Freitag, August 31, 2007

Filmszenen I "...wie alt ist sie?" in: von Troja. Teil 10

30.07.2007 um 06:00 Uhr

Filmszenen I "...wie alt ist sie?" in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Teil 10 Heinrich Schliemann - Heino Ferch. Regie: Dror Zahavi. 2005 -07

Teaser Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Thema Hilfe Heino Ferch - Heinrich Schliemann.
C Lichtbildwerke Stephan Rabold für SAT.1

"...wie alt ist sie?" in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Teil 10. Heinrich Schliemann - Heino Ferch. Buch: Don Bohlinger und Martin Rauhaus nach Irving Stone. Regie: Dror Zahavi. 2005 -07

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Nach dem großen Regen kommen die Malariamücken. Im Ausgrabungslager bricht unter den vielen Arbeitern eine Malaria-Epidemie aus. Die Lage ist ernst.

Menschen sind schon am Fieber gestorben. Auch Schliemann war krank.

Kaum genesen, reagiert er auf Sophias Drängen und kauft am Markt uneingedenk des horrenden Preises das Gegenmittel Chinin für seine Leute.

Aber im Moment, heute, ist die Lage noch kritisch.

Vor der Szene

Einheimische Frauen und Männer nähern sich Schliemann´s Zelt, eine Frau trägt ein größeres Kind auf den Armen.

Yannakis stellt sich den Frauen in den Weg: Halt!

Schliemann tritt aus seinem Zelt und sieht die Szene. Sophia ebenfalls.

Wir stehen am Zelteingang und blicken hinüber zu der Gruppe um Yannakis. Wir sehen Schliemann zu der Gruppe hinübergehen.

Yannakis zu den Leuten: Es reicht kaum für uns selber.

Schliemann hat die Gruppe erreicht. Sanft: Was gibt es denn?

Schliemann und Yannakis nah. Yannakis dreht sich nach Schliemann um:

Sie sind krank.

Blick auf die Frauen der Gruppe. Ihre Gesichter sind ungewöhnlich bleich. Manche haben Geschwüre im Gesicht. Wir sehen auch die Frau, die ihr Kind trägt. Das Mädchen hat die Arme um den Hals der Frau geschlungen. Sein Kopf liegt auf ihrer Schulter.

Yannakis

..und sie haben gehört, dass es hier Medikamente gibt. Es spricht sich eben herum, wenn ein reicher Deutscher alles Chinin vom Markt wegkauft.

Die erste Frau, so hager, dass sie unterernährt wirkt, fällt Schliemann plötzlich zu Füßen und küsst seine Schuhe. Schliemann und Yannakis blicken entsetzt auf das, was sie gerade erleben.

Schliemann ist einem Moment wie gelähmt. Wir sehen, dass Sophia die Szene verfolgt. Es scheint, ihr Blick erwartet etwas von ihrem Mann.

Schnitt

Totale.

Wir sehen die ganze Gruppe, sehen, dass Schliemann sich niederbückt und die Frau mit einer raschen Bewegung aufzuheben versucht. Die Frau kommt seiner Bemühung entgegen. Schliemann hält sie noch an den Ellenbogen, als sie sofort ihre Bitte äußert:

Bitte! Können Sie uns helfen.

Yannakis versucht, die Leute wegzuschicken.

Geht weg! Er reicht kaum für uns selber.

Schliemann ist von dem, was er gerade erlebt, nicht unberührt geblieben. Die Frau hat sein Mitgefühl aktivieren können.

Er zügelt seinen Vorarbeiter:

Yannakis!

Sophia beobachtet die Szene noch immer. Wir sehen Schliemann von hinten. Die magere Frau blickt ihm immer noch direkt ins Gesicht.

Schliemann wendet sich zu Yannakis:

Bring sie ins Krankenzelt!

Als Yannakis zögert, nickt Schliemann ihm noch einmal zu, bestärkt seinen Entschluss.

Yannakis bedeutet den Frauen, ihm zu folgen, die Gruppe geht weg.

Sophia, die die Szene mit Besorgtheit verfolgt hatte, wirkt jetzt erleichtert. Ihr Mann hat so entschieden, wie sie selbst gehandelt hätte.

Die Szene

Die Versorgung der Kranken scheint schon eine Weile im Gang zu sein. Wie das immer auf Expeditionen so ist, wird jeder Expeditionsleiter, der einen Doktortitel trägt, zum Arzt vor Ort, egal ob sein Doktortitel der Medizin, der Philosophie oder der Archäologie gilt.

Die Mutter mit dem Mädchen sitzt auf dem Behandlungsplatz, Sophia assistiert. Sie unterrichtet Schliemann von dem, was sie schon über den Fall erfahren hat.

Sophia: Ihre Mutter sagt, der Priester hätte sie letzte Woche sieben Mal zur Ader gelassen.

Schliemann blickt von Sophia zur Mutter des Kindes, schüttelt missbilligend den Kopf.

Schnitt auf das Kind. Es ist ein etwa zwölfjähriges Mädchen. Die Kleine wirkt völlig apathisch, hat Geschwüre im Gesicht, die Lippen sind aufgeplatzt.

Schliemann weiß offensichtlich, wie Blutarmut erkennbar ist. Er prüft sie in der inneren Augenlidfalte. Wir sehen ihn von hinten. Er fragt, leise, mit belegter Stimme:

Wie alt ist sie?

Die Mutter, in deren Schoß das Mädchen lehnt: Zwölf.

