Donnerstag, Juli 05, 2007

Filmszenen I ...die Sterne hab´ ich mit der Hand gefangen...

in: Vom Suchen und Finden der Liebe. Heino Ferch - Hermes. Regie: Helmut Dietl, 2004-2005

Teaser Film Vom Suchen und Finden der Liebe. Heino Ferch - Hermes Aphroditus

„...die Sterne hab´ ich mit der Hand gefangen, und bis zur Neige jedes Glas geleert...in: Vom Suchen und Finden der Liebe.
Heino Ferch – Hermes Aphroditus.
Buch: Helmut Dietl und Patrick Süskind, Regie: Helmut Dietl. 2004-2005

Hören statt Lesen: streaming Audio.mp3->->

Zu den Kommentaren von „Vom Suchen und Finden der Liebe“->->

<-<- zurück zu "Der geheimnisvolle Schatz von Troja"Teil 4

Wir erinnern uns, Hermes, der Liebesgott, der Unglückliche, der, - selbst Liebesspender- , immerzu für sich auf der Suche nach Erfüllung bleiben musste, ist nicht nur er selbst, Hermes Aphroditus, der Goldgeflügelte, der Lethespender.

Die Morphings zeigten uns: er ist auch Venus Morgenstern, er ist auch Mimi Nachtigall.

So ist diese Schluss-Szene, die uns die Zeit weit nach dem Ende einer großen Liebe zeigt, auch eine Szene mit Hermes Aphroditus (Heino Ferch.)

Die Szene

Berlin Mitte, Nacht. Mimi überquert den Opern-Platz.

Voice Over Sprecher:

...gelang es Mimi schließlich, eine auf drei Stunden befristete einmalige Aufenthaltsgenehmigung für Berlin Mitte zu erwirken. Allerdings unter der strengen Auflage, die Besuchszeit ausschließlich zum Zwecke eines letzten klärenden Gesprächs zu nutzen.

Schnitt. Im Opernhaus:

Mimi Nachtigall, jetzt schon silberhaarig, betritt den bis auf den letzten Platz ausverkauften Theatersaal, auf dessen Bühne Venus Morgenstern an diesem Abend ein Konzert geben wird.

Der Vorhang hebt sich.

Venus´ zarte Gestalt erscheint im Gegenlicht, ihr Haar leuchtet wie eine Aureole um ihren Kopf. Der Suchscheinwerfer erfasst sie, ihr Gesicht nah: sie ist dramatisch gealtert, vielleicht ist sie siebzig Jahre alt.

Viel, viel Zeit ist auf der Erde vergangen, seit Mimi sie verlassen hat.

Mimi nimmt im Publikum Platz. Die Mehrzahl der Zuhörer ist weisshaarig, Venus´ Publikum ist mit ihr gealtert.

Applaus, die Introtakte einer Ballade klingen auf, Venus beginnt zu singen:

Alle dunklen Strassen bin ich schon gegangen, hab´ jedes Meer im Sturm schon überquert,

Mimi nah. Er ist sehr sehr ernst, ja - betroffen. Sein Sternchen ist eine alte Frau geworden.

Die Sterne hab´ ich mit der Hand gefangen,
und bis zur Neige jedes Glas geleert...

In weissen Nächten hab´ ich ruhelos gesucht..

Und hab´ mich doch dabei verflucht,

denn was ich wirklich suchte,
das konnte ich nicht finden.

Mimi wieder nah. Tränen stehen in seinen Augen.

Er schließt die Augen, eine Träne rinnt über seine Wange, er versucht, sich zu fassen.

Es geht nicht.

Venus:

Wo sind Deine Lieder?
Sing sie noch einmal!


Sing mir Deine Liebeslieder

Sing sie noch einmal...

Mimi kann die Erkenntnis, dass sein Sternchen in Sehnsucht nach der vergangenen großen Liebe gealtert ist, nicht ertragen. Er verlässt den Saal, kaum in der Lage, seine Fassung aufrecht zu erhalten.

Schnitt.

Nach dem Konzert. Auf dem Platz vor dem Opernhaus. Es ist Winter. Einzelne Schneeflocken treiben vorbei.

Das Publikum verläuft sich, viele Leute in Wintermänteln verlassen das Opernhaus und gehen vorbei.

Ganz hinten, zuletzt, eine schöne schlanke Dame im Zobel mit einem riesigen Strauß weisser Lilien - Beerdigungsblumen.

Mimi Nachtigall sieht sie, geht auf sie zu, direkt an ihr vorbei. Nach einigen Schritten bleibt sie stehen, wendet sich um:

Ein sehr forschender Blick von ihr zu ihm, dann:

...sie haben ,... eine gewisse....entfernte...Ähnlichkeit... mit jemandem, den ich mal sehr gut kannte....

Mimi, aufgeregt, berührt: ...Sie auch....

Venus: ...jemand, den ich mal sehr geliebt habe...

...vor langer langer Zeit...

Mimi: der müsste dann jez..ah.. so ungefähr in ihrem Alter sein.

Venus: Eher etwas älter. Er war etwas älter als ich.

