Filmszenen I Marginalien II zum Film „Der geheimnisvolle Schatz von Troja“: Symbole und Emblematik.
zurück zu "Marginalien I" ->->
Symbolik-Emblematik (histor. Beispiel)
Emblematum 110 love of virtue
Tell me where are the curving bows?
Where are the weapons, Cupid, by which you are accustomed to transfix the tender hearts of the young?
Where is your sad torch?
Where are your arrows?
Why does your hand bear three garlands?
Why does your decorated forehead bear another garland?
Nothing in me welcomes the common Venus,
and no form of pleasure has captivated me.
But I kindle in the uncorruputed minds of men
the fires of learning,
and draw their spirits
to the lofty stars.
And out of that very virtue
I weave four garlands,
of which the first,
that of Sophia,
decks my temples.
Offiziell erzählt uns „ Der geheimnisvolle Schatz von Troja“ ein Kapitel aus der Lebensgeschichte einer historischen Persönlichkeit, Heinrich Schliemann. Eckpunkte der Handlung orientieren sich an Irving Stone „Der griechische Schatz“.
Obwohl die Geschichte ganz prächtig in sich funktioniert, hat sie natürlich - wie fast alle Ferch-Filme nach 1997- auch eine emblematische, eine archaische, eine in Bildern sprechende tiefenpsychologische Bedeutungsebene aus dem Blickwinkel der jeweiligen Figur, der wir folgen.
Diese nicht zu kennen, beschädigt das Vergnügen am Film in keiner Weise, aber wir spielen hier ja auf Filmszenen Das Glasperlenspiel...
Was wird uns erzählt?
Entwicklung einer Karriere
Uns wird erzählt - die Geschichte der Entwicklung einer Karriere - und noch einmal: eine Geschichte „Vom Suchen und Finden der Liebe“.
Der Goldschatz (die Suche nach einer Stadt driftet ganz unmerklich im Verlauf der Handlung zu einer Suche nach einem Goldschatz) ist ein Symbol für das Glück eines Lebens.
Um das Glück des Lebens finden zu können, muss man graben, tief hinunter graben, sich einlassen, um sehen zu können, was dort unten verborgen ist.
Nur weil dieser Mann sich entschließt, hinunter ins (noch) Verborgene unter der Oberfläche zu graben, wird ihm das Glück, der Goldschatz, geschenkt. Graben ist viel viel Arbeit, schweißtreibende, mitunter frustrierende Arbeit. Und trotz allen Einsatzes weiss man nie sicher, was dabei herauskommt. (Yannakis zu Schliemann "Troja?! - oder Ziegenstall?" - Etwas Großes, Einmaliges? - oder etwas Belangloses?)
Beachtet in der Filmhandlung:
Der Mann gräbt in allen Stadien der Entwicklung des Grabungsortes immer auch selbst, das heißt, er sucht unter Aufbietung all seiner Kräfte - wie angestrengt er die Lore schiebt, wie er geradezu manisch wütend tiefer gräbt.
Beachtet, er tut den ersten Spatenstich nach der Maßgabe der Fantasie seiner Kindheit: dort kreiste der Raubvogel – hier kreist der Raubvogel, wie damals. Der Vogel – id est, die Erinnerung an die Phantasien seiner Kindertage- dient als Wegweiser.)
Gemeinsames Entdecken des Glücks, des Goldschatzes
Wichtig in dieser Geschichte hier ist, dass beide zusammen, Schliemann und Sophia gemeinsam diesen Goldschatz tief unter der Oberfläche des Alltäglichen entdecken.
Gemeinsam finden die Beiden das Glück, das Lebensglück, undzwar durch gleich starken Einsatz beider Partner. (Sophia war immer wieder stark, wenn Schliemann einen Schwachpunkt hatte, trieb vorwärts, hatte Ideen und hielt durch.) (abweichend von den historischen Tatsachen)
Glaube an sich selbst
Das ist eine Geschichte, die uns von unerschütterlichem Glauben an das Vorhandensein von etwas Bestimmtem, erzählt.
Die Geschichte porträtiert einen Dickschädel, der an das noch Unsichtbare und noch Ungreifbare unbeirrbar glaubt, obwohl er ausgelacht wird. Dieses (Noch-)Unsichtbare sieht zunächst zwar nur er, er dafür aber im Geiste bereits, als wäre es Wirklichkeit. (Yannakis über Schliemann: "Er sagte einmal: Mir ist, als hörte ich Achill sprechen...ich hielt das für Prahlerei...")
