Sonntag, September 26, 2010

Filmszenen I ...ich erwarte noch jemanden....in: Kennedy´s Hirn. Teil 4B. Heino Ferch - Dr. Holloway, Regie: Urs Egger, 2009 - 10



Bildquelle und Bildrechte ARD Degeto 2009



...ich erwarte noch jemanden....in: Kennedy´s Hirn. Teil 4B. Heino Ferch - Dr. Holloway, Musik: Marius Ruhland, Regie: Urs Egger, 2009 - 2010

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Louise hält die entsicherte Waffe mit beiden Händen umklammert und zielt am gestreckten Arm auf Stoor. Das zweite Läuten lässt sie unsicher werden. Was tun?

Stoor, ungeduldig und auch in wenig flehend:

Ich erwarte noch jemanden…

Er drängt:

Bitte! Ich erwarte hier noch eine Dame.

Louise geht vorsichtig einige Schritte zur Seite. Die Waffe bleibt auf Stoor gerichtet. Stoor hebt die Hände, versucht Beschwichtigung. Geht Schritt für Schritt an Louise vorbei zur Wohnungstür. Wir sehen ihn aus dem Bild verschwinden. Louise bleibt im Rahmen der Tür eines der Nebenzimmer stehen, lässt langsam die Waffe sinken.

Sie atmet aus - Erschöpfung nach der Anspannung - und verbirgt sich nun so weit hinter dem Türrahmen des Zimmers, dass sie vom Gang aus nicht sofort bemerkt werden kann.

Wir sehen Stoor, er blickt nach ihr, während er mit der Linken die Wohnungtür öffnet. Er geht einen Schritt rückwärts…

…und schreit auf.


Wir sehen, wie Fetzen Stoff von seiner Brust hochfliegen, hören zwei Schüsse.

Louise close up. Sie reisst die Augen auf, entsetzt, verschwindet im Zimmer.

Schnitt auf Stoor.

Er fällt zu Boden.

Blick zur Tür. Ein großer Mann drängt herein. Schwarz gekleidet, schwarze Handschuhe, zurückgegeeltes Haar. Mit der Linken hält er eine junge Frau fest. Er drückt ihr eine schwarze Hand auf den Mund, presst sie an seine Schulter und zwingt sie, sich halb rückwärts mit ihm zu bewegen. Die Rechte können wir nicht sehen, aber seine Haltung sagt, er zielt noch immer auf Stoor.

Wieder Schnitt auf Louise. Ihr Entsetzen sagt uns, dass offenbar wirklich geschieht, was wir sehen. Der Eindringling wirft die Frau neben Stoor auf die Knie. Während sie fällt, zückt er die Waffe und schießt zweimal. Der Schalldämpfer lässt die Schüsse dumpf aufpfeifen, wir sehen das Mündungsfeuer.

Der Mann nah, er dreht den Kopf. Offenbar hat er ein Geräusch gehört. Louise war nicht leise genug.

Der Mann zielt ins Wohnzimmer, blickt langsam um sich. Die anderen Räume. Jetzt beginnt er, in Richtung Louise zu gehen. Sie dreht sich um. Sie scheint in ein Zimmer zu rennen. Lautlos. Ihr Haarschopf gleitet durchs Bild, dann sehen wir, wie sie sich in einen Fensterrahmen drückt. Ihre Angst ist so groß, dass sie leise stöhnt.

Der Mann kommt näher, hebt die Waffe. Er ist kurz vor dem Türrahmen.

Wir blicken durch seine Augen, er scannt die Umgebung. Kommt näher. Läßt die Türlaibung hinter sich. Das Schlafzimmer öffnet sich in voller Breite. Er sieht Louise mit der Waffe in den Händen. Sie weicht einen Schritt zurück.

Ein Schuss.

Louises Bild zerplatzt.

Ein Wandspiegel. Der Mann hatte Louises Spiegelung für die Realität gehalten.

Schnitt.

