Filmszenen I ...es wird uns guttun, wieder in Athen zu sein...in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja.
Regie: Dror Zahavi 2006-07. Heino Ferch - Heinrich Schliemann.
Bildquelle und Bildrechte Stephan Rabold für teamworx / SAT.1
...es wird uns guttun, wieder in Athen zu sein...in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Regie: Dror Zahavi 2006-07. Heino Ferch - Heinrich Schliemann.
Kaiser Wilhelm hat sich für eine Besichtigung des Ausgrabungslagers angekündigt.
Der Tag ist gekommen. Alle Arbeiter, Vorarbeiter, die Gruppe um Schliemann und der Archäologe selbst haben Aufstellung genommen, um Seine Kaiserliche Majestät willkommen zu heißen.
Eine schwarze Kutsche, eskortiert von berittenen türkischen Soldaten, fährt ein, hält direkt vor Schliemann und Sophia.
Hinterden beiden alle Gesichter, die wir bisher kennengelernt haben, Yannakis und Lydia, Bernsson, Demetrios.
Nur Theo Glauser ist nicht mehr dabei. Er war dem hohen Tempodruck zum Opfer gefallen, der die Sicherungsmaßnahmen unter das zulässige Minimalmaß absinken ließ. Ein Gerüst war eingestürzt und hatte den Stratografen erschlagen.
Opfer waren gebracht worden, um Seiner Kaiserlichen Hohheit am heutigen Tag Ergebnisse präsentieren zu können.
Schliemann, laut, offiziell:
Majestät – willkommen in Troja!
Der Wagen-Schlag öffnet sich. Alle verbeugen sich tief.
So tief, dass sie nicht sofort sehen, wer dem Wagen entsteigt.
Es ist nicht Seine Kaiserliche Hoheit, sondern-
der Archäologe Oskar Neumann, Schliemanns Widersacher.
Oskar Neumann:
Zuviel der Ehre Schliemann. -…obwohl ich mich daran gewöhnen könnte.
Der Türkische Handelsminister Safvet Pasha steigt ebenfalls aus.
Neumann:
Seine Majestät bedauert zutiefst, nicht an der Besichtigung teilnehmen zu können.
..aber er hat Informationen erhalten, die ihn das gesamte Unternehmen in einem völlig neuen Licht sehen lassen.
Ihr Firman ist hiermit ungültig.
Safvet Pasha:
Herr Schliemann, …
Er überreicht ein Dokument.
…Sie haben genau zwei Tage Zeit das Lager zu räumen und den Hügel zu verlassen.
Wenn Sie nicht freiwillig gehen, werden meine Soldaten gewaltsam das Lager räumen.
..undzwar mit Rückendeckung sowohl meiner…. Als auch Ihrer Regierung..—
Zwei Tage, Schliemann!
Oskar Neumann:
Sie haben hier wirklich Bemerkenswertes geleistet.
Wenn es Ihnen ein Trost ist – das viele Geld und die harte Arbeit, die Sie hier hineingesteckt haben…wird mir meine Aufgabe um vieles leichter machen.
Neumann zieht sich in die Kutsche zurück.
Safvet Pasha:
Also Schliemann.
Machen Sie es sich und uns nicht unnötig schwer.
Denken Sie an das Wohl Ihrer Mitarbeiter.
Pasha zieht sich ebenfalls in die Kutsche zurück.
Kutsche und Eskorte entfernen sich.
Schliemann wendet sich langsam um: Dann, zu seinen Leuten:
Morgen nach dem Frühstück – bezahle ich Euch für den Rest des Monats.
Nah. Seine Bewegungen sind bleiern.
Dann könnt ihr nach Hause gehen.
Yannakis:
..ja aber: wir sind so nah dran.
Sophia:
Wir haben noch zwei Tage – immerhin – Könnten wir nicht…
Schliemann unterbricht sie:
Nein.
Ich fürchte es ist vorbei.
Schliemann geht.
Sophia ruft ihm nach:
Heinrich…!
Die Arbeiter verlassen die Gerüstbrücke, auf der sie Aufstellung genommen hatten, um den Kaiser zu begrüßen.
Schnitt. Abend.
Eine Gruppe, Schliemanns engste Vertraute, sitzt an einem Holztisch. Wenige Laternen erhellen den Tisch nur schwach.
Kaum einer bewegt sich. Sophia steht auf.
Schnitt.
Im Zelt.
Schliemann auf seinem Feldstuhl. Er lehnt sich an, stützt die Arme auf die Armlehnen. Resigniert sieht er aus und traurig. Ein bisschen wie eingekerkert in sich selbst.
Wir treten langsam zurück, entfernen uns. Schliemann bewegt keinen Finger. Er scheint erstarrt.
In der Zelttüröffnung erscheint Sophia. Sie sieht nach ihm.
Kauert sich neben seinem Stuhl nieder und nimmt seine Hand.
Schliemann, er sieht sie nicht an. Bitter:
Es tut mir so unendlich leid.
Leise: Ich habe versagt.
Wieder lauter:
Ich habe Euch alle enttäuscht, vor allem Dich.
Sophia schüttelt den Kopf:
Du und ich, wir wissen beide, dass das Unsinn ist.
Schliemann nimmt seine Augengläser ab.
Er braucht sie jetzt nicht mehr.
Zu Sophia:
Morgen früh packen wir.
Es wird uns gut tun, wieder in Athen zu sein.
Sophia widerspricht nicht. Sie schmiegt ihren Kopf an seine Schulter. Sie will ihn trösten. Trotzdem: Die Würfel sind gefallen. Das Spiel ist
Aus.
Schnitt. Der andere Morgen.
Wir begleiten Schliemann ein letztes Mal bei seinem morgendlichen Bad in der Ägäis.
Als er ins Lager zurückkommt, ist er unerwarteterweise nicht allein. Überall Arbeiter, überall wird geschaufelt, gegraben. Frauen schieben Schubkarren voller Erde, tragen Steine in Körben weg. Mitten unter ihnen Sophia.
Yannakis zu Schliemann:
Deine Frau hat Lydia gebeten, sie zu holen. Ich hab´ ihnen gesagt, dass es kein Geld gibt, aber…sie haben trotzdem angefangen zu graben und seitdem…graben sie.
Schliemann blickt freudig überrascht auf das Leben in seiner Ausgrabungsstätte.
Yannakis:
Pasha wird uns von hier wegtragen müssen…
Er lacht. Beide lachen.
Schnitt.
2002 – 2007 Heino Ferch – der Archäologe Heinrich Schliemann, Merab Ninidze – Yannakis, Mélanie Doutey – Sophia Schliemann-Engastromenos, Justus von Dohnanyi – der Archäologe Oskar Neumann, Matthias Koeberlin – Lars Bernsson, Kostja Ullmann – Demetrios, Aykut Kayacik – Safvet Pasha, der türkische Handelsminister.
Kommentar 1:
Warum ist diese Szenenfolge eine Schlüsselszene? Weil.. weil dieser Moment den Tiefpunkt des Helden auf seiner Reise innerer und äußerer Transformation beschreibt. Der Held hat Prüfungen bestanden, Siege erfochten, doch nun ist er am Tiefpunkt, die gegnerischen Kräfte haben sich neu gesammelt, sind stärker als je zuvor und scheinen zu siegen. Der Held übertritt die zweite Schwelle der Transformation auf seiner Reise zu sich selbst. (zit. n. Hunt, Filmdramaturgie. Kapitel Monomythos)
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