Donnerstag, Dezember 29, 2005

Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 3a. Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000-2001 „..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 3a. Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000-2001 „..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

Text: ignazwrobel

„..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

( Die Storyline für den allgemeinen Überblick.)

vor der Szene:

Björn Theodor ist Freyjas Erotik derart verfallen, dass er die schon Beinahe-Verlobung mit Birna, seiner Jugendfreundin, löst und Freyja heiratet.

Björns Mutter akzeptiert Freyja von Anfang an nicht, denn Freyja kommt, anders als Birna, aus kleinen Verhältnissen.

Da Björn nicht klar und deutlich zu Freyja steht, kann es zwischen seiner Frau und seiner Mutter zu einem Machtkampf um die Herrschaft im Hause Theodor kommen.

Björn stellt sich auf die Seite seiner Mutter - eine für alle Beteiligten fatale Entscheidung.


die Szene

„..jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht!“

Später Nachmittag. In der großen weißen Villa von Björn Theodor und seiner Mutter, der Arztwitwe.

Wir sehen Björn Theodor, offensichtlich sehr angeregt im Gespräch mit Birna, seiner Ex-Freundin.

Der Name Björn ist isländisch und heißt auf Deutsch: Der Bär. Der Name Birna bedeutet auf Deutsch: die Bärin.

Bär und Bärin lachen amüsiert, sie sind ganz ungezwungen und offenbar sehr vertraut miteinander. Sie befinden sich in Gesellschaft mehrer Damen des Schlittschuhvereins. Björns Mutter hat sie zum Kaffee geladen. Auch Birnas Mutter, die Frau des Landrats, Björns väterlichem Freund und Ratgeber, ist anwesend. Man ist bereits im Aufbruch, alle stehen.

Die Haustür geht auf, Freyja in damenhaftem Cape, Hut und Handschuhen tritt ein, gefolgt von Agga.

Freyja kehrt von ihrer Tagesarbeit im Geschäft, ihrem eigenen Kurzwarenladen, in ihr neues zu Hause in der Villa zurück. Unter ihrem Herzen wächst bereits ihres und Teddy´s Kind.

Sie sieht Teddy entsetzt und fragend an, als sie ihren Gatten in Gesellschaft der Bärin unvermittelt vor sich stehen sieht.

Wir hören aus dem off:

Ein ganz entzückender Nachmittag! ... und der Kuchen – ganz ausgezeichnet! Ja!
Die Unterhaltung verstummt.

Freyja tritt näher, geht zwischen Birna und Björn hindurch, blickt mit wutschwarzen Augen jedem Gast einzeln ins Gesicht.

Die Stimmung sinkt so schnell auf den Gefrierpunkt, als hätte jemand die Haustür offengelassen.

Die Frauen blicken betreten zu Boden, eine räuspert sich. Man hatte Freyja wohl noch nicht erwartet.

Freyja und Agga bahnen sich einen Weg durch die Gesellschaft und gehen ins Wohnzimmer.

Birna, ihre Mutter und die anderen Damen geben der Gastgeberin die Hand und verabschieden sich –

Auf bald, auf Wiedersehen!

Schnitt auf Mette, das schwedische Hausmädchen, die das Kaffeegebäck auf silbernem Tablett wegräumt.

Freyjas Schwiegermutter und Björn kommen ins Zimmer zurück, sie hatten die Gäste zur Tür gebracht. Björns Mutter trägt eine eisig harte Miene zur Schau, Teddy, der Bär, hat, wie es aussieht, ein schlechtes Gewissen, er ist todernst verstummt.

Freyja, noch im Cape, Hut und Handschuhen, steht jetzt vor dem großen Kamin des Wohnzimmers.

Sie eröffnet den Kampf:

Wer hat diese Weiber zu uns eingeladen?

Teddy: Liebe Freyja, der Schlittschuhverein feiert Jubiläum - und Mutter hat diese Damen eingeladen, weil sie dem Verein eine Spende zukommen lassen möchte.

Freyja: Ich möchte nicht, dass Deine Mutter Gäste einlädt, ohne die Dame des Hauses zu informieren und die - bin ich.

Schnitt auf Teddy´s Mutter:

Die ist verbiestert, schmallippig, die Augen zu bösen Schlitzen verengt, verkniffen:

Jetzt zeigt sie ihr wahres Gesicht. Da siehst Du, was sie sich anmaßt, was für Ansprüche sie stellt. Dass diese Frau, mich –

ihre Mundwinkel zerrt sie böse abwärts, hässliche giftige Falten zerfurchen ihre Wangen

– aus meinem eigenen Haus hinausjagt.

Teddy kommt mit der Situation nicht zurecht.

