Samstag, September 03, 2005

Potpourri: Szenen - Figuren - Blicke Teil 3 (alle Figuren: Heino Ferch)

Texte: ignazwrobel

Szenen - Figuren - Blicke

Anton Glauberg (in: Mord am Meer)

Seine Mine ist verdüstert, die Brauen permanent zusammengezogen.

Die Augenlider sind abgesunken- so, wie sie absinken, wenn man sehr lange unter seelischem oder körperlichem Schmerz steht und schon lange keinen Tag, keine Minute, keine Sekunde mehr gelächelt oder wenigstens seine Züge entspannt hat.

Resigniert wirkende Schatten liegen auf den Wangenknochen;
tiefe Schmerzfalte zwischen den Brauen, grau unter den Augen.

Er wirkt wie ein Mensch, der sich schon lange und langsam immer mehr verkrampft hat, zusammengezogen, gleichzeitig von einem Schmerz gequält, der im Feuer geglüht wurde und heute zu hartem Eisen erkaltet ist.

Sein Herz scheint eingepanzert, eingemauert.

Es ist für uns schwer, Glauberg zu ertragen.

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Er lauscht ihren Worten, sieht weiter in den Schrank.

Sein Gesichtsausdruck ist trotz äußerer Unbewegtheit, ja fast Glätte, innerlich aufgewühlt.

Wir sehen nur seinen Kopf vor dem weißen Hintergrund des Küchenschranks.

Zuerst sieht er suchend in den Schrank, als er ihre Worte hört, sinkt sein Blick ab, der Mund ist immer noch einen Spalt geöffnet.

Seine Hantierungen sind unauffällig, die seelische Haltung dabei ist zwar nach außen geschlossen, ja fast verschlossen. Gleichzeitig fühlen wir seine innere, geradezu atemlose Schockiertheit.

Unter den Augen auf den Wangen liegt ein Ausdruck, wie man ihn nach dem Weinen hat, wenn die Wangen noch verquollen sind. Er wirkt verweint.




Plato (in: Spiel um Dein Leben)


Nick geht an ihm vorüber - weg, aus dem Raum.

Plato ist jetzt allein.

Close up.

Was wir jetzt sehen, ist Platos zweiter Showdown.

Da steht ein Mann, der gefoltert ist von sich selbst.

Sein Gesicht ist geradezu entgleist, die Wangen erschlafft, ein winziges Zucken geht durch seinen Nacken, als ob er erschrecken würde, oder einen Nackenschlag erhielte.

Er steht da mit erhobenem Kopf, der Blick weicht auf ins Nichts, suchend, schwarz, er atmet schwer.

Wir fühlen, da steht jemand, der gerade erkennt, dass er eine eisige einsame kalte Hölle erzeugt hat, in der er jetzt leben wird.

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Plato steht da - mit erhobenem Kopf.

Er blickt die beiden unter halb gesenkten Augenlidern an, erst Nick, dann Jana.

Ein leicht spöttischer Ausdruck überfliegt sein Gesicht. Er macht sich bereit.
Er schluckt, greift nach der Waffe.

Er hat Angst.

Wieder richtet er sich auf, ein spöttisches Lächeln zuckt um seinen Mund, er hält sich die Waffe an die Schläfe.

Sekundenbruchteile passiert nichts. Wir hören ein metallisches Klicken, wie von einer Metallfeder, die nur einen Millimeter bewegt wird.

Platos Augen drehen sich sichernd in Richtung des Geräuschs, dann sieht er wieder Jana an. Die ist ganz interessiert, weiter nichts. Nick schaut freundlich auffordernd.

Plato verkrampft sich, kämpft hart zwischen Angst und Wollen, jetzt zittert er.

Plötzlich verlöschen die Glanzlichter in seinen Augen.

Sein Blick kippt nach innen.


Dann ein Knall.

Plato hat die Waffe mit einem Ruck von der Schläfe gerissen und zu Boden geschleudert.

