Donnerstag, Dezember 29, 2005

Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 4a. "...Paldis Weihnachten!" Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.




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1 Frejya in ihrem flaschengrünen Tailleur

2 Agga telefoniert

3 Björn Theodor und Frejya Guttsdottir





Heino Ferch als Björn Theodor in: Möwengelächter. Teil 4a. "...Paldis Weihnachten!" Regie: Ágúst Gudmundsson. Island 2000 - 2001.

Text: ignazwrobel



1 – 2 – 3 – Mord!

1 - Vor der Szene:

Björn Theodor war schon einmal in nüchternem Zustand bei Oma aufgekreuzt und hatte, -eingehüllt in elegant einschüchternde Pelzmantel-Pracht- versucht, seine Frau heimzuholen.



Er war ganz schnell an der versammelten Abwehr-Phalanx der Frauen, Oma, Dodo, Disa, Agga, Ninna und Kidda, die sich ihm in den Weg stellten, gescheitert.

- 2 - Heute werden wir Zeugen des zweiten Versuchs.

„...Paldis Weihnacht´n!!“

Winter.

Bei Oma daheim. Agga sitzt auf der Treppe und putzt den armlangen silbernen Fahnenständer, der an Weihnachten als Tischschmuck dienen wird. Ninna drängt sich mit dem Wasserschaff auf der engen Treppe an ihr vorbei. Die Frauen des Hauses sind mit groß Reinemachen beschäftigt, Festvorbereitungen für den Weihnachtsabend.

Auf einmal bummert jemand draussen gegen die Haustür – Klopfen kann man das nicht nennen.
Oma:

Mach´die Tür auf, Agga!

Schnitt auf Freyja. Die liegt in ihrem Bett im ersten Stock. Ihre Haarflechten sind wie bei Kaiserin Sisi hochgehängt, um die Kopfschmerzen zu lindern, die das enorme Gewicht der knielangen Haarfluten verursacht.

Aus dem Off die Stimme Björn Theodors.

Ich will mit meiner Frau rehn!!

Schnitt. Erdgeschoss im Flur. Björn Theodor drängt Agga zur Seite:

Wegda!

Er ist betrunken.

Von der Eleganz seiner äußeren Erscheinung, die uns am Anfang regelrecht eingeschüchtert hat, ist nichts mehr übrig.

Er trägt zwar seinen schwarzen Anzug und Hut, aber die Kleidung ist jetzt nachlässig verrutscht, Jacke und Hemdkragen offen, die Krawatte baumelt schlaff, sein Hemd ist labbrig faltig. Man riecht förmlich die Fuselwolke, in der er steckt.

Zu allem Überdruß hat er ein schmalkrempiges Jerry-Cotton Hütchen tief in die Stirn gedrückt, das ihn ein bisschen blöde aussehen lässt.

Künstlich selbstbewusst schlendert er mit den Händen in den Taschen den Hausgang entlang, schreit:

Freyja!

Agga lässt er einfach stehen. Sie sieht ihm verärgert nach. Er biegt um die Ecke zur Treppe in den ersten Stock.

Aus dem Wohnzimmer kommt in Unterhemd und Hosenträgern - der Großvater. Der Lärm stört ihn bei seiner heiligen Zeitungslektüre:

Was soll der Lärm verdammt noch mal!

Opa kratzt sich ratlos den Bart, als er den betrunkenen Ingenieur sieht.

Der dreht sich um, lallt:

Ichsucheeine Ehefrauuu!

Beim Umwenden schwankt Teddy gefährlich. Dann schafft er es doch, sich zu Opa hin einzujustieren.

Opa: Warst Du feiern?

Teddy erklärt sich:

Meine Frau is verschwunn. Ichwill wissen – wo sieiss.

Agga mischt sich ein, durch Opas wuchtig-körperlichen Schutz ermutigt. Sie imitiert Omas Ton:

Was fällt Dir eigentlich ein – sie ist längst nach oben ins Bett gegangen und – Du bist betrunken!!


Schnitt auf Teddy. Schwankend:

Ohhwnn!

Seine Gehirnwindungen verarbeiten die neue Information langsam. Teddy macht eine , - ja, wenn das so ist – Bewegung mit dem Kopf

Owen, .. nickt....ja!

Sein Körper kippt ein bisschen nach vorne in Richtung Treppe „ohwwn“ , die Beine holen rechtzeitig nach, um ihn in eine Laufbewegung zu versetzen.

(Kommentar: Die Betrunkenheit ist sehenswert lustig dargestellt. - wie Teddy´s große Augendeckel langsam auf – und zuklappen und die schwarzen Knopfaugen starr wie bei einer Käthe-Kruse-Puppe gläsern glotzen, - das verursacht beim Zusehen ständig ein kichernd glucksendes Ziehen im Magen.)

Teddy´s Gesichtsausdruck ist ganz schlaff, das letzte Restchen Gehirn bemüht sich um den Haupthandlungsfaden, hat aber massive Probleme, Außenimpulse zu verarbeiten.

Er versucht, den Eindruck zu erwecken, dass er der Herr in seinem Zuhause ist, der jetzt seinen ihm angetrauten rechtmäßigen Besitz heimholt. Agga rennt Teddy voraus und kauert sich auf den Absatz zwischen den Treppenläufen.

