Freitag, August 31, 2007

Filmszenen I ...GOTT STRAFT MICH!...in: Schatz von Troja Teil 9.

15.07.2007 um 07:55 Uhr

Filmszenen I ...GOTT STRAFT MICH!...in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja Teil 9. Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Regie: Dror Zahavi, 2006-07

Teaser Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja

"...GOTT STRAFT MICH!" in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Teil 9 Heino Ferch - Heinrich Schliemann. Buch: Don Bohlinger. Regie: Dror Zahavi. 2006-07

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Sophias Kraft.

Sophia war abgereist, hatte Schliemann und das Lager verlassen.

Zu Hause bei den Eltern hat sie die Zeit, zu überlegen, was sie will. Die Pause bringt für sie Klarheit.

Sie reist wieder nach Hissarlik, jetzt aus freiem Willen. Der junge Demetrius bleibt allein zurück.

Lydia und Yannakis begrüssen Sophia im Ausgrabungslager

Sophia wird mit großer Freude von Yannakis und Lydia empfangen.

Schliemann ist noch sehr vorsichtig, kühl. Ihre zarten Annäherungssignale, ein Lächeln, eine Berührung am Arm, -abends im gemeinsamen Schlafzelt als er sich wäscht, („..wir können kaum unsere Augen von der dunklen Haarlinie lassen, die über Magen und Bauch zieht und unter dem Nabel..“ Halt! Schon wieder falscher Film!: „Deutschlandlied .“ Dort ging die Toilette am Waschtisch ja auch erfreulicher zu Ende.) übersieht er mit voller Absicht.

Man legt sich schlafen, jeder auf seiner Seite des Zeltes.

Sophia meint: die Eulen schweigen und: - es rieche nach Regen! Schliemanns Antwort:

Unsinn. Wir haben Hochsommer. In dieser Gegend regnet es im Sommer nicht.

Das war das letzte Wort, das in diesem Lager auf trockenem Boden gesprochen wurde. Ein Donnerschlag. Regen. Regenmassen sintflutartigen Ausmaßes.

Die Szene.

Die Arbeiter flüchten unter das große Zeltdach. Schliemann nicht. Er gräbt wie ein Berserker weiter. Man steht dicht gedrängt und betrachtet verständnislos Schliemanns Wüten. Der junge Wiener Bergbauingenieur Theo spottet über Schliemann:

Theo:

Er ist Preusse. Und die Preussen glauben, wenn sie Pause machen, erschlägt Gott sie mit einem Blitz.

Alle lachen.

Yannakis weiss, was nach dem Regen kommen wird: Die Hitze, die Mücken - und mit ihnen die Malaria, Fieber.

Ein Bote reitet herbei, gibt Schliemann, der allein draußen bis auf die Haut durchnässt mit der Spitzhacke gräbt, einen Brief.

Schliemann legt sein Werkzeug beiseite, öffnet das Schreiben mitten im Regen, der wie aus Schleusen vom Himmel gischtet.

Er bricht in die Knie.

NEIN! Ein Schrei.

Schnitt.

Bei den Arbeitern. Wir stehen zwischen den Leuten und sehen zu dem Mann hinüber, der dort drüben mitten in seinem persönlichen Traum kniet, der in diesem Moment nur noch Schmutz und Schlamm ist.

Er scheint zu weinen, hält den Brief starr vor sich. Sophia rennt zu ihm hinüber, stürzt, schlägt der Länge nach in den Schlamm.

Schliemann hat den Brief mit der Nachricht vom Tod seines Kindes geöffnet

Sophia packt ihn, an den Armen, im Gesicht. Der Mann ist völlig unzugänglich, ihre Hände berühren ihn, aber er scheint nichts an sich heran zu lassen.

Sophia bestürzt: Was ist denn passiert? Bitte sag´es mir!

Schliemann sieht nichts. Er fühlt nicht, dass Sophia ihre Hände gegen seine Brust gelegt hat. Er reagiert auf nichts, schreit:

Es ist meine Schuld! Ich hätte nicht weggehen dürfen!

Er scheint sich aus Sophias Nähe wegzuwinden.

Wofür?

Er brüllt, sein Schmerz scheint eine Tonnenlast.

Schnitt.

Wir sehen die Arbeiter. Hören den Mann dort im draußen im Dreck.