Wir im Raum bei Louise. Wir sehen, sie steht hinter einer Portiere. Im Türrahmen der Mörder. Noch zielt er auf die Stelle, an der gerade noch der Wandspiegel Louises Bild zeigte.

Als der Mann sich vom Spiegel weg auf Louise zudreht, schießt sie. Der Schuß ist ohrenbetäubend. Wir sehen den Schmauch aus der Mündung der Waffe ziehen. Louise duckt sich während der Schusses.

Der Mann sackt zusammen wie ein Bär nach dem Blattschuss. Seine Waffe schlittert über den Boden.

Schnitt.

Als Louise später auf die Polizei wartet, sieht sie Hakansson unten vor der Tür. Er blickt zur Wohnung hinauf. Wir ahnen: Der Killer kam in seinem Auftrag. Er sollte den Insider und Louise zum ewigen Schweigen bringen.

Nach der Szene.

Louise wird tagelang auf dem Polizeirevier festgehalten, bis klar ist, dass sie in Notwehr gehandelt hat. Louise kann die Polizei nicht dazu bewegen, weiter nach den Zusammenhängen zwischen dem Pharmaproduzenten Roeprox und den Menschenversuchen in Mocambique zu forschen. Zu wenig Anhaltspunkte, zu wenig Beweise. Ein letztes Gespräch mit Hakansson endet mit dem traurigen Ergebnis:

Der Zweck heiligt die Mittel.

In diesem Fall: der Zweck, einen AIDS-Impfstoff zu entwickeln, der dem Erfinderland Schweden durch Roeprox weltweite Lizenzen und Milliardengewinne sichert. Holloway und Xei-Xei waren nur Rädchen in dieser Maschinerie. Selbstmord? Hakansson hatte Holloway töten lassen, als Xei-Xei zu heiß wurde.

2009-10 Heino Ferch (im Alter von 46) – Dr. Holloway, Iris Berben – Louise Cantor, Archäologin und Mutter des Investigativjournalisten Henrik Cantor, Michael Nyqvist – Lars Hakansson, Schwedischer Diplomat in Mocambique

Homepage des Filmes->


Kommentare:



  1. Ähnlichkeiten im Handlungsstoff gibt es zu: The Trojan Horse. „reporter Helen Madigan (Greta Scacchi) uncovering elements of political intrigue as she follows leads into the murder of her estranged son;” in beiden Fällen deckt eine mutige Frau, hier eine Archäologin, die Mutter eines investigativen Journalisten, in The Trojan Horse eine investigative Journalistin und ebenfalls Mutter die Hintergründe der Ermordung ihres Sohnes auf.

    Hier geht es Machtmissbrauch durch illegale Menschenversuche, ermöglicht durch das Machtgefälle Europa – Drittweltland, in the Trojan Horse geht es um Machtmissbrauch (“President Stanfield (Tom Skerritt) using any means necessary to justify an invasion of Saudi Arabia in order to halt China's oil supply.”) um an Ölvorkommen zu gelangen.

  2. Anklänge an Handlungsmotive des Filmes The Insider mit Al Pacino in der Rolle des investigativen Journalisten und Russell Crowe in der Rolle des Insiders, des Whistleblowers, sind andeutungsweise fühlbar in der Figur des Insiders Stoor und auch in der Einstellung, die das Kapitel “Insider” einführt: der Handlungsverlauf beginnt in beiden Fällen mit einem Blick von innen auf das Gewebe eines Stoffes, der den Progatonisten blenden soll, um die Identität der übrigen Beteiligten nicht erkennen zu können.
  3. in Min 68, Teil 2, als Louise Cantor vor der Pharmafirma Roeprox auf den Insider wartet, hören wir Hintergrundsmusik, die sehr deutlich an Tom Tykwers unverwechselbaren Filmmusikstil, z.B in Winterschläfer erinnert.

