Donnerstag, Juli 05, 2007

Filmszenen I Warum sagen wir nicht : das Eine schließt das Andere nicht aus? Teil 5 .

Heino Ferch – Heinrich Schliemann. in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Regie: Dror Zahavi. 2006-07

Teaser - Film Der geheimnisvolle Schatz von Troja

"...Warum sagen wir nicht: das Eine schließt das Andere nicht aus? ..." . Heino Ferch – Heinrich Schliemann. in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Teil 5. Buch: Don Bohlinger, Martin Rauhaus, Regie: Dror Zahahvi. 2006-2007

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Vor der Szene

Die drei Männer blicken über das Geländer der Brücke hinab. Fünfzig Meter unter ihnen glitzert smaragdgrün und in ruhigem Fluss das Wasser. – Nirgendwo eine Bewegung, ein Kopf, Hilferufe... Schliemann ist verschwunden.

Yannakis:

Wir müssen flussabwärts suchen.

Schnitt.

Inzwischen:

da...im Wasser!!:

Frau Ignaz schwimmt Schliemann hinterher

Schnitt.

Nahaufnahme eines Oberarms. Zwei Hände eines Helfers umwickeln den Arm mit einer breiten Binde. Obwohl schon einige Lagen gelegt sind, durchtränkt helles Rot den Verbandsstoff. Die Wunde blutet offensichtlich noch heftig.

Halbtotale. Schliemann, Yannakis und Lars Bernsson und Glauser im Krankenzelt.

(wie kommt der Mann nur zu DIESEM Namen?? Es gibt Millionen andere Österreichische wie zum Beispiel Hrdlicka oder Hawelka oder Wessely oder Deibler oder Heppler oder Perschl, Pichler oder Pösner, Schwarzenberg, Strauss, Trauttmann, Vogt oder Wagner. ..nee, nee Glauser. Der Mann kommt aus Wien und hat einen Schweizer Namen.)

Yannakis zu Schliemann: Wer hat das getan?

Schliemann: Ein paar von den Bauern.

Yannakis kennt die Menschen hier. Er meint:

Ohne Erlaubnis hätten sie das niemals gewagt. Nein. Das war nicht ihre Idee.

Glauser (der aufgrund eines schier unfassbaren Zufalls zwar seinen historischen Namen Adolphe Laurent verloren, just aber auch agrad den Glauser gewonnen hat und so fast namensgleich mit unserer Frau Glaser ist. Unser Glauser hier macht doch tatsächlich einen Querschnitt durch die Geschichte des Areals, (das Areal ist m.E. Symbol für die Karriere eines Mannes, nämlich unseres Hauptdarstellers) - und unsere Frau Glaser hier machte in den vergangenen zwei Jahren doch tatsächlich einen szenarischen Querschnitt durch die Geschichte der Karriere unseres Hauptdarstellers. 

Trotz allem ist die Namens- und (symbolische) Funktionsgleichheit REINER ZUFALL. Dass der Himmel über unseren Köpfen und die Erde unter unseren Füßen ist, ist übrigens ebenfalls der SCHIERE ZUFALL!!.- Wie bitte? Das sieht NICHT nach Zufall aus...aber, aber, meine Herren, werte Damen, ich bitte Sie. Ach, - und noch etwas: Dieser Herr Stölzl, den Schliemann um die Entsendung von Glauser bittet...da gab es doch tatsächlich einen Direktor des Historischen Museums Berlin gleichen Namens. Das Historische Museum Berlin ist ein Ort, an dem ein Schauspieler sicherlich einige Recherchestunden absitzt, da er dort alles finden kann, was Alltagskultur zu Schliemanns Zeiten betrifft...aber egal.)

... äußert einen Verdacht:

Safvet Pascha!

So falsch liegt er damit nicht.

Yannakis, der Getreue:

Der kommt auch noch dran. Aber zuerst nehm´ ich mir die vor, die das getan haben.

Schliemann wiegelt ab:

Nein, nein. Wir werden die Einheimischen brauchen, wenn wir die Grabung fortsetzen.

