"Dein Charakter ist eine ziemlich gefährliche Landschaft." in: Spiel um Dein Leben, Porträt Plato (Heino Ferch) , Teil 1. Regie: Friedemann Fromm, 199
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"Dein Charakter ist eine ziemlich gefährliche Landschaft." in: Spiel um Dein Leben, Porträt Plato (Heino Ferch) , Teil 1. Regie: Friedemann Fromm, Drehbuch: Christian Jeltsch und Friedemann Fromm, Christian Jeltsch 1996-97
Text: ignazwrobel
Dein Charakter ist eine ziemlich gefährliche Landschaft.
Der Film ist ein Film Noir, er spielt fast ausschließlich nachts, in Dunkelheit, tageslichtlos. Der Film thematisiert eine ménage à trois mit drei Verlierern.Die Kerngeschichte ist ein Kammerspiel, ein Bühnenstück. Es wird tatsächlich auf einer im Film aufgebauten Bühne vorgeführt.
Die Figuren:
Ein Mann und eine Frau Mitte 30, Plato und Jana, arbeiten seit drei Jahren am Layout eines Computerspiels, das Menschen der unmittelbaren Lebensumgebung des Spieler zu Spielfiguren funktionalisiert - ohne ihr Wissen.
Die Pilot-Spielfigur ist Platos Freund Nick, der die Spiellevel 1-4 Verführung, Verzweiflung, Hoffnung, Liebe zusammen mit Plato, Eve und Jana ohne sein Wissen durchexerzieren muss.
Jana
Jana hat zwei Identitäten. Einmal ist sie die Mitgestalterin des Computerspiels. Ausserdem agiert sie in der Verkleidung „Eve“ als Spielfigur.
Eve ist eine schnelle Verführerin mit masochistischer Erotik.
Jana ist einerseits von einer nicht ausagierten sadistischen Erotik, andererseits berührungsscheu. Plato kann nicht damit umgehen.
Er versucht cool zu sein, ist aber von zunehmend heftigen Gefühlen des Verletzt- und Zurückgewiesenseins gefoltert. Jana verliebt sich während des Spielverlaufs unvorhergesehenerweise in Nick.
Plato und Jana Plato ist scheinbar zuerst eine Assistenz-Figur.
Im Laufe des Spiels erkennen wir in ihm den Protagonisten des Films. Er ist in ein Spannungsfeld unauflösbarerer Zielkonflikte eingespannt.
Er ist ein Mann, der Regie führen will, aber hilflos ist, gefoltert von dem Gefühl, zurückgewiesen zu werden und der daraus resultierenden immer unbeherrschbareren Eifersucht.
Plato liebt Jana, die Liebe ist einseitig, Jana läßt ihn heran, spielt mit seiner Appetenz, weist ihn aber ganz kurz vor dem Ziel zurück.
Gleichzeitig muss Plato kühlen Kopf bewahren, Jana ist sein Pferdchen, das für den Erfolg ihres Computerspiels mit Nick schlafen muss.
Eifersucht ist für Plato hier unangebracht. Beruflicher Ehrgeiz und männliche Eifersucht bilden eine explosive Mischung in Platos Gefühlswelt.
Plato und Nick Nick glaubt, dass Plato Taxifahrer ist, wie er selbst. Die Firma Lu Cyber Software kennt er nicht.
Männerfreundschaft:
Plato empfindet echte Freundschaft für Nick. Gleichzeitig benutzt er ihn. Eine äußerst schwierige Konstellation. Er verrät die Männerfreundschaft, weil er Nick als Spielfigur für sein Computerspiel funktionalisiert. Der Verrat isoliert Plato.
Der Spielort – das Motiv:
Plato und Jana leben und arbeiten in einem riesigen dunklen Loft, wohl einer ehemaligen Fabrikhalle, zwei Stockwerke hoch.
