Samstag, September 03, 2005

Potpourri: Figuren - Szenen - Blicke Teil 2 (alle Figuren: Heino Ferch)

Potpourri: Figuren - Szenen - Blicke Teil 2 (alle Figuren: Heino Ferch)

Text: ignazwrobel

Szenen - Figuren - Blicke

Dr Steffen Hennings (in: Nachts im Park)

Dr. Hennings sitzt bewegungslos, er wirkt traurig, gleichzeitig aber auch gedämpft, fatalistisch hinnehmend. Ich glaube, er hört gar nicht, was die Frau redet, er hat zu denken - irgendwas über Sehnsucht und Verlust.

Eigentlich sehen nur seine Augen traurig aus, die aber dann richtig schwarzfeucht, häufchenelendhaft.

Es ist ein schwarzer, leise vor sich hinbettelnder Dackelblick, mit dem er Lumis unverwandt ansieht. Lumis bemerkt das nicht, da sie an der Wunde zu tun hat und gleichzeitig redet. Jetzt ist sie fertig, sie wirft einen Blick in den Spiegel, sieht Hennings Hundeblick und erschrickt.

-------------------------------------------

Simon Lechner (in: Grüne Wüste)

Nahaufnahme Simon. Er trägt eine randlose Brille.

Ein erster Blick auf sein Kind, er beugt sich vor, Sorge um seine Augen. Würde er weinen, wäre das mimisch kein Unterschied.

Blickkontakt.

Er versucht sein Kind anzulächeln. Er probiert Optimismus. Sein Ausdruck ist meterweit offen, die Augen rund und verletzlich, das zarte Lächeln liebevoll, ganz an der Oberfläche, direkt darunter, ein Millimeter unter der Haut, Besorgtheit, Unsicherheit, Angst.

Hey Johann!

Der Junge ist gut drauf, psychisch stabil, optimistisch.

Er stützt den verunsicherten Mann.

Hey Papa!

Ironie: gut schaust du aus.

Gegenironie ich fühl mich auch Spitze.

Simon: dann kanns ja nur noch bergauf gehen, was?

Nahaufnahme Simon:

Zuerst scheint da ein liebevolles angedeutetes Lächeln zu sein.

Lachfalten an der Augen, er blickt nach unten auf sein Kind. Dann ist da noch etwas, knapp unter der Fassade des freundlichen Blicks.

Es spielt sich eigentlich nur auf der einen Gesichtshälfte ab, da ist eine Trauer um die Schläfe, die Braue, sogar die Lachfalten wirken fast wie Stress, das Lächeln erfasst eigentlich nur einen Mundwinkel.

Diese Ahnung eines zweiten Ausdrucks sagt: Angst, brüllende Angst, die hinter der konventionellen Geste lauert.

Das Aufeinanderprallen von Banalem und Unerträglichem ist grotesk.

---------------------------------

Simon schaut sehr ernst, die Augen wirken ungeschützt, seine Brauenspannung ist bei Null, über den Mundwinkeln auf den Wangen liegt Schmerz.

Beim Blick nach unten auf die Geldscheine ein winziges ruckhaftes Nachgeben seines Kopfes, das er sofort wieder auffängt und den Kopf anhebt, wirkt wie ein drohendes Einbrechen von völliger Auflösung.

Er steht die Situation mit letzter Kraft durch, eine hohe innere Disziplin kämpft mit dem nahenden Zusammenbruch.

-------------------------------------
Marc Bittner (in: Schutzengel)

Bittner steht da.
Mit schwacher, suchender Geste öffnet er die Knöpfe seines Hemdes, um sich für die Nacht fertigzumachen.
Er steht offensichtlich noch unter dem schwächenden Einfluss der Beruhigungsspritze. Er wirkt irgendwie blind.

Schnitt.

Wir ahnen das Gesicht Marc Bittners mehr, als dass wir es sehen. Dunkelblaues Licht streift Stirn und Nasenrücken des Mannes.

Er macht eine suchend lauschende Hin- und Herbewegung mit dem Kopf. Er wirkt völlig blind, erblindet.

----------------------


Very Close up, immer noch.

