Samstag, September 17, 2005

"...Kennwort: n´Kaffee und n´Cognac!" Die Flucht Teil 1, in: Der Tunnel. ( Harry Melchior - Heino Ferch ) Regie: Roland Suso Richter, teamworxx 2000-2









Bildquelle und Bildrechte bei teamworx Filmproduktionsgesellschaft


"...Kennwort: n´Kaffee und n´Cognac!" Die Flucht Teil 1, in: Der Tunnel. ( Harry Melchior - Heino Ferch ) Regie: Roland Suso Richter, teamworxx 2000-2001

Text: ignazwrobel

Die Flucht

Zusammenfassung der Filmhandlung

Der Eintrag besteht aus zwei Teilen. Teil 1 beschreibt den Ablauf vor der eigentlichen Szene und zeigt, wie die DDR-Stasi zeitlich immer dichter aufholt, zuerst Stunden, dann Minuten, zuletzt haben unsere Leute nur noch einen Sekundenvorsprung.

Vor der Szene 1: Tag X

Es geht um einen Tag.

Im Hauptquartier der Abteilung Republikflucht, Konferenzsaal.

Oberst Krüger und Leutnant Bellows besprechen die Lage. Man vermutet, dass ein Tunnel gegraben wurde.

Leutnant Bellows:

Wenn heute der Tag X ist, dann muss es eine Stelle geben, die unserer Aufmerksamkeit bislang entgangen ist.
Im November gab es diesen Grenzdurchbruch von der Brunnenstraße in die Ruppiner Straße. Wegen dieses Ereignisses wurde eine akustische Bodenüberprüfung vorzeitig abgebrochen.
Gegenüber der Grenzanlage gibt es eine leerstehende Fabrik.
Diese Stelle wäre ideal.

Oberst Krüger bestellt telefonisch sofort zwei Einheiten zur Durchsuchung des Geländes.

Schnitt.

Matthis Langensiep hatte vor einem Jahr die Republikflucht durch die Kanalisation geschafft, Carola Langensiep, seine Frau, nicht.

Carola war zum Fluchtzeitpunkt schwanger gewesen. Sie ist jetzt in der DDR allein mit dem Kind, das sie inzwischen zur Welt gebracht hat, Matthis junior.

Carola Langensiep war IM für Harrys Schwester Lotte Lohmann und deren Mann Theo.

Als sie zu solidarisch mit den Lohmanns wird, wird sie von Oberst Krüger von ihrer Spitzeltätigkeit entbunden und selbst observiert.

In der Wohnung der Langensieps.
Carola im Kinderzimmer. Sie nimmt den Mantel, Babygeschrei. Überlegt. Sieht ihre Observanten. Entschließt sich.

Schnitt.

Aussen Tag. Hinterhof.

Die Observanten sehen Carola, wie sie mit dem Kinderwagen von zu Hause weggeht. Die Spitzel folgen ihr.
Kurz danach kommt Theo Lohmann, der Ehemann von Harry´s Schwester Lotte, aus derselben Haustür. Er eilt zum Bus Pankow Kirche Linie 7, wo Carola bereits an der Haltestelle wartet.
Carola steigt in den Bus, Theo hilft ihr, den Kinderwagen hinaufzuheben.

Im Bus können sie ein paar Worte reden ohne von den Überwachern gehört zu werden.
Theo ist hoch unter Druck.

Die wissen allett.

Carola Ich weiss.

Theo Wir müssn die Aktion abblasn. Ick wars, ick hab Scheisse gebaut und jetzt ist schon eine tot.

Carola: Ich habs im Radio gehört. (Die Mutter von Fred von Klausnitz, Marianne von Klausnitz, hatte sich selbst erschossen, um ihren Sohn, der beim Tunnelbau aktiv dabei ist, nicht unter der auf sie wartenden Folter zu verraten.)

Theo Mensch, die laufen in ihr Verderben hinein. Ich möchte Lotte da rausholen, sag mir, wo sie is. Bitte.

Carola: die wissen nichts, Krüger weiss nichts, jedenfalls nicht genuch, sonst hätte er die Brüder doch schon längst abziehen lassen.

Carola streichelt ihr Baby.

Dann sagt sie:

Lotte braucht dich, lass sie nicht allein.

Theo ick kann doch nich.. ...

Carola Es wird alles gut gehen. Vertrau mir, ich bin die einzige Spur , die sie haben.

Die Observanten folgen in einem PKW dem Linienbus.

Ich bitte Dich nur um eins... beide sehen sich an, dann das Baby. Theo hat verstanden. Er wird das Baby mit in den Westen nehmen.