Glaser, äh Glauser unter seinem sommerlichen Borsalino hervor:

Die Grabung fortsetzen! Aber sie haben doch gehört, was Pascha gesagt hat, wir haben keine Genehmigung!

Schliemann Sie glauben im Ernst, dass ich jetzt hier alles aufgebe?

Glauser, der Gutste: Aber Sie hätten tot sein können. (Frau Ignaz in Erinnerung an das soeben Erlebte: Wem sagen Sie das?...)

Schliemann, fatalistisch grimmig:

Ich wäre nicht er Erste, der für Troja gestorben ist.

Yannakis ist mit seiner Verarztung fertig und hilft Schliemann in den Hemdsärmel. Schliemann: Danke.

Während er sein Hemd schließt, fährt er fort:

Ich habe beste Kontakte zu Bismarck...Ich werde morgen nach Berlin reisen.

- - -

Oskar Neumann, der Schliemann für tot hält, besichtigt inzwischen zusammen mit Safvet Pascha die Grabung. Glauserchen, Bernsson und Schliemanns Getreuer Yannakis belauschen Neumann im Gespräch mit Pascha. Neumann möchte sofort das Projekt übernehmen, um den Projekterfolg auf seine Fahne schreiben zu können.

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Die Szene

Musiksaal Schloß Sanssouci Potsdam

Ein exquisiter Rokoko-Gartensaal im Schloß Sanssouci in Potsdam bei Berlin . Kristalllüster, Rocaillenornamente, zierliche Möblierung, florale Muster in den Wandpaneelen, die Farben Gold und Grün herrschen vor.

Bismarck und einige hohe Offiziere umstehen einen Tisch und studieren eine geografische Karte: einen Schlachtplan.

Durch die hohe offene Doppelflügeltür nähert sich aus dem Hintergrund ein Mann. Sein Schritt ist schnell, sein Auftreten entschlossen: Schliemann.

Bismarck richtet sich auf , gestört vom lauten Schrittgeräusch der Absätze und des Gehstockes auf dem Parkettboden. Er erkennt den Mann im zivilen dunklen Gehrock.

Bismarck (August Schmölzer)
Standfoto C Stephan Rabold
Bismarck: Schliemann!

Schliemann grüßt mit einer recht knappen Verbeugung, die nicht umfangreicher ausfällt, als ein Neigen des Kopfes. Uns signalisiert dieses Verhalten einen erstaunlich hohen Vertrautheitsgrad unseres Mannes mit dem preussischen Ministerpräsidenten.

Schliemann kommt einen Schritt näher.

Bismarck Willkommen an der Front!

Schliemann: Ich danke Ihnen. Von der Silberkrücke seines Gehstockes macht er seine Rechte für einen Handschlag frei, den Bismarck anzubieten im Begriffe ist.

Bismarck Wie ich höre ...leicht scherzhaft: ....führen Sie Ihren eigenen Krieg dort unten...

Schliemann nimmt den scherzenden Ton auf:

Ein Vergleich, dem so mancher Archäologe zustimmen würde.

Bismarck: Was isses noch gleich, was Sie da suchen? Das Orakel von Delphi?

Schliemann, sehr selbstbewusst: Das Gold von Troja.

Bismarck. Schade. Das Orakel von Delphi hätte mir vielleicht sagen können, woher ich mitten im Krieg mehr Blei, Salpeter und Schwefel bekomme

Schliemann, nicht faul:

Sie - könnten einen ehemaligen Rohstoffhändler fragen und der - könnte sich mit seinen ehemaligen Geschäftspartnern in Verbindung setzen.

Bismarck begreift sofort. Er bietet Schliemann an, sich zu setzen.

Die Herren Offiziere ziehen sich zurück.

Ein Vieraugengespräch beginnt.

Bismarck:

Bitte!
Bismarck deutet auf einen seidenbespannten Stuhl.

Die Beiden nehmen face à face an Bismarcks Schreibtisch Platz.

Schliemann stützt mit sehr selbstbewusst raumgreifender Geste den ausgestreckten Arm auf seinen Ebenholz-Gehstock mit der Silberkrücke.