Bittner hört langsam mit der überstreckten Kopfhaltung auf, sein Gesicht rückt ins Bild. Sein Blick streift von der Decke mit sich langsam halb schließenden Augen herunter auf Dr. Strauss;

der Kopf senkt sich weiter, er öffnet die Augen weit, sein Blick schießt einen Moment lang von schräg unten auf das Gegenüber, bevor er den Mund schließt.

Himmel hilf. Wurks. Schluck.

Uns beschleicht ein sehr, sehr ungutes Gefühl von immanenter Gefährlichkeit.

Da sind im Hintergrund Messer gezückt, Gedanken gedacht, die Gänsehaut erzeugen. Im Ausdruck dieser schwarzen Augen öffnet sich ein Abgrund.

----------------------------------

Albert Speer (in: Der Untergang)

Albert Speer ist bartlos, hat fast schwarze buschige Augenbrauen, die Pupillen seiner Augen sind opak rabenschwarz, poliert blank, wie Jettknöpfe.

Iris und Pupille sind durch ihre vollkommene Schwärze nicht voneinander unterscheidbar, die Glanzlichter winzig klein, kaum sichtbar.

Sein Blick bekommt dadurch etwas undurchschaubar Anonymes und gleichzeitig sehr Ernstes. -

---------------------------------------------------------------------------------


Speer sieht weg von ihr, wieder zucken Lidschlag und Augenbrauen unkontrolliert nervös, die Wangenmuskulatur arbeitet, wir verstehen, dass er dabei ist, aufzugeben.

Er fühlt, dass er hier an eine unüberwindliche Mauer stößt, er blickt zu Boden.

-------------------------------

Max Klaußmann (in: Todfeinde)

Close Up auf Max.

Wir sehen nur sein Gesicht im Profil neben dem Türrahmen.

Er wirft ihr einen Blick aus dem Augenwinkel zu.

Er wollte sehen, ob sie sich umdreht. Als er merkt, dass sie stehenbleibt, schaut er schnell weg, geradeaus.

Er läßt sich von ihr ansehen. – und lauscht dabei in ihre Richtung

....ob Du mich noch liebst?


Sie kommt zurück, an uns vorbei.

Sie lächelt angeregt. Jetzt steht sie dicht vor ihm.

Er sieht sie ernst an. Sehr süß. So ein Süßer.
Wir spüren seine Verletzbarkeit, seine Besorgnis und finden ihn einfach hinreissend in seiner Unsicherheit.

-------------------------------------------

Anna reagiert mit einem Lächeln in Richtung ihres Mannes, ihre Augen bleiben geschlossen. Dann dreht sie sich zur Seite und schläft wieder ein.

Close up auf Max´ Gesicht.
Das ist ganz entspannt.

Wir fühlen uns angenehm berührt von der Ruhe, die sein Gesicht ausstrahlt und von der vertrauten Stimmung im Raum.

Schnitt.

Nahaufnahme eines Buches.

'Paul Austers New York'. Teure Hardcover-Ausgabe, der Hochglanzumschlag zeigt New York bei Nacht., Folio-Format. Max nimmt es vom Boden auf.

Offensichtlich hat Anna das Buch gelesen, bevor sie einschlief.

Wir sehen Max´ Gesicht ganz nah, während er den Buchinhalt betrachtet.

Er blättert zurück zum Vorsatzblatt. Noch einmal genießen wir seine angenehm ruhige Ausstrahlung.

Plötzlich spielen seine Wangenmuskeln. Die Bewegung in seinem Gesicht wirkt wie ein Steinwurf in eine glatte Wasseroberfläche.


Er hat etwas entdeckt.

----------------------------

Marc Hoffmann (in: Hölle im Kopf)

Es sind die kleinen zeitlosen Gesten der vertrauten erotischen Zuneigung, wenn Marc ihr einen Kuss aufdrückt, irgendwohin, ungezielt, vielleicht trifft er die Wange, vielleicht die Stirn, seine Lippen offen, empfangend, er mag die ganze Frau, überall.

Marcs Blick auf seine Frau wacht dabei auf, transportiert wache Freude am anderen, Erinnerung an Lust.

Es ist wie ein Einatmen, ein Einlassen, eine zarte Ungezieltheit, ein Verströmen, Laufenlassen, das sich fast horchend öffnet.Es ist: das zarte Timbre der Vertrautheit.