durchhalten. Arzt kommt gleich." Heino Ferch als Klaus Asmus s in: Wedding. Teil 3 (Schluß.) Regie und Buch: Heiko Schier, 1989
von: ignazwrobel

Hören statt Lesen Audio.mp3->

"..Durchhalten. Arzt kommt gleich." s

Am Torrahmen der Lagerhalle.
An den Torrahmen gelehnt sitzt Klaus am Boden. Wir sind auf seiner Augenhöhe. Links im Bild zeigen uns zwei Beine in Polizeiuniform, dass der junge Polizist neben ihm steht.

Klaus sitzt wohl schon eine ganze Weile am Türrahmen.

Eine Hand liegt am Boden auf, die andere versucht, eine Stelle knapp unter dem Herzen zu halten.

Die Hand hat keine Kraft mehr, tatsächlich gegen die Stelle zu drücken und drin zu halten, was hinein gehört,
unter der Hand ist Blut herausgesickert.

Alles, was noch an Wille da ist, wird benötigt, um die Sitzposition beizubehalten.
So extrem er nach draußen gebrüllt hatte, so still ist er jetzt nach innen gewandt.
Der Torrahmen stützt seinen Kopf.

Er hätte nicht mehr die Kraft, den Kopf selbst hochzuhalten. Sein Gesicht ist leicht angehoben, grau, die Augenhöhlen schon die eines Toten.

Die Augen sind nicht mehr in der Lage, sich zu öffnen, sie sind auch nicht willentlich geschlossen. Die Lippen stehen ein wenig offen.

Wir sehen, dass der Mund auch kaum noch Kraft hat, irgend etwas zu tun, sich zu öffnen oder zu schließen.

Klaus bewegt nichts, er scheint auf etwas in sich zu lauschen, etwas, das seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit benötigt. Manchmal zuckt ein Muskel.

(Quelle: kirstenp.claranet.de)

Der Polizist geht um ihn herum, kauert sich neben ihm nieder, blickt in sein Gesicht. Er ist völlig hilflos.

Klaus scheint kein Gefühl für die Zeit zu haben, die verstreicht, oder zu begreifen, was genau geschehen ist. Vielleicht ist ihm klar, dass er verletzt ist.

Ein trockener kurzer Satz, fast wie ein abgerissenes Eckchen Papier, gleitet aus seinem Mund, ganz schnell hingesagt, als hätte er keine Zeit

..ch seh` nix mehr.

Nichts bewegt sich an ihm, er scheint weiter auf etwas zu hören, das in ihm ist.

Die Brücken nach außen brechen.

Seine Atmung wird schnappend, kurz, immer kürzer, auf minimalstem Atemweg hechelnd. Sauerstoff kommt dadurch nicht mehr in seine Lungen.

Der Polizist läuft ängstlich rückwärts, wir sehen am Horizont den wohl schon herbeigerufenen Polizeibus um die Ecke fahren.

Der Bus ist da, hält neben Klaus.

Die beiden Polizisten stehen neben dem zu grauem Stein gewordenen Mann am Boden, sehen ihn an.

Scheiße

murmelt einer der beiden.

Notarztwagen zum Ost-Bahnhof, schnell,
sagt der Ältere in sein Funksprechgerät.

Er geht neben Klaus in die Hocke.

Durchhalten, sagt er, Arzt kommt gleich.

Die Kurzatmung erzeugt kleine kehlige Laute in Klaus` Hals. Er ist wie eine Säule, als würde er alles, alles, in sich darauf konzentrieren, sich nach etwas zu strecken, das oben, irgendwo oben, liegt.

Die Hand des Polizisten ruht noch auf seiner Brust, als wir für Klaus hoffend zusehen, wie seine Atmung wieder tiefer wird.

Zwei Züge lang.

Dann fällt ein roter Faden aus seinem Mundwinkel.

Er lässt das „oben“ los und sinkt zur Seite.

Schweigen.

Korn ist sehr bedrückt, kauert neben ihm. Klaus ist gegangen.
In „jenes unbekannte Land, aus des´Bezirk keine Wand´rer wiederkehrt“ .

Totale.


Polizeiauto,

Lagergelände, zwei Polizisten,

Toreinfahrt,

Betonestrich,

Hallenfront.

Am Boden
neben dem Hallentor ein blauweißes Bündel.



siehe




ein Mensch





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1988-89 Heino Ferch - Klaus Asmus

Hören statt Lesen Audio.mp3->
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Quelle Zitat:" ..jenes unbekannte Land, aus des´ Bezirk keine Wand´rer wiederkehrt…": William Shakespeare, Hamlet, Dritter Akt, erste Szene. / Siehe auch:. "siehe-ein Mensch" in: "Es geschah am hellichten Tag, Verhörszene.---------------
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"...Los Komm! Einsatz! -....was machen Sie hier?" Heino Ferch als Klaus Asmus in: Wedding. Teil 1 Regie: Heiko Schier, Buch: Heiko Schier, 1988-89

"...Los Komm! Einsatz! -....was machen Sie hier?" Heino Ferch als Klaus Asmus in: Wedding. Teil 1 Regie: Heiko Schier, Buch: Heiko Schier, 1988-89
Text: ignazwrobel
„Einsatz! Komm!“ “..….was machen Sie hier?“


Vor der Szene.

