Donnerstag, August 30, 2007

Filmszenen I "..haben Sie keine Augen im Kopf?" in: Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde.

20.08.2007 um 09:09 Uhr

Teil 1 Heino Ferch - Georg Meier. Buch: Gabriela Sperl. Musik: Dieter Schleip. Regie: Martin Enlen 1994-95

Teaser Film Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde. Heino Ferch - Georg Meier

Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde. Teil 1. Heino Ferch - Georg Meier. Buch: Gabriela Sperl. Musik: Dieter Schleip . Regie: Martin Enlen, 1994-95

Hören statt Lesen Audio.mp3 zum Soforthören ->

Die Story-Line, erzählt auf Günter´s Filmportal->

Vor der Szene:

Im Inneren einer Generaldirektoren-Limousine.

Ein älterer Mann Typ Konzernvorstand und eine Business Woman in kanonischem Karriere-Outfit: lichtgraues Strenesse Kostum mit weisser Jil Sander Bluse. Sie spielt angespannt mit dem Riemen ihrer Mandarina-Duck Handtasche.

Der Generaldirektor zur Business Woman:

Wenn Mark Heller recht hat, bekommen die Amerikaner den Auftrag. Du weißt, was von Dir abhängt. Heller ist clever. Sein Misstrauen macht ihn unberechenbar.

Die Frau:

Keine Sorge. Die Tarnung ist perfekt. Mark hat mich eingestellt, ich arbeite für ihn. Nie im Leben wird er Verdacht schöpfen.

Der Generaldirektor:

..s besser, wenn man uns nicht zusammen sieht. Da vorn issn Taxistand.

Die Frau verabschiedet sich vom Herrn Konzernvorstand sehr freundschaftlich, töchterlich-freundschaftlich, mit Küsschen. Der Händedruck des Mannes ist eher bestärkendes Händchenhalten einer Vaterfigur für seine Tochter.

Der Direktor:

Du hast drei Wochen, pass auf Dich auf, meine Kleine.

Der Direktor – er hält noch immer ihre Hand – deutet einen Handkuss an, der uns fragen lässt, ob die Frau nicht doch eher vielleicht seine Geliebte ist.

Die Frau: Ich halte Dich auf dem Laufenden.

Im strömenden Regen wechselt sie den Wagen, steigt, beschirmt vom Fahrer der Limousine, in eine Taxe.

Schnitt.

Die Szene.

Ein gigantisches Bürogebäude, die Kamera hoch über dem Erdboden, blickt im langsamen Schwenk an unzähligen Bürofenstern entlang nach unten auf den Haupteingang des Gebäudes. Das Taxi unserer Business Woman fährt vor.

Es ist scheinbar morgens, Arbeitsbeginn. Mitarbeiter strömen von allen Seiten auf den Haupteingang zu.

Ein zackiges Neunhundertelfer Porschecoupé hält vor dem Eingang. Der Fahrer (es ist Mark Heller, der Clevere) (kleiner Scherz) wartet.

Er wird von einem Werkschutzangehörigen abgeholt, der als Schirmherr im strömenden Regen dienlich ist. Ein zweiter Wachmann setzt sich an den Lenker des Porsche, um ihn wegzufahren.

Hinter dem nachtschwarzen Pferdestärkenprotz und zwischen den beschirmten Fußgängern werden wir eines jungen Mannes auf einem Drahtesel gewahr. Der Mann, etwa dreissig, Klepper-Trenchcoat, Aktenmappe in einer Hand, ist bis auf die Haut durchnässt.

Er erreicht die Treppen und trägt jetzt sein Fahrrad ins Gebäudeinnere, die Aktenmappe hält er mit den Zähnen fest.

Der Porschefahrer grüßt unseren Mann: Morgen Georg!

Er deutet mit gestrecktem Zeigefinger auf die patschnasse Kleidung unseres Radlers; frech:

S´ gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung!

Schnitt.

Vor der Orientierungstafel im Gebäude. Wo sind welche Abteilungen? Unsere Business Woman sucht.

