Montag, Juni 04, 2007

Filmszenen I...ich habe keine Angst vor intelligenten Frauen... Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Teil 2.

Teaser Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja

Filmszenen I...ich habe keine Angst vor intelligenten Frauen.. Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Teil 2. In: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Buch: Don Bohlinger, Regie: Dror Zahavi. 2005-2007

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Frau Neumann Teil 2

Insert. Close Up:

Ein prachtvolles Weinglas, in das rubinroter Wein gegossen wird. Eine Frauenstimme:

Übrigens herzlichen Glückwunsch...... wie ich hörte, haben Sie wieder geheiratet....

Schnitt.

Schliemann nah im Profil, im Hintergrund des herrschaftlichen Salons: Michaela Neumann in einem royalblauen bodenlangen Seidenkleid.

Schliemann:

Vielen Dank!

Michaela ist vor ihn getreten, er blickt ihr direkt ins Gesicht.

Seine innere Haltung wirkt sehr verändert seit ihrem letzten Zusammentreffen - sie ist von einer höflich ruhigen Distanziertheit, die ihn sehr ritterlich, männlich erscheinen lässt. Wir ahnen eine Gefühlsmischung aus leiser Verletztheit – er hat ihren „kleinen Scherz“ mit ihm nicht vergessen – und dem Wunsch objektiv zu sein. Dennoch fragen wir uns, ob sein Satz

Ich weiss, es kommt von Herzen.

nicht Ironie, leiser Sarkasmus, ist.

Michaela tastet die Situation ab. Flirtend:

Warum ist Ihre Frau nicht mit Ihnen gereist?

Schliemann ohne emotionalen Impact, aber offen:

Wir haben uns getrennt.

Am Satzende forscht sein Blick. Ihre Reaktion interessiert ihn.

Michaela sofort, in hohem Ton und kaum in der Lage, ihre Freude in höflichem Mittelton zu halten:

Ah! So rasch!

Wie lange waren Sie nochmal zusammen?

Schliemann Nur ein paar Monate.

Langsam, klar: Wir haben erkannt, dass wir beide von falschen Voraussetzungen ausgegangen sind.

Wieder forscht sein Blick in einem eigenartig mit männlichem Ego durchsetzten Interesse.

Michaela prostet ihm mit ihrem Glas zu. Schliemann stößt an, beide nehmen einen Schluck.

Ihre erste Frau war Russin, nicht wahr?

Ja.

Pause.

Interessiert: Warum?

Michaela:

Weil manche Dinge recht einfach sind. Ein deutscher Mann braucht eine deutsche Frau.

Schliemann lässt sich Zeit. Als er ihr antwortet

...Sie meinen eine Frau wie Sie?

hören wir ganz und gar keine Ironie. Nein, im Gegenteil, seine Stimme prickelt angenehm über unsere Haut, wie die Berührung einer Vogelschwinge.

Michaela lacht. Aber nein. Ich wär´ Ihnen viel zu kompliziert.

Wieder lässt er sich Zeit.

Falls sie mit kompliziert ... intelligent meinen, ...

Schnell, klar, unmissverständlich – ein Kompliment an Michaela:

...ich habe keine Angst vor intelligenten Frauen.

Eifersucht drängt sie zu einem stilistischen Ausrutscher. In pseudo-schmeichelndem Ton:

..zumindest nicht, wenn Sie zwanzig Jahre jünger sind als Sie, nicht wahr?

Sie kritisiert implizit seine Wahl einer deutlich jüngeren Gefährtin.

Schliemann sieht einen Moment an ihr vorbei, öffnet den Mund, sagt jedoch zunächst nichts.

Es ist ihr nicht gelungen, ihn zu beleidigen. Dann, - er fixiert sie durch seine Augengläser- :

Was ist mit Ihrem Mann?

Michaela:

Ich bin eher seine Assistentin, als seine Frau. – Frustriert: Und für seine anderen Bedürfnisse hat er diverse Damen.

Pause.

Schliemann:

..und Ihre Bedürfnisse?


Während seiner Frage bleibt sein Gesicht ganz ruhig, nur die rechte Gesichtshälfte spiegelt Erregung, er hebt er eine Augenbraue..

Sie nähert sich ihm.