Wir begegnen Klaus Asmus, als seine persönliche Katastrophe bereits begonnen hat.

Wir begleiten ihn am Punkt des Umschlags von Normalität zu Amoklauf,- in dem Moment, in dem er beginnt, den Rahmen alltäglicher Handlungsmöglichkeiten zu verlassen.

Gerade hat er, von rasender Eifer- und Kontrollsucht gegen seine Frau Susanne getrieben, seinen Job als S-Bahn-Führer hingeschmissen.
Er ließ einfach seinen Führerstand und den S-Bahn-Zug in irgendeinem S-Bahnhof im Stich, weil er jetzt sofort seine Frau zur Rede stellen wollte.

Er sucht Susanne an ihrem Arbeitsplatz in einem Möbelhaus auf, macht ihr eine Eifersuchts-Szene, und als sie auf seine Frage:

Liebst Du mich noch? …..Du hast mich doch noch lieb? Foto Klaus und Susanne

entnervt und entmutigt mit der Antwort reagiert, dass sie sich jetzt, sofort, nach vier Jahren Ehe, von ihm trennen wird, verliert er ruckartig die Kontrolle und beantwortet ihr Sich-Abwenden mit extremer körperlicher Gewalt gegen sie.

Von diesem Punkt der Realität aus, die er damit geschaffen hat, gibt es definitiv kein Zurück mehr in die Partnerschaft.
Er zerrt seinen vielleicht vierjährigen Sohn aus dem Kindergarten und verbarrikadiert sich mit dem Kind zusammen zu Hause.

Dort hat er dann wohl – wir müssen es annehmen, da die Polizei gerufen wurde – randaliert.

Die Szene:
Einsatz! Komm! “..….was machen Sie hier?...“

Wir fahren im Polizeibus vor. Eine Wohnsiedlung.

Mehrere Wohnblöcke, Unterführungen, Durchfahrten für PKWs, Feuerwehrzufahrten zu rückwärts gelegenen Wohnblöcken. Der Polizeiwagen durchfährt einen dieser Zugänge, zu einem der weiter hinten gelegenen Wohnblock-Abschnitte, B, C, D oder E-Block im geschlossenen Areal.

Wir biegen um die Ecke, sehen die Fassade des betreffenden Hauses, tausend kleine Beton-Balkonverblendungen zeigen, dass das Haus in Massen winziger Apartments unterteilt ist.

Im Hof viele Kinder, es ist Nachmittag, Sommer, die Sonne scheint. Eigentlich ein schöner Tag.

Während wir im Polizeiauto in den Hof einfahren, hören wir das Klirren einer Fensterscheibe, die zerbricht. Dann den Schrei eines Mannes. Klingt nicht gut.

Kinder sammeln sich neugierig, eine Frau winkt den Polizei-VW-Bus heran. Die Frau scheint die Polizei erwartet zu haben, wahrscheinlich ist es die Hausmeisterin und wahrscheinlich war sie es, die die Polizei gerufen hat.

Die Polizisten steigen aus, setzten ihre Dienstmützen auf. Wir bleiben im Polizeiwagen und sehen ihnen zu, wie sie zusammen mit der Hausmeisterin und begleitet von der Kinderschar, im Glas-Alu-Eingang des Mietblockes verschwinden.

Schnitt.

Treppenhaus.

Vor der Wohnungtür der Asmus.

Alles voller neugieriger Kinder, die herumstehen und zuschauen wollen, was da passiert. Die Polizisten, ein älterer Polizeimeister Mitte Vierzig und sein blutjunger, höchstens zwanzigjähriger Kollege, klingeln.

Wir stehen zwischen den Kindern.

Von drinnen keine Antwort.

Der ältere Polizist:

Seien Sie vernünftig, machen Sie auf.

Stille.

Verstehen Sie mich?

Stille.

Der junge Polizist schafft auf Anweisung des älteren die Kinder weg. Der Ältere lauscht weiter. Immer noch Stille.

Die beiden und die Hausmeisterin warten. Lauschen. Stehen.

Warum machen Sie nicht auf? Wir können in Ruhe über alles reden. Machen Sie auf… ist doch nichts passiert..

Stille.

Verstehen Sie mich?

Der Ältere bedeutet der Hausmeisterin, aufzuschließen. Die tritt vor, öffnet und zieht sich schnell wieder von der Tür zurück.

Schnitt.

