Montag, Juni 04, 2007

Filmszenen I ...Mein Name ist Schliemann. Teil 1A

in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Regie: Dror Zahavi. 2005-2007

Teaser Film Der Geheimnisvolle Schatz von Troja

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stephan Rabold für teamworxx und ProSiebenSAT.1

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...Mein Name ist Schliemann. Heinrich.. Schliemann.
in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja.
Heino Ferch - Heinrich Schliemann.
Buch: Don Bohlinger. Dialogregie: Martin Rauhaus.
Regie: Dror Zahavi. 2006-2007

zur historischen Person Heinrich Schliemann: Kurzbiografie

Frau Neumann Teil 1A

Vor der Szene.

Ein kleiner Junge rennt durch einen lichtdurchfluteten grünen Laubwald. Er hat sich mit einem Holzschild und einem Holzschwert bewaffnet.

Wir folgen seiner Phantasie.

Der Junge sieht sich selbst als erwachsenen Mann, als griechischen Krieger. Behelmt und bewaffnet durchreitet er den Wald, sprengt auf eine grüne Lichtung hinaus.

Norddeutschland. Wir wissen: Ankershagen, der Geburtsort von Heinrich Schliemann, dem Jungen, dessen Phantasie sich eben noch als griechischen Helden kämpfen sah.

Dort muss er sein, fabuliert der Junge, der Ort, an dem die schöne Helena gefangen gehalten wird…Doch der heldenhafte Achilles wird sie den Trojanern entreißen.

Der Knabe misst seine Kraft im Spiel mit einem zweiten Jungen, wieder folgen wir seiner Phantasie: Zwei große griechische Krieger mit goldenen Helmen und purpurner Helmzier kreuzen die Schwertklingen im Zweikampf.

Blick zum Himmel. Über grünen Laubbaumkronen zieht ein großer Raubvogel seine Kreise.

Close up das Gesicht des Knaben.

Die Kamera nähert sich den Pupillen seiner Augen, in ihnen lodert die Spiegelung von Flammen auf.

Überblendung in die brennende Stadt Troja.

Achilles hat es geschafft..
hören wir den Jungen
…. Und seine Männer eilen durch die brennenden Straßen Trojas…

..und Pfeile vom Himmel regnen auf sie herab.

Wir sind mitten in der brennenden Stadt, sehen die Panik ihrer Bewohner, hier versuchen Menschen zu fliehen, hier sammeln Hände Schmuckstücke und verstecken sie in einer Truhe.

Flammen lodern, dazwischen Reiter, Fliehende, Frauen weinen. Es wird kein Entrinnen geben.

Odysseus und seine Krieger sind dem Trojanischen Pferd entstiegen und haben die Stadt in Flammen gelegt.

Schnitt.

Die Szene. Frau Neumann.

Berlin 1868.

Eine Hand. Sie hält eine Lupe. Der Besitzer betrachtet sehr genau die Details der Linienführung einer hellenistischen Porträtbüste. Wir treten neben die Büste und können so dem Mann ins Gesicht sehen.

Er ist circa Mitte Vierzig, ovale Drahtgestellbrille, kurzes, der Wuchsrichtung nach gekämmtes blondes Haar, flache Koteletten fast bis zu den Ohrläppchen herab, Vatermörder-Kragen, dunkles Seiden-Plastron , dunkler Gehrock.

Der Mann wirkt, als hätte er eine harte Schale um sich, hart, wie die Schale einer Pekanuss. Angespannte Oberlippe und Wangen, über den Mundwinkeln ein fast unangenehmer verhärtet-säuerlicher Zug.

Der auf den ersten Blick nicht sehr anziehende Mann versucht sich an einer Datierung der Statue.

Jetzt hören wir das Ergebnis seiner Taxierung. In bestimmtem, sehr bestimmten, ja fast rechthaberischen Ton:

Siebtes Jahrhundert vor Christus.

Bevor Argos von den Dorern eingenommen wurde, würde ich sagen.