Dabei hat sich ein Schuß gelöst.

Sein oder Nichtsein -

Nichtsein wäre seine Option gewesen.




Nick Leonard (in: Zwei Männer Zwei Frauen..)

Close up auf Nicks Gesicht.

....viel......... viel Arbeit.......

sagt er leise .

Sein Gesicht hat sich angenehm verändert.

Die Spannung um die Augen ist verschwunden.

Seine Mundwinkel sind zwei freundliche kleine Akzente.

Die Augen mit den weitoffenen Pupillen wirken wie ruhige dunkle Räume - belebt von den milden Reflexen der Glanzlichter.

Das warme Licht mildert alle Schärfe, wir sehen auf einmal einen ganz jungen Mann.



Harry Melchior (in: Der Tunnel)

Aber das ist noch nicht das Schlimmste.

Das Schlimmste ist, dass Du höllisch aufpasst, dass Du keine Lungenentzündung bekommst.

Very Close up auf Harrys Gesicht.

Das ist fast völlig verschattet, Streiflicht über seiner Silhouette, er sieht Frau Scholz intensiv an.
Er beisst von seinem Kuchen ab. und... er will noch etwas erläutern.

Ohne, dass er es beabsichtigt, verliert er den Blickkontakt zu seinem Gegenüber.

Er kaut. ..und.. das zweite ..und.. flüstert er nur noch vor sich hin, er kaut weiter.

Er hat den Kontakt in dieses Zimmer verloren.

Wir warten.

Sein Blick sackt nach unten, sieht nichts Konkretes.

Die Längsfalte zwischen seinen Brauen vertieft sich.

Seine schwarze Pupille ist auf einmal matter, glanzloser, die Wangen sind erschlafft, er wirkt müde, erschöpft, traurig.

Seine Stimme ist nur noch ein Flüstern

..wann Du endlich...

..wann Du endlich..

er kaut

...wieder schlafen kannst.

Er würgt er den Bissen hinunter, beisst wieder mechanisch vom Kuchen ab, kaut vor sich hin.

Er ist ganz für sich, in seiner Erinnerung. Die beiden Frauen hat er vergessen.


Vercingetorix (in: Julius Caesar)

Close up auf Vercingetorix.

Sein Blick ist völlig klar, gerade, ein winziger Hauch einer Bitte, eines Flehens, liegt darin, die Lippen ein Spalt geöffnet, wie eine Atemlosigkeit.

Gesicht und Bart starren vor Schmutz, die Haare fettig und wirr, eine Kreatur, ein wilder Barbar. – nur diese Augen sind anders:

zwei glasklare,
blanke,
edelsteinhaft schöne
Fenster
zu einer hellwachen Menschenseele.



Roman Cycowski (in: Comedian Harmonists)

Wir stehen im close up einen halben Schritt entfernt vor Roman Cycowski und erleben aus nächster Nähe, wie er die Augen öffnet, sein Blick das Bild seiner Frau, die er gleich heiraten wird, aufnimmt und umschließt.

Die Lider heben sich langsam. Die sich öffnenden Augen geben uns, wie ein sich hebender Theatervorhang, den Blick auf eine Innenwelt von schönen, freundlichen und magisch anziehenden Gefühlen frei, die ausschließlich in Romans Blick, in den Glanzlichtern seiner Pupillen transportiert werden.

Es wirkt, als hätte sich eine Woge von innen nach aussen an den geschlossenen Lidern aufgestaut, die sich jetzt nach aussen verströmt durch die Fenster einer Seele, eines Herzens.



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Max Ausgabe Juli Nr. 7 "Blicke":
http://www.age-of-media.de/thomas/05/photos/14a.jpg
bravo! die Porträtaufnahme rechts ist m.E . eine ausgezeichnete Lösung einer nicht untrivialen Aufgabenstellung! Homepage Thomas Rusch Fotograf