Sonntag, September 26, 2010

Filmszenen I ...ich erwarte noch jemanden....in: Kennedy´s Hirn. Teil 4B. Heino Ferch - Dr. Holloway, Regie: Urs Egger, 2009 - 10



Bildquelle und Bildrechte ARD Degeto 2009



...ich erwarte noch jemanden....in: Kennedy´s Hirn. Teil 4B. Heino Ferch - Dr. Holloway, Musik: Marius Ruhland, Regie: Urs Egger, 2009 - 2010

<-<- zurück zu Teil 4A

Louise hält die entsicherte Waffe mit beiden Händen umklammert und zielt am gestreckten Arm auf Stoor. Das zweite Läuten lässt sie unsicher werden. Was tun?

Stoor, ungeduldig und auch in wenig flehend:

Ich erwarte noch jemanden…

Er drängt:

Bitte! Ich erwarte hier noch eine Dame.

Louise geht vorsichtig einige Schritte zur Seite. Die Waffe bleibt auf Stoor gerichtet. Stoor hebt die Hände, versucht Beschwichtigung. Geht Schritt für Schritt an Louise vorbei zur Wohnungstür. Wir sehen ihn aus dem Bild verschwinden. Louise bleibt im Rahmen der Tür eines der Nebenzimmer stehen, lässt langsam die Waffe sinken.

Sie atmet aus - Erschöpfung nach der Anspannung - und verbirgt sich nun so weit hinter dem Türrahmen des Zimmers, dass sie vom Gang aus nicht sofort bemerkt werden kann.

Wir sehen Stoor, er blickt nach ihr, während er mit der Linken die Wohnungtür öffnet. Er geht einen Schritt rückwärts…

…und schreit auf.


Wir sehen, wie Fetzen Stoff von seiner Brust hochfliegen, hören zwei Schüsse.

Louise close up. Sie reisst die Augen auf, entsetzt, verschwindet im Zimmer.

Schnitt auf Stoor.

Er fällt zu Boden.

Blick zur Tür. Ein großer Mann drängt herein. Schwarz gekleidet, schwarze Handschuhe, zurückgegeeltes Haar. Mit der Linken hält er eine junge Frau fest. Er drückt ihr eine schwarze Hand auf den Mund, presst sie an seine Schulter und zwingt sie, sich halb rückwärts mit ihm zu bewegen. Die Rechte können wir nicht sehen, aber seine Haltung sagt, er zielt noch immer auf Stoor.

Wieder Schnitt auf Louise. Ihr Entsetzen sagt uns, dass offenbar wirklich geschieht, was wir sehen. Der Eindringling wirft die Frau neben Stoor auf die Knie. Während sie fällt, zückt er die Waffe und schießt zweimal. Der Schalldämpfer lässt die Schüsse dumpf aufpfeifen, wir sehen das Mündungsfeuer.

Der Mann nah, er dreht den Kopf. Offenbar hat er ein Geräusch gehört. Louise war nicht leise genug.

Der Mann zielt ins Wohnzimmer, blickt langsam um sich. Die anderen Räume. Jetzt beginnt er, in Richtung Louise zu gehen. Sie dreht sich um. Sie scheint in ein Zimmer zu rennen. Lautlos. Ihr Haarschopf gleitet durchs Bild, dann sehen wir, wie sie sich in einen Fensterrahmen drückt. Ihre Angst ist so groß, dass sie leise stöhnt.

Der Mann kommt näher, hebt die Waffe. Er ist kurz vor dem Türrahmen.

Wir blicken durch seine Augen, er scannt die Umgebung. Kommt näher. Läßt die Türlaibung hinter sich. Das Schlafzimmer öffnet sich in voller Breite. Er sieht Louise mit der Waffe in den Händen. Sie weicht einen Schritt zurück.

Ein Schuss.

Louises Bild zerplatzt.

Ein Wandspiegel. Der Mann hatte Louises Spiegelung für die Realität gehalten.

Schnitt.

