Dienstag, Oktober 04, 2005

"..und er hat ein helles Licht..." Teil 4. Heino Ferch als Franz Wolbert in: Das Wunder von Lengede, Regie: Kaspar Heidelbach, Buch: Benedikt Roeskau,

25.09.2005 um 05:50 Uhr
"..und er hat ein helles Licht..." Teil 4. Heino Ferch als Franz Wolbert in: Das Wunder von Lengede, Regie: Kaspar Heidelbach, Buch: Benedikt Roeskau, TV-Zweiteiler 2002 - 2003

Text: ignazwrobel

Homepage des Films

....und er hat sein helles Licht bei der Nacht....

Unter Wasser.

Alles ist leuchtend Blau.

Der Raum scheint grenzenlos.

Vor uns Helligkeit, blendendes Licht.

Und da unten: in Bodennähe, von den Wasserbewegungen langsam hin und hergeschaukelt, schwebt ein Körper; ..die Arme ausgebreitet, passiv, leblos,...

Es ist Franz Wolbert.

Schnitt. Salvatore im Alten Mann.

Er handelt - ohne Wenn und Aber, augenblicklich.

Salvatore legt schnell den Helm ab, steigt entschlossen mit der Lampe in der Hand in das neun Grad kalte Wasser.

Als er die unbarmherzig eisige Kälte des Wassers fühlt, schimpft er auf Italienisch, nennt Franz einen Idioten. Trotzdem zögert er keinen Augenblick.

Er küßt noch einmal kurz das Kruzifix, das er an einem Halskettchen bei sich trägt, bekreuzigt sich – und taucht ab.

Wir begleiten Salvatore unter Wasser, er nimmt denselben Weg wie Franz, schwimmt schnell, schneller als Franz vorher, die Lampe in der Hand, vorbei an im Wasser schwebender Kleidung, vorbei an der Lore, an der sich das Kabel verfangen hatte...

Schnitt. Nahaufnahme.

Blick auf Franz, der mit offenen, nicht mehr fokussierenden Augen im Wasser driftet.
Salvatore kommt von hinten schnell heran, nimmt seine Helmlampe in den Mund, um die Hände frei zu haben und packt Franz´Kopf mit beiden Händen.

Der Kopf läßt sich ganz leicht drehen, Zeichen völliger Bewußtlosigkeit. Salvatore schüttelt Franz´Kopf ein paarmal, - ganz ohne Erfolg.

Es sieht aus, als schüttele er einen Toten, dessen offene Augen nichts mehr sehen. Salvatore läßt den Kopf von Franz fahren, blickt sich um, rudert rückwärts.

Franz Gesicht ist jetzt direkt vor uns, wenige Zentimeter entfernt. Es ist ruhig, unbewegt, da ist nichts mehr, - gar nichts: es sind die still gewordenen Züge eines Toten.

Salvatore packt Franz am Hemd und zerrt ihn mit sich rückwärts, wir sehen beide nach hinten verschwinden. Von oben schweben direkt vor uns Gegenstände vertikal durchs Bild. Schnitt.
Luftblase auf halber Strecke.

Wir sind direkt auf der Höhe der Wasserkante und sehen die beiden Köpfe zuerst unter Wasser, dann darüber auftauchen. Salvatore zieht Franz jetzt im Rettungsgriff in Rücklage über die Wasserlinie. Salvatore, er ist jung, schlank, durchtrainiert, ist schnell wieder bei Atem, spricht Franz sofort an

Franz!

Franz!

Dabei dreht er seinen Kameraden von der Rück- in die Bauchlage und sofort sinkt Franz´Kopf haltlos, im Genick kippend, bis über die Nasenlinie unter Wasser.
Immer noch fehlt jedes Lebenszeichen. Salvatore packt seinen Sprengmeister unter den Armen , zerrt ihn höher und brüllt ihn aus Leibeskräften an

Franz!

Ohne Erfolg.

Erneut nimmt Salvatore die Lampe in den Mund und taucht ab, Franz im Rettungsgriff mit sich ziehend.

Schnitt. Alter Mann.

Salvatore hat es mit seiner Last zurück in den Alten Mann geschafft. Wir sehen ihn auftauchen. Er zieht den leblosen Körper seines Kameraden rückwärts aus dem Wasser auf die Steine, umgreift von hinten dessen Brustkorb mit den Armen und drückt zweimal ruckartig zu.

Jedes Mal ergießt sich ein Schwall Wasser aus Franz` Mund, der offensichtlich tief aus Kehle und Bronchien kommt.

Jetzt.

Jetzt macht der Gerettete die erste selbständige Bewegung.

Er beugt sich vor und beginnt Wasser abzuhusten.

Close up beide.

Franz´ hustet und würgt, wird langsam klarer. Er stiert zu Boden, heftig atmend, ausgepumpt.
Direkt dahinter sehen wir das erschöpfte und tief besorgte Gesicht von Salvatore, dem es körperlich bereits wieder einigermassen gut geht.

Er stützt Franz immer noch mit festem Griff von hinten, schüttelt jedoch den Kopf, ungläubig - und zum Zeichen, dass er ganz und gar gegen Franz´Handlungsweise war und ist.

Nach ein paar Sekunden kann Franz fast schon wieder reden.

Er flüstert:

Es sah aus, wie die Sonne.



Ende der Szene.


Kommentar:
Salvatore hat, ohne auch nur einen Lidschlag lang zu zögern, Verantwortung für das Leben eines Kameraden übernommen. Er ist sogar soweit gegangen, mit unglaublicher Zivilcourage sein eigenes Leben einzusetzen, um die Überlebenschancen des Anderen wenigstens versuchsweise zu erhöhen. Er hatte Glück und eine schützende Hand über sich. Franz hatte das unverschämte Glück, zufällig neben einem Menschen wie Salvatore gearbeitet und gesessen zu haben.Salvatore leistete in akuter Todesnot dem Anderen ohne jedes Zögern ungefragt und selbstverständlich Beistand.

Aufgrund seiner Rettungsaktion im Eiswasser wird Salvatore genauso wie Franz stark unterkühlt werden und Gefahr laufen, eine Lungenentzündung zu bekommen. Im weiteren Verlauf des Filmes bleibt sein uneigennütziges hochcouragiertes Handeln unbedankt.

Der Name Salvatore ist Italienisch und heisst auf Deutsch „Der Retter.“
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2002-2003 Franz Wolbert – Heino Ferch, Salvatore – Benjamin Sadler. Filmografie Benjamin Sadler. Foto (2. v.l.m. Zigarette)27.9.: 0:00h: Der Eintrag "..und er hat sein helles Licht...." hat heute mit 211 Lesern alle auf diesem Weblog je an einem Tag erreichten Besucherrekorde geschlagen. Das hieß heute: alle 8,8 Minuten ein Leser!!! Danke! Danke! Danke! Danke für Euer Interesse! Ich nehme das persönlich!
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