Vor der Szene 2: Endspurt.

Es geht um Stunden.

Schönwalder Strasse. Blick auf die Grenzmauer.

Vic und Matthis oben auf der Terrasse im Ausguck.

Sie sehen Oberst Krüger, Leutnant Bellows und die zwei Einheiten Verstärkung heranfahren und die Wagen verlassen.

Uniformierte Grenzsoldaten, Schäferhunde. Oberst Krüger gibt den Durchsuchungsbefehl für das ganze Gebiet.

Fritzi, die einzige Frau im Team der Tunnelgräber, hat einen Schweizer Pass, seit einer Woche, sie kann damit in den Ostteil der Stadt.

Harry:

Fritzi geht. Es bleibt bei achtzehn Uhr dreissig - kein unnötiges Risiko! Rotes Tuch heißt Stopp, weisses Tuch heißt es geht los – Kennwort: n´Kaffee und n´Cognac.

Vic kommt herunter: Sie gehen von Haus zu Haus!!!


Schnitt. Draussen

Soldaten mit Gewehr und Helm. Wir hören Befehle:

Erste Gruppe, zweite Gruppe, dritte Gruppe...

Die Soldaten haben sich vermehrt, wie Ameisen an der Stelle eines beschädigten Ameisenhaufens.

..und ab! die Truppe schwärmt aus.


Schnitt.

Keller des Hauses Schönwalder Straße 7 im Ostteil von Berlin.

Wir sehen, wie Harry sich aus dem Tunnelausgang, einem kleinen Loch im Boden des Kellers herauszwängt.

Hier ist das Ende des 145 Meter langen Tunnels, der während des Verlaufs eines Jahres in sieben Metern Tiefe von West nach Ost gegraben wurde.

Matthis und Harry bereiten alles für die Ankunft der zweiunddreissig Fluchtwilligen vor. Hastige Nahaufnahmen, wackelnde subjektive Kamera, wir sehen nur Schatten, Bruchstücke, die Stimmung ist hoch gestreßt, drängend, angespannt.

Harry verschwindet wieder im Boden, zieht eine Kommode über das Loch. Löscht das Licht im Tunnel.

Die Kellertür geht auf. Zum Glück funktioniert das Kellerlicht nicht. Ein Soldat geht suchend herum, schiebt die Kommode beiseite, sieht den Tunneleingang, bückt sich.
Er ruft

Hallo?

- wird ruckartig in das Loch hineingezogen. Weg ist er.


Schnitt. Nachmittag.
Lotte Lohmann im Ostteil der Stadt auf der Straße mit ihrem Kind.

Die kleine Tochter fragt: Was machen denn die Polizisten?
Lotte Das weiss ich nicht, vielleicht suchen sie einen Räuber. Keine Ahnung.

Die beiden gehen ins Café Liedtke.

Das Café füllt sich mit langsam immer mehr mit Menschen, offiziell soll eine Betriebsversammlung dort stattfinden. Tatsächlich sammelt sich hier die Gruppe der Fluchtwilligen, die um 18:30h von Fritzi zum Tunnel dirigiert werden soll.


Schnitt.

Schönwalder Straße 7 , aussen, ( im Keller des Hauses ist, wir erinnern uns, der Tunnelausgang. ) Nachmittag.

Aus der Haustür kommt ein Grenzsoldat.

Beim zweiten Blick sehen wir: es ist Harry Melchior in der Uniform des Soldaten, der von ihm und Matthis in den Tunnel gezogen wurde.

Die Grenzsoldaten-Einheiten sammeln sich.

Wir hören immer wieder die Meldung

Nichts gefunden, Genosse Leutnant.

Harry stellt sich ins Glied und meldet ebenfalls

Nichts gefunden, Genosse Leutnant.

Fehlanzeige, meldet Leutnant Bellows an Oberst Krüger. Die Einheiten ziehen ab,
Drei Mann bleiben zur Unterstützung der Grenztruppen vorerst hier. Sie, Sie und Sie.
Oberst Krüger zeigt auf den Mann neben Harry. Harry muss mit den Grenzern einen Transporterlastwagen besteigen und ins Hauptquartier mitfahren.

Die eisernen Tore des Hauptquartiers schließen sich hinter Harry, er scheint gefangen, die Aktion ist in höchster Gefahr zu scheitern.


Vor der Szene 3. Falsche Fährte:

Carola Langensiep führt inzwischen Oberst Krüger auf eine falsche Spur.

Sie besteigt mit dem Kinderwagen ein Ausflugsboot, das die Spree befährt.

