Donnerstag, Dezember 29, 2005

"..weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst!" in: Winterschläfer. Teil 3, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer 1997

"..weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst!" in: Winterschläfer. Teil 3, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1997

„..weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst!“

Szene Eifersucht 1

Ausläufer eines der vielen Streits:

Rebecca Weil Du nicht dauernd den Kühlschrank leer fressen kannst.

Marco Wieso denn nicht, ich hab´ ihn doch auch voll gemacht.

Marco sitzt auf dem großen Spielwiesen-Bett von Rebecca, stiert vor sich hin, haltlos, unruhig. Er sitzt direkt vor uns, wir blicken ihm ins Gesicht. Hinter ihm, über seine Schulter hinweg, sehen wir Becki auf dem Bett.

Marco Du willst ja gar nicht, dass ich hier wohne!

Becki Glaubst Du denn wirklich, dass das ´ne gute Idee is?

Marco Na klar!

Becki Warum ?

Marco Warum, warum...

Becki Ja, warum!

Marco Warum nich? ....Warum nicht?

Becki Warum denn!

Marco Is doch gut , wir wär´n zusamm. (..)

Becki Wir streiten uns doch dauernd.

Marco Is doch gar nich wahr.

Becki Bist Du wirklich gern mit mir zusamm`?

Marco Na klar, Du nich?

Becki...nö.

Sie lächelt dabei, glaubt, dass er ihre Ironie hören wird. Er tut es nicht, wir sehen seine tiefe Schockiertheit und den Versuch, sie durch äußere Bewegungslosigkeit zu kaschieren.

Szene Vergeltung

Abend. Beide liegen im Bett.

Marco starrt in den Fernseher. Rebecca wird zärtlich, langsam, leise, lieb. Er bleibt liegen wie ein Stein. Als ihre Küsse sein Gesicht erreichen, weicht er mit einer unwilligen Bewegung aus, zieht sein Gesicht weg.

Marco Du willst doch nur mit mir vögeln, sonst nichts. Stimmts?

Becki ...spinnst ja.

Marco Ja?

Sie rollt sich auf ihre Seite hinüber, frustriert, zurecht beleidigt.

Becki O Mann, bist Du anstrengend.

Er starrt weiter teilnahmslos bockig in den Fernseher.

Becki schaut böse zu ihm hin, zerrt die Bettdecke über sich und dreht sich weg. Er lässt sich die Decke ein Stück wegziehen, verschränkt die Arme dann über dem Reststück, das ihn noch ausreichend bedeckt, damit er nicht frieren muss und starrt weiter in den Fernseher.

Schnitt. Im Büro von Gerd.

Marco telefoniert mit Alexa, Gerds Frau, der Mitbesitzerin des gestohlenen Wagens. Dabei wird klar, dass er ein Verhältnis mit ihr hat und ihr Treue geschworen hat.

Marco fängt mit einer seiner Skischülerinnen was an.
Er verführt sie planvoll, kaum dass Rebecca mal kurz verreist ist.

Szene Eifersucht 2: In der Küche.

Marco steht im Türrahmen, genervt, aggressiv: Deutet mit dem Kopf ins Nebenzimmer, wo René steht:

Findest Du ihn gut?

Becki sitzt am Küchentisch - ißt Chips aus einer Tüte. Sie versteht erst gar nicht, wovon er redet.

Bitte? Wie meinst´n das?

Er noch aggressiver, drängend, zappelig:

Na, wie soll ich das schon meinen. Findest Du ihn gut, nett, attraktiv?

Becki antwortet ganz ruhig, sachlich, überlegt. Hakt seine Frage listenartig Punkt für Punkt ab.
Attraktiv – nö.

Nett - na ja,

Sympathisch. Ja.

Schnitt. René im Gang.

Wir hören Marcos und Beckis Stimme. Wir lauschen zusammen mit René. Was wir hören, ist der typische Streitton eines Paares.

Marco Wieso musst Du ihn gleich so anhimmeln?

Rebecca Wieso anhimmeln, spinnst Du, ich hab doch nur hallo gesagt?

Marco gepreßt hastig, aggressiv: ja, ja, genau.

Becki schiebt sich weiter einzelne Chips zwischen ihre Rosenlippen, ärgerlich:

Bist ja nicht ganz dicht.

Marco schnell: nee, ich mach´ nur meine Augen auf.

Je untreuer er Rebecca ist, desto bohrender wird seine Eifersucht. Was er selbst tut, unsolidarisch sein plus lügen, unterstellt er selbstverständlich auch seiner Partnerin.

Sein mangelndes Selbstbewusstsein, seine mangelhafte Verortung in einer inneren Heimat zwingt ihn in eine Jagd nach Selbstbeweisen, in die Jagd nach sexueller Bestätigung aus verschiedenen Quellen.

Dass Rebecca eventuell ihrerseits so eine Jagd nach Selbstbestätigung gar nicht nötig haben könnte, kann er sich nicht vorstellen. Er schließt von sich auf sie. Er kann ihre Bereitschaft zur Solidarität mit ihm und das damit verbundene Glück nicht erfassen, nicht greifen, nicht genießen.

Ihn treibt und quält ein unstillbaren Hunger.

Marco starrt Becki an, nervös. Sein Blick fällt auf ein schönes Kleid auf dem Bügelbrett.
Becki Mein Sylvesterkleid für heut´Abend.

Schnitt.

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Oma ist tot.

Rebecca bekommt im Büro von Papa den Anruf, dass Oma gestorben ist.

Becki muß zur Beerdigung fahren. Sie weint, sie hat Oma geliebt.

Gerd muss auch weg. Marco soll sich um Gerds Haus kümmern.
Sofort nutzt er das Haus als Liebesnest für ein Schäferstündchen mit einer seiner minderjährigen Skischiülerinnen. Das Mädchen ist vielleicht sechzehn.

Als Becki wieder nach Haus kommt am anderen Morgen, ist Marco natürlich nicht da, weil er immer noch im Vögelnest bei Gerd hockt.

Marco zieht sich dort an der komplizierten italienischen Kaffeemaschine eine Verbrühung aus dem Dampfstrahler zu, genau über der Lebensader, der Halsschlagader. – Der erste Vorbote der Todesnähe.

Die Wunde hat sich bereits entzündet, ist verschmutzt, als er sie im Krankenhaus endlich von Laura, -sie ist Krankenschwester-, versorgen lässt. (Foto Marco Laura)

Hier im Krankenhaus wird er persönlich und körperlich mit dem Tod konfrontiert: ein komatöses Kind liegt im Nebenraum.

Er betrachtet es und meint: vielleicht ist es besser, drei schöne Jahre gehabt zu haben, anstatt einfach nur lange so dahinzuleben.

Marco wird sterben, ohne diese drei Jahre geschenkt zu bekommen.

1996-1997 Heino Ferch (im Alter von 33) – Marco Skilehrer, Floriane Daniel – Rebecca, Marie-Lou Sellem – Laura

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