  4. Unter dem Produzenten Dr. Matthias Esche hatte HF schon den Film “Koma – zwischen Leben und Tod” gedreht.

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Sonntag, September 19, 2010

Filmszenen I ....eine neue Klinik? ... in: Kennedy´s Hirn. Teil 4A. Heino Ferch - Dr. Holloway. Regie: Urs Egger, 2009-10


Bildquelle und Bildrechte ARD Degeto 2009

Vor der Szene

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Louise war von einer mozambikanischen Geheimdienstgruppe gebeten worden, bei ihrem Besuch bei Dr. Holloway ein Abhörmikrophon zu installieren.

Das hatte sie tatsächlich geschafft. Ein Umstand, der sich für sie als lebensrettend herausstellt.

Nachts, direkt als die beiden Frauen, Lucinda und Louise, von Dr. Holloway weg in die Stadt fahren, werden sie von einer Polizei-Straßensperre aufgehalten. Man sperrt sie in einen Gefängniswagen, fährt ein Stück, man zerrt sie heraus, wirft ihnen Säcke über den Kopf , man fesselt sie.

Plötzlich Schüsse... Die Polizisten waren keine Polizisten. Aus dem Dunkel wurde auf die Gruppe Maschinengewehr-Feuer eröffnet. Die beiden Frauen überleben. Ihre Befreier sind die Männer vom Geheimdienst.

Holloway hatte telefonisch angewiesen, die Frauen zu töten. Das Abhörmikrophon hatte das Telefonat mitgehört.

Man fährt zu Holloway.


Bildquelle und Bildrechte: http://www.tvdigital.de/

Er ist tot. Offenbar Selbstmord.


Louise erfährt, dass ein Insider, ein Informant des schwedischen Pharmazieherstellers Roeprox, mit Henrik in Kontakt stand.


Ihr toter Sohn Henrik hatte recherchiert: an der mozambiquanischen Bevölkerung wurde in Xei-Xei ein Impfstoff gegen Aids im Menschenversuch getestet.


Der Impfstoff kam von Roeprox.


Louise findet den Whistleblower von Roeprox und sucht ihn in seiner Wohnung in Schweden auf….


Die Szene


Louise hat den Mann von Roeprox vom Hauptausgang der Firma bis zu dessen Wohnung verfolgt. Sie sitzt im Auto und sieht, wie der Mann in einem hochherrschaftlichen Stuckfassaden-Gründerzeitbau verschwindet. Kurz danach geht im ersten Stock das Licht an.

Louise steigt aus ihrem Rover Defender aus. Wir sehen, wie sie einen Revolver einsteckt.

Sie tritt an das goldene Messingschild mit den Namen in der Laibung des Einganges. Unter dem Messingschild leuchtet grün die Kontrollampe einer Zahlentastatur. Der Eingang ist elektronisch gesichert.

Louises Blick auf die Namen bleibt ergebnislos. Wie der Whistleblower heißt, weiss sie ja nicht. Sie verharrt, denkt nach, geht dann einige Schritte von der Haustür weg.

Sie zückt ihr Handy und ruft Hakansson an.

Sie teilt ihm mit, dass der Impfstoff aus Schweden von Röprox kommt. Henriks Informant, sagt sie, war ein Insider. Sie will ins Haus hinein, gegen Hakanssons Willen.

Bevor sie läutet, gibt sie Hakansson die Adresse des Insiders.
Louise läutet versuchsweise im ersten Stock, bei Stoor. Im ersten Stock waren ja die Lichter angegangen, nachdem der Mann im Haus verschwunden war.

Der Türöffner summt. Sie geht die Treppe hoch.

Oben ist die Wohnungstür offen.

Sie klopft.

Man hört:

Komm rein, Tiffany.

Sie geht hinein, schließt leise die Wohnungstür von innen.

Sie blickt sich um. Ein Mann mit einer Flasche Wein in der Hand läuft an der Diele vorbei, hält ruckartig an. Er sieht Louise, stellt den Wein weg. Der Mann, ein wuchtiger Mittvierziger, leger im Oberhemd, überrascht:

Wer.. wer sind Sie denn?