Wir im Raum bei Louise. Wir sehen, sie steht hinter einer Portiere. Im Türrahmen der Mörder. Noch zielt er auf die Stelle, an der gerade noch der Wandspiegel Louises Bild zeigte.

Als der Mann sich vom Spiegel weg auf Louise zudreht, schießt sie. Der Schuß ist ohrenbetäubend. Wir sehen den Schmauch aus der Mündung der Waffe ziehen. Louise duckt sich während der Schusses.

Der Mann sackt zusammen wie ein Bär nach dem Blattschuss. Seine Waffe schlittert über den Boden.

Schnitt.

Als Louise später auf die Polizei wartet, sieht sie Hakansson unten vor der Tür. Er blickt zur Wohnung hinauf. Wir ahnen: Der Killer kam in seinem Auftrag. Er sollte den Insider und Louise zum ewigen Schweigen bringen.

Nach der Szene.

Louise wird tagelang auf dem Polizeirevier festgehalten, bis klar ist, dass sie in Notwehr gehandelt hat. Louise kann die Polizei nicht dazu bewegen, weiter nach den Zusammenhängen zwischen dem Pharmaproduzenten Roeprox und den Menschenversuchen in Mocambique zu forschen. Zu wenig Anhaltspunkte, zu wenig Beweise. Ein letztes Gespräch mit Hakansson endet mit dem traurigen Ergebnis:

Der Zweck heiligt die Mittel.

In diesem Fall: der Zweck, einen AIDS-Impfstoff zu entwickeln, der dem Erfinderland Schweden durch Roeprox weltweite Lizenzen und Milliardengewinne sichert. Holloway und Xei-Xei waren nur Rädchen in dieser Maschinerie. Selbstmord? Hakansson hatte Holloway töten lassen, als Xei-Xei zu heiß wurde.

2009-10 Heino Ferch (im Alter von 46) – Dr. Holloway, Iris Berben – Louise Cantor, Archäologin und Mutter des Investigativjournalisten Henrik Cantor, Michael Nyqvist – Lars Hakansson, Schwedischer Diplomat in Mocambique

Homepage des Filmes->


Kommentare:



  1. Ähnlichkeiten im Handlungsstoff gibt es zu: The Trojan Horse. „reporter Helen Madigan (Greta Scacchi) uncovering elements of political intrigue as she follows leads into the murder of her estranged son;” in beiden Fällen deckt eine mutige Frau, hier eine Archäologin, die Mutter eines investigativen Journalisten, in The Trojan Horse eine investigative Journalistin und ebenfalls Mutter die Hintergründe der Ermordung ihres Sohnes auf.

    Hier geht es Machtmissbrauch durch illegale Menschenversuche, ermöglicht durch das Machtgefälle Europa – Drittweltland, in the Trojan Horse geht es um Machtmissbrauch (“President Stanfield (Tom Skerritt) using any means necessary to justify an invasion of Saudi Arabia in order to halt China's oil supply.”) um an Ölvorkommen zu gelangen.

  2. Anklänge an Handlungsmotive des Filmes The Insider mit Al Pacino in der Rolle des investigativen Journalisten und Russell Crowe in der Rolle des Insiders, des Whistleblowers, sind andeutungsweise fühlbar in der Figur des Insiders Stoor und auch in der Einstellung, die das Kapitel “Insider” einführt: der Handlungsverlauf beginnt in beiden Fällen mit einem Blick von innen auf das Gewebe eines Stoffes, der den Progatonisten blenden soll, um die Identität der übrigen Beteiligten nicht erkennen zu können.
  3. in Min 68, Teil 2, als Louise Cantor vor der Pharmafirma Roeprox auf den Insider wartet, hören wir Hintergrundsmusik, die sehr deutlich an Tom Tykwers unverwechselbaren Filmmusikstil, z.B in Winterschläfer erinnert.

  4. Unter dem Produzenten Dr. Matthias Esche hatte HF schon den Film “Koma – zwischen Leben und Tod” gedreht.

<-<- zurück zu Teil 4A