Montag, Juni 04, 2007

Filmszenen I ...ich hab´doch keinen außer Dir....3A

Filmszenen I ...ich hab´doch keinen außer Dir....in: Samstags, wenn Krieg ist. Teil 3A Heino Ferch - Wolf Kleinhaupt. Regie: Roland Suso Richter. 1993-94

Teaser Film Samstags, wenn Krieg ist

...ich hab´doch keinen außer Dir....in: Samstags, wenn Krieg ist. Teil 3A Heino Ferch - Wolf Kleinhaupt. Regie: Roland Suso Richter. Buch: Klaus-Peter Wolf, 1993-94

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Kaltblütig ermordet hat Wolf Renate nicht.

Eine Seite in ihm, die eifersuchtskranke, ungeliebte, jähzornige, hat ausgeteilt.

Jetzt atmet Renate nicht mehr. Jetzt muss Wolf einstecken. Jetzt ist der Moment da, das Erkennen, der Schmerz, Renate hat ihn verlassen und noch einmal verlassen. Sie ist tot.

Dunkel.

Ein Scheinwerfer glüht.

Scharfes weißes Streiflicht von der Seite. Die Lichtsäume lassen uns Wolfs Silhouette erkennen, sein Gesicht sehen wir nicht.

Aber wir hören etwas, Leise, dann immer deutlicher, hören wir, dass der junge Mann weint. Gepresst. Wimmernd. Kindlich hoch:

Renate!

Er schaukelt ein wenig vor und zurück, wie es einsame Kinder tun.

..ich lieb´ Dich doch.

Das Weinen zerreißt seine Atemzüge in staccatohaftes Stoßen. Ein Nachhall, vor sich hingeweint, er selbst ein Kind:

....ich lieb´ Dich doch!

Wolf ist allein. Straße. Wald. Dunkelheit. Dreckiger Boden. Ein totes Mädchen. Zu Hause: Enge, Tristesse, Kohlrouladen, Armut, kein Vater.

Wir sind ganz nah bei ihm, als wir ihn die Wahrheit flüstern hören:

...ich hab´doch keinen außer Dir....

Seine Hände in den schwarzen Totschlägerhandschuhen fassen nach Renates Jungmädchenhand, umgreifen sie wie zwei schwarze Raubvogelschwingen, drücken sie.

Wolf zieht Renates Hand an sein Herz. Küßt die toten Finger.

Renates große schwarzglasige Augen scheinen ihm starr dabei zuzusehen. Wolf weint.

Verzweiflung und Begreifen, dass etwas Wertvolles zerstört ist.

Jetzt hat er sich direkt über ihr Gesicht gebeugt.

Ich hab...hab´das doch nicht gewollt.

Renates tote Augen sehen ihm ungerührt zu.

Wolfs Weinen umwebt Renate immer mehr in einen Mantel aus Leid, Reue, Trauer, Verzweiflung.

Da.

Ein Geräusch.

Wolf fährt auf.

Yogi hat ihn beobachtet.

Wolf versteckt Renates Leiche im Gebüsch.

Yogis Lallen ist für Wolf Entwarnung. Der Dumme wird ihn nicht verraten. Wolf schüchtert Yogi ein.

Gewalttätig. Das kann er. Das kennt er. Das wirkt auch.

Später. Szene zu Hause. Wir sehen, wie es ihm geht.

Wir blicken von oben auf eine Zimmerecke mit Bettmatratze. Die Wände bräunlich alt, zeigen Schimmelspuren, das Zimmer scheint winzig, vollgestopft, eng.

An der Stirnwand ein monströses Hit ler plakat. Ein Rei ch – ein Volk – ein Füh rer!

Auf dem Bett liegt – mit nacktem Oberkörper, eine Kette um den Hals mit riesigem Eisernen Kreuz auf der Brust - Wolf.

Er hält sich die Stirn, weint leise verkrampft. Durch die offensichtlich papierdünne Wand hören wir ganz eindeutig laute Beischlafgeräusche. Eine Frau stöhnt rhythmisch, quietscht, als der Höhepunkt näher kommt. Wolfs Bett, die Matratze, ist so schmal, dass er mit dem Ellbogen an der Wand anstößt.

Sein Weinen mischt sich mit plötzlicher Wut, er fährt ruckartig auf, schnellt hoch und schlägt mit der flachen Hand an die Wand, hinter der die Geräusche erzeugt werden.

Keine Wirkung.

Er fällt zurück, eine Hand greift in das Kissen, als wolle er es sich über das Gesicht drücken, um nichts mehr hören zu müssen.

Dann packt er mit einem blitzartigen Griff die Kopfhörer, die im Krempel auf dem Nachttisch lagen, setzt die Hörer auf, drückt den Knopf des Walkman. – und entspannt.