Sie zückt ihr Notizbüchlein und.. ..wird von unserem Radlträger touchiert, der just vor ihr sein regennasses Drahtross abstellt.

Der Vorderreifen hat eine hübsche Signatur auf dem Lichtgrau ihres Strenesse Garment hinterlassen.

Der junge Mann wirkt bestürzt. Er ist noch unter die Querstange seines Fahrrades gebeugt und blickt ehrlich erschrocken zu der Frau hoch.

Die Frau: Haben Sie keine Augen im Kopf?

Er richtet sich auf.

Tut mir wahnsinnig leid. (Klingt echt.) Er sieht gestresst aus. (ist glaubhaft.)

Die Frau will die schwarze Spur abwischen.

Er, schnell, als hätte sie den Sicherungsstift einer Handgranate gezogen:

NEIN!

Nich!!

Sein Lächeln entschärft seine überheftige Reaktion etwas:

Nich´reiben, nur nich´reiben!

Seine Stimme beruhigt sich: Trocknen lassen und ausbürsten.

Nachschlag, noch leiser: das ist das beste.

Gespannte Erwartung, was sie jetzt tun wird.

Er bückt sich tief. Warum, ist unklar. Irgendwas an seinem Schuh. Wieder geht er vor ihr zu Boden. Es sieht aus wie eine Verbeugung. Sie sieht der Bewegung milde hinterher.

Er weiss es wohl nicht, aber das ist, -nicht nur bei Hunden-, ein taktisch hervorragender Schachzug, um Sympathie zu erwecken. Funktioniert immer. So klein ist er süß und ungefährlich.

Er richtet sich wieder auf und kann in ein strahlendes Lächeln blicken. Die Dame ist nicht mehr böse, nein, sie wirkt entzückt, ja eigentlich geradezu entflammt.

Sein wacher Blick, als er sein Fahrrad packt, um es weiter zu tragen, bemerkt das sehr wohl.

Weg isser.

Die Dame sieht ihm hinterher.

Sie hat Ort und Zeit vergessen.

Sein jugendlicher Charme, ach ja....herrlich, diese schwarzen Augen, dieses Feuer, seine ehrliche Bestürztheit – very ....charming ......

Schnitt.

Sylvie Schmidtbauer und Georg Meier im Aufzug (Martina Gedeck, Heino Ferch)

1994-1995 Heino Ferch (im Alter von 31) – Georg Meier; die nachmalige Oscar-Co-Preisträgerin Martina Gedeck – die Revisorin Sylvie Schmidtbauer; Dieter Mann – Der Generaldirektor Axel Wertmann; Hans-Werner Meyer – Bereichsleiter Mark Heller, Harvard- und Fountainebleau-Absolvent in akuter Geldnot. Musik Dieter Schleip (zum Thema: Filmmusik)

- - - Softwareprogrammierung

Kommentar 1:

Lange haben wir gezögert, den Film zu besprechen. Warum? Er hat doch eine Adolph-Grimme-Preis-Nominierung? Die Drehbuchautorin ist doch höchst renommiert? Der Plot entwickelt sich doch ganz wunderbar? Alle Handlungsstränge verflechten sich interessant, die Story hat ein gutes Tempo...

Der Film hat einen haarsträubenden Fehler:

Mangelhafte bis ungenügende Milieurecherche vor Verfassen der Filmhandlung. Davor schützte wohl die hochangesehene Autorin auch ihr Doktortitel in Altertumswissenschaften nicht.

En gros und en detail sind so gut wie alle dargestellten Organisationsstrukturen und Vorgehensweisen in Konzern-Abteilungsumgebung irreal und unlogisch, alle handlungsauslösenden Verstrickungen sind objektiv in Konzernumgebung und in Software-Entwicklungsumgebung total falsch.

Es ist, als hätte z.B. Shakespeare „Othello“ geschrieben, ohne sich vorher zu versichern, ob damals dort, wo die Handlung spielt, Taschentücher bekannt und in Gebrauch waren. Ohne Taschentuch kein Desdemona-Tod.




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