Filmszenen I "...ein bisschen Spass..." Teil 1C in: A Beautiful Mind. Russell Crowe - John F. Nash. Regie: Ron Howard, 2000 - 2001
Bildquelle Paramount Home Entertainment, Bildrechte: Universal, Dreamworks, Imagine Entertainment Brian Grazer
...ein bisschen Spass...Teil 1C in: A Beautiful Mind - Genie und Wahnsinn. Jennifer Connelly - Alicia Nash, Russell Crowe - John . Regie: Ron Howard, 2000 - 2001
<-zurück zu Teil 1B
Hören statt Lesen: Audio.mp3-> zum Soforthören wenn Quicktime auf Ihrem Computer installiert ist. Die Datei ist bis 10. Mai auf unserem Server zwischengeparkt, anschließend kann sie auf filmszenen.podspot.de abgerufen werden.
Saul nimmt freundlich die angebotene Hand und schüttelt sie. Spätestens jetzt erscheint uns John´s Verhalten geradezu bestürzend irr. Obwohl er Sauls Handschlag erwidert und auch verbal antwortet, blickt er immer noch ins Nichts, als würde er die Hand durch eine nur ihm wahrnehmbare Wand in einen Nachbarraum stecken, in dem Saul steht.
John
Hallo.
Hello.
Saul
Hey, John.
Hey, John.
Jetzt zeigt John endlich ein quittierendes Lächeln. Schüchtern, sehr schüchtern, wie ein kleiner Junge, dem man gesagt hat, er soll dem fremden Onkel Saul aus Europa die Hand geben.
John legt seine Hände an den Rand seiner Notizkladde - die Rechte hält immer noch den Bleistift, zwischen Zeige- und Mittelfinger der Linken klemmt noch immer die angerauchte Zigarette, - seine Hände scheinen etwas mehr zu wissen, wohin sie gehören, als sein Blick.
Langsam gefriert uns das Blut in den Adern. Johns Zustand ist schlecht. Viel schlechter, als wir es uns noch vor drei Minuten vorstellen konnten.
Johns Welt scheint mit unserer sogenannten Realität kaum noch Berührungspunkte zu haben. A rare bird. Am besten, er bleibt hier in seiner Vogel-Vogliere sitzen. Draussen ist er ist auf keinen Fall irgendwo vorzeigbar.
Auch als der Handschlag beendet ist, bewegt sich John nicht. Sein Blick geht immer noch irgendwohin in eine Ecke, - um die Wahrheit zu sagen, er scheint nirgendwohin zu sehen, als hätte er die Augen nur der Form halber offen.
Es scheint ihm zu genügen, aus den Bewegungsgeräuschen, die sein Besuch macht, den Fortgang der Interaktion abzupassen.
Saul blickt zu Boden, halb hinter sich, er sucht eine Stelle, an der er seine Aktentasche abstellen kann, will sich auf dem Stuhl niederlassen, der John gegenüber steht.
Im Moment, als Saul sein Gewicht auf die Sitzfläche absenkt, deutet John – gänzlich ohne Hinzusehen - mit der ausgestreckten Hand auf diese Sitzfläche..
Saul nimmt die Geste als Stoppgeste und da kommt schon von John:
Du kennst doch Harvey?
Have you met Harvey?
Saul fährt entsetzt vom Stuhl wieder hoch, samt seiner Aktentasche. Dreht sich nach der Sitzfläche um, sucht dort.
John reagiert immer noch Null Komma Null mit Blickkontakt. Er hält den Kopf, als würde er einem Hörspiel zuhören. Aber jetzt presst er den Mund zusammen, beisst sich auf die Lippe. Endlich eine Gefühlsregung. Er wirkt besorgt. Wahrscheinlich wegen Harvey.
Als Saul wieder zum Stehen kommt, sehen wir einen winzigen Augenblick lang, dass John, quasi gedeckt durch Sauls Verwirrung, nun doch einen kurzen prüfenden Blick zu Saul hinaufwirft.
Schnitt auf Saul. Saul weiss sicher: er muss John jetzt leider erklären, dass auf diesem Stuhl für uns normale Menschen schlicht und einfach niemand sitzt. John, auch das weiß Saul, halluziniert die Anwesenheit Dritter.
