Sonntag, September 04, 2005

"..ich finde, ihr passt wunderbar zusammen." in: Nachts im Park, Porträt Hennings Teil 3. Heino Ferch - Dr. Hennings, Regie: Uwe Janson, 2001-02







Bildquelle und Bildrechte Tradewind Pictures für Highlight Film



"..ich finde, ihr passt wunderbar zusammen." in: Nachts im Park, Porträt Hennings Teil 3. Heino Ferch - Dr. Hennings, Heike Makatsch - Dr. Lumis. Regie: Uwe Janson, Buch: Jens Urban, 2001-02


von: ignazwrobel


Szene In der Fabrikhalle.

Hennings und Rosenblum sitzen nachts in einer verlassenen verschmutzten Fabrikhalle an einem improvisierten Lagerfeuer.

Hennings erzählt endlich, wie er seine Frau verloren hat. Es war eine völlig unerhebliche Winzigkeit, einen Augenblick lang war er unaufmerksam, einen Moment nur.

Er hatte einen Lidschlag zu lang von der Fahrbahn weg und, angezogen von ihrem erotischen Appeal, zu ihr hingesehen.
Der Bremsweg war trotz Vollbremsung zu lang, der schwere Mercedes der Hennings´fuhr mit voller Wucht auf einen vorausfahrenden Lastwagen auf. Die Frau überlebte den Aufprall nicht.

Hennings: Sie war sofort tot.

Er selbst blieb körperlich völlig unverletzt.
Schuldgefühle werden nicht thematisiert. Hennings nimmt den Verlust seiner Frau als Schicksalsschlag.

Die Szene ist mit Rückblenden gemischt, die uns den Unglücksfall zeigen.

Wir sehen Hennings, nach dem Aufprall. Er richtet sich, abgefangen vom Airbag, wieder auf und sieht mit entsetzt fragend hoffendem Blick nach seiner Gefährtin.

Die tote Frau liegt wie schlafend im Sitz, schön, scheinbar unversehrt, unberührt.

Ihr Körper ist noch da, sie selbst ist weggegangen- für immer.

Während Hennings erzählt, wirkt er verquollen, aufgeschwemmt, die Augen sind zugeschwollen.

Die Konfrontation mit den Rückblenden zeigt einen willensstarken zielbewußten attraktiven dynamischen Mann damals und einen gebremsten, aufgelösten Menschen hier.

Der Mann am Lagerfeuer wirkt, als wäre seine innere Welt ein Konglomerat von ungeordneten Bruchstücken. Die Umgebung der alten verschmutzten Fabrikhalle, in der Reste herumliegen, verstärkt den Eindruck.

Hennings zitiert sentimental ein kleines Gedicht, das mit seiner Frau in Zusammenhang stand, er wirkt dabei wie in einen Erinnerungskokon eingesponnen.

Der Eindruck, den wir bis jetzt von ihm hatten, dass er wie auf Schienen ferngesteuert läuft, verwischt.

Er macht eine kleine Bewegung mit dem Kopf, die er mit einem ungelenken Lächeln der Erinnerung begleitet. Die Bewegung wirkt lieb, verletzlich, ein bisschen ungeschickt, hilflos, schießt uns ins Herz. Er tut uns leid.

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Rückblende. Im Auto.

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Wieder in der Fabrik.

Hennings hatte weiter erzählt, ist jetzt fertig. Close up auf sein Gesicht.

Der Bildschirm zeigt zur Hälfte nur Dunkelheit.
In der anderen Hälfte schwebt das Gesicht von Hennings, umgeben von Schwärze.
Er ist allein in dieser Lichtlosigkeit. Die leere schwarze Bildschirmhälfte wirkt, als würde hier jemand fehlen.

Seine Miene hat sich beruhigt, der Blick nach unten ins Nichts ist eine Mischung aus Erinnerung, Trauer und Verödung.

In diesem Gesicht bewegt sich eigentlich fast nichts, es könnte auch gar nichts aussagen, wären da nicht diese zarten Spuren von Trauer auf den Wangen, zwischen den Brauen, um die Mundwinkel.

