Montag, Juni 04, 2007

Filmszenen I ..Sie haben sich einen kleinen Scherz mit mir erlaubt... Teil 1B

in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Teil 1B. 2005 - 2007

Teaser Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja

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Frau Neumann Teil 1B

Der leidenschaftlich geführte Diskurs des Plenums ist vorbei.

Der Hörsaal – er ist während der offiziellen Diskussion selbstverständlich nur für Männer zugelassen - hat sich vollständig geleert. Jetzt, nach dem Ende der Veranstaltung, darf auch eine Frau den Saal betreten. Es ist die Dame von vorhin. Sie kommt über den Seitengang die Treppe zu den vorderen Reihen herab.

Schliemann im Hörsaal der Akademie der Wissenschaften Berlin

C Stephan Rabold

Schliemann sitzt allein in einer dieser untersten Bänke des Auditoriums, er hat ein Exemplar der Ilias vor sich.

Die Dame hat ihn erreicht, sie hält zwei Champagnerschalen in Händen. Ihr Wunsch, mit ihm anzustoßen, signalisiert, dass sie ihn für den Sieger des Diskurses hält.

Wir sehen Schliemanns Hand, die das Buch mit Achills Porträt in Goldprägung auf dem Avers vor sich auf das Pult legt und hören seine Stimme. Er ist seinem Helden Achill sehr verbunden, fühlt sich ein:

…zehn Jahre in der Ferne… weit weg von seiner Familie und von seinem Hof…er schläft auf nassem Sand…

Was Schliemann sagt, sich vorstellt, ist keine hysterische Emphase, es ist Identifikation. Schliemann selbst hat härteste Zeiten hinter sich. Auch er hat – nach einem Schiffbruch – auf nassem Sand geschlafen.

..er muss miterleben, wie seine Freunde sterben.

Schliemann weiß, wie sich das anfühlt.

Wir können ihm nicht ins Gesicht sehen, wir stehen mit der Dame hinter ihm, sein Kopf ist verschattet, eine dunkle Silhouette.

Trotzdem sind wir ihm sehr nahe. Er nimmt uns mit in sein Gefühl von Bedauern und Trauer - allein durch seine Stimme.

..einer nach dem Anderen…

Schnitt auf die Dame. Seine Stimme wirkt auch bei ihr. Sie ist nachdenklich geworden.

…Trotzdem hält er durch.

Schliemann sagt das mit fast wütender Entschlossenheit.

..er wartet….

..bis sie die Stadt erobert haben..

Wir treten zurück. Totale.

Zwei Menschen in einem leeren Hörsaal. Die Dame reicht Schliemann eine der beiden Champagenerschalen..

Ich dachte, das könnten Sie jetzt brauchen…

Schliemann steht auf, dreht sich ihr zu, jetzt sehen wir sein Gesicht. Entschlossen:

Ja, Sie haben Recht.

Präsent:

Trinken wir!

Die beiden stoßen an.

Warum - fragt die Frau, jede ihrer Bewegungen flirtet, Schliemann ignoriert das.

- hat ein kleiner Junge aus Mecklenburg solch eine Liebe für das alte Griechenland entwickelt?

Er: Meine Eltern schenkten mir Homers Bücher, als ich noch ein Kind war.. und Troja schien mir immer ein Stück aufregender zu sein als Mecklenburg.

Sie: ..für einen kleinen Jungen sicherlich zutreffend.

Er: Irgendwann sollte ein Mann erwachsen werden, meinen Sie?...

Im weiteren Verlauf des Gespräches signalisiert sie ihm Solidarität mit seiner These und erhält prompt eine Einladung zur Teilnahme an seiner Hissarlik-Expedition.

Sie hat sein Vertrauen gewonnen.

Just in diesem Moment kommt Oskar Neumann in den Saal und schnell wird klar, dass die Dame Michaela, die Gattin von Schliemanns Gegner ist. Neumann verlässt den Saal wieder, nicht ohne Schliemann verdeckt gedroht zu haben, seiner Frau nicht zu nahe zu kommen.

