Samstag, September 03, 2005

Potpourri: Szenen - Figuren - Blicke Teil 4 (alle Figuren: Heino Ferch)

Obersturmbannführer Rauffeisen (in: Der Unhold)

Rauffeisen ist in Winteruniform, schwer behängt mit Waffen, Fernglas, er bereitet eine Verschanzung auf der Burg vor.

Laut, im Befehlston:

Jungmannen, schließt die Tore!
Blockiert alle Ausgänge,
besetzt die Geschütze, alles feuerbereit machen!
Auf die Türme!

Er springt auf einen Kasten und hält eine einpeitschende Rede.

Er sieht völlig verändert aus.

Seine Haut ist fahlbleich, er wirkt total übernächtigt, fanatisiert,
die Augen sind tiefdunkel unterlaufen, er ist unrasiert,
trägt eine einfache Soldatenschirmmütze, hat Verletzungen über den Augen.

Sein Blick ist nicht wiederzuerkennen, wir sehen einen Menschen, der irr ist, verwildert, sein Denken ist tunnelartig verengt.

Seine fanatische Wut ist Angst.

Die Zeit ist gekommen, der Feind steht dicht vor den Toren!

Soll er nur kommen!
Die Burg ist gerüstet und der Sieg wird unser sein!
Wir zeigens ihnen wir schlagen sie
wir vernichten sie,
diese Burg wird sich niemals ergeben! niemals! Sieg.....heil.. !!

...sieg...

...heil..

Sein Blick ist irr, geht unsteht wild hin und her.

Die Augen sind weit aufgerissen, so weit, dass immer wieder die ganze Pupille sichtbar ist.

Er brüllt aus vollem Hals.

Auf Eure Gefechtsstationen Jungs los los... !


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Anton Glauberg (in: Mord am Meer 2004)

Wir sehen nur seinen Kopf vor dem weißen Hintergrund des Küchenschranks.

Zuerst sieht er suchend in den Schrank, als er ihre Worte hört, sinkt sein Blick ab, der Mund ist immer noch einen Spalt geöffnet.

Seine Hantierungen sind unauffällig, die seelische Haltung dabei ist zwar nach außen geschlossen, ja fast verschlossen.

Gleichzeitig fühlen wir seine innere, geradezu atemlose Schockiertheit.

Unter den Augen auf den Wangen liegt ein Ausdruck, wie man ihn nach dem Weinen hat, wenn die Wangen noch verquollen sind. Er wirkt verweint.

Als der das Wort „Garage“ hört, saugt er Luft ein.

Ihre Worte treffen ihn offensichtlich wie Keulenhiebe.

Seine Augenpartie wirkt so resigniert traurig, daß es ganz gut ist, daß sie ihn nicht von vorn sehen kann. Wir fühlen keine Härte in seiner Resignation, keine sich hart machende Verbitterung.

Seine Exfrau hat abgeschlossen, er nicht, er ist ins Mark getroffen.

Als er sich wegdreht, den Kopf senkt, die Tür des Schrankes schließt, - alles normale Verrichtungen im Zusammenhang mit der Kaffeetasse - , beginnt ihn etwas zu umwehen, wie ein Beenden, eine innere Vereinzelung, Vereinsamung.

Das Schließen der Schranktür, das Senken des Kopfes, alles sagt:

Ende

Ende

Ende.


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