Das ist ein Mann, der weiss, dass die Dinge sind, wie sie sind, der sie angenommen hat, aber innerlich in einem kalten Betonraum steht, wo früher blühende Gärten waren.

Schnitt.

Totale. Die beiden Männer sitzen am Boden im Schmutz der Halle, leere Bierflaschen stehen herum. (Sponsor: Heinecken. Product Placement den ganzen Film hindurch.)

Die Mördersuchgeschichte geht weiter.


Szene Der Besuch.

Hennings besucht Frau Doktor Lumis. Sie reden über seinen Ausrutscher.

Was kann ich tun, dass Sie mir verzeihen?

Frau Doktor Lumis glättet die Wogen durch ihren Humor.
Die Sache hat sich erledigt. Direkte Kommunikation ersetzt ab sofort schüchterne Beobachtung aus der Ferne.
Man trinkt Bruderschaft, Hennings ist immer noch so schüchtern und verkrampft, dass er sich steif wie ein Priesterseminarist zum Bruderschaftskuss überwinden muss.

Frau Doktor versorgt den Mann.






Sie gibt ihm zu trinken, Freundlichkeit, Freundschaft, eine bequeme Couch, eine sichere und warme Umgebung und eine kuschelige Decke, als er nach dem zweiten Glas Wein völlig erschöpft von allem, was er bisher mitgemacht hat, augenblicklich einschläft.


Er schläft so schnell ein, dass es fast wirkt, als falle er in Ohnmacht. Jetzt und hier kann er es sich leisten, weil Frau Doktor für ihn sorgt.


Als er schlafend daliegt, fühlt sie sich versucht, ihn zu streicheln, läßt es aber respektvoll sein, da er selbst im Moment aufgrund trunkener Bewußtlosigkeit keine Willensäußerung dazu geben kann.

Ein angenehmer Zug von ihr, sie ist ein feiner Kerl.



Ende der Entwicklung Figur Hennings:


Wieder im Garten Dr. Lumis, Nachts im Park:


Nachdem der wahre Lustmörder gefunden wurde, es war Kriminalkommissar Dressler höchstpersönlich, -peinlich peinlich-, stehen wir wieder zusammen mit den Doctores Hennings und Rosenblum im Garten von Dr. Lumis.


Rosenblum ermuntert Hennings, hineinzugehen. Drin wartet Frau Doktor bereits mit einem Candle Light Dinner.


Hennings steht da im grauen Kurzmantel, den Mantelkragen hochgeschlagen, die Hände in den Taschen vergraben.


Rosenblum: Ich finde, ihr paßt wunderbar zusammen.


Hennings dreht sich zu Rosenblum:


..ja...


Er wirft ihm einen Blick zu, den üblichen Schmetterlinge-im-Bauch-Blick, den wir alle zu gut kennen, wenn wir uns zum ersten Mal mit einem neuen Objekt unserer Begierde verabreden.
Hennings stiefelt los, langsam mit steifen Schritten. Braucht er einen Tritt in den Hintern oder schafft er es allein?


Es fängt an zu regnen, das gibt Hennings das nötige Tempo, durch die Terrassentür ins Haus zu kommen.


Wir bleiben bei Rosenblum im Garten und sehen den beiden zu.


Frau Doktor hat Hennings erwartet. Sie gibt ihm ein Glas Sekt, dreht sich weg, um sich selbst ein Glas zu nehmen.


Er bleibt steif und schüchtern stehen.


Allerliebst. So mögen wir´s, das weckt unseren Jagdinstinkt. Den von Frau Doktor auch. Sie wendet sich Hennings wieder zu, zieht ihn am Revers zu sich hin, gibt ihm einen Kuss und legt den Arm um seinen Nacken.


Er benimmt sich noch ein wenig ungelenk und steif. Frau Doktor wird ihn in den nächsten zwei Stunden schon entsprechend verarzten. Happy End: Das Alte ist tot, neue Hoffnung keimt...

2000-2001-2002.