Gegenschuß in Schliemanns Gesicht.

Er scheint konzentriert.

Das Licht streift ihn von links, die Hälfte seines Gesichts im Licht zeigt Besorgtheit, Konzentration, intensive Beschäftigung mit dem, was der Mann hier vor sich sieht.

Die andere Seite des Gesichts ist fast völlig im Schatten.

Dort bemerken wir etwas anderes.

Wir sehen nur wenige zarte Lichtränder. Sie schweben entlang der Braue. Verweilen zwischen den Augen. Begleiten die tiefe Sorgenfalte, die seine Stirn emporsteigt. Streichen über Wange und Oberlippe, berühren den Mundwinkel.

Im schwarzen Schatten der Augenhöhle, in dieser tiefschwarzen Stelle, ergänzen wir den Blick des Mannes auf dieses Kind – und können nicht anders – wir lesen überrascht in der Anonymität dieser Schattenseite:

Trauer, tiefen Schmerz, Untröstbarkeit..

So konzentriert die eine, helle, Seite des Gesichts wirkt, so überraschend ist die tiefe, alte und harte Ungetröstetheit der dunklen Seite, versteckt im heimlichen Zwielicht des Schattens.

Hier, im fast privaten Halbdunkel, ruht die Trauer eines Mannes um sein Kind.

Eingebrannt. Unbeweglich. Ein Teil von ihm.

Natalia. Seine Tochter. Sie war vor zwölf Jahren zu ihm gekommen. Jetzt ist sie gegangen. Tuberkulose.

Sein Kind sollte leben.

Natalia ist tot.

Zwölf Jahre alt ist auch das Mädchen, das hier vor ihm liegt, das ihm hier anvertraut ist.

Er kann helfen, dass sie gesund wird, jetzt, hier, bei ihr, kann er dafür sorgen, dass sie am Leben bleibt.

Sophia reicht Schliemann Medizin zu. Schliemann verabreicht dem Kind einen Löffel davon. Er weist die Mutter an:

Gib´ ihr saubere Kleider, bade sie dreimal täglich in Salzwasser, ich geb´ ihr nachher eine Salbe. Wir werden die Geschwüre heilen.

Ihre Tochter wird hier bleiben, bis sie gesund und wieder bei Kräften ist.

Er lächelt dem Mädchen aufmunternd zu. Die Mutter bedankt sich

Danke! Vielen vielen Dank!

Schliemann steht auf und geht weg, Sophia übernimmt die weitere Versorgung der Beiden.

2005-07 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Merab Ninidze – Yannakis, Mélanie Doutey – Sophia Schliemann-Engastromenos

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Zwölf Jahre war Natalia. Dreimal im Verlauf des Filmes hören wir Natalias Alter. Zwölf. Belegt ist, dass die historische Natalia, Heinrich Schliemanns Tochter, im Alter von zehn Jahren gestorben ist.
Rechnen wir nun in unserer Zeit vom Produktionzeitpunkt des Schliemann-Films zwölf Jahre zurück, erreichen wir den Produktionszeitpunkt von "Deutschlandlied" mit Hanno Schmidbauer und seinem Schicksal.

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Nicht unerwähnt bleiben soll die kleine Szene, in der Schliemann, vom Fieber genesen, nach einer Ruhephase auf seinem Lager wieder zu sich kommt.
Er hebt – noch deutlich geschwächt - den Kopf. Wir folgen seinem Blick durch die geöffneten Zeltplanen nach draussen.
Zusammen mit Schliemanns erster neuer Wahrnehmung der Welt schwebt ein Schmetterling aus dem dämmrigen Zeltinneren hier bei uns nach draussen ins Licht.
Eine hübsche kleine Symbolik für Schliemanns Geist, seine Aufmerksamkeit, ja, sogar für den Ort seiner Seele. Er ist aus dieser anderen todesnahen Welt zurückgekehrt und wendet sich wieder der Welt seines Jetzt und Hier zu. (Ja, ja, altmodisch. Eichendorff ist auch altmodisch. ...Und meine Seele spannte weit... ihre Flügel ..)

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Amazon Rezension des Films

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Podcasting: in eigener Sache. Erfreulicherweise hat sich die kleine Szene "Im Atelier" aus "Auf ewig und einen Tag" zu einem "Longseller" entwickelt.
Erfreulicherweise, denn ich mag die Szene sehr.
Erzähltechnisch ist sie mein "Meisterwerk" mit Einführen einer zweiten Realitätsebene (Sie und ich) und dem unmerklichen Gleiten der auktorialen in die subjektive Erzählweise. Auf einmal, ohne, daß wir den genauen Zeitpunkt des Perspektivwechsels bemerken, blicken wir nicht mehr auf Jan, sondern durch Jans Augen mit Jans Gefühlen auf Paula.

enthusiastisch

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In eigener Sache zwo: Auf Blogigo, unserem Host, sind wir heute Nacht in den Blogigo-Charts auf PLATZ 2 aufgerückt. Unglaublich. Wir haben Sharuk Khan und Kajol ÜBERHOLT!

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in eigener Sache drei. Zu unserer großen Freude, Froide, Froide, haben wir entdeckt, dass die Google Suchanfrage "Vercingetorix " in der Kategorie Google Bilder unsere zugegebenermassen herrlichen Vercingetorix-Zeichnungen auf Treffer Platz 1 und 2 von über 6200 Treffern zeigt. Dito Caulaincourt. Ehre, wem Ehre gebührt! Ha.


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