„...furchtbare Neuigkeiten, Sire. Madrid ....“ in: Napoléon. Porträt Caulaincourt Teil 2, Regie: Yves Simoneau, 2002
„...furchtbare Neuigkeiten, Sire. Madrid ....“ in: Napoléon. Porträt Caulaincourt Teil 2, Regie: Yves Simoneau, Drehbuch: Didier Decoin, Max Gallo, Fr, D, IT, CAN, USA, UK, HU, ES, CZ, 2002
Text: ignazwrobel
„...furchtbare Neuigkeiten, Sire."
Cour d´Honneur des napoleonischen Stadtschlosses. Dreiseitig ringsum klassizistische Palastfassaden mit französischen Fenster-Enfiladen, säulenflankierter Haupteingang im Ehrenhof.
Ein berittener Soldat galoppiert in höchster Eile heran, springt am bewachten Haupteingang vom Pferd
...lasst mich durch!...eine Depesche für den Kaiser! ...,
durcheilt das säulengetragene Kutschentreé und nimmt die Ehrentreppe ins Piano Nobile.
Arbeitssaal Napoléons.
Nahaufnahme eines Porzellangedecks, - prachtvoll, goldverziert. Daneben ein exquisites Kristallglas mit einem Schluck Wein darin. Auf dem Teller ein leichter Imbiß, von dem Napoléon jetzt mit goldenem Besteck ißt. Er ist so stark beansprucht, dass er den Imbiß im Stehen zu sich nimmt.
Während des Essens gibt er Anweisungen zu verschiedensten Themen. Politik, Verwaltung, Einrichtung des Schlosses, Personalentscheidungen. Der Saal ist voller Lieferanten und Berater in Zivil, Napoléon in Uniform.
Schnitt.
Oberer Lauf der dreiläufigen Ehrentreppe.
Kannelierte weiße Säulen auf beiden Seiten, helles Sonnenlicht strahlt durch die Vielzahl hoher Fenster, beidseitig auf der Balustrade goldschwarze figurale Kandelaber. Pracht.
Wir stehen am Treppenabsatz des Piano Nobile und sehen nach unten.
Auf den mit rotem Teppich belegten Marmorstufen kommt uns in hochleistungssportlermäßigen Tempo der Marquis de Caulaincourt entgegen.
Er ist wieder in blauweißroter Uniform, goldene Schulterepauletten , Degen, Blaue Cutaway-Uniform mit Goldknöpfen, weisse Reithose in hohen Stiefeln.
Schnitt in den klassizistischen Arbeitssaal Napoléons,
goldweisse Kolossalpilaster mit Kanneluren, goldene Supraporten und ornamentierte Wandgliederungen, riesiger Kartentisch; darauf eine große Karte des europäischen Kontinents.
In die Wände eingelassene saalhohe Regale mit grünen Aktenschubern. Überall verteilt Signets und Zeichen des Hauses Bonaparte.
Die saalhohe Tür wird aufgerissen, Caulaincourt eilt herein, bleibt stehen und sagt sofort ohne jedes Zögern, auch ohne eine Erlaubnis Napoléons abzuwarten.
Lassen Sie uns allein, meine Herren!
Während die Herren zur Tür gehen, werden wir bereits von Caulaincourt ins Bild gesetzt:
...ich bitte um Verzeihung, Sire, aber ein Bote aus Spanien ist soeben eingetroffen.
..mit einer vertraulichen Botschaft.
Caulaincourt hebt die Hand, zwischen Zeige- und Mittelfinger klemmt ein gefaltetes Blatt Papier.
Close up Napoleon:
Wenn Sie vertraulich ist, dann gehe ich davon aus, dass Sie bereits davon Kenntnis genommen haben.
Close Up Caulaincourt:
Er ist unter Druck, öffnet den Mund, will etwas sagen, holt Luft… es fällt ihm nichts zur Verteidigung seiner Indiskretion ein.
Totale.
Napoleon ist an den Kartentisch getreten und wendet Caulaincourt den Rücken. Caulaincourt nähert sich und entgegnet stockend:
Verzeihen Sie, Sire...... sie schien mir...........sehr ..........dringend zu sein,......und daher......habe ich....
Nicht so schlimm
bricht Napoleon leicht amüsiert das Gestammle ab, während er seinen Imbiss wieder aufnimmt.
Ich mache Ihnen ja keine Vorwürfe.
Sie haben die Depesche vor mir geöffnet. Das war richtig.
So verlieren wir keine Zeit.
Nun denn, Zeit hab´ich am wenigsten, also was steht drin?
Napoléon vertraut Caulaincourt voll und ganz. Zu Recht. Der Mann ist hundertprozentig loyal. Er wird es auch bleiben. Intrigantes Verhalten ist seinem Charakter unbekanntes Land.
Napoléon wird ihn so nahe an sich heranlassen, dass beide in manchen Situationen keine Worte mehr benötigen. Blicke genügen. Caulaincourt liest Napoléons Gedanken und Wünsche in vorauseilender Präkognition und arrangiert glättend und vermittelnd, wo es geht.
Caulaincourt ist in respektvollem Abstand stehen geblieben, eine Hand ruht auf dem Degengriff, in der anderen hat er immer noch die Depesche. Er hält die Augen niedergeschlagen.