Die Tür fällt ins Schloß.

Schliemann blickt Michaela Neumann interessiert an, wartet auf ihre Stellungnahme.

Michaela blickt zu Boden, schuldbewusst .

Sie weiss, dass sie ihre Identität weit früher hätte enthüllen müssen. Sie weiss auch, dass ihre fortgesetzten Flirtsignale unangebracht waren.

Das findet auch Schliemann. Nur ein Hauch von Verärgerung schwingt in seiner Stimme mit, als er sagt:

Sie haben sich einen kleinen Scherz mit mir erlaubt…

Kunstpause. Jetzt sarkastisch: FRAU NEUMANN.

Er sieht sie an. Sein Wille hat die geschmeidige Härte einer stählernen Blattfeder.

Es sieht ganz so aus, als hätte sie ihn beschämen wollen, ihn verlocken wollen, ihr zu vertrauen, - nur, damit er zu viel von sich und seinen Plänen preisgebe.

Aber er ist nicht beschämt. Und er verliert nicht die Contenance.

Er klagt ihr Tun zwischen den Zeilen seiner gesprochenen Worte an, ohne sein Verletztsein ihrem Zugriff auszusetzen.

Michaela versucht klarzustellen:

Sie irren sich, Herr Schliemann, bitte…

Er schneidet ihr das Wort ab. Rasch, ironisch:

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Er dreht sich weg. Signal, kein einziges weiteres Wort reden zu wollen.

Michaela fühlt, dass jetzt nichts auszurichten ist, und geht weg. .. nicht ohne ihn doch noch einmal zu ermutigen, nach Troja zu suchen. Auch ohne den Rückhalt der Akademie.

2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen- Michaela Neumann, Justus von Dohnanyi – Oskar Neumann

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Unser virtuelles Redaktionsteam: Die Damen Ignaz Wrobel Glaser und Dito

Dem Frühjahrs-Betriebsausflug 2007 unseres Redaktionsteams in die

Bremerhaven Wesermündung

heimatlichen Gefilde unseres Hauptdarstellers
(an der obigen Stelle, dem Hafen, begnete er uns auch dann tatsächlich, nämlich dort, wo ein Kinostar hingehört : auf der Kinoleinwand, der Leinwand des Kinos im Deutschen Auswandererhaus im Hafen Bremerhaven - und sprach über unser Weblog-General-Thema: Aufbruch und Abschied.)

und den damit verbundenen Eindrücken folgte ein kreativer Schub in Form von Assoziationen und Erinnerungen an Settings von Filmszenen, die wir dann auch gleich eingelesen haben.

(- An dieser Stelle auch ein herzlicher Dank an die entspannte und weltoffene hanseatische Gastlichkeit des Hauses Thiemt Platjenwerbe -)

Filmszenen I ...liebst Du mich noch?... Heino Ferch - Max Klausmann 1997-98

Filmszenen I ..eine Vogelscheuche,Sir! In: Napoléon. Heino Ferch – Marquis de Caulaincourt 2001-02

Filmszenen I ..Film sehn! In: Wer hat Angst vor RotGelbBlau. Heino Ferch - Müller 1989-90

Filmszenen I ...Los komm! Einsatz! ...in: Wedding. Heino Ferch - Klaus Asmus. 1988-89

Filmszenen I ....Sie müssen sich das nicht ansehen..... in: Das Baby. Heino Ferch - Micha. 1993-94

Filmszenen I...Papa? Kannst Du schweigen? ... Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen. 2003-04

Filmszenen I ...ein Platz zum Atmen!.. Heino Ferch - Christian Weller 2002-03

Filmszenen I Spießbürgerprobleme. in: Der Anwalt... Heino Ferch - Christian Weller 2002-03

Viel Vergnügen beim Anhören wünschen die Damen Ignaz, Wrobel, Glaser und Dito.

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