Filmszenen I.....Auf die Knie! Den Ring! – ....Nein. In : Krupp – eine Deutsche Familie. Teil 2. Heino Ferch – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. R
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Filmszenen I.....Auf die Knie! Den Ring! – ....Nein. In : Krupp – eine Deutsche Familie. Teil 2. Heino Ferch – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Buch : Christian Schnalke. Produzent: Oliver Berben für Moovie – the art of entertainment. Regie: Carlo Rola, 2008-2009Regie: Carlo Rola, 2008-2009
Vor der Szene:
1906 hatten Bertha Krupp und Gustav von Bohlen und Halbach geheiratet, 1920 sind sieben Kinder geboren. Alfried, der Firmenerbe, ist nun dreizehn Jahre alt. Seit 1909 ist Gustav Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns, seine Fabriken produzierten vor allem Rüstungsgüter, der Erste Weltkrieg ist gerade seit zwei Jahren vorüber. Allen Feindparteien hatte er Waffen verkauft.
März 1920. Die Rote Ruhr-Armee führt einen Bürgerkrieg gegen die Reichswehr und die Freikorps. Die Rote Ruhr-Armee zählt mehr als 50.000 bewaffnete, zu einem großen Teil vom ersten Weltkrieg her fronterfahrene Arbeiter und wird vor allem von der Kommunistischen Partei Deutschlands getragen. Die Regierung ist aus Berlin geflohen, überall wird geputscht.
Wir sind Zeuge einer nächtlichen Straßenschlacht. Schusswechsel, Barrikaden. Wir erkennen einen der Arbeiter wieder, es ist der große kräftige Stahlkocher, der in einem der Kruppwerke arbeitet. Er zeigte sich bisher solidarisch mit seinem Arbeitgeber, der für Lohn und Brot und soziale Absicherung der Beschäftigten sorgt.
Kommunisten und Reichswehr beschießen einander. Auf beiden Seiten Verwundete. Rückzug.
Die Szene
Nacht. Die große Freitreppenanlage vor Villa Hügel.
Die Treppen herab eilt die gesamte Familie Krupp zu Bohlen und Halbach, Gustav, Margarethe, Bertha und die sechs Kinder. Zwei Bedienstete eilen hinterher, eine hat die Jüngste auf den Armen, gerade geboren, Waldtraut Elisabeth Mechthild.
Gustav trägt Rock, Homburg, Gehstock und die unvermeidliche Aktentasche. Er tritt einen Schritt zur Seite, wartet, bis die Prozession an ihm vorbeizieht. Er treibt die Seinen an, in höchster Ungeduld:
KommtKommtKommt!
Bertha, gekleidet in einen weissen bodenlangen Staubmantel, blickt sich im Gehen noch einmal nach der Front von Villa Hügel um. Wir stehen bei den Automobilen und beobachten die Familie beim Einsteigen.
Bertha bleibt dicht vor ihrem Mann stehen, nimmt ihn besorgt am Arm :
Taffi willst Du nicht doch lieber hier bleiben?
Gustav, entschlossen, wie ein Fels:
Kommt gar nich´ in Frage, ich bring´ Euch sicher nach Blühnbach, - dann komm´ ich zurück und halt´ hier die Stellung.
Taffi, Gustav, besteigt das erste Automobil, setzt sich. Mit dem Gehstock tackt er schnell , drängend ungeduldig, an die Trennwand zum Chauffeur, er soll losfahren. Die Motoren der Limousinen kollern dumpf.
Der erste Wagen fährt ab und verlässt unser Blickfeld. Er gibt den Blick frei auf den Treppenabsatz von Villa Hügel. Eine Barrikade aus Sandsäcken ist dort aufgebaut, uniformierte Reichswehr-Soldaten haben die Gewehre im Anschlag.
Schnitt.
Wir sehen den dreizehnjährigen Alfried nah im Wagen, während das Auto die lange Auffahrtsallee bis zum Eingangstor hinunterrollt. Alfried blickt hinaus auf die hohen Bäume der Auffahrt. Abschied.
Schnitt. Vor dem Eingangstor.