Wir blicken aus dem Wohnzimmer von innen auf die Wohnungstür, die gerade vorsichtig bis zum Anschlag nach innen aufgedrückt wird.

Die offene Tür zeigt die beiden Polizisten und die Frau in einer Reihe, wie sie vorsichtig-neugierig-gespannt in die Wohnung hineinlauern. Offensichtlich sehen sie Klaus.

Haben Sie keine Angst, wir wollen ihnen helfen.

Stille.

Mein Name ist Korn. …...Verstehen Sie mich? ….Wir können Ihnen helfen, Herr Asmus.

….Lassen Sie doch den Jungen los.

Der Polizist streckt ihm langsam die Hand entgegen.

Schnitt.

Close up Klaus. Gesicht und Schultern.

Klaus steht vor den großen Wohnzimmerfenstern.

Er hatte die Polizisten gar nicht angeblickt, sein Kopf war gesenkt.

Seine Verfassung ist nicht gut. Er wirkt ganz zerlaufen, aufgelöst. Er scheint innerlich woanders zu sein.

Sein Gesicht ist grau, er wirkt krank, geschwächt. Das weiße T-Shirt mit dem ausgeleierten Halsbund lässt ihn noch zerflossener aussehen.

Als er aufblickt und langsam innerlich von irgendwoher in die Gegenwart des Zimmers kommt, scheint er schwer und langsam aus einem inneren Stillstand zu erwachen.

Sein Kopf hebt sich schrittweise immer weiter, in drei Anläufen, als versuche er mehrmals, sich innerlich einen Anstoß zu geben, aus dem Stillstand in irgendeine Bewegung hineinzufinden.

Sein Mund steht ein wenig offen, als brauche er Atemluft.

Als er den Kopf endlich ganz angehoben hat, saugt er, wie erstaunt, Luft ein.
Seine großen schwarzen Augen wirken, als wären sie noch von eben vorher tränenverklebt.

Er entdeckt endlich die Leute in seiner Wohnung. Leise, ein klein wenig aggressiv-erstaunt fragt er

Was machen Sie hier? Sein Mund bleibt offen, wie atemlos.
Der ältere Polizist tut, was er gelernt hat.

Mit Borderlinern muß man reden.

Ärger mit der Frau – Ärger im Beruf – plötzlich denkt man – s´ist alles vorbei….

Der Polizist kommt dabei langsam näher.

Jetzt nimmt seine Stimme Tempo auf:

Was halten Sie davon? Wir setzen uns da an den Tisch und reden über alles.

Schnitt.

Wir sehen den Unterkörper von Klaus, ab Taille, bis Oberschenkel.

Er hat seinen Sohn an sich gedrückt, hält ihn ganz dicht an sein Bein gepresst.

Der Junge blickt ruhig herum. Er hat keine Angst.
Klaus´ andere Hand hält ein langes stilettoartiges Küchenmesser, spitz wie ein Dolch, so eines, wie man zum Haut Abziehen benutzt.

Seine Hand ruht. Der Daumen ist in die Gürtelschlaufe eingehängt, er hält das Messer eher passiv bereit, zeigt über seine Handhaltung, dass er ein Messer hat, er droht nicht damit aktiv.

Jetzt wird er lauter, allerdings steht er nicht fest, er scheint zu schwanken:

Abhaun, aber sofort! ….. Hat Euch meine Frau geschickt? Foto Klaus

Der ältere Polizist zieht sein Programm weiter durch. Er redet ruhig, sachlich. Ganz ohne Erregung.

Uns hat niemand geschickt, wir wollen nur mit Ihnen reden.

Der junge Polizist kommt einen Schritt näher, bereit, das Kind an sich zu nehmen.

Korn, der ältere Polizist: Geben Sie uns das Kind.

Klaus: Das ist mein Junge.

Korn: Wie heißt denn der Kleine?

Schnitt auf das Kind. Es drückt sich eng an das Bein seines Vaters, sieht jetzt ängstlich zu den Polizisten hinüber.

Klaus Ich weiß doch, was ihr wollt. Ich geb´ Euch das Kind und dann knallt ihr mich ab.

Klaus redet ruhig, er wirkt jetzt normal, ansprechbar. Lächelt sogar leicht sarkastisch, als er spricht und auch, als er der Antwort des Polizisten zuhört.

Herr Asmus, wir wollen Ihnen helfen. sagt der.


Totale.


Wir stehen hinter den schützenden Rücken der Polizisten. Der jüngere der beiden versucht einen Vorstoß. Er hat mit dieser Situation noch keine ausreichende Erfahrung und macht den üblichen Anfängerfehler: auf den Borderliner zu schnell zuzugehen.

Wir sehen Klaus.
Er scheint ruhig, seine Haltung ist die leichter Ironie, freundlich-sarkastischer Ironie.
Er hat die Entspannung eines Menschen erreicht, der weiß, dass er bereits jenseits steht.