Aber... so seh ich ihn gar nicht, wenn ich an ihn denke...

Wenn ich an ihn denke, dann.....seh ich ihn so.....wie er war.......als ich ihm zu ersten Mal begegnet bin. .....je länger so eine Sache her ist, erinnert man sich nur noch an das Schöne....und.....das Schreckliche vergisst man.

...möchte gar nicht daran denken, wie der sich immer benommen hat.

..Am Schluß war der dann sogar richtig ausfallend und beleidigend!

Mimi ist immer noch sehr bewegt, traurig: Während des ganzen Gesprächs glitzern Tränen in seinen Augen.

Vielleicht hat er´s nicht so gemeint.

Venus: Doch doch. Sie kommt näher:

Wissen Sie, was der zu mir gesagt hat?

Mimi, ängstlich:

Nein...was?

Venus:

Ich mag´s gar nicht wiederholen.

Mimi:

Sagen Sie´s ruhig.

Venus:

...jedenfalls hab´ich ihm darauf gesagt, wenn das so is´, dann ......fahr zur Hölle, Du....ARSCH.... ....und das hatter dann auch getan. ..leider.

Wind kommt auf, trifft Venus, bewegt ihr Haar.

Aber es war gut so.

Mimi wiederholt fragend: Gut so?

Venus:

Unsere Liebe war ja so groß. Größer hätte sie gar nicht mehr werden können. Höchstens kleiner.

Mimi blickt zu Boden. Nachdenklich:

Vielleicht.

Venus:

Ich will mich doch lieber an etwas ...Großes .. erinnern.

...etwas...Einmaliges...

Mimi lächelt durch Tränen.

Er ergänzt: ... Unvergleichliches...Magisches...Poetisches...

Venus:

Romantisches.

Mimi:

Unmögliches.

Mimí Nachtigal und Venus Morgenstern (Moritz Bleibtreu und Alexandra Maria Lara)

Bildquelle und Bildrechte bei Constantin Filmverleih

Venus nähert sich Mimi. Langsam. Schritt nach Schritt.

Sie scheint den Mann vor ihr nicht mehr für einen Fremden zu halten, sie scheint zu ahnen, zu wissen: Der Mann ist nicht wie Mimi, er ist Mimi.

Jetzt steht sie vor ihm.

Gute Nacht. Sagt sie. Leise.

Und ergänzt:

Mimi.

Die Blüten des großen Lilienstrausses rascheln leise, als sie sich vorbeugt und ihre Lippen kurz an Mimis Wange legt. Mimi schließt die Augen.

Heute und Damals sind ein Moment, derselbe.

Er flüstert ihr zu:

Gute Nacht Sternchen!

Freundlich, freundschaftlich. Er lächelt noch einmal das Lächeln, das er früher, damals, immer für sein Sternchen gelächelt hatte.

Venus dreht sich zu uns um. Trauer sehen wir, Traurigkeit, alten Schmerz, endgültige Einsamkeit, Stillstand, zu viel Vergangenheit, zu wenig Zukunft. Ihr Blick geht zu Boden, nicht nach vorne.

Mimi, der sich in heissem Schmerz getötet hatte, ist nicht der Verlierer.

Die Flammen von Liebe und Verlust sind heute für ihn tief herabgebrannt. Ein wenig rote Glut leuchtet noch in dieser „dunklen Straße“ , wie Venus gerade noch gesungen hatte.

Verloren hat das „Große Spiel der Liebe“ Venus, die scheinbar Überlebende.

2004-2005 Heino Ferch (im Alter von 41) – Hermes Aphroditus, Moritz Bleibtreu – Mimi Nachtigal, Alexandra Maria Lara – Venus Morgenstern.

- - -

..und was erwartet und am kommenden Montag?

Ist Frau Ignaz Herrn Schliemann doch noch nachgeschwommen? Na klar. Doch - sehen Sie selbst:

Frau Ignaz sucht Schliemann und findet ihn im Zelt


Da wir - entgegen der säuerlich unkenden Tagespresse - mit dem Film keine Genreprobleme haben und die Augen nicht vor den komödiantischen, märchenhaften und im besten Sinn Karl-May-Festpielhaften Anklängen

im Film und in der Filmfigur Schliemann verschließen, gibt´s bei uns jetzt auch mal Comic Strip.

(wir haben in unsererer Jugend doch tatsächlich von den 75 Karl-May Bänden 45 gelesen. Wir sind mit ihm durchs wilde Kurdistan gereist und mit ihm auf Hatatitlah geritten.

..übrigens wurden an diesen Wasserfällen hier im Bilde- wenn wir uns nicht sehr irren, tatsächlich die Winnetou-Folge "Der Schatz im Silbersee" gedreht. - Wobei wir bei der silbernen Schale im Teich der Schliemanns in Ankershagen wären. Der Kreis schließt sich....)

Stay tuned!

- - -

in eigener Sache: ach Du liebe Zeit!

wir begrüssen auf unserer Website Besucher der Redaktion "Die Zeit "
..und die HdM Stuttgart.