Sonntag, Mai 18, 2008

Filmszenen I ...fass´ ihn nicht an!!! in: Gefährliche Verbindung Teil 3.

Heino Ferch - Andy Fischer. Buch und Regie: Uwe Janson, 1990-91

Teaser Film Gefährliche Verbindung. Heino Ferch - Andy Fischer. Regie: Uwe Janson 1991

Bildquelle und Bildrechte bei arte/ZDF.

Vor der Szene

In der Produktion.

Wir erinnern uns. Das Nicht-Katalytische Verfahren wird weiter benutzt. Nicht katalytisch bedeutet: die chemische Reaktion kann nur unter Zufuhr hoher Temperaturen ablaufen. Hohe Temperatur entsteht nur unter hohem Druck. Hohe Temperaturen erzeugen tödliches Dioxin.

Die elektronischen Temperaturanzeiger an den Druckkesseln wurden zurückgetauscht gegen – ungenauere – mechanische.

In der Nachtschicht zuvor war improvisiert worden. Die Materialausgaben hatte Bolzen mit Linksgewinde geschickt. Unbrauchbar. Die Schicht muss produzieren. Also waren die Druckkessel mit Bolzen verschlossen worden, deren Rechts-Gewinde provisorisch in Handarbeit geschnitten worden waren.

Die Szene

In der Produktion. Kessel, ein Gewirr aus Rohren, Steigleitungen, Anzeigeuhren, Lärm, eine halboffene Galerie, Boden aus Metallgittern.

Ein Arbeiter überprüft den Druck an den Kesseln.

Wir sehen: 5 bar.

Andy ist in der Nähe, er bringt gerade Material.

Insert auf ein Druckventil. Es platzt. Giftgelbe Flüssigkeit spritzt massenhaft heraus.

Wir hören einen mörderischen Schrei. Dann Halbnah.

Der Arbeiter, der die Druckanzeige abgelesen hatte, steht genau unter dem Ventil. Die giftgelbe Flut, kochendheiss, überschüttet ihn wie der Strahl eines Wasserwerfers. Der Mann schreit und schreit.

Andy nah. Panik. Hölle Hölle.

Thomas!

Schreit er.

Blick zu Thomas. Die giftgelbe Flut schwallt weiter über den Mann.

Andy rennt zum Steuerbord und dreht den Durchlaufdruck herunter.

Wir sehen Thomas, wie er sich unter der kochenden Flut windet, schreit und schreit. Immer noch überflutet die giftgelbe Brühe Gesicht und Körper.

Jetzt liegt er am Boden. Verliert das Bewusstsein.

Die Alarmsirene gellt schrill.

Andy rennt heran, zieht Thomas am Arm aus dem kochendheissen Giftwasserfall.

Er packt ihn unter den Achseln und schleift ihn zur Notwaschstelle. Der Vorarbeiter und ein zweiter sind herbeigerannt. Wir hören Warnungen. Andy soll irgendwas.

Jetzt ist er unter der Notdusche angekommen, zieht an der Kette. Kühles Frischwasser duscht auf Andy und den Bewusstlosen herab.

Wir hören von Andy:

Lass mich!

Stephan ist herbeigerannt, der Vorarbeiter Storck ruft über Funkgerät Hilfe herbei. Stephan starrt entsetzt auf Andy und den schwer Verletzten, will sich herunterbeugen, helfen.

Der Vorarbeiter reisst ihn zurück, brüllt:

Neiin – fass sie nicht an!

Fass sie nicht an!!!

Er reisst Stephan hinter sich zurück und starrt atemlos auf die grausige Pietá vor ihm.

Andy - das Wasser schwallt in dickem Strahl auf ihn herab – fährt hoch:

Warum soll ich ihn nich´ anfassen?

Keine Antwort.

Nochmal:

Warum nich´??

Der Vorarbeiter, er brüllt:

Mensch, das weißt Du doch ganz genau!!

Andy:

Was ist überhaupt mit euch los? - - Machs Maul auf, Du feiges A…ch!

Storck steht versteinert, die Augen weit aufgerissen.

Er starrt auf Andy ´s Hand. Andy folgt dem Blick, hebt die Hand. Er sieht etwas, das ihn erschreckt. Wir fühlen dass er etwas ahnt, das furchtbar ist, lebensbedrohlich.

Der Wasserschwall von oben nimmt ihm beinahe die Luft, er muss um Atem kämpfen.

Er blickt zum Vorarbeiter. Sein Blick fragt, ängstlich.

Gelborange Lichtblitze der Alarmanlage zischen über Storcks Gesicht. Starr aufgerissene Augen. Entsetzen. Keine Antwort.

Schnitt.

1992-93 Heino Ferch (im Alter von 29) – Chemiearbeiter Andy Fischer, Joachim R. Iffland – Thomas, Tayfun Bademsoy - Stephan Heinz-Werner Kraehkamp - Storck, der Vorarbeiter.

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Kommentar:

Das Thema Chemieunfall nimmt HF jetzt, in 2008, sechzehn Jahre später, zusammen mit Julie Delpy wieder auf in
"Bhopal- a Prayer for Rain."


semi offtopic

Aus den Wikipedia-Besucherzählern (Artikel Marlene Dietrich, Marlene (Film), Heino Ferch am 2.5.) ist zu entnehmen, dass die erneute Sendung des Films Marlene großes Publikumsinteresse erzeugt hat. Gerade haben wir den Film "gezogen" und sind bei der Qualitätsprobe in die kleine Szene des Walzers von Carl von Seidlitz und Marlene gestoßen. Die beiden tanzen gemeinsam, eng, zusammen, wir hören im Hintergrund jedoch das Lied "ich weiss nicht zu wem ich gehöre - ich glaub´ich gehöre nur mir allein..." - Subtext für Marlene.
Himmel, Himmel, dieser Vilsmaier, wie zärtich der inszenieren kann. Es ist immer eine ganz besondere Stimmung, die Vilsmaier jenseits von Text und Handlung erzeugen kann, eine Stimmung, die den Film überglänzt und ihn schön und zärtlich macht, den X-Faktor erzeugt. Wie - altmodisch? Ja, auch altmodisch, aber altmodisch wie ein schönes altmodisches Schmuckstück aus Aquarinen, Markasiten und Altsilber von Tiffany. Also nächste Woche eine Szene aus Marlene "Ich glaub, ich gehöre nur mir allein."

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