Er teilt seine Meinung einer Frau, - einer Dame - mit, die während seiner Betrachtung näher getreten ist. Sie scheint offensichtlich fasziniert von der Exaktheit der Datierung. Der Mann wendet sich zu ihr um. Ein wenig überheblich:

Ich habe schon bessere gesehen.

Er tritt vom Figurenpodest herab, wir sehen den ganzen Raum. Ein klassizistischer Saal, Gebälkdecke von ionischen Säulen getragen. Überall griechische Marmorstatuen, offenbar Originale.

..aber Sie haben hier die Anfänge einer recht beachtlichen Ausstellung.

Wir sehen jetzt auch, dass der Mann Stock und Zylinder in der Rechten hält. Er ist wohl gerade erst herein gekommen.

…und wer sind Sie, falls ich fragen darf.. möchte die Dame, die wohl hier Hausrecht hat, nun doch gerne wissen.

Selbstbewußt und selbstverständlich sagt er mit einer knappen Verbeugung.

Mein Name ist Schliemann.. Heinrich .. Schliemann.

Er löst ein erkennendes Lächeln bei der Dame aus.

Heinrich Schliemann im Gespräch mit Michaela Neumann (Heino Ferch - Claudia Michelsen)

Ach!! Ihr Blick flirtet.

Sie kokettiert: Dann wundert mich allerdings nichts mehr.

Schliemann versteht ihre Antwort als Kompliment.

Ah - Sie kennen meine Arbeit.

Sie, fleißig:

Ich habe Ihr Buch gelesen.

Schliemann scheint geschmeichelt, auch ein wenig schüchtern, aber zuversichtlich:

Tja, da gehören Sie – bisher noch – zu einem… recht kleinen Kreis.

Die Dame: …was Sie nicht daran hindert, ziemlich radikale Ansichten zu vertreten, Herr Schliemann.

Schliemann geht auf diese Aufforderung zur Selbstverteidigung aus Höflichkeit nicht ein. Er senkt den Blick, steckt seine Lupe in die äußere Brusttasche seines Gehrockes und sucht dabei einen Themawechsel:

Werden Sie den Vortrag von … Professor Virchow besuchen?

Seiner Frage unterliegt eine deutlich wahrnehmbare Aufregung, die auf ein Ja hofft.

Die Dame:

Vortrag? Nach allem, was ich höre, verspricht es eher, eine Hinrichtung zu werden.

Daher also Schliemanss Erregung, der Vortrag ist ein heißes Eisen.

Schliemann lächelt ihr zu, fast ein wenig schelmisch.

Erstaunt bemerken wir, dass unser anfänglicher Eindruck von harter Kühle, die uns eher ein „Nein“ denken ließ, plötzlich umschlägt in Sympathie für den Mann. Da leuchten für Augenblicke Qualitäten auf, die wir ihm anfangs nicht zugeordnet hätten.

Der Nachklang seines Lächelns hat einen Hauch von Siegesgewissheit.

Schnitt.

Großer Hörsaal der Universität. Die Professoren- und Gelehrtenschaft ist versammelt.

Schliemann im Großen Hörsaal der Universität Berlin

C Stephan Rabold

Es folgt eine erregte Diskussion der Lager Schliemann-Virchow pro Hissarlik als historisch existentem und als geografisch korrektem Suchort nach Troja und Lager Neumann contra Hissarlik und Schliemanns Thesen.

Oskar Neumann (Justus von Dohnany)

C Stephan Rabold

Kein Ergebnis. Verhärtete Fronten.


2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen- Michaela Neumann, Justus von Dohnanyi – Oskar Neumann

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Kommentar 2:
Reaktionen meines -weiteren- Umfelds über den Film sind deutlich in zwei Lager geteilt. Alle, die eine stilistische Genrezuordnung für unabdingbar halten, schimpfen, alle, die sich nur einfach ganz naiv der Erzählung hingeben, sind begeistert.

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