Er hat sich schon vorher ausgeklinkt.

Er ist innerlich so ruhig, weil er sich durch den Ausstieg aus allem Normalen, allen Pflichten und Rollen, einen kurzen, kleinen Freiraum erobert hat.

Es ist der Freiraum des Amokläufers, der Gesetze, Verhaltensregeln und soziale Übereinkünfte gesprengt hat, der nun, für ein paar freie Atemzüge, in einem regelfreien Raum steht.

Dieser Raum wird eine sehr kurze Halbwertszeit haben. Das weiß er.
Deshalb kann er lächeln. - Das Lächeln der Verzweiflung.

Er hat alle Bindungen gekappt und keine Ahnung, wohin jetzt.

Er weiß nur, dass er das, was er gelebt hat, abgeschafft hat.

Sein Gehirn kennt kein anderes Modell , keinen denk- und beschreitbaren Weg.

Er steht innerlich in einem weißen Raum ohne Haltepunkte. Deshalb hat er jede Handlungsfreiheit, kann alles tun,wenn die zwei falsch reagieren, wird er auch alles mögliche tun.
Der ältere, Korn, weiß das, der junge Polizist nicht.

Prompt macht er auch den Fehler, auf Klaus körperlich einzudringen. Er, der Regelbewacher, kann sich nicht vorstellen: Keine Regel gilt mehr.

Der junge Polizist geht auf Klaus und sein Kind zu.
Der Alte mahnt ihn: Bleib´ hier!

Der Junge zu Klaus: Geben Sie mir das Messer!

Korn zu seinem Kollegen: Mach kein Quatsch, bleib hier!

Wir stehen hinter Korn und sehen Klaus und sein Kind jetzt in der Totale.

Klaus steht ruhig, aber bereit.

Man spürt, dass seine Muskeln geladen sind. Er könnte in jeder Sekunde eine blitzartige Bewegung gegen sich, das Kind oder gegen den Polizisten führen.

Schnitt auf den Jungen. Er guckt zu seinem Vater hoch, als der schnell und monoton antwortet: stehen bleiben..

Papa! quiekt der Kleine, wirft er sich plötzlich zu Boden und krabbelt schnell zu Korn hin, der erregt nach dem Kind greift, es hochnimmt und rückwärts geht. Der junge Polizist ist jetzt auf drei Schritte an Klaus heran gekommen. Noch einmal sagt er:

Geben Sie mir das Messer!

Klaus steht allein vor der Fensterfront des Zimmers.

Geben Sie´s mir!

Es geht so schnell, dass wir gar nicht mitbekommen, wie die zwei aneinander geraten sind.

Wir sehen, wie Klaus und der junge Polizist um das Messer ringen. Klaus entreißt dem Polizisten das Messer, dreht sich und springt zur offenen Balkontür hinaus.

Seine Wohnung ist Hochparterre. Der Balkon höchsten zwei Meter über dem Außen-Bodenniveau. Klaus springt auf die Brüstung, steht dort eine Millisekunde - und springt diesseits herunter.

Er rennt sofort los. Sprinttempo.

Der Polizist nimmt denselben Weg über die Balustrade und spurtet ihm hinterher. Er nimmt, wie es immer heißt, die Verfolgung auf.

Beginn der finalen Szene.

Klaus rennt.



1988 – 1989 Heino Ferch (im Alter von 25 (in Worten: fünfundzwanzig) Jahren) – Klaus Asmus, Angela Schmid-Burgk – Susanne Asmus, Wolfgang Bathke - Korn. http://www.filmszenen.info/ ist blogigo-ignazwrobel-filmszenen

we moved to our new home. 

1 – 2 – 3 – Mord! Wie es wirklich war. in: Möwengelächter. Teil 6. Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

1 – 2 – 3 – Mord! Wie es wirklich war. in: Möwengelächter. Teil 6. Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

von: ignazwrobel

Mord?!

„...Björn Theodor ist verschwunden....“

Eine Tragödie!

Agga ist schlecht. Furchtbar übel.

Agga schreit aus ihrem Bett in den Gang hinaus :

Oma! Oma, den Eimer!

Oma kommt an Aggas Bett mit einem großen Putzeimer.

Oma zu Agga: Die Polizei war heute da. Sie haben die Treppe untersucht und Fragen gestellt.
Agga Warum?

Oma: Björn ...Theodor .... ist...verschwunden.

Agga: Verschwunden – wohin?

Oma: in den Himmel!

Agga muss sich übergeben.

In der Kirche – Beerdigung:

Freyja hat sich im Verlustschmerz ihre Haarpracht abgeschnitten.

Bei der Trauerfeier hat sie nur noch ein paar verrupfte Federn in Topfschnitt-Fasson auf dem Kopf.

Freyja, die Witwe, schwankt in tiefstem Schmerz in die Kirche, in Tränen aufgelöst. Sie muss gestützt werden.