Louise, sie hat die Wohnung im Mantel betreten, wirkt zwar gestresst, aber entschlossen.

Ich muss mit Ihnen über meinen Sohn sprechen, Henrik Cantor.

Sie ist offenbar sehr erregt, presst die Lippen zusammen, tritt unruhig von einem Fuss auf den anderen. Wir hören ihren Atem. Sie hat offenbar Angst, versucht jedoch, die Nerven zu behalten. Ihre Stimme springt nicht in die hohe Tonlage, die Stress signalisieren würde.

Der Mann zögert einen Moment

Henrik Cantor.

Er scheint nachzudenken. Dann, sein Zeigefinger zeigt zur Wohnungstür:

Hat jemand Sie hier reinkommen sehen?

Louise überlegt ebenfalls einen Moment. Dann sagt sie die Wahrheit.

Nein.

Sie macht eine unruhige Schulterbewegung, als wolle sie fliehen. Natürlich bleibt sie stehen.

Der Mann weist sie mit einer beidhändig wegdrückenden Geste zurück:

Ich habe nicht vor, mit Ihnen zu reden, ich….

Wieder deutet er zur Tür:

Bitte gehen Sie undzwar auf der Stelle, bitte.

Louise weicht keinen Millimenter. Ihre Hände bewegen sich unruhig in den Manteltaschen.
Louise:

Sie arbeiten bei Röprox. Sie haben meinen Sohn mit Informationen versorgt.

Leise:

Ich kann das beweisen.

Schnitt auf den Mann. Er stellt sich jetzt breitbeinig hin, richtet sich auf. Wieder deutet er mit dem Zeigefinger zur Tür.

Sagen Sie mal, was soll denn das Ganze hier werden. Ich hab Ihnen gesagt, sie sollen verschwinden, Sie können hier nicht einfach so reinmarschieren.

Der Mann macht zwei, drei Schritte auf Louise zu.

Schnitt auf Louise.

Sie macht einen Ausfallschritt und zückt aus der Manteltasche die Waffe.

Der Mann fährt augenblicklich zurück. Er scheint mit klarem Bewusstsein zu begreifen, dass er in Lebensgefahr schwebt. Die Frau vor ihm ist so ausser sich, dass sie abdrücken könnte.

Er geht einige Schritte rückwärts. Louise drängt nach vorne. Sie ist so erregt, dass ihre Oberlippe weiss geworden ist. Jetzt hält sie die Waffe beidhändig sicher auf den Mann gerichtet, geht schrittweise auf ihn zu:

Röprox stellt einen Impfstoff her und lässt ihn in Xei-Xei in Menschenversuchen testen.

Ist das richtig?

Keine Antwort, der Mann versucht, sich zu entziehen. Louise lauter:

Ist das richtig?

Der Mann, er fällt ihr ins Wort:

Ja. Ja, ja.

Ja, ja , es stimmt, was Sie sagen.

Er schließt die Augen, versucht, Louise mit einer beschwichtigenden Geste zum Stehen zu bringen. Louise drängt weiter in seine Richtung.

Warum haben Sie… meinen Sohn dann…. erst nach Südafrika geschickt.

Der Mann:

Weil ich da… ich kannte damals.. ich wusste nur, dass wir in Kapstadt ein Vertriebslager hatten.

Ich ich hab von Xei-Xei erst erfahren, als sie den Laden dicht gemacht haben.

Louise sieht unten ein Fahrzeug vorfahren.

Aber soweit ich weiss, sind die schon wieder an einem neuen Standort dran.

Louise muss sich von ihrem Blick auf die Straße erst in den Raum zurückholen. Wir sehen, sie überlegt, wer dort unten ist. Louise:

Eine neue Klinik?

Was wissen Sie davon?

Der Mann:

Gar nichts. Nichts genaues. Ich In solche Aktionen werde ich nicht einbezogen. Das ist ah.. Es gibt da einen, der alles arrangiert für die Firma.

