Dienstag, November 29, 2011

Filmszenen I …die mochte Rosen doch gar nicht… Teil 2A. in: Baching. R.: M. Kiefersauer, 2008-2009


Bildquelle und Bildrechte: movienet-Film, Tellux Film und Eurovideo Filmverleih

Filmszenen I …die mochte Rosen doch gar nicht… Teil 2A. in: Baching. R.: M. Kiefersauer, 2008-2009

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Wir hören das leise Rauschen von Wind in hohen alten Bäumen. Blick auf einen großen Kieselstein. Ein sehr großer Kiesel. Eigentlich ein Grabstein, der da liegt. LENA steht darauf.

LENA

2002 – 2005

Ein rotes Windrädchen. Der Wind dreht es schnell im Kreis, ein zweites, noch kleineres, weiss. Grablampe, Pflanzblumen, ein Kitsch Kinderengel aus weissem Plastik, wie man ihn in Billigläden für einen Euro bekommt, jemand hat eine einzige Rose dazugelegt.

Das Grab ist nur ein Fleck dunkler Erde im Rasengrün, keine offizielle Marmorumrandung. Keine Marmorumrandung heißt: Das Grab ist frisch. Die Erde hat sich noch nicht genügend abgesenkt für eine fixe Umbauung.

Licht und Schatten bewegt sich über den Boden. Das Kind liegt unter einem großen Baum.

Schnitt.

Zwei Menschen. Ein Mann, eine Frau. Die Eltern. Gabi und Bernhard. Sie stehen nebeneinander und blicken auf das Grab, ernst, traurig. Unterhaltung ist nicht nötig. Die Situation ist bekannt. Nach einer Weile legt Gabi legt den Kopf schief, fragend:

Di hod doch goa koane Rosn meng.

Die mochte doch Rosen gar nicht.

Der Vater, er nimmt kein Auge von dem Kindergrab, schüttelt den Kopf.

Den Busch in der Einfahrt hod´s ned meng….weil´s mim Bobby Car ned voabei kemma is.

Den Busch in der Einfahrt mochte sie nicht… weil sie mit dem Bobby Car nicht daran vorbeigekommen ist.

Jetzt sieht er seine Frau an, wir verstehen, wir sehen zwei Menschen, die hier immer wieder stehen, wahrscheinlich täglich. Die Situation hat etwas Vertrautes, Rituelles.

Gabi hebt jetzt auch den Kopf, blickt zu ihrem Mann, lächelt ein wenig.

In ihr scheint kurz ein freundliches Gefühl für ihren Exmann aufzuflammen. Dann blickt sie wieder auf´s Grab. Gabi:

Lieb von Dia.

Lieb von Dir.

Bernhard weiss genau, was seine Exfrau meint. Man war ja schließlich lange genug verheiratet. Gedankenübertragung funktioniert natürlich noch.

Bernhard unbewegt, Blick wieder auf das Grab vor seinen Füßen:


Die is ned von mia, di Ros´n.

Die Rose ist nicht von mir.


Seine Augen wandern über die Grabdekoration, als könne er damit herauslesen, wer die einzelne Blume dort hingelegt hat.

Gabi:


Trotzdem lieb.

Trotzdem lieb.


Gabi zieht langsam Atem ein, ihre Augen schweifen weg von dem Kindergrab vor ihr, flackern. Sie dreht sich ihrem Exmann nicht zu. Auf einmal, für uns überraschend, leise:


Hoidsd mi no a bisserl?

Hälst Du mich noch ein wenig fest?


Bernhard wacht irgendwie auf, nimmt die Hände auseinander, blickt nach der Hand seiner Frau.

Beider Hände finden sich.

Gabi scheint sich an seiner Hand festzuhalten.



Bildquelle academicworld.net Bildrechte movienet.com

Die Kamera steigt schnell hoch, über die Schultern der beiden, die Windrädchen kommen ins Bild, der weisse Stein.

2002 – 2005.

Wir steigen weiter, weiter,

über die Köpfe des Paares.

Leise Gitarrenmusik. Vereinzelte Töne.

LENA

2002 – 2005.

Da unten - zwei Köpfe von oben: zwei Menschen vor einem Kindergrab. Eine Frau, ein Mann. Grüner Rasen füllt das Bildformat, in der Mitte: ein Fleck schwarze Erde.

LENA.

Lena ist tot. Überfahren.

Ein Auto, der Fahrer unaufmerksam,

zu schnell.

Das Kind starb noch an der Unfallstelle.

Das Kind verstarb im Krankenhaus.

Das Kind erlag seinen schweren Verletzungen.

Egal.

Lena ist tot.

Der Fahrer: Benedikt, Beni, der Sohn vom Wirt, gleich um die Ecke.

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2009 Michael Fitz ( im Alter von 50) – Bernhard Stemmer, der Vater. Marisa Burger – Gabi Stemmer, die Mutter, Benedikt „Beni“ Kirchner – Thomas Unger

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Kommentar

s.a.:

http://film-szenen.blogspot.de/2009/01/filmszenen-i-ein-jegliches-hat-seine.html