Der Blick der Schwiegermutter ist verbissen und verbittert.

Jetzt hat ihn keine von beiden. Er liegt in seinem Eschensarg unter einem Berg von Blumen.

Szene: Wie es wirklich war.

Agga möchte Magnus, dem Polizisten, den Mord melden.

Lokaltermin im Hause von Oma. Magnus und Agga:

Agga deutet auf den Wohnzimmertisch:

Da haben die Frauen in der Sylvesternacht Karten gespielt. Björn Theodor war sturzbetrunken, als er hier reinstürzte, um seine Frau zu holen. Sie hatte aber keine Lust, mitzugehen.

Die Mordwaffe, der Fahnenständer, steht mitten auf dem Tisch.

Agga Als er sie vom Stuhl zerren wollte.....

Überblendung.

Rückblende auf den erzählten Moment:

Dodo fällt Björn Theodor von vorne an. Beide liefern sich einen kurzen Ringkampf. Björn, der „Bär“, ringt Dodo nieder

Agga .... haben sie sich auf ihn gestürzt.

Widerlicher Dreckskerl! hört man Dodo schreien.

Björn Theodor wirft Dodo hart zur Seite, drängt ins Wohnzimmer hinein.

Die nächste, die ihn zu stoppen versucht, ist die schüchterne Disa. Dodo hilft ihr, sie springt von hinten auf Björn Theodor´s Rücken, schlingt ihren Arm um seinen Hals, zieht rückwärts und würgt ihn mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers.

Björn, der Bär, dreht sich nach der Belästigung um.

Schnitt auf Agga.

Agga... und dann hatte Freyja plötzlich diesen eigenartigen Blick. Dann griff sie nach....
Schnitt.

Björn Theodor hat jetzt Freyja am Wickel, er hat sie an der Hand gepackt, um sie aus dem Zimmer zu zerren.

Mit einer akrobatischen Seitbewegung wirft sich Freyja in Richtung Tisch und packt mit einem weit aushohlenden Überkopfgriff den großen silbernen Fahnenständer, der einen quadratischen Fuß mit vier scharfen Ecken hat.

In Zeitlupe sehen wir ihren Schlag. Sie reißt den Mund weit auf, ein langgezogener Kriegsschrei entringt sich ihrer Kehle.

Ahhhhh!

Voice over Agga:

.. dem Fahnenständer und schlug ihn damit auf den Kopf.

Freyjas wuchtiger Schlag trifft Björn Theodors Schläfe.

Der Bär schwankt, hält seine Hände gegen die Kopfwunde. Im Moment der Unklarheit, ob er noch die Kraft zu einem Gegenangriff haben wird, hält Freyja den Fahnenständer hoch erhoben, schlagbereit - und verfolgt erschrocken und voller Abscheu das Schauspiel der letzten Zuckungen von Bewusstsein in den Bewegungen ihres Mannes.

Teddy scheint schwer getroffen, schwankend dreht er sich weg, das Gesicht ist schmerzverzerrt, die Augen geschlossen. Der Zigarillostummel fällt aus seinem dem Mund, der jetzt einen leisen Schmerzenslaut formt.

Agga Er ist auf den Boden gefallen, genau hier an dieser Stelle.

Schnitt

Rückblende

Björn Theodor:Wir sehen ihn nah, Gesicht und Oberkörper. Er hat die Augen weit geöffnet, sein glatt glänzender Blick ist erstaunt. Aus einer tiefen Spalte in Schläfennähe quillt dunkelrotes Blut und läuft über sein Gesicht, das auf der verletzten Seite blutverschmiert ist.

Als hätte man ihm die Füße weggerissen, fällt er plötzlich in sich zusammen, schlägt auf dem Boden auf und rollt auf den Rücken.

Agga Dann blutete er.. und blutete.

Schnitt. Wieder bei Oma.

Magnus, der Polizist, lächelt ungläubig. Aus der Küche kommt Ninna.

„...und ich hab´ ein Handtuch unter seinen Kopf gelegt.

Magnus Warum hast Du das getan?

Ninna Damit das Blut nicht in den Teppich läuft.

Magnus Und was hast Du danach gemacht?

Ninna Danach? Dann. Ähh.. Sie lacht erwachend.

Ich wasch´meine Socken.

Sie geht, in die Küche zurück.

Schnitt.
---
Der Mord bleibt unaufgeklärt.

Magnus glaubt Agga nicht und Agga wird sich entscheiden, die Frauen doch nicht zu verraten.
Sie „gesteht“ Magnus, daß ihre Aussage freier Phantasie entsprungen und Idee ihrer rekordverdächtigen Erfindungskraft war, motiviert von ihrer Abneigung gegen ihre Tante Freyja.