Ihre Lippen suchen, dann küsst sie ihn fragend und flach auf den Mund. Er bewegt sich fast nicht. Ein wenig, wenig spiegelt er den Impuls, seine Kopfbewegungen wirken zwar wie eine Antwort, aber auch wie das leise Hin und Her für ein „Nein.“.

Das ist eine Botschaft. Michaela gibt auf und tritt wieder einen Schritt zurück:

Schliemanns Gesicht – er wünscht sich einen Moment noch den Kontakt mit Michaela. Aber sie:

Sie lieben sie noch.

Er hört ihre Worte – zögert-

Dann dreht er entschlossen den Kopf zur Seite. Hart:

Nein.

Armer Mann – sagt Michaela sehr sarkastisch - Ihr Leben ist nicht weniger tragisch als das Ihrer großen Helden.

Schliemann geht weg, ohne ein weiteres Wort. Er nimmt Hut und Stock.

Michaela fühlt sofort Bedauern für ihren letzten Satz.

Michaela Neumann (Claudia Michelsen)
C Stephan Rabold

Das hätte ich nicht sagen sollen, ich wollte Sie nicht verletzen.

Schliemann rettet sich in die höfliche Distanz. Sein Gesicht ist wieder so verschlossen, ja fast verkniffen, wie wir ihn anfangs kennen gelernt hatten.

Er:

Reservieren Sie mir einen Platz in Ihrem Museum.

– Für das Gold von Troja.

Eine knappe Verbeugung, er wendet sich zum Gehen.

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2005 – 2007 Heino Ferch ( im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen – Michaela Neumann.

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Kommentar 1:

Wie immer, ist in „Filmszenen“ ist unser erster Arbeitsschritt das Aufzeichnen des Dialoges. Und gerade bei dieser Szene hier ist sehr deutlich spürbar, dass ein Dialog ohne die schauspielerische Kreation der Darsteller ist: ein Gerippe, eigentlich fast banal und langweilig.

Erst die emotionalen Kreationen von Ferch und Michelsen bringen den Kick.

Die innere Haltung Schliemanns, die Spannung zwischen Mann und Frau, der Stolz des Mannes, dessen Verletzung immer mehr aufgedeckt wird, die Einsamkeit der Frau, das Aufladen der Situation mit Wunsch, Gegenwunsch und Nichterfüllung, die beinahe in einer offenen Beleidigung mündet und schlussendlich die Rückkehr zum offiziellen Ton, der die beiden wieder auf eine gesellschaftlich übliche Distanz bringt.

Das ist spannend, das ist interessant.

Kommentar 2:

Claudia Michelsen als Besetzung für Michaela Neumann war für eine komplette Abrundung des Subtextes, der Symbolbotschaften des Filmes, unabdingbar. Claudia Michelsen ist Katja (Der Anwalt und sein Gast), ist Sarah (Hölle im Kopf) ist der Topos Exfrau.

Groß, deutsch, älter, intelligent, von ähnlichem Beruf wie Schliemann (Archäologin) und wie wir hören werden, verlassen, möchte sie gerne immer wieder Anschluß an „unseren Mann“, an Schliemann (Heino Ferch).

Und Schliemann reagiert: Sein Körper bleibt ihren Versuchen gegenüber , ihn zu öffnen, glatt, uneindringbar, verschlossen. Ihre Hände gleiten an ihm ab, finden keinen Halt, ihr Kuss gleitet an ihm ab, bis auf eine minimale kaum wahrnehmbare Sehnsucht, die eigentlich eine alte Erinnerung ist. (wir erinnern uns an andere Projekte: Wellers furchtbarer Lauf gegen die Wand, der unglaubliche heißer Schmerz des am Boden Liegenden, Marc Hofmanns verletztes Vertrauen, die Richtstatt, kalte Rache, und Schliemanns Undurchdringbarkeit, Glätte, nur noch ein leises, ganz leises Gefühl von "Nein.")

Alle Dialoge und auch Michaelas erstaunlich befriedete Haltung am Ende des Films bedeuten mehr als nur die Unterstützung der Film-Storyline.
Die ältere Frau freut sich am Ende der Geschichte über das Glück und den Erfolg des Mannes, der mit seiner jungen Frau seinen Seelenfrieden gefunden hat.

Die alten Konto-Debiti scheinen ausgeglichen.

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