Die Torflügel der Einfahrt zur Villa Hügel werden von zwei Soldaten aufgestoßen, die Limousinen kommen uns entgegen, passieren die steinernen Pylonen des Tores, verschwinden. Wir stehen auf der Straße neben dem Tor. Auch hier wieder Sandsäcke, Reichswehr. Die Soldaten blicken den Wagen hinterher.
Schnitt.
Vogelperspektive auf einen Straßenabschnitt der Stadt Essen. Gründerzeitfassaden mit klassizistischen Gliederungen. Es ist bereits etwas heller, früher Morgen. Die Straße ist verwüstet. Überall lose Pflastersteine, zerbrochene Glasscheiben, Schußnarben im Putz der grauen Wände. Wenige Leute auf der Straße. Ein Feuer in einem Eisenkorb, wohl um sich zu wärmen. Vor uns eine Barrikade.
Die Kamera schwebt auf Augenhöhe herab, wir werden mit der Situation konfrontiert. Viel mehr Leute kommen ins Bild, Männer mit Gewehren im Anschlag. Jetzt stehen wir hinter ihrem Rücken. Die Krupp-Automobile kommen auf uns zu, erreichen uns.
Wir hören Margarete`s Stimme:
Fahren Sie weiter, Weiterfahren , wir sind Krupp!
Sie wird unterbrochen. Ein Mann mit Baskenmütze, das Gewehr im Anschlag:
Raus aus dem Wagen!...Los!
Wir sehen den Rufer, er ist einer von mehreren Arbeitern, die Gewehre im Anschlag auf Krupps Automobil halten. Der Mann:
Los! Raus!
Wir stehen jetzt hinter dem Arbeiter und blicken mit ihm in das Automobil, ein hohes Cabriolet mit geschlossener Verdeckplane. Durch das Frontscheibenglas erkennen wir Gustav und seine Schwiegermutter Margarethe.
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, großbürgerlich gekleidet in feinsten Zwirn, Weste mit Uhrkette, schneeweisser Klappkragen eleganter Homburg öffnet den Wagenschlag und steigt aus. Seine Bewegungen sind widerwillig. Er fixiert den Arbeiter. Eine Gewehrmündung ist auf sein Gesicht gerichtet. Krupps Blick spiegelt Wut, Zorn – Gleichzeitig scheint ihm klar, dass extreme Vorsicht angebracht ist.
Schnitt auf Alfried. Er sitzt im Auto.
Krupp macht den tiefen Schritt vom Trittbrett der Limousine auf den Boden. Wir hören:
Runter! Runter!
Auf die Knie!
Gustav steht neben seinem Automobil. Er sagt:
Lassen Sie uns durch!
Seine Hand deutet mit weit ausschwingender Geste auf die beiden Automobile.
In diesem Auto sind nur Frauen und Kinder.
Ein großer Arbeiter, wir kennen ihn schon, es ist der Stahlkocher, steht hinter den Männern mit den Gewehren. Er scheint hier das Sagen zu haben:
Die Wagen sind beschlagnahmt, sie gehören ab sofort der Roten Ruhrarmee.
Schnitt auf Krupp.
Der Mann mit dem Gewehr im Anschlag deutet mit der Waffe Richtung Boden:
Los!
Krupp soll niederknien.
Gustav dreht sich um. Aus dem zweiten Wagen schickt Bertha sich an, auszusteigen.
Krupp gepresst leise, befiehlt:
Bertha! Geh rein!
Er winkt seine Frau zurück in ihren Wagen. Dann wendet er sich wieder der Bedrohung zu.
Der Arbeiter mit dem Gewehr:
Runter auf die Knie – Du Kapitalistenschwein, los!
Bildquelle und Bildrechte: MOOVIE- the art of entertainment für ZDF.de 2009
Krupp bleibt ruhig stehen. Seine makellose Erscheinung ist eminent korrekt, seine Haltung würdevoll. Er wirkt gefasst.
Er scheint langsam zu begreifen, dass im Moment seine gesellschaftliche Stellung nicht nur nichts gilt, sondern ihn und seine Familie gefährdet.
Die Kinder nah. Sie scheinen Angst zu haben.
Wir stehen hinter Krupp und sehen, wie die Arbeiter ihrer Drohung mit den Gewehren Nachdruck geben.
Runter auf die Knie! Hände hoch!
Jetzt hebt Krupp langsam die Hände bis über Schulterhöhe.