Sie alle, Disa, Dodo, Ninna, Kidda, Freyja und Oma verdienen eine bessere und lichtvollere Zukunft, als eine dunkle Gefängniszelle. Zwei von ihnen, Dodo und Freya , sind junge Mütter.
Und Björn Theodor wird von einer Strafe auch nicht mehr lebendig.

Er war ja auch irgendwie nicht ganz unschuldig an seinem Tod. Wäre er seiner hochschwangeren Frau mal lieber treu geblieben und hätte seine Mama dorthin platziert, wo sie hingehört, wenn geheiratet wird:

in den Austrag.
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Titelsong des Films:
Oh – life could be a dream,
If I could take you up in paradise up above,
If you would tell me I´m the only one that you love
Life could be a dream sweetheart!
Schibumm. Schibumm. Hello again!

Life could be a dream
If only all my precious plans would come true
If you would let me spend my whole life loving you
Life could be a dream, sweetheart!
Pling!

Ende des Films.
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Kommentar:
Björns Figur zeigt noch etwas, das vor allem in der ersten Szene "Sommerfest" anklang: die absolute Übermacht körperlicher Anziehung, erotischer Attraktivität, des "Rufs der Natur" über jeden klaren Gedanken oder Willensakt. Björn ist Sklave und am Ende Opfer seines instinktiven Angezogenseins von Freyjas aphrodisischem Eros.
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Making of:
...eine gesprochene Audionversion des Textes, ist - nach durchschnittlich sieben Korrekturläufen - der letzte Schritt der Qualitätssicherung beim Texten. Ein Text ist erst dann optimal, wenn er sich nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Anhören noch flüssig anfühlt, ohne sprachliche Holperer, Wiederholungen, schiefe Bilder, Bezugs- oder Grammatikfehler.
Eine objektive Beurteilung der Qualität ist für den Urheber kurz nach Entstehen des Textes nicht möglich. Der Text muss erst "abkühlen". Zwei bis drei Monate später hat der Autor dann endlich die Distanz gewonnen, den Text wie "mit fremden Augen" zu lesen.
So verlieren manche Texte, die vorher geliebt wurden ( Vercingetorix - Gib´mir Dein Schwert. Die "blanken, edelsteinhaft schönen Fenster" ... sind leider leider, leider, leider - ein schiefes Bild, ("Zwei blanke, glasklare, edelsteinhaft schöne Fenster zu einer hellwachen Menschenseele." Menschen.. ist o.k, da die Figur vorher als wildes Tier beschrieben wurde. Kritischer wird´s dann bei der "hellwachen" Seele. Das Gegenteil wäre dann wohl eine schlafende Seele, also ein Mensch im Koma. Vercingetorix im Koma ? bzw. nicht, da seine Seele ja hellwach sein soll. Über den Wachzustand von Seelen gibt´s sprachlich keine allgemeingültige Verständnisebene. Seelen sind eben Seelen. ..und dann die edelsteinhaft schönen - Fenster. Das Assoziationsfeld für Fenster ist nicht mit dem Begriff der Edelsteine verknüpft. O.k. , da gäbe es ja die schönen Buntglasfenster der hochgotischen Dome, aber die sind eben nicht aus Edelsteinen. Um die Edelsteinassoziation entstehen zu lassen, müßte der Rezipient das Gedankengut von Dionys Pseudoareopagita kennen. Wer aber kennt den schon - außer Kunsthistoriker? Dann gibts noch die Edelsteinfenster der karolingischen Epoche. Die kennt ja nun wirklich quasi niemand mehr. Wieder Fachwissen Kunstgeschichte. ...Und schon haben wir uns im undurchdringlichen Dickicht metaphorischen Gestrüpps rettungslos verfangen. Schade.
Andere Texte behaupten sich (die Schlußpassage von "das zarte Timbre der Vertrautheit..." ist - und bleibt - o.k. oder die Passage - seine dunklen Edelsteinaugen, zwei tintenblaue Cabochons". Warum? Cabochons sind Edelsteine, oft tief dunkelblau und facettenlos rund geschliffen. dieses Bild ist stimmig. - oder zumindest beinahe stimmig. Korrekterweise wären nämlich nur die Pupillen die Cabochons, nicht die ganzen Augen, das Weiße im Auge, könnte vielleicht Alabaster.....isguttisguttisgutt. Ich hör´ja schon auf.
10 Min später:
Alabaster allerdings hat keine schöne Oberfläche. Er ist milchig stumpf und eignet sich also als.....
Wie bitte? Das Thema ist längst durch?
(...)
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Die leicht zu merkenden Adressen http://www.filmszenen.net/ oder auch http://www.filmszenen.info/ führt euch direkt zu blogigo/ignazwrobel/filmszenen

"...was machst Du denn für n´ Mist, Du Idiot!" in: Winterschläfer. Teil 5a, Porträt Marco ( Heino Ferch ) . Regie: Tom Tykwer. 1997

"...was machst Du denn für n´ Mist, Du Idiot!" in: Winterschläfer. Teil 5a, Porträt Marco ( Heino Ferch ) . Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1997

Text: ignazwrobel

"...Was machst Du denn für n´Mist, Du Idiot!"

