Filmszenen I..wie sind Sie da rangekommen? Company Business (Dinosaurs) Teil 1. Gene Hackman - Sam Boyd. Buch und Regie: Nicholas Meyer, 1990-1991
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...wie sind Sie da rangekommen?... Company Business (Dinosaurs) Teil 1. Gene Hackman - Sam Boyd. Buch und Regie: Nicholas Meyer, 1990-1991
Story line (Produktionsjahr 1990-01).
Sam Boyd (Gene Hackman), Mitte Ende Fünfzig und ehemals CIA-Agent, verdient sein Geld heute mit Industrie-Spionage.
Ein Anruf befiehlt ihn mitten aus einem angenehmen One-Night-Stand in einen unangenehmen, aber abhörsicheren Raum. Dort reaktiviert ihn sein Ex-Boss für einen letzten Auftrag.
Der U2 Pilot Ernest Simpson Sobel wurde 1969 über Taschkent abgeschossen und sitzt seitdem in Russland in lebenslanger Haft.
Jetzt haben die Russen einen Rückkauf des Piloten für den Schleuderpreis von zwei Millionen Dollar plus Rückgabe des nicht sehr wichtigen Ex-Agenten Pjotr Ivanovich Grushenko ( Mikhail Barishnikov) von USA an Russland angeboten.
Die zwei Milliömchen Lösegeld kommen nicht etwa vom amerikanischen Steuerzahler, sondern von einem Columbianischen Pharma-Unternehmer, sprich: Drogendealer.
Gesagt, getan, der Tausch soll pittoreskerweise unter dem Alexanderplatz und der Deutschen Oper in Berlin stattfinden, uzw. In einem U-Bahn Tunnel.
Doch zunächst beobachten wir Sam Boyd bei seiner Arbeit.
Vor der Szene.
Wir verfolgen einen schwarz vermummten Mann bei klassisch konservativ durchgeführter Spionagetätigkeit: Eindringen in fremdes Werksgelände, Fotografieren von geheimen Unterlagen mittels Minikamera, Flucht durch ein Fenster, Abseilen vom Dach, hastiges Entkommen über den meterhohen Werkszaun, im Hintergrund die echauffierten Dialoge des Werkschutz-Funks, die die Position des Eindringlings kommunizieren.
Der Eindringling ist der Ex-Spion Sam Boyd (Gene Hackman), Ende fünfzig, der hier mit Industriespionage sein hartes Brot verdient. Er entkommt.
Schnitt. Anderntags.
Die Szene.
Sam Boyd wartet im Empfang des Kosmetik-Konzerns Maxine Grey darauf, für die Präsentation seiner Spionage-Ergebnisse in den Besprechungsraum gerufen zu werden. Er ist nicht der Einzige, der dort sitzt. Noch zwei blasse Herren in grauen Anzügen und mit Aktenkoffern haben auf der signalroten Maxine Grey Wartecouch Platz genommen.
Sam Boyd, nun im dunklen Anzug, weinrote Krawatte, Schnauzer, hat nicht so viel dabei, wie die anderen. Nur eine dünne Kladde mit ein paar Blättern, die allerdings sensationellerweise die exakten Kosmetik-Rezepturen des Konkurrenten enthalten.
Boyd verkürzt sich die Wartezeit durch Zeitungslekture.
Ein rotgelockter Mini-Fliegengewicht-Jüngling mit grünem Freizeithemd und Jeans, Schülerranzen, drängelt sich zwischen Boyd und dessen Nachbarn, packt einige Blätter aus und studiert gierig den Inhalt.
Boyd ist ein wenig irritiert, rückt knapp zur Seite, versucht dann, seine Zeitung weiter zu lesen. Einen neugierigen Blick wirft er doch auf die Blätter des Pennälers.
Insert.
Zeile 1 Text: Cetearyl Alcohol c16c18c7 Octyl Palmitate 155 Synth. Oil 82….
Boyd Close up.
Er zieht die Augenbrauen zusammen, blickt dorthin, wohin man üblicherweise blickt, wenn man etwas aus dem Gedächtnis zu kramen versucht.
Wir sehen, er wendet sich seiner eigenen Kladde zu.
Insert. Das erste Blatt wird herausgezogen.
Zeile 1 Text: Cetearyl Alcohol c16c18c7 Octyl Palmitate 155 Synth. Oil 82….
Wir verstehen, der rothaarige Lockenkopf mit der Bill Gates Brille und dem rosigen Kinderteint hat exakt dieselben Ausdrucke in der Hand, wie Boyd.
Boyd, unverbindlich:
Was issn das?
Der Jüngling, er hebt den Blick nicht von seinen Unterlagen
Computerausdrucke.