Der hat diesen Holloway ins Boot geholt und Xei-Xei als Standort ausgesucht. Und der hat wohl auch dafür gesortgt, dass die Klinik jetzt dicht gemacht wurde und….und sie woanders neu anfangen.

Louise begreift, dass sie weiter suchen muss. Sie muss denjenigen finden, der für das Projekt Impfstoff verantwortlich ist. Vielleicht bekommt sie von dem Mann vor ihr Auskunft. Sie lässt die Waffe sinken. Die Situation ist jetzt ruhiger geworden. Louise:

Und wer ist das?

Es läutet.

Louise hebt sofort wieder die Waffe gegen den Mann. Dieser, in ungeduldigem Ton.

Das weiss ich nicht. Der einzige der mit ihm in Verbindung steht ist mein Chef.

Es läutet wieder.


Teil 4B folgt demnächst.

Heino Ferch (im Alter von 45) – Dr. Christian Holloway, Iris Berben – Prof. Louise Cantor, Johan Rabaeus – Potter Stoor, der Whistleblower, Andreas Wilson - Henrik Cantor, Louises Sohn

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Samstag, September 11, 2010

Filmszenen I Kinotipp Heino Ferch: Das Leben ist zu lang. Regie: Dani Levy 2009-2010





Bildquelle und Bildrechte x-filme creative pool.


Wir empfehlen einem versierten Kinopublikum, das Spass am Spiel mit Realitätsebenen hat:


Das Leben ist zu lang.


Homepage des Films->


„den neuen“ von Dani Levy ( Komoedien: Mein Führer – die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler, Alles auf Zucker!)


Ein Who is Who der Deutschen Fernseh- und Kinolandschaft meist in Cameo Auftritten als sie selbst.


Wir erinnern uns gesehen zu haben: Katja Riemann, Jasmin Tabatabei (herrlich selbstironisch, wir sehen J.T., die rational kühle Denkerin unter den Actricen, nur ein paar Sekunden auf einer Party-Couch, sturzbetrunken, wankend, hirnleer, bei dem Versuch, ein Glas an die Lippen zu führen), Bully Herbig, Joseph Vilsmaier, Burghart Klaußner („Das weisse Band“); in Rollen:


Gottfried John (Berlin Alexanderplatz, Lilli Marleen, The Ogre, Proof of Life, Golden Eye, Asterix und Julius Caesar, ), Justus von Dohnány, unser zweitliebster deutscher Schauspieler mit Power Matthias Koeberlin, Meret Becker (Comedian Harmonists, Meine schöne Bescherung), „die“ Ferres, und einem „unserer“ Männer in Hollywood: Udo Kier. (dessen magischer Blick nur noch vom Blick der Schlange Kaa („vertraue miieeeeerrrr…“) übertroffen wird.


Alle in Bestlaune und mit deutlich sichtbarer Spielfreude, Heino Ferch zum ersten Mal mit rotem Haar, feuerrotem Haar sogar und nach langer Zeit mal wieder in einer Rolle, die Vollgas erlaubt.


Die Handlung verwirrt und überkreuzt Realitätsebenen, der Held, der Filmemacher Alfi Seliger (Markus Hering) verliert die Übersicht, ob ein Regisseur ist, einen Film dreht, oder selbst eine Filmfigur ist die einen Regisseur spielt….die Verwirrung steigert sich, als er seinem Regisseur der ihn inszeniert, Dani Levy, in einer Szene begegnet. Der Inszenator versucht vor dem Regisseur mit deutlich sichtbarem schlechtem Gewissen zu fliehen….!?!


(Thread

Filme über das Filme machen:)

Wem der Film

Whisky mit Wodka gefallen, hat, der wird auch "Das Leben ist zu lang" etwas abgewinnen können.