Neujahrsnacht.

Marco konnte nicht mitgehen, da er die Partyüberreste seiner Vögelei mit der Skischülerin im hauseigenem Pool seines Arbeitgebers Gerd verschwinden lassen muß, bevor der Hausherr zurückkommt.

Inzwischen im Sleepers.

Die Disco ist voll, brechend voll. Aprés-Skibetrieb plus Neujahrsnacht. Laura und René, die inzwischen ein frisch verliebtes Paar sind, harmonisch frisch verliebt. Sie haben Rebecca mitgenommen, damit sie nicht allein daheim rumsitzen muss.

Laura und René tanzen einen langsamen Discofox. Am Ende des Stückes geht Laura was trinken, ihr ist heiß. René redet in der Zwischenzeit ein bißchen mit Rebecca, die allein, traurig und gelangweilt am Rand der Tanzfläche so vor sich hindümpelt.

Er stellt sich an die Wand neben Becki, verschränkt die Arme vor dem Leib, Zeichen innerer Distanz.

René Kommt Marco noch?

Becki Scheint so.

Becki legt nach ein paar Sekunden René rein freundschaftlich den Arm um den Nacken und bittet ihn im Kleinmädchenton:

Tanzt Du wenigstens mal mit mir?

Sie schaut ihn frustriert und enttäuscht an.

René ist freundlich, lieb, er schlägt ihr den Wunsch nicht ab. Ein langsamer Tanz.

Becki, die viel kleiner ist als René, legt wie ein Kind den Kopf an seine Brust und läßt sich von ihm führen.

Sie motiviert die Geste:

Ich bin total erschöpft.

Wie ein kleine Schwester an der Brust des großen Bruders lehnt sie an ihm. Ihre Ausstrahlung hat nicht Sexuelles, seine auch nicht. Er genießt freundlich und ruhig den Kontakt mit dem warmen Körper, mehr nicht.

Schnitt auf den Eingang.

Dort kommt die Treppe herunter: Marco.

Er schaut sich zunächst wohlgelaunt im Raum um, die Wunde an seinem Hals ist überpflastert. – Schwamm drüber, sozusagen.

Nach ein paar Blicken friert sein Gesicht auf einmal ein.

Er hat René und Becki entdeckt.

Sie tanzen, dem Schmuselied entsprechend, weiter auf Körperkontakt. Becki lehnt immer noch an René´s Brust.

René bewegt die müde junge Frau eigentlich nur ein wenig sanft auf der Stelle, mehr nicht.
Marco drängt sich durch die tanzenden Paare und bleibt mit versteinerter Miene direkt vor den beiden stehen. Er blickt Becki an, ohne sie anzusprechen. Als Rebecca ihn bemerkt, ist ihre spontane unschuldige Reaktion echte Freude über sein Hiersein.

Hei!

Sagt sie froh und wendet sich ihm zu,

Ich dachte, Du kommst gar nicht mehr!

René löst sich sofort von Becki und dreht sich Marco ebenfalls zu.
Zack!
Ohne Vorwarnung hat ihm Marco explosionsartig die Faust ins Gesicht gerammt, mit solch brutaler Wucht, daß René seitlich fällt und zu Boden stürzt.

Gläser fallen um, klirren.

Augenblicklich packt Marco Rebecca am Arm und zerrt die überraschte junge Frau Richtung Ausgang.

Wir erinnern uns: Marco hat gerade seine Freundin nicht in irgendeiner, sondern in der Sylvesternacht, in der er als Partner gefordert ist, allein gelassen, weil er die Überreste seiner Untreue wegräumen muss.

Als er endlich kommt, schlägt Lauras Freund ins Gesicht, der sich zusammen mit Laura um die alleingelassene Becki gekümmert hat.

Er schlägt ihn, weil seine krankhafte Eifersucht zwischen Freundlichkeit und Begehrlichkeit nicht unterscheiden kann.

Marco schubst Becki die Treppe hoch.

Schnitt.

Draussen. Wir sind auf der Straße.

Die Discotür geht auf, die Zwei laufen in hartem Tempo die Straße entlang, halb rennend. Becki ist noch im Kleid, hält ihren roten Lackmantel in der Hand. Marco zerrt sie am Arm.

Er hat sie wütend gemacht.

Du bist ein ganz toller Typ!

sagt sie sarkastisch, unter starkem Druck.

Da drin,

antwortet er atemlos,

ist das auch n´ganz toller Typ oder was?

Er zerrt Becki immer noch am Arm, dirigiert sie auf die stille Straße hinaus.

Becki schreit unterdrückt:

Gott, Du armes Schwein! Du tust mir leid!

