Freitag, Februar 10, 2006

"...Jetzt wird´s aber Zeit, Dr. Mühlhausen!" in: Das Konto. Teil 1A(Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden. Buch: Martin Pristl,

"...Jetzt wird´s aber Zeit, Dr. Mühlhausen!" in: Das Konto. Teil 1A (Heino Ferch - Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden. Buch: Martin Pristl, M. Imboden, 2003-2004

Text : ignazwrobel

Bildquelle: http://www.daserste.de/, Bilder: Boris Laewen

Erste Szenen porträtieren unseren Mann, Dr. Michael Mühlhausen, in den verschiedenen Rollen seines Alltags, beruflich und privat: als Manager, als Ehemann, als Vater.

Jetzt wird´s aber Zeit, Doktor Mühlhausen!

Nacht. Wir verfolgen den Weg eines Security-Mannes durch Räumlichkeiten der Olson AG:

Empfangshalle, Kantine. Totalen vermitteln uns einen ersten Eindruck der Firma.
Es ist offensichtlich ein Konzern. Der Blick in die Empfangshalle mit zwei Rolltreppen und Deckenlichtermeer scheint groß wie eine amerikanische Shopping- Mall.

Eine zweite Totale in die Kantine, in die der Wachmann geht, um sich sein Pausenbrot zu schmieren, zeigt uns Räumlichkeiten, die weit über Hundert Angestellten Platz zu bieten scheinen.

Der Wächter kehrt zurück in den Überwachungs-Leitstand in der Eingangshalle, setzt sich, beißt in sein Pausenbrot.

Eine Bewegung auf einem der drei Kontrollbildschirme zieht seine Aufmerksamkeit an. Wir verfolgen zusammen mit dem Wächter via Bildschirm den Weg einer Person über die Gänge, per Knopfdruck wechselt der Securitymann die Beobachtungskameras.

Der nächtliche Überstundenschieber, ein Mann in grauem englischen Zwirn, Mitte Ende dreißig, kann auf jedem Meter seines Weges bis in die Tiefgarage beobachtet und gehört werden.

Mit Aktenkoffer und Mantel in der Hand tritt er aus einem Büro auf den breiten Flur. Das Geräusch der Tür, als er sie ins Schloß zieht, verrät uns durch ein leises distinguiertes Klicken, daß es sich um einen leichte Tür aus echtem Holz handelt, wie sie nur in der Management-Etage zu finden ist, also nicht um eine normale DIN ISO Büro-Kunststofftür. Der Mann ist offensichtlich Manager.

Wir verfolgen seinen Weg über die Gänge.

Er macht eine ausgleichend ziehende Bewegung des Kopfes erst gegen die eine, dann gegen die andere Schulter. Die Bewegung zeigt uns, dass er - wohl von langem starren Sitzen am Schreibtisch - verspannt ist, durch die Bewegung die Verkrampfung zu lösen versucht. Er hat offensichtlich bis tief in der Nacht gearbeitet.

Ein paar Bildschirmausschnitte der Überwachungskameras später sehen wir seine Ankunft an der Lifttür. Er drückt den Liftknopf und wartet.

Schnitt.

Wir im Lift. Die Türen schnellen auf. Wir werden unfreiwillig Zeuge der Geste, mit der sich der Mann gerade noch die Müdigkeit aus dem Auge gewischt hat. Er tritt dicht an uns vorbei in den Lift. Während der Liftfahrt, der Mann steht ruhig da und wartet das Ende der Fahrt ab, können wir ihn genauer betrachten.

Frischer exakter Haarschnitt, schlank, wirkt gesund und prinzipiell optimal leistungsfähig.

Zu dieser späten Stunde hat er den Hemdknopf seines White-Collar Hemdes geöffnet, die Krawatte etwas gelöst. Er atmet durch, sein Lidschlag ist müdigkeitsbedingt langsam. Er erlaubt sich, kurz die Augen zu schließen, senkt dabei einen Moment den Kopf.

Wir sehen, er kämpft mit der Müdigkeit, versucht erneut, sich den Schlaf aus den Augen zu zwinkern.

Das hat der Wächter via Überwachungskamera der Liftkabine auch gesehen. Er spricht den Mann über die Notfall-Sprechanlage an.

Jetzt wird´s aber Zeit, Doktor Mühlhausen!

Mühlhausen erschrickt nicht, er ist sich offensichtlich des Umstandes bewußt, im Lift beobachtet zu werden.

Er deutet in Richtung der Sprechanlage, aus der er die Stimme des Security-Mannes gehört hat, ein schwaches Lächeln an und sagt, ein wenig eitel:

Irgendeiner muss den Laden ja schließlich am Laufen halten.

