"...von diesem Tage an gehört ihr dem Führer," in: Der Unhold - Porträt Rauffeisen (Heino Ferch) Teil 3
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"...von diesem Tage an gehört ihr dem Führer," in: Der Unhold - Porträt Rauffeisen (Heino Ferch) Teil 3
Text: ignazwrobel
Bilder zum Film
Szene 5:
Der Hitlerdolch
Nachts, großer Aufmarsch, alle Napola-Jungmannen im Hof.
Größenwahnsinnige Fackelinszenierung, Bühne, Mikrophon, aus Lautsprechern hallende Rede. Rauffeisen spricht, die klassische Nazi-Masseninszenierung, jedes Wort knallt in Überlautstärke über den Burghof.
Wir hören
...um an vorderster Front gegen den Feind zu kämpfen, Jugend steht an der vordersten Front unserer Bewegung..
Jugend ist die wahre Seele unseres Widerstands, wie eure Vorfahren die Helden des Deutschritterordens werdet ihr die asiatischen Horden an der Grenze des Reichs schlagen.
(Kommentar: Nein, das ist kein Playstation Spiel, die Kinder hören gerade, dass sie an der Ostfront verheizt werden sollen.)
Ihr habt die Ehre und das grosse schicksalhafte Glück schon bald an die Ostfront ziehen zu dürfen und in Euren Händen werdet ihr uns den Sieg bringen.
(Kommentar: sie werden nichts bringen, von 5 Millionen Menschen kamen schlussendlich 6000 Personen von der Ostfront zurück, alle anderen tot.)
Meine Jungen Helden hört mir gut zu: Vom heutigen Tage an habt ihr keine Mutter keinen Vater und keine Familie mehr, von diesem Tage an gehört ihr dem Führer, ihm werdet ihr heute geschenkt, (dieser Text ist historisch belegt)
Skandierend in Ruf und Gegenruf mit ausgestrecktem Arm dreimal eingeschworen auf das verfluchte siegheil.
Die Kamera fährt über die Reihen der jungen Männer.
Die stehen dicht an dicht, alle mit erhobenem Arm, lassen sich mitreissen von der gehirnwaschenden Inszenierung.
Posaunentusch nach Posaunentusch, Rauffeisen schreitet im Stechschritt durch die Reihen mit erhobenem Arm, der Rassenarzt direkt hinter ihm.
Totale, die das Ganze noch einmal zeigt.
Rauffeisen kommandiert:
Rührt euch - Stillgestanden - Ganze Abteilung kehrt:
der blonde Junge wird jetzt – exemplarisch – initiiert, in den inner circle aufgenommen. (Wenn er ganz drin ist, darf er für den Führer sterben.)
Hiermit nehme ich dich in die Riege der Jungmannen auf und weihe dir diesen Dolch.
Rauffeisen Nahaufnahme :
Er lächelt den Jungen freundlich und stolz an.
Die Situation findet er erhebend.
Schnitt.
Abel kümmert sich einstweilen auf einer ganz anderen Ebene um den Knaben, er zieht ihm den Strumpf hoch, damit er schön korrekt aussieht.
Als Rauffeisen dem Knaben seinen Hitlerdolch mit feierlicher Geste übergibt, schaut er ihn aus tiefleuchtend stolz freundlichen Augen an.
Frappant, wirklich grossartig gemacht, das Close Up auf Rauffeisens Gesicht, dann auf das des Knaben - die völlige Identität von Farbe Glanz und Form der Augen von Mann und Knabe, beide dazu hellhäutig und blond.
Dass der Mann sich hier in der Identifikation mit dem Kind wahrscheinlich gerade quasi in Rückblende sich selbst noch einmal als Knaben sieht, scheint klar auf der Hand.
Schnitt.
Wehrübung, die Jungmannen werden von Rauffeisen mit Pappmachepanzern im Kampf gegen Panzer ausgebildet.
Eine Ordonnanz bringt die Nachricht vom Anschlag gegen Hitler.
Rauffeisen regt sich jetzt zum ersten Mal wirklich auf. Die Lippen ein schmaler Strich, abgesunkene Mundwinkel, die Haltung sinkt zusammen, er blickt zur Seite.
Verräter, entsetzlich,
-mit vor Wut rau belegter Stimme.-
Eine Bombe auf den Führer.
Sekunden danach wird der blonde Junge, der gerade am Abend zuvor initiiert worden war, von einem Feuerstoss schwer verbrannt. Abel kümmert sich um das Kind, Rauffeisen sorgt für den Sanitäter.
Rauffeisens überlegene Ausstrahlung bekommt jetzt die ersten Kratzer, er greift zwar sofort ein, dennoch ist Panik zu sehen.
Der Knabe stirbt bald darauf an seinen schweren Verbrennungen.
„Jetzt fasst er mich an...“
sagt das Kind (Erlkönig hat mir ein Leids getan....................Erlkönig ist das ganze Regime - oder Rauffeisen, er ist verantwortlich)
Schnitt.
Die der Glücksumschwung ist da, die Katastrophe beginnt.
Der Blick des Zuschauers weicht von der Nah- in die Fernsicht.
Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht!
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.
Du liebes Kind, komm geh' mit mir!
Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
In dürren Blättern säuselt der Wind.
Willst feiner Knabe du mit mir geh'n?
Meine Töchter sollen dich warten schön,
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh'es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.
Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an,
Erlkönig hat mir ein Leids getan.
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not,
In seinen Armen das Kind war tot.
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