Mittwoch, September 07, 2005

"Um Deines Friedens Willen: Gib´mir Dein Schwert!" Vercingetorix (Heino Ferch) Teil 2, in Julius Caesar, Regie: Uli Edel, 2002










Bildquelle und alle Bildrechte bei: Universal Pictures Germany GmbH Hamburg



"Um Deines Friedens Willen: Gib´mir Dein Schwert!" Vercingetorix (Heino Ferch) Teil 2, in Julius Caesar, Regie: Uli Edel, 2002


von: ignazwrobel

... Um Deines Friedens Willen...

Gib´mir Dein Schwert!

Vercingetorix bittet um einen ehrenhaften Tod. Er bittet darum, seinem Leben selbst ein Ende setzen zu dürfen.

Caesar beruft sich auf das römische Volk: Ich kann nur das tun, was das Volk will.

Vercingetorix packt Caesar an seiner Eitelkeit:

Ich dachte, Macht lässt einem jede Wahl.- Nicht das Gegenteil.

Hör´sie Dir an, sagt Caesar, hörst Du das?

Vercingetorix blickt zum Fenster, scheinbar lauscht er nach draussen...

Langsam fährt die Kamera immer näher an sein Gesicht. Sein Blick ist nach innen gewandt, wir sehen die Glanzlichter in seinen dunklen Augen. Er scheint etwas zu sehen, was sich in seiner Erinnerung abspielt. Seine Stimme ist leise und rauh, als er sagt:

Seit langer Zeit höre ich nichts anderes mehr ausser den Stimmen unserer Frauen und Kinder in Alesia.

Pause.

Ich kann sie hören, wenn ich schlafe...

....

Und ich höre sie,... wenn ich wach bin.

Einige Sekundenbruchteile ist er noch abwesend, dann wacht sein Blick auf, er sieht Caesar an, beginnt einen Schritt auf ihn zu.

Schnitt. Totale. Links Caesar, rechts Vercingetorix. Wir sehen das Vollenden des Schrittes. Vercingetorix misst das Maximalmass der Bewegungsfreiheit aus, die ihm die Ketten an der Kerkerwand zugestehen.

Die Ketten spannen sich klirrend. Die Arme des Mannes werden hinter den Körper zurückgezogen. Seine Energie drängt auf Caesar zu. Gleichzeitig spüren wir schmerzhaft die Schutzlosigkeit und Ausgeliefertheit dieses Körpers.

Caesar spürt das vielleicht auch, er weicht ein wenig zurück. Vercingetorix gelang es nicht, die körperliche Distanz zu verkleinern.

Um Deines Friedens Willen, gib´mir Dein Schwert.

Close up Caesar.

In Caesars Gesicht spiegeln sich Gequältsein, Entsetzen, ratlose Erstarrung vor dem, was er sieht, Weigerung, der Versuch, etwas Unbegreifbares zu verstehen, bohrendes Fragen.
Der stille Kampf wird mit Blicken, mit geistiger Energie, weitergeführt.

Close up auf Vercingetorix. Sein Blick ist völlig klar, gerade, ein winziger Hauch einer Bitte, eines Flehens, liegt darin, die Lippen ein Spalt geöffnet, wie eine Atemlosigkeit. Gesicht und Bart starren vor Schmutz, die Haare fettig und wirr, eine Kreatur, ein wilder Barbar.

– nur diese Augen sind anders: zwei glasklare, blanke, edelsteinhaft schöneFenster zu einer hellwachen Menschenseele.

Sekunden verstreichen, die Männer sehen sich in die Augen. Die Spannung steigt körperlich fühlbar.

Noch einmal close up in Caesars schreckstarres gequältes Gesicht. Er erträgt den Appell dieses Herzens nicht mehr, bricht ab und geht mit raschen Schritten zum Zellengitter. Die Tür wird aufgerissen, Caear eilt vorbei.

Er hält hinter einer Säule an. Er hört die Stimmen der weinenden Frauen von Alesia, sieht sie vor seinem geistigen Auge. Darunter eine junge Mutter, ganz ähnlich seiner Tochter Julia, mit einem Knaben auf dem Arm. Caesar weint.

Schnitt.

Caesar und Calpurnia liegen schlafend. Caesar erwacht. Überblendung in den Kerker.
Vercingetorix sitzt auf der Steinbank, an die er gefesselt ist, nach vorne gebeugt, im Halbdunkel, die Augen geschlossen. Wir hören herannahende Schritte.

Vercingetorix scheint sofort zu wissen, was ihn erwartet. Goldenes Fackellicht beginnt die Kerkerdecke zu erleuchten.

Vercingetorix erhebt sich. Close up von schräg unten. Wir sehen ihn noch ein letztes Mal porträthaft, blicken in sein Gesicht. Vercingetorix schaut nicht nach den Männern, die gerade seine Zelle betreten. Sein Blick geht geradeaus, in eine Weite, die diese Zelle nicht bietet.

Jetzt streckt er sich. Wir hören den scharf zischenden Klang eines Schwertes, das aus einer Scheide gezückt wird. Der Henker tritt zwischen Vercingetorix und das Licht. Wir sehen nur noch Schatten.

Unser Blick wird weggerissen, nach oben zur Gewölbedecke.

Dort erkennen wir den Schatten des erhobenen Armes, das gezückte Schwert. Der Arm holt aus....

Ende der Szene.

Vercingetorix wurde 36 Jahre alt.

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Ob´s edler im Gemüt, die Pfeil´und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden, oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden.

Sterben - schlafen –Nichts weiter!
– und zu wissen, dass ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil
- ´s ist ein Ziel Aufs innigste zu wünschen.

Sterben – schlafen –Schlafen! Vielleicht auch träumen!
– Ja , da liegt´s : Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
Wenn wir den Drang des Ird´schen abgeschüttelt,
Das zwingt uns stillzustehen.
Das ist die Rücksicht,
Die Elend lässt zu hohen Jahren kommen.

Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel,
Des Mächt´gen Druck, des Stolzen Misshandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigenden Verdienst erweist,

Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte

Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt´und schwitzte unter Lebensmüh´?
Nur dass die Furcht vor etwas nach dem Tod –
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wanderer wiederkehrt – den Willen irrt...

William Shakespeare, Hamlet, III, 1.
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2002 Heino Ferch - Vercingetorix, Gaius Julius Caesar - Jeremy Sisto.

Kommentar:
Gesetzt den Fall, Sie sehen sich die Szene auf DVD an, - empfehle ich, die englische Sprachversion zu wählen. Der Film wurde in Englischer Sprache gedreht, die deutsche Version ist nachsynchronisiert.
Der Schauspieler spricht den Vercingetorix mit einer dunklen, aufgerauhten Stimme, diese Stimme gibt dem Charakter einen anderen aigu als im Deutschen.
Der englische Text ist in der Stillage weniger pathetisch und zielgenauer treffend, als der deutsche.

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