Boyd wendet sich dem Knaben zu:
Wie sind Sie da rangekommen?
Der Junge lässt von seinen Blättern ab, er freut sich wie ein Hackerlein:
Ich bin mit Hilfe eines Sequenzers in ihr Computerprogramm eingestiegen, hab ein paar Parameter durchlaufen lassen, bis er das hier ausgespuckt hat.
Der Junge kichert.
Dann hab´ich denen gleich noch ´n Virus eingepflanzt.
Boyd amüsiert sich demonstrativ geflissentlich mit. Der Junge soll ihn für einen Verbündeten halten.
Boyd
Nich´schlecht.
Der Junge kichert und geht weiter seine Tabellen durch. Noch´n Nachsatz
Ist mein Hobby.
Boyd gibt dem Knaben noch ne Portion Mitgekicher.
Schnitt auf die ganz in Maxine Grey Rot gekleidete bildschöne Empfangssekretärin. Sie ruft in glockenreinem Singsang zu Boyd:
Sie werden empfangen, Sir! In fünf Minuten!
Boyd immer noch mit Halbbrille auf der Nase.
Danke!
Er nimmt die Brille ab und verzieht das Gesicht. Ein Schmerzenslaut soll sein Unbehagen dem Jungen akustisch dokumentieren.
Boyd
Ich hab mir gestern den Knöchel verstaucht. (Stimmt sogar, beim Absprung vom Zaun des Werksgeländes.)
Der Junge
Ah, wie lästig..
Boyd nachdenklich:
…ja…
Blick zur Decke, überlegt. Reibt sich über Stirn und Nase. Schwitzt.
Boyd
Wenn ich ….jetzt bloß ne Tasse Kaffee hätte.
Er betrachtet die Deckenmusterung und lauscht zum Jungen hinüber.
Plötzlicher Einfall. Er wendet sich dem Jungen zu.
Könnten Sie nicht in die Cafeteria gehen und mir einen Kaffee holen, hm?
Der Junge ist gut erzogen.
Klar, kein Problem
Boyd
Nein?
Der Junge
Nein! Wie trinken Sie ihn?
Boyd schnell und eifrig
Schwarz.
Er deutet auf den Schulranzen des Jungen.
Ich halte das für Sie.
Der Junge bedankt sich, steht auf.
Bin gleich zurück.
…und enteilt, um das Heißgetränk für seinen neuen Freund zu holen.
Boyd
Ja.
Er nimmt den Ranzen an sich.
Wir sehen, wie Boyd ohne zu hinken samt Ranzen und eigener Kladde aufsteht und weggeht.
Er eilt an der bildhübschen Sekretärin vorbei und betritt den Besprechungsraum.
Minuten später sehen wir ihn exakt des Knaben Worte wiederholen.
Wir sind mit Hilfe eines Sequenzers in Ihr Computerprogramm eingestiegen und…
Der Dank der Manager von Maxine Grey ist warm und hart. Dollarhart.
Schnitt.
1990 – 91 Gene Hackman (im Alter von 60) – Der rekativierte Spion Sam Boyd, Mikhail Baryshnikov –der russische Spion Pyotr Ivanovich Grushenko, Géraldine Danon … Natasha Grimaud, Grushenko´s Tochter.
Kommentar:
1. Nicht nur die Szene zwischen Boyd, Grushenko und Natasha an der Brücke in Paris gleichen von der Situation und vom Szenenbild her der Szene an der Brücke in Zürich zwischen Dr. Mühlhausen, seiner Tochter und Pawel, auch diese Struktur hier gleicht der Erzählstruktur des Films Das Konto (2003-2004, Drehbuch: Markus Imboden und Martin Pristl nach einem Roman von Uwe Schwartzer.)
2. In Das Konto spielt ein schlaues Vorgehen bezüglich der Vertragsgewinnung mit einer anderen Foodfirma für die Produktion eines Lebensmittelproduktes nach einem gerade im Labor analysierten Rezeptes eine Rolle.
Hier in Company Business skizziert ebenfalls ein schlaues Vorgehen zum Thema Rezeptur – hier Kosmetik – für das Gewinnen eines „Geschäfts“erfolges eine Rolle. In beiden Fällen spielt das Wissen um Firmeninterna der Konkurrenz die ausschlaggebende Rolle zur Gewinnung des eigenen Vorteils.
In Das Konto wird dieser Vorgang benutzt, um die Hauptfigur, Dr. Mühlhausen zu skizzieren, zu charakterisieren.
In Company Business erfüllt die Episode mit dem schlauen Trick denselben Zweck, das schlaue Vorgehen skizziert und charakterisiert die Hauptfigur, Sam Boyd.