Wem das intelligente Spiel mit Realitätsebenen genauso gefällt, wie eine ungewöhnliche Erzählweise, die einen auktorialen Erzähler zur Filmfigur macht, wird den Film Stranger than Fiction mit Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Dustin Hoffman, Queen Letifah und Emma Thompson (2007)von der ersten bis zur letzten Sekunde genießen.



Für Insider. Die Rolle des Arztes Dr. Mohr (Seliger beim Arzt: „Sie erinnern mich an den deutschen Schauspieler Heino Ferch.“ Mohr drückt die Eitelkeit weg, sichtbar geschmeichelt: „Das passiert mir ständig….!“ ) variiert die Rolle des Arztes in „Heilige Kühe“ (1993).


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Samstag, September 04, 2010

Filmszenen I ...Thomas, geh da nich´hin - Bitte!...in: Umbra Mortis. Tobias Moretti - Thomas Dorn, Regie: Urs Egger, 2007-08






Bildquelle und Bildrechte: Lisa Film für RTL und ORF


...Thomas, geh da nich´hin - Bitte!...Szene aus: Umbra Mortis- Das jüngste Gericht. Tobias Moretti - Thomas Dorn, Buch: Don Bohlinger, Regie: Urs Egger, 2007-08.

Hören statt Lesen Audio.mp3 -> zum sofort Hören

Die Szene

Das weissrote Trassierband ist das erste, das uns ins Auge fällt. Das Band soll Leute aussperren, die nichts mit der Sache zu tun haben. Die Polizei hat dieses Trassierband gespannt, um den Tatort abzusichern.


Wir stehen in der Gruppe der Mitarbeiter Spurensicherung. Direkt vor uns Renz, Thomas´ Chef. Es ist Sommer, warm. Renz hat das Jacket abgenommen, steht da in Hemd Hosenträgern, Krawatte. Umgeben von seinen Subalternen.


Wir sind in einem Friedhof. In einem dieser einseitig offenen Wandelgänge, deren geschlossene Seite die Epitaphe und Wandgrabmäler reicher und großer Familien beherbergt.


Palladianische Backstein – Marmorsäulen – Architektur. Hinten, jenseits des Schattens, ein Säulenstumpf im hellen Sonnenlicht.


Kommissar Thomas Dorn (Tobias Moretti), ca. vierzig, nur dunkel gekleidet, wie zu einer Beerdigung, geht auf uns zu. Schnell. So schnell er kann, ohne zu rennen.


Er reißt das Trassierband hoch, taucht darunter durch. Er kommt auf uns zu. Er scheint zu wissen, was ihn hier erwartet. Er drückt den Kopf nach vorne, wie, um noch schneller gehen zu können.


Alle drehen sich nach ihm um. Renz geht auf ihn zu, verstellt uns den Blick auf Thomas.


Schnitt auf Kollege Peters. Der steht ein wenig abseits.


Peters, ebenfalls in der Sommerhitze nur im Hemd, diktiert das Spurenergebnis in ein kleines Bandgerät. Er wendet sich auch nach seinem Kollegen um. Aus verächtlich professioneller Überlegenheit wird einen Moment lang Überraschung. Er lässt das Diktaphon sinken.


Schnitt. Wir hinter Thomas. Wandstücke und Säulen des Wandelganges vor uns, die Spurensicherung hat aufgebaut, hinten, hinter einer Wandzunge, Rücken und Flügel eines überlebensgroßen Trauerengels aus weissem Marmor.


Wir stehen hinter dem dunklen Rücken von Thomas, sehen Renz ins Gesicht. Renz versucht , Thomas mit einer Hand zurückzudrücken.


Thomas, geh´ da nich´ hin. -- Bitte!


Bleib da.


Ein zweiter Kollege schießt herbei, versucht, Thomas am Oberarm festzuhalten.

Thomas nimmt nur die Hände vor die Brust, drängt vorwärts....


Schnitt.


Wir hören, wie Renz noch einmal sagt:


..bleib da!


Schnitt.


Wir sehen durch Thomas´ Augen.