Die beiden sind jetzt mitten auf der Straße. Links und rechts parkende Autos, kein Verkehr. Dorfstraße.

Becki reißt sich los, wird lauter:

Was machst Du denn für Mist, Du Idiot, was ist denn mit Dir los?

Jetzt schreit sie aus vollem Hals.

Beide halten ruckartig an. Marco steht mit dem Rücken zu uns. Er beugt sich aggressiv vor, feuert patzig, maschinengewehrhaft schnell:

Immer muss ich erklären, was mit mir los ist, ja?

Er schubst sie grob rückwärts.

Au!

Schreit sie,

Du tust mir weh!

Sie stößt ihn vor die Brust, rennt an ihm vorbei, wir bleiben bei Marco und sehen Becki zu, wie sie wegläuft, zu ihrem Auto.

Du dummer Idiot! weint sie

Du machst alles kaputt!

Er, frech, patzig: Ja?

Sie dreht sich zu ihm hin, beugt sich weit vor, um ihn richtig anzuschreien.

Du hast alles kaputtgemacht!!

Er kennt diese Streittechnik gut, wahrscheinlich von zu Hause, er steigt ein, wie auf sicherem Terrain. Redet dabei rasend schnell.

So, was mach´ich denn kaputt, Deine süße kleine Affäre?

Kleine, abgehackt patzige Bewegungen aus dem Nacken:

oh das tut mir aber leid! (Foto Marco)

Er drängt stark nach vorn, wirkt sarkastisch wütend, giftig stachlig. Becki ist ganz verzweifelt, sie wendet sich hilflos wütend zu ihm zurück. Jetzt geht sie wieder auf ihn zu. Ihr Gesicht ist ganz verkrampft.

Bist Du dumm!

Schnitt auf Marco. Er schaut trotzig, irritiert, atemlos, sehr aufgebracht, als stünde er kurz vor den Tränen. Da steht ein junger Mensch, der furchtbar erregt ist, weil er sich ungeliebt glaubt.

Er geht ein paar Schritte rückwärts, während Rebecca näherkommt.

Jetzt schluckt er ein ganz kleines unsicheres Schlucken, das ganz plötzlich zeigt, wie tief verunsichert er eigentlich ist.

Er versucht, seinen Gesichtsausdruck davon abzuhalten, schwach und verloren auszusehen, aber wir erkennen überdeutlich in seinen Bewegungen den kleinen Jungen, der da eigentlich steht:

Ein verunsichertes Kind, das seiner Mama gerade zugeschrien hat:

ich hasse Dich! und eigentlich nicht ausdrücken kann: ich brauch´ deine Liebe´, bitte halt´ mich fest, hab´mich doch lieb!

Während Rebecca auf ihn zugeht, spüren wir deutlich, daß er so gerne umarmt, gestreichelt werden möchte. Aber das geht jetzt nicht mehr.

Er hat Becki schon zu sehr aufgeregt. Er hat eine zu dicke Trennmauer des Mißverständnisses zwischen sich und seiner Freundin aufgemauert, Becki schlecht behandelt.

Jetzt steht sie direkt vor ihm. Fragt verständnislos:

Was für eine Affäre denn? Bist Du blöd?

Er, patzig, hastig:

Ne.

Total verletzt:

Eben nich.

Seine Gesichtszüge sind ganz traurig, verletzt, sein patziger Text paßt gar nicht dazu. Schnell, beleidigt:

Ganz im Gegenteil.

Leise, er muß leise reden, damit sie seine Tränen in der Stimme nicht hört.

Er kann die Worte fast nicht aussprechen, weil ihm aus Traurigkeit und Verletztheit die Stimme beim letzten Wort versagt.

Jetzt ist sein Mund zugenäht, zubetoniert, er bekommt den Kiefer nicht mehr auseinander. Sein Gesicht ist eingefroren, tief verletzt.

Seine Augen bitten, flehen, sind schwarz und flehen, erbarmungswürdig Orientierung suchend; sein Mund hat patziges Zeug geredet.

Becki sieht ihn sehr erregt und traurig, fast weinend, an.

Sein Verhalten hat jeden weiteren Dialog unmöglich gemacht. Beide stehen da, sehen sich bedrückt in die Augen, lange, sprachlos, ratlos.

Schnitt.



1996-97 Marco Skilehrer- Heino Ferch, René – Ulrich Matthes Filmografie Ulrich Matthes Agenturseite Ulrich Matthes, Laura – Marie-Lou Sellem Filmografie Marie-Lou Sellem Agenturporträt Marie-Lou Sellem, Rebecca (Becki) – Floriane Daniel Filmografie Floriane Daniel, Agenturporträt Floriane Daniel ------ Die Adresse http://www.filmszenen.info/ leitet Euch direkt weiter auf auf unser Filmszenen-Weblog blogigo/ignazwrobel

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