Erst jetzt, als er auf die Knie geht, lässt sein Blick den Bedroher los. Krupp senkt die Augen. Jetzt erst hat er nachgegeben.
Ein Arbeiter:
Wertsachen! Gib mir Deine Wertsachen!
Schnitt.
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Krupp kniet noch immer auf dem Kopfsteinpflaster, mit erhobenen Händen. Seine Handlungen spielen das Spiel mit, sein Gesichtsausdruck zeigt einhundert Prozent Renitenz. Er droht nicht, das wäre gefährlich, er fürchtet sich aber auch nicht. Er scheint einfach nur extrem ärgerlich.
Die Perfektion seiner Erscheinung, die Glätte seines Anzugs, seines Gehrocks, die aufrechte Haltung, die er beibehält, obwohl zum Niederknien gezwungen, scheinen ihn unberührbar zu machen.
Dennoch greift der Arbeiter mit seiner lumpenumwickelten Hand zu Krupps goldener Uhrkette, in Krupps Revers und nimmt die Brieftasche heraus.
Krupp hält die Arme währenddessen erhoben, den Blick gesenkt. Die Umstände verbieten im Moment jede Abwehr.
Der Arbeiter tritt zurück:
Dein Ring!
Gustav, er bewegt sich nicht, er hebt den Blick nicht, sagt aber klar:
Nein!
Der Arbeiter schreit jetzt beinahe:
Gib mir Dein´Ring!
Los!
Alfrieds Gesicht. Der Junge hat Angst. Wir hören:
Los, hab ich gesagt!!.
Gib mir Deinen Ring!!
Jetzt schießt Gustav einmal kurz einen Blick auf seinen Bedroher, senkt sofort wieder die Augen.
Er nimmt die Arme herab und zieht langsam mit einer glatten Bewegung den schweren goldenen Siegelring mit dem Krupp-Emblem vom Ringfinger der linken Hand.
Der Arbeit nimmt ihn entgegen. Krupp reicht das Symbol seiner Macht zu, ohne aufzublicken.
Der Wortführer kommt näher, ihm wird der Ring gezeigt.
Insert auf die Hand. Vor dem Goldflackern des Straßenfeuers leuchtet der blaue Schichtopal auf. Der Stahlkocher erkennt das Symbol, erkennt den Mann. Wir sind auf Gustav´s Augenhöhe, sehen ihn in der Haltung der Unterwerfung, doch ohne Unterwürfigkeit.
Krupp kniet, die Arme immer noch erhoben. Links und rechts die Leiber der Männer, sie umstehen ihren Arbeitgeber. Der Rädelsführer geht zu Gustav Krupp hin, gibt ihm den Ring zurück. Anweisung an die anderen
Lass sie durch!
Krupp – mit gemessener Bewegung – steht auf.
Wir hören:
Wagen durchlassen.
Krupp steckt sich Ring wieder an. Die glatt gleitende Selbstverständlichkeit der Bewegung, mit der er seine Hand mit dem Symbol seiner Macht wieder verbindet, erzählt in einer einzigen Geste eine ganze Geschichte über sein Selbstgefühl als Herr , als Besitzer, als Machthaber.
Sofort:
Meine Brieftasche und meine Uhr!
Er streckt den Arm, um das Geforderte unverzüglich entgegenzunehmen.
Bitte.
Er hält seine Hand auf.
Der Mann mit dem Gewehr gibt ihm Uhr und Portemonnaie zurück.
Der Arbeiter bekommt einen letzten verärgert autoritären Blick, dann dreht sich Krupp langsam und selbstsicher weg.
Bertha nah. Sie verfolgt die ganze Szene.
Schnitt. Wieder vor dem Wagen. Krupp hebt das Revers seines Rockes an, steckt sein Geld ein, besteigt den Wagen:
Fahrn sie weiter.
Steigt ein, die Tür schließt sich, der Wagen fährt an, der zweite folgt.
Die Arbeiter haben das Nachsehen.
2008 – 2009 Heino Ferch (im Alter von 45) – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Valerie Koch – Bertha Krupp, Barbara Auer – Margarethe Krupp, Theo Trebs – Alfried Krupp als Knabe, Klaus Nierhoff – Stahlkocher
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