Man sieht, dass er schon extrem besorgt und ein wenig ungeduldig weiter denkt, während Napoléon noch über Formalia plaudert.
Als er jetzt zur Sache kommt, haben wir seine Bedrückheit schon übernommen.
Furchtbare Neuigkeiten Sire. (o nein o nein was?was?was?was?)
Wir blicken Coulaincourt aus nächster Nähe ins Gesicht.
Es ist sehr ernst.
Seine Pupillen: zwei tintenblaue Cabochons.
Wir machen uns bereit. Der besorgte Blick aus diesen Edelstein-Augen verheißt nichts Angenehmes.
Jetzt sagt er es:
Madrid ist gefallen.
Der Kaiser fährt herum, gerissener Zoom auf sein Gesicht, dramatisch dunkle Schicksalsgeigen stellen unsere Nackenhaare auf. O Gott.
Close up Caulaincourt.
Er fährt mit belegter Stimme fort:
General DuPont hat sich den Rebellen ergeben.
Mit zwanzigtausend Mann, ....
....allen Kanonen.. ..
.....und Fahnen.
Napoléons Gesicht verliert seine unberührbare Stoik. Er wirkt zuerst fassungslos, dann wird er wütend.
So ein mieser Feigling!
Er läuft auf Caulaincourt zu. Der bleibt mit angehaltenem Atem in Position. Sein Gefühl höchster Unbequemlichkeit überträgt sich auf uns.
Napoléon starrt Caulaincourt an:
Hat der Mann keine Ehre im Leibe....?
.. und mein Bruder?
Caulaincourt bestätigt Napoléons Meinung mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken und versucht, Worte zu finden..
.... nun.....
..Sire....
König Joseph hat...
....wissen Sie, er.....
man kann mit Fug und Recht behaupten, Caulaincourt druckst herum.
Er sieht aus wie jemand, der sich wünscht, es täte sich ein Loch im Boden auf, durch das er weggezaubert werden könnte aus dieser höchst unerquicklichen Situation. Er ist leider immer noch nicht fertig mit seinen Neuigkeiten.
Was? Was? was? Er hat was getan?
Napoléon umkreist den unglücklichen Caulaincourt auf dessen Rückseite, in höchster Ungeduld.
Caulaincourts Stimme wird immer belegter und behauchter vor Aufregung. Die Stimme hört sich fast an, als würde ihm von seinem Kragen die Luft abgepresst.
Napoléon fixiert ihn mit flammenden Blicken. Caulaincourt hebt die Hand mit der Depesche.
Er hat Madrid.....
Die Hand sinkt wieder herab
....verlassen.
Napoleon starrt dem einen halben Kopf größeren Caulaincourt entgeistert ins Gesicht. Der sieht aus wie das verkörperte Leiden Christi.
Versuchen Sie mir gerade klar zu machen, dass mein Bruder geflohen ist?
Caulaincourts Blick irrt eine Zehntelsekunde ab, dann bestätigt er Napoléons Frage. Er wirkt wie in Beton eingegossen, völlig steif. Sein Nicken ist auf einen Blick reduziert, der kurz zu Boden schießt und dann in Napoleons Augen zurückkehrt.
...ja leider.
Er - ein Bonaparte, ist vor der Gefahr geflohen, einfach abgehauen wie ein Feigling,
Napoléon geht weg, unser Blick bleibt auf Caulaincourt gerichtet.
Der ist immer noch einbetoniert. Seine Augen irren ein wenig hin und her, er sucht (wahrscheinlich ein Mauseloch), läßt den Kopf einen Augenblick sinken, als Napoleon ihn rhetorisch fragt:
....für so etwas gibt es keinen Namen, oder Caulaincourt?
während Napoleon sich weiter entrüstet, wirkt Caulaincourt fast, als schäme er sich für Joseph.
..dieser Kretin, die ganze Welt wird es erfahren...
Ende der Szene.
Talleyrand klärt uns in der nächstfolgenden Szene sofort auf, dass es schon allgemein bekannt ist, außer in St. Petersburg.
Napoléon:...ich schicke Caulaincourt nach Russland.
In Erfurt wird Caulaincourt ein Treffen mit dem Zaren arrangieren müssen, um das Bündnis mit Russland zu erneuern.
2002 Heino Ferch - Armand Augustin Louis, Marquis de Caulaincourt, Christian Clavier – Napoléon, Talleyrand – John Malkovich
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Fotostrecke Napoléon
Zusammenfassung der Handlung: Napoléon Summary Handlung
Zuschauerkritiken aus Toronto-Canada; Hamburg; Lima-Peru; Haifa-Israel; New York, Maryland, Northridge Miami, Philadelphia - USA; Rom-Italien; Paris, Epinal - Frankreich; Brüssel-Belgien; Amsterdam-Niederlande: International Movies Data Base
e.g. chrsmil16747, Minneapolis, USA: "...Heino Ferch was a breath of fresh air..", e.g. user from Lima, Peru: "Heino Ferch as Caulaincourt was excellent, playing some sort of a smart guy that at times could be a bit naive. I loved this "
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