Donnerstag, August 10, 2006

„...der Winter wird es uns schwer genug machen....“ Heino Ferch als General Philipp Turner, in : Die Luftbrücke. Teil 5, Regie: Dror Zahavi, Buch: Mar

„...der Winter wird es uns schwer genug machen....“ Heino Ferch als General Philipp Turner, in : Die Luftbrücke. Teil 5, Regie: Dror Zahavi, Buch: Martin Rauhhaus. hf, Teamworxx 2004-2005 für SAT.1
von: ignazwrobel

Bildquelle Composing Teaserleiste und Einzelbildwerke: SAT.1 teamworxx.
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„...ich werde alles tun, um ihm zu helfen....“

Winter. Ein Blick über das Flugfeld Tempelhof zeigt zwei Dinge: Miserable Wetterbedingungen - Schneesturm. Und trotzdem: Wie an einer Perlenschnur aufgereiht landen in rascher Folge beladene Transport-Flugzeuge. Es ist kurz vor Weihnachten.

Das Büro von Turner. Besprechung.

Linolboden, nüchtern ledergepolsterte Holzstühle, wandhohe Landkarten an den Wänden, massiver Aktenschrank mit Schubfächern, Stellwände überfrachtet mit Notizen und Ablaufplänen, im Raumhintergrund setzen Kasten-Hängeleuchten das tischgroße Modell der Luftbrücke ins Licht.

Vorne bei uns an einem kahlen Holztisch sitzen General Lucius D. Clay und Dr. Alexander Kielberg auf der einen, General Philipp Turner auf der Gegenseite des Tisches. Kaffee wurde bereits serviert, Kanne und Becher stehen vor den Besprechungsteilnehmern, man blättert in Akten.

Turner:

Ihre guten Absichten in allen Ehren, Dr. Kielberg, aber das hier ist Illusion.
Der Winter wird es uns schwer genug machen, unsere Tonnagezahlen zu halten.

Turner blickt auf, zur Tür.

Er kämpft ein leises Erschrecken nieder. Luise ist hereingekommen.

Pikanterweise sind jetzt alle unfreiwilligen Mitspieler der Ménage a trois im Raum.

Dr. Kielberg weiß nicht mehr, als dass Turner der Chef seiner Frau ist. Turner und Luise haben sich gerade erst vor kurzem in Turners Villa heimlich getroffen.

Wir sehen in Dr. Kielbergs Gesicht. Er ist besorgt, sehr ernst, bedrückt. Luise hatte für ihren Mann, für die Situation der Kranken, bei Clay vorgesprochen. Clay hatte sich darauf in Kielbergs Krankenhaus ein Bild der Situation gemacht.

Die krude Wahrheit:
Berlin hat mittlerweile ein massives Tuberkuloseproblem, Medikamente, allen voran Streptomycin und Antibiotica, fehlen.

Clay ist klar, dass sofortiges Handeln unabdingbar ist.

Die Besprechung, der wir jetzt beiwohnen, soll Aktionsmöglichkeiten abklären.

Turner und Clay sind für Dr. Kielberg die entscheidende Instanz, das Mehr an Medikamenten, Nahrung und Heizmitteln zu bekommen. Die Besprechung ist für ihn, das heißt, seine Patienten, existenziell.

Clay: Turner, ich habe mit Washington geredet. Man wird alles tun, um Ihr Streptomycin zu liefern.

Dr. Alexander Kielberg ist extrem angespannt, auch unterdrückt ärgerlich. Er kämpft den Ausdruck seines Ärgers nieder, soweit, dass wir nur noch durch eine Übersprungsbewegung seines Kopfes, in der sich die Anspannung Weg bahnt, seine Wut spüren können.

Er weicht dem Blickkontakt zu Turner aus, um seine feindselige Erregung nicht gegen ihn laufen zu lassen und sagt mit bewusst hochkontrolliert leiser Stimme:

Das Streptomycin hilft nicht... wenn die Patienten verhungern und erfrieren.

Am Satzende fasst er Turner wieder in den Blick und sieht ihm ruhig, aber flammend energiegeladen ins Gesicht.

Luise ist herangekommen und überreicht Turner eine Kladde. Turner wirft ihr einen hastig kontrollierenden Blick zu und antwortet dann Dr. Kielberg:

Das mag ja sein. Aber diese Lebensmittel, die Sonderration Kohle, wir haben das mal durchgerechnet, das sind...

Turner öffnet die Kladde und überprüft die Zahl

..... vierzig bis fünfundvierzig Ladungen mehr am Tag.

Die Kladde landet auf dem Tisch, Turner verschränkt abschließend die Hände und blickt Clay auffordernd an.

Kielberg – drängend, fest, leise, er beugt sich vor:

Aber es muss gehen.

Turner sofort:

Es geht aber nicht. Nicht mit den Maschinen, die wir haben.

Er wendet sich zu Clay, Dr. Kielberg folgt Turners Kopfwendung und blickt Clay ebenfalls erwartungsvoll an.

