"..ich hab´an Dich gedacht, die Tage...." in: Winterschläfer Teil 4, Porträt Marco. ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, T
Text: ignazwrobel
„..ich hab´an Dich gedacht, die Tage...“
Rebecca ist furchtbar traurig wegen Oma.
René, der zufällig im Berghaus ist, weil er auf Laura wartet, muss sie trösten. Was kann er auch anderes tun, als sie so völlig zusammenbricht.
Marco ist jetzt nicht da.
René ist da.
Er ist ein eher ruhiger Typ, anders als Marco ganz ohne prominenten Sexappeal.
Älter als die beiden, im großen Ganzen in sich ruhend. Unaggressiv, freundlich, fürsorglich, lebt in einem viel langsameren Takt als Marco.
Er hat. Er kann geben, denn er hat.
Marco will haben, er kann nichts geben, er ist innerlich mittellos.
René sitzt gerade an Beckis Liege, als Marco zurückkommt.
Der ist sofort eifersüchtig. René geht weg, Kaffee machen, er gibt den Platz an Rebeccas Seite frei. Marco nimmt jetzt diesen Platz an der Liege ein.
Als Becki weint:
Mutter war wirklich knallhart, die hat sofort alles verkauft, das Haus, und das Grundstück ..
fällt ihm keine andere Antwort ein als:
....für wieviel denn?
Er meint das nicht böse, aber er ist unfähig, seine Freundin zu trösten. Rebecca ist konsterniert, sie erkennt seine Unfähigkeit, sieht ihn einen Moment lang fassungslos an. Als ihr klar geworden ist, dass Marco nicht kann, gibt sie ihm eine sachliche Antwort.
Ich weiß nich, Marco. Teuer.
Wendet sich ab, weint leise und allein weiter.
Marco spürt, dass da etwas ist, was er tun, was er jetzt bringen sollte, was er aber nicht bringen kann.
Er rutscht unruhig auf seinem Platz hin und her, wendet sich auch ein wenig ab und sieht halt- und bodenlos ratlos aus.
Fürchterlich.
Wir fühlen durch seinen Blick, wie sein Inneres sucht, einen Haltepunkt in der inneren Haltlosigkeit sucht, wieder wirft er einen so ne Scheiße Blick an die Decke.
Er möchte weit weg sein, die Situation nicht erleben müssen.
Er ist so unglaublich unfähig, seiner Freundin beizustehen, ihr auch nur irgendeine tröstende Geste zu geben.
Er sitzt jetzt ganz abgewendet von ihr. Das einzige, was er schafft, ist ein:
Ich hab an Dich gedacht, die Tage.
Aber dann gleich wieder die fordernde Frage, ob sie auch:
Du nicht?
Gott sei Dank kommt René mit dem Kaffee, er kann geben, z.B. eine Tasse Kaffee und Becki lächeln machen.
Neben René´s Fülle sitzt Marco abgeschlagen, eingekapselt, sieht zu Boden. Sein Blick ist immer und immer wieder ratlos, suchend, Halt suchend, ohne Verankerung, ohne die Antwort, die er ständig und ständig hören will:
dass er, er, er, liebenswert ist.
Wenn ein anderer etwas braucht, versagt er, sogar bei seiner Freundin. Er schweift immer wieder in einen abgekapselten Raum ab, getunnelt, abgespalten.
René geht wieder nach Hause. Laura kam nicht.
Marco Ihr geht noch wohin?
Becki Ja, zu der Party im Sleepers. Kommst Du nich´ mit?
Marco Ne, ich muss noch aufräumen bei Gerd.
Er brütet schon wieder.
Becki Ja, kommst Du nach?
Marco, in schon völlig beleidigtem Ton, knetet seine Hände, unruhig, presst die Lippen zusammen. Beleidigt:
Ja, wenn Du willst. ..aber vielleicht willst Du aber lieber mit René alleine sein.
Jetzt ist es Rebecca, die genervt zur Decke schauen muss.
Er ist anstrengend.
Sprachlosigkeit zwischen beiden. Jeder in seinem eigenen Raum.
Pause.
Ende der Szene.
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1996-1997 Heino Ferch (im Alter von 33) – Marco Skilehrer, Floriane Daniel – Rebecca, Marie-Lou Sellem – Laura
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Kommentar:
Marco, an der Oberfläche glänzend und anziehend, ist leider eine tragische Figur.
Die Tragik ist versteckt, verdeckt, unsichtbar zunächst.
Sie liegt in seinem seelischen Innenraum. Dort ist es isoliert einsam, kalt und dunkel, dort fehlt etwas, Wärme, Licht, Fülle, etwas, das ihn hätte nähren können, damit er nähren kann.
Er wird seine Erfüllung, seinen Tod in einer Gletscherspalte finden, die aussieht, wie der Geburtskanal, durch den er in die Welt trat.
Er wird durch diesen Kanal dorthin zurückkehren, woher er kam, in den Bauch der Mutter, die hier die Mutter Erde ist.
Vielleicht gibt es Wiedergeburt. Vielleicht hat dann sein Ich, seine Seele, eine neue Chance, vielleicht wird es einen neuen Versuch geben, bei einem „nochmal“.
Der Film deutet dies an, einen Moment nach Marco´s Tod hören wir das Krähen eines neugeborenen Baby´s. Tod und (Wieder-)geburt.
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Interview mit Tom Tykwer über den Film WinterschläferTom Tykwer über das Deutsche Kino
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