Aus den Headphones dröhnt Death Metal, laut wie ein Eisenwalzwerk.

Wolf starrt einige Sekunden zur Decke, lauscht, verkrampft wieder, weint erneut.

Schnitt. Anderer Morgen.

Eine Frau im Morgenmantel – wir stehen neben ihr in der abgewohnten Küche.

Altmodische weisse Schlachthauskacheln an der Wand, Emailpfannen. Aluspüle. Resopal. Schwenk zum Türausschnitt in den Wohnflur vorbei an braunen Punktmustertapeten, die aussehen, als hätte jemand Kaffeesatz an die Wand geworfen.

Im Gang sehen wir Wolf die paar Schritte näher kommen. Er zieht sich gerade sein schwarzes T-Shirt über den Kopf, der Oberkörper ist noch nackt.

Trotz der nur wenigen Sekundenbruchteile, die wir ihn nackt sehen, sind wir augenblicklich beeindruckt.

Körperlich bedrohliche Wucht. Schnellkraft

Seine gelangweilt überlegenen Bewegungen, mit denen er das Shirt von den Achseln aus über seinen muskulösen Oberleib gleiten lässt, sind proletenhaft, aber einschüchternd. Das soll auch so sein.

Wolf ist wieder ganz cool in seiner Rolle als harte Stahlfaust.

Sofort Selbstgedrehte. Saugt, pufft, saugt, pufft. Die ausgestoßenen Rauchwolken wirken giftig, gefährlich.

Gibt´s Kaffee?

Fordernd, genervt.

Aus dem off:

Morgen Wolfi!

Die Frau im Morgenmantel ist seine Mutter.

Sie gibt ihm mit liebevoller Geste die braune Kaufhof-Thermoskanne. Sieht eine Ascheflocke an der Wange ihres Sohnes und möchte den Fleck wegwischen, wie sie es bei ihrem kleinen Wolfi immer gemacht hat.

Das gelingt nicht. Wolf wirft blitzartig den Kopf mit einer ungeduldigen Ausweichbewegung soweit zurück, dass ihre Hand ins Leere geht.

Sie wacht auf, ist beleidigt , enttäuscht.

Beide frontal voreinander - starren sich an.

Wolf: Mußt Du jedem Penner so einen vorhecheln?

Dreht sich weg: Ich hasse das. Angeekelt.

Setzt sich an die Stirnseite des mit Krempel und Krimskrams vollgeladenen Tisches.

Wir sehen, dass der Morgenmantel der Mutter kurz unter ihrem Schritt endet. Die Beine sind nackt.

Immer dasselbe. Denkst Du, die Nummer nimmt Dir noch jemand ab?

Die Mutter: Sei ruhig.

Wolf: Is´doch wahr.

Sie: Das geht Dich überhaupt nichts an. – Ei?

Nicken.

Sie kommt mit Pfanne und Spiegeleiern heran.

Er verschränkt die Arme.

Wenn Walter mich nicht sitzen gelassen hätte, wegen dieser Schlampe....

Wolf, extrem gelangweilt, genervt, hat er sicher schon hundert Mal gehört.

Schnarrt:

Ich weiss..... ich weiss....

Dicht hinter Wolf – auch die Küche ist eng und vollgestopft. – geht die Tür zum Schlafzimmer auf.

Ein älterer Mann Ende Vierzig im Unterhemd und Schlafanzughose kommt herein.

Wolf beugt sich angewidert nach vorne, weg von dem Eindringling.

Der Mann: Morgen!

Wolf wirft einen flammenden Blick nach seiner Mutter, Arme verschränkt, wehrt er alles ab. Der Mann setzt sich an den Frühstückstisch.

Wolfs Ellenbogen sticht auf den Mann zu.

Langer Killerblick in die Augen des Eindringlings. If looks could kill the man were dead right now.

Die Mutter

Auch Eier?

In Kleinhaupts Wohnung - Wolf und Mutters Macker Rolf

Dem Mann ist ungemütlich zu Mute. Er setzt sich auf seine Hände, unruhig vorgebeugt, sieht er zu Wolf.

Betonwand.

Wolf wendet sich ab, stochert in seinem Teller, schmeißt die Gabel hin. Abwehr in Person.

Arme verschränkt. Genervt. Zweiter Killerblick zum dem Mann: Der tut so, als würde er den Blickmord nicht wahrnehmen .

Schnitt.

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1993-94 Heino Ferch – Wolf Kleinhaupt, Wolf-Dietrich Sprenger – Der Mann, Rolf. Isolde Barth – Gisela, die Mutter.

s.a. unser Podcast Filmszenen: Neuer Beitrag: Grüne Wüste: im Krankenhaus Audio.mp3 ->->

s.a. unser Podcast Filmszenen: Neuer Beitrag: Der Schutzengel: Angst. Audio.mp3 ->->

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