Das Loft ist zweigeteilt. Von der Galerie der einen Seite mit Wohn- und Arbeitsbereich können wir, wie Zuschauer eines Bühnenstücks, auf die andere Seite des Lofts hinüberblicken. Dort ist tatsächlich ein voll ausgeleuchtetes Bühnenbild in Szene gesetzt. Es ist ein Schlafzimmer, das für die Umsetzung von Spielzügen des Computerspiels gebraucht wird.
Der Arbeitsbereich ist eine halboffene Galerie, die dem Oberdeck eines Schiffes mit Reling, Geländer, ähnelt. (Anspielung auf den Kommandostand eines Schiffes, die beiden sind die navigierenden Kapitäne des Spiels, das sie gerade erfinden.)
Szene 1
Plato sitzt allein und programmiert – mit Lust – eine Szene, in der er Nick bei einer Messerstecherei zur Hilfe eilt. Plötzlich deckt von hinten jemand, Jana, seine Augen mit den Händen ab und reisst ihm den Kopf in den Nacken.
Spiel um Dein Leben!
Plato hält die Position, lächelt leicht.
Spannung baut sich auf, eine Sekunde lang.
Seine blitzartige Bewegung reisst Jana die Hände herunter und sie auf seinen Schoß. Beide dicht voreinander, er hebt den Kopf so, dass er auf sie herunterzublicken scheint, obwohl sie über ihm ist.
Plato Dein Charakter ist eine ziemlich gefährliche Landschaft. Jana Und bisher hab ich´s immer noch überlebt.
Wir hören ein Klicken.
Plato hat ein Schnappmesser aufspringen lassen. Er weiss, was Jana gefällt.
Messer weg, wird’s bald - du hättest mich sehen sollen. Ich hab ihm das Leben gerettet.
Die Messerspitze liegt an Janas Kehle, sie hebt den Kopf, wir spüren ihre wachsende sexuelle Erregung. Sie nimmt ihm das Messer ab und spielt damit über sein Gesicht.
Jana Und, hat er von mir erzählt?
Plato Von Deiner Schwester (Eve)... scheint, als wär´ er ihr treu.
Die Messerklinge gleitet über Platos Lippen während er spricht. Er deutet einen Kuss auf die Klinge an, blickt ihr dabei unverwandt in die Augen - die Bedrohung ignoriert er.
Jana Wart mal ab. Wir sind noch nicht in seine Wohnung gekommen.
Plato Seit wann so häuslich?
Jana läßt die Klinge übers Platos Wange gleiten, die Spitze gleisst auf, zieht millimeterdicht an seinem Auge vorbei. Sie setzt die Klinge hinter Platos Ohr an. Die Schneide kreuzt seine Halsschlagader. Ihr Wille dringt auf ihn ein. Sie genießt ihre Macht. Plato läßt ihre Dominanz zu, er läßt mit sich spielen.
Sie drückt zu, zwingt Platos Kopf zur Seite. Aggressiver Blickkontakt. Platos Schläfe zieht sich zusammen, die Wangenmuskulatur zuckt, er unterdrückt Schmerz und Angst.
Auf einmal nimmt sie das Messer von seinem Hals und bietet es ihm, den Griff voraus, an. Er unterbricht den Blickkontakt nicht, nimmt es mit einer schnellen Bewegung weg. Wir hören das Klicken der Mechanik, die die Klinge im Griff verschwinden läßt.
Jana lächelt erregt. Sie bewegt sich auf ihn zu: Dicht, ganz dicht voreinander die Gesichter, laszive Hochspannung in der Luft. Gleich folgt die Entladung in einem Kuss.
Nein.
Jana unterbricht, springt schnell von Platos Schoß ab, verschwindet aus dem Bild.
Plato bleibt allein auf dem Stuhl zurück, scheinbar unbewegt.
Jana hat ihre Jacke ausgezogen und hält sie ihm hin. Er steht auf, nimmt sie, eine dienende Geste. Sie setzt sich auf den jetzt freien Stuhl und beginnt ihre Programmierarbeit.