Schnitt auf den Wächter im Leitstand.

Haben Sie mal wieder einen Tipp für einen armen Nachtwächter, der seine lausige Pension aufbessern will?

Wir blicken zusammen mit dem Nachtwächter auf den Beobachtungsbildschirm und sehen Mühlhausen jetzt aus der Überwachungs-Kameraperspektive schräg unter uns im Lift stehen, abgewandt.

Er spricht wieder in die Sprechanlage neben der Tür:

Ich warne Sie, Heinz ( er hat den Wächter an der Stimme erkannt und kennt ihn offensichtlich schon so lange, daß er ihn beim Vornahmen nennen kann).

Sie entwickeln sich noch zum Zocker,

…aber ich warne Sie, - das macht süchtig.

Der Wächter: Ich hab´ mich im Griff!

Wir beobachten wie Voyeure Mühlhausen durch die Kamera in den Lift hinein. Mühlhausen hebt den Kopf, lacht, ist jetzt wacher.

Wer das sagt, bei dem ist es schon zu spät!

Der Lift ist angekommen, die Türen öffnen sich.

Mühlhausen verläßt den Lift. In der Tür bleibt er noch einmal stehen, dreht sich schnell um, - blockiert die Tür mit dem Ellenbogen - und blickt klar, gerade und exakt mit einem Blick in die Kamera, der nicht suchen muss.

Er kennt die Position des Überwachungsauges offensichtlich genau und sieht in das Objektiv. Scheinbar blickt er damit uns, die wir am Leitstandmonitor stehen, direkt ins Gesicht.

Kaufen Sie Olson AG. Wenn die Leute wie uns beide beschäftigen, kann´s mit den Aktien nur bergauf gehen.

Er begleitet seine Worte mit gezielten Gesten, die zeigen, daß er weiß, wo und wie er gesehen wird. Er hebt warnend den Zeigefinger gegen uns.

Keine Zeit!

Kaufen Sie diese Woche!

Er dreht mit einer abschließenden Bewegung weg, ist draussen. Während die Lifttüren sich schließen. wendet er sich noch einmal gegen uns, sein Zeigefinger schießt kurz an seine Lippen. Verschwörerisch:

--und schscht! Klappe halten!

Die Drehung gegen den Gang hin, von uns weg, mit der er das Gespräch von seiner Seite aus beendet, ist lässig, selbstbewußt, überlegen, selbstzufrieden.
Der Spalt zwischen den Türen verringert sich auf Null, die Lifttüren sind zugefahren.

Der Wächter verfolgt den weiteren Weg Mühlhausens in die Tiefgarage über die Leitstandbildschirme. Irgendwann sagt er halbleise:

Arschloch.

Na!

Er mag ihn nicht.

Mühlhausen steigt in seine silbergraue 7er Cabrio-Panzerkarosse und zerrt mit quietschenden Reifen aus der Tiefgarage.

Schnitt


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„…Frühstück ist fertig!“

Tiefe Nacht. Ein Wohnzimmer.

Die Einrichtung angenehm zeitloses Wiener Werkstätten Wohnambiente, unauffällig gediegen, nervenberuhigendes Licht aus zwei Vasen-Stehlampen mit Papierschirmen.

Im Vorübergehen nehmen wir am Fensterbrett eine kleine afrikanische Skulptur und Grünpflanzen wahr, kurz darauf den Stoffbezug der großen Couch mit afrikanisch anmutenden Tiermotiven.


Mühlhausen ist zu Hause. Er hat das Jacket schon abgelegt.

Jetzt streckt er sich auf´s Sofa, das direkt unter einem großen, mit weißen Stegen kassettierten Garten-Fenster steht, öffnet den Hemdkragen noch ein wenig.

Zeitliche Überblendung –aus Dunkel wird hell -Tageslicht strömt jetzt durch das Fenster, der fleißige Workaholic war auf der Couch eingeschlafen.

Überarbeitet.

Schnitt.

Close up auf Mühlhausens Gesicht im Profil. Er schläft tief und fest.

Unser Blick auf ihn wird von einem Rücken unterbrochen, der sich zwischen ihn und uns ins Bild schiebt:

weiche farbenfrohe Missoniwolljacke, eine braune Haarflut, eine Frauenhand mit Ehering legt sich zart und zärtlich auf Mühlhausens Wange. Gegenschuß auf die Frau.