Direkt vor uns ein Mann, eine Frau in weisser Bluse und dunklem Rock, etwas weiter weg. Beide tragen die weissen Einmalhandschuhe, die Fingerabdrücke verhindern.


Unser Blick nimmt im Augenwinkel zunächst wahr, dass da jemand liegt. Wir sehen langsam weg von den Stehenden hin zu dem jungen Mann am Boden.


Er liegt da, wie schlafend, auf dem Rücken, der Kopf ein wenig erhöht, zu Füßen des weissen Marmorengels. Wir kommen näher. Noch näher. Der junge Mann ist bewegungslos. Er schläft nicht. Seine Augen sind geöffnet.


Schnitt auf Thomas.


Er hat Renz hinter sich gelassen. Jetzt steht er an der Wandzunge. Seine Hände liegen auf den Backsteinen, als hielte er sich daran fest. Als wäre ihm schwindlig. Er richtet sich gerade auf. Läßt die Wand los. Stößt sich mit der Linken von ihr ab.


Wir fühlen, er ist sich völlig im Klaren, wer da liegt und dass sein Sohn tot ist.


Jetzt macht er die vier fünf Schritte, die ihn aus dem letzten Funken unklarer Hoffnung in die Klarheit körperlicher Nähe bringen, die kein „vielleicht ist er doch nicht, vielleicht irre ich mich…er könnte doch..“ mehr erlaubt.


Thomas Stirn leuchtet hell im Halbschatten, darüber sein schwarzer Haarhelm, sein Mund ist offen, die Lippen fahlgrau.


Wir sehen, er nimmt nur noch seinen Sohn wahr. Er fühlt nicht, wie er läuft, er sieht nicht, dass er einen Mann beiseite drängt, er hat nur noch zwei Schritte zu gehen.


Sein Gesicht hat die Art Leere, die spiegelt, er fühlt, dass die Grenzen der Normalität irreversibel überschritten sind.


Die Leere, die wie Lärm, der aufbrandet, ins Gehirn hinaufzieht. Die ein Gefühl entstehen lässt, als steige in sekundenschnelle ein Wasserspiegel um den Kopf, der die Geräusche dämmt, den Atem nimmt, den Blick verunschärft.


Schnitt.


Der Tote halbnah. Wir blicken auf ihn hinab.


Die Augen des Vaters, die Augen des Sohnes – derselbe Blick, der sieht und doch nicht sieht, nicht fokussiert.


Der Junge sieht friedlich aus, keine Todesangst hat ihn abschreckend hässlich erstarren lassen. Der Mund ist leicht geöffnet, dunkle Locken um die Stirn, er trägt dieselbe Kleidung wie sein Vater, dunkles T-Shirt, graues Jacket.


Wie eigenartig, die Ähnlichkeit. Thomas´ Gesicht. Das Gesicht seines Sohnes. Die Leere. Bei Oliver ist sie das letzte Wort, der Punkt am Ende eines Satzes


Bei Thomas ist die Leere Anfang, der Beginn von etwas, das sich jetzt Raum nimmt.


Schmerz.


Thomas tut, was man in solchen Momenten tun muss. Man setzt sich neben sein Kind.

Er will sich auf sein Knie niederlassen, zu seinem Sohn hinab.

Mitten in der Bewegung stoppt er abrupt, fährt wieder hoch, dreht sich um, blickt zurück, zu der Stelle, von der er gekommen ist.

Schnitt.

Totale.

Wir sind aus der Szene ausgesperrt. Ein rotweisses Absperrgatter verwehrt uns den Zutritt.

Bei uns, jenseits des Gatters, Peters, er blickt, wie wir, auf die Szene der Menschen dort hinten an diesem Wandgrabmal mit dem großen Marmorengel.

Der Junge liegt wie ein Opfertier zu Füßen der Statue, Monica, die Kollegin, mit dem Rücken zu uns, vor ihr Thomas.

