Montag, Januar 21, 2008

Filmszenen I ...das hat mich dann angeekelt. Teil 5. Gestern und Heute in: DerTod kam als Freund. Heino Ferch - Korten, jung. R.: N. Hofmann. 1990-91

Liebe Leser, neuer Eintrag Szene aus "Mord am Meer" dieses Mal am Montag um 18:00h.

Film Teaser Der Tod kam als Freund

Bildquelle und Bildrechte arte/ZDF

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..das hat mich dann angeekelt. Teil 5. Gestern und Heute. in: Der Tod kam als Freund. Heino Ferch - Korten, jung. Regie: Nico Hofmann 1990-91

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Nachmittag. Sommer. Das Büro von Privatdetektiv Gerd Selb.

Ein grünes Blätterdach vor den hohen Kastenfenstern filtert das helle Sonnenlicht, das Selbs Büro an diesem Nachmittag in freundliches Chiaroscuro taucht,
die hohen Wände und die tausend Schubladen der schönen alten Apothekerschränke mit hellen Lichtstreifen bemustert.


Turbo, der Kater, schnurrt auf dem französischen Ledersessel, die Lichtstimmung beruhigt die Nerven ebenso, wie die alte Bigband-Platte von Jack Teagarden

Der Privatdetektiv Gerd Selb und Judith Buchendorff, die Freundin des Software-Ingenieurs Peter Mischkey vom Regionalen Rechenzentrum, der so plötzlich ums Leben kam, bei Gerd Selb im Büro.

Judith und Selb sichten das Material, das Mischkey über Korten gesammelt hatte.

Ferdinand Korten (Heino Ferch) im Labor

Bildquelle und Bildrechte arte/ZDF

Ein Foto des jungen Korten im blütenweissen Laborkittel, sehr selbstbewusst, mit Kragen und Binder, ein Zeitungsartikel

Ferdinand Korten zum Leiter der Forschungsabteilung der Rhein-Chemie-Werke ernannt

noch in Frakturaschrift der Dreissiger Jahre.

Judith wundert sich, dass Korten während des Krieges offensichtlich weiter bei den RCW Werken arbeitete.

Judith:

War denn Korten nicht im Krieg?

Selb:

Nein, er war u.k. gestellt. Unabkömmlich freigestellt. Er war zunächst Assistent und dann sogar Leiter der wichtigsten Forschungsabteilung der Rhein Chemie.

Judith, neugierig

… und Sie? Was haben Sie vor fünfundvierzig gemacht?

Selb:

Ich? .. ich bin Staatsanwalt gewesen.

Dr. Gerd Selb und Judith Buchendorff (Martin Benrath, Hannelore Elsner, 1990-91)

Bildquelle und Bildrechte arte/ZDF

Judith:

Warum haben Sie damit aufgehört?

Selb steht auf, geht zum Fenster. Judith blickt ihm nach. Selb denkt, stützt sich auf die Fensterbank, blickt hinaus. Dann:

Nach dem Krieg hat man mich da nicht mehr gewollt.

Ich war schließlich Staatsanwalt im Dritten Reich. Dreiundvierzig hab´ich das erste Mal die Todesstrafe gefordert. Wurde auch vollstreckt.

Judith dreht sich schockiert weg.

Selb:

Sie können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie jemand an die Nazis hat glauben können.

Aber ich hab´ es getan.

Selb setzt sich wieder zu ihr. Close up. Er scheint in eine bittere Vergangenheit fühlen.

Nach der Währungsreform hat man dann begonnen, die belasteten Juristen wieder einzustellen.

Er nickt.

Aber als ich dann gesehen habe, wie sich meine Kollegen um diese Wiedereinstellung bemühten…

wie sie, statt ihre Mitschuld einzugestehen, so taten, als sei ihnen Unrecht geschehen,

als sei diese Wiedereinstellung eine Art – Wiedergutmachung – ach – das hat mich dann angeekelt.

Er lächelt Judith ein wenig an. Judith erwidert das Lächeln. Ihre tiefschwarzen Augen leuchten.


Wir verstehen, dass sie ganz bei ihm ist. Seiner Entscheidung, seiner Haltung Wohlwollen entgegenbringt. Ja sogar Wohlwollen, Verständnis und Respekt.

Schnitt.

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1990-91 Heino Ferch (im Alter von 27) – Dr. Ferdinand Korten, jung; Werner Kreindl – Dr. Ferdinand Korten, alt; Sebastian Koch – Dr. Gerd Selb, jung; Martin Benrath – Dr. Gerd Selb, alt; Hannelore Elsner – Judith Buchendorff;

- -

Gerd Selb hat sich ein bisschen in Judith verliebt. Judith meinte, einen Privatdetektiv stelle sie sich mit Trenchcoat und Borsalino vor.

Selb geht zufällig an einem Geschäft vorbei, das Trenchcoats und Borsalinos anbietet. Ein Humphrey Bogart Pappkamerad trägt beides: Trench und Borsalino. Selb schlendert zum zweiten Schaufenster, in dem Borsalinos ausgestellt sind. Wir blicken mit ihm ins Fenster, sehen die Hüte und Selbs Spiegelung. Selb steht genau so vor dem Fenster, dass die Spiegelung seines Gesichts mit einem der Borsalino-Hüte so zusammenfällt, dass es aussieht, als trüge er ihn. Selb betrachtet sich mit projiziertem Borsalino auf dem Kopf. Die Glasscheibe macht diesen Eindruck möglich.

Wir haben uns lange gefragt, wie es in "Der Anwalt und sein Gast" in der "Lass uns einen Cognac trinken und darüber lachen-Szene" quasi aus dem Nichts zu so einer hoch elaborierten symbolhaltigen Darstellung kommen konnte, wie sie die Einschreibung der hilflosen Männleinsilhouette in die den übermächtigen Frauenfigur-Umriss darstellt. Eine Glastür projiziert Wellers Figur in die übergroße , das heißt übermächtige Silhouette seiner Frau.

Die Spiegelungsidee der Addition von zwei Realitätsebenen zu einer gemeinsamen Aussage war hier, in Der Tod kam als Freund, zu finden und sie stammt in ihrer Struktur ursprünglich offenbar von Regie-Genie Nico Hofmann.

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