Mit mosaischer Wucht brüllt er seine Verzweiflung heraus.

Gott straft mich!

Sein ganzer Körper scheint das zu schreien. Gott straft mich!

Sein Gott ist ein rächender, ein erbarmungsloser, ein wütender Gott.

Natalia, sein Kind, ist nicht mehr. Schliemann gibt sich die Schuld dafür, dass ihm sein Kind entrissen wurde. Er war nicht da, nicht aufmerksam genug, mit anderen Dingen beschäftigt, als der Erlkönig nach dem Kinde griff.

Schliemann lässt augenblicklich das Ruder fahren. Er legt sich, innerlich völlig abwesend, im Zelt auf sein Lager nieder. Sophia muss ihn ausziehen, er bemerkt nichts mehr.

Schliemann liegt mit Malaria auf Leben und Tod

Das Fieber, das ihn ergreift, trägt ihn beinahe „..in jenes unbekannte Land, aus des´ Bezirk kein Wanderer wiederkehrt.....“(Shakespeare, Hamlet, III,1).

Jetzt beweist Sophia ihre Stärke, sie pflegt ihn.

Yannakis Vorhersage trifft ein. Kaum ist der Regen vorüber, beginnt die Malariaepidemie. Ein Krankenlager wird errichtet, Sophia pflegt auch hier die Menschen.

Und als Schliemann die Fieberkrise überwunden hat, aber richtungs- und willenlos herumsitzt, ist es Sophias Feuer, das die Glut seines Willens wieder anbläst.

Sie appelliert an seine Verantwortung für die ganze Unternehmung und alle Menschen, die mit und für ihn hier an dem Projekt arbeiten.

Schliemann steht auf. Es geht weiter.

2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) - Heinrich Schliemann, Merab Ninidze – Yannakis, Max von Thun – Theo Glauser, Mélanie Doutey – Sophia, Cordelia Wege – Lydia.

Kommentar:

s.a. Audio CD „Ostern“: Heino Ferch liest Texte aus dem (Neuen und ) Alten Testament: Textauszug:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?

Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen, ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest Du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute, und verachtet vom Volke.

Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.(...) Auf Dich bin ich geworfen, von Mutter Leib an.

Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe.

Denn es ist hier kein Helfer.

Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt, ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe.

Ich bin ausgeschüttet wie Wasser.

(Man beachte, dass es in dieser Szene regnet wie wahnsinnig.)

Alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst. Mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.

Meine Kräfte sind vertrocknet wie ein Scherbe und meine Zunge klebt mir am Gaumen. Ich kann all meine Knochen zählen.

Sie aber schauen zu und sehen auf mich herab. (Man beachte: die Leute müssen auf ihn herabsehen, da er kniet!)

Liebe Leser, Sie können uns gerne einen Vogel zeigen, wir bleiben dabei:

Diese Szene hier und die folgende der Erkrankung setzt m.E. im Subtext und im Kontext der Filmarbeit des Darstellers genau diesen AT-Text oben um.

Deshalb versteigt sich Theo auch hier zu einer Verspottung.

Es gibt eine einzige Abweichung vom Bibeltext. Dort steht: Denn es ist hier kein Helfer. Wir sehen den Helfer: Es ist Sophia.

Wir glauben, dass auch diese Abweichung zum Erzeugen genau dieser symbolischen Bedeutung bewusst inszeniert ist, also mit dem Regen, mit der Gruppe, die auf Schliemann starrt, mit dem Wechsel Sophias von der Gruppe hin zu Schliemann.

..in echten Ferch-Filmen fällt keine Stecknadel aus purem Zufall.Je länger man das Gesamtwerk beobachtet, desto faszinierender erscheint dessen Stimmigkeit, jedes Detail hat seinen Platz und trägt zu einem konstanten Gesamtbild bei, das durch alle Projekte durchscheint wie ein Palimpsest, kein Fadenende hängt irgendwo lose...)

zur Interpretationsmethode: s.a. Wittkower, Rudolf: Die Interpretation visueller Symbole in der Bildenden Kunst. in: Bildende Kunst als Zeichensystem: Ikonographie und Ikonologie. ed.: Kämmerling, Ekkehard. Dumont, Köln, 1979, S. 226 - 256

Thann

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