3. In beiden Fällen geht es um ein wichtiges Dokument, hier die Kosmetik-Rezeptur, in Das Konto eine Kontoeinsicht in die maroden Finanzen des Auftragnehmers, das „durch einen schier unglaublichen Zufall“ in die Hände der Hauptfigur, hier Sam Boyd, dort Dr. Michael Mühlhausen, gelangt ist.
4. In beiden Fällen steht die Handlung rund um eine Rezeptur im Filmganzen an derselben Erzählstelle. Sie ist eine Art Vorspiel, eine Introduktion, bevor das eigentliche zentrale Handlungsthema beginnt.
In beiden Fällen handelt es sich zwar um eine Episode aus dem professionellen Leben der Hauptfigur, hat aber mit dem zentralen Konflikt nichts zu tun.
5. In beiden Fällen ist die dramaturgische Auflösung identisch. Es findet eine Aktion statt, die dann in einer Besprechung ihre Lösung findet durch eine mündliche Präsentation des gewitzten und supercoolen Protagonisten, der die Gunst des Augenblicks mittels eines Bluffs klug zu nutzen weiss.
6. Das erste Zusammentreffen von Boyd, Grushenko und der Helferin und Informantin Nadine findet – wenn wir uns nicht sehr täuschen- an einem sehr besonderen Ort statt. Dem Gartenparterre eines Pariser Schloßgartens, der dem von Schloß Sanssouci ähnelt. Am selben Ort (Sanssouci) trifft in 2008-09 Manuel Aranda (Heino Ferch), der Sohn eines Argentinischen Pharma-Herstellers, in Und Jimmy ging zum Regenbogen mit der Informantin Yvonne zusammen
7. Den Beginn der Filmstory in einem abhörsicheren Raum finden wir wieder in Straight Shooter und in The Trojan Horse (2005-09)
8. Die Deutsche Oper Berlin und das Thema Spionaustausch kommt in Mord am Meer (Regie Matti Geschonneck) noch einmal vor. In Company Business wird unter der Deutschen Oper Berlin der Spionaustausch USA-Russland Sobel-Grushenko inszeniert, in Mord am Meer wird mit Geiselaustausch BRD-DDR befaßte Spion Hans Wolgast vor der Deutschen Oper Berlin erschossen.
9. Der kurze Choreografieschnipsel des Nachdenkens mit dem gedehnten …ja… wird von HF u.E. in Das Konto für einen neuen Erzählzusammenhang benutzt. Dort Vater (HF) und Tochter Hannah. Der nächste Satz dort ist seitens des Vaters, der seine Tochter überlistet: …neuer Schlafanzug?…(Überlistung ist auch hier das Thema zw. einem Erwachsenen und einem Teenie.)
10. Später wird Boyd bei der Übergabe, die in eine Schießerei ausartet, im Führerstand der U-Bahn kurz zögern, bevor er die ihm unbekannten Führerstand-Steuerknüppel aktioniert um die U-Bahn als Fluchtfahrzeug zu benutzen. Dabei hebt er kurz beide Hände, läßt sie ratlos in der Luft schweben. Diese kleine Choreografie finden wir u.E. in der Figur Harry in Der Tunnel, als der sich in den Führerstand der ihm unbekannten Fahrtechnik eines Militärlastwagens setzt, um ihn als Fluchtfahrzeug zu benutzen.
Kommentar intellectual property of ignazwrobel.
1990-91 Mikhail Baryshnikov -Pyotr Ivanovich Grushenko, Gene Hackman - Sam Boyd,Géraldine Danon- Natasha Grimaud, Heino Ferch (im Alter von 27) - Polizist im Durchsuchungskommando einer Berliner Wohnung
Kommentar 2:
HF ist nur in einer kurzen Szene zu sehen. Warum dann die ausführliche Besprechung des Films? Weil - wie auch schon in Schloß Königswald zu sehen - Szenenstrukturen aus diesem Film später tatsächlich mehrfach wieder auftauchen, besonders in Das Konto und auch zwei Szenentableaus in Straight Shooter und ein Szenenbild in Auf ewig und einen Tag. Wir wagen keine Behauptung eines Kausalzusammenhangs, wir sehen nur die Identität, fragen uns allerdings, wie anders als durch aufmerksame Beobachtung eines der Projektbeteiligten diese Strukturen weitergetragen werden konnten. Kein Weitertragen? Zufall? Üblicherweise endet der Zufall nach der dritten Übereinstimmung. (PS.: Wir behaupten eine Identität von Szenenstruktur auch nur, wenn mindestens drei Faktoren in der Szene identisch sind. Diese liegen meist in einer Kombination aus Bild- Handlungs- und Kausalzusammenhangs-Tableau.)
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