Was soll das?

echauffiert er sich.

Seine Augen blitzen wütend. Sein Kopf zuckt mit einer wütenden Bewegung weg von seiner Mutter hin zu Freyja.
Er schreit seine Frau an:

Warum stellst Du Dich so an? Wieso darf meine Mutter ihre Freunde nicht einladen?

Freyja

Jetzt kommt´s an´s Licht. Deine Mutter hat Deine ehemalige Freundin zu sich eingeladen - einzig und allein, um mich zu demütigen.

Schnitt auf Björns Mutter.

Die blickt verbittert und ertappt zu Boden. Man sieht ihr an, dass Freyja´s Worte genau ins Schwarze getroffen haben.

Teddy, der Bär, hat die Hände halb in die Taschen seiner Jeans geschoben. Jetzt kommt er näher, tritt beim Sprechen immer dichter an Freyja heran.

Freyja Guttsdottir! Birna und ich sind Freunde seit wir Kinder waren! Begreifst Du das endlich!!

Der Blick der Schwiegermutter verändert sich in Richtung Triumph. Sie hebt überheblich den Kopf und bohrt einen zutiefst bösen Blick in Freyja´s Gesicht.

Teddy steht jetzt zwischen seiner Mutter und seiner Frau.

Wir sehen ihn von hinten, wie er Freyja belehrt.

Ich kann Birna nicht ständig aus dem Weg gehen!

Jetzt brüllt er, zackensprühend, giftig, stachlig, wütend, zornig, grimassiert beim Sprechen mit kleinen abgehackten Bewegungen. Er ist sehr erregt.

Außerdem ist ihr Vater mein bester Freund und Ratgeber!

Zum Teufel...Freyja bleckt die Zähne.... mit Deinen Freunden – entweder
Freyja tritt auf Armeslänge an ihren Mann heran
– verschwindet Deine Mutter aus diesem Haus – oder ich.

Gegenschuß auf Björn Theodor.

Sein Gesicht ist jetzt verschlossen, eine tiefe Zornfalte spaltet seine Stirn, die Pupillen, schwarz und drohend, fixieren das Gesicht seiner Frau, seine Lippen ein fahler Strich, das Oberlippen-Grübchen ein böser schwarzer Punkt.

Plötzlich schnellt sein Arm nach vorne.

Er hat seiner Frau eine Ohrfeige versetzt.

Freyja gibt einen überraschten Klagelaut von sich, verbirgt ihr Gesicht und verlässt den Raum.

Wir sehen Björn Theodor ins Gesicht.

Sein Lidschlag flackert nervös, er ist innerlich irgendwie erschrocken, erstarrt darüber, was er gerade getan hat.

Er scheint dunkel zu ahnen, dass er soeben eine verbotene Grenze überschritten hat.
Im Hintergrund steht seine Mutter.

Sie sieht glücklich ihren Sohn an.

Ein schmallippiges Siegerlächeln zeichnet sich auf ihrem hart verbiesterten Gesicht ab.

Sie öffnet den Mund und schließt ihn wieder, als schmecke sie etwas besonders Köstliches.

Dann blinzelt sie einmal mit den Augen, in einer „richtig so“ Geste, bevor ihre Züge in ein selbstzufriedenes Grinsen schmelzen.

Scheinbar hat sie gewonnen.

Aber – mit diesem Schlag hat Björn Theodor ein Autogramm in das Gesicht seiner Frau geschrieben, das ihn eine Menge kosten wird.

- Wieviel? Sein - Leben.

Unseligerweise wird er sich auch noch hinreissen lassen, vor dem Konflikt in seinem Haus in Birnas warmes Bettchen zu fliehen. - Das bleibt nicht unbemerkt. Freyja erfährt es, alle Frauen in Omas Haus erfahren es, und Großvater auch und wer weiss noch wer alles. Wahrscheinlich einfach alle in dem kleinen Dorf.

Der Eklat eskaliert. Freyja zieht im Zorn aus der Villa aus und geht zurück zu Oma.

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2000-2001 Heino Ferch – Björn der Bär, „Teddy“ Theodor, Freyja – Margrét Vilhjálmsdóttir

Stil und Inhalt des Filmes läßt Bezüge zu "Antonia´s Welt" 1995, Niederlande, Belgien und UK, erkennen. Der Film Antonias Welt erhielt 1996 einen Academy Award in der Kategorie Bester Ausländischer Film. Zitat au dem Film:

"Schopenhauer hat nicht Recht. Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lindert nur den Schmerz und trübt die Erinnerung.
"

Min 60:00ff auf DVD.

Kristín Marja Baldursdóttir Roman Möwengelächter erschien im selben Jahr, 1995.