Teddy hat wild entschlossen schon vier Stufen erklommen, als Opa ihn mit fester Hand zurückhält.

Nein, hier geblieben! Du kommst mir da nicht mit dreckigen Schuhen hoch!

Opa dreht Teddy, der wie ein Blatt Papier im Wind schwankt, zu sich herunter.
Schnitt. Close up Hände und Schuhe von Teddy.

Er sitzt auf der Treppe und öffnet brav und folgsam seine Schuhbänder, um die Straßenschuhe auszuziehen. Papa befiehlt, Teddy folgt, er ist ja ein wohlerzogener Junge. Teddy beugt sich so weit über seine Schuhe, dass wir fürchten, er kippt gleich vorne über und knallt auf seine Nase.

Opa, der eingefleischte Sozialdemokrat, hat endlich mal einen Vertreter der Oberschicht am Wickel und nutzt die Pause für Informationsgewinn.

Stimmt es, dass die Reeder Arbeiter aus dem Ausland für die Fischerboote anheuern wollen?

Bin kein Reeder, lallt Teddy... bin Inschenöööhr!

Opa Dir gehören doch auch ein paar Boote, oder nicht?

Strumpfbesockt probiert Teddy noch einmal den Aufstieg über die Treppe, strauchelt jedoch sofort gegen den Großvater zurück. Der richtet ihn auf und legt ihm einen väterlich freundschaftlichen Arm um den Nacken.

Na, jetzt mal ganz langsam, junger Mann! Ich glaube, du gehst jetzt besser nicht nach oben.

Teddy tut sich schwer, überhaupt stehen zu bleiben, er ist kalkweiß und schwitzt. Nur ein Hirnrestchen hält den inneren Befehl aufrecht, seine rechtmäßige Frau jetzt da rauszuholen. Hauptsächlich ist er damit beschäftigt , nicht in Ohnmacht zu fallen oder zu kotzen.

Du kannst ja nicht gerade stehen!

Teddy ist taub. Er brüllt, da Opas bärenstarker Arm ihn in Position hält:

Freeyyja!

Schnitt. Bei Freyja.Wir hören Teddy aus dem Off, er schreit hoch:

Du packs-teine Sach´n un´ komms´ mitnachHause!

Paldis Weihnacht´n!!

Schnitt. Freyja, im Bett:

Ist Deine Mutter zu Hause?

Schnitt auf Teddy. Er hält sich am Geländer fest und schreit vor sich hin :

Na-türlich issieda wo sollsie´n sonssein?

Freyja. Entweder – sie bleckt wütend die Zähne – geht sie – oder ich!

Schnitt auf Björn Theodor:

Freyja Guttsdottir! Meine Mutter wird bei uns wohnen, so lange sie will und so lange sie lebt!!!

Wild gestikulierend: Hassudas vers-tandn??

Schnitt. Blick hinauf zum oberen Treppenende:

Dort materialisiert sich eine schwarze Silhouette, umwallt von Massen dunklen Haares. Seine Wellen und Locken umzüngeln den Körper wie die tausend Schlangenhaare der Medusa, deren Anblick augenblicks zum Tode führte.

Ich!!...

schreit Freyja,

...habe ganz allein das Sagen in diesen Haus!!!

Sie tritt ins Licht, in jeder Hand einen ihrer schwarzen Hausslipper. Im ersten Moment wirken sie wie Waffen.

Ich ...bestimme, wer sich dort aufhält und wer nicht!!!

Wir erschrecken. Ihr Gesicht ist wutverzerrt. Die Lippen zieht sie bei jedem Wort von den Zähnen ab, gefährlich fletschend.

...und wenn Du was dagegen hast,
dann schlag ich Dir vor....

Mit Verbannungsgebärde schießt ihr Arm nach vorn auf Teddy zu...

Dass Du zu Deinem Flittchen zurückkehrst!

Teddy glotzt die Rachegöttin einen Moment renitent mit zusammengepreßen Lippen unter seiner Hutkrempe hervor an, - dann wendet er sich wackelig und eingeschüchtert wieder zurück, die Treppe hinab.

Er versucht einen sehr unsicheren Schritt nach unten. Als er dann tatsächlich wohlbehalten dort steht, streckt er sich gerade wie ein Stock und fängt mit Vorwärtslaufen an, ungelenk und steif wie ein Zinnsoldat.

Opa weicht aus. Teddy stakst zur immer noch offenen Haustür und geht. Das heißt, er versucht, zu gehen, trifft die Tür aber nicht ganz und rammt beinahe mit der Schulter den Rahmen, bevor er endlich das Weite findet.

Opa schließt schnell die Tür, damit das Unheil nicht etwa noch mal kehrt macht und zurückkommt.

Freyja samt Schlangenhaarpracht zieht sich wütend in ihr Bett zurück.

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2000 – 2001 Heino Ferch (im Alter von 37, dargestelltes Alter ca. 30) .... Björn Theódór; Ugla Egilsdóttir.... Agga ; Margrét Vilhjálmsdóttir

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