Sie hat sich schon vorgebeugt, um ihn zu küssen. Wir sehen nur noch gerade einen Moment ihre Stirn und Augen. Sie küsst ihn sanft und genießend auf die Wange, auf die Stirn.

Bei der Berührung zuckt er ein wenig, erwacht aber nicht.

Wir sehen, dass dieser Mann zärtlich und behutsam geliebt wird. Wir sehen das ruhige klare Gesicht der Frau, angenehm.

Sie legt ihm zwei, drei Küsse auf die Wange. Jetzt reagiert er ein wenig deutlicher..

Ein leiser gequälter Laut, der per Reflex in seine Kehle gesteuert ist, zeigt uns, dass er zu früh geweckt wird, dass sein Unterbewußtsein ihn gerne in Morpheus Armen festhalten würde.

Die Frau richtet sich wieder auf, sagt leise:

Frühstück ist fertig.

Mühlhausens Wille reißt ihn in den Wachzustand, er bekommt die Augen noch nicht auf, quält sich ein halbleises

..guten Morgen..

ab.

Er drückt seine Hände auf sein Gesicht, stöhnt.

Als er die Hände herunterzieht, lugt endlich ein wach werdender Blick unter den Fingern hervor, er schaut herum, wie um sich zu orientieren.

Sein erster ganz erwachter Blick entdeckt seine Frau, ein zweiter, zum Fenster hinaus – den Tag.

Die freundlichen großen Augen von Charlotte Mühlhausen beobachten ihren Mann dabei zärtlich und geduldig.

Ein Blick auf seine Armbanduhr.

Gott, warum hast Du mich denn nicht geweckt?

Er ist sofort hektisch, robbt sich auf der Couch an ihr vorbei ans Fußende, um von dort aufzustehen. Ihr enttäuschtes und vorwurfsvolles Gesicht – ich hab´ dich eben geweckt – quittiert er mit einem ungeduldigen

Na vielen Dank!

Greift nach seinen Schuhen.

Frau Mühlhausen: Frühstückst Du mit mir?

Er: Du weißt doch genau, was ich im Moment um die Ohren hab!

Sie legt eine Hand auf seinen Rücken, probiert noch ein letztes Mal, sein Tempo zu drosseln.

Das ist nicht die Antwort auf meine Frage!

Er sofort ungeduldig, springt auf und rennt weg:

Ich kann nich´!

Die Frau ist allein auf der Couch sitzen geblieben, er aus dem Bild geflüchtet. Wir sehen ihre Enttäuschung.

Bildquelle: http://www.daserste.de/ / DEGETO / Boris Laewen

Das ist die Situation, so geht es kontinuierlich weiter, er hetzt herum, ungeduldig, in hohem Tempo, hektisch.

Schon ist er die Treppe hinaufgerannt.

Seine Frau ruft ihm nach:

Kannst Du Hannah heute trotzdem vom Tennis abholen?

Von oben Wasserpritscheln.

Sie geht zur Treppe, ruft nach oben:

Michael!

Er aus dem off:

ja, ja, mach ich!

Sie ist sehr frustriert, wendet sich ab.

Schnitt.

Wir blicken gerade nach oben zur Decke, sehen das Geländer der Treppe ins Obergeschoß. Plötzlich schnellt Michaels Kopf ins Bild - er schaut zu uns herunter.

Wo is´ sie überhaupt?

Seine Frau blickt überrascht nach oben.

Sie hat bei Ute übernachtet.

Schuß auf Michael: Kurzes Überlegen – Aha – der Kopf verschwindet wieder.
Minuten drauf eilt er fliegenden Schrittes, - neu eingekleidet – die Treppe herunter, nimmt sich keine Zeit, zu essen.

Stattdessen klaut er seiner Frau ihr Brötchen aus der Hand und einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse. Ein hastiger Kuss auf die Wange soll sie versöhnlich stimmen. Es funktioniert nicht, sie bleibt enttäuscht.

Er hastet zur Haustür, greift nach dem Aktenkoffer, reißt die Tür auf, eiliger Abgang,

Tschüss!

Frau Mühlhausen bleibt allein am eingedeckten Tisch zurück, der Teller ihres Ehemannes ist unberührt.

2003-04 Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen, Julia Jäger – Frau Charlotte Mühlhausen, Nadine Fano – Hannah Mühlhausen, die Tochter---------------

(Szenenstruktur s.a. Todfeinde Teil 2, Szene Klausmann kommt von der Nachtschicht, Rollenverteilung bei identischer Besetzung gegengleich.)

Die Adresse http://www.filmszenen.info/ leitet Euch direkt weiter auf unser Filmszenen-Weblog blogigo/ignazwrobel

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