Clay hat den Appell verstanden, richtet sich auf, er sieht von einem fordernden Augenpaar ins andere:

Was? Nein, wirklich nicht!

Schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Turner!

Turner kommt auf den Punkt. Noch größere Flugzeuge:

Ohne die C-74 (die Globemaster) ist das hier nicht zu machen.

Er nimmt die Kladde hoch, wirft sie wieder auf den Tisch, verschränkt abschließend die Hände. , „das hier“ ist Dr. Kielbergs Anforderung.

Clay

Das ist das größte Transportflugzeug, das wir haben, die gesamte Air Force verfügt nur über zehn Stück davon. Und die braucht Mc Arthur (..).

Clay steht auf, zückt seine 2000ste Zigarette

.. Wir haben jetzt schon dreihundert Flugzeuge. Ich erkläre Ihnen seit zwei Monaten, dass wir dabei sind, unser Blatt zu überreizen...

Turner hört zwar zu. Sein Gesichtsausdruck zeigt jedoch deutlich, dass er nicht klein beizugeben gewillt ist. Er will die Globemasters und basta.

Clay: Truman ist zwar wiedergewählt (das Fortbestehen der Luftbrücke war und ist direkt damit verknüpft, Truman hat sie angeordnet und nur er unterstützt sie.) aber die werden mir jetzt noch genauer auf die Finger schauen.

Dr. Kielberg sieht täglich von morgens bis abends Menschen sterben. Er kann Clay nicht verstehen. Es geht für ihn einzig und allein akut darum, Leben zu retten. Er sagt:

Aber das ist doch Politik! Es kann hier doch nicht um Politik gehen!

Er regt sich mehr und mehr auf, während er erzählt, was da draussen in Berlin los ist.

Als der Krieg zu Ende war, hatte ich nur einen Wunsch, dass mein Junge und alle anderen Kinder auf der Welt so etwas nicht mehr erleben müssen. Und jetzt halte ich die Hände von Kindern - während sie sterben.

Kielberg schildert die Situation weiter.

Turners Blick ist während Dr. Kielbergs Worten nachdenklich geworden, besorgt, dann betroffen. Er schweigt.

Dr. Kielberg steht auf. Er sieht hier im Moment kein Weiterkommen.
Clay und Kielberg gehen.

Turner ist zwar ärgerlich, dass Luise sich mit ihrem Hilferuf an den Schmied, Clay, statt an den Schmiedel, ihn selbst, Turner, gewandt hatte, verpflichtet sich aber, beeindruckt von Dr. Kielbergs Worten und seinem unbedingen Engagement für dieselbe Sache, der er sich verpflichtet hat: Leben retten, zur Hilfestellung, auch wenn er im Moment noch keinen Lösungsweg kennt.

Ich werde alles tun, um ihm zu helfen.

Er wirft wütend den Bleistift auf den Tisch:

Auch wenn ich keine Ahnung hab, wie ich das anstellen soll!

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-2005 Heino Ferch – General Philipp Turner, Ulrich Tukur - General Lucius D. Clay, Ulrich Noethen – Dr. Alexander Kielberg

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s.a. Ähnlichkeiten in der Struktur des Filmanfangs: Die Brücke von Arnheim (A Bridge Too Far) Regie: Richard Attenborough 1977 mit: Bogarde, Cain, Caan, Gene Hackman, Hans von Borsody, , O´Neill, Connery, Hopkins, Olivier, Redford, Schell, Ullmann.

Die Struktur des Anfangs: ein berühmter General, der das Projekt führen soll, es geht um Flugzeuge die als Geschwader an einem bestimmten Ort ankommen sollen, auch direkt visuell die Ähnlichkeit der Besprechung der uniformierten Generäle über eine Karte gebeugt, der Leiter erklärt das Vorgehen: den Plan. (s. Luftbr.: "Erstens: Wie geht es schneller und zweitens: wie geht es noch schneller...) Die Generäle sind in Die Luftbrücke durch die verantwortlichen Piloten zu ersetzen. Gespräch über das Herz der Deutschen Industrie: Das Ruhrgebiet. In einem Fall geht´s um Zugänge den Zugang über Brücken (Arnheim) im anderen Fall um den Zugang zu den Rohstoffen (Kohle, Erz.). Gespräch zwischen zwei Generälen auf dem Flugplatz, die DC im Hintergrund um Transportprobleme wegen zu wenig Flugzeugen (Arnheim) s. a. Die Luftbrücke: ebenso. Und dann natürlich die tollen Aufnahmen von Massen an Flugzeugen, zuerst gestaffelt am Boden, dann als Flugzeugteppich über Gebäuden und dahinter ein orchestrales Vollbad für die Ohren...Die Bilder des Luftgeschwaders, das Fallschirme abwirft, ist in beiden Filmen geradezu identisch. Im einen Falle sind es echte Fallschirmspringer (Arnheim), im anderen (Luftbrücke) kleine Fallschirmattrappen. Beachtet auch den Filmtitel: Luftbrücke /Brücke von Arnheim

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