Samstag, Oktober 06, 2007

Filmszenen I Marginalien 1 Das Geheimnis in der Wüste / I Guardini del Cielo / La Tour Secréte / Tower of the Firstborn 1997/98



von: ignazwrobel

Bildquelle: www.amazon.co.uk




Subjektive Filmkritik zum Film La Tour Secréte:

1. Als Steinbruch für Figuren-, Bild- und Handlungsmotive ist La Tour Secréte sicherlich geeignet, damit ist m.E. sein Wert als Film allerdings bereits völlig erschöpft.
Die Dramaturgie, die Spannungskurven sind gut vergleichbar mit einer Strickmühle.

Siehe Abbildung.->->

Links der orangene Knäuel ist der Filmstoff, eine amorphe Masse, daraus wird ein Handlungsfaden gezogen, der an der Produktionsstätte, dem Drehort (siehe die kleine Plastikglaskuppel mit den zwei Stricknadeln) in immer gleicher Weise verarbeitet wird.

Unten kommt eine Art Schlauch heraus, der unendlich lang sein kann und bei dem alle Maschen in derselben –monotonen - Weise verstrickt sind (siehe unten links der orangene Strickschlauch.)

Wenn Sie sich im Stande fühlen, einhundertachtzig Minuten lang beim Entstehen eines solchen Szenen-Strickschlauches zuzusehen, dann ist der Film etwas für Sie.

Alternativ kann man die unendliche Reihung von gleichartig gestrickten Szenen ertragen, indem man immer nur die nächsten fünfzehn Minuten des Films ansieht und dann einen Tag wartet.

2. Personal. Der Film braucht ungefähr die Hälfte des ersten Teiles allein dazu, um uns die ungeheuren Massen von Figurenpersonal vorzustellen, deren Schicksalsfäden dann im Anschluß per Strickmühle verarbeitet werden sollen. Nehmen Sie Papier und Bleistift zur Hand und schreiben Sie alle Namen mit. Sie werden sie brauchen.

Um das Ganze noch weiter zu verkomplizieren, haben mehrere Personen zwei Identitäten mit bis zu vier verschiedenen Attributen. Eine Person hat, je nachdem , wer von ihr spricht bis zu vier Namensbezeichungen. Das vervielfacht scheinbar das Personal noch weiter.

Mancher Name wird eine halbe Stunde lang nicht mehr genannt, wenn er dann wieder genannt wird, sollten Sie tunlichst sofort wissen, wer gemeint ist und zu welcher Gruppe er gehört, sprich:
zu welchen Guten oder welchen Bösen, sonst verlaufen Sie sich high and dry im Gestrüpp des komplizierten Handlungsgeflechts, bzw. der Schnitzeljagd, die sehr dem Strickmuster von PC-Games ähnelt:
Der Held muss B suchen, dafür aber erst A finden/erkämpfen/erobern, um anschließend damit C zu vollbringen/erhalten/erobern.

3. Sie können sich die Sache auch vereinfachen, gar nichts zu verstehen versuchen und nur das makellose Gebiß der weiblichen Hauptdarstellerin, der Archäologin, bewundern. Sie erkennen sie daran, dass fast alle ihrer zweiunddreissig Perlen-Zähne bereits auf Kilometerdistanz schneeweiss aus ihrem Gesicht leuchten. Aber Achtung! Sie beißt!

4. Kamera. Der Director of Photography ist in der imdb.de nicht genannt. Wahrscheinlich Selbstschutz, damit er nicht gesteinigt wird.

Unglaublich. Die Kameraperspektiven und die Beleuchtung entsprechen m.E. in ihrer Qualität etwa dem Kameradesaster von „Widows“.

Beispiel: Als León dem Tode nah (durch Vergiftung) von seinem Widersacher zu Boden geworfen wird, blickt die Kamera zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch (wir blicken in Leóns Schritt) von unten in seine Nasenlöcher.

Bei einer derartigen Kameraführung geht m.E. schlicht und einfach die Würde verloren. Ergebnis: unfreiwillige Komik.

Schon seit Caravaggio wissen wir, dass ein Bildwinkel, der die Fußsohlen eines Menschen zeigt und uns erlaubt, in seine Nasenlöcher zu blicken, den Abgebildeten die Würde nimmt....

5. Licht. Ebenfalls unfassbar... hatten die kein Geld für Scheinwerfer? Streikte der Oberbeleuchter, war kein Stromanschluß da, ist der Generator verreckt? In vielen Aufnahmen laufen in den Close Ups den Darstellern Schattenkanten mitten durchs Gesicht. .- ungewollte Schattenkanten ohne dramaturgische Bedeutung. ---no comment...

6. Synchronisation. Schön Gesprochenes kann, ebenso wie gute Filmmusik, noch viel retten - oder darstellerisch schlecht Gesprochenes alles in den Orkus reissen... Gleich zu Anfang zählt eine Schwadron den Gleichschritt ...eins zwo drei vier, eins zwo drei vier... unverkennbar mit Bayerischem Akzent. Francobavarier, also, diese Legionäre... sozusagen. usw. usw. ....möge der Ruf des Muhezzin mein Gefasel bedecken und die samtenen Schwingen gnädigen Schweigens weitere harsche Unbill verdunkeln. Assalam... habibi, assalam.

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