Saul
Äh..ich, ich, ich meine…
John, hier ist…
There´s no….
Schnitt auf John. Sein Lächeln ist extremst verkrampft und schüchtern, er zieht den Kopf ein, Blickkontakt ist auch weiterhin keine Option für ihn. Die Augen bleiben auf den Boden geheftet.
John
Nur die Ruhe.
Relax, it´s okay.
…Was, Ruhe, wieso Ruhe, wieso okay? Das ist nicht okay.
John weiter, er lächelt breit von Ohr zu Ohr, über das ganze Gesicht:
Es macht doch keinen Sinn, irre zu sein,
There´s no point being nuts
jetzt blitzen seine Augen eine Millisekunde lang auf, wir fühlen seine schmerzhaft spastische Verkrampfung und doch ist da gleichzeitig ein hoch wacher Schalk im Nacken. -
Eine kindliche Freude an einem gelungenen Streich, der die eigene schwere Erkrankung als Mittel zum Zweck benutzt; als die imaginäre Knallerbse, die er dem Besuch spitzbübisch auf den Stuhl gelegt hat
wenn man nicht ein bisschen Spass haben kann.
if you can´t have a little fun.
Saul
O Gott, John!
Jesus Christ, John.
Ich hätte das wissen sollen.
I should have known.
Saul lacht befreit.
Wir auch. Mehr noch. Wir fühlen Respekt - für die Größe, die sich in Johns Humor offenbart, seinem Leiden zum Trotz.
2000 – 2001 Russell Crowe – der Mathematiker John Nash, Adam Goldberg – der Mathematiker Saul Bender, Jennifer Connelly – Alicia Nash, John´s Ehefrau.
Kommentar 1:
Kommentar: Das Verständnis des kleinen Scherzes um Johns “Freund Harvey” setzt die Kenntnis einer amerikanischen Filmkomödie aus dem Jahr 1951 mit James Stewart voraus.
Bildquelle amazon.de
Der konservativ steife Angestellte „Elwood P. Down (James Stewart) glaubt sich von einem 2-Meter-Hasen begleitet. Doch damit nicht genug: Zum Leidwesen seiner Schwester Louise besteht er darauf, seinen Kumpel allen Menschen vorzustellen, denen er begegnet. Schließlich lässt Louise ihn einliefern …
1944 gewann das Bühnenstück von Mary Chase den Pulitzerpreis. Josephine Hull, die auch in der Theaterfassung spielte, bekam den Oscar als beste Nebendarstellerin. Die zeitlose Komödie über die Flucht aus der Realität bot James Stewart seine wohl schönste Rolle. Ein Klassiker. Fazit: Mit Phantasie ist die Realität bezwingbar.“ Text: cinema.de
Kommentar 2:
Die künstlerischen Ansprüche der Rolle verlangten neben der Verkörperung des Filmcharakters als Person mit ihren Besonderheiten und Tics die Darstellung einer zunehmenden Angstpsychose, die Darstellung zweier unterschiedlicher mentaler Verfassungen, deren Entwicklungsstrukturen im Filmverlauf voneinander wegdrifteten und parallel die Darstellung des Alterns der Filmfigur vom jungen Mann zum Greis.
Eine Herkulesaufgabe, deren glänzende Erfüllung einen Doppeloscar verdient hätte. Die künstlerischen Ansprüche an die Rollen der anderen Mitbewerber um den Preis der Kategorie bester Hauptdarsteller waren geringer.
Dennoch entschieden tagespolitische Querelen gegen die Vergabe der Anerkennung an den Schauspieler – Cinematografisch-filmhistorisch bereits aus heutiger Sicht gesehen (2011) eine mit den Jahren immer peinlicher werdende Fehlentscheidung.
Die Platzierung des Walk of Fame Sternes für den Schauspieler 2010 direkt im Eingangsbereich des Kodak Theatre, dem Austragungsort der alljährlichen Oscarverleihung, der ihm dort bleibende Präsenz verschafft, wirkt beinahe wie ein Versuch, dieses fatale Zeugnis künstlerischer Fehleinschätzung nachzubessern.
Labels: Russell Crowe; Jennifer Connelly; Adam Goldberg; ignawrobel; Ron Howard
<< Home