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Plato steht vor der Wand an den Arbeitstisch gelehnt. Er nimmt das Messer auf, spielt unschlüssig damit. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, verschlossen, frustriert.
Jana erzeugt am Computer die Spielsituation „Nick schläft mit Eve“. Plato kommt wieder dicht an Jana heran, beugt sich von hinten über sie. Er ist ganz nah an ihrem Kopf, beinahe Wange an Wange Ihr Haar streift immer wieder sein Gesicht.
Jana ist vom Spiel begeistert. Ihre Augen leuchten, sie ist ganz konzentriert. Plato hält still. Wir spüren, dass er in sie hineinlauscht, ihre Nähe geniesst. Als sie zu sprechen anfängt, spielt er sofort mit.
Sie Es funktioniert, das ganze Spiel.
Er Vom wahren Leben diktiert.
Beide in schnellem Wechsel: Er ...und der Preis für das sensationellste Computerspiel des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts geht an..
Sie ...Lu Cyber Software...
Er Spiel um dein Leben, ein Psychothriller in Ihrem Alltag...
Sie ...sauer auf ihren Vorgesetzten?.
Er ..auf ihren Partner..?.
Sie ...dann machen Sie unser Spielchen..und treiben Sie ihn zur Verzweiflung. Führen Sie ihn in Versuchung..
Er ...oder erledigen Sie ihn. Das Spiel ist das Leben, es gibt keine Grenzen...
Jana gibt Tastaturbefehle, die Plato immer wieder ergänzt.
Mittendrin beugt er sich vor und versucht einen Kuss auf ihre Wange. Jana dreht ihren Kopf vollständig weg und springt alarmiert auf. Sein Versuch geht ins Leere.
Er nimmt den Platz am Computer wieder ein, frustriert zuerst, dann fängt er sich. Auf einmal steht sie kurz vor ihm, eine Pistole in der Hand. Pause. Er sieht ihr in die Augen, dann läßt er lasziv seinen Blick von der Pistole über ihren Körper hinauf in ihr Gesicht gleiten.
Zweite Runde.
Er dreht sich emotionslos weg, dem Computer zu.
In direkter Rede simuliert er den Text, den Eve in der Beischlafsituation sprechen wird
..Ich möchte, dass Du etwas besonderes für mich tust Nick.
Sie ... dass Du mir eine Freude machst.
Er beginnt zu programmieren
....dass Du mir eine besondere Freude machst, Nick. Jana tritt von hinten an Plato heran und setzt ihm am ausgestreckten Arm die Pistole in den Nacken.
Er...was immer Du willst.
Jana ist erregt, der Zeigefinger ihrer linken Hand schießt auf ihn zu, sinkt wieder herab. Jetzt berührt die Mündung des Laufes seinen Nacken. Er kann die Waffe, die Lebensbedrohung, fühlen.
Langsam dreht er sich um.
Jana ist über ihm, ihr Atem stößt vor sexueller Erregung, sie leckt sich über die Lippen.
Platos Blick flackert kurz, als er die Mündung der Pistole direkt vor sich sieht.
Er hebt den Blick auf Jana, sieht sie an, bohrend, fixierend,
Beide reden weiter im Spieltext
sie...ich möchte dass wir uns vergessen
er.... keine Grenzen..
sie...keine Grenzen. ..
Jana ist hocherregt. Sie spannt den Hahn.
Plato tut nichts, Sein schwarzer Blick fixiert sie weiter, die Pistole ignoriert er scheinbar.
Langsam hebt er die Hand und drückt die Waffe mit einem Finger zur Seite.
Er reisst sich knallartig vom Sitz hoch, beide stehen jetzt Auge in Auge.
Seine Aura wirkt bedrohlich, maskulin, sexuell anziehend.
Sie ...Verführung ist unser Metier.
PLATO:... Liebe überlassen wir den Verlierern ......
Plato - Heino Ferch , Eve - Natalia Wörner
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