Wir sehen aus der Distanz, wie sich Thomas rückwärts umwendet, nach hinten blickt, als suche er dort etwas. Da ist Nichts. Übersprungshandlung.

Jetzt erst wendet er sich wieder seinem toten Sohn zu. Jetzt erst setzt er sich neben ihn, auf die Grabplatte.

Monica geht ein paar Schritte weg, sie scheint sich aus Respekt vor diesem privaten Moment zu entfernen.

Thomas nimmt Olivers Hand zwischen seine Hände, als säße er an einem Krankenbett.

Wir hören ein klatschendes Geräusch. Thomas schlägt die Handfläche an die Hand seines Sohnes, als glaube er, einen Ohnmächtigen damit aufzuwecken.

Renz, Monica und Peters sehen nun doch zu. Sprachlos, starr, atemlos. Monica deckt ihren Mund mit der Hand zu.

Schnitt

Thomas nah.

Wir sehen, die Bewegung, mit der er gegen die Hand seines Sohnes schlägt, ist ein Selbstläufer geworden. Thomas weiss nicht bewusst, was er da gerade tut. Eine repetierende Geste der Hilflosigkeit zuerst, wird die Geste mehr und mehr Ausdruck schockierter Betäubung, Ausdruck von Schmerz, der keinen Ausdruck findet, der Erleichterung böte.

…Oliver…

Murmelt Thomas.

Schnitt auf Monica. Noch immer hält sie sich den Mund zu. Sie blickt weg. Sie kann das nicht mit ansehen, wendet sich ab.

Thomas Schläge gegen die Hand messen die Zeit, die langsam vergeht, ohne barmherzig gegen diesen Alptraum irgend eine Art von Abbruch zu bieten.

Wir sind weiter bei Monica, sie öffnet den Mund, sie scheint schlecht Luft zu bekommen.

Thomas Stimme hebt sich, wie unsere Stimme, wenn wir Tränen nicht unterdrücken können, die Aussprache schleppt.

…Olli….??

Peters´Gesicht ist völlig eingefroren. Er wendet sich ab. Geht weg aus dem Wandelgang.

Schnitt auf Thomas.

Er weint, ohne Tränen. Weint, ohne das Gesicht zu bewegen.

Der Schmerz liegt unter der Oberfläche, hinter den Augen, unter der Haut der Wangen, lauert in den Mundwinkeln, in den Muskeln des Gesichts, bereit jede Sekunde durchzubrechen. Er schaukelt leicht vorwärts und rückwärts, wie verlassene Herdentiere es tun.

Er blickt seinem toten Sohn ins Gesicht.

Wendet sich weg.

Sieht lauernd wieder hin. Nein. Kein Traum. Das ist echt. Er ist hier. Oliver ist hier. Er schläft nicht, er atmet nicht.

Er lebt nicht mehr.

Der Junge da vor ihm ist wirklich sein Kind. Er, Thomas, ist wirklich hier, der Stein, auf dem er sitzt, ist kalt. Ollis Hand ist kalt.

Seine Hand streckt sich, er deutet auf das Gesicht seines Kindes. Bei dem Versuch, zu sprechen, bricht fast das Weinen durch, sein Mund verzerrt sich, er versucht, etwas zu fragen. Er strengt sich an, schließt und öffnet die Augen.

Jetzt sagt er etwas. Sein Gesicht verzerrt sich wie unter extremem Stress, alle Muskeln kontrahieren, er altert in dieser Sekunde um Jahre.

Zum Sprechen scheint er sich anstrengen zu müssen, als kämpfe er gegen eine Lähmung an.

Was…

Fragt er

Was hat er da auf der Stirn?



Tobias Moretti– Thomas Dorn

Laurence Rupp - Oliver Dorn, Thomas´ Sohn

Christoph Waltz – Peters

Silke Bodenbender – Monica Faber

Christian Redl – Renz


Die Szene als Video-Clip:

http://www.moretti.at/film2.html Min 0:00 - 0:37




Story Line->
Trailer des Films->