Als der Oberst mit seinen Beamten an Bord geht, alle Anwesenden wegen versuchter Republikflucht verhaften will, muss er erkennen, dass Carola sich selbst als Köder geopfert hat:
Sie kann nicht an der Fluchtaktion teilnehmen, aber: der Kinderwagen ist leer, ihr Baby soll mit in den Westen.

Die Flucht findet woanders statt.

Leutnant Bellows hat eine Vermutung: Schönwalder Straße, dort war ein Grenzsoldat nach der Suchaktion vermißt gemeldet.

Harry schafft es inzwischen, im LKW eines aus der Kaserne ausfahrenden Konvois wieder hinaus zu kommen.

Während der rechtmäßige Fahrer im Büro ist, um das Fahrtenbuch unterschreiben zu lassen, nimmt Harry dessen Platz am Steuer des LKW ein und verläßt die Kaserne.



"...keine Panik, er ist einer von uns! "

Ausguck der Tunnelbauer, Blick nach Osten über die Grenzmauer. Nachmittag.

Vic und Matthis sehen Theo Lohmann, den Ehemann von Harrys Schwester Lotte, im Taxi vorfahren und mit einer Tasche das Café Liedtke betreten.

In der Tasche ist Matthi Langensiep junior. Er wird durch den Tunnel mitgenommen werden.


Vor der Szene 4: Die Ereignisse überschlagen sich.

Es geht um Minuten.


Ausguck. Nacht. Zehn Minuten vor Sieben.

Vic Was ist ,wenn sie Harry entdeckt haben?

Matthis Wir warten, klar?

Vic extrem alarmiert: Matthis schau da runter, da sind dreissig Leute und Fritzi, jeden Moment es kann zu spät sein!

Matthis versucht mit sanfter Gewalt Vic zu beruhigen: Er wird es schaffen, verstehst Du, natürlich schafft er es.

Es ist unglaublich, aber der LKW, mit dem Harry die Kaserne verlassen hat, fährt um die Ecke und hält vor dem Café Liedtke, Vic und Matthis sehen es.

Schnitt. Im Cafe. Fritzi schaut angespannt zum Militär-LKW hinaus. Harry nickt ihr zu, Fritzi erkennt ihn.

O.K sagt sie den Leuten im Café, keine Panik, er ist einer von uns, er gehört zu uns.
Schnitt. Draussen.

Fritzi gibt das Signal:

O.K. Es geht los. Zuerst die erste Gruppe, das sind Sie, sie beide und sie drei. Es ist schräg gegenüber links, die Hausnummer Sieben, unten im Keller, Wir gehen jetzt ganz langsam da rüber, so als wenn nichts wär´die Betriebsversammlung ist einfach zu Ende.

Circa zehn Leute, Männer, Frauen, Kinder, gehen los.

Harry deckt die Aktion durch Patroullieren vor dem Café Liedtke.

Blickkontakt zu seiner Schwester ist jetzt möglich.
Lotte erkennt ihren Bruder durch die Scheiben des Cafés.

Er wirft seiner geliebten Schwester einen brennenden Blick zu, beide müssen so tun, als wäre nichts.


Schnitt. Unten im Tunnel.

Vic und Matthis rennen in gebückter Haltung – der Tunnel ist sehr niedrig - zum Tunnelausgang Ost, um den Flüchtlingen zu helfen.

Die Flucht geht zügig vonstatten, über eine Rutsche gelangen die Leute einzeln hinunter und beginnen unten zu rennen. Ein Kind schreit.

Oben, draussen, Ostseite der Mauer:

Das Telefon auf dem Wachturm an der Grenzmauer klingelt.

Zwei Soldaten nehmen den Anruf an.

Als der verkleidete Harry fragt: Was gibt´s Genossen?

Bekommt er die Antwort: Versuchte Republikflucht, im Cafe Liedtke – wir gehen rein!

Die Soldaten stürmen das Café, alle Anwesenden müssen sich auf den Boden setzen.
Harry greift ein.

Er betritt das Café , bedroht die beiden Grenzer mit dem Maschinengewehr, die beiden werden entwaffnet und nach hinten gebracht.

Als die zweite Gruppe abmarschbereit ist, halten die Wagen von Oberst Krüger und seinen Leuten vor dem Café. Die zweite Gruppe Flüchtlinge rennt über die Straße, zum Haus Nummer Sieben.

Harry gibt der Gruppe Feuerschutz, indem der mit dem Maschinengewehr in die Luft schießt.

Oberst Krüger und seine Leute zücken die Waffen, gehen hinter ihren Dienstwägen in Deckung.

Das Feuer ist eröffnet, jetzt zählen Sekunden.