Bismarck Und was würde dieser ehemalige Rohstoffhändler im Gegenzug von mir erwarten?

Schliemann sachlich, ernst aber auch erregt:

Herr Ministerpräsident....alle unsere bisherigen Entdeckungen deuten darauf hin, dass wir Troja tatsächlich gefunden haben.

Es gibt jedoch einen Deutschen Kollegen, der versucht, mich mit allen Mitteln zu beseitigen und alles an sich zu reißen.

Ich denke, Sie wissen, von wem ich rede.

Bismarck... und da haben Sie an mich gedacht.

Schliemann ...und da habe ich an Sie gedacht, ja.

Bismarck Das osmanische Reich ist weit entfernt. Den Türken wird klar sein, dass ich nur mit den Säbeln rassle – falls ich mich für Sie einsetzen sollte.

Schliemann ist ein heller Kopf. Ideen sind gefragt. Imagepflege kann auch dem eisernen Ministerpräsidenten nichts schaden. Schliemann beugt sich vor, beschwörend.

Bitte, Herr Ministerpräsident – Sie sind Soldat.

Ich habe auf dem Flecken Erde gestanden, auf dem sich die größte Schlacht der Geschichte abgespielt hat.

Tausende tapfere Soldaten liegen dort begraben - und nicht das kleinste Denkmal würdigt ihre Opfer.

...Ein Deutsches Denkmal auf osmanischem Boden gerade jetzt, wäre doch...ganz....ja, sogar ziemlich...

Bismarck So altruistisch sind Sie mir gar nicht geschildert worden.

Geht es nicht vielmehr darum, das Ihrem persönlichen Stolz Gerechtigkeit widerfährt??

Das ist der Wurm am Haken: Schliemann verbindet Eigennutz mit (Staats-)Gemeinwohl:

Schliemann Warum sagen wir nicht – das Eine schließt das Andere nicht aus?

Hehre Worte. Aber eigentlich... Genau. So hat er´s gemacht. So macht er´s und so wird er es fürderhin halten. Guter Weg. (Frau Ignaz, das heißt nicht „Guter Weg“ in welchem Jahrhundert sind Sie denn hängengeblieben, das heißt Win-Win-Situation. Gell?)

Bismarck wird sich beim Sultan für Schliemann einsetzen. Das Preussische Konsulat wird Druck auf die osmanische Regierung ausüben. Safvet Pascha und Oskar Neumann, die übrigens auch die Bauern gegen Schliemann aufgestachelt hatten, sind für´s Erste die Hände gebunden.

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2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) –Heinrich Schliemann, August Schmölzer – Bismarck, Merab Ninidze – Yannakis, Max von Thun – Theo Glaser, äh Glauser, Matthias Koeberlin – Lars Bernsson.

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Kommentar 1:

silberne Krücke, Gehstock? ja, hat der was am Fuss, der Schliemann, oder wie? Neiiin, nein, der hat nix am Fuss. Ein Herr von Stand und Ansehen verließ im 19. Jahrhundert niemals das Haus ohne Hut und: Gehstock.
Der Gehstock ist eine symbolische Übersetzung , ein Relikt des Schwertes, später des Paradedegens oder auch der Reitpeitsche oder -Gerte, die einen Mann als Herrn, als Mitglied höherer Sozialzugehörigkeit auswies. Ein Statussymbol also, wie heute z.B. eine Rolex Oyster am Handgelenk oder ein TT, Z4 oder XJ-Autoschlüssel(anhänger).

Kommentar 2:

(Ein Denkmal verbindet Eigennutz mit Gemeinwohl: s.a. "Deutschlandlied" Das Denkmal aus Holz, das der junge Schreiner Hanno Schmidbauer in kostenloser Arbeit für die Kriegsopfer errichtet , ist gleichzeitig Materiallieferant für Hannos erste Kombimöbel "Daraus bauen wir unsere Zukunft! Ja!")

Kommentar 3:

In eigener Sache: Unsere Top 5 Episoden im Monat Juni:

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in: Die drei Musketiere
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