Intrige und Diplomatie
Schwierigkeiten tauchen auf. Man intrigiert gegen diesen Mann. Aber: der Mann ist wendig, er hat „the right connections“, er hat die besseren Verbindungen, er hat einen hellen Kopf, verbindet geschickt Eigennutz mit Gemeinwohl und er kann sich aufgrund all dessen seinem Ziel weiter nähern: dem Ziel, zu finden, was er sucht.
(in der Filmhandlung verschafft er seinen Mentoren etwas, was diese benötigen und bekommt dafür ihren Schutz und eine weitere Grabungserlaubnis).
Mehrmals wird er totgesagt. Fehler: Er kommt immer wieder.
Ehemalige und neue Beziehung
Eine ältere Frau spielt noch in die Geschichte hinein, vom germanischen Typ, wie der Mann sie einst gekannt hatte. Am Ende scheint für diese Vergangenheit eine Art Befriedung eingetreten zu sein.
Die junge Frau, von exotisch-dunklem Typ mit dunklen Augen, dunklem Haar und olivfarbenem Teint, fällt diesem Mann nicht einfach so zu. Wir sehen, wie viel Arbeit an sich selbst die neue Beziehung für beide bereit hält. Sophia muss lernen, an Schliemann seine menschlichen Qualitäten zu erkennen, Schliemann muss lernen, sein Ich bei sich selbst und nicht in immerwährender Suche im Aussen zu finden. Beide schleifen sich aneinander, lernen voneinander. Die Belohnung für ihre mühevolle Arbeit ist ein Goldschatz, Symbol für ihr Lebensglück.
Diesen Schatz können die beiden aus der „alten Welt“ , die sich der Mann erbaut hatte (im Film der Großgrabungsstätte Hissarlik) in die „neue Welt“ hinter den grünen Hügeln retten.
Schliemann nimmt den Goldschatz mit sich, als beide, er und seine Frau, im Schlussbild Hissarlik Seite an Seite in ihre gemeinsame Zukunft in den grünen Hügeln reiten.
Befriedung der Nachbarn
Die Geschichte erzählt auch von einem Mann, der sich auf begrenztem Terrain seinen Platz verschaffen will und muss und dadurch Andere, ehemalige Besitzer desselben Terrains, gegen sich aufbringt. Aber, dem Mann gelingt es, nach anfänglichen Fehlern – ein Versuch, sich auf Kosten der anderen durchzusetzen, misslingt und kostet ihn beinahe seine Existenz – durch sozial kompetentes Handeln aus Feinden Freunde zu machen.
(Im Film wird der Besitzer des Terrains aus einem Feind, der auf Schliemann schießt, ein Freund, der sich für die Versorgung seines kranken Kindes bedankt.)
Aus Eifersucht wird Bewunderung
Keine erwachsene schöne junge Frau hat keinen Freund. Auch diese hier nicht, ein gleichaltriger Junge ist ihre Liebe, als der Mann auf den Plan tritt. Der Mann zeigt uns, dass er in der Lage ist, durch ein beachtliches Mass an Toleranz die Glut der Eifersuchtsgefühle auszutreten. Zum Schluss hören wir sogar, dass der junge Mann gelernt hat, Bewunderung für den Älteren zu empfinden.
Eine Tochter
Und dann erzählt uns der Film noch vom Abschied von der Trauer. Das zwölfjährige Mädchen des Bauern ist ganz ähnlich seinem ihm entrissenen Kind. (Die Filmhandlung: Natalia musste sterben, aber die Tochter des Bauern lebt, ihr konnte er helfen. Blicken wir Schliemann in der Schlussszene Hissarlik ins Gesicht, sehen wir deutlich: da verabschiedet sich nicht nur ein Mann von einem Mädchen, sondern auch ein Vater von einer, seiner Trauer um sein Kind.)
Einschnitt - Ende eines Lebenskapitels.
Wir verlassen den Mann in dem Moment, in dem er sich, nun im Besitze seines Lebensglücks, aus Hissarlik, dem gigantischen Grabungsabschnitt, der sich aus mageren Anfängen zu einem komplexen Riesenprojekt entfaltet hatte, entfernt. Ein Lebens-Kapitel ist abgeschlossen. Das neue beginnt dort hinten am Horizont der grünen Hügel.
Textinhalt IP (intellectual property) of ignazwrobel
Hören statt Lesen siehe auch unser Podcast Filmszenen
Labels: blogigo, Filmszenen, Heino Ferch, ignazwrobel, Schatz von Troja
<< Home