Donnerstag, September 06, 2007

Filmszenen I ...Nacht. Schwere Atemstöße. Ein dumpfer Schlag...

Porträt Wolf - Heino Ferch 1993-94

Teaser Film: Samstags, wenn Krieg ist. 1993-94

...Nacht. Schwere Atemstöße. Ein dumpfer Schlag... in: Samstags, wenn Krieg ist. Porträt Wolf Kleinhaupt- Heino Ferch. Regie: Roland Suso Richter. Nach einem Roman von Klaus-Peter Wolf. 1993-94

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Die Szene.
Zerstörung.

Nacht. Schwere Atemstöße. Ein dumpfer Schlag, - wie auf Stein.

Gerissener Kameraschwenk auf einen Davidstern. Er ist aus Basalt, ein Relief auf einem Grabstein. Der Schlag hat eine Ecke abgesprengt.
Atemstoß – Schlag.
Gerissene Schwenks wechseln zwischen einem Gesicht und dem Stern. Nach jedem Schlag ist eine weitere Ecke des Reliefs abgeplatzt.

Das Gesicht gehört einem jungen Mann, Haare bis auf die Kopfhaut abgeschoren, verzerrtes Gesicht. Er schlägt mit einer schweren Baseballkeule auf den Grabstein ein.

Hintergrundsmusik:

Eine Männerstimme singt einen russisch –orthodoxen Choral. Hall.

Ein zweites Gesicht, Haare abgeschoren, baumelnder Gothikohrring. Der Zweite sieht zu. Ruhig.

Schnitt.

Mauer. Friedhofsmauer von außen. Wir blicken von oben hinunter. Ein junger Mann rennt herbei, bis an die Mauer, scheint hinein zu wollen.

Schnitt.

Mauer von innen.

Close up Gesicht und Arm des zweiten Mannes. Der gestreckte Arm hält eine Sprühdose, wir hören das Zischen des Sprühstoßes. Mit roter Farbe sprüht er Worte an die Mauer.

Schnitt. Mauer aussen.

Ein Reißschwenk folgt dem Jungen. Seine Bewegungen sind unkoordiniert, er schlittert mit dem Rücken an der Mauer entlang, kindlich suchender Blick.
Der Junge ist offensichtlich geistig behindert. Es ist Yogi, der jüngere Bruder von Siggi, dem Sprüher.
Kamerafahrt über Yogi, Yogi rennt, Gesicht erhoben, angstvoller Blick. Er hört scheinbar die Schläge auf der Mauerinnenseite.

Schnitt.

Sehr nah auf das wütend zähnegefletschte Gesicht des Grabstein-Schlägers.

Eine Fackel zieht über einen zweiten Grabstein - wir sehen eine hebräische Inschrift.

Der Schläger von vorn. Er holt direkt vor uns aus und schlägt zu, knapp an uns vorbei auf den Stern.

Wütend verächtliche Grimasse des Mannes. Der Stein fällt. Der Schläger atmet seinen Adrenalinstoß ab. Er ist bleich, hohle Augen, Adlernase, brutaler Mund. Der Mann ist Wolf, der Kopf einer Skinhead-Truppe.

Schnitt. Der Junge hat das Friedhofstor erreicht und sieht durch die Gitterstäbe, verängstigt, verständnislos.

Schnitt.

Weitere Hiebe mit einem Steinhammer am meterlangen Stiel. Wir sehen die ausholende Bewegung mit beiden Armen, hören den Aufschlag des schweren Steinbrechers auf dem Grabstein. Der Zerstörer trägt einen Drittes-Reich-Militärmantel, Naziorden, Ritterkreuz.

Die Hiebe bringen den Stein am Boden zum Bersten. Er bricht quer durch.

Close up auf das Gesicht des Schlägers. Aus zähnegefletschtem Hass wird Verachtung, Unterlippe vorgeschoben, hassverzerrter Mund, die Lippen voller Speichel.

Schnelle Schnitte.

Zwei Füße in Springerstiefeln. Der Junge am Tor, verkrallt sich an den Gitterstäben, hat Angst.

Schnitt.

Der eine Skinhead wirft dem anderen die Baseballkeule zu.

Subjektive Kamera, sucht unruhig am Boden hin und her, der Erste der Beiden bückt sich, manipuliert etwas in Bodennähe.

Jetzt sehen wir den Strahl einer Flüssigkeit aus einem Kanister. Die Skinheads tränken den Platz mit Benzin.

Schnitt auf den Schläger, Wolf.

Ein schattenhafterTyp, seelenlos, grau, atmet, heftig von der Anstrengung, Siegerpose, erfreut, hassverzerrter Mund, glatte Visage. Blickt ins Licht, siegreich erfreut.

Die anderen machen für ihn weiter. Die Hand mit der Fackel geht ans Benzin am Boden.

Mit einem puffenden Geräusch springt Feuer auf, füllt das ganze Blickfeld, wir sehen nur unscharf flackerndes Licht.

Die Stimme des Choralsängers wird lauter. Die Kamera fährt rückwärts.

Ein Lichthof um Flammen.

Die melancholisch sehnsuchtsvolle Stimme, die den großen Choral intoniert, ist Hauptthema geworden, das Bild des Flammenspiels illustriert die Melancholie, die Schwermut des Liedes.

Mehr und mehr erkennen wir eine Form in den Flammenstrassen:

Die Neofaschisten hatten das Benzin in Hakenkreuzform ausgegossen. Ein flammendes Kreuz mit vier Haken bedeckt die geweihte Erde des jüdischen Friedhofes von Ichtenhausen.

Dazwischen die zerstörten Grabsteine.

Wir hören Priester und Frauenchor im antiphonaren Wechselgesang. Steil von oben blicken wir auf besudelte und zerstörte Reihen von Grabsteinen. Die Skinheads stehen herum, sehen sich ihr Werk an.

Close up auf Yogis Auge. In seiner Pupille spiegeln sich die Flammen des brennenden Friedhofes. (s.a. Schatz von Troja. In der Pupille des Kindes spiegeln sich die Flammen des brennenden Troja.)

Close ups in die fasziniert erregten Gesichter der Täter.

Der Anführer, Wolf, hat sich eine schwarze Sonnenbrille aufgesetzt, das Gesicht unbewegt, starrt er in die Flammen.

Yogi gibt Laute von sich, er kann keine Worte formulieren, seine Gefühle setzt er in gebrabbelte Lautfolgen um. Siggi, sein Bruder, geht zu ihm hin.

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1993-94 Heino Ferch (im Alter von 30) – Wolf Kleinhaupt, Markus Knüfken – Siggi Schmidtmüller, Felix Eitner – Yogi Schmidtmüller.

Romanvorlage:
Klaus-Peter Wolf: Samstags, wenn Krieg ist. TB Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München, 1994. ISBN 3-426-60390-X

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Es ist zu beachten, dass die Rolle, die Figur, des Skinhead Wolf Kleinhaupt (Heino Ferch) faschistisches Gedankengut und dessen Auswirkungen nicht unterstützt, sondern scharf kritisiert.
Die Rolle des Wolf exemplifiziert das Zerstörerische neofaschistischen Gedankengutes, das heißt, Wolf führt uns in seinem Handeln vor, dass Hass und Gewalt zum Untergang führen.

Die Figur Wolf zeigt uns auch gleichzeitig, welche Lebensumstände – Armut, Arbeitslosigkeit, bedrückende intrafamiliäre Umstände,- in einem jungen Mann derartiges Gedankengut entstehen lassen.

(s.a. die Rolle des Obersturmbannführers Raufeisen, die stilistisch und in vielen Handlungsmotiven die Rolle Wolf ausbaut. )


Der Autor Klaus-